Als Wallfahrt wird eine spirituell motivierte Reise bezeichnet, deren Ziel ein Ort mit religiöser Bedeutung ist. Sie ist nicht spezifisch für das Christentum, denn viele Religionen kennen Wallfahrten zu besonders wichtigen religiösen Zentren – beispielsweise im Islam die Wallfahrt nach Mekka. Im Christentum ist die Wallfahrt – im Unterschied zum Islam oder zum Judentum – nicht notwendiger Bestandteil der Riten. Ziel einer Wallfahrt sind Orte, die durch religiöse Erscheinungen, Erfahrungen oder Erinnerungen an gläubige Menschen ausgezeichnet sind. Aber auch Orte, an denen Reliquien (eine Reliquie kann ein Körperteil oder Teil des persönlichen Besitzes eines Heiligen sein) aufbewahrt werden, sind Ziele von Wallfahrten.
Die Faszination der Wallfahrt geht unter anderem auf das Bedürfnis zurück, an der Erfahrung der Transzendenz, die an diesem Ort gemacht wurde, teilzuhaben. Einer Wallfahrt liegt die Überzeugung zugrunde, dass der Zugang zu Gott an bestimmten Orten einfacher ist als an anderen. Entscheidender Bestandteil einer Wallfahrt ist der Weg zum Wallfahrtsort selber, den die Pilger oft gemeinsam betend und singend zurücklegen.
Die christliche Tradition der Wallfahrt hat ihre Wurzeln vor allem im Judentum. Das Wallfahren zu heiligen Orten und Stätten gehörte seit der Frühzeit zum religiösen Leben Israels. Besondere Bedeutung hatte dabei die dreimal im Jahr stattfindende Wallfahrt zum Tempel in Jerusalem. Das Heilige Land war auch das erste Wallfahrtsziel der Christen. So wurden unter Kaiser Konstantin (um 280-337) über den wichtigsten Gedenkstätten (Geburtsgrotte, Kreuzigungsstätte und Grab Jesu Christi) Kirchen errichtet. Bereits seit dem dritten Jahrhundert sind Gruppenwallfahrten bekannt.
Nach dem Rückzug der Christen aus dem Heiligen Land traten in Europa zunehmend Orte mit Reliquien, Wunderbildern und Gräbern von Heiligen in erreichbarer Nähe der Gläubigen in den Vordergrund. Von besonderer Bedeutung als Wallfahrtsort waren und sind dabei die Gräber der Apostel Petrus und Paulus in Rom sowie das Grab des Apostels Jakobus in Santiago de Compostela in Spanien. Seit dem Barock üben Marienwallfahrtsorte eine große Anziehungskraft aus. Im deutschen Sprachraum sind dies beispielsweise Altötting, Kevelaer, Werl oder Telgte. An diesen Wallfahrtsorten wird meist ein Bild oder eine Statue Marias von den Gläubigen besonders verehrt. Dabei rankt sich um die Marienbilder und -statuen oft eine legendenhafte Geschichte. Durch Marienerscheinungen sind beispielsweise auch die Orte Lourdes in Frankreich und Fatima in Portugal berühmt geworden.
Bekannte Wallfahrten im Bistum Mainz sind unter anderen die Wallfahrt zur Schmerzhaften Muttergottes in Dieburg, die Wallfahrt zur Liebfrauenheide bei Klein-Krotzenburg und die St. Rochus-Wallfahrt in Bingen.
am (MBN)