Mainzer Bistumsnachrichten Nr. 17

23. Mai 2002

Datum:
Do. 23. Mai 2002
Von:
MBN

Bischöfliche Pressestelle Mainz, Leiter: Jürgen Strickstrock, Bischofsplatz 2, 55116 Mainz 
Postanschrift: Postfach 1560, 55005 Mainz, Tel. 06131/253-128 oder 129, Fax 06131/253-402. E-Mail: pressestelle@bistum-mainz.de

Berichte 

  • Kardinal Lehmann eröffnet den Diözesan-Katholikentag 
  • Diözesan-Katholikentag: Die Probleme des Rhein-Main-Gebietes im Blick 
  • Kardinal Lehmann beim Pastoral-Kongress "Spurensuche" 
  • "Grüne Damen aus dem Klinikalltag nicht mehr wegzudenken" 
  • Stift Neuburg in Geschichte und Gegenwart
Berichte 

Kardinal Lehmann eröffnet den Diözesan-Katholikentag 

Grußwort des Mainzer Oberbürgermeisters – Extra-Ausgabe der Bistumszeitung 

Mainz. Der Mainzer Diözesan-Katholikentag mit dem Motto "Mit Gott unter allen Menschen" wird am Samstagnachmittag, 14.00 Uhr, auf dem Bischofsplatz in Mainz, eröffnet. Nach der Begrüßung durch Generalvikar Dr. Werner Guballa und ein Grußwort des Mainzer Oberbürgermeisters Jens Beutel, wird der Bischof von Mainz, Kardinal Karl Lehmann, die Eröffnungsansprache halten. In einer von Gabriele Fischer-Seikel, Diözesanbeauftragte beim Hessischen Rundfunk, moderierten Gesprächsrunde, werden u.a. der Geschäftsführer des Katholikentages, Wilhelm Schulze, und der Mainzer Stadtdekan Heinz Schmitz sich zum Konzept und Inhalten des Katholikentages äußern. Musikalisch gestaltet wird die Eröffnungsfeier von der Gruppe Arcangelo unter Leitung von Thomas Gabriel, Seligenstadt.

Anschließend brechen die Teilnehmer des Katholikentages zu rund 45 Begegnungen im Bereich der Stadt Mainz auf. Dazu sind beim Infostand auf dem Bischofsplatz am Samstagmittag ab 13.00 Uhr Restkarten zur Teilnahme erhältlich. Für Begegnungsorte, die zu Fuß nicht erreichbar sind, stehen Busse in der Weißliliengasse bereit. Zugleich wird der Markt der Möglichkeiten mit rund 100 Informationsständen, die zur Begegnung und zum Gespräch einladen, eröffnet. Die Stände des Markts der Möglichkeiten befinden sich im Bereich Ludwigstraße, Gutenbergplatz, Schöfferstraße, Leichhof, Kirschgarten (Altstadt) und Ballplatz. Der Samstagabend ist geprägt von einem reichhaltigen Kulturprogramm auf vier Bühnen auf den Plätzen in der Mainzer Innenstadt. Zum musikalischen Programm gehören die Uraufführung des Benedikt-Oratoriums "Kugel im Licht" von Jutta Bitsch mit dem Domkammerchor in St. Ignaz (20.00 Uhr), eine geistlich-musikalische Kirchenführung in der Augustinerkirche (19.30 Uhr), ein Konzert des Mainzer Figuralchores im Erbacher Hof "Gesellige Reise in die Romantik" (19.30 Uhr) und "Mensch werden", Texte und Musik mit der Gruppe "Panta rhei" in St. Quintin (20.00 Uhr). Im Dom ist um 18.00 Uhr eine Meditation zu den Vater-Unser-Bildern von Dr. Alois Ewen geplant und im Gutenbergmuseum ab 19.30 Uhr eine Kurzfilmreihe "MenschenSKinder". Der Samstagabend schließt ab 22.30 Uhr mit einem meditativen Gottesdienst zur Nacht im Dom zu einem nachpfingstlichen Thema "Und es erschienen ihnen Zungen wie Feuer". Die Leitung hat Generalvikar Guballa. Die meditativen Texte verfasste Andrea Schwarz, Viernheim. Musikalisch gestaltet wird der Gottesdienst vom Chor der Basilika Seligenstadt und Domorganist Albert Schönberger.

