Mainzer Bistumsnachrichten Nr. 18

8. Mai 2003

Datum:
Do. 8. Mai 2003
Von:
MBN

Bischöfliche Pressestelle Mainz, Leiter: Jürgen Strickstrock, Bischofsplatz 2, 55116 Mainz 
Postanschrift: Postfach 1560, 55005 Mainz, Tel. 06131/253-128 oder -129, Fax 06131/253-402, E-Mail: pressestelle@bistum-mainz.de

Berichte 

  • Kardinal Lehmann beim Ökumenischen Kirchentag in Berlin (28.5.-1.6.) 
  • „Krise der Kirche ist Krise des Christusglaubens" 
  • Lehmann und Cherdron fordern verstärkte Hilfen für ältere Behinderte 
  • Mädchenchor gab Konzert in der römischen Titelkirche von Kardinal Lehmann 
  • Neunzigjahrfeier in Seeheim-Jugenheim-St.-Bonifatius 
  • „Woche für das Leben 2003" in Bayreuth eröffnet 
  • "Netzwerk Internationale Freiwilligendienste" in Heppenheim 
  • Kardinal Lehmann zum 1. Mai: Arbeit hilft Lebenssinn

Personalien 

  • Neue Mitarbeiter im KAB-Leitungsteam

Vorschau 

  • Erster „Tag der Dienstgemeinschaft" im Bistum Mainz (15.5.) 
  • Abschluss der Haushaltsrechnung für 2002 (22.5.)
Berichte 

Kardinal Lehmann beim Ökumenischen Kirchentag in Berlin (28.5.-1.6.) 

Das Bistum Mainz lädt zum Bibelseiten-Drucken in die „Agora" der Messehallen ein

Berlin/Mainz. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, Mainz, gehört zu den Teilnehmern, die im Programm des Ökumenischen Kirchentages in Berlin (28. Mai bis 1. Juni 2003) besonders häufig als Mitwirkende in Erscheinung treten. Lehmann wird nicht nur am zentralen ökumenischen Eröffnungsgottesdienst und der anschließenden Eröffnungsfeier am Mittwochabend, 28. Mai, vor dem Brandenburger Tor und beim festlichen Schlussgottesdienst am Sonntag, 1. Juni, um 10.00 Uhr, vor dem Reichstag (Platz der Republik) teilnehmen, sondern auch in verschiedenen Podien und Vortragsveranstaltungen zu den vier Themenbereichen des Kirchentages präsent sein. Hinzu kommen verschiedene Gottesdienste und weitere Veranstaltungen.

Der erste Ökumenische Kirchentag steht unter dem Leitwort „Ihr sollt ein Segen sein." Die vier Themenbereiche haben folgende Überschriften: „Glauben bezeugen – Im Dialog leben" (1), „Einheit suchen – In Vielfalt einander begegnen" (2), Menschenwürde achten – Die Freiheit wahren" (3) und „Welt gestalten – In Verantwortung handeln" (4).

Am Fest Christi Himmelfahrt feiert der Mainzer Bischof als Liturge und Prediger einen katholischen Gottesdienst zum Himmelfahrtstag um 11.00 Uhr in der Lukaskirche in Kreuzberg. Dieser Gottesdienst wird musikalisch gestaltet von der Gruppe Prophet und dem Jugendchor der Heilig-Geist-Gemeinde Offenbach. Am Abend des Festtages wirkt Lehmann bei der liturgischen Feier in der Messehalle 10 mit, bei der Juden und Christen für den Frieden gemeinsam beten. Die weiteren Liturgen sind der Landesrabbiner Dr. Henry G. Brandt, und der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Präses Manfred Kock, Düsseldorf.

Im Themenbereich 1 „Glauben bezeugen – Im Dialog leben", hält Lehmann am Freitagvormittag in der Sophienkirche in Berlin-Mitte im Rahmen der Veranstaltung „Ratlos vor dem Bösen? Theologische und philosophische Perspektiven. Wahrnehmung und Wirklichkeit des Bösen" einen Vortrag zum Thema „Das Böse – oder das Drama der Freiheit". Am Freitagnachmittag ist Lehmann im Podium „Jugendliche fragen Prominente zum Thema Menschenwürde achten – Die Freiheit wahren". Veranstaltungsort ist die evangelisch-freikirchliche Gemeinde der Baptisten in Berlin-Schöneberg.

Das Thema „Visionen geschlechtergerechter Ökumene" diskutiert Kardinal Lehmann am Donnerstagnachmittag (15.00 bis 18.00 Uhr) im Podium u.a. mit dem Altkatholischen Bischof Joachim Vobbe, Bonn, und Bischöfin Bärbel Wartenberg-Potter, Nordelbische Evangelisch-Lutherische Kirche Lübeck. (Messehalle 5).

Einer der Höhepunkte des Ökumenischen Kirchentages wird die feierliche Unterzeichnung der „Charta Oecumenica" am Freitagabend 18.00 Uhr sein. Dazu wird der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK), der Evangelisch-Methodistische Bischof Dr. Walter Klaiber, Frankfurt, das liturgische Eingangswort sprechen (Messehalle 10).

In der St. Bonifatius-Kirche in Berlin-Kreuzberg, wirkt Bischof Lehmann am Samstagvormittag (10.00 Uhr) in einem „offenen Gottesdienst" mit kreativen und künstlerischen Elementen mit. Er trägt den Titel: „Segen, aber flott. Der etwas andere Gottesdienst – Echt ÖKU." Zu den Liturgen gehören neben Kardinal Lehmann der Mainzer Diözesan-Jugendseelsorger Pfarrer Hubert Hilsbos.

In einem interreligiösen Gespräch am Samstagmittag (12.15 bis 13.45 Uhr) im Tempodrom in Kreuzberg, werden Kardinal Lehmann, der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Dr. Nadeem A. Elyas, Eschweiler, und der Rabbiner Walter Rothschild, Berlin, sowie Jugendliche türkischer und russlanddeutscher Herkunft diskutieren. Die Veranstaltung trägt den Titel „Enjoy the Difference" Was bedeutet gelebte Toleranz in Deutschland? Wie gestaltet sich ein ehrlicher Dialog der verschiedenen Religionen?" Am Samstagnachmittag (15.00 bis 18.00 Uhr) nimmt Lehmann im Podium zum Thema „Zucht oder Zufall? Auf der Suche nach gelingendem Leben" teil. Nach einem einleitenden Vortrag vom Limburger Schul- und Hochschuldezernenten Dr. Eckard Nordhofen, diskutieren mit Lehmann u.a. Professor Arnulf von Scheliha, Hamburg, und Dr. Angela Schneider, Berlin (Messehalle 18).

