Schmuckband Kreuzgang

Mitteilungen vom 1.10.-29.10.2023

"Betreutes Denken" Wort von Pfarrer Weber in den Mitteilungen - Wir sind eine freie Gesellschaft und doch hat man den Eindruck...

Mitteilungen (c) Pastoralraum Heusenstamm-Dietzenbach
Mitteilungen
Datum:
So. 8. Okt. 2023
Von:
Helena Doetsch

"Wir sind eine freie Gesellschaft und doch hat man den Eindruck: Bei manchen Themen wird man an eine unsichtbare Hand genommen und eine leise Stimme sagte einem: Pass auf! Bis hierhin und nicht weiter! Sonst gehörst du nicht mehr dazu!
Mir fällt zum Beispiel das Einheitliche im öffentlichen Sprechen über den Ukrainekrieg auf. Ganz klar: Ein Angriffskrieg. Ein Überfall. Menschen verteidigen sich und brauchen dazu Waffen. Aber auch ein Stellvertreterkrieg um Einfluss und Interessen. Und ein glänzendes Geschäft für die Rüstungsindustrie. Menschen sterben und man hat den Eindruck, dass dieser Krieg noch lange weitergehen wird. Das ist schrecklich. Doch jeder, der auch nur
von Verhandlungen oder gar einem Waffenstillstand spricht oder gar fordert, wird als Narr oder noch schlimmer als Handlanger Moskaus vorgeführt. Und die Grünen – und nicht nur sie – träumen von einem Sieg. Über etwas anderes auch nur nachzudenken geht scheinbar nicht.
Das andere Megathema ist die Migration. Aussprechen, dass jedes Land und Gemeinwesen Grenzen, Kontrolle, Sicherheit braucht, gilt als „unfein“. Auszusprechen oder darüber nachzudenken, dass nicht alle Formen von Einwanderung eine „Bereicherung“ für unser Land sind, ist schon eine Grenzverletzung. Lange hat man sich in dem angenehmen Gefühl gewogen, dass „wir“ eben doch moralischer und besser seien als de Rest Europas.
Langsam weicht diese Illusion angesichts der immer bedrängender werdenden Fakten.
Eine dritte Beobachtung, ausgehend von einem Ereignis, das viele wohl gar nicht auf dem Schirm haben, das aber irgendwie symptomatisch ist. Am vorletzten Wochenende waren in Köln und Berlin die „Märsche für das Leben“. Es geht da besonders um den Schutz des ungeborenen Lebens und gegen Abtreibung. Die Taktik der Gegendemonstranten und die öffentliche Reaktion der Oberbürgermeisterin von Köln: Ihr macht mit den Rechten
gemeinsame Sache. Die sind da mit dabei. Und positioniert sich nicht auch die AFD gegen Abtreibung. So werden alle politischen Debatten vermint: „Das ist rechts“ und im Zweifelsfall sind Leute, die Positionen denken oder vertreten, die nicht Mainstream sind, „Nazis“. Das würde in unserem Fall heißen: Ihr dürft gar nicht für den Schutz des ungeborenen Lebens eintreten. Weil das andere, die wir ablehnen, auch tun. Wie aberwitzig ist das?
Martin Luther spricht in einem schönen Wort von der „Freiheit eines Christenmenschen“. Diese Freiheit im Denken und Reden sollten wir uns nicht nehmen lassen. Auch wenn es zuweilen Mut erfordert. Das bedeutet nicht verantwortungslos zu sein, Worte nicht abzuwägen. Und es bedeutet auch nicht immer recht zu haben. Aber nur mit dem freien Denken und Reden bewegt sich etwas."
Martin Weber, Pfr.

Download der Informationen aus den Mitteilungen:

Mitteilungen12/2023

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