„Die können sich nicht einmal eine Taschentuchpackung kaufen“ staunt eine Teilnehmerin und fährt fort „einfach nur im Vertrauen auf Gott von Spenden zu leben, das finde ich echt toll“. Gerade kommt die Gruppe aus einem Gespräch mit Schwester Franziska.
Mit freudigem Temperament erzählte die Äbtissin vom Kloster der Ewigen Anbetung von ihrem Klosteralltag. Als Bettelorden leben die Schwestern bis heute nach dem Vorbild der Heiligen Clara von Assisi nur von dem, was sie von den Menschen geschenkt bekommen. „Bis jetzt hat es immer gut geklappt. Und sie sehen, ich bin nicht abgemagert.“ Alle müssen lachen. Tatsächlich hat es im Laufe der Zeit einige Anpassungen geben müssen. Früher wurden die Schwestern von gläubigen Ärzten oder im katholischen Krankenhaus kostenlos behandelt. „Heute zahlen wir jeden Monat für die Krankenversicherung. Das ist schon ein Batzen Geld. Aber das klappt.“
Die Schwestern des Klosters der ewigen Anbetung leben mitten in der Innenstadt von Mainz. Das Kloster ist von außen in den Häuserzeilen als solches so gut wie nicht zu erkennen. Am Ende des 2. Weltkrieges wurde das Kloster getroffen, fast alle Schwestern starben bei dem Angriff. Die mittlerweile 100 Jahre alte Schwester Maria Angelina trat direkt nach diesem schlimmen Ereignis in das Kloster ein und half den drei überlebenden Ordensfrauen des vorigen Konventes das Kloster wiederaufzubauen. Heute leben acht Schwestern im Kloster.
„Ist es nicht wie in einem Gefängnis, immer nur hinter den Klostermauern zu leben?“ will jemand wissen. „Eigentlich nicht. Wir haben es uns ausgesucht und ich kann von jeder Schwester sagen, dass sie sehr glücklich ist.“ Sagt Schwester Franziska und gesteht sogleich, letztens, als sie eine Karte von einer Freundin aus den Bergen bekam, da hatte sie schon etwas Sehnsucht, in die Berge zu fahren. „Aber die Frage ist ja, was ist mir wichtiger? Es geht ja nicht immer alles, das kennen Sie sicher. Und das Kloster hier, ist mir doch dann einfach das Allerwichtigste. Hier bin ich glücklich.“
Gestartet hatte der Gemeindeausflug unter dem Mainzer Doms. Domkapitular Franz-Rudolf Weinert begrüßte die Gruppe im Dunkeln der Nassauer Kapelle, wo sich auch ein „Jesusgrab“ befindet. Mit Taschenlampen ist eine kleine Treppe zu erkennen. Sie bildet den Eingang der Fundamentgänge des Doms. Wasser schwappt auf die Stufen. „Ursprünglich führte der Rhein direkt am Dom vorbei.“ erzählt Weinert. Daher wurden große Eichenstämmen in den sandigen Untergrund getrieben, auf denen das große Bauerwerk errichtet werden konnte. Als später der Rhein begradigt wurde, fielen die Stämme allerdings trocken und vermoderten. Der Dom geriet in Schräglage und drohte einzustürzen. „Aber man hat den Dom gerettet“ freut sich Weinert. Fachleute haben die Eichenstämme einem nach dem anderen herausgenommen und durch Betonstützen ersetzt. Das sei eine schwierige Arbeit gewesen. Auch der Grundwasserspiegel wurde so angehoben, dass der Untergrund wieder stabil ist und der Dom heute einen guten Stand hat.
Nach dem Beginn am Tiefsten Punkt des Domes stehen die Kinder mit leuchtenden Augen vor einem goldenen Schrein in der Ostkrypta. Er ist mit zahlreichen Figuren geschmückt. Weinert führt die Kinder um den Schrein herum erzählt von den verschiedenen Mainzer Bischöfen, die hier dargestellt sind. Nach einem Abstecher in die Memorienkapelle, hinter der früher die Domschule gelegen hat, in der die Knaben das Lesen lernten, ging es zur Sakristei.
Direkt vor der Sakristei hält Domkapitular Weinert an einem riesengroßen verzierten Trog, was sich als Taufbecken herausstellt. „Ich hatte bereits die Freude, jemanden hier Taufen zu dürfen.“ Erzählt er. „Er Stand bis zum Bauchnabel im Wasser.“ Es sei üblich gewesen, dass die Menschen in diesem Becken zur Taufe untergetaucht wären. „Das war ein besonderes Erlebnis.“ schwärmt Weinert.
In der Sakristei gibt es für jeden Priester, die um den Bischof herum sind, einen eigenen Platz. Als Weinert einen Schrank mit besonderen Messgewändern öffnet, werden viele Smartphones gezückt. In allen Farben, sogar ganz modern lila und rot gemischt, sind Gewänder kunstvoll gestaltet. „In den einfachen Stickereien sind Szenen der Mainzer Kirchengeschichte zu erkennen.“ Erzählt er. Besondere Aufmerksamkeit findet ein Gewand, auf dem ein brennendes Rad zu sehen ist. „Dieses Gewand wird nur einmal im Jahr getragen und zwar im Kloster der ewigen Anbetung.“ Es erinnere an die Bombardierung Mainz im 2. Weltkrieg, bei dem 40 Schwestern vom Kloster der Ewigen Anbetung zu Tode gekommen sind. Die Schwestern seien nicht durch den Einsturz des Gebäudes gestorben, sondern durch die Gase. Als der Keller an den nächsten Tagen freigelegt worden sei, habe man die Schwestern vorgefunden, wie sie sich umarmend festhielten und in Gebetshaltungen.