Beim Programm des Ökumenischen Kirchentages werden auch verschiedene Musikgruppen aus dem Bistum Mainz mitwirken. Am stärksten wird dies sichtbar beim zentralen ökumenischen Eröffnungsgottesdienst am Mittwochabend, 18.00 Uhr, auf dem „Platz des 18. März" vor dem Brandenburger Tor. Dieser Gottesdienst wird vom evangelisch-lutherischen Bischof Dr. Wolfgang Huber, Berlin, und dem Berliner Erzbischof, Kardinal Georg Sterzinsky, als Liturgen geleitet. Er wird musikalisch mitgestaltet vom Projektchor „Emmaus" und der Band „Arcangelo", Seligenstadt, unter Leitung von Regionalkantor Thomas Gabriel sowie einem Bläserchor mit 300 Musikern, von denen 50 von der Katholischen Kirchenmusik Weinheim und dem Evangelischen Posaunenchor der rheinhessischen Gemeinde gestellt werden.

Zu den Musikgruppen, die darüber hinaus beim Ökumenischen Kirchentagsprogramm mitwirken, gehört die Musikgruppe „Jubilate Deo", Rödermark, die am Freitagabend im Tempodrom in Kreuzberg die Veranstaltung „Taizé – Nacht der Lichter: Bless the Lord, my soul" musikalisch gestaltet (21.00 Uhr) und am Samstagabend in der Lindenkirche ein Taizé-Gebets-Singen für Chor, Orchester und Gemeinde durchführt: „Lobe den Herrn, meine Seele" (21.00 Uhr). Beim „Treffpunkt Gospel" wirkt der Jugendchor Rejoice, Rödermark, mit und beim Jugendgottesdienst am Samstag um 10.00 Uhr in St. Bonifatius in Kreuzberg unter Leitung von Peter Krausch, Offenbach, der „Junge Chor" St. Josef Offenbach und „For Heaven’s Sake".

Das Bistum Mainz beteiligt sich auch mit einem eigenen Stand in der „Agora", der Halle der Bistümer und Landeskirchen (Halle 2.2). Dieser Stand, der von der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit vorbereitet wurde und betreut wird, ist auch als Treffpunkt und Informationsbörse für Besucher aus dem Bistum Mainz gedacht. Für die Betreuung sind vor allem Thomas Klumb und Susanne Metzger-Rehn zuständig. Zeitweise werden auch Kardinal Lehmann und Weihbischof Dr. Werner Guballa am Bistumsstand als Gesprächspartner präsent sein. Im Mittelpunkt des Programmangebots am Mainzer Bistumsstand ist im Blick auf das „Jahr der Bibel" eine Druckerpresse vorhanden, wie sie Gutenberg benutzt hat. Sie wird vom Gutenberg-Druckladen in Mainz zur Verfügung gestellt. Besucher des Kirchentages können sich mit Symbolschablonen und Linoldrucken selbst kreativ eine Seite gestalten. Diese wird dann zusätzlich mit einem Bibeltext bedruckt.

Sk (MBN)

 

„Krise der Kirche ist Krise des Christusglaubens" 

Bischof Koch fordert für Europa Rückbesinnung auf die biblische Gottestradition

Mainz. Das Leben einer persönlichen Gottesbeziehung ist nach den Worten des Bischofs von Basel, Dr. Kurt Koch, der innerste Kern des christlichen Glaubens, aus dem „alles andere folgt". Bei einem Vortrag im Mainzer Dom erklärte Koch am Montagabend, 5. Mai, diese Glaubenslektion dränge sich in der gegenwärtigen Situation der Kirche besonders deutlich auf: „Denn wenn die volkskirchlichen Strukturen stets schwächer werden, dann wird das Christsein noch vermehrt mit einer persönlichen Gottesbeziehung stehen oder fallen", bekräftigte er. Bischof Koch sprach in der Reihe der Domvorträge „Was wirklich trägt – Orientierung in bewegter Zeit" zum Thema „Gelebter Glaube: Grundbaustein unseres Lebens".

Koch erklärte, dass die heutige Glaubenskrise in erster Linie eine elementare Krise des Christusglaubens sei, vor allem des Glaubens an die Gottheit Jesu Christi, und sich zuspitze in einer Krise der Hoffnung auf Auferstehung. Die Rückbesinnung auf die Gottesfrage und das Gottesgeheimnis lege sich in der heutigen Situation in den Gesellschaften Europas nahe, in denen der christliche Glaube immer mehr zu verdunsten drohe. Die Diskussion über die Charta der Europäischen Union habe es an den Tag gebracht, dass die öffentliche Erwähnung Gottes in Europa nicht einmal mehr mehrheitsfähig sei, bedauerte der Schweizer Bischof. Aber das Europa mit dem Euro als der neuen gemeinsamen Währung allein, werde nicht lebensfähig sein, betonte er. Europa brauche vielmehr auch eine geistige und geistliche Leitwährung und könne sie in der biblischen Gottestradition suchen und finden, „also jener Wurzel, von der die europäische Kultur maßgeblich geprägt ist".

Das Jahr der Bibel 2003 sei eine große Herausforderung an die Christen und Kirchen in Europa, in ökumenischer Zusammenarbeit die biblische Gottestradition offensiv ins öffentliche Gespräch zu bringen. Denn die gesellschaftlichen Lebenswelten Europas seien ohne die Bibel in der Tat nicht denkbar, auch heute nicht. Europa werde nur dann nicht wiederum zu einem gefährlichen Spielball von politischen und wirtschaftlichen Mächten, „wenn es um seine geistigen Fundamente weiß", hob Koch hervor. Angesichts der vielfältigen Bedrohungen des menschlichen Lebens und seiner Würde in den heutigen Gesellschaften Europas, haben die christlichen Kirchen nach den Worten Kochs keine wichtigere Aufgabe, als den lebendigen Gott zu verkünden und den Menschen Geborgenheit im Geheimnis Gottes als Obdach der Seele zu schenken.

Das Christentum werde in Europa nur Zukunft haben, wenn es sich auf seinen Kern zurück besinne, die biblische Gottestradition, und sich aus ihr auch heute als Lebensbewegung bewähre: „gegen Ungerechtigkeit für mehr solidarische Nachhaltigkeit, gegen die Tötung menschlichen Lebens für das Evangelium des Lebens, gegen die Bedrohung der Schöpfung für ihre Bewahrung, gegen den Krieg für den Frieden und gegen die Eskalation von Hass und Gewalt für Versöhnung". Dies erfordere allerdings die Bereitschaft der Christen, in der Gesellschaft „Fremdlinge" zu sein und sich Spott und vielleicht sogar Feindseligkeit auszusetzen.