Schwerpunkte des Programms am Sonntagmorgen sind nach dem Morgenlob in den Mainzer Innenstadtkirchen um 9.00 Uhr ab 10.00 Uhr sieben thematische Foren im Rathaus, im Erbacher Hof, im Kolpinghaus, im Kulturzentrum (KUZ) und in der großen Turnhalle des Geistlichen Zentrums in der Maria Ward-Schule. Der Katholikentag schließt am Sonntagnachmittag um 14.00 Uhr mit einem Pontifikalamt mit Kardinal Lehmann auf dem Domplatz, der musikalisch von der Domkantorei St. Martin unter Leitung von Prof. Mathias Breitschaft gestaltet wird. Für die Teilnehmer am Diözesan-Katholikentag wurden in den letzten Tagen noch zwei Broschüren gedruckt. Ein aktualisiertes Kurzprogramm-Heft erleichtert das Zurechtfinden in der Vielfalt der Programmangebote. Ein weiteres Heft mit vielen bunten Bildern wurde in Zusammenarbeit von Öffentlichkeitsarbeit und Polizeiseelsorge erstellt. Es enthält Informationen über Geschichte und Gegenwart des Bistums Mainz, u. a. auch Grußworte von Kardinal Lehmann und Oberbürgermeister Jens Beutel. Eine Extra-Ausgabe der Kirchenzeitung "Glaube und Leben" wird an alle Haushalte in der Stadt Mainz kostenlos verteilt.

Hinweis für die Redaktionen: Abschluss-Pressekonferenz am Sonntag, 16.00 Uhr, im Presseraum im Erbacher Hof.

Sonderseiten zum Diözesan-Katholikentag

Sk (MBN)

 

Diözesan-Katholikentag: Die Probleme des Rhein-Main-Gebietes im Blick 

Lehmann: Fest und Feier, Gottesdienst und Spiel werden nicht fehlen 

Mainz. Das Bistum Mainz veranstaltet zum ersten Mal seit 1947 wieder einen Diözesan-Katholikentag. Er findet am Samstag/Sonntag, 25./26. Mai in Mainz statt. Nicht nur die Katholiken selbst, sondern auch die Gesellschaft und die Öffentlichkeit brauchten die Aufmerksamkeit auf ein solches größeres Ereignis von Kirche, erklärte der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, am Donnerstag, 16. Mai, vor der Presse in Mainz. Diese Großveranstaltung sei eine Antwort auf die Frage, wie das Leben der Kirche unter den heutigen Bedingungen bewusstseinsbildend in der Öffentlichkeit stehen kann.

"Es gibt vieles im Bistum, was zusammengehört und nach außen hin so erscheinen muss", unterstrich Lehmann. Dafür sei die Präsentation durch einen Diözesan-Katholikentag wichtig. Der Kardinal verwies auf das Leitwort des Tages "Mit Gott unter allen Menschen". Dies habe mit zwei grundlegenden Ausrichtungen von Kirche zu tun: auf Gott hin und für den Menschen. Nach seinen Worten ziehen sich die Glaubenden nicht zurück in eine Nische oder in eine heile Welt, grenzen andere nicht aus und verbannen sie nicht an die Ränder des Lebens.

Deshalb gelte es, beim Diözesan-Katholikentag die Probleme der Rhein-Main-Region unverkürzt als Thema in den Diözesan-Katholikentag hereinzunehmen. Beides gehöre zusammen: "Das richtige Gottesverständnis bringt auch die richtige Solidarität und Nähe zu allen Menschen." Dabei dürften Fest und Feier, Gottesdienst und Spiel nicht fehlen. Zu den spezifischen Problemen des Rhein-Main-Gebietes zählte Lehmann die Mobilität der Menschen, die Zuwanderung und Migration aus vielen Nationen, die Fragen des Umweltschutzes und der Ökologie und im Blick auf die vielen konfessionsverbindenden Ehepaare die Ökumene sowie das Gespräch mit den Vertretern des Islam. Der Kardinal verwies darauf, dass 11,7 Prozent der Katholiken im Bistum eine andere Muttersprache sprechen, und dass diese in 30 Pfarreien organisiert sind. Er sei froh, dass diese Gemeinden wie selbstverständlich sich am Diözesan-Katholikentag beteiligen und beim Markt der Möglichkeiten einen gemeinsamen Informations- und Begegnungsstand haben werden.

