Bischöfliche Pressestelle Mainz, Leiter: Tobias Blum, Bischofsplatz 2, 55116 Mainz
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Berichte
Mainz/Rom. Der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, wird auch nach seinem 75. Geburtstag am 16. Mai im Amt bleiben. Wie der Apostolische Nuntius, Erzbischof Dr. Jean-Claude Périsset, in einem Schreiben mitgeteilt hat, hat Papst Benedikt XVI. Lehmanns Rücktrittsangebot abgelehnt. Der Papst habe anlässlich des kirchenrechtlich vorgeschriebenen Angebots zum Amtsverzicht entschieden, „dass er Sie bittet, über Ihren 75. Geburtstag am 16. Mai 2011 hinausgehend, weiterhin im Amt zu verbleiben - donec aliter provideatur" (bis auf andere Weise Vorsorge getroffen wird), heißt es in dem Schreiben von Périsset.
Bischöfe sind gemäß des kirchlichen Gesetzbuches (can. 401 § 1 CIC) verpflichtet, dem Papst anlässlich der Vollendung des 75. Lebensjahres ihren Rücktritt anzubieten. Das Schreiben des Apostolischen Nuntius vom 15. April traf am 19. April in Mainz ein. Kardinal Lehmann hatte Papst Benedikt XVI. in einem Schreiben am Aschermittwoch (9. März) seinen Amtsverzicht angeboten.
tob (MBN)
Frankfurt. Die Zuschauer des HR-Fernsehens haben die Wallfahrtskapelle Maria Einsiedel in Gernsheim zur viertschönsten Kirche in Hessen gewählt. Das ist das Ergebnis einer Aktion des HR, die im Rahmen einer 90-minütigen Fernsehsendung „Hessens schönste Kirchen" am Karfreitag, 22. April, bekannt gegeben wurde. Weitere Kirchenbauten aus dem Bistum Mainz waren die Einhard-Basilika in Seligenstadt (Platz 13), die Kirche St. Peter, der „Dom der Bergstraße", in Heppenheim (Platz 17) oder die Wallfahrtskapelle Maria Sternbach bei Florstadt (Platz 26). Zur schönsten Kirche Hessens wurde der Limburger Dom gewählt, auf Platz zwei kam die Kirche in Hatzfeld-Lindenhof, auf den dritten Platz die Dom zu Fulda.
am (MBN)
Banja Luka. Ordinariatsrat Bernd Krämer, Referent für die Migrantenseelsorge im Bistum Mainz, hat zusammen mit Diakon Mato Valjan, Mitarbeiter in der Kroatischen Gemeinde in Gießen, Mitte April den vor kurzem neu ernannten Weihbischof von Banja Luka in Bosnien, Monsignore Marko Semren, besucht. Bei der Reise kam es auch zur Begegnung mit Bischof Franjo Komarica im Bischöflichen Ordinariat in Banja Luka. Bischof Komarica informierte über die kirchliche und politische Situation in Bosnien. Besonders beklagte er den Schwund der katholischen Bevölkerung in seinem Bistum, da vor allem jungen Kroaten wegen geringer Perspektiven auf Ausbildungs- und Arbeitsplätze in dem weitgehend von Serben geprägten Gebiet weggingen.
An der Begegnung mit Bischof Komarica nahm auch Pater Josip Bebic, Nationaldirektor für Migrantenseelsorge der Kroatischen Bischofskonferenz, teil. Pater Bebic war viele Jahre auch im Bistum Mainz in den Kroatischen Gemeinden Gießen und Mainz tätig, zuletzt als Delegat für die Kroatenseelsorger bundesweit in der Delegatur Frankfurt verantwortlich. Anschließend besuchten Krämer und Valjan gemeinsam mit Weihbischof Semren das wieder aufgebaute Franziskanerkloster Petricevac, das im Bosnienkrieg 1995 zerstört wurde.
bk (MBN)
Vorschau
Dieburg. Am Samstag, 30. April, findet in Dieburg die 27. Behindertenwallfahrt der Diözese Mainz statt. Um 10.30 Uhr wird der Mainzer Generalvikar, Prälat Dietmar Giebelmann, einen Festgottesdienst auf dem Wallfahrtsplatz vor der Gnadenkapelle in Dieburg zelebrieren. Um 15.00 Uhr steht ein geistliches Konzert in der Wallfahrtskirche auf dem Programm. Den Abschluss bildet eine Marienandacht um 16.00 Uhr mit Pfarrer Helmut Bellinger, dem Diözesan-Behindertenseelsorger.
