Predigt zum 20. Sonntag im Jahreskreis B am 18. August 2024 von Fr. Sudhakar Reddimasu
Erste Lesung: Buch der Sprichwörter 9,1-6
Evangelium: Johannes 6,51-58
Download: 2024_Predigt_ 20. Sonntag im KJB, Sudhakar Reddimasu
Liebe Schwestern und Brüder!
Die geheimnisvolle Frau Weisheit in der ersten Lesung tritt uns als Gastgeberin entgegen. Da ist ein Haus, fertig gebaut, schön anzuschauen. Der Eingang mit sieben Säulen. Ein Beispiel für Harmonie. Etwas Vollkommenes. Drinnen ist alles gerüstet für ein großes Fest. Das Fleisch ist gebraten, der Wein bereitet, die Tische gedeckt. Die Dienstboten sind ausgeschwärmt.
Kommt, ihr seid eingeladen! Denkt nicht, ihr müsstet Vorbedingungen erfüllen. Ihr braucht nicht schlau sein. Ihr müsst nicht reich sein. Ihr müsst nicht mal verstehen, worum es geht.
Es reicht, wenn ihr herkommt, hereinkommt, euch hinsetzt und teilhabt am Fest. Leben gibt es hier, Leben in Fülle.
So sieht es aus, wenn die Weisheit einlädt.
Man muss nur wenige Sätze weiterlesen, um eine erstaunliche Entdeckung zu machen. Da wird von einem anderen Haus erzählt. Auch hier werden die Vorbeigehenden eingeladen.
Allerdings sitzt hier vor dem Haus „Frau Torheit, ein unbändiges Weib, verführerisch, die nichts weiß von Scham“.
Sie hat es auf die Unentschlossenen und Wankelmütigen abgesehen. „Gestohlenes Wasser ist süß“, ruft sie, und „heimlich gebackenes Brot schmeckt fein“.
Doch in diesem Haus der Torheit wohnen nur Schatten, ihre Gäste hausen in der Tiefe des Todes.
Liebe Schwestern und Brüder! Die Weisheit der hebräischen Bibel arbeitet gern mit solchen Gegensätzen: Du hast die Wahl. Ich zeige dir aber auch die Konsequenzen.
Wie bei den 10 Geboten (Freiheit, pass auf, sie ist in Gefahr! Aber es liegt an Dir!) Wie auch immer deine Entscheidung ausfällt, du kennst die Konsequenzen.
Im Sinne der Frau Weisheit sagt auch Jesus:
Kommt, ihr seid eingeladen! Ohne jede Vorbedingung!
Leben gibt es hier, Leben in Fülle.
Ich bin das wahre Brot des Lebens, esst und trinkt.
In der Bibel berichten alle Evangelisten davon, dass Jesus seinen Jüngern Brot und Wein als seinen Leib und sein Blut zu essen und zu trinken gibt.
Was damals geschehen ist, hat sich zum Zentrum unserer katholischen Liturgie, der heutigen Mess-Feier, entwickelt. Im Mittelpunkt stehen dabei die Worte Jesu beim letzten Abendmahl: „Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird. Tut dies zu meinem Gedächtnis!
Ebenso nahm er nach dem Mahl den Kelch und sagte: Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird.“ (Lk 22,19-20)
Auch Johannes berichtet diese Worte Jesu, die wir in den letzten vier Sonntagen gehört haben. Allerdings in einem ganz anderen Kontext, in der Synagoge von Kafarnaum und in der Auseinandersetzung mit denen, die ihn erst bejubelten und dann gegen ihn murrten.
In der heutigen Textpassage fordert er die Menschen heraus: „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben.“
Damit provoziert er natürlich Widerstand und Konflikte in der Menge. Es ist eine Aussage, die viel Sprengstoff in sich birgt.
Das Fleisch-Wort und das Blut-Wort sind unerträglich für die Zuhörer Jesu. Das Buch Levitikus verlangt für den Genuss des Blutes sogar die Todesstrafe! Die Provokation der Worte im Johannesevangelium, „menschliches Fleisch kauen“ und „menschliches Blut trinken“ ist so gewaltig, dass sie bis zum heutigen Tag nachklingt.
In der hebräischen Bibel werden Blut und Leben miteinander identifiziert; wie das Leben ist das Blut ausschließliches Eigentum Gottes. Blutvergießen ist gleichbedeutend mit gewaltsamem Tod. Der Herr über Leben und Tod ist Gott. Wenn wir in den Wandlungsworten sprechen: Das ist mein Blut, dann heißt das: Das ist Leben, und zwar göttliches Leben, ewiges Leben. Viele kennen diese biblische Bildsprache nicht mehr und assoziieren mit Blut nur noch Blutvergießen, Gewalt und Mord.
Der Begriff „Fleisch“ erinnert an den Johannesprolog: „Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.“ Fleischwerdung ist Menschwerdung!
Bischof Kamphaus sagte einmal in einer Weihnachtspredigt: Mach es wie Gott, werde Mensch! Jesus gibt uns sein Fleisch, sich selbst als die göttliche Menschwerdung! Damit verbindet er uns mit dem Vater und mit sich selbst und diese Verbindung bewirkt das göttliche, unzerstörbare, ewige Leben.
„Der Gläubige geht in die Kirche, um andere Welten zu berühren.“ Schrieb einmal der russische Dichter Dostojewski.
Im Evangelium lässt Jesus die Menschen diese andere Welt berühren, wenn er sagt: „Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist“.
Es gibt heute viele Religionen, Gemeinschaften, Initiativen und Institutionen, die den Menschen bei ihrer Suche nach Sinn und Halt Hilfe versprechen und anbieten.
Wir Katholiken haben in der Feier der Eucharistie eine unglaubliche Antwort, eine heilende, aufbauende Medizin: das Brot des Lebens.
Das ist eben nicht nur eine schöne liturgische Feier, (nach mehr oder weniger strengen rituellen Vorgaben und Abläufen) oder das überbetonte Erleben von Gemeinschaft oder nur ein gesegnetes Stück Brot, das seinen Sinn im Symbol des Teilens erfährt. Es ist tatsächlich das Lebensbrot, in dem Gott selbst mit uns sich vereint.
An diesem Geschenk, an diesem Geheimnis wird sich die Zukunft der Kirche und unser eigenes Leben als Christen entscheiden, so wie Jesus sagt: Ich bin dein Leben, ich bin deine Hilfe, die du für das Gelingen deines Lebens brauchst. Du musst nicht viel tun, nur deine Hände, deinen Mund, dein Herz öffnen und mich im Brot des Lebens essen. Es liegt an uns, ob wir seiner Einladung folgen wollen.
Predigt von Fr. Sudhakar Reddimasu zum 18. Sonntag Jahreskreis B, 04.08.2024
Downlaod: 2024_08_04_Predigt_Fr_Sudhakar_Reddimasu