Der Glaube wolle nicht in erster Linie kritisch hinterfragt oder gar in Zweifel gezogen werden, sondern als „Fest des Glaubens" vollzogen werden. „Bekennen, feiern, verwirklichen und beten: dies sind die entscheidenden Grundvollzüge des Glaubens", unterstrich Koch. Sie öffneten den Blick für die wahren Prioritäten des Glaubens. Dazu verwies der Bischof auf die vier grundlegenden Konstitutionen des Zweiten Vatikanischen Konzils (Liturgiekonstitution, Dogmatische Konstitution über die Kirche, Konstitution über die göttliche Offenbarung und Pastoralkonstitution über die Kirche in der Welt von heute). „In Treue zum Konzil dienen wir dann einer guten Zukunft eines christlichen Glaubens und der Kirche, wenn alles Reden in der Kirche der einen Rede von Gott eingeordnet wird", stellte Koch fest. In dieser Konzentration auf die Gottesfrage liege auch der eigentliche Hebel zur Erneuerung des Glaubens und der Kirche. Auch die heutige Krise der Berufungen sowohl zum priesterlichen Dienst als auch zum Ordensleben habe ihre tiefste Wurzel in der Krise des Glaubens an die Gottheit Jesu Christi und in der Krise der Hoffnung auf die Auferstehung.

Koch betonte, dass für den christlichen Glauben das Empfangen von Gott den Vorrang vor dem Machen des Menschen habe. Dies stehe allerdings quer zur Grundstimmung prinzipieller Machbarkeit in der heutigen gesellschaftlichen Lebenswelt. In den Auseinandersetzungen mit dem Nationalsozialismus und dem Marxismus mit ihren Träumen vom „neuen Menschen" sei deutlich geworden, dass der „neue Mensch" gerade nicht ein Produkt politisch-revolutionärer Anstrengungen sein könne, „sondern ein ‚neues Herz‘ voraussetzt, das ihm nur Gott einpflanzen kann". Während der verhängnisvolle Vorrang des Machens vor dem Empfangen in seinen fatalen Konsequenzen in der Gesellschaft durchschaut worden sei, würden die ebenso gefährlichen Konsequenzen dieses Vorrangs in der Kirche selbst noch weithin tabuisiert, warnte Koch.

Er sei vornehmlich dort festzustellen, wo von den drei Grundfunktionen der Kirche – der Wortverkündigung, dem liturgischen Gotteslob und der geschwisterlichen Solidarität – vor allem die Diakonie betont werde. Damit solle kein Wort gegen die diakonische Grundsendung der Kirche eingelegt werden, denn die Kirche könne nie diakonisch genug sein, stellte der Bischof klar. Kritik sei aber dort anzumelden, wo die Betonung der diakonischen Verantwortung die Kirche in Diakonie auflöse. Dies habe der evangelisch-lutherische Bischof von Berlin-Brandenburg, Wolfgang Huber, als „Selbstsäkularisierung der Kirche" diagnostiziert. Die Kirchen stünden in der Gefahr, auf die gesellschaftliche Säkularisierung mit einer durchgehenden „Ethisierung der Religion" zu antworten. Die Botschaft der Bibel schenke den Christen das Selbstbewusstsein und die Überzeugung, dass der christliche Glaube auch in der bewegten Zeit von heute den Menschen Orientierung zu geben vermag, schloss Bischof Koch.

Sk (MBN)

 

Lehmann und Cherdron fordern verstärkte Hilfen für ältere Behinderte 

„Die Gesellschaft daran messen, wie sie mit Benachteiligten und Schwachen umgeht" 

Mainz. Die Landesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderte Menschen Rheinland-Pfalz e.V. (LAG WfbM) hat in Zusammenarbeit mit der Katholischen Landesarbeitsgemeinschaft Behindertenhilfe und Psychiatrie Rheinland-Pfalz ein Konzeptionspapier „Alte und älter werdende Menschen mit Behinderungen" erarbeitet. Bei der Vorstellung des Papiers am Freitag, 2. Mai, in Mainz, betonte Kardinal Karl Lehmann, alte Menschen mit Behinderungen seien kaum im Bewusstsein. Während behinderte Kinder und Jugendliche und ihre Familien stärker im Blick seien, gebe es für ältere und alte Menschen mit Behinderungen vergleichsweise wenig Initiativen und Hilfen.

Dies habe aber auch einen furchtbaren Grund, erklärte Lehmann. Durch die Gräuel der Nazi- und Kriegszeit habe es bis in die 80er Jahre tatsächlich kaum ältere Behinderte gegeben. Heute steige ihre Zahl. Wenn man sich die Statistiken anschaue, unterstrich Lehmann, werde deutlich: „Die Zeit drängt, will man dieser wachsenden Zahl von Menschen in Zukunft ein Leben in Würde garantieren, wie es allen Menschen zusteht." Es sei also dringend notwendig, dass Politik und Gesellschaft alte Menschen mit Behinderung „stärker ins Bewusstsein rücken und für sie nachhaltige Perspektiven schaffen". Dies sei auch das Ziel des von der LAG vorgelegten Konzeptionspapiers, das er nachdrücklich würdigte.

Bereits die Bestandsaufnahme und Analyse sei ein grundlegendes Verdienst des Textes. Fast automatisch ergäben sich aus der Analyse Konsequenzen und Forderungen: „Mit dem früheren Alterungsprozess entsteht oft früher schon als bei Menschen ohne Behinderung ein größerer und intensiverer Bedarf", stellte Lehmann fest. Mehr Betreuung und Pflege seien nötig, oft auch fachlich geschulteres Personal und ein besonderes räumliches Angebot. Wegen des Mehrbedarfs seien neue Investitionen notwendig: Geld für Personal, für Umbaumaßnahmen, Eingliederungshilfen und Altenhilfe.

Die große Frage für die nahe Zukunft laute: „Wieviel sind uns unsere Konsequenzen und unsere ethischen Grundsätze wert?" Es sei sicherlich nicht leicht, räumte Lehmann ein, in Zeiten leerer Kassen, „nicht zuletzt leerer Kassen für die Alterssicherung", auf notwendige Investitionen aufmerksam zu machen. Und doch sei es gerade in gesellschaftlich nicht einfachen Zeiten besonders wichtig, die gesellschaftlich eher am Rand Stehenden, die schwächeren Glieder, nicht aus dem Blick zu verlieren. Dazu gehörten alte und behinderte Menschen in doppelter Weise. Es sei gut biblisch, dass man eine Gesellschaft daran messe, „wie sie gerade mit den Benachteiligten und Schwachen umgeht", bekräftigte Lehmann.

