Mainzer Bistumsnachrichten Nr. 9

Mainz, 6.3.2019: Bischof Peter Kohlgraf zeichnet einem Gottesdienstteilnehmer als Zeichen der Buße und Umkehr das Aschenkreuz auf die Stirn. (c) Bistum Mainz / Matschak
Mainz, 6.3.2019: Bischof Peter Kohlgraf zeichnet einem Gottesdienstteilnehmer als Zeichen der Buße und Umkehr das Aschenkreuz auf die Stirn.
Datum:
Do. 7. März 2019
Von:
am (MBN)

Die Bilder zu den aktuellen MBN finden Sie am Ende dieser Seite zusammengefasst in einer Galerie.

Berichte

  • Beratergruppe erarbeitet Konzept für Aufarbeitung
  • Aschermittwoch der Künstler und Publizisten
  • Ökumenische Aktion Autofasten gestartet
  • Weihbischof besuchte Clearingstelle in Zornheim
  • Gottesdienst für die Garden und Korporationen

Personalie

  • Thomas Klumb verabschiedet

Vorschau

  • Ausstellung „Frauen12 - christlich.vielfältig.wirksam“ (16.3.)

Berichte

Das Thema „sexualisierte Gewalt“ ist Chefsache im Bistum Mainz

Beratergruppe erarbeitet Konzept zur Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch

Mainz. Im Anschluss an die Veröffentlichung der MHG-Studie zu sexuellem Missbrauch im September 2018 in der Katholischen Kirche hat das Bistum Mainz inzwischen auf verschiedenen Ebenen Maßnahmen getroffen, um im Bistum gemeinsam mit den Betroffenen Wege der Aufarbeitung zu gehen. Dafür ist eine auch mit Fachleuten von außerhalb besetzte Beratergruppe eingesetzt worden, die die weiteren konkreten Schritte bespricht. Der Beratergruppe gehören neben Bischof Peter Kohlgraf und Weihbischof Dr. Udo Markus Bentz sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus dem Bischöflichen Ordinariat Mainz an: Christine Ellrich von der Geschäftsführung des MädchenHauses Mainz, Dr. Brigitte Bosse vom Trauma-Institut Mainz, Rechtsanwältin Ute Bottmann von der Sozietät Dierlamm aus Wiesbaden sowie Kriminalkommissarin Ines Rose von der Kriminalinspektion Mainz. Die Gruppe hat bisher zweimal getagt.

In der folgenden Übersicht sind die wichtigsten bisher ergriffenen Maßnahmen und die getroffenen Entscheidungen für geplante Maßnahmen zusammengestellt. Auch künftig wird das Bistum Mainz die Öffentlichkeit über weitere Entwicklungen in diesem Bereich informieren.

Dr. Peter Schult wird neuer Ansprechpartner

Zum 1. April wird Dr. Peter Schult, Ginsheim, neuer Ansprechpartner des Bistums Mainz für Betroffene sexualisierter Gewalt. Er tritt die Nachfolge von Richard Seredzun an, der dieses Amt seit Februar 2003 innehatte. Schult nimmt diese Aufgabe gemeinsam mit Schwester Marie Bernadette Steinmetz RSM wahr. Schult ist Psychotherapeut und Supervisor und erfahren bei Krisenintervention und Trauma-Bearbeitung. Die beiden Ansprechpersonen sind im Bistum Mainz unabhängig von der Bistumsleitung. Sie stehen nicht in einem aktiven Dienstverhältnis zum Bistum, arbeiten aber mit der Bistumsleitung in Übereinstimmung mit den Leitlinien der Deutschen Bischofskonferenz konstruktiv zusammen.