Lehmann erinnerte an den Jubiläumskatholikentag 1998 in Mainz. Daran anknüpfend versuche der Diözesan-Katholikentag eine nachdrückliche lebendige Erinnerung und Einwurzelung dieser Erfahrungen. Generalvikar Dr. Werner Guballa ergänzte dies mit den Worten: "Die nachhaltigen Eindrücke und Wirkungen des großen bundesweiten Jubiläumskatholikentags haben die Idee reifen lassen, eine ähnliche Veranstaltung für die zum Bistum Mainz gehörenden Christinnen und Christen durchzuführen." Dieser Wunsch sei in erster Linie von der Basis, aus den Reihen der Diözesanversammlung, und den diözesanen Gremien gekommen. Gerade kleinere Gemeinden vermissten die große Gemeinschaft. Deshalb habe das Bistum zu diesem Treffen nach Mainz eingeladen.

Sammlung und Sendung seien zwei wichtige Begriffe, die heute die Gemeindewirklichkeit kennzeichne und auch den Diözesan-Katholikentag prägen werden, unterstrich Guballa. Beide Bewegungen seien notwendig und brauchten einander. Dafür stünden die 4000 Frauen und Männer in den Pfarrgemeinderäten des Bistums. Glaubenszeugnis und Verkündigung, Gottesdienst und Gebet seien die geistliche Grundnahrung für das christliche Engagement. Deswegen setze auch das Geistliche Zentrum mit seinem vielfältigen Angebot beim Diözesan-Katholikentag einen unübersehbaren Akzent. Es sei viel dafür getan worden, dass nicht nur die Pfarrgemeinderäte, sondern alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer am letzten Mai-Sonntag ermutigt und gestärkt aus Mainz in ihre Heimatgemeinden zurück kehren könnten.

Der Leiter der Geschäftsstelle des Diözesan-Katholikentages, Wilhelm Schulze, stellte das Programm dieses Großereignisses vor. Es sei ein "Fest der Begegnung", das auf die unterschiedlichen Interessen der Besucherinnen und Besucher abgestimmt sei. Das Bistum wolle mit einem großen Informationsangebot, mit Oasen der Besinnung und geistlich-spirituellen Impulsen, mit zahlreichen kulturellen Angeboten und mit Möglichkeiten zum Gespräch und zur Begegnung alle glaubenden und suchenden Menschen im Bistum Mainz ansprechen. Dazu verwies Schulze auf Begegnungen in kirchlichen und nichtkirchlichen Institutionen im Bereich der Stadt Mainz und auf den Markt der Möglichkeiten, auf dem sich rund 100 Organisationen gemäß dem Leitwort "Mit Gott unter allen Menschen" an Ständen auf den zentralen Plätzen der Mainzer Innenstadt präsentieren, darunter die 20 Dekanate, viele Pfarreien und Verbände.

Zum Programm des Diözesan-Katholikentags gehören auch mehrere Ausstellungen und ein vielgestaltiges Musik-, Kultur- und Bühnenprogramm. Schulze stellte u.a. die Uraufführung des Benedikt-Oratoriums "Kugel im Licht" von Jutta Bitsch zu Texten von Silja Walter am Samstagabend in der St. Ignaz-Kirche mit dem Domkammerchor und dem Domorchester heraus. Für die Kinder und die Jugendlichen werden eigene Programme angeboten. Fast einen eigenen Katholikentag für sich bietet das Geistliche Zentrum in den Räumen und auf dem Gelände der Maria Ward-Schule mit einer Fülle von Angeboten zum Nachdenken und aktiv Werden. Der Sonntagvormittag ist ab 10.00 Uhr geprägt von sieben Foren zu zentralen Herausforderungen für Kirche und Gesellschaft, u.a. zu Fragen der Bioethik und des Lebensschutzes, zur lebensraumorientierten Seelsorge, zur Lebenshilfe, zur Zukunft junger Menschen und zur Arbeitslosigkeit. Prominente Mitwirkende bei den Foren sind neben Kardinal Lehmann u.a. die Bundestagsabgeordneten Dr. Heiner Geißler und Prof. Dr. Maria Böhmer, die erste Vorsitzende von Solwodi, Sr. Dr. Lea Ackermann und der Sozialethiker P. Friedhelm Hengsbach SJ.