Die 129. Wallfahrt der Heimatvertriebenen nach Dieburg findet am Sonntag, 15. Mai, in der Wallfahrtskirche in Dieburg statt. Sie beginnt um 10.00 Uhr mit einem feierlichen Hochamt; es predigt Geistlicher Rat Dr. Wolfgang Stingl, Diözesan-Vertriebenenseelsorger aus Nidda. Um 13.00 Uhr ist Rosenkranzandacht, anschließend um 14.00 Uhr Marienandacht mit Pfarrer Stingl.
am (MBN)
Mainz. Von Montag, 2., bis Montag, 9. Mai, findet an der Mainzer Johannes Gutenberg-Universität und an der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) in Mainz eine Aktionswoche zur Problematik globaler Bekleidungsproduktion statt. Mittelpunkt der Woche ist eine Ausstellung unter der Überschrift „Made In - Made By", die am 2. Mai um 18.00 Uhr mit einer Vernissage in der Kirche St. Albertus (Saarstraße 20 in Mainz) eröffnet wird. Zu der Ausstellung werden innerhalb der Woche regelmäßig Führungen angeboten. Darüber hinaus sind Gottesdienste, eine „Kleidertauschaktion" und eine Podiumsdiskussion vorgesehen. Veranstaltet wird die Aktionswoche von der Projektgruppe „Global bewegt!" Rhein-Main, der unter anderen die KHG, die Pax Christi-Bistumsgruppe Mainz und das Referat Weltmission/Gerechtigkeit und Frieden im Bischöflichen Ordinariat Mainz angehören.
Hinweis: Weitere Informationen zum Programm auch im Internet unter www.khg-mainz.de
am (MBN)
Mainz. Unter dem Motto „Gemeinsam dem Glauben auf der Spur" startet am Dienstag, 3. Mai, im Rahmen des Pfarreienverbundes Mainz-Neustadt ein neuer Glaubenskurs für Erwachsene. An acht Abenden sind Interessierte, Suchende und Neugierige dazu eingeladen, dem christlichen Glauben auf die Spur zu kommen. „Der Kurs bietet mehr als graue Theorie und setzt keine Vorkenntnisse voraus. Jeder Teilnehmer hat die Möglichkeit, mit eigenen Fragen und Gedanken zu Wort zu kommen, neue Erfahrungen zu machen und sich mit Anderen auszutauschen", heißt es in der Einladung dazu. Der Kurs beginnt am 3. Mai um 19.30 Uhr im Gemeindezentrum St. Bonifaz, Bonifaziusplatz 1 (Nähe des Hauptbahnhofs) mit einem Schnupperabend. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Hinweis: Weitere Informationen unter www.bonifaz-mainz.de oder bei Gemeindereferentin Monika Knauer, Tel.: 06131/960910, E-Mail: pfarrei@bonifaz-mainz.de
tob (MBN)
Worms. Im Wormser Dominikanerkloster finden von Mittwoch, 4., bis Mittwoch, 18. Mai, wieder die traditionellen Kreuzganggespräche statt. Am Mittwoch, 4. Mai, spricht der Journalist Alexander Kissler zum Thema „Dummgeglotzt. Wie das Fernsehen uns verblödet". Die Mystik bei Meister Eckhart steht im Mittelpunkt des Gesprächs am Dienstag, 10. Mai; Referent ist Sebastian Tönnesen OP. Mit einem Vortrag von Kamal Sido über die Situation der Christen im Irak am Mittwoch, 18. Mai, enden die Kreuzganggespräche. Die Vorträge beginnen jeweils um 20.00 Uhr, der Eintritt beträgt fünf, ermäßigt drei Euro.
Hinweis: www.dominkaner-worms.de
am (MBN)
Mainz. Mit einem Gottesdienst im Mainzer Dom am Sonntag, 8. Mai, um 10.00 Uhr wird die diesjährige „Woche für das Leben" im Bistum Mainz eröffnet. Den Gottesdienst steht Domdekan Prälat Heinz Heckwolf vor, Leiter des Dezernats Seelsorge im Bischöflichen Ordinariat Mainz. Die diesjährige „Woche für das Leben" steht unter der Überschrift „Engagiert für das Leben - Einsatz mit Gewinn".