Das Konzeptionspapier wurde in ökumenischer Zusammenarbeit vom Mainzer Bischof und dem Kirchenpräsidenten der Evangelischen Kirche in der Pfalz, Eberhard Cherdron, präsentiert. Der Vorsitzende der LAG, Karl-Hermann Seyl, überreichte ein erstes Exemplar dem Landesbehindertenbeauftragten in Rheinland-Pfalz, Staatssekretär Dr. Richard Auernheimer. Cherdron verwies besonders auf die Belastungen der Herkunftsfamilien der Behinderten. Für ihn sei es ein ganz wesentlicher Aspekt, dass die Familien der Behinderten sehr gefordert und oft überfordert seien. Um sie zu unterstützen und zu entlasten, seien Einrichtungen in wachsender Zahl unverzichtbar. Seyl betonte, dass die Sicherheit der Wohnung auch für Menschen mit Behinderung ein zentrales menschliches Bedürfnis sei. Es sei sicherzustellen, dass der behinderte Mensch auch im Alter im vertrauten Umfeld verbleiben könne.

Staatssekretär Auernheimer erklärte, die Forderungen des Papiers seien in vielen Punkten identisch mit der Auffassung der Landesregierung, wie sie 1998 im Landesplan für behinderte Menschen veröffentlicht worden sei. Er verstehe das Papier als Angebot zum Dialog, dem sich sein Ministerium stellen und entsprechende Angebote machen werde. Wichtig sei es allerdings, angesichts des großen Bedarfes stärker zu differenzieren. Der Staatssekretär dankte im Namen des Landes für das Papier und erklärte: „Wir werden als Kostenträger entsprechende Lösungen finden müssen."

Der Vorsitzende der Katholischen Landesarbeitsgemeinschaft Behindertenhilfe und Psychiatrie, Erwin J. M. Waider, Neuwied, zeigte am Beispiel der katholischen Einrichtungen auf, wie stark der Bedarf an ambulanten und stationären Einrichtungen gewachsen ist. Das Konzeptionspapier, das vom Vorsitzenden der Bundesarbeitsgemeinschaft WfbM, Günter Mosen, Frankfurt, als bundesweit einmalig und beispielhaft begrüßt wurde, fordert vor allem angemessene bedarfsgerechte Angebote für ältere Menschen. Diese Angebote müssten den bewährten Grundsätzen der Eingliederungshilfe folgen. Dazu gehörten „Normalität und Integration, Beachtung der Identität, der Individualität, der Selbständigkeit und Selbstverantwortung der älteren Behinderten. Bei den Menschen mit Behinderung sei von einem flexiblen Altersbegriff auszugehen, weil Behinderte vielfach vorzeitig alterten. Die Eingliederungshilfe nach dem Bundessozialhilfegesetzt bleibe weiterhin Rechtsgrundlage für die Finanzierung der Leistungen für den betroffenen Personenkreis.

Hinweis: Landesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderte Menschen Rheinland-Pfalz e.V. Luitpoldstraße 4 in 66849 Landstuhl, Tel. 06371 / 61880, Fax: 06371 / 61888.

Sk (MBN)

 

Mädchenchor gab Konzert in der römischen Titelkirche von Kardinal Lehmann 

Dichtes Programm in der Ewigen Stadt als Belohnung für die gute Arbeit im letzten Jahr 

Mainz. „Nach sieben Jahren wurde es Zeit, dass der Chor einmal nach Rom gefahren ist", erklärte Domkantor Andreas Bollendorf nach der Rückkehr des Mädchenchores am Dom und St. Quintin aus der Heiligen Stadt. Der gesamte Chor mit 42 Sängerinnen (ohne den Vorbereitungskurs) nahm an der Konzert- und Pilgerreise vom 22. bis 27. April teil. Die Reise war, wie Bollendorf betonte, eine Belohnung für die sehr gute Arbeit des letzten Jahres und wurde nach seinen Worten auch zu einem „Highlight", von dem alle Mädchen begeistert waren.

Musikalische Höhepunkte in Rom waren ein Konzert in der Titelkirche von Kardinal Karl Lehmann, San Leone, und die Mitgestaltung einer Abendmesse im Pantheon. Beim Konzert in San Leone sang der Chor unter Leitung Bollendorfs zwei- bis vierstimmige Werke u.a. von Palestrina, Orlando di Lasso und Mendelssohn. Besonderen Anklang beim Publikum in der dichtgefüllten Kirche fanden drei zeitgenössische Marienlieder: „Regina caeli" von Jean Langlais (1907-1991), ein „Ave Maria" von Javier Busto (geb. 1949) und „Ave Maria zart" von B. Hummel aus dem Jahr 1969. Ergänzt wurde das Programm durch Orgeldarbietungen der Organistin von San Leone, Elisabetta Sartori, die den Chor bei der „Messe brève" von Leo Delibes (1836-1891) einfühlsam begleitete. Pfarrer Don Vito di Nuzzo und seine Helferinnen aus der Pfarrei bewirteten den Chor und die Begleiter mit überwältigend herzlicher Gastfreundschaft.

Für die Mädchen war es ein erhebendes Gefühl, in der ältesten Kirche Roms, dem Pantheon, ursprünglich ein vorchristlicher Göttertempel (unter Kaiser Hadrian zu Beginn des zweiten Jahrhunderts erbaut) einen Gottesdienst mitzufeiern und mitzugestalten. In einem sehr dichten Programm erlebten die Mädchen nicht nur hier, sondern überall in der Stadt Spuren antiker Gebäude und ihrer christlichen Umgestaltung im Lauf einer fast 2000-jährigen Geschichte. Sie staunten über die gute Akustik im Amphitheater von Ostia und über die Pracht des Petersdoms und freuten sich, dass sie bei der Papstaudienz auf dem Petersplatz ein „Alleluja" von Mozart singen konnten. Bei traumhaftem Frühlingswetter erlebten sie hier unter vielen tausend Menschen „Weltkirche", wie Bollendorf hervorhob. Es habe sie beeindruckt, wie der Papst gerade von Jugendlichen aus vielen Ländern bejubelt wurde und wie viel Hochachtung und Liebe zum Oberhaupt der Katholischen Kirche spürbar wurden.

Bollendorf unterstrich, dass die Romreise die Chorgemeinschaft noch enger zusammengeschweißt habe. Zum Gelingen haben, wie er hinzufügte, die Begleitpersonen – Domkapellmeister Mathias Breitschaft, Monika Breitschaft, Geschäftsführer Frank Helmke und Dr. Barbara Both - entscheidend beigetragen.