Die Perspektive der Betroffenen ist leitend

Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat wiederholt darauf hingewiesen, „dass das Thema sexualisierte Gewalt im Bistum Mainz Chefsache ist“. Mittlerweile hat Bischof Kohlgraf Gespräche mit Menschen geführt, die von sexuellem Missbrauch direkt oder indirekt betroffen sind; weitere Gespräche stehen an. Gerade aus diesen Gesprächen ist nochmals deutlich geworden, dass die Perspektive der Betroffenen nicht nur Voraussetzung für eine Aufarbeitung ist, sondern leitend für die Wege der Aufarbeitung sein muss. Eine allein juristische Herangehensweise, wie sie auch im Bistum Mainz bisher vorherrschend war, wird es nicht mehr geben. Beim Umgang mit Betroffenen geht es vor allem darum, dass diese Gehör finden und ihr Leid anerkannt und gewürdigt wird. Außerdem ist das Thema innerhalb des Bischöflichen Ordinariates auf eine breitere Basis gestellt worden: Mehr Mitarbeiter als früher sind in die Entscheidungsprozesse eingebunden. Hinzu kommt die Beratung durch externe Fachleute. Die Entwicklung qualifizierter Standards der Präventionsmaßnahmen und der Interventionsprozesse sowie eine regelmäßige externe Evaluierung dieser Maßnahmen ist das erklärte Ziel der Bistumsleitung. Mit dem Katholikenrat hat das höchste Laiengremium im Bistum Mainz in einer Stellungnahme im vergangenen Jahr angekündigt, die Umsetzung von Maßnahmen zur Aufarbeitung immer wieder anzumahnen.

Gottesdienst für Betroffene von sexuellem Missbrauch

Mit einem Gottesdienst im Mainzer Dom am 18. November 2018 hatte das Bistum Mainz erstmals den von Papst Franziskus angeregten Gedenktag für die Betroffenen sexuellen Missbrauchs begangen. In seiner Predigt hatte Bischof Kohlgraf die Betroffenen um Vergebung gebeten. Wörtlich sagte er: „Wenn es manche Menschen nicht können, werde ich dies annehmen. Ich und alle, die Verantwortung tragen, haben kein Recht auf Vergebung. Wir, die Verantwortlichen müssen umkehren: Missbrauch nicht verschweigen, Unrecht benennen und solidarisch sein mit Betroffenen. Das heißt, die Menschen und Gott neu ernst nehmen - das will ich in mein Leben nehmen.“

Zusammenarbeit mit den Staatsanwaltschaften

Die Aufklärung von sexuellem Missbrauch im juristischen Sinne ist eine wesentliche Vor-aussetzung für die Aufarbeitung des Themas. Deshalb hat Weihbischof Bentz, der auch Generalvikar des Bistums ist, im Januar 2019 gegenüber den Staatsanwaltschaften in Rheinland-Pfalz und Hessen die vollumfängliche Kooperationsbereitschaft des Bistums Mainz bei der Aufarbeitung von Missbrauchsverdachtsfällen zum Ausdruck gebracht. Im Zuge dessen hat das Bistum am 8. Februar beiden Generalstaatsanwaltschaften Koblenz und Frankfurt Listen mit insgesamt 199 im Bistum dokumentierten Sachverhalten, die in einem sexuellen Kontext stehen bzw. stehen könnten, überlassen. Dabei wurden auch Fälle aufgelistet, die nicht Gegenstand der MHG-Studie vom September 2018 waren, etwa von Mitarbeitern, die nicht Geistliche sind. Weihbischof Bentz hat zugesichert, dass das Bistum Mainz alle verfügbaren Akten zur Verfügung stellen wird, die von den zuständigen Staatsanwaltschaften angefordert werden.

Entwicklung neuer Gesprächsformate geplant

Beim Bistum sind bislang 54 Anträge auf Anerkennung erlittenen Leids gestellt worden. Bisher wurde eine Gesamtsumme von 288.000 Euro für die gestellten Anträge gezahlt. Der niedrigste Betrag liegt bei 1.000 Euro, der höchste bei 13.000 Euro. Die Höhe der Zahlungen folgte stets mindestens den Empfehlungen der Zentralen Koordinierungsstelle bei der DBK, in einzelnen Fällen ging sie noch darüber hinaus.

Es zeigt sich, dass bisher nicht jedes Opfer bzw. jeder von sexuellem Missbrauch Betroffene einen solchen Antrag gestellt hat. Im Rahmen der Aufarbeitung soll es ausdrücklich auch darum gehen, Betroffene oder Menschen, die Kenntnis von Missbrauch haben, zu ermutigen, sich zu melden. Konkrete Gesprächsformate wie z.B. ein Hearing und Maßnahmen für Betroffene, für Menschen, die Kenntnis von Missbrauch haben, und für Pfarreien, in denen sich Missbrauch ereignet hat, sind derzeit noch in der Entwicklung.

Im Rahmen der konkreten Aufarbeitung soll es zum einen um die systemischen Fragen gehen und die daraus für das Bistum erwachsenden Konsequenzen, aber auch um Formen der Dokumentation. Eine glaubwürdige Aufarbeitung kann jedoch nicht allein unter Federführung des Bistums geschehen, um das es geht. Insofern wird das Bistum diesen Weg mit Fachleuten von außerhalb angehen.

