Schmuckband Kreuzgang

Herzensbildung

Ein weihnachtliches Bild haben wir als Schmuckbild für das diesjährige Weihnachts-Kercheblättche ausgesucht. Aber eines, das einen anderen Akzent setzt. Das Kind und die Krippe fehlen. Das Bild von Edith Hemberger greift nichtsdestotrotz ein weihnachtliches Geschehen auf:

KB 2 2023 (c) Pastoralraum Heusenstamm-Dietzenbach
KB 2 2023
Datum:
Di. 2. Jan. 2024
Von:
Helena Doetsch

Die Hirten berichten davon, dass ihnen Engel erschienen sind. Engel, die davon singen, dass in dem Kind, das geboren wird, Gott die Ehre und den Menschen Frieden gegeben ist. Ganz aufgeregt erzählen sie. Die Erscheinung der Engel. Deren Botschaft. Der Aufbruch zum Stall. Sie berichten es Maria, als sie in Bethlehem ankommen. Von ihr heißt es im Lukasevangelium ganz lapidar: „Maria bewahrte alles, was geschehen war in ihrem Herzen und dachte darüber nach“.

Edith Hemberger schreibt in einer Betrachtung zu ihrem Bild:

Wir kennen solche Ereignisse, die zu wenig Raum für zu viel Inhalt haben: Besondere Begegnungen, eine Reise, ein Fest, die Geburt eines Kindes oder der Verlust eines geliebten Menschen. – Der Verstand reicht nicht aus, um Worte und Eindrücke zu einem Ganzen zusammenzufügen. Dann braucht es ein weites, helles Herz, um Geschehenes zu bewahren. Um später, wenn die Zeit gekommen ist, das Göttliche dieser Momente zu erkennen, ihnen nachzuspüren und sich dankbar von ihnen erfüllen zu lassen.“

Im Bild ist das Herz der Gottesmutter zentral und leuchtend. Darin konnte sie Wichtiges schützen und bewahren. Wir leben heute in einer extrem schnelllebigen Zeit. Da geht Wichtiges schnell verloren. Menschen, Ideale, Werte, Traditionen, Glaube. Aber das alles gehört zur Herzensbildung. Sie macht uns menschlich, liebevoll und empathisch. Diese Herzensbildung wird leider von keiner Pisastudie erfasst. Oft merken wir erst wie wichtig sie ist, wenn wir sie verloren haben.

Vor allem gehört Gott in unser Herz. Maria hat das ewige Wort des Vaters, das Mensch werden sollte, neun Monate „unter ihrem Herzen“ getragen.

Wir feiern Weihnachten. Ein herzloses Weihnachten wäre ein Widerspruch in sich. Wenn das Zentrale, das „Herz“ von allem, fehlen würde: Jesus, der Sohn Gottes, der aus Maria geboren wird. Ein Widerspruch in sich wäre es aber auch, wenn wir das bloß zur Kenntnis nehmen würden. Ohne Liebe, ohne Staunen, ohne Anbetung. Herzlos eben.

In einem unserer schönsten Weihnachtslieder von Paul Gerhard heißt es: „Ich steh an Deiner Krippe hier, o Jesu, du mein Leben. /Ich komme, bring und schenke dir, was du mir hast gegeben. / Nimm hin, es ist mein Geist und Sinn. Herz, Seel und Mut, nimm alles hin und lass dir`s wohlgefallen.“

Ich wünsche Ihnen von Herzen frohe Weihnachten!

Pfarrer Martin Weber