Die Rheinland-Pfalz-Ausstellung

Datum:
Do. 4. Apr. 1996
Von:
MBN

Bischöfliche Pressestelle Mainz, Leiter: Jürgen Strickstrock, Bischofsplatz 2, 55116 Mainz(Postanschrift: Postfach 1560, 55005 Mainz), Tel. 06131/253-128 oder 129, Fax 06131/253-402.

Berichte 

  • Rheinland-Pfalz-Ausstellung: Positive Bilanz zum Mainzer Bistumsstand 
  • Schulseelsorge: Wegbegleitung und Ermutigung zum sozialen Engagement 
  • Prof. Johann Baptist Metz sprach über aktuelle Kirchenkrise als "Gotteskrise" 
  • Veranstaltungen zur bundesweiten ökumenischen "Woche für das Leben"
Berichte 

Rheinland-Pfalz-Ausstellung: Positive Bilanz zum Mainzer Bistumsstand

Lehmann: "Kirche in ungewohnten Kontexten präsent und erlebbar machen"

Mainz. Überwiegend positiv waren die Erfahrungen, welche die Vertreter der Mainzer Bistumsleitung, die Mitglieder des Diözesan-Kirchensteuerrates und die Mitarbeiterinnen der Offentlichkeitsarbeit im Bistum Mainz bei der 25. Rheinland-Pfalz-Ausstellung (23.-31. März) in Mainz machten. Dies berichteten einhellig alle haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen, die am Stand des Bistums Mainz in Halle 26 mitwirkten. Schwerpunktthemen waren die Kirchensteuer und die Arbeitslosenprojekte der Caritas. Das Bistum Mainz war nach rund 20jähriger Unterbrechung zum ersten Mal wieder bei dieser Verbraucherausstellung präsent. Wegen der positiven Erfahrungen plädierten alle dafür, sich auch in den kommenden Jahren im Rahmen des Möglichen wieder an den Rheinland-Pfalz-Ausstellungen zu beteiligen. Bischof Dr. Karl Lehmann, der selbst am ersten Sonntag den Besucherinnen und Besuchern mehrere Stunden Rede und Antwort stand, erklärte dazu: "Wir sehen dies als Chance an, müssen aber in den nächsten Jahren von Fall zu Fall entscheiden, ob wir mitmachen, weil wir mit unseren Kräften haushalten müssen." Ihm war es.wichtig, die Mitwirkung bei der Rheinland-Pfalz-Ausstellung im Kontext der Öffentlichkeitsinitiative der vier südwestdeutschen Bistümer zu sehen. Es gelte, die Kirche in ungewohnten Kontexten präsent und erlebbar werden zu lassen. Dem Bistum Mainz sei daran gelegen, auch in diesem Milieu kirchliches Leben, "von dem die Menschen oft wenig wissen", darzustellen. Der Bischof unterstrich noch einmal, wie beeindruckend für ihn die Auseinandersetzung der Besucherinnen und Besucher beim Kirchensteuer-Spiel mit der Frage war, in welche Bereiche des kirchlichen Dienstes Kirchensteuer in welcher Höhe fließen sollten. Wie berichtet, hatten die meisten Teilnehmer/innen soziale Dienste und Besondere Seelsorge an die ersten Stellen gesetzt, gefolgt von Gemeindearbeit, Bildung und Kultur.