Weitere Hilfen für die Opfer von sexuellem Missbrauch 

Neben den Zahlungen in Anerkennung des Leids wurde den Betroffenen auch die Übernahme von Therapiekosten angeboten, wofür bislang rund 93.000 Euro aufgewendet worden sind. Einzelnen Betroffenen wurde noch weitergehende finanzielle Unterstützung gewährt. Jedem Opfer wurde das Gespräch mit der Bistumsleitung angeboten. In diesen Gesprächen konnten zum Teil zusätzliche individuelle Hilfsmaßnahmen vereinbart werden, wie zum Beispiel die Vermittlung in eine seelsorgliche Begleitung.

Gab es Defizite bei kirchenrechtlichen Verfahren? 

Alle Missbrauchsverdachtsfälle werden ebenso daraufhin untersucht, ob es etwa Defizite bei den kirchenrechtlich vorgeschriebenen Verfahren gegeben hat. So ist etwa Mitte Januar 2019 ein kirchliches Vorermittlungsverfahren gegen einen Priester im Ruhestand des Bistums Mainz, der im Bistum Trier wohnt, eröffnet worden. Der über dreißig Jahre zurückliegende Sachverhalt war im Jahr 2010 bekannt geworden und wurde damals bei der Staatsanwaltschaft zur Anzeige gebracht. Von der Einleitung eines Ermittlungsverfahrens und eigenen Ermittlungen hatte die Staatsanwaltschaft abgesehen, weil das Verfahrenshindernis der Verjährung bestand. Dem Beschuldigten wird bis zum Abschluss des kirchlichen Voruntersuchungsverfahrens vorläufig ein Zelebrationsverbot erteilt und ihm geboten, sich von Kindern und Jugendlichen fernzuhalten.

Das Kirchenrecht bietet die Möglichkeit, Fälle sexuellen Missbrauchs aufzuarbeiten und auch dann noch zu sanktionieren, wenn sie nach staatlichem Recht bereits verjährt sind.  Nach heutigem kirchlichem Recht müssen alle Verdachtsfälle des sexuellen Missbrauchs Minderjähriger, die sich in einer kirchlichen Voruntersuchung bestätigen, der Römischen Glaubenskongregation gemeldet werden. Diese entscheidet dann über das weitere Vorgehen und hebt gegebenenfalls die Verjährung auf.

Verantwortung früherer Bistumsleitungen

In Gesprächen mit Betroffenen wird oft die Frage thematisiert, ob die Bistumsverantwortlichen früher angemessen mit den Missbrauchsvorwürfen umgegangen sind. Sollten sich im Zuge der Aufarbeitung Hinweise darauf ergeben, dass Täter gedeckt wurden oder Missbrauch vertuscht wurde, dann haben die Betroffenen ein Recht darauf, dies zu erfahren. Auch die Öffentlichkeit wird darüber informiert.

tob (MBN)

 

„Wir werden uns fremd, wenn wir die Bibel vergessen“

Ausstellung „Vertraut und fremd – Vulgata 77“ beim Aschermittwoch der Künstler

Mainz. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat dafür geworben, in der Fastenzeit „Abstand zu den Dingen zu gewinnen“. „Das kann bedeuten, nicht alles persönlich zu nehmen oder in einer Verletzungssituation den Weg der Versöhnung zu suchen. Es kann eine wichtige Grundhaltung für Menschen sein, die stets das Negative sehen. Abstand gewinnen – dazu kann auch das Gebet helfen. Es ist ein Weg, eine neue Perspektive einzunehmen und manche Dinge neu sehen zu können“, sagte Kohlgraf im Gottesdienst zum Aschermittwoch der Künstler und Publizisten am Mittwoch, 6. März, im Mainzer Dom.

