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Mainz. Die Professorenschaft und die Studierenden der Katholischen Fachhochschule Mainz (KFH) haben dem Trierer Altbischof Dr. Hermann Josef Spital (75) bei einer Abschiedsfeier am Dienstag, 13. November, für dessen jahrelange Begleitung und Beratung ihren Dank ausgesprochen. "Sie waren ein Gesprächspartner, der nicht nur zuhören konnte, sondern der Anliegen transportierte und Anstöße vermittelte", betonte der Rektor der KFH, Prof. Dr. Peter Löcherbach, zur Begrüßung des Bischofs, der 1992 mit der besonderen Sorge für die Fachhochschule betraut worden war. Die Diözese Trier gehört neben dem Erzbistum Köln sowie den Diözesen Limburg, Mainz und Speyer zu den fünf Trägerbistümern der KFH.
Der frühere Hochschulrektor Prof. Dr. Hans Zeimentz hob den unermüdlichen Einsatz von Bischof Spital für die Belange der KFH hervor. Spital habe den Lehrenden und Lernenden nicht nur einen Einblick in sein theologisches Denken gegeben, sondern sich auch um die institutionellen Bedürfnisse der Fachhochschule gekümmert. In den Studiensemestern habe er sich zu Gesprächen mit der Hochschulleitung, den Gremien und Gruppierungen der KFH getroffen: "Sie waren uns in schwierigen Situationen ein wohlwollend-verlässlicher Begleiter, dessen Rat uns wichtig war, dessen diskrete Intervention in bedrängender Situation weiterhelfen konnte", sagte Zeimentz. Bischof Spital dankte seinerseits für die "gute Atmosphäre", die er in der Fachhochschule gefunden habe.
In seinem Referat und der anschließenden Diskussionsrunde entfaltete Spital Grundzüge seines theologischen Denkens. Dabei ging er vor allem der Frage nach, wie der Glaube in einer pluralistisch denkenden Gesellschaft Orientierung geben kann. "Wo viele Menschen sind, da gibt es auch viele Gedanken und Auffassungsformen." Nach Überzeugung des Bischofs sollte diese Pluralität eher als Reichtum statt als Verunsicherung angesehen werden. Die Gefahr der Verunsicherung sei freilich dann gegeben, wenn die Menschen ihren Glauben an "Sätzen" festmachten. Die christliche Religion sei aber "keine Buchreligion". Gott habe sich nicht in Sätzen, sondern "in einem lebendigen Menschen endgültig geoffenbart". Daher rufe Jesus Christus die Gläubigen auch nicht zur Annahme von "Sätzen" auf, sondern "in eine freundschaftliche Nähe zu seiner Person".
Das beanspruche die Christen auf eine ganz andere Weise, als es die Annahme von Sätzen tue. Spital erklärte: "Wenn ich erlebe, dass jemand Ja zu meinem Leben sagt, dann werde ich glücklich, das ist es, wonach unser Herz verlangt." Um wie viel mehr gelte dies, wenn dieses Ja durch Gott geschehe. Glaube sei nicht die passive Übernahme von irgend einer Wahrheit. Vielmehr müsse der Glaube aktiv erworben werden. Den Studierenden gab der Bischof zum Abschied den Rat auf den Weg, einerseits die Verantwortung für ihr eigenes Leben ernst zu nehmen, andererseits aber auch zu begreifen, "dass sie allein nichts bewegen, sondern vielmehr die Gemeinschaft der Kirche und der gleichgesinnten Christen brauchen, um in einer lebendigen Beziehung zu Christus zu leben. Der persönliche Glaube dürfe nicht als isolierter Glaube missverstanden werden.
A.W.(MBN)
Mainz. Bundespräsident Johannes Rau ist Schirmherr des Tages der Ehrenamtlichen in der Telefonseelsorge am Samstag, 24. November, in Mainz. Das Staatsoberhaupt wird während des Festakts im Eltzer Hof ebenso sprechen wie Ministerpräsident Kurt Beck, Kardinal Karl Lehmann, der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen-Nassau, Prof. Dr. Peter Steinacker, und der Präsident des Diakonischen Werks, Jürgen Gode. Zu der Veranstaltung erwarten die Evangelische Konferenz für Telefonseelsorge und die Katholische Bundesarbeitsgemeinschaft Beratung ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Telefonseelsorge-Einrichtungen aus ganz Deutschland.
Der Tag beginnt mit einer Begegnungs- und Gruppenphase für die Ehrenamtlichen um 11.00 Uhr. Dabei sollen sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch im persönlichen Gespräch austauschen können. Beim Festakt, der um 13.45 Uhr beginnt, werden Prälat Heinrich Heming für die Katholische Bundesarbeitsgemeinschaft Beratung, die Mainzer Sozialdezernentin Malu Dreyer, die Sprecherin der Ehrenamtlichen-Vertretung, Barbara Rode, sowie Dr. Heinz Klinkhammer von der Deutsche Telekom AG Grußworte sprechen. Im Anschluss an den Festakt wird die Verlängerung des Kooperationsvertrags der Telefonseelsorge-Verbände mit der Telefongesellschaft unterzeichnet. Dieser ermöglicht weiterhin das bundesweit kostenlose Telefonieren mit der Telefonseelsorge (Rufnummern: 0-800-111-0111 und 0-800-111-0222). Den abschließenden ökumenischen Gottesdienst im Dom (15.45 Uhr) zum Tag der Ehrenamtlichen leiten Pater Dr. Manfred Entrich OP, Leiter des Bereichs Patoral bei der Deutschen Bischofskonferenz, und Pfarrer Dieter Schütte, Vorsitzender der Evangelischen Konferenz für Telefonseelsorge.