Weihbischof Wolfgang Rolly betonte, der Bistumsstand sei eine gute Gelegenheit gewesen, mit Menschen ins Gespräch zu kommen. Viele hätten die Chance genutzt, mit ihm über Fragen aus ihren Pfarrgemeinden zu sprechen und ihm - nicht nur über Finanzen - Fragen zu stellen. Als angenehm habe er es empfunden, daß der Bistumsstand das Mainzer Arbeitsamt und das Jugendherbergswerk als unmittelbare Nachbarn hatte und keinen Verkaufsstand. Generalvikar Prälat Martin Luley erzählte, viele Leute, vor allem aus den Pfarreien, in denen er früher tätig war, hätten sich gefreut, ihn bei der Ausstellung zu treffen. Auch viele Fremde hätten betont, sie fänden es gut, daß die Kirche hier präsent sei. Kritik sei ihm gegenüber nicht geäußert worden. "Nur wenige winkten ab, gerade ältere Frauen, die sich vielleicht scheuten, angesprochen zu werden." Finanzdirektor Thomas Karst berichtete ebenfalls, daß ein hoher Gesprächsbedarf über das Leben in der eigenen Pfarrei bestand. Ihm habe imponiert, wie sich die Teilnehmer/innen am Kirchensteuerspiel informiert und überlegt hätten, wie die Kirchensteuergelder eingesetzt werden sollten. Trotz des erheblichen, insbesondere personellen Aufwandes, den die Beteiligung an der Rheinland-Pfalz-Ausstellung mit sich bringe, sei er dafür, in den kommenden Jahren mit anderen Themen, bei denen es ein Informationsdefizit in der Bevölkerung gebe, präsent zu sein. In diesem Sinn plädierten auch die Domkapitulare Engelbert Prieß und Heinz Heckwolf. Seelsorgeamtsleiter Heckwolf erzählte, viele aktive Mitglieder von Pfarreien seien froh gewesen, den Bistumsstand entdeckt zu haben. Auch Kirchenferne seien positiv überrascht gewesen, die Kirche hier anzutreffen. Aus beiden Gruppen, unterstrich er, sei erkennbar gewesen, daß sich kaum jemand bisher detailliert mit den Fragen der Kirchensteuer auseinandergesetzt habe. Dies sei eine Herausforderung, auch in der Zukunft über die kirchlichen Dienste in diesem Milieu detailliert zu informieren und so die kirchlichen Dienste und das Leben der Gemeinden transparent zu machen. Wie die übrigen Mitarbeiter/innen berichtete auch er über eher vereinzelte negative Stimmen und kritische Anfragen, zum Beispiel zu den kirchlichen Ehegesetzen oder zur Frage, ob Mission überhaupt noch notwendig sei. Als besorgniserregend habe er vereinzelte ausländerfeindliche Äußerungen empfunden. Imponiert habe vielen Besuchern, daß die Kirche viele Arbeitsplätze finanziert und ein großes Engagement zum Beispiel im Kindergartenbereich hat. Die Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit im Bistum Mainz, Ordinariatsrätin Dr. Barbara Nichtweiß, welche die Planung und Durchführung dieser Öffentlichkeitsaktion mit großem Engagement leitete, stellt in ihrer Bilanz fest, die Resonanz sei überwiegend außerordentlich positiv gewesen. "Es gab großes Lob, daß wir hier sind." Eine differenzierte Auswertung des Kirchensteuer-Spieles sei geplant. Die Nachfrage nach Materialien, insbesondere nach den 3.000 Scheckkartenhüllen. mit Kirchensteuerinfos und den 5.000 Bistumsaufklebern, sei überraschend groß gewesen. Sie plane deshalb, in den nächsten Jahren im Rahmen des Möglichen mit anderen Themen wieder mit einem Bistumsstand bei der Rheinland-Pfalz-Ausstellung präsent zu sein. Dies werde nicht jedes Jahr möglich sein, aber eine so lange Pause, wie zuletzt, werde es auf keinen Fall mehr geben.

(MBN)

 