Hinweis: Weitere Informationen zur „Woche für das Leben" auch im Internet unter www.woche-fuer-das-leben.de oder bei Ordinariatsrat Hans Jürgen Dörr, Tel.: 06131/253250, E-Mail: wochefuerdasleben@bistum-mainz.de
am (MBN)
Mainz. Am Donnerstag, 26. Mai, legt um 18.30 Uhr an der Anlegestelle Fort Malakoff in Mainz zum zehnten Mal das Mainzer Literaturschiff ab. Die Rückkehr wird gegen 22.45 Uhr ebenfalls dort erfolgen. Während der Schifffahrt liest Joachim Zelter aus „Der Ministerpräsident"; der Lyrikrezitator Oliver Steller spricht und singt unter dem Motto „Lessing" und wird begleitet von Bernd Winterschladen am Saxophon und Dietmar Fuhr am Kontrabass. Zudem ist Bernd Hans Gietz am Klavier zu hören. Veranstaltet wird das Mainzer Literaturschiff von der Bücherei am Dom und dem Katholischen Bildungswerk Mainz-Stadt.
Hinweis: Karten zu 18,00 Euro für das Mainzer Literaturschiff bei der Touristikzentrale der Stadt Mainz, Tel.: 06131-286210, beim Kundencenter der Allgemeinen Zeitung in Mainz, Markt 17, Tel.: 06131-484951, und bei der Bücherei am Dom, Tel.: 06131-253290. Weitere Informationen auch im Internet unter www.bistum-mainz.de/buecherei-am-dom
am (MBN)
Mainz. Das Referat Ehe und Familie im Bischöflichen Ordinariat Mainz veranstaltet von 11. bis 24. Juli eine Freizeit im Haus der Familie in Memhölz/Allgäu. Die Woche steht unter der Überschrift „Die Schöpfung genießen"; die Leitung haben Angelika und Norbert Nichell. Weitere Informationen und Anmeldung beim Referat Ehe und Familie, Klaus Heizmann, Tel.: 06131/253253, E-Mail: familienseelsorge@bistum-mainz.de.
am (MBN)
Mainz. Eine Berufungswanderung für junge Männer, die sich für den Priester- oder Ordensberuf interessieren, bietet die Diözesanstelle Berufe der Kirche im Bistum Mainz an. Von Montag, 25., bis Samstag, 30. Juli, führt die Wanderung auf der rund 180 Kilometer langen Bonifatiusroute von Mainz nach Fulda. Auf der Strecke, die sowohl zu Fuß als auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt wird, steht die Frage nach der eigenen Berufung im Mittelpunkt. Die Tage werden durch geistliche Impulse zum Leben des heiligen Bonifatius, durch gemeinsames Gespräch und Gebet sowie durch die Eucharistiefeier gestaltet. Ein verpflichtendes Vortreffen findet am Sonntag, 15. Mai, um 15.00 Uhr in der Diözesanstelle Berufe der Kirche statt. Es entstehen Kosten in Höhe von 90 Euro für die Wanderung.
Hinweis: Anmeldung bis 8. Mai erbeten bei der Diözesanstelle Berufe der Kirche im Bistum Mainz, c/o Bischöfliches Priesterseminar, Augustinerstraße 34, 55116 Mainz, Tel.: 06131/253-536, Fax: 06131/253-588, E-Mail: berufederkirche@bistum-mainz.de
tob (MBN)
Publikationen
Mainz. „Relativismus. Der Anspruch des christlichen Glaubens in einer pluralen Gesellschaft" heißt ein Sammelband mit Beiträgen von Lehrenden der Katholischen Fachhochschule (KFH) Mainz, der vor kurzem erschienen ist. Herausgeber sind Professor Dr. Philipp Müller und Professor Dr. Werner Müller-Geib vom Fachbereich Praktische Theologie der KFH Mainz. Die Autoren hatten sich im Rahmenes eines wissenschaftlichen Diskurses der Herausforderung des Relativismus gestellt.
Hinweis: Philipp Müller, Werner Müller-Geib (Hgg.): Relativismus. Der Anspruch des christlichen Glaubens in einer pluralen Gesellschaft. (KFH Mainz Schriftenreihe. Bd. 5) EOS-Verlag, St. Ottilien 2010, 224 Seiten, 24,80 Euro. ISBN 978-3-8306-7446-7.
tob (MBN)
Dokumentationen
Mainz. Der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, hat am Ostersonntag, 24. April, im Mainzer Dom ein Pontifikalamt gefeiert. Im Folgenden dokumentieren wir den Predigttext des Kardinals:
Sehr verehrte, liebe Schwestern und Brüder im Herrn!