Es sei „Kennzeichen unserer Zeit“, von allem zu viel zu haben, sagte Kohlgraf weiter: „Dadurch kann es geschehen, dass wir Kraft und Zeit in Dinge investieren, die wir eigentlich für Notwendiges bräuchten.“ Die Fastenzeit lade dazu ein, „die rechten Prioritäten zu setzen“. „Was macht mich stark? Wie gehe ich mit Schwächen um? Gott jedenfalls will nicht denjenigen, der sich selbst stark macht, der auf Kraft und Stärke setzt. Ich nehme meine Schwächen in den Blick und lerne, mit ihnen zu leben. Und vielleicht spüre ich neu, dass meine Schwächen das Potential sind, das Gott verändern möchte“, sagte er. Am Ende der Fastenzeit stehe das Osterfest, „und damit das Lachen über den Tod“. „Das ist die Hoffnung, die mich trägt. Diese Hoffnung hilft mir schon heute, Wichtiges vom Unwichtigen zu unterscheiden, die richtige Wahl zu treffen; sie hilft mir, nicht auf irdische Macht zu setzen, sie gibt mir den nötigen Abstand zu den irdischen Dingen und sie lässt mich am Ende lachen über die Macht des Todes und der Vergänglichkeit“, sagte der Mainzer Bischof.

Kohlgraf feierte den Gottesdienst, in dem auch das Aschenkreuz ausgeteilt wurde, gemeinsam mit Domdekan Prälat Heinz Heckwolf und Domkapitular Prälat Jürgen Nabbefeld. Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst durch den Mainzer Domchor und Leitung von Domkapellmeister Karsten Storck und Domorganist Professor Daniel Beckmann an der Mainzer Domorgel.

Ausstellungseröffnung im Dommuseum

Im Rahmen des diesjährigen Aschermittwochs der Künstler und Publizisten hatte Bischof Kohlgraf gemeinsam mit Bundesministerin a.D. Annette Schavan zuvor die Ausstellung „Vertraut und fremd – Vulgata 77. Zeitgenössische Zugriffe auf die Bibel“ im Mainzer Dom- und Diözesanmuseum eröffnet. In seinem Grußwort bezeichnete Kohlgraf die Ausstellung als „eindrucksvoll“. Sie zeige, „wie Künstler heute auf die Bibel zugreifen, welche Themen, Anfragen und auch Brüche sich bei ihrer Lektüre der biblischen Schriften auftun. Für den gläubigen Menschen, für den die Bibel heilige Schrift und Wort Gottes ist, ist dies eine spannungsvolle und zugleich anregende und lehrreiche Perspektive.“

Kirche sei zwar heute nicht mehr erster Auftraggeber der Kunst, trotzdem könnten auch heute „Glaube und Kunst in einem fruchtbaren Verhältnis zueinander stehen“. Die Kunst könne eine „Form des Hinsehens und Hinhörens auf die Menschen sein, auf die Themen, die sie heute umtreiben. Sie lädt ein zum Dialog und zum Lernen über die Menschen, zu denen die Kirche heute gesandt ist.“

Schavan unterstrich in ihrem Grußwort die Notwendigkeit einer zeitgenössischen Auseinandersetzung mit der Bibel: „Auf die Suche nach den Sprachen unserer Zeit zu gehen, die von den Bibel handeln, gewinnt an Bedeutung, weil offenkundig andere Botschaften und Bilder mehr Aufmerksamkeit beanspruchen als jene der Bibel. Sie ist manchen fremd geworden. Damit werden auch die Grundlagen fremd, die für das Zusammenleben bedeutsam sind. Wir werden uns fremd, wenn wir die Bibel vergessen.“

77 Werke von 30 Künstlerinnen und Künstlern

Die Sonderausstellung zeigt 77 Einzelwerke, darunter Gemälde, Fotografien, Videoinstallationen und Skulpturen, von 30 Künstlerinnen und Künstlern aus Europa. „Die Bibel zählt zu den inspirierendsten Quellen für die abendländische Kunst. Umgekehrt hat diese unser Wissen um die Bibel sogar maßgeblich geprägt und sie verständlich gemacht. Vulgata – die lateinische Bibelübersetzung des Heiligen Hieronymus vor 1600 Jahren – hat diese Verständlichkeit sogar im Namen. Sie war die Basis für die Kunst. Wie verhält es sich damit heute? Wie setzen sich zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler im Betriebssystem Kunst in der Gegenwart mit der Bibel auseinander? Was inspiriert sie an ihr?“, heißt es in einer Pressemeldung des Domuseums zu der Ausstellung.