Die Telefonseelsorge ist in 106 deutschen Städten vertreten. Rund 7000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kümmern sich in jährlich rund 2 Millionen Gesprächen um die Sorgen und Nöte der anonymen Anrufer. Die Telefonseelsorge begann ihre Arbeit 1956 in Kassel. Der Tag der Ehrenamtlichen wird in diesem Jahr zum zweiten Mal veranstaltet (nach 1996).
Hinweis für die Presse: Für Pressevertreter ist eine Akkreditierung bis Mittwoch, 21. November, notwendig bei der Telefonseelsorge Mainz-Wiesbaden, Schusterstraße 54 in 55116 Mainz, Telefon 06131/ 220511, Fax 06131/ 232673).
Bns (MBN)
Mainz. Ein Jahr nach Beginn der Arbeit des "Versöhnungsfonds der Katholischen Kirche in Deutschland" hat der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, eine positive Zwischenbilanz gezogen. Vor der Presse erklärte Lehmann am Montag, 12. November, in Mainz, 40 Projekte mit einem Finanzvolumen von rund DM 1,9 Millionen seien bislang bereits bewilligt worden. "Das heißt, dass von dem ursprünglichen Etat des Fonds bereits etwas mehr als ein Drittel in Projekte der Versöhnungsarbeit investiert wurde. Nach den Vergaberichtlinien fließen die Gelder zu 60 Prozent in Bildungs- und Begegnungsmaßnahmen sowie in Austauschprogramme. Hauptzielgruppe der Arbeit sind Jugendliche: 50 Prozent der Maßnahmen wurden mit Jugendlichen, Schülern und Kindern durchgeführt.
Die meisten Zeitzeugen seien bereits gestorben. Es bestehe daher nur noch wenige Jahre lang die Chance, "eine konkrete menschliche Brücke zu dieser Zeit zu bauen". Dies sei umso dringender, da vielen jungen Menschen der NS-Terror und der Zweite Weltkrieg manchmal so weit entrückt scheinen wie der Dreißigjährige Krieg. "Die Erinnerung an erlittenes Unrecht und Leid ist eine wichtige Grundlage von Versöhnung", betonte Lehmann. Und dies setze Begegnung voraus, begründete der Kardinal die Schwerpunktsetzung des Fonds. Es sei unabdingbar, die Erinnerungen der anderen zu Wort kommen zu lassen und sich mit deren Erinnerungen zu konfrontieren. Es handele sich nicht nur um die Aufgabe einer Generation.
Der Fonds umfasst insgesamt DM 5 Millionen und wurde im Zusammenhang mit der Debatte um NS-Zwangsarbeiter im kirchlichen Bereich im Sommer 2000 von den deutschen Bischöfen beschlossen. Aus einem zweiten DM 5 Millionen-Fonds konnten bislang 175 Menschen mit jeweils etwa DM 5000 entschädigt werden. Von der Kirche werde jedoch mehr gefordert als "verhältnismäßig kleine Geldleistungen, die ja ohnehin ein eher symbolischer Akt sind", betonte Lehmann. Es gehe um ein umfassenderes Bemühen um Versöhnung. Dem diene eben der zusätzlich eingerichtete Versöhnungsfonds. Dieser solle "aus der Erinnerung der Vergangenheit heraus dabei mithelfen, für die Zukunft eine friedlichere Welt zu gestalten". Dies sei eine bleibende Aufgabe, sagte der Kardinal. Denn Intoleranz, Fremdenfeindlichkeit, Rassismus gebe es auch heute.
Das katholische Hilfswerk für Osteuropa, RENOVABIS, ist für mit der Geschäftsführung des Versöhnungsfonds beauftragt. Der stellvertretende RENOVABIS-Geschäftsführer und Vorsitzende des Vergabeausschusses, Dr. Gerhard Albert, stellte einzelne Projekte verschiedener katholischer Organisationen vor. So wurden eine tschechisch-polnisch-deutsche Jugendbegegnung gefördert, und die Versöhnung der Volksgruppen im Gebiet von Knin in Kroatien unterstützt. Auch werde der oft vernachlässigte Blick nach Westen wahrgenommen: Pax Christi etwa wolle Partnerschaften, Begegnungen und Gedenkveranstaltungen z.B. in den Niederlanden vorantreiben. "Vielleicht ist dies ein wichtiger Blickpunkt für die zukünftige Arbeit", sagte Albert.
Er hob, ebenso wie Kardinal Lehmann, die lange Tradition der kirchlichen Versöhnungsarbeit hervor. So habe alleine das Maximilian-Kolbe-Werk in den 30 Jahren seines Bestehens über DM 100 Millionen dafür aufgewendet. Darüber hinaus sei es erstaunlich, wie viele kleinere kirchliche Initiativen sich in diesem Bereich engagierten und Erfahrung gesammelt hätten.
Bns (MBN)
Mainz. Der Katholikenrat im Bistum Mainz hat zum Abschluss seiner Herbstvollversammlung in Mainz am Samstag, 10. November, eine Erklärung zum Krieg in Afghanistan verabschiedet. Darin betonen die Vertreter des höchsten Laiengremiums, Kriegshandlungen seien nach christlicher Überzeugung nicht geeignet, Konflikte zu lösen. In der Erklärung heißt es weiter: "Es sollten angemessene politische Maßnahmen gefunden werden, um die verbrecherischen Terroristen einer gerechten Strafe zuzuführen." Christen seien von der Botschaft des Evangeliums zum Frieden verpflichtet. Dies hätten auch die deutschen Bischöfe in ihrem Hirtenwort "Gerechter Friede" dargelegt. "Wir rufen alle Christen im Bistum Mainz auf, in dieser Zeit besonders für den Frieden zu beten", heißt es am Schluss der Erklärung.