Konzertreise des Domchores nach St. Petersburg 

Domkapellmeister Breitschaft nahm den Bericht Bollendorfs über die Romreise des Mädchenchors zum Anlass, auch noch einmal auf die Reise des Domchores nach St. Petersburg (9.-13. April) zurückzuschauen. Höhepunkt war ein Konzert in der zum Konzertsaal umgebauten ehemaligen Kathedrale des Smolnij-Klosters. Es wurde eröffnet durch drei Lieder des Knabenchors St. Petersburg unter Leitung von Vadim Ptolkin. Der Domchor beeindruckte nicht nur durch die Qualität seiner Darbietungen, sondern auch durch das Singen von einigen Motetten in russischer Sprache, was vom Publikum begeistert aufgenommen wurde. Abschließender Höhepunkt waren zwei von beiden Chören gemeinsam gesungene Bruckner-Motetten.

Beide Chöre verbindet eine herzliche Freundschaft. Nachdem der Chor aus St. Petersburg letztes Jahr im Mainzer Dom gastierte, sind für die Zukunft weitere gegenseitige Gastkonzerte geplant. Ptolkin hatte den Mainzer Domchor vor einigen Jahren bei einer Konzertreise in Leningrad erlebt. Dies sei für ihn eine zusätzliche Motivation gewesen, vor sieben Jahren selbst einen Knabenchor zu gründen, bekannte er. Die Chorschule in der Fünf-Millionen-Einwohner-Stadt hat inzwischen internationales Ansehen gewonnen. Der Bezirksbürgermeister habe anlässlich des Konzerts des Mainzer Domchores eine Förderung der Chorschule zugesagt, berichtete Breitschaft. Die Mainzer Sänger waren in den Familien der Petersburger Sängerknaben untergebracht und erlebten in einfachen Verhältnissen eine äußerst herzliche Gastfreundschaft. „Da sieht man, wie gut wir es zu Hause haben", habe ein junger Chorsänger aus Mainz erklärt.

Breitschaft kündigte an, dass der Knabenchor St. Petersburg im kommenden Jahr wieder im Bistum Mainz an verschiedenen Orten gastieren wird. Beide Chöre werden in zwei Jahren zusammen mit den Petersburger Philharmonikern unter der Leitung von Mathias Breitschaft in der dortigen Philharmonie Beethovens Messe in C-Dur aufführen.

Sk (MBN)

 

Neunzigjahrfeier in Seeheim-Jugenheim-St.-Bonifatius 

Orgelweihe durch Generalvikar Giebelmann 

Seeheim-Jugenheim. Seit neunzig Jahren besteht die Pfarrkirche St. Bonifatius in Jugenheim. Dieses Jubiläum feierte die Gemeinde am vergangenen Sonntag, 4. Mai, mit einem Gottesdienst. Im Mittelpunkt der Feier stand aber nicht so sehr das neunzigjährige Bestehen der Kirche, sondern vielmehr die Einweihung einer neuen Orgel durch Generalvikar Dietmar Giebelmann.

Die Anschaffung einer neuen Orgel war notwendig geworden, weil die Orgel aus der Nachkriegszeit nicht mehr zu reparieren war. Die Kosten von rund 170.000 Euro wurden von der Gemeinde „Basar für Basar und Weinflasche für Weinflasche" zusammengetragen. Für dieses besondere Engagement und die aufgebrachte Energie dankte Generalvikar Giebelmann der Gemeinde und ihrem Pfarrer Dr. Werner Pelz in seiner Predigt ausdrücklich. Eine Orgel sei sichtbares Zeichen des Glaubens und überdauere Jahrzehnte und oft sogar Jahrhunderte, führte der Generalvikar aus. An der Schwelle zu einem neuen Jahrtausend sei sie zugleich auch Ausdruck der Hoffnung und des Vertrauens in die Zukunft.

Pfarrer Dr. Pelz freute sich sichtlich über die neue Orgel. Sie sei ein wirkliches Geschenk für und von der Gemeinde zur Ehre Gottes, betonte er in seiner Begrüßung. Gleichzeitig bilde die Orgelweihe den krönenden Abschluss der 2002 begonnenen Innenrenovierung der Kirche. Er lud die Gemeinde ein, nicht nur den Gottesdienst mitzufeiern, sondern auch am anschließenden Empfang in der Bürgerhalle und am nachmittäglichen Orgelkonzert mit Prof. Wolfgang Seifen aus Berlin teilzunehmen

ER (MBN)

 

„Woche für das Leben 2003" in Bayreuth eröffnet 

Bei Gott gibt es keine hoffnungslosen Fälle 

Bonn. Mit einem Gottesdienst in der Ordenskirche St. Georg in Bayreuth haben der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, und der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Manfred Kock, am Samstag, 3. Mai, die diesjährige „Woche für das Leben" eröffnet. Bei dem ökumenischen Gottesdienst unter dem Motto „....und mittendrin leben" wirkten außerdem der Bischof der Evangelisch-lutherischen Kirche in Bayern, Johannes Friedrich, und der Erzbischof von Bamberg, Ludwig Schick, mit.

Bei Gott gebe es keine hoffnungslosen Fälle, erklärte der Ratsvorsitzende der EKD in seiner Predigt. Die Vorstellung, man könne alle Lasten - wie etwa Krankheit - technisch in den Griff bekommen, sei eine gefährliche Illusion. Wer in diesem Machbarkeitswahn als nicht heilbar erscheine, werde „leicht abgeschrieben", doch: „auch wer nicht heilbar ist, bleibt von Gott geliebt."

Über die Grenzen der Konfessionen hinaus sei die Woche für das Leben ein deutliches Ja zum Leben mitten in einer Zeit „sich verschärfender wirtschaftlicher Bedingungen, mittendrin in den Umbrüchen unserer sozialen Sicherungssysteme, mittendrin in der rasant fortschreitenden Forschung und der wachsenden Unsicherheit ethischer Orientierung".

Das Motto des Gottesdienstes „... und mittendrin leben" sei begründet in „Gottes Liebe zum Leben in all seinen Formen", so der Ratsvorsitzende. Die Woche für das Leben habe das Ziel „Jesu Einladung weiterzugeben an alle, die sich plagen und schwere Lasten zu tragen haben, an alle Mühseligen und Beladenen". Diese Einladung gehe weit über den Kirchenraum hinaus. In dieser Einladung werde deutlich: „Jeder Mensch ist von Gott angenommen, jeder Mensch hat eine unverlierbare Würde, ist kostbar in Gottes Augen und müsste es darum auch in den Augen der anderen Menschen sein."

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz rief zur Sensibilität im Umgang mit den Methoden in Forschung und Medizin auf. Methoden, die zuerst Leben „verbrauchen", die das Leben der einen auf Kosten des Lebens anderer auswählen oder die menschliches Leben zum verzweckten Objekt machen, eigneten sich nicht zur Förderung des guten Lebens. Im Hinblick auf die ökonomischen Grenzen medizinischen Fortschritts warnte Kardinal Lehmann vor einer „Zweiklassenmedizin": „Eine Medizin, die es aus Kostengründen mit den einen weniger gut meint als mit den anderen, kann keine zufriedenstellende Lösung dieses Problems sein."