Schulseelsorge: Wegbegleitung und Ermutigung zum sozialen Engagement

Schulseelsorge im Bistum Mainz strebt Humanisierung der Schule an

Mainz. Die Probleme, mit denen Schulseelsorgerinnen und Schulseelsorger konfrontiert werden, sind immer wieder die gleichen. Immer mehr Kinder und Jugendliche klagen über Schwierigkeiten im Elternhaus und über Vereinsamung und zeigen daher Symptome wie Orientierungslosigkeit oder Hyperaktivität. Da Eltern den Erziehungsauftrag immer häufiger an die Schule delegieren oder vor ihren Erziehungsproblemen kapitulieren, wächst die Belastung der Lehrerinnen und Lehrer durchgängig an allen Schultypen. Nach den Erfahrungen von Studiendirektorin Doris Gagiannis, Leiterin des Referates Schulpastoral im Dezernat Schulen und Hochschulen im Bischöflichen Ordinariat Mainz, fühlen sich die Lehrerinnen und Lehrer in dieser Situation in ihrer Rolle zwischen "Notengeber und Vertrauensperson" oft überfordert. Nach ihren Vorstellungen und denen von Diplom-Pädagogin Petra Wörsdörfer vom Referat Schüler/innenseelsorge im Bischöflichen Jugendamt soll die Schulpastoral genau hier Abhilfe schaffen. "Humanisierung der Schule, Wegbegleitung sowie die Ermutigung zum sozialen, politischen oder ökologischen Engagement", sind für Frau Wörsdörfer schlaglichtartig die drei Hauptziele der Schulpastoral. "Menschsein heißt aus religiöser Sicht mehr als nur Lernen", erläutern Frau Gagiannis und Frau Wörsdörfer. Daher sei das Angebot der Schulseelsorge, dem Anspruch entsprechend, vor Ort breit gefächert. Von Kreativmethoden zur Entspannung über Arbeitskreise zum Thema "Okologie" bis hin zu Hausaufgabenbetreuung und Reflexions- und Besinnungstagen reicht das Angebot. Eine besondere Rolle spielt dabei auch der Religionsunterricht, der ein breites Feld der Zusammenarbeit mit der Schulpastoral anbietet. Da es dort auch um das Entdecken des Transzendenz- und Sinnbezuges für jeden einzelnen Schüler gehe. Immer stärker werden in den letzten Jahren nach Angaben von Frau Gagiannis auch die Lehrer/innen und Eltern mit ihren Sorgen und Nöten in die Schulseelsorge einbezogen. Daneben wird eine stärkere Vernetzung zwischen Gemeinde und Schule angestrebt. Die Schulseelsorge hat an den kirchlichen Schulen eine lange Tradition. An den katholischen Privatschulen sind im Bereich des Bistums Mainz z. Zt. neun Pfarrer und vier Pastoralreferenten in der Schulseelsorge tätig. Daneben sind die Katholische Studierende Jugend (KSJ) und die Gemeinschaft Christlichen Lebens (GCL) aktiv. Relativ neu ist aber die Tatsache, daß auch an staatlichen Schulen Schulseelsorge angeboten wird. Vor kurzem hat auch die Kommission für Erziehung und Schule der Deutschen Bischofskonferenz (stellvertretender Vorsitzender ist der Mainzer Weihbischof Wolfgang Rolly) die Bedeutung der Schulseelsorge mit einer Erklärung unter dem Titel "Schulpastoral - der Dienst der Kirche an den Menschen im Handlungsfeld Schule" unterstrichen. Darin heißt es, daß durch die gesellschaftliche Entwicklung Schülerinnen und Schüler immer länger an der Schule verweilten. "Damit die Schule nicht nur ein Aufenthaltsraum ist, sondern zu einem Lebensraum für die heranwachsende Generation werden kann, ist eine Kultivierung des Schullebens erforderlich."

Gerade die Erklärung des Zweiten Vatikanischen Konzils "Gravissimum eductionis" zum Schulwesen und der Beschluß der Gemeinsamen Synode der deutschen Bistümer in Würzburg in den 70er Jahren hätten wichtige Wachstumsimpulse für die Schulpastoral gegeben. Vieles geschieht derzeit auch in Sachen Fortbildung. Vier "Arbeitsgemeinschaften Schüler/innenseelsorge" (Mainz, Gießen, Heusenstamm und Worms) bieten einen regelmäßigen Meinungs- und Gedankenaustausch, zu dem Interessierte herzlich eingeladen sind. Daneben findet regelmäßig eine "Werkstatt Schulseelsorge" statt, in der zahlreiche Einzelaspekte intensiv diskutiert werden. Von der Domschule Würzburg soll ab Herbst 1996 eine Fortbildungsmaßnahme "Schulpastoral" in Form von Fernlehrbriefen angeboten werden. Nähere Informationen: Referat Schulpastoral im Dezernat Schulen und Hochschulen des Bischöflichen Ordinariates Mainz, Bischofsplatz 2, 55116 Mainz oder Referat Schüler/innenseelsorge im Bischöflichen Jugendamt, Jugendhaus St. Martin, Obere Zahlbacher Str. 6, 55131 Mainz, Telefon: 06131/578361