Die Verantwortlichen für den Diözesan-Katholikentag rechnen mit 5000 Besuchern, erklärte Generalvikar Guballa. Bei schönem Wetter werde sich diese Zahl gewiss erhöhen. Eine konkrete Anmeldung ist nur zu den rund 70 Begegnungen am Samstagnachmittag erforderlich. Aus vielen Pfarreien sei signalisiert worden: "Wir werden kommen, aber wir werden uns nicht eigens anmelden." Für die weiter entfernt liegenden Regionen in Oberhessen und Odenwald wurden, wie der Generalvikar weiter mitteilte, Buslinien an beiden Tagen organisiert. Wer mit dem privaten PKW kommt, hat Parkmöglichkeiten am Rheinufer. Verpflegungsmöglichkeiten stehen an vier Standorten der Innenstadt am Samstagabend ab 18.00 Uhr und am Sonntagmittag ab 12.00 Uhr zur Verfügung. Dafür sorgt der Malteser-Hilfsdienst.

Hinweis für die Redaktionen: Im Erbacher Hof in Mainz ist während des Diözesan-Katholikentages ein Presseraum eingerichtet. Dort sind Texte und Informationen zum Diözesan-Katholikentag zu bekommen. Eine Akkreditierung zur Berichterstattung ist nicht erforderlich. Über den Verlauf wird nach dem Abschlussgottesdienst am Sonntagnachmittag gegen 16.00 Uhr im Rahmen einer Pressekonferenz im Presseraum im Erbacher Hof informiert. Kardinal Lehmann, Generalvikar Guballa und Katholikentagsgeschäftsführer Wilhelm Schulze werden dabei über ihre Erfahrungen berichten und für Fragen zur Verfügung stehen .

Sk (MBN)

 

Kardinal Lehmann beim Pastoral-Kongress "Spurensuche" 

"Pluralistische Gesellschaft braucht den Standort des Christen und seine Entschiedenheit" 

Vallendar. In den Auseinandersetzungen in der pluralistischen Gesellschaft brauchten die Christen "Mut zur geistigen Offensive". Dazu hat der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Mainzer Bischof Kardinal Karl Lehmann, am Mittwoch, 22. Mai, in Vallendar aufgerufen. Notwendig sei eine neue Entschiedenheit jenseits von Fanatismus und Fundamentalismus. Es gehe darum, im Wettbewerb der Ideen bei aller Toleranz sich zum eigenen Wahrheitsanspruch zu bekennen und sich von Verhöhnungen dieses Anspruchs nicht beeindrucken zu lassen.

Lehmann hielt den Hauptvortrag beim Pastoralkongress der Schönstatt-Bewegung, der unter dem Thema "Perspektivenwechsel in der Pastoral: Spurensuche" vom 21. bis 24. Mai in Vallendar-Schönstatt durchgeführt wird. Vor rund 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Seelsorge aus fast allen deutschen Diözesen forderte der Kardinal den Mut, den eigenen Standpunkt deutlich zu machen und so Zustimmung oder Widerspruch zu provozieren statt nur defensiv auf Meinungsäußerungen anderer zu reagieren. Von den Kirchen werde ein solcher Beitrag zum gemeinsamen Fundament des gesellschaftlichen Zusammenlebens erwartet.

Pluralismus sei keineswegs ein "harmloses" Wort, warnte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. Es zeige vielmehr, dass es kaum noch gemeinsame verpflichtende Grundüberzeugungen gibt. Der Pluralismus sei keineswegs so unschuldig, wie er sich anhöre, denn er führe zur Gleichgültigkeit gegenüber dem, was der Andere glaubt und denkt. Dies fördere die zentrifugalen Kräfte in der Gesellschaft und einen schrankenlosen Individualismus. Auch von kirchlicher Seite sei die Sprengkraft dieser Entwicklung lange unterschätzt worden. Wie zerstörerisch die Kräfte der Desintegration sein könnten, habe der 11. September 2001 gezeigt. Das Positive am Individualismus sei die Hochschätzung der Würde der Person. Aber notwendig seien nicht nur Selbstverwirklichung sondern auch Hingabe und Solidarität.

