Schmuckband Kreuzgang

"Unser Kercheblättche" 17.02.-17.03.2024

"Exerzitien", Impuls von Pfarrer Weber und Mitteilungen aus dem Pastoralraum

Mitteilungen aus dem pastoralen Raum (c) Pastoralraum Heusenstamm-Dietzenbach
Mitteilungen aus dem pastoralen Raum
Datum:
Mo. 26. Feb. 2024
Von:
Helena Doetsch

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bitte beachten: Die Fastenandacht am 4. März ist nicht in Mariä Opferung, Rembrücken, sondern in Sankt Martin, Dietzenbach!

Exerzitien

Vielleicht hat der eine oder andere dieses Wort schon gehört. Und hat so seine Vorstellungen. In ein Kloster gehen, an einen abgeschiedenen Ort, ein paar Tage besonders fromm zu sein. Sozusagen eine geistliche, spirituelle Auszeit. Besinnungstage, Rüsttage.

Es lohnt sich aber einmal die schlichte Wortbedeutung anzuschauen. Exerzitien heißt übersetzt Übungen. Vor einigen Jahren schon schrieb Peter Sloterdijk ein Buch mit dem Titel: „Du musst dein Leben ändern“. Dieser Imperativ stammt aus einem Gedicht von Rainer Maria Rilke. „Du musst dein Leben ändern“ heißt für ihn nicht: Auszuwandern und alle Zelte abzubrechen. Seine Frau und Familie zu verlassen, um andere Ufer zu betreten. Sich neu zu erfinden und Facebook tauglich zu präsentieren. Sondern zu erkennen, dass der Mensch ein lebenslang Übender ist. Das setzt voraus, dass er sich nicht einrichtet im Land der Gewöhnung und Gewöhnlichkeit. Sondern dass da dieser Stachel ist: „Du musst dein Leben ändern“. Das motiviert ihn, über sich hinauszugehen und zu vervollkommnen. „Vertikalspannung“ nennt Sloterdijk diese Tendenz und für ihn ist der Mensch immer ein „Übender“.

Wir gehen in die vierzig Tage der Fastenzeit hinein. Man hat diese Zeit einmal die Exerzitien des Gottesvolkes genannt. Die Zahl 40 hat eine symbolische Bedeutung. Sie weist hin auf die 40 Jahre, die das Volk Israel unterwegs ist, bevor es in das Gelobte Land hineinzieht.

Oder die 40 Tage, in denen Jesus in der Wüste ist, einsam, ohne Essen und Trinken, und in aller Anfechtung durch das Böse sich dafür entscheidet, seiner Berufung treu zu sein.

Auch als Christen sind wir Übende. Wer einfach nur stehenbleibt und sich ausruht, wird nicht wachsen, vielmehr innerlich leer werden, absterben. Auch uns ist gesagt: „Du musst dein Leben ändern“. Programmatisch klingt das an in dem Wort Jesu: „Kehrt um und glaubt an das Evangelium“. Die Fastenzeit nennt uns drei große Übungsfelder, wo dieses Wort in unserem Leben konkret werden kann: Im Fasten, in der Hinwendung zu unserem Nächsten, im Beten. Das klingt bieder, weil uns diese Worte vertraut und dadurch verharmlost sind. Fasten aber bedeutet Selbstüberwindung, Einschränkung, Überwindung. Hinwendung zum Nächsten den vermaledeiten Egoismus zu überwinden, der uns bis in alle Poren hinein imprägniert: „Ich, ich, ich……“ Und Beten ist das Abenteuer des Vertrauens, der Hingabe. Das aber beginnt mit immer neuen Anläufen.

Ich wünsche Ihnen gute, fastenzeitliche Exerzitien. Einige Hilfen und Angebote dazu gibt es in diesem Kirchenblatt. Aber das Entscheidende ist die Einstellung: „Kehrt um und glaubt an das Evangelium“.

Martin Weber, Leitender Pfarrer

Gottesdienste im Pastoralraum: Gottesdienste im Pastoralraum Heusenstamm-Dietzenbach