 

Prof. Johann Baptist Metz sprach über aktuelle Kirchenkrise als "Gotteskrise"

"Reformforderungen aus Kirchenvolk nicht in den Wind schlagen"

Mainz. Die kirchlichen Amtsträger sind nach Ansicht des Fundamentaltheologen Prof. Dr. Johann Baptist Metz, Münster/Wien, schlecht beraten, wenn sie die derzeitigen Reformforderungen innerhalb der katholischen Kirche "einfach in den Wind schlagen". Auch in Rom müsse man darauf hören. Anders als in der Zeit vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil, als Intellektuelle und kritische Theologen Reformimpulse gegeben hätten, seien es in der derzeitigen Situation viele Laien, die eine kirchliche Strukturreform verlangten, sagte Metz, der an der Universität Münster Fundamentaltheologie und an der Universität Wien Religionsphilosophie und Christliche Weltanschauungslehre lehrt. Er ist Schüler von Karl Rahner und zählt zu den bedeutendsten deutschsprachigen Theologen der Gegenwart. Metz sprach am Donnerstag, 28. März, im Rahmen der "Mainzer Domvorträge" unter dem Titel "Gotteskrise - Kirchenkrise".

Der Theologe betonte, daß die Kirchenkrise der Gegenwart stärker in einer "Gotteskrise" als in einer Institutionenkrise zu suchen sei. So sei auch die Ökumene derzeit "kraftlos und erstarrt", weil sie keine Antwort auf die Gotteskrise finde, "die aber alle betrifft und eint". In einer durchaus tireligionsfreundlichen Umgebung", tauche Gott heute vielfach nur noch als "Weltformel-Gott" der Philosophen oder der "legere Gott unserer Zivilreligion" auf. "Wo bleibt aber der Gott Isaaks, Abrahams und Jesu?", fragte Metz.

Er mahnte, daß man bei einer Reform wissen müsse, was unverzicht bar sei. "Der moderne Christ muß wissen, was ihm so heilig ist, daß er es sich im postmodernen Stimmengewirr nicht ausreden lassen will", sagte Metz. Er warnte eindringlich davor, einen Gott zum Leitbild zu erheben, "der nun endlich und umstandslos zu uns paßt". Dieser sei schon in der biblischen Aufklärung als Götze gebrandmarkt und von der modernen Religionskritik als Projektionsfläche entlarvt worden. "Es gibt keinen Gott, der uns einfach glücklich macht", sagte Metz. Daher müssten sich reformorientierte Kräfte fragen, ob alles, was das Christentum so schwer lebbar mache, nur durch die Institution Kirche verursacht sei. "Sind daran nicht vielmehr die Evangelien selbst schuld?", fragte Metz.

Während Jesus früher als drohender Apokalyptiker überzeichnet worden sei, werde er heute oft als "menschenfreundlicher Therapeut" dargestellt. Beides sei aber nur die halbe Wahrheit. Jede authentische Kirchenreform müsse den Riß zwischen institutioneller Lehre und individueller Glaubenspraxis kitten und die Frage beantworten, wie heute neue glaubwürdige Formen der Nachfolge Christi möglich seien. "Eine Erneuerung ohne neue Praxis ist schaler Wein in neuen Schläuchen", sagte der Theologe. Als mögliche Schwerpunkte einer intensiveren "Gotteszeugenschaft der Kirche" nannte er u.a. die Beschäftigung mit Verteilungs- und Gerechtigkeitsfragen und ein messianisches Verständnis der Liebe als Feindesliebe. Wenn eine solche Erneuerung nicht gelinge, befürchte er eine "Service-Kirche", die für den modernen Menschen nur noch die Funktion der "Lebensrahmung" in einer immer unübersichtlicheren Welt übernehme.