Der Fundamentalismus, erklärte Lehmann, sei die falsche Antwort auf die richtige und wichtige Frage: "Wie komme ich zu einer letzten Gewissheit?" Der eigene Standort und die Entschiedenheit im Glauben komme aus der Gottesfrage, unterstrich er. Deshalb habe diese Vorrang vor allen anderen Fragen. Damit ging der Kardinal näher auf das Thema des Pastoralkongresses ein. Die Spurensuche in den Ereignissen des Alltags und in der Begegnung mit Menschen könne zu wirklicher Gotteserfahrung führen. Diese müsse aber auch im Schweigen und in der Anbetung gepflegt werden. "Wir müssen immer wieder hinführen in die Einfachheit des Glaubens, die nicht Fundamentalismus ist, sondern Fülle", erklärte Lehmann weiter. Dieser Glaube des Herzens, zu dem die Theologie hinführe, ermögliche eine missionarische Kirche ohne Verkrampfungen.

Das Spurenlesen der Gottsuche brauche Gemeinschaft, fügte Lehmann hinzu. Deshalb sei er der Schönstatt-Bewegung wie auch anderen geistlichen Bewegungen dankbar für ihren Mut zum Zeugnis und zur Sendung. Dazu gaben in einem anschließenden Podium zwei Priester, P. Herbert King und P. Lothar Herter, beide Stuttgart, und die Gemeindereferentin Marie-Luise Weiß, Gingen bei Ulm, Beispiele aus ihrer pastoralen Erfahrung. In der von Diakon Bernhard Brantzen, Gießen, geleiteten Diskussion räumte Lehmann ein, dass es einen Nachholbedarf in der Wertschätzung des Individuums gebe. Viele Menschen belaste die Sorge, sie seien nur eine anonyme, gestanzte Nummer. Die Vielfalt der Bewegungen in der Kirche werde diesem Verlangen gerecht, ohne einem schrankenlosen Individualismus das Wort zu reden.

Am Ende des Vormittags überreichte der Leiter des Kongresses, P. Rudolf Amann, Kardinal Lehmann das in der Schönstatt-Bewegung in zweijähriger Vorarbeit entwickelte Pastoralkonzept der "Spurensuche". Es ist von dem Wunsch beseelt, für die Menschen in der gegenwärtigen Geschichte Spuren des lebendigen Gottes zu entdecken und die Geschichte so als Heilsgeschichte Gottes mit den Menschen verstehen zu lernen. Die Teilnehmer des Pastoralkongresses konkretisierten diesen Grundansatz in fünf Projekten für die Bereiche kooperative Seelsorge, Jugendarbeit, Familie, Sakramentenkatechese und lebensraumorientierte Seelsorge.

Sk (MBN)

 

"Grüne Damen aus dem Klinikalltag nicht mehr wegzudenken" 

20 Jahre Katholische Krankenhaushilfe - Generalvikar würdigte ehrenamtlichen Dienst 

Mainz. Der Dienst der "Grünen Damen" sei aus dem Krankenhausalltag nicht mehr wegzudenken. Mit diesen Worten würdigte der Mainzer Generalvikar Dr. Werner Guballa anlässlich der Feier "20 Jahre Katholische Krankenhaushilfe" im St. Vincenz- und Elisabeth-Hospital in Mainz am Mittwoch, 15. Mai, das Engagement der freiwilligen Helferinnen und Helfer. Sie besuchen regelmäßig einmal pro Woche für einige Stunden Patienten, sprechen mit ihnen und stehen für kleinere Dienstleistungen und Besorgungen zur Verfügung.

Die Gruppe der wegen ihrer Kleidung so genannten grünen Damen wurde am 1. Februar 1982 am St. Vincenz- und Elisabeth-Hospital durch die Ärztin Dr. Cäcilie Oberbillig gegründet. Bei der Feier in der Cafeteria des Krankenhauses war die Gründungsvorsitzende selbst anwesend. Mit ihr und durch sie wurden insgesamt zehn Grüne Damen, die von Anfang an dabei waren, mit einer Dankesurkunde geehrt. Der Generalvikar hieß namentlich auch Käthe Kreel, die Witwe des früheren Verwaltungsdirektors Stefan Kreel, willkommen. Er habe, wie Guballa hervorhob, unter Mithilfe der Ordensfrauen aus der Gemeinschaft des Hl. Vincenz von Paul die Grünen Damen tatkräftig unterstützt.

