Schmuckband Kreuzgang

Mehr als ein Name für die neue Pfarrei:

Heilige Katharina von Siena

250px-St_Catherine._San_Domenico (c) Fresko von Andrea Vanni, 14. Jhd., Internet gemeinfrei
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Datum:
Di. 20. Mai 2025
Von:
Stephan Bedel/HD

Die Pastoralraumkonferenz hat gewählt, der Bischof hat es bestätigt:

Pfarrei Heilige Katharina von Siena Heusenstamm-Dietzenbach

wird der Name der neuen Pfarrei sein.
Katharina gilt als eine der großen heiligen Frauen der katholischen Kirche, ist Teil der Allerheiligenlitanei, trägt den Titel Kirchenlehrerin und ist mit Brigitta von Schweden und Edith Stein Patronin Europas. Wer aber war diese Frau?

Geboren wurde Katharina 1347 in Siena als zweitjüngstes von 25 Kindern. Schon im Kindheits- und Jugendalter hatte sie eine besonders intensive mystische Gottesbeziehung. Mystik ist der Weg der inneren Gotteserfahrung ohne äußerliche Sinneserfahrung. Ein Weg der Gotteserfahrung in der Mystik sind innere Visionen. Solche Erfahrungen prägen ihr ganzes Leben und festigen ihren persönlichen Glauben aber auch ihre Anziehungskraft als geistliche Begleiterin und Ratgeberin. Unzählige Menschen aus allen gesellschaftlichen Schichten bis hin zu Kirchenfürsten suchen ihren geistlichen Rat. Ihre öffentlichen Reden, aber auch ihre geistlichen Briefe erleben die Zeitgenossen als inspirierend. Natürlich sind ihre mystischen Glaubenserfahrungen in der Sprache und dem Denken ihrer Zeit verhaftet, deshalb sind sie nicht immer für heutige Menschen direkt verständlich.

Eine zweite Seite ist ihre Zuwendung zu den Armen, Kranken und Bedürftigen. Unermüdlich widmet sie sich, nachdem sie im Alter von 16 Jahren in den Laienzweig des Dominikanerordens eingetreten ist, den Kranken und Notleidenden in den sienesischen Krankenhäusern und darüber hinaus. Auf diese Weise wird ihr ganzes Leben lang ihre innere Gottesbeziehung im Handeln praktisch.

Je älter sie wird, um so mehr erweitert sie ihr Wirken auf politische und kirchenpolitische Fragen. Sie setzt sich für den Friedensschluss zwischen dem Papst und der Stadt Florenz ein, reist nach Avignon und bewegt Papst Gregor XI. zur Rückkehr nach Rom. Sie kämpft für die Einheit und eine Erneuerung der Kirche. Dabei ist ihr die Glaubenserneuerung des Klerus besonders wichtig. Man setzt sich bis in die höchsten Ebenen mit ihr auseinander. Insgesamt 14 ihrer 381erhaltenen Briefe sind an Päpste geschrieben.

1375 erhält sie in Pisa die Wundmale Christi, die Stigmata. Die letzten zwei Lebensjahre verbringt sie in Rom, wo sie sich weiter für die Einheit der Kirche und die Kirchenreform einsetzt. Dort stirbt sie am 29.04.1380 und wird später in der Kirche S. Maria sopra Minerva in der Nähe des Pantheons beigesetzt. Dieser Tag ist auch Ihr Gedenktag und das Patrozinium der neuen Pfarrei. 1461 wird sie heiliggesprochen, 1939 Patronin Italiens, 1970 Kirchenlehrerin, 1999 Patronin Europas.

Die heilige Katharina von Siena ist mehr als ein Name für die neue Pfarrei: Der Name verweist auf eine eindrucksvolle und bedeutende Frau im männerdominierten ausgehenden Mittelalter. Ihre intensive Gottesbeziehung, ihre praktische Zuwendung zu den Bedürftigen und Schwachen aber auch ihr Einsatz für Frieden, Gerechtigkeit und die Einheit und eine Erneuerung der Kirche kann für die neue Pfarrei ein Programm sein.

Stephan Bedel