Zum Motto der diesjährigen Woche für das Leben „Chancen und Grenzen des medizinischen Fortschritts" finden zwischen dem 3. und 10. Mai Veranstaltungen in Gemeinden, Diözesen, Landeskirchen, Verbänden und Bildungseinrichtungen statt.

Hinweis: Weitere Informationen finden Sie im Internet unter: http://www.ekd.de/woche/2003 und http://www.dbk.de/ 

EKD/DBK (MBN)

 

"Netzwerk Internationale Freiwilligendienste" in Heppenheim 

Neue Impulse für die Region Starkenburg 

Heppenheim. Das Haus am Maiberg in Heppenheim startet Anfang Mai ein Projekt zum Aufbau eines Netzwerks für Internationale Freiwilligendienste in der Region Starkenburg. Die Akademie für politische und soziale Bildung empfängt selbst seit einigen Jahren Internationale Freiwillige in Heppenheim und entsendet junge Deutsche für ein Jahr als Freiwillige in soziale Einrichtungen und Jugendprojekte in andere europäische Länder. Vor dem Hintergrund der weiter zunehmenden Europäisierung will die Akademie die eigenen Erfahrungen mit Internationalen Freiwilligen und in der Internationalen Jugendarbeit für den Aufbau eines „Netzwerks Internationale Freiwilligendienste in der Region Starkenburg" nutzbar machen.

Mit der Unterstützung der Robert Bosch Stiftung wird im Haus am Maiberg ab 1. Juni eine Agentur für die Beratung von interessierten jungen Erwachsenen und die Koordinierung von Einsatzstellen für Internationale Freiwillige eröffnet. Ziel des Projekts ist der Aufbau von mindestens fünfzehn Einsatzstellen für ausländische Freiwillige in Deutschland und von ebenfalls fünfzehn Einsatzstellen für deutsche Freiwillige im Ausland. Dabei soll ein Netzwerk von Einsatzstellen, Internationalen Freiwilligen und Bildungseinrichtungen in der Region entstehen, das gemeinsam die Idee des internationalen freiwilligen bürgerschaftlichen Engagements fördert.

Die zunehmende internationale Orientierung von jungen Leuten und Veränderungen im Freiwilligengesetz lassen erwarten, dass das Interesse an Internationalen Freiwilligendiensten in den nächsten Jahren sehr schnell steigen wird. Seit Mitte 2002 können anerkannte Kriegsdienstverweigerer beispielsweise als Ersatz für den Zivildienst auch ein freiwilliges soziales Jahr im Ausland leisten. Außerdem richten sich viele soziale Einrichtungen, die bisher mit Zivildienstleistenden gearbeitet haben, zurzeit konzeptionell neu aus, weil ihnen die Unsicherheiten mit der immer wieder verkürzten Zivildienstzeit und die ungewisse Zukunft der Wehrpflicht zu groß sind. Den Internationalen Freiwilligendienst hier auch als Alternative bekannt zu machen, ist ein Anliegen des neuen Netzwerks.

Bereits im Sommer 2003 sollen in Bulgarien und Polen, möglicherweise auch in Italien neue Stellen für deutsche Freiwillige besetzt werden. Im Gegenzug sollen Freiwillige aus diesen Ländern zum freiwilligen Einsatz in die Region kommen. Die Agentur berät Einrichtungen der Sozialarbeit, der Jugendhilfe oder andere soziale und ökologisch orientierte Einrichtungen, die Interesse an weiteren Informationen zum Einsatz Internationaler Freiwilliger haben. Auch die Beratung von interessierten Jugendlichen, die zwischen Schule und Beruf oder Studium noch ein internationales freiwilliges Jahr einschieben wollen, läuft in diesen Tagen an.

Hinweis: Weitere Informationen bei Christine Schmitt, Internationale Projektreferentin, Tel.: (06252) 930613 oder Direktor Benedikt Widmaier, Tel.: (06252) 930611. Haus am Maiberg – Akademie für politische und soziale Bildung der Diözese Mainz, Ernst-Ludwig-Straße 19, 64646 Heppenheim, E-Mail: info@haus-am-maiberg.de, Internet: www.haus-am-maiberg.de

CS (MBN)

 

Kardinal Lehmann zum 1. Mai: Arbeit hilft Lebenssinn 

Traditionelle Veranstaltung am Abend vor dem „Tag der Arbeit" im Bistum Mainz

Mainz. Kardinal Karl Lehmann hat in einem Gottesdienst am Mittwoch, 30. April, im Mainzer Dom die sinnstiftende Bedeutung der menschlichen Arbeit hervorgehoben. „Arbeit kann helfen, den Lebenssinn zu finden", sagte der Mainzer Bischof zum Auftakt des traditionellen Begegnungsabends am Abend vor dem „Tag der Arbeit" am 1. Mai. Weiter sagte er: „Sosehr uns Arbeit auch müde macht und uns kaputt machen kann, so wissen wir heute, dass Arbeit recht verstanden beim Sinn des menschlichen Lebens liegt, wenn sie nicht ausbeutet und wenn sie hilft, dass wir unser Leben sinnvoll gestalten." In der Arbeitswelt müsse „die Würde des arbeitenden Menschen immer an erster Stelle stehen". In den letzten Tagen habe er sich immer wieder eines Satzes aus der Enzyklika „Laborem exercens" von Papst Johannes Paul II. erinnert, wo es heißt, dass die menschliche Arbeit Vorrang vor dem Kapital und allem anderen habe. Veranstaltet wurde der Begegnungsabend von der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB), dem Kolpingwerk und dem Referat Berufs- und Arbeitswelt des Bischöflichen Ordinariates.

Im Anschluss an den Gottesdienst versammelten sich rund 270 Gäste im vollbesetzten Haus am Dom, wo Gerald Weiß, Groß-Gerau, zum Thema „Moderne Dienstleitungen am Arbeitsmarkt" sprach. Weiß ist erster stellvertretender Bundesvorsitzender der Christlich-demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA) und Vorsitzender des Arbeitnehmerkreises der CDU-Bundestagsfraktion. Er bot „eine Zusammenschau der großen Reformbaustellen" in der Arbeitsmarktpolitik. Unter anderem forderte er die Einführung eines Familiengeldes in Höhe von 600 Euro monatlich für jedes Kind bis drei Jahre und zwischen drei und 18 Jahren in Höhe von 300 Euro monatlich. Dadurch werde „das materielle Handicap vieler Familien, dass heute objektiv gegeben ist, beendet". Wenn auf diese Weise Kinder nicht mehr als Armutsrisiko gelten müssten, erhielten Eltern ihre Entscheidungsfreiheit zurück, ihre Kinder umfassend begleiten zu können.