Unter den Gästen begrüßte Guballa u.a. den Dekan des evangelischen Dekanates Mainz, Pfarrer Wolfgang Drewello, und die Vinzentinerinnen Schwester Adelinde und Schwester Gertrudis, die ihren Konvent vertraten, außerdem die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus allen Arbeitsbereichen des Hospitals, unter ihnen die MAV-Vorsitzende Karin Schulz, die Vertreterin der Hospizgesellschaft Christophorus, Lieselotte Grohmann, sowie die Leiterinnen der Grünen Damen in den Unikliniken und im DRK-Schmerzzentrum.

Der Generalvikar verlas ein Grußwort von Kardinal Karl Lehmann, in dem dieser den Frauen von Herzen für ihren Einsatz dankt. Heute sei dieser Dienst wegen der knappen Zeit im Krankenhaus noch dringlicher geworden. Jesus sage: "Wer sich um Kranke kümmert, kümmert sich um mich." Der stellvertretende Ärztliche Direktor des Hauses, Prof. Dr. Peter Kirschner, dankte den Grünen Damen im Namen des Ärzteteams und der Geschäftsleitung. Sie zollten ihnen Dank und Respekt für ihre Arbeit. Trotz Rationalisierung und Rationierung der Dienste im Krankenhaus sei die Humanität nicht auf der Strecke geblieben. Dazu trügen die Frauen und Männer bei, die sich ehrenamtlich in den Dienst der Patienten stellten.

In der Festansprache erklärte die frühere Leiterin des Sozialdienstes an den Mainzer Unikliniken, Dipl.-Sozialarbeiterin Mechthild Hahn, der ehrenamtliche Dienst erleichtere den Patienten durch persönliche und praktische Hilfe den Aufenthalt im Krankenhaus. Unter Leitung von Dr. Cäcilie Oberbillig (von 1982 bis 1997) und Waltraud Kneis (seit 1997) seien bisher insgesamt 109 Frauen und zwei Männer in diesem Dienst tätig gewesen. Zurzeit zähle die Gruppe der Grünen Damen am Vincenz-Krankenhaus 46 Mitglieder. "Ihr Einsatz wurde zum Gütesiegel der Patientenversorgung", betonte sie und erklärte, sie beglückwünsche die Grünen Damen zu ihrer "Erfolgsgeschichte" und das Krankenhaus zu dieser Gruppe.

Im Namen der Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Krankenhaushilfe überbrachte deren stellvertretende Vorsitzende, Christl Kuper, Glückwünsche aus Freiburg nach Mainz. Sie erklärte, dass Brigitte Schröder, die Frau des früheren Bundesaußenministers Gerhard Schröder die Idee in den 70-er Jahren aus den USA nach Deutschland gebracht habe. Heute gebe es 185 Gruppen mit ca. 4.000 Mitgliedern. Sie ermutigte die Frauen zum Weitermachen und lobte: "Sie machen durch Ihren Dienst Nächstenliebe sichtbar, ohne dass viel darüber geredet werden muss." Als "Gegenleistung" empfingen sie ein Lächeln, einen Händedruck und ein tiefes menschliches Vertrauen. Die Grünen Damen leisteten einen wesentlichen Beitrag zur ganzheitlichen Betreuung der Patienten, unterstrich sie.

Im Schlusswort der Feier dankte die derzeitige Leiterin der Gruppe, Waltraud Kneis, allen, die diesen Dienst leisten und allen, die zur Feier des 20–jährigen Bestehens beigetragen haben, vor allem Generalvikar Guballa und (in Abwesenheit) dem Geschäftsführenden Direktor Dieter Plum. Nachdrücklich dankte sie den Klinikseelsorgern Pfarrerin Heidrun Gut und P. Helmut Schmitt SJ, die unter dem Leitmotiv "Ihr habt mich besucht" zusammen mit dem Generalvikar den ökumenischen Gottesdienst in der Krankenhauskapelle zu Beginn der Feier gestalteten, sowie den Musikern Peter Paulnitz (Orgel), Alexander Seibert (Geige) und Annette Schermann (Querflöte) für die musikalische Mitgestaltung. Ein besonderes Wort des Dankes widmete sie der früheren evangelischen Krankenhausseelsorgerin Pfarrerin Ulrike May wie auch den Seelsorgern insgesamt für vielfältige Unterstützung.