Ostern kann man nur richtig feiern, wenn man auch den Weg Jesu während der Passion und am Kreuz mitgegangen ist. Es braucht eine Einübung in diese außerordentlichen Tage. Tod und Leben sind die äußersten Gegensätze, die der Mensch kennt, aber er muss sie zugleich immer wieder miteinander und gegeneinander konfrontieren, damit er das eine und das andere besser verstehen lernt.
So ist es auch und erst recht mit dem Tod und der Auferstehung Jesu Christi. Ja, hier kommt dieser äußerste Gegensatz sogar zu einem einmaligen Höhepunkt. Dieser besteht darin, dass hier Leben und Tod in einzigartiger Weise aufeinander treffen. Jesus bringt in ganz besonderer Weise das Leben ins Spiel. Ja, er will den Menschen das „Leben in Fülle" bringen. Schließlich gibt er sein Leben hin für alle und macht es dadurch in ganz besonderer Weise fruchtbar. Zugleich erfährt er in brutaler Weise die Gewalt der Menschen am eigenen Leib und die Zerstörung des Lebens. Dieser Gegensatz wird dadurch noch offenkundiger, dass hier der einzig Gerechte völlig unverschuldetes Unrecht hinnehmen muss. Der so vielen Heilung und Leben schenkt, wird aus niedersten Motiven seines Lebens beraubt.
Wir trennen oft Tod und Auferstehung ganz auseinander. Vor Ostern ist dann alles der Passion und dem Tod zugeordnet, an Ostern konzentriert sich alles ausschließlich auf die Auferstehung. Hier Jammertal, dort Herrlichkeit. Dazwischen ist die enge Pforte. Dies kann zu einem falschen Verständnis führen, das die Bibel selbst mit manchen Bildern und einigen Aussagen korrigiert. So trägt z.B. der auferstandene Herr die Wundmale des Gekreuzigten. Der auferstandene Herr ist der Gekreuzigte. Dies ist nicht eine Aussage gleichsam banaler Identität in dem Sinne, dass der auferweckte und erschienene Herr kein Gespenst ist, sondern identisch ist mit dem, der am Kreuze hing. Dies gibt einen neuen Zugang. Damit wird das Verständnis des Lebens neu erschlossen. So kann die Schrift sagen, dass Jesus Christus „unser Leben" ist (vgl. Kol 3,4), wie es die heutige Lesung tut. Es ist geradezu ein Titel, beinahe ein Name.
Christus - unser Leben: Wir alle hungern nach Leben. Dies ist schon ein fundamentaler Grundsatz des vorchristlichen Denkens, z.B. beim Philosophen Aristoteles. Wir wollen alles noch schneller, noch ursprünglicher, noch attraktiver und noch lebendiger haben. Darum eilen und rennen wir. Unsere Zeit wird immer mehr beschleunigt. Wir haben Angst, dass wir etwas für uns Wichtiges versäumen könnten. Die Sorge, in einem vielfältigen Sinn zu spät zu kommen, ist ein mächtiger Motor für die immer größere Beschleunigung unseres Lebens. Aber wie ist denn dieses Leben? Wir wollen vor allem Abwechslung, etwas Neues und dies unaufhörlich. Es ist atemberaubend, wie uns in der Mode, in der Technik, in der Wohnungsausstattung, beim Auto, im Computerwesen immer wieder insinuiert wird, eigentlich wären wir veraltet. Wir müssten schon längst Neues anschaffen. So gibt es eine riesige Hektik vor allem im Warenumschlag. Die produzierten Waren dürfen nicht lange auf dem Lager bleiben. Dies gilt sogar für wertvolle Bücher. Alles muss rasch umgesetzt und umgeschlagen werden. Wir sind wirklich eine „Wegwerfgesellschaft" und machen dies leider nicht nur mit Dingen.