Dem Beschluss zu dem Text ging eine kontroverse Debatte voraus. Dabei wurden Kriegshandlungen teilweise kategorisch abgelehnt. Andere sahen keinen anderen Weg, Terroristen beizukommen. Die Forderung nach einer sofortigen Einstellung der aktuellen Kriegshandlungen in Afghanistan fand schließlich keine Mehrheit. "Ich bin hin- und hergerissen. Es ist eine schizophrene Situation, unter der wir leiden", traf ein Delegierter die überwiegende Stimmungslage. "Alle haben irgendwie recht." Niemand wolle einen Krieg, aber eine bessere Lösung sehe er auch nicht.
Der Katholikenrat, der von Dr. Hildegard Dziuk geleitet wurde, hatte zuvor Frank-Thomas Lentes (48) aus dem Dekanat Bingen zu einem der drei Laienvertretern aus dem Bistum Mainz in das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) gewählt. Der Physiker erklärte die Bereiche Arbeit und Soziales zu seinen künftigen Arbeitsschwerpunkten im ZdK. Außerdem beriet der Katholikenrat im Rahmen seines des Themas für die gesamte Wahlperiode, "Weitergabe des Glaubens", über den Priesterberuf und den Nachwuchsmangel für diesen geistlichen Beruf.
Bns (MBN)
„Das Bistum Mainz sieht sich durch die Entscheidung des Oberlandesgerichts Koblenz, den Mainzer Weihbischof Dr. Franziskus Eisenbach nicht unter Anklage zu stellen, in seiner Einschätzung des Falles bestätigt. Die fragwürdigen Versuche, dem Weihbischof ein Strafverfahren aufzwingen zu wollen, sind nun endgültig gescheitert. Das Bistum begrüßt es, dass mit der letztinstanzlichen Entscheidung des Oberlandesgerichts jeglichen strafrechtlich relevanten Vorwürfen gegen den Weihbischof die Grundlage entzogen worden ist. Diese erwartete Entlastung stellt die gebotene strafrechtliche Rehabilitierung des Weihbischofs dar.
Bischöfliche Pressestelle Mainz, 9.11.2001"
Mainz. Das Original der Martinsfigur, die bis 1926 das Dach des Westchores des Mainzer Domes schmückte, hat einen neuen Standort auf der Kupferbergterrasse in Mainz erhalten. In einer kleinen Feier wurde am Fest des heiligen Martin, Sonntag, 11. November, die historisch wertvolle Sandsteinfigur durch den Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, Oberbürgermeister Jens Beutel und den Kulturdezernenten der Stadt Peter Krawietz, enthüllt. Musikalisch umrahmt wurde die Feier durch die Trompeter David Fischer und Christian Stenner, zwei ehemalige Schüler des Willigis-Gymnasiums.
Wegen starker Witterungsschäden war die Figur 1926 durch eine Kopie ersetzt worden. Das Original fand damals seinen vorläufigen Standort auf einer Kasematte des Fort Stahlberg in unmittelbarer Nachbarschaft des Jugendhauses St. Martin. Weil die Figur hier weiter verwitterte, setzt sich der Ortsvorsteher des Bezirks Mainz-Oberstadt, Wilfried Jung, für ihre Rettung ein. Auf Initiative des Dom- und Diözesankonservators Dr. Hans-Jürgen Kotzur wurde das Reiterstandbild des heiligen Martin in Mai 1996 demontiert. Dies war wegen des schlechten Zustandes der Skulptur mit großen technischen Schwierigkeiten verbunden, wie Kotzur berichtete. Die Werkstatt für Steinbearbeitung von Engelbert Müller in Villmar/Lahn übernahm die Restaurierung. Anschließend wurde die Figur von der auf Steinkonservierung spezialisierten Firma Ibach bei Bamberg durch eine Spezialtränkung wetterfest gemacht.
Das Original der Martinsfigur wurde um 1770 in der Werkstatt des Architekten Franz Ignaz Michael Neumann gefertigt, der auch den Neubau des Vierungsturmes des Domes damals geschaffen hat. Als neuer Standort wurde vom Diözesankonservator die Kupferbergterrasse auf dem Kästrich vorgeschlagen. Nachdem dieser Vorschlag angenommen war, mussten aus statischen Gründen lastenverteilende Platten über dem darunter liegenden Kellereigewölbe eingebaut werden. Für Restaurierung, Transport und Neuaufstellung der Martinsfigur mussten insgesamt Kosten von DM 200.000 aufgebracht werden. Sie wurden vom Bistum Mainz, der Stadt, der Denkmalpflege Rheinland-Pfalz und privaten Spendern getragen.
Kardinal Lehmann erinnerte bei der Feierstunde daran, dass auf dem Kästrich einmal eine römische Siedlung gestanden hat. Nun schaue der heilige Martin auf die Stadt Mainz und den Dom herab und spende mit der Geste des Mantelteilens, die ihn weltberühmt gemacht hat, Segen und Schutz für die Menschen in der Stadt. Zugleich betonte Kardinal Lehmann, dass Martinus als römischer Soldat auf eine militärische Karriere verzichtete und sich zur Gewaltlosigkeit bekannte. Gerade in diesen Tagen "in denen wir uns fragen, wie weit Militäraktionen gehen können", sei dies ein wichtiges Zeichen für Gewaltlosigkeit und Frieden, betonte Lehmann.