Sk (MBN)

 

Stift Neuburg in Geschichte und Gegenwart 

Benediktiner Bosslet stellte Schlossers Sommersitz und die heutige Abtei vor 

Mainz. Im Jahr 1825 erwarb der Frankfurter Jurist und Privatgelehrte Fritz Schlosser (1780-1851), ein Verwandter und Sachwalter Goethes, das Stift Neuburg bei Heidelberg und machte es zu seinem Sommersitz und "Musentempel", wo sich die Geistesgrößen seiner Zeit immer wieder trafen. Für die Wahl dieses Ortes war nicht nur die mit vielen berühmten Namen verbundene Heidelberger Romantik maßgeblich, an der Schlosser mit seiner Gattin Sophie du Fay partizipieren wollte, sondern auch die Tatsache, dass Neuburg früher ein Kloster war. Dies betonte Benediktinerpater Norbert Bosslet OSB bei einem Vortrag zum Thema "Schlossers Sommersitz. Stift Neuburg in Geschichte und Gegenwart", am Dienstag, 21. Mai, in der Martinus-Bibliothek in Mainz.

Bosslet verwies darauf, dass Schlosser die Idee zu einem solchen kulturellen Treffpunkt in seiner Studienzeit in Halle aufgenommen hatte, wo die Familie Reichardt auf Burg Giebichenstein einen Kreis von Intellektuellen um sich versammelt hatte. Für Fritz Schlosser war die Geschichte dieses Ortes, wie Pater Norbert unterstrich, "eben nicht eine wertneutrale Laune des Schicksals, sondern – unter der Voraussetzung eines legitimen Erwerbs – ein dankbar angenommenes Geschenk von gestern und eine gern übernommene Verpflichtung für morgen".

Der Benediktiner schilderte die Geschichte Neuburgs von der Klostergründung zu Beginn des 12. Jahrhunderts bis in die Gegenwart der heutigen Benediktinerabtei. Der Mönch Anshelm hatte um 1130 von Lorsch aus das Kloster Neuburg gegründet. Am Ende einer wechselvollen jahrhundertelangen Geschichte ist es heute das einzige Tochterkloster, das von Lorsch aus gegründet wurde und noch existiert. 1195 wurde das Benediktinerkloster in ein Frauenkloster umgewandelt. Nach der Auflösung von Lorsch im Jahr 1232 übernahm das Hochstift Worms die Rechte des Mutterklosters. Das Hochstift begünstigte, wie Bosslet darlegte, die Zisterzienserreform. 1460 wechselten die Nonnen wieder zur ursprünglichen benediktinischen Observanz und schlossen sich der aufblühenden Bursfelder Kongregation an. Die Glaubensspaltung im 16. Jahrhundert bereitete dem klösterlichen Leben auf Neuburg ein Ende.

Nach dem Ende des 30-jährigen Krieges fiel das Anwesen, das seit 1622 von Jesuiten bewohnt wurde, an die reformierte Kirche. Diese errichtete ein Stift für adelige Frauen. Von daher ist der Name "Stift Neuburg" heute noch lebendig. Schließlich kam im Zug der Gegenreformation Stift Neuburg wieder in katholische Hände. 1706 übergab der Sohn des Kurfürsten Philipp-Wilhelm, Kurfürst Johann Wilhelm, das ehemalige Kloster wieder der Gesellschaft Jesu in Heidelberg. Die Jesuiten bauten das Stift aus. Der heutige Altbau erhielt damals seine äußere Gestalt. Sie schufen auch die Wasserleitung, den Laufbrunnen im Hof, die heute noch erhaltene Toranlage aus dem Jahr 1727 und die Mariensäule aus dieser Zeit. Allerdings verloren die Jesuiten bereits 1773 durch die päpstliche Aufhebung ihres Ordens die Besitzrechte am Stift Neuburg.