Am Ende machen wir es tatsächlich auch so mit Menschen, nicht nur mit Autos und Kleidern. Wir tauschen einfach aus. Auch die Menschen werden Ersatz- und Versatzstücke. Und dies alles entspringt dem unersättlichen Hunger, wir könnten etwas versäumen, wir müssten auf etwas verzichten, das uns fehlen könnte. Wir können entdecken, dass wir bei diesen Gesetzlichkeiten des Umgangs miteinander, die große Ähnlichkeit mit den Spielregeln des Marktes haben, getriebene und gehetzte Menschen sind, die letztlich aus Angst vor dem Tod, vor einem frühzeitigen Ende dieser ständigen Auswahl und des ununterbrochenen Tausches stehen. Wir sind so lebenshungrig, weil wir insgeheim von einer Lebensangst, ja Todesangst erfasst sind, oft ohne darum zu wissen. Es gibt doch zu denken, dass die Psychologie und die Psychoanalyse des 20. Jahrhunderts vielfach diese Grundangst im Menschen entdeckt hat.
Christus - unser Leben: Durch den Weg Jesu nach Jerusalem und zum Kreuz, seinen Tod und seine Auferstehung ist das, was Leben heißt, verwandelt. Wir müssen jetzt „leben", ganz von ihm her denken. Es ist ein Leben, das frei geworden ist von der Angst, zu kurz zu kommen. Jesus hat nämlich sein Leben schon in dieser Zeit am besten investiert. Er hat sich nicht selbst gesucht, auch nicht sein Glück oder seine Erfüllung, wie immer wir dies nennen wollen. Dabei wollte er durchaus sich selbst in einem höchsten Maß verwirklichen. Er gibt sich nicht einfach preis. Er gehört nicht zu denen, die ihr eigenes Leben regelrecht im Rausch der Arbeit oder der Sinne vergessen. Sein Lebensgeheimnis besteht gerade darin, dass er ganz auf Gott Vater und ganz auf die Menschen bezogen ist. Er überschreitet sich immer selbst auf Gott und die Menschen hin. Er hat sein Zentrum in diesem doppelten Überstieg. Beides gehört zusammen. Denn er ist nur vorbehaltlos, offen und einsatzbereit für alle Menschen da, weil er in der Tiefe Gottes wurzelt, der uns immer wieder über unsere Engstirnigkeiten und Borniertheiten hinausführt. Diesen Dienst leistet Jesus restlos, bis zur Neige. Er trinkt den Kelch wirklich aus, den der Vater ihm vorherbestimmt hat. Aber gerade so hat er auch keine Angst vor dem Tod, er kennt nicht die Sorge, er könnte zu kurz kommen. Er verwirklicht so das Höchste und Beste im Leben, das nicht übersteigert werden kann. So braucht er auch vor dem Tod keine letzte Angst zu haben.
Zwar zittert Jesus, wie besonders der Beginn seines Leidens zeigt, auch vor dem Verlust seiner eigenen Existenz. Dies gehört wohl zum Menschsein. Aber dennoch ist dies die letzte Wahrheit: Der Tod kann ihm schließlich dieses Leben vor Gott und für die Menschen nicht schlechthin rauben. Darum hat dieses Leben einen neuen Sinn bekommen. In diesem Leben sind der Tod und alle Ängste mit ihm schon überwunden. Sonst könnte man den Triumph nicht verstehen, den das Osterzeugnis in der Heiligen Schrift gerade an dieser Stelle enthält. So heißt es z.B. in 1 Kor 15,54f., in einem fast übermütigen urchristlichen Lied: „Verschlungen ist der Tod vom Sieg. Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?" Wenn man bedenkt, wie skeptisch gerade Paulus von seiner Theologie des Kreuzes her gegenüber jedem leichtfertigen Überschwang ist, der die nüchterne und oft widerständige Realität überfliegt, dann muss es eine neue und vertiefte Erfahrung des Glaubens geben, die den Völkerapostel so triumphieren lässt.
Darum kann die Lesung des heutigen Tages fast nebenbei sagen, er ist unser Leben. Die Heilige Schrift sagt es auch nochmals anders, wenn sie z. B. formuliert: „Denn für mich (für Paulus im Gefängnis) ist Christus das Leben und Sterben Gewinn." (Phil 1,21) Plötzlich sind Tod und Leben nicht mehr die äußersten Gegensätze, sondern sie sind in Jesu Tod und Auferstehung überwunden. Es gibt nun eine unbezwingbare Freude, die es sonst nicht gibt. Sehr deutlich wird dies auch in den Abschiedsreden Jesu bei Johannes gesagt, dass er die Welt überwunden hat und alle Angst und alles Zögern unseres Herzens von uns nimmt: „In der Welt seid ihr in Bedrängnis; aber habt Mut: Ich habe die Welt besiegt." (Joh 16,33) Es ist ein neues, unerhörtes Wunder, dass es nun etwas gibt, was Tod und Leben als extreme Gegensätze überschreitet: Jesus Christus in seiner Person und in seinem Werk.