Die Schau geht auf eine Initiative der ökumenischen Stiftung Bibel und Kultur aus Anlass ihres 30. Gründungsjahres zurück und wurde in Kooperation mit dem „Kulturzentrum bei den Minoriten“ (KULTUM), dem Haus für zeitgenössische Kunst, Gegenwartskultur und Religion in Graz, und dem Dommuseum Mainz realisiert. Sie war erstmals 2017 in Graz gezeigt worden und wurde für das Bischöfliche Dom- und Diözesanmuseum grundlegend überarbeitet: Die Ausstellung ist sowohl auf der Sonderausstellungsfläche des Museums als auch in der Schatzkammer sowie im ersten Stock des Kreuzgangs zu sehen. Kuratoren der Sonderausstellung sind Dr. Johannes Rauchenberger, Graz, und Birgit Kita vom Dommuseum.

Beim Aschermittwoch der Künstler sprachen im Erbacher Hof unter der Überschrift „Faszination Bibel – Begegnung mit zeitgenössischer Kunst“ die Künstlerinnen und Künstler Guillaume Bruère, Claudia Schink, Keiko Sadakane, Julia Krahn und Alois Neuhold über ihre Arbeiten. Moderiert wurde das Gespräch von Dr. Jakob Johannes Koch, Kulturreferent der Deutschen Bischofskonferenz. Musikalisch gestaltet wurde der Abend von Juncheol Mun, Violine, und Kana Takeuchi, Klavier.

Hinweis: Weitere Informationen zu der Ausstellung sowie dem umfangreichen Begleitprogramm auch im Internet unter www.dommuseum-mainz.de. Zudem sind ein Gesamtkatalog und ein Kurzführer mit zahlreichen Abbildungen erschienen.

am (MBN)

 

Kirchen laden wieder zur Aktion Autofasten ein

Erstmals Gruppenanmeldungen möglich / Bewusstsein der Gesellschaft schärfen 

Mainz. Katholische Bistümer, darunter das Bistum Mainz, sowie Evangelische Landeskirchen in Deutschland und in Luxemburg rufen auch in der Fastenzeit 2019 dazu auf, einmal auszuprobieren, wie viel Auto wirklich nötig ist. Die Klima-Aktion Autofasten findet 2019 bereits zum 22. Mal statt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer können in der Zeit vom 6. März bis 20. April selbst entscheiden, wie lange sie die eigenen Mobilitätsgewohnheiten überprüfen. Die beteiligten Kirchen laden dazu ein, das Auto durch Radfahren, Busse und Bahnen zu ersetzen oder einfach zu Fuß gehen. Wenn das Auto nicht zu ersetzen ist, bieten sich als Alternativen an: spritsparend fahren, Elektromobile ausprobieren, Fahrgemeinschaften bilden oder das Auto, etwa im Rahmen von Car-Sharing, mit anderen teilen. Ab sofort ist eine Anmeldung unter www.autofasten.de möglich; erstmals können sich auch Gruppen statt Einzelpersonen beteiligen. 

Bei der diesjährigen Startveranstaltung am Mittwoch, 6. März, in Mainz betonte der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf, dass die ökumenische Initiative Autofasten eine Möglichkeit sei, „Schöpfungsverantwortung im Alltag zu leben und darüber hinaus einen persönlichen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten“. Er wies darauf hin, dass Papst Franziskus in seiner Enzyklika „Laudato si“ darauf aufmerksam gemacht habe, dass jeder Einzelne etwa mit seinem Konsumverhalten Einfluss auf die Angebote der Wirtschaft nehmen kann. Grundsätzlich solle die Aktion ein Beitrag dazu sein, das Bewusstsein in der Gesellschaft für Fragen der Umwelt und der Schöpfungsverantwortung zu schärfen. Bischof Kohlgraf wertete es als gutes Zeichen, dass die Fragen des Klimaschutzes und der Schöpfungsverantwortung bei der jungen Generation hoch im Kurs stünden. 

Dr. Klaus-Volker Schütz, Propst für Rheinhessen und Nassauer Land (EKHN), würdigte den „prophetischen Charakter“ der Aktion Autofasten. Viele Themen, die in den vergangenen Jahrzehnten beim Autofasten aufgegriffen wurden, hätten heute politische Priorität. Roland Horne von der Landeszentrale für Umweltaufklärung Rheinland-Pfalz dankte den Kirchen für die gute Kooperation bei der Aktion seit über zwei Jahrzehnten und den weiteren Kooperationspartner für die konkreten Angebote.