Die Gottesfrage dürfe jedoch nicht von innerkirchlichen Problemen ablenken. "Der biblische Gott ist kein Privateigentum der Kirche", betonte Metz, der vor dem Weg der Kirche in eine Sekte warnte. Er kritisierte, daß die Kirche zu sehr eine Sündenmoral vertrete. Die Kirche betone das schwer Lebbare, wie etwa Fragen der individuellen Sexualmoral, zu stark. Jesus habe demgegenüber eine "Leidensmoral" vertreten. "Sein erster Blick galt nicht der Sünde, sondern dem Leid. Sünde war für ihn Weigerung, über das eigene Leid hinauszusehen", erklärte der Theologe. Gerade in der österlichen Bußzeit könne diese Erinnerung an das Leiden der Anderen, der Fremden und der Feinde deutlich werden.

Der Direktor des Bi,ldungszentrums Erbacher Hof, Prälat Walter Seidel, betonte vor dem Vortrag, daß es Aufgabe der Christen sei, "nicht in Bravheit einzuschlafen, sondern sich den Herausforderungen zu stellen, auch den Herausforderungen der Kirche an die Zeit". Im Rahmen der "Mainzer Domvorträge" wolle man sich mit dieser Frage auseinandersetzen.

 

Veranstaltungen zur bundesweiten ökumenischen "Woche für das Leben"

"Leben bis zuletzt - Sterben als ein Teil des Lebens"

Mainz/Augsburg. Unter dem Leitwort "Leben bis zuletzt - Sterben als Teil des Lebens" findet vom 04. bis 10. Mai bundesweit die diesjährige "Woche für das Leben" statt. Diese Initiative wird seit 1991 jährlich durchgeführt und seit 1994 zum dritten Mal gemeinsam von der Deutschen Bischofskonferenz und dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) getragen. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Karl Lehmann, und der Vorsitzende des Rates der EKD, Landesbischof Dr. Klaus Engelhardt, Karlsruhe, feiern am Samstag, 04. Mai, den zentralen Gottesdienst (Beginn: 10.30 Uhr) in der Basilika St. Ulrich und Afra in Augsburg.

Mit dem zunehmenden Fortschritt in der Medizin und dem gesellschaftlichen Wandel habe eine Verlagerung von Sterben und Tod aus dem bisher vertrauten sozialen Umfeld in den professionellen Bereich der Gesundheitsfürsorge stattgefunden, schreiben die Bischöfe Lehmann und Engelhardt im Vorwort des Impulsheftes zur Gestaltung der "Woche für das Leben". "Die Fülle des heute medizinisch-technisch Machbaren stellt uns vor viele ethische Fragen: Darf die Medizin heute alles, was sie kann? Wo setzt das Gebot menschenwürdiger Sterbebegleitung der Intensivmedizin Grenzen? Wo maßt sich der Mensch im Einzelfall an, selber 'Herr über Leben und Tod' zu sein?", unterstreichen die Bischöfe und bekennen: "Daher lehnen wir Christen jede Form der aktiven Sterbehilfe (Euthanasie) entschieden ab, ist sie doch in Wirklichkeit alles andere als eine Mitleidsgeste gegenüber dem Kranken."

Gott setze der harten und unerbittlichen Realität des Todes die unzerstörbare Kraft seines Lebens entgegen. Christen müßten daher wachsam sein, wenn es gelte, Tendenzen zu "Lösungsversuchen" wie der aktiven Sterbehilfe auf die Fragen von Leiden, Sterben und Tod zu wehren. Sie rufen daher unter dem Motto "Sterbebegleitung statt Sterbehilfe" zur "liebevollen Hinwendung und Begleitung der Schwerkranken" auf. Dies müsse in vielfältigen Formen geschehen, u.a. durch Selbsthilfegruppen, die Einrichtung von Telefonketten und Nachbarschaftshilfe, "aber ebenso im Mittrauern, in der unauffälligen, persönlichen Zuwendung, insgesamt im bereiten und zuverlässigen Dasein."