Wenn dies „unser Leben" ist, dann könnten wir Christen viel stärker sein, als wir denken. Wir brauchten keine Angst zu haben, uns allein auf Jesus Christus zu verlassen und ihm nachzufolgen. Mit ihm verlieren wir nichts. Wir können in ihm nur alles gewinnen. Wir brauchen auch keine Angst zu haben, wir könnten uns verlieren, wenn wir uns selbstlos einem Auftrag, einem Menschen oder einem Werk verschreiben, uns in diesem Sinne hingeben. Wie viel Angst haben wir immer wieder, wir könnten nicht alles zurückerhalten, was wir investieren. Deswegen schonen wir uns und ziehen uns zurück. Deshalb haben wir oft Angst, uns wirklich an eine große Sache zu wagen, grundlegend solidarisch zu sein mit Bedrängten in aller Welt, an die nachfolgenden Generationen zu denken - eher verbrauchen wir alles für uns und sind kurzsichtig, stopfen alles in uns hinein. Wir setzen die Zukunft der Welt und des Menschen, vielleicht ohne großes Nachdenken, mit uns und unserem Leben gleich. Der Glaube, der aus der Auferstehung kommt, lässt uns jedoch eine neue Solidarität entdecken, die unsere Welt ganz dringend braucht. Ostern ist in diesem Sinne das Fest unbesiegbarer Freude und neuer unverbrauchter Hoffnung.
Man kann eben das Glück nicht direkt, gleichsam am Schopf packen und für sich allein pachten. Wir gewinnen das Glück nur indirekt, auf dem Rücken einer guten Tat für andere. Dann merken wir mit um so größerer Freude, dass wir auf dem rechten Weg sind und dass wir das Leben nicht verlieren, sondern gewinnen. Auch hier ist das Wort Jesu vom Weizenkorn bleibend wichtig. „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht. Wer an seinem Leben hängt, verliert es; wer aber sein Leben in dieser Welt gering achtet, wird es bewahren bis ins Ewige Leben." (Joh 12,24f.) Ostern verwandelt unser Verständnis von Leben. Auch wenn wir immer noch erfasst werden von Sünde, Leid und Tod, so haben diese zerstörerischen Kräfte nicht das letzte Wort. Deswegen können wir auch eine ganz neue Lebensfreude gewinnen, aber eben nicht nur für uns, sondern für die ganze Welt. Wir wissen, dass wir immer wieder durch das finstere Tal unserer zerbrechlichen Existenz gehen müssen. Mitten in allen Dunkelheiten gerade auch unserer Tage ruft uns der Kolosserbrief zu: „Richtet euren Sinn auf das Himmlische und nicht auf das Irdische! Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist mit Christus verborgen in Gott. Wenn Christus, unser Leben, offenbar wird, dann werdet auch ihr mit ihm offenbar werden in Herrlichkeit." (Kol 3,2-4; 1 Joh 3,2).
Amen.
(MBN)
Mainz. Der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, hat am Karfreitag, 22. April, der Karfreitagsliturgie im Mainzer Dom vorgestanden. Im Folgenden dokumentieren wir den Predigttext des Kardinals:
Sehr verehrte, liebe Schwestern und Brüder im Herrn!
Unser Glaube ist sehr auf das Wort angewiesen. Wir haben ja keine Religion, die sich weitgehend oder nur an beobachtbaren Naturereignissen oder dokumentierten geschichtlichen Daten orientiert, wie eine Mondfinsternis oder eine Schlacht. Es geht um die Offenbarung von etwas, was wir nicht einfach durch unseren Menschenverstand wissen oder erfahren können. Wir können das, was wir glauben, tiefer zu verstehen suchen. Aber die Botschaft ist nicht von uns erfunden. Durch das uns verkündigte Wort kommt sie zu uns.