Heiko M. Ebert, Referent für Marketing und Wirtschaftsführung des Rhein-Nahe-Nahverkehrsverbundes (RNN), wies darauf hin, dass ab 2022 große Verbesserungen für den Öffentlichen Personennahverkehr auf dem Land geplant seien. Ebert hatte für die Anreise zur Startveranstaltung aus der Mainzer Innenstadt einen E-Bus organisiert. Der E-Bus der In-der-City-Bus GmbH fährt aktuell regelmäßig in Frankfurt.

Die Startveranstaltung fand bei der Mainzer E-Carsharing-Station Martin Luther King-Park statt. Für das anschließende Pressegespräch waren  die Teilnehmer in die Räumlichkeiten des benachbarten Wohnprojektes Vis-a-vis gegangen. Die Moderation hatte Dr. Hubert Meisinger übernommen, der Referent für Umweltfragen im Zentrum für Gesellschaftliche Verantwortung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) ist. Von Seiten des Bistums Mainz nahmen außerdem Dr. Franz Jakob Hock, Umweltbeauftragter des Bistums Mainz, und Alois Bauer, Referent für Weltmission / Frieden und Gerechtigkeit, an der Startveranstaltung teil.

Am Autofasten sind beteiligt: die Evangelischen Kirchen im Rheinland und in Hessen-Nassau, die Bistümer Trier, Mainz und Fulda, die Erzbistümer Luxemburg und Köln sowie der Diözesanrat der Katholiken im Bistum Aachen. Unterstützt wird die Aktion durch die Regierungen des Saarlandes, von Rheinland-Pfalz und Luxemburg. Verkehrsverbünde und Verkehrsunternehmen in der Aktions-Region beteiligen sich mit besonderen Angeboten. Beteiligt sind auch Fahrradverleiher, Car-Sharing-Unternehmen, der Bund Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND), der NABU, das Mouvement écologique, Greenpeace Luxembourg, der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC),  der Verkehrsclub Deutschland (VCD) und viele mehr.

Hinweis: www.autofasten.de

tob (MBN)

 

Besuch in Zornheimer Clearingstelle

Weihbischof Bentz zu Gast in Einrichtung der Malteser 

Zornheim. Der Mainzer Weihbischof Dr. Udo Markus Bentz hat am Donnerstag, 28. Februar, die Clearingstelle für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Zornheim besucht. Die Clearingstelle, die im ehemaligen Bruder Klaus-Haus untergebracht ist, ist eine Einrichtung der Malteser Werke gGmbH. Der Besuch fand im Rahmen der Visitation des Dekanats Mainz-Süd durch Weihbischof Bentz statt. Bentz erkundigte sich über die derzeitige Situation der Jugendlichen, die unter anderem aus Syrien, Afghanistan und Somalia kommen; derzeit leben neun männliche Jugendliche in der Einrichtung. Das Haus ist außerdem eine Inobhutnahme-Stelle des Jugendamtes: drei Mädchen werden hier derzeit betreut.

Begleitet wurde Bentz unter anderen vom Dekan des Dekanates Mainz-Süd, Pfarrer Hubert Hilsbos, Sebastian Schigen, Geschäftsführer der Malteser Werke gGmbH, Behrouz Asadi, dem Leiter des Migrationsbüros Rheinland-Pfalz/Hessen der Malteser, sowie vom Marouane Jnieh, Leiter der Jugend- und Familienhilfe Rheinland-Pfalz/Hessen der Malteser. Asadi bezeichnete den Besuch des Weihbischofs als „positives Zeichen“ und als einen „Beitrag für Toleranz und Verständnis“: Dadurch werde die soziale Arbeit vor Ort und die Integration ernst genommen und unterstützt. Bentz dankte den Maltesern für den „langen Atem“ und die „kontinuierliche Arbeit“, die sie seit der Flüchtlingskrise 2015 leisteten.

am (MBN)

 

Jesus ist ein Ruheplatz

Gottesdienst für die Garden und Korporationen der Mainzer Fastnacht im Dom

Mainz. „Jeder kann das in seiner Macht stehende tun, damit die Welt, wenigstens im eigenen Einflussbereich zur Ruhe kommt und die Menschen in unserer Umgebung Geborgenheit erfahren können“. Das sagte der Mainzer Domdekan, Prälat Heinz Heckwolf, in seiner Predigt am Sonntag, 3. März, bei der Eucharistiefeier mit den Mitgliedern der Mainzer Fastnachtskorporationen und -vereine im vollbesetzten Mainzer Dom. Ausgangspunkt seiner Predigt war das Lied „Heile, heile Gänsje“. Der traditionelle Gottesdienst, den Domdekan Heckwolf seit 1995 im Mainzer Dom gestaltet, fand in diesem Jahr zum 25. Mal statt.