Daneben müssten faire Einstiegschancen für Frauen in den Arbeitsmarkt geschaffen werden und eine Stärkung der Erziehungskompetenz durch Familien- und Erziehungsberatung gefördert werden. Die anschließende Diskussion moderierten die KAB-Diözesanvorsitzende Elisabeth Hengster und der Diözesanvorsitzende des Kolpingwerkes Toni Brunold. Thomas Domnick, Leiter des Referates Berufs- und Arbeitswelt im Bischöflichen Ordinariat, hatte die Teilnehmer im Haus am Dom begrüßt.

Der neue KAB-Diözesanpräses, Pfarrer Dr. Friedrich Franz Röper, Mainz, erklärte nach dem Vortrag, dass die Pfarrer-Röper-Stiftung, KAB und Kolpingwerk gemeinsam einen Preis für Betriebe ausschreiben, die sich in besonderer Weise um benachteiligte Jugendliche kümmern und ihnen gegen den aktuellen Trend in der Wirtschaft einen Ausbildungsplatz bieten. Aufgabe von KAB und Kolpingwerk sei es nun, geeignete Betriebe vorzuschlagen. Ausgelobt ist eine kleine Bronze-Plastik des Künstlers Karlheinz Oswald, die den Titel „Caritas" trägt. Die Verbindung zu dem Künstler sei durch den Vorsitzenden des Mainzer Dombauvereins, Anton Issel, hergestellt worden, sagte Röper. Es sei angedacht, den Preis im kommenden Jahr am Vorabend des 1. Mai zu überreichen.

tob (MBN)

 

Personalien 

Neue Mitarbeiter im KAB-Leitungsteam 

Dr. Friedrich Franz Röper ist Diözesanpräses / Astrid Hammes ist Diözesansekretärin 

Mainz. Kardinal Karl Lehmann hat den neuen Diözesanpräses der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB), Dr. Friedrich Franz Röper, und die neue KAB-Diözesansekretärin, Astrid Hammes, am Mittwoch, 30. April, in ihre Ämter eingeführt. Lehmann verkündete die Ernennung der beiden, die seit 1. Februar ihre neuen Aufgaben wahrnehmen, im Rahmen des traditionellen Gottesdienstes am Abend vor dem „Tag der Arbeit" im Mainzer Dom. Er freue sich, dass Röper und Hammes sich bereit erklärt hätten, diese Aufgaben zu übernehmen, sagte Lehmann. Er wies darauf hin, dass der Posten des Diözesanpräses der KAB seit dem Tod von Monsignore Manfred Gärtner vakant gewesen ist. Der langjährige Leiter des Referats Berufs- und Arbeitswelt im Bischöflichen Seelsorgeamt und Diözesanpräses der KAB und zugleich Pfarrer von St. Wolfgang in Dieburg, war im Alter von 57 Jahren am 21. Oktober 2000 nach langer Krankheit gestorben. Lehmann erinnerte daran, dass Gärtner „diesen Gottesdienst besonders gepflegt, geliebt und vorbereitet" habe.

Dr. Friedrich Franz Röper wurde am 7. Juli 1941 in Hamburg geboren. Nach dem Studium der Theologie und Pädagogik an der Universität Mainz, promovierte er in Pädagogik. Seine Dissertation aus dem Jahr 1974 trägt den Titel „Das verwaiste Kind in Anstalt und Heim. Ein Beitrag zur historischen Entwicklung der Fremderziehung". Am 11. Juni 1977 wurde Röper von Kardinal Volk zum Priester geweiht. Danach wurde er Kaplan in der Pfarrgemeinde Mainz-Liebfrauen. 1983 wurde er Pfarrer. Zusammen mit seinem Zwillingsbruder Harald Christian Röper, Dekan des Dekanates Dieburg und Diözesanpräses des Kolpingwerkes, und Freunden gründete er 1963 den Verein „Spielende, lachende, lernende Kinder" (SLLK). Der Verein hat sich „die Begleitung und Hinführung sozial benachteiligter Jugendlicher zum eigenverantwortlichen und sozialverträglichen Leben" zur Aufgabe gemacht, wie Röper es einmal formuliert hat. SLLK betreut in Mainz, Ingelheim und Budenheim mit 60 hauptamtlichen Mitarbeitern mehr als 150 Jugendliche und Kinder. In diesem Jahr haben die Brüder die Pfarrer-Röper-Stiftung zur Sicherung der Kinderhäuser und der sozialpädagogischen Wohngemeinschaften des Vereins gegründet.

Astrid Hammes wurde am 18. November 1971 in Mainz geboren. Zusammen mit dem Wirtschaftsabitur in Alzey machte sie 1990 den Abschluss als staatlich geprüfte kaufmännische Assistentin. Nach einer Ausbildung zur Steuerfachgehilfin arbeitete sie zwei Jahre in diesem Beruf. Ab 1995 studierte sie an der Fachhochschule Frankfurt Sozialarbeit. Nach dem Abschluss als Diplom-Sozialpädagogin im Jahr 1998 absolvierte sie ihr Jahrespraktikum bei der Katholischen Jugendzentrale in Mainz. 1999 wurde Hammes Diözesansekretärin der Christlichen Arbeiterjugend (CAJ). Ehrenamtlich ist sie seit einigen Jahren in der politischen Außenvertretung für den Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) in Alzey-Gau-Bickelheim und für den Kreisjugendring Alzey-Worms tätig.

tob (MBN)

 

Vorschau 

Erster „Tag der Dienstgemeinschaft" im Bistum Mainz (15.5.) 

Dienstnehmervertreter und Dienstgeber treffen sich mit Kardinal Lehmann 

Mainz. Im Bistum Mainz findet zum ersten Mal am Donnerstag, 15. Mai 2003, ein „Tag der Dienstgemeinschaft" statt. Zu diesem „Tag der Begegnung" mit Kardinal Lehmann sind die Mitarbeitervertretungen (MAV) der rund 170 kirchlichen Einrichtungen im Bistum Mainz, die eigene Mitarbeitervertretungen haben, sowie die jeweiligen Dienstgeber der Einrichtungen eingeladen. Nach einem Gottesdienst mit Kardinal Karl Lehmann in der Augustinerkirche/Seminarkirche (Beginn 9.30 Uhr) eröffnen Irene Helf-Schmorleiz, Vorsitzende der Diözesanen Arbeitsgemeinschaft der Mitarbeitervertretungen (DIAG-MAV) und Generalvikar Dietmar Giebelmann um 11.00 Uhr die Tagung.