Manchmal schafft der Glaube sich selbst die richtigen Wörter. Er muss sie aber meist formen, damit der ursprüngliche christliche Gehalt wirklich zum Ausdruck gebracht wird und nicht durch fremde Vorstellungen entstellt wird. Dies bezieht sich nicht nur auf die Wörter, sondern auch auf die Art und Weise, wie wir von der Heilsbotschaft sprechen. So sind z.B. Gattungen wie das „Evangelium", das Bekenntnis oder aber auch der Katechismus ursprüngliche christliche Schöpfungen. Manchmal ist die ganze Tiefe und der ganze Gehalt des christlichen Glaubens in einem Wort konzentriert und zusammengezogen. Man kann dann in der Betrachtung eines Wortes, das man gewissermaßen belagert und umschreitet, das Wesentliche des Glaubens wie in einem Brennglas oder einem Kaleidoskop erfassen.
Ein solches Wort, das auf den Karfreitag passt, ist im Neuen Testament die so genannte Hingabeformel. Eine bekannte Stelle dafür ist Röm 8,32, wo es über Gottes Eintreten für die Menschen heißt: „Er hat seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern ihn für uns alle hingegeben - wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken?" Das zentrale Stichwort heißt hier „Hingabe". Es hat im Neuen Testament eine außerordentlich breite Spannweite. Ähnlich sehen wir dies im Johannesevangelium: „Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat." Diese Texte begegnen schon sehr früh, durchziehen aber alle biblischen Schriften, z.B. „Wegen unserer Verfehlungen wurde er hingegeben, wegen unserer Gerechtmachung wurde er auferweckt." (Röm 4,25). Manchmal war dafür auch die Sprache des Alten Testaments anregend, in unserem Fall ganz gewiss das vierte Lied vom Gottesknecht (Jes 53, bes. 12: „weil er sein Leben dem Tod preisgab"). Wenn es zu einer festen Verbindung kommt, sprechen wir von einer Formel. Deswegen sagen wir auch „Hingabeformel" oder auch „Dahingabeformel".
Die Bedeutungsweite des Wortes ist, wie gesagt, sehr umfassend. Zuerst ist eigentlich das Geschehen im Prozess über Jesus gemeint: Die Feinde Jesu ließen ihn fesseln „und lieferten ihn Pilatus aus" (Mk 15,1). Neben Ausliefern und Preisgeben (vgl. Mk 9,31) wird das Wort auch spezifisch gebraucht für den Verrat durch Judas (vgl. Mk 14,21.41). Man spielt auch auf Gewalt und Willkür an, wenn man sagt, dass der Menschensohn in die Hände der Menschen, der Heiden usw. ausgeliefert wird. Dies wird am Geschick Jesu deutlich. Er muss den Tod am Kreuz sterben. Man hat die grausamste Art der Hinrichtung in der Alten Welt für ihn ausgesucht. In diesem Sinne ist die ganze Grausamkeit des Leidens und Sterbens Jesu in diesem Wort vom Verrat und von der Preisgabe enthalten. Aber es gehört zum Tun der Menschen, für das sie Verantwortung tragen, dass Gott auf seine Weise das Handeln der Menschen leitet und prägt. Hinter dem Handeln der ungläubigen Menschen sieht z.B. der Evangelist Markus das Handeln Gottes. Nicht die Menschen bestimmen den letzten Sinn und Zweck unseres Handelns. Wir verstehen dann sehr oft nicht, was geschieht: „Der Menschensohn wird den Menschen ausgeliefert und sie werden ihn töten; doch drei Tage nach seinem Tod wird er auferstehen. Aber sie verstanden den Sinn seiner Worte nicht, scheuten sich jedoch, ihn zu fragen." (Mk 9,31)
So gewinnt gleichsam unter der Hand das Wort vom Verrat und der Preisgabe einen weiteren Sinn. Wir können dies vielleicht am besten bei der Beschreibung des Herrenmahles durch den hl. Paulus beobachten, wenn er sagt: „Denn ich habe vom Herrn empfangen, was ich euch dann überliefert habe: Jesus, der Herr, nahm in der Nacht, in der er ausgeliefert wurde, Brot, sprach das Dankgebet, brach das Brot und sagte: Das ist mein Leib für euch. Tut dies zu meinem Gedächtnis." (1 Kor 11,23f.) Im Abendmahl Jesu kurz vor seiner Gefangennahme und seinem Leiden, kommen die wichtigsten Bedeutungslinien zusammen: Er ist zwar den Menschen ausgeliefert, aber er sieht dies nicht einfach als Schicksal, sondern gibt auch diesem Geschehen im Lichte der Erfahrung mit der Bibel einen eigenen Sinn, indem er nämlich sein Leben hingibt. Er wird nicht einfach von außen bestimmt, sondern er gibt auch noch im Leiden dem, was geschieht, eine eigene Richtung und einen eigenen Sinn. Verrat und Preisgabe können das geheime Ziel des göttlichen Handelns nicht verhindern. So kommt es dann auch zum Glaubensbekenntnis: „Christus ist für unsere Sünden gestorben, gemäß der Schrift." (1 Kor 15,3) Dass er für uns bzw. unsere Sünden sein Leben verlor, hat wiederum einen feinen Doppelsinn. Er ist an unserer Stelle, für unsere Bosheit und Schlechtigkeit, also für unsere Sünden gestorben. Hier geht Jesus stellvertretend für uns in den Tod. Wir haben ihn eigentlich verdient. Darum heißt es: „Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele." (Mk 10,45) Aber dies ist nicht nur die Stellvertretung Jesu, indem er sich auf unsere Vergehen bezieht, sondern er gibt sein Leben wirklich für uns her, er schenkt es uns. Er erlöst uns von unserer Schuld und gibt sich - nun ganz wörtlich verstanden - für uns hin.