Der Bischof dankte allen, die sich für die Rettung der Martinsfigur eingesetzt haben und nannte dazu an erster Stelle Ortsvorsteher Jung und Diözesankonservator Kotzur, der unermüdlich nach Lösungen gesucht habe. Kardinal Lehmann schloss seine Ansprache mit einem Segensgebet für die Menschen in der Stadt, dass Gott sie auf die Fürbitte des Patrons des Domes, der Stadt und des Bistums Mainz schützen möge.
Oberbürgermeister Beutel betonte in seiner Ansprache, dass der heilige Martin, der nun sozusagen ins Zentrum der Stadt heimgekehrt sei, seinen Blick fest auf den Dom gerichtet habe. Er verwies darauf, dass alle Verordnungen in der Stadt seit Jahrhunderten in seinem Namen erlassen wurden. Er habe die Zuversicht, dass der Heilige die Menschen in der Stadt wohlwollend beobachte und ihnen bei ihren Sorgen, nicht nur im Blick auf die Weltprobleme, sondern auch auf die kleineren Probleme, wie z. B. die Finanznot der Stadt, helfen werde. Beutel schloss daran den Dank an die großherzigen Spender an, die das Projekt mit ermöglicht hatten. Pfarrer i.R. Friedrich Hommel hatte z. B. DM 50.000 zur Verfügung gestellt. In seinem Dank an Dr. Kotzur betonte Beutel das gute Zusammenspiel zwischen Bistum und Stadt.
Kulturdezernent Krawietz erklärte, es sei ein langer Weg bis zur Lösung des Problems mit dem neuen Standort auf der Kupferbergterrasse gewesen. Zuletzt habe es sich doch als notwendig erwiesen, die Kellergewölbe zu sichern und Platz für die Luftschächte zu lassen. Dies habe mehr Zeit als ursprünglich geplant, gekostet. Krawietz zeigte sich sehr zufrieden mit dem neuen Standort und dankte allen, die sich dafür engagiert hatten. Neben Kotzur dankte er namentlich Hartmut Fischer vom Städtischen Denkmalpflegeamt. Als Geschenk überreichte Krawietz Kardinal Lehmann den diesjährigen Mainzer Weihnachtstaler 2001. Diese Taler, die von der Firma Schumann, Medaillen-Edition und Sonderprägungen, Wiesbaden, seit 1988 hergestellt werden, zeigen auf der Rückseite jeweils den Weihnachtsmarkt mit dem Dom. Die Vorderseite hat wechselnde Motive. Nach Mainzer Madonnen und (Erz)-Bischöfen ist in diesem Jahr der heilige Martin als Patron des Domes und des Bistums zu sehen. Sie zeigt das Reiterstandbild, wie es auf dem Westchor des Domes und neuerdings auf der Kupferbergterrasse zu sehen ist. Der Weihnachtstaler aus Feinsilber und 35 mm Durchmesser ist ab Ende November bei der Mainzer Volksbank zum Preis von ca. DM 49,00 käuflich zu erwerben. Die Auflage ist auf maximal 2000 Stück limitiert.
Sk (MBN)
Mainz. Die große Messe in c-Moll von Wolfgang Amadeus Mozart steht im Mittelpunkt des Domkonzertes am Sonntag, 25. November, um 16.30 Uhr, im Mainzer Dom. Unter Leitung von Domkapellmeister Professor Mathias Breitschaft wirken mit: die Domkantorei St. Martin Mainz, das Mainzer Kammerorchester und die Solisten Simone Kermes (Sopran), Mechthild Bach (Sopran 2), John Pierce (Tenor) und Werner Rollenmüller (Bass). Zum Fest Christkönig, das an diesem Sonntag gefeiert wird, ist zu Beginn des Konzertes J.S. Bachs Kantate Nr. 137 "Lobe den Herren, den mächtigen König" zu hören. Sie wird vom Domkammerchor Mainz dargeboten, der aus Mitgliedern der Domkantorei, des Mainzer Domchores und aus Studenten von Breitschafts Chorleitungsklasse im Fachbereich Musik der Mainzer Universität besteht.
Rechtzeitig zu Beginn des Advents erscheint eine CD-Neueinspielung des Mainzer Kammerorchesters mit dem Mainzer Domchor unter dem Titel "Romantische Weihnachtsmusik." Die CD wird zum 28. November vorliegen und ist ab dann in der Geschäftsstelle des Mainzer Domchores (Leichhof 26), der Dominformation (Markt Nr. 10) in Mainz und im Infoladen des Bistums in Mainz (Heiliggrabgasse) erhältlich. Die CD enthält unter Leitung von Domkapellmeister Breitschaft eingespielte Werke von Peter Cornelius, Gabriel Fauré, Edgar Berlioz, Max Reger, Carl Loewe und Hermann Schroeder.
Sk (MBN)
Mainz. Eine Kabinettausstellung über den mittelalterlichen Theologen und Universalgelehrten Ramon Llull (1232-1316) wird vom 12. November bis 21. Dezember 2001 in der Martinus-Bibliothek in Mainz (Grebenstraße 8) gezeigt. Der Autodidakt und philosophische Außenseiter, der unter anderen Nikolaus von Kues, Giordano Bruno und Gottfried Wilhelm Leibniz durch sein "kombinatorisches" Denken maßgeblich beeinflusst hat, ist Verfasser von mehr als 250 Schriften in altkatalanischer, lateinischer und arabischer Sprache.