Das einführende Referat hält Prof. Dr. Elisabeth Jünemann, die an der Katholischen Fachhochschule Paderborn das Fach Christliche Gesellschaftslehre vertritt, zum Thema „Re-Vision am Arbeitsplatz: Im Interesse der Katholischen Soziallehre". Anschließend spricht Kardinal Lehmann, über „Kirchliche Dienstgemeinschaft: Das Grundprinzip des Dritten Weges". Der so genannte „Dritte Weg" ist der kirchliche Sonderweg, um Fragen des kirchlichen Dienst- und Arbeitsrechtes ohne die bei Tarifverhandlungen üblichen Mechanismen von Streik und Aussperrung, die dem Grundkonsens aller über den kirchlichen Auftrag widersprechen, gemeinsam zu regeln. Er wurzelt in der Überzeugung, dass Dienstnehmer wie Dienstgeber sich in gleicher Weise der Kirche und ihrem Auftrag verpflichtet wissen.

Am Nachmittag werden die Grundsatzfragen des „Dritten Weges" in vier Arbeitsgruppen vertieft und konkretisiert (ab 13.30 bis 15.00 Uhr). Die erste Arbeitsgruppe beschäftigt sich mit der Frage: „Wie wird Dienstgemeinschaft gelebt? Wie kann Dienstgemeinschaft aussehen?" Referent ist Kardinal Lehmann, Moderator der Arbeitsgruppe Günther Gremp, Leiter der Abteilung Kirche und Medien im Bischöflichen Ordinariat. Die zweite Arbeitsgruppe widmet sich den „Leitbildern kirchlicher Einrichtungen". Referentin ist Prof. Dr. Elisabeth Jünemann, Paderborn. Moderiert wird die Arbeitsgruppe von der DiAG-MAV-Vorsitzenden Helf-Schmorleiz.

Eine dritte Arbeitsgruppe diskutiert die Fortentwicklung der Mitarbeitervertretungsordnung. Diese Arbeitsgruppe wird vom Leiter der Stabstelle Dienst- und Arbeitsrecht im Bischöflichen Ordinariat, Ltd. Rechtsdirektor Jürgen Schneider, moderiert. Referentin ist dessen Stellvertreterin, Oberrechtsrätin Heike Knauff. In einer vierten Arbeitsgruppe werden familienfreundliche Arbeitsmodelle vorgestellt. Referent ist Stefan Becker von der Hertie-Stiftung. Moderatorin ist Maria Bedersdorfer, stellv. DiAG-Vorsitzende. Die Ergebnisse der Arbeitsgruppen werden ab 15.15 Uhr im Plenum vorgelegt. Der Tag schließt mit einer Präsentation der neu erstellten Homepage der DiAG-MAV durch André Keller, Geschäftsführer der Caritas Datenverarbeitung GmbH in Mainz. Gegen 16.30 Uhr wird Domkapitular Hans-Jürgen Eberhardt, Vorsitzender des Diözesan-Cariitasverbandes, das Schlusswort sprechen.

Zum „Tag der Dienstgemeinschaft" haben die Diözesane Arbeitsgemeinschaft der Mitarbeitervertretungen (DiAG-MAV) und die Bistumsleitung gemeinsam eingeladen. Unterzeichnet ist die Einladung von der DiAG-MAV-Vorsitzenden Irene Helf-Schmorleiz, dem bisherigen Generalvikar, Dr. Werner Guballa, und dem Vorsitzenden des Diözesan-Caritasverbandes, Domkapitular Hans-Jürgen Eberhardt. Zur Zielsetzung des „Tags der Dienstgemeinschaft" heißt es in der Einladung, dieser Tag der Begegnung mit dem Bischof solle den Mitarbeitervertretungen und den Dienstgebern Gelegenheit geben, „sich erstmals außerhalb der Institution gemeinsam zu informieren, ins Gespräch zu kommen und näher kennen zu lernen".

Dienstgemeinschaft finde normalerweise nur in den Einrichtungen statt, betonen die Veranstalter. Dieses Miteinander sei nicht immer frei von Konflikten. Die immer stärker werdende Arbeitsbelastung lasse oftmals wenig Zeit für ein ausführliches und klärendes Gespräch zwischen Dienstgebern und Dienstnehmervertretern. Dienstgeber, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bilden nach kirchlicher Auffassung eine Dienstgemeinschaft und erfüllen gemeinsam die Aufgaben der jeweiligen Einrichtung: „Dienstgemeinschaft bedeutet gemeinsames Denken, Planen, Mitentscheiden und Mitverantworten."

Der „Tag der Dienstgemeinschaft" wird zum ersten Mal durchgeführt. Eine Begegnung der Mitarbeitervertretungen (MAV) mit Bischof Lehmann hatte zuletzt 1994 stattgefunden. Je nach Größe der Einrichtungen haben die rund 170 Mitarbeitervertretungen im Bistum Mainz zwischen ein und maximal 13 Mitglieder. Das Spektrum reicht von MAV’en von Kindergärten, Krankenhäusern, Bildungshäusern und Schulen sowie der Berufsgruppe der Gemeindereferent/inn/en und Pastoralreferent/inn/en bis zur MAV des Bischöflichen Ordinariates, die als eine der größten 13 Mitglieder hat. Voraussichtlich werden ca. 230 Mitarbeitervertreter/innen und etwa 30 Vertreter/innen der Dienstgeber am Tag der Begegnung teilnehmen.

Sk (MBN)

 

Abschluss der Haushaltsrechnung für 2002 (22.5.) 

Frühjahrsvollversammlung des Diözesan-Kirchensteuerrates im Bistum Mainz 

Mainz. Unter dem Vorsitz von Kardinal Karl Lehmann tritt am Mittwoch, 22. Mai, in Mainz, der Diözesan-Kirchensteuerrat im Bistum Mainz zu seiner Frühjahrsvollversammlung zusammen. Die Sitzung ist öffentlich. Im Mittelpunkt steht der Abschluss der Haushaltsrechnung für das Jahr 2002. Der Ökonom des Bistums, Generalvikar Dietmar Giebelmann, und der Finanzdezernent, Finanzrektor Thomas Karst, werden die Haushaltsrechnung vorstellen. Karst wird außerdem über die Kirchensteuerentwicklung für das Jahr 2003 informieren. Zu den gewählten Mitgliedern des Diözesan-Kirchensteuerrates gehören die Vertreter der 20 Dekanate sowie der Diözesanen Räte. Die Entscheidungen des Gremiums wird der Bischof am Ende der Sitzung in Kraft setzen. Moderiert wird die Vollversammlung durch den Geschäftsführenden Vorsitzenden des Gremiums, Dr. Volker Kurz, Mühlheim-Dietesheim. Die Vollversammlung beginnt um 17.00 Uhr im Erbacher Hof in Mainz.

tob (MBN)