Um gleich einem Mißverständnis vorzubeugen: ich kann der Verehrung der Heiligen vieles abgewinnen.
Aber es gibt einen Kult, die Heiligen auf so einen hohen Sockel zu stellen, dass nichts Menschliches mehr von ihnen bleibt.
Dann wirken sie nur noch merkwürdig und verlieren jeden Bezug zu uns Menschen.
Heilige sind Menschen und haben ihre Fehler und zum Teil sogar ihre Glaubensnöte.
Von Mutter Theresa wissen wir durch ihr Tagebuch, dass sie viele Jahre eine Gottesferne durchlitten hat. Sie schreibt von Einsamkeit und schrecklicher Leere. Es gab Zeiten in ihrem Leben, da hatte sie einzig die Liebe zu den Menschen. Und diese Liebe ließ sie großartiges bewirken. Ihr Dienst an Kranken, Sterbenden und sozial Ausgegrenzten machten sie weltweit zu einem Vorbild der Menschlichkeit und brachten ihr den Friedensnobelpreis ein. Ja, Heilige sind Vorbilder, einem ganz bestimmten Ruf Gottes zu folgen und das Menschsein ganz anzunehmen. Die Glaubenszweifel von Mutter Theresa bringen sie uns heutigen Menschen sehr nahe und geben Mut schwierige Phasen durchzustehen.
Und die Heiligen sind Beterinnen und Beter bei Gott. Ich kann sie um ihr Gebet bitten, so wie ich bestimmte Menschen um ihr Gebet bitte. Da sie bereits in der Herrlichkeit, ganz nahe, bei Gott sind, vertraue ich der Kraft ihres Gebetes.
Ihr Pfarrer Klaus Forster