Dieses geriet bald in Privatbesitz, wechselte mehrfach den Besitzer bevor es Fritz Schlosser 1825 erwerben konnte. Der Referent nannte einige Dichter und Schriftsteller der Spätromantik, die in Schlossers Musentempel ein- und ausgingen: Clemens Brentano, Achim von Arnim, die Maler Edward von Steinle, Ernst Fries und Carl Philipp Fohr. Zu den hier gern gesehenen Gästen gehörten auch der Publizist und Politiker Joseph von Görres, außerdem Ludwig Tieck und die Nazarener-Maler Friedrich Overbeck und Philipp Veit, der den Mainzer Dom ausmalte. Bedeutende Gäste waren aus der Schule von Bischof Colmar der spätere Speyerer Bischof Nikolaus von Weis und dessen Domkapitular Wilhelm Molitor sowie Wilhelm Emmanuel von Ketteler, dem schließlich die Bibliothek Schlossers nach dem Tod von dessen Witwe vermacht wurde. Bosslet hob hervor, dass Bischof Weis zusammen mit Bischof Andreas Räß von Straßburg, der ebenfalls oft ins Stift kam, die Zeitschrift "Der Katholik" gründete. Goethe selbst war nie ins Stift gekommen, merkte Bosslet an. Als Goethe vor seinem Tod zum letzten Mal einen Brief an Schlosser schrieb, dankte er diesem für eine Lithografie von Fries, auf dem das Stift Neuburg abgebildet war: "Es war wirklich, teuerster Herr und Freund, ein sehr glücklicher Gedanke, durch einen geschickten Künstler ihre ernst-heitere Wohnung und die unschätzbare Gegend abbilden zu lassen."

Durch Erbschaft gelangte das Stift 1865 an eine Nichte der Frau Schlosser, Maria geb. du Fay, die mit dem Frankfurter Senator Franz von Bernus verheiratet war. Im Besitz der Familie blieb Neuburg bis 1926. Alexander von Bernus sammelte wiederum Geistesgrößen seiner Zeit um sich, unter ihnen Stefan George, Richard Dehmel, Friedrich Schnack und Klaus Mann. Für sie war es, wie ein Zeitzeuge schrieb, "ein Glück, unter den Bildern der geistlichen Ahnherrn dieselbe Luft zu atmen, die sie umweht".

1927 wurde das Stift Neuburg wieder von Benediktinern besiedelt und das Kloster neu gegründet. 1928 erhob Papst Pius XI. die Neugründung zur Abtei. Die Abtei überstand auch den Zweiten Weltkrieg trotz Repressalien durch die nationalsozialistischen Machthaber. Nach dem Krieg erfolgten eine Reihe von Renovierungsarbeiten und Umbauten. Heute ist der frühere Trappistenpater Franziskus Heeremann von Zuydtwyck Abt des Klosters. Der Konvent zählt heute 16 Mönche, darunter fünf Priester. Bosslet schloss mit dem Hinweis, dass Fritz Schlosser nicht wissen konnte, wie sich Neuburg entwickeln würde. Aber er habe "im Hinblick auf Neuburgs Vergangenheit einen Auftrag für die Zukunft" gefühlt. Auch heute gelte die Verpflichtung, "im christlichen Geist, die uns von Gott anvertraute Welt mit zu gestalten zum Wohle der jetzigen wie auch der künftigen Generation".

Vom Museum, das Schlosser im Obergeschoss des Kirchenschiffs eingerichtet hatte, ist nichts mehr vorhanden, und von der ersten Goethe-Gedenkstätte Deutschlands im Bibliotheksflügel nur noch die Räume. Daran wird jedoch eine demnächst anzubringende Goetheplakette künftig erinnern, kündigte Pater Bosslet an. Der Direktor der Martinus-Bibliothek, Dr. Helmut Hinkel, dankte dem Benediktiner für seinen informativen, durch Dias aufgelockerten Vortrag, in dem er immer wieder auch auf die baulichen Veränderungen des Klosterensembles einging. Besonders nachdrücklich dankte Hinkel Pater Bosslet für die Förderung der Festschrift "Goethekult und katholische Romantik" anlässlich des 150. Todestages von Fritz Schlosser, die ohne seine Offenheit und die Gastfreundschaft der Benediktiner gar nicht hätte realisiert werden können, betonte Hinkel. Mit dem Vortrag von Norbert Bosslet schloss die Vortragsreihe zur Ausstellung "Fritz Schlosser (1780-1851). Goethekult und katholische Romantik", die noch bis 7. August 2002 zu sehen ist.

Hinweis: Öffnungszeiten der Kabinettausstellung in der Martinus-Bibliothek in Mainz, Grebenstraße 8, Montag bis Freitag von 9.00 bis 12.30 Uhr und 13.30 bis 18.00 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Sk (MBN)