Weiter sagte der Domdekan: „Heilung könnte geschehen, wenn alle sich darauf besinnen würden, wer wir Menschen sind: Geschöpfe und nicht Herrgötter. Gott ist der Schöpfer. Jeder Mensch ist Gottes Ebenbild- Jeder Mensch ist Mensch, nicht der eine mehr, der andere weniger. Ob Frau, ob Mann, schwarz oder weiß, Christ oder Nichtchrist, jede und jeder ist von Gott angenommen. Würde dies bedacht, dann wären mit großen Schritten unterwegs in Richtung Heilung.“

Heckwolf ging auch auf den Wunsch nach Ruhe in Geborgenheit in der Gesellschaft ein: „Manche sagen, viele Unruhe komme daher, dass uns der Rhythmus der Natur fremd geworden ist. Viele haben sich mit einer künstlichen Natur umgeben. Sie wollen jederzeit alles und zwar sofort. Wir haben uns zu einer Rund-um-die-Uhr-Gesellschaft entwickelt. Viele merken nicht, dass sie sich die Ruheplätze rauben, die in das Leben eingestreut sind. Solche Ruheplätze gehören einfach zum Leben. Sie sind gleichsam zum Wohle des Menschen von Gott miterschaffen worden. Christen glauben, Jesus selbst in einer solcher Ruheplatz.“ Von der Ruhe in Gottes Nähe gehe ein Segen aus, betonte der Domdekan: „Die Ruhe befreit, die Hektik macht eng und aggressiv. Darum wir den Christen gesagt: Haltet die Ruhe vor Gott heilig, Sie wir Euch das Heil bringen.“

Unter anderen hatten Mitglieder der Garden die Aufgaben der Ministranten, der Lektoren und Kantoren übernommen. Konzelebranten waren Regens Dr. Tonke Dennebaum, Pfarrer Dietmar Wieland, Pfarrer Markus W. Konrad und Pfarrer Ignatius Löckemann. Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst durch das Wonnegauer Blasorchester aus Osthofen unter Leitung von Samir Müller sowie Domorganist Professor Daniel Beckmann an der Domorgel.

tob (MBN)

Personalie

Thomas Klumb verabschiedet

Weihbischof Bentz: „Sie waren ein Botschafter des Bistums Mainz“

Mainz. Der langjährige Leiter der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit im Bistum Mainz, Or-dinariatsrat Thomas Klumb, ist am Mittwoch, 27. Februar, in den Ruhestand verab-schiedet worden. Der Mainzer Weihbischof Dr. Udo Markus Bentz, der als Generalvikar auch Dezernent des Zentraldezernates ist, würdigte Klumb als einen „Botschafter für das Bistum Mainz, den Glauben und die Kirche“. Klumb habe eine „große Identifikation“ mit dem Bistum Mainz gehabt, sagte Bentz: „Es war immer zu spüren, dass Sie Ihre Arbeit nicht aus Pflicht, sondern aus Leidenschaft tun.“

Bentz wies auch auf die unterschiedlichen Tätigkeiten Klumbs im Bischöflichen Ordinariat Mainz hin: „Sie haben sich gerne auf neue Arbeitssituationen eingestellt und stets organisatorische Fähigkeiten bewiesen“, sagte er. Zudem habe Klumb die Öffentlichkeitsarbeit des Bistums Mainz weiterentwickelt und in den Jahren „neue Akzente“ gesetzt. „Sie hatten stets eine große Offenheit. Sie haben nicht nur auf das gesetzt, was sich bewährt hat, sondern immer auf Neuerungen geschaut und für Ihre Arbeit umgesetzt“, sagte der Weihbischof. Er erinnerte unter anderem an die von Klumb mitentwickelte Licht-Klang-Installation „Glaubensfeuer“, die beispielsweise beim letzten Katholikentag in Münster zu erleben war, sowie die Virtual Reality (VR)-Projekte beim Katholikentag in Leipzig oder beim Jubiläum „1.000 Jahre Wormser Dom“ im vergangenen Jahr.