Dann ging es in Himmelsgasse. An ihrem Ende steht aber nicht Petrus, sondern unser Kaplan Jens Ginkel, der die Gruppe ins Priesterseminar einlässt. Als erster Punkt steht hier eine ordentliche Mittagspause auf dem Programm, mit leckeren Brötchen, Brezeln, Getränken und Kaffee. Dabei dürfen wir im Biborium sitzen, die Kneipe der Seminaristen. Gut gestärkt geht es in die Aula des Priesterseminars. Hier sind Tische aufgebaut, zahlreiche Materialien liegen bereit. Ginkel erläutert, dass das Seminar auch als Bildungshaus des Bistums genutzt werde. Heute sei eine Tagung zur Kirchenmusik hier, die gerade in der Pause ist. Als wir weitergehen, kommen uns tatsächlich die Tagungsgäste entgegen.
Weiter geht es in den Kreuzgang. Er verbindet die verschiedenen Orte des Seminars: Kirche, Wohnräume, Gemeinschaftsräume, Ausbildungsräume und die Pforte. „Die Pforte ist ein heimlicher Treffpunkt“ verrät Kaplan Ginkel. Hier werden die neusten Informationen ausgetauscht und es sei für einen auch ein Offenes Ohr da, wenn man Mal etwas rauslassen müsse. Heute treffen sich die Seminaristen jeden Tag zum Abendgebet im Kreuzgang. Das geht auf eine alte Tradition zurück. Ursprünglich sei das Gebäude nämlich ein Augustinerkloster gewesen und die Mönche sind im Kreuzgang während des Gebetes herumgelaufen. In der Mitte gibt es einen kleinen Garten, wo sich so mancher zum Beten ins Grüne gesetzt hat, sodass es heute Breviergärtchen heißt.
Ein weiterer Höhepunkt bildete der Besuch der Seminarkirche, auch Augustinerkirche genannt. Sie ist eine der am schmuckvollsten ausgestatteten Kirchen des Bistums berichtet Ginkel. Der prunkvolle Hochaltar zur Göttlichen Dreieinigkeit, der nochmals gekrönt ist. „Die Krone könnte ein Motiv sein, das der jüdischen Mystik entstammt. Dort wird der höchste Aspekt der Gottheit manchmal als Krone bezeichnet.“ erläutert Ginkel. Geschmückt ist die Kirche mit vielen Seitenaltären und Bildprogrammen an Wänden und Decke, direkt über den Gläubigen ist der offene Himmel dargestellt. „Hier habe ich viel über den Gottesdienst gelernt.“ Jens Ginkel sei in der Seminarszeit für die Sakristei zuständig gewesen und habe die Gottesdienste mit vorbereitet.
Zum Abschluss geht es in die Bonifatiuskapelle, die unter dem damaligen Regens und heutigen paderbornder Erzbischof Udo Bentz als orientierte Versammlung gestaltet wurde. Jens Ginkel lacht „Die Kapelle hat es tatsächlich als Entwurf moderner Gottesdienstversammlung in die Lehrbücher geschafft“. Der Priester sitzt hier mit den Gläubigen um Altar und Ambo, die als Tisch des Brotes und Tisch des Wortes zwei Zentren der Gegenwart Gottes bilden, die zugleich verbunden sind.
Der Weg zum Kloster der ewigen Anbetung wurde der Gruppe mit einem Eis versüßt… die Sonne strahlt am Himmel, aber es ist nicht zu heiß. Die Straßen der Mainzer Altstadt sind voll von Menschen – an Markttagen normal, wie uns ein Einheimischer erzählte.
Die ersten Eintreffenden der Gruppe am Morgen hatten auch Bischof Kohlgraf getroffen, der gerade auf dem Weg zum Einkauf auf dem Markt war und sich über den Besuch aus St. Elisabeth gefreut hatte.
Jetzt, am Ende des Tages ist die Stimmung freudig und gelöst. „Die Gemeinschaft hat mir sehr gut gefallen. Alle waren bei der Sache – auch die Kinder.“ freut sich eine Besucherin. Eine andere ergänzt: „Nach diesem Erfolg könnten wir doch nächstes Jahr eine größere Fahrt wagen z.B. auf den Spuren der Heiligen Elisabeth.“
Nach diesem eindrucksvollen Tag teilen sich die Wege, um die Heimfahrt anzutreten. Alle..? Nein! Vier ganz neugierige bleiben zusammen mit Kaplan Jens Ginkel bis in den Abend hinein in Mainz und besuchen das Nightfever in der Augustinerkirche. Am späten Abend sitzen dann auch sie im Zug zurück nach Darmstadt – und nach einem halbstündigen „unplanmäßigen Stopp“ kurz vor Darmstadt, können sie erschöpft aber glücklich und zufrieden in Darmstadt heimkehren.