Veranstaltungen im Bistum Mainz 

Auch im Bistum Mainz finden auf Bistums-, Dekanats- und Pfarrgemeinde-ebene zahlreiche Veranstaltungen zur "Woche für das Leben" statt. Die Katholische Akademie Rabanus Maurus führt in Zusammenarbeit mit den Diözesen Limburg und Mainz und der Evangelischen Kirche in Hessen und Nasssau (EKHN) am Montag, 29. April, im Bildungszentrum Erbacher Hof in Mainz eine Auftaktveranstaltung (9.30 bis ca. 14.00 Uhr) durch. An ihr nehmen Bischof Lehmann und der Limburger Bischof Dr. Franz Kamphaus teil. Das Hauptreferat hält der Moraltheologe Prof. Dr. Volker Eid, Bamberg, zu dem Thema "Dem Sterben Raum geben - Optionen aus christlicher Überzeugung".Im Anschluß daran ist eine Podiumsdiskussion vorgesehen, die von Ordinariatsrat Eberhard Hüser, Leiter des Referates "Dienst am kranken Menschen" im Bischöflichen Seelsorgeamt Mainz, moderiert wird. Im Podium sind der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des Diakonischen Werkes der EKHN und Präsident der Hessischen Krankenhausgesellschaft, Wolfgang Güldenpfennig, Darmstadt, die evangelische Krankenhausseelsorgerin Ulrike May vom St. Vincenz und Elisabeth-Hospital Mainz, Dr. Elisabeth Syhr-Schmid als Vertreterin der Mainzer Hospiz-Gesellschaft, und die Pflegedienstleiterin des Franziskushauses, Irmgard Wellbrock, Frankfurt/Main, vorgesehen. Am Montag, 06. Mai, veranstalten das Bischöfliche Ordinariat Mainz und der Diözesancaritasverband im Bildungszentrum Erbacher Hof zwischen 15.00 und 18.00 Uhr ein nicht öffentliches Fachkolloqium "Gesprächsforum 'Sterbekultur"'. Die Diskussionsveranstaltung soll kirchlichen Fachkräften ein Forum zum Meinungs- und Gedankenaustausch bieten.

Das Bildungszentrum Erbacher Hof lädt für Mittwoch, 8. Mai, im Mainzer Dom zu einer Meditationsnacht ein (21.00 bis ca. 23.00 Uhr), die von Domorganist Albert Schönberger musikalisch gestaltet wird. Ehrendomkapitular Prälat Walter Seidel wird zur Thematik "Sterben/Tod" literarische Texte vortragen.

Im Vorfeld zur "Woche für das Leben" veranstalten die Bistümer Limburg, Mainz, Speyer und Trier eine gemeinsame Telefonaktion, bei der am Montag, 29. April 1996, nachmittags Fachleute unter der kostenlosen Rufnummer 0130 - 830 809 für Gespräche über das Tabu-Thema "Tod und Sterben" zur Verfügung stehen, u.a. Prof. Konrad Baumgartner (Regensburg).

Hinweis: Leben bis zuletzt - Sterben als ein Teil des Lebens. Impulse für Praxis und Gottesdienst. Woche für das Leben 4. bis 10. Mai 1996. Eine Initiative der katholischen und evangelischen Kirche. Bestelladresse: Deutsche Bischofskonferenz, Kaiserstraße 163, 53113 Bonn, Telefon: 0228/103-214, Telefax: 0228/103-254.

Hinweis für die Redaktionen: Zur "Woche für das Leben" geben die Bischöfe Lehmann und Engelhardt am Donnerstag, 18. April, in Bonn (Beginn: 11.00 Uhr) im Haus des Bevollmächtigten des Rates der EKD eine gemeinsame Pressekonferenz.

Im Bistum Mainz ist zudem folgende Broschüre mit Beiträgen aus verschiedenen Blickrichtungen erhältlich: "Sterben in Würde. Die Hospizbewegung zum Streit um die Euthanasiebewegung", 100 Seiten, 1. und 2. Auflage Mainz 1995 (= Mainzer Perspektiven, Orientierungen 1).