Klumb wurde im Rahmen einer Feierstunde im Erbacher Hof in Mainz im Beisein von Kolleginnen und Kollegen sowie Weggefährten und seiner Familie verabschiedet. Begonnen hatte die Verabschiedung mit einer liturgischen Feier in der Kapelle des Erbacher Hofes. Klumb dankte in seinem Abschiedswort dem Bistum Mainz, „wo ich immer die Freiheit hatte, Öffentlichkeitsarbeit zu gestalten“.

Thomas Klumb wurde am 15. April 1955 in Worms geboren und wuchs in Biblis auf. Im Jahr 1975 kam er als Theologiestudent nach Mainz und wirkte nach Abschluss seines Studiums als Diplom-Theologe ab 1980 im Gemeindedienst. 1982 wurde der Pastoralreferent Assistent bei Weihbischof Wolfgang Rolly. Weitere Stationen im Bischöflichen Ordinariat waren das Planungsbüro ab 1987 und die Diözesanstelle für Pfarrgemeinde- und Dekanatsräte ab 1991. Zum 1. April 2000 wurde Klumb, der Vater von drei erwachsenen Söhnen ist, Leiter der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit. Seit einem Jahr hat er seinen Wohnsitz in Geldern/Niederrhein, wo er auch seinen Ruhestand verbringen wird.

am (MBN)

Vorschau

„Frauen12 - christlich.vielfältig.wirksam“ (16.3.)

Präsentation einer Ausstellung mit Frauenportraits im Mainzer Dom

Mainz. „Frauen12 - christlich.vielfältig.wirksam“ heißt eine Ausstellung mit Frauenportraits, die am Samstag, 16. März, von 11.00 bis 13.00 Uhr im Mainzer Dom präsentiert wird. Moderiert wird die Veranstaltung von der ZDF-Journalistin Susanne Conrad. Veranstalter sind die Diözesanverbände Mainz der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) und des Katholischen Deutschen Frauenbunds (KFDB) sowie das Katholische Bildungswerk im Bistum Mainz und das Referat Erwachsenenseelsorge im Bischöflichen Ordinariat Mainz.

Bei der Ausstellung werden auf zwölf Roll-Ups Fotografien von Frauen in Lebensgröße gezeigt, ergänzt mit einem Statement der gezeigten Frauen. Die portraitierten Frauen werden bei der Präsentation anwesend sein und von Susanne Conrad interviewt. Anschließend besteht die Möglichkeit, mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Musikalisch gestaltet wird die Veranstaltung von Anke Schimpf am Saxophon.

„Frauen haben einen festen Platz in Kirche und Gesellschaft“

„Das Projekt ,Frauen12 ‘ zeigt Frauen im Bistum Mainz, die mit ihren Biographien für viele andere Frauen stehen. Es soll verdeutlichen: Frauen haben ihren festen Platz in Kirche und Gesellschaft, gestalten ihr Leben und sind vielfältig wirksam“, erläutert Gisela Franzel, Referentin der kfd im Bistum Mainz, die Zielrichtung der Ausstellung. Hiltrud Lennert, Vorsitzende des KDFB im Bistum Mainz, ergänzt: „Frauenrollen sind im Wandel. Ob in Familie, Beruf oder Ehrenamt – Frauen sind mit ihren Kompetenzen und Fähigkeiten sowohl sozial als auch wirtschaftlich unverzichtbar. Häufig ist dies im Alltag nicht erfahrbar und sichtbar. Mit dieser Ausstellung wollen wir ein Zeichen für die Wirksamkeit von Frauen in Kirche und Gesellschaft setzen.“ Franzel und Lennert betonen, dass auch das Datum bewusst gewählt sei: Es stehe in zeitlicher Nähe zum Weltfrauentag am 8. März und zum Equal Pay Day am 18. März. Zudem sei 2019 das Jahr, in dem das Jubiläum „100 Jahre Frauenwahlrecht“ gefeiert werde.

Hinweise:

  • Die Ausstellung am 16. März ist im Mainzer Dom bis 16.00 Uhr zu sehen.
  • Die Ausstellung kann anschließend ausgeliehen werden. Weitere Informationen bei Barbara Wolf vom Referat Erwachsenenseelsorge im Bischöflichen Ordinariat Mainz, Telefon: 06131/253-253, E-Mail erwachsenenseelsorge@bistum-mainz.de

am (MBN)

Bilder zu den Mainzer Bistumsnachrichten vom 7. März 2019

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