Schon in der Bibel wird diese Hingabe des Lebens durch Jesus selbst in unterschiedlicher Weise zum Ausdruck gebracht. Er gibt sich hin für die Seinen, für die Freunde, für die Vielen, wir übersetzen mit Recht: für alle, ja auch sogar für seine Feinde. Dies ist ein ganz neues Element. Jesus gibt sein Leben nicht nur für die Gleichgesinnten, sondern will die Welt der Menschen durch eine andere Lebensorientierung verändern. Es war immer wieder eine Versuchung im Lauf der Kirchengeschichte, die Frucht des Todes Jesu auf seine Anhänger zu begrenzen. Aber mit einer großen Treue zur Bibel und zum Lebensgeheimnis Jesu hat die Kirche solche Begrenzungen zurückgewiesen und die Erlösung Jesu für alle Menschen, auch für unsere Gegner und Feinde, verteidigt. Jesus ist für alle Menschen gestorben.
Dies sehen wir heute besonders auch in der Liturgie des Karfreitags. Schon seit alter Zeit ist es ein Kernstück des Gottesdienstes am Karfreitag, dass wir nach der Verkündigung der Leidensgeschichte die so genannten Großen Fürbitten abhalten. Gerade an diesem Tag dürfen die Christen im Denken, Beten und Handeln nicht einfach auf sich konzentriert, also egozentrisch bleiben, sondern müssen den Dienst Jesu Christi am Heil der Welt in die Mitte rücken, den auch wir in seiner Nachfolge ausüben sollen. Dieses Fürbittgebet beginnt in den zehn Stufen bei der Kirche und bezieht sich besonders auf den Papst, alle Stände und besonders auch auf die Katechumenen, die Christen werden wollen. Es übersteigt aber auch unsere eigene Gemeinschaft, indem wir für die Einheit der Christen, für die Juden und für alle, die nicht an Christus glauben, beten. Ja, es gibt eine eigene Fürbitte für alle, die nicht an Gott glauben, sie sollen ihrem Gewissen folgen. Schließlich richtet sich der Blick auf die Menschen, die in den Regierungen Verantwortung für Frieden und Freiheit der Völker haben. Am Ende geht aber der Blick hinaus auf alle notleidenden Menschen: „Gott reinige die Welt von allem Irrtum, nehme die Krankheiten hinweg, vertreibe den Hunger, löse ungerechte Fesseln, gebe den Heimatlosen Sicherheit, den Pilgernden und Reisenden eine glückliche Heimkehr, den Kranken die Gesundheit und den Sterbenden das ewige Leben." Damit ist ein umfassender Versuch gegeben, diese Hingabe des Lebens Jesu für alle sehr konkret sichtbar zu machen.
Es ist beinahe selbstverständlich, dass sich daraufhin die Verehrung des Kreuzes anschließt. Erst ist das Kreuz noch verhüllt. Aber dann wird seine Wirkung auf die ganze Welt in vielen Gesängen erkennbar: „Denn siehe, durch das Holz des Kreuzes kam Freude in alle Welt."
Amen.
(MBN)