Die Beziehung zu Mainz ergab sich daraus, wie der Direktor der Martinus-Bibliothek, Dr. Helmut Hinkel, im Vorfeld der Ausstellungen darlegte, dass der Gelehrte Ivo Salzinger im 18. Jahrhundert zunächst den Pfälzer Kurfürsten Johann Wilhelm und nach dessen Tod den Mainzer Erzbischof und Kurfürsten Lothar Franz von Schönborn (gest. 1729) für die Schriften Llulls begeisterte. So ist es schließlich Lothar Franz von Schönborn zu verdanken, dass ein Teil der Werke Llulls in Mainz gedruckt wurde. Diese "Moguntina"-Ausgabe umfasst acht Bände, die zwischen 1720 und 1742 bei Johann Mayer in Mainz erschienen. Ursprünglich waren 15 bis 20 Bände geplant.
Die stattlichen Foliobände gehören zu den Attraktionen der Llull-Ausstellung in der Martinus-Bibliothek. Glanzpunkte dieser Ausstellung sind jedoch, wie Hinkel hervorhob, zwei katalanische Llull-Handschriften aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Den Höhepunkt bildet eine illuminierte Pergamenthandschrift vom Ende des 13., Anfang des 14. Jahrhunderts. Sie ist die einzige Handschrift der "Ars Demonstrativa" in katalanischer Sprache, in der sie Llull geschrieben hat, die auf der Welt existiert.
Die "Moguntina" ist in der ganzen Welt nur noch in zwölf vollständigen Ausgaben erhalten, davon in Mainz je ein Exemplar in der Martinus-Bibliothek und in der Stadtbibliothek. Vom Exemplar der Martinus-Bibliothek wird zurzeit in Brüssel vom Verlag Brepols, Turnhout/Belgien, eine Faksimile-Ausgabe nachgedruckt. Deshalb musste sich die Martinus-Bibliothek die Folio-Bände aus der Stadtbibliothek entleihen. Es sei ein Zeichen der sehr guten Zusammenarbeit der Mainzer Bibliotheken und Museen, dass dies problemlos möglich war, erklärte Hinkel mit einem Wort des Dankes an die Stadtbibliothek. Die Moguntina erhalte zwar nur 20 Prozent der Schriften Llulls, sei jedoch für die Forschung unentbehrlich, gerade auch weil im 20. Jahrhundert das Interesse an Llull enorm gewachsen sei.
Die Martinus-Bibliothek besitzt, wie Hinkel weiter mitteilte, eine Reihe von hervorragenden Llull-Drucken ab dem 15. Jahrhundert, daneben 13 umfangreiche Folio-Bände mit Abschriften seiner Werke aus ganz Europa, die zur Vorbereitung der Moguntina dienten. Darunter seien auch pseudo-llullistische, alchimistische Traktate. Die "Barockfürsten" hatten, wie Hinkel anmerkte, erhofft, neben dem philosophisch-theologischen Wissen auch von dem vermeintlichen Alchimisten Llull in der Kunst des Goldmachens profitieren zu können.
Der aus Freiburg an die Katholische Akademie des Bistums, Erbacher Hof, nach Mainz gewechselte Theologe Dr. Günther Wassilowsky hob bei der Vorstellung Ramon Llulls dessen Beiträge zum interreligiösen Gespräch zwischen Christen, Juden und Muslimen und sein missionarisches Engagement zur Überzeugung Andersgläubiger mit Vernunftargumenten hervor. Im Kontext eines religiösen Pluralismus habe Ramon Llull versucht, auf dem Weg von Zahlen- und Buchstabenkombinationen eine "Weltformel" zu finden, die in Übereinstimmung mit dem christlichen Glauben an den dreifaltigen Gott stehen sollte.
Wassilowsky berichtete, dass Mallorca zurzeit Llulls nach mehr als vier Jahrhunderten muslimischer Herrschaft erst seit wenigen Jahren wieder unter christlicher Hegemonie gestanden habe. Neben den Muslimen, die ein Drittel der Bevölkerung auf der Mittelmeerinsel ausmachten, habe es eine zahlenmäßig kleinere aber wirtschaftlich bedeutende jüdische Bevölkerungsgruppe gegeben. Nur vor diesem sozio-kulturellen Hintergrund, der Ähnlichkeiten mit der erlebbaren Religionsvielfalt in der globalisierten Welt aufweise, sei die Wende zu verstehen, die Llulls Leben im 30. Lebensjahr genommen hat.
Seine Autobiographie berichtet von einem Bekehrungserlebnis, bei dem ihm in nächtlichen Visionen der gekreuzigte Christus erschien. Dies habe bei Llull zu einem dreifachen Entschluss geführt: Erstens wollte er sein weiteres Leben der Bekehrung der Muslime widmen, zweitens das "beste Buch der Welt" gegen die Irrtümer der "Ungläubigen" schreiben und drittens sich bei Königen und Päpsten für die Gründung von Sprachklöstern einsetzen, in denen zukünftige Missionare die Sprache der "Ungläubigen" erlernen sollten. Llull wollte mit rationalen Argumenten die "Ungläubigen" von der Wahrheit der christlichen Glaubenslehre, besonders der zentralen Dogmen der Trinität und Inkarnation (Dreifaltigkeit und Menschwerdung Gottes) überzeugen.
Die Archivalien in der Ausstellung stammen ursprünglich aus dem Pfarrarchiv von Mainz-Kastel. Der Mainzer Kirchenhistoriker, Prof. Dr. Anton Brück, hatte sie im Krieg entdeckt und in Sicherheit gebracht. Damals half ihm der jugendliche Kurt Flasch. Der Philosoph Flasch sorgte später mit dafür, dass die "Moguntina" 1965 nachgedruckt werden konnte. Begleitend zur Ausstellung hält Flasch am Donnerstag, 22. November, um 19.00 Uhr, im Dommuseum in Mainz (Domstraße 3), einen Vortrag zum Thema "Llull in Mainz".
Hinweis: Die Kabinettausstellung "Ramon Llull in Mainz" in der Martinus-Bibliothek, Grebenstraße 8, wird in der Zeit vom 12. November bis 21. Dezember 2001 gezeigt. Öffnungszeiten sind Montag bis Freitag 9.00-12.30 Uhr und 13.30-18.00 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Sk (MBN)
Mainz. Die Katholische Akademie des Bistums Mainz, Erbacher Hof, hat soeben einen Studientag einem mittelalterlichen Theologen und Universalgelehrten gewidmet, Ramon Llull (1232-1316), in dessen Wirkungsgeschichte die Bischofsstadt Mainz eine herausragende Rolle spielt. In Mainz wurde nämlich 1721 unter dem Kurfürsten und Erzbischof Lothar Franz von Schönborn (gest. 1729) eine Werkausgabe Llulls gestartet, die "Moguntina", die bis zum Jahre 1742 acht stattliche Foliobände umfasste und etwa ein Fünftel der Schriften Llulls in lateinischer Sprache enthält. Darüber berichtete am Montag, 12. November, beim Studientag im Haus am Dom in Mainz Stephan Pelgen von der Mainzer Universität.
Herausgeber der "Moguntina" war der Augustinerchorherr Ivo Salzinger, der am Hof des Kurfürsten Johann Wilhelm von der Pfalz (1690-1716) Schriften Ramon Llulls zusammentrug. Im Jahre 1712 wurde, wie Pelgen darlegte, mit der Heidelberger Universitätsdruckerei Johann Mayer, die eine Filiale in Mainz besaß, der Druck von 15 bis 20 Foliobänden vereinbart. Wegen des Todes des Kurfürsten Johann Wilhelm im Jahre 1716 schien das Projekt zu scheitern. Doch Salzinger fand im Mainzer Erzbischof einen neuen Gönner. Als Salzinger 1728 starb, setzte der Kurfürst-Erzbischof eine Kommission mit Franz Philipp Wolff ein, der schon seit 1711 mit Salzinger zusammen gearbeitet hatte.
Dieses herausragende Druckwerk existiert auf der ganzen Welt nur noch in zwölf Exemplaren, betonte der Direktor der Martinus-Bibliothek in Mainz, Dr. Helmut Hinkel. Zwei dieser Exemplare werden in Mainz aufbewahrt, eins in der Martinus-Bibliothek und eines in der Stadtbibliothek. Da das Exemplar der Martinus-Bibliothek zum Druck einer Faksimile-Neuauflage an den Verlag Brepols im belgischen Tournhout (bei Antwerpen) ausgeliehen wurde, stellte die Stadtbibliothek dankenswerterweise ihr Exemplar für die Kabinettausstellung der Martinus-Bibliothek (vgl. dazu den Bericht auf Seite 7/8 dieser Ausgabe der MBN!) und für die Präsentation beim Studientag zur Verfügung. Die Moguntina enthält 50 von 256 Werken, darunter 37 Erstdrucke.
Mitveranstalter des Studientages waren die Martinus-Bibliothek und das 1957 in Freiburg im Breisgau gegründete Raimundes-Lullus-Institut. Der Leiter des Lullus-Instituts, Prof. Dr. Peter Walter, ging in seinem Vortrag über das Gottesbild Llulls auf das interreligiöse Gespräch zwischen Christen, Juden und Muslimen ein, für das dieser weltoffene und weit gereiste Gelehrte noch heute gültige Voraussetzungen formuliert hat. Für Llull sei der funktionierende ökonomische, gesellschaftliche und kulturelle Austausch zwischen den Angehörigen der drei Religionen zu wenig gewesen. Er habe nicht nur eine friedliche Koexistenz gewollt, erklärte Walter und merkte an, dass dies aus heutiger Sicht bereits ein in sich erstrebenswertes Ziel wäre.
Vielmehr habe Llull eine einzige Religion angestrebt, "die alle Menschen in der Verehrung des einen wahren Gottes vereinte". Dabei habe er keineswegs die weltweite religiöse Vielfalt insgesamt in den Blick genommen, sondern die drei ihm aufgrund seiner Lebenssituation vertrauten abrahamitischen Religionen. Für Llull habe kein Zweifel daran bestanden, dass die Christen den wahren Gott erkennen und verehren. Die lateinischen Christen, die mit dem "filioque" den Hervorgang des Heiligen Geistes aus Vater und Sohn bekennen, haben nach Llulls Auffassung die wahre Gottesvorstellung. Llull habe seine lebendige Gottesbeziehung einer Bekehrung verdankt, die bei ihm durch Visionen des gekreuzigten Christus ausgelöst wurde, als er 30 Jahre alt war. Daraus ergab sich für ihn die Lebensentscheidung, sich künftig für die Überwindung der religiösen Spaltung der Menschheit einzusetzen.
Sein Verständnis vom Dialog zwischen Vertretern der abrahamitischen Religionen legte Llull in seinem Werk "Buch vom Heiden und den drei Weisen" nieder. Darin heißt es: "Da wir mit Hilfe von Autoritätsbeweisen zu keiner Übereinstimmung gelangen können, sollten wir durch zwingende Vernunftgründe eine Übereinstimmung versuchen." Trotz der insgesamt sehr abstrakten Gedanken und Denkfiguren in den Schriften Llulls sei der gelehrte Schriftsteller von einem tiefen, lebendigem Gottvertrauen beseelt gewesen", betonte Walter, der an der Freiburger Universität Dogmatik lehrt. Dies komme gerade in seinen Gedichten, Aphorismen und Romanen zum Ausdruck, in denen er seine Muttersprache, das Katalanische, zur Literatursprache erhoben habe. Llull sei zutiefst vom Gedanken der sich selbst verströmenden Liebe Gottes und der daraus resultierenden Liebe zu Gott bewegt gewesen". "Dazu wollte er die Menschen hinführen, nicht zu einem abstrakten Fürwahrhalten, und zu einem der Liebe Gottes entsprechenden Verhalten".
Die wegweisenden Ideen Llulls zum interreligiösen Dialog, stellte auch Kardinal Karl Lehmann, in den Mittelpunkt seines Grußwortes, das am Schluss des Studientages vortrug. Wie bei Nikolaus von Kues gebe es im Werk Llulls viele Elemente für das interreligiöse Gespräch. Er lese z.B. gerne in Llulls "Buch vom Heiden und den drei Weisen". Lehmann betonte, die Überlieferung des Llullismus in Mainz zeige, dass das 1801 aufgelöste Erzbistum Mainz keineswegs nur von Verfall und Niedergang geprägt war, sondern viel Positives aufzuweisen hatte. Dies sei auch im Frühjahr diesen Jahres beim Symposium "Sancta Sedes Moguntina – 1801 – Zerfall und Wiederbeginn" deutlich geworden.
Zum Beginn hat der Leiter des Studientages, Dr. Günther Wassilowsky, Studienleiter der Bistumsakademie Erbacher Hof, als Anlass für die Tagung, die Neuauflage der Moguntina als Faksimiledruck angeführt. Eine Faksimileausgabe sei deshalb wünschenswert, weil die Moguntina drucktechnisch ein "Meisterwerk" sei. Es sei auch wichtig, dass Llulls selbst zu Wort komme. Allerdings könne der Faksimiledruck erst Anfang kommenden Jahres vorgelegt werden.
Eine Hinführung zur Person und Werk des Universalgelehrten leistete in einem einführenden Vortrag der Philosoph Alexander Fidora von der Frankfurter Goethe-Universität. Fidora legte dar, dass der Zweifel im Denken Llulls eine wichtige Funktion hat. "Weder über Trinität, noch Inkarnation lässt sich sprechen, wenn der Gesprächspartner diese von vorne herein ablehnt." Der Zweifel verpflichte die Dialogpartner zu Beginn des Gesprächs, die Position des anderen, ebenso wie die eigene, weder negativ noch affirmativ zu formulieren, sondern beide gleichermaßen als möglicherweise wahre Sätze in Betracht zu ziehen. Von diesem hermeneutischen Grundsatz müsse auch das heutige Gespräch zwischen den Religionen geprägt sein, betonte Fidora. Es sei eine für den Religionsdialog zentrale Einsicht, die Llull vordenke, die aber heute noch nicht überall hindurchgedrungen sei.
Doch Llull gehe noch weiter, denn er betone, dass das prinzipiell Für-möglich-Halten der religiösen Überzeugung des Gesprächspartners letztlich nicht in einen Relativismus zu münden brauche. Er verlange vielmehr die rationale Überprüfung der Wahrheitsansprüche der einzelnen Behauptungen. Auch diese Forderung Llulls sei für den gegenwärtigen interreligiösen Dialog richtungsweisend. So sei dem Mallorquiner der universale Heilswille des christlichen Gottes und das Problem seiner Realisierung zur Herausforderung seines Lebens schlechthin geworden.
Das Originelle im Werk Llulls ist sein kombinatorisches Denken, in dem er Grundwürden Gottes wie Güte, Größe, Ewigkeit, Macht, Weisheit, Wahrheit und Herrlichkeit in Beziehung setzt zur Schöpfung und zum Menschen. "Die vertikale Rückbindung der Schöpfung an ihren transzendenten Urgrund durch die Grundwürden als Exemplarursache wird um eine horizontale Verschränkung der Geschöpfe untereinander erweitert, die den dynamischen Charakter des llullischen Weltbildes ausmacht", erläuterte der Referent. "Dieses "Ars" (Kunst) genannte kombinatorische Denken Llulls im Zusammenspiel von Metaphysik und Logik, formalisierte der mittelalterliche Gelehrte mit kreisförmigen Schaubildern, die übereinanderliegend durch Drehungen zu immer neuen Einsichten führten. Aus heutiger Sicht waren dies Vorformen einer Computertechnik. Llull verfolgte damit sein Ziel, eine universale Wissenschaft der Vernunft vorzulegen, die alle Wissensbereiche umfasste. Letztlich ging es ihm, wie Fidora abschließend zusammenfasste, darum, "das Heilsangebot Gottes, das für die Menschen aller Sprachen und Kulturen, Religionen und Zeiten gilt, zu verkünden.
Im Laufe des Studientages berichteten neben Pelgen, Dr. Viola Tenge-Wolf und Dr. Fernando Domínguez, beide Freiburg, über die Entstehung der "Moguntina" und ihren Schöpfer Ivo Salzinger. Der Mainzer Historiker Prof. Dr. Helmut Mathy schilderte einen Teil der Wirkensgeschichte des "Doctor Illuminatus" (der Erleuchtete) mit einem Rückblick auf die im 18. Jahrhundert in Mainz geplante "Llull Akademie" und die damaligen die Mainzer Gelehrtengesellschaften sowie die Auseinandersetzungen zwischen Jesuiten und Llullisten".
Direktor Hinkel erklärte im Rahmen der Tagung, er betrachte es als legitim, dass die Bände der Martinus-Bibliothek als Vorlage für die Faksimileausgabe dienen. Denn das Priesterseminar sei von Anfang an durch den Mitarbeiter Salzingers, Franz Philipp Wolff, Regens des Priesterseminars, an der Herausgabe der Moguntina beteiligt gewesen. Auch im 20. Jahrhundert erinnerten zwei Mainzer Gelehrte, wie Hinkel ergänzte, an die Mainzer Llull-Tradition. 1912 habe Adam Gottron über Llulls Kreuzzugsideen promoviert und der Martinus-Bibliothek viele seltene Llull-Drucke vermacht. Der Kirchenhistoriker Dr. Prof. Anton Phlipp Brück, der jahrzehntelang Bibliothekar des Priesterseminars und Domarchivar war, habe eine Abhandlung über den Mainzer Llullismus im 18. Jahrhundert verfasst. Brück habe 1965 einen ersten Nachdruck der Moguntina ermöglicht. Beide Forscher, Gottron und Brück, seien von der Llullistischen Akademie in Palma de Mallorca geehrt worden, unterstrich Hinkel. Der Verbindung der Herausgeber der Moguntina mit dem Priesterseminar seien auch 13 Bände aus dem Nachlass Salzingers mit Kopien von Handschriften der Werke Llulls aus ganz Europa zu verdanken, von denen die wertvollsten zur Zeit in der Kabinettausstellung der Martinus-Bibliothek gezeigt werden.
Sk (MBN)
Mainz. Unter dem Titel "Frauen gestalten Frauengestalten" wird in der evangelischen St. Johanniskirche in Mainz vom 10. November bis 1. Dezember 2001 eine Ausstellung über herausragende Frauengestalten in der Geschichte und ihre Bedeutung für heute gezeigt. Initiiert wurde die Ausstellung von einer ökumenischen Frauengruppe in Mainz, die z. B. auch anlässlich des Weltgebetstags der Frauen zusammenarbeitet.
Zur Vorbereitung und Begleitung der Ausstellung haben sich darüber hinaus, Frauen aus der Diözesanstelle Frauenseelsorge im Bistum Mainz, des Evangelischen Dekanates, der Evangelischen Erwachsenenbildung, der Evangelischen Familienbildung, der Evangelischen Frauenhilfe, des Evangelischen Stadtjugendpfarramtes, des Katholischen Dekanates Mainz Stadt, des Katholischen Deutschen Frauenbundes (KDFB) und der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) beteiligt. Ziel der Ausstellung ist es, "den Anteil der Frauen an der Geschichte für die Gegenwart zugänglich zu machen" und Frauen, Männer und Jugendliche "mit Modellen weiblichen Lebens zu konfrontieren und zu einer Auseinandersetzung mit ihnen anzuregen". Die Besucher haben auch die Möglichkeit, "vergessene" Frauengestalten in Erinnerung zu rufen und ihre Namen aufzuschreiben.
Zu den zwölf lebensgroßen Figuren, die im Kirchenraum verteilt sind, gehören u.a. Klara von Assisi, Katharina von Siena, Jeanne d´Arc, Hildegard von Bingen und Maria Montessori. Entstanden ist die Ausstellung 1996 als ein Studentinnenprojekt der Evangelischen Fachhochschule Hannover unter Leitung von Christiane Burbach und Susanne Wendorf-von Blumröder, die auch den Katalog zur Ausstellung herausgegeben haben. In Mainz wurde die Ausstellung, die bereits in verschiedenen Variationen in insgesamt 60 Gemeinden zu sehen war, durch zwei Frauengestalten ergänzt, Maria Ward, die Gründerin der Englischen Fräulein (Maria Ward Schwestern) und Elli von Kuhlmann, eine Mitarbeiterin der Evangelischen Frauenhilfe Nassau, die 1999 in Wiesbaden auf Anregung amerikanischer Freunde den Weltgebetstag der Frauen nach Deutschland holte.
Die Ausstellung wird begleitet und ergänzt durch Vorträge, Führungen und Mittagsmeditationen. So wird z.B. Prof. Dr. Elisabeth Gössmann, München/Tokio, am Freitag, 16. November, um 20.00 Uhr einen Vortrag über Hildegard von Bingen halten. Die frühere Rektorin der Katholischen Fachhochschule Mainz und geistlich-theologische Begleiterin des Diözesanverbandes der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschland (kfd), Prof. Dr. Irene Willig, spricht am 29. November zum Thema "Emanzipatorische Impulse aus den Frauenklöstern".
Ihre Nachfolgerin im Amt der geistlich-theologischen Begleiterin der kfd, Christine Schardt, erklärte dazu vor der Presse: "Viele Mütter im Glauben sind uns katholischen und evangelischen Frauen gemeinsam. Aus der Kenntnis dieser Frauen gewinnen wir selbst Identität und Zukunft als Frauen in der Kirche". Frauen wie Maria Ward oder die Frauen in den Beginen-Klöstern suchten, wie Schardt darlegte, eigene Lebensformen, in der sie von ihrem Glauben Zeugnis geben konnten. Auch Irene Willig gehöre zu diesen Wegbereiterinnen und Wegbegleiterinnen für Frauen in der Kirche. Am 27. November wird der Film "der Prozess der Jeanne d´Arc" von Robert Bresson aus dem Jahre 1962 gezeigt. Die Einführung gibt die Literaturwissenschaftlerin Dr. Ulrike-Sofie Scholtz.
Die Ausstellung in der St. Johanniskirche gliedert sich in fünf Themenbereiche: "Frauen und Lebensform – Frauen und Liebe – Frauen und Autorität – Frauen und Anerkennung – Frauen und Kirche". Den Besuchern soll die Verschiedenheit von Frauenleