Am rechten Mainufer gelegen, kurz bevor der Main in den Rhein mündet, ist die Kirche St. Kilian ein besonderes Wahrzeichen Kostheims - und dies seit langer Zeit. (Die heutige Kilianskirche ist die fünfte an dieser Stelle. Immer wieder wurden die Gotteshäuser durch Kriege zerstört).
Die Vorgängerin der jetzigen Kirche galt als schönste Barockkirche am Untermain. Nachdem dieses bauhistorische Kleinod am Ende des 18. Jahrhunderts in den Wirren der napoleonischen Kriege zerstört worden war, wurde an der gleichen Stelle im Jahre 1836 die neue, heutige Kirche errichtet.
Die rasch wachsende Gemeinde machte es notwendig, dass im Jahre 1894/95 noch ein Seitenschiff - dem Hl. Herzen Jesu geweiht - an das Hauptschiff angebaut wurde.
Wenn diese Kirche in ihrem Baustil auch viel schlichter ist als ihre Vorgängerin, so haben die Kostheimer ihr Gotteshaus doch sehr lieb gewonnen.
Im Laufe der Zeit wurden die Figuren der verschiedenen Heiligen angefertigt:
vom Schutzpatron: Hl. Kilian und der besonders verehrten: Hl. Elisabeth,
der Herz-Jesu-Statue (mit der Aufschrift: Den heiligsten Herzen Jesu und Mariä sei Ruhm und Ehre),
links vom Hauptaltar - der Muttergottesaltar:
Mit der Darstellung der Aufnahme Marias in den Himmel, darunter die Apostel am leeren Grab Mariens. (Die Figur ganz rechts trägt die Gesichtszüge des damaligen Pfarrers Vormwald.)
rechts vom Hauptaltar - der Josefsaltar, und darunter eine Szene von Josef aus Ägypten
Maria und Johannes unter dem Kreuz (um 1680 entstanden) sind in der Apsis des Hauptschiffs zu sehen.
In den zurückliegenden 175 Jahren ihres Bestehens haben die Gläubigen zusammen mit ihren jeweiligen Pfarrern an der Kirche gearbeitet und sie ausgestaltet.
Zerstörungen - etwa im zweiten Weltkrieg, oder ein verändertes Verständnis der Liturgie (nach dem II. Vatikanischen Konzil) ließen das Innere der Kirche jeweils ein etwas anderes Gesicht gewinnen.
Bei der infolge Verwitterungserscheinungen notwendig gewordenen Renovation im Jahr 1984 hatte sich die Gemeinde unter Leitung von Pfarrer Hiß entschlossen, den Chorraum, auf den der Blick jedes Besuchers beim Betreten der Kirche fällt, farblich zu gestalten.
Mit dieser Arbeit wurde der Mainzer Künstler Alois Plum beauftragt. Der Künstler sollte seine Gestaltung auf die an der Chorwand angebrachte Kreuzigungsgruppe ausrichten, den Gedanken des Kreuzes weiterführen und theologisch deuten.
880-882 Erster Aktenvermerk einer "capella regia" (königliche Kapelle) zu "Cuffinstein" (früherer Name Kostheims)
Ältester Beleg für die Existent der Pfarrei Kostheim:
18. Oktober 1239
In der Publikation von Gerhard Kleinfeldt / Hans Weirich: Die mittelalterliche Kirchenorganisation im oberhessisch-nassauischen Raum. Marburg 1937 (Schriften des Instituts für geschichtliche Landeskunde von Hessen und Nassau; 16), S. 78 Nr. 15, ist als ältester Beleg für die Existenz der Pfarrei Kostheim die Übertragung des Patronats der Kostheimer Kirche an den Konvent des Klosters Altenmünster in Mainz unter der Äbtissin Irmintrud am 18. Oktober 1239 angegeben.
1444 Erste Fischbach-Wallfahrt (mündlich überliefert)
1766-1769 Pfarrer Jakob Saul baut die Kapelle zu einem Prachtbau aus. Turmform und Innenarchitektur waren der Kirche St. Peter in Mainz ähnlich. Sankt Kilian war damals die "schönste Kirche des Unter-Main-Gebietes".
Den ältesten Beleg für das St. Kilian-Patrozinium enthält ein Visitationsbericht aus dem Jahr 1783, in dem der Pfarrer Jakob Saul auf die Frage nach dem Kirchenpatron an erster Stelle St. Kilian (primarius) und an zweiter Stelle St. Sebastian (secundarius) angibt. (Wann das St. Sebastian-Patrozinium aufgegeben wurde, läßt sich in den Beständen des Dom- und Diözesanarchivs des Bistums leider nicht nachweisen.)
1792 Kostheim wechselt sechsmal den Besitzer.
1793 Bei der Belagerung von Mainz wurde ein Großteil von Kostheim (auch die Pfarrkirche) zerstört.
1803 Bau einer "Notkapelle"
25.01.1807: Durch kaiserliches Dekret wurde Kastel und Kostheim dem französichen Kaiserreich einverleibt und durch Kardinal-Legat Caprara am 26. August 1807 der Diözese Mainz zugeteilt, obwohl rechtsrheinisch. Vom 23.02.1803 bis 26.08.1807 gehört Kostheim zur Erzdiözese Regensburg und stand unter dem Regensburger Generalvikariat zu Aschaffenburg
29.09.1808: Pfr. Rössler übergibt Napoleon eine Bittschrift und dieser gewährt von Erfurt aus mit Dekret vom 02.10.1808 Befreiung von der Grundsteuer, der Personalsteuer sowie der der Möbel, der Fenster und Türen für 15 Jahre vom 01.01.1809 bis 31.12.1824.
1821 verstirbt Napoleon auf St. Helena. Aus Dankbarkeit wird in Kostheim das vermutlich einzige Seelenamt
für ihn gelesen. Pfr. Henrich wird dafür am 11. 06. 1852 zum Ritter der Französichen Ehrenlegion ernannt.
1813 Beim Rückzug der französischen Truppen Kostheim endgültig zerstört und von den Franzosen ausgeplündert. Frankreich zahlt (nur) 60% des entstandenen Schadens ( 523.000 FL )
24.07.1836 Die neu erbaute Pfarrkirche wird durch Bischof Kaiser konsekriert.
1894 bis 1895 Anbau des Seitenschiffs - dem heiligen Herzen Jesu geweiht. (Weihe am 06.10.1895)
1925 Baubeginn einer zweiten Kirche in Mainz-Kostheim (Maria Hilf)
20.12.1943 Wegen Kriegsbeschädigungen in Maria Hilf fanden alle Gottesdienste in Sankt Kilian statt.
27.02.1945 Im Bombenhagel brennen Kirche und Pfarrhaus von Sankt Kilian.
28.02.1945 Durch die Hilfe von Kaplan Schadt konnte immerhin das Seitenschiff gerettet werden.
September 1945 Fertigstellung des Wiederaufbaus der Kirche (jetziger Zustand)
26.06.2004 Abbau der alten Orgel
Sommer 2004 Innenrenovierung der Kirche
10.04.2005 Erster Hammerschlag für den Umbau der Kindertagesstätte St. Kilian
21.07.2005 Einweihung der neuen Fischer+Krämer-Orgel durch Generalvikar Dietmar Giebelmann
24.07.2011 Feier des 175-jähriges Kirchenjubiläums der jetzigen Kilians-Kirche mit Weihbischof Dr. Ulrich Neymeyr
Pfarrer in St. Kilian seit 1594
(Aus dem Jahr 1594 stammt das älteste im Dom- und Diözesanarchiv befindliche Kirchenbuch aus St. Kilian.
Aus früheren Zeiten gibt es keine schriftlichen Belege.)
... und in den letzten 100 Jahren:
1900 - 1920 Pfarrer Andreas Ricker
(beigesetzt 1920 in der St. Kilianskirche)
1929 - 1947 Geistl. Rat Pfr. Johannes Vormwald (beigesetzt 1948 in der St. Kilianskirche)
1947 - 1952 Pfarrer Rudolf Fischer-Wolpert
1952 - 1977 Geistl. Rat Pfr. Johannes Gremm
1977 - 1978 Pfarrer Reinhard Geisse
1978 - 1985 Msgr. Pfarrer Karlhermann Hiß
1985 - 1989 Pfarrer Prof. Christian Hübener
1989 - 1996 Pfarrer Franz Zierz
(mit halber Stelle / andere Hälfte Gehörlosenseelsorger im Bistum Mainz)
1996 - 2018 Pfarrer Gottfried Scholz
(für die Pfarrgruppe Kostheim: Maria Hilf und St. Kilian)
seit 01.09.2018: Domkapitular Pfr. Klaus Forster
Der Leuchter trägt auf der einen Seite die Namen der Pfarrer in Kostheim (St. Kilian) seit 1800 und auf der anderen Seite die Namen der Priester, die seit 1800 aus der Pfarrgemeinde hervorgegangen sind.
Die Priesterkerze mit diesem besonderen Kerzenständer steht seit dem Christi Himmelfahrtstag 1952 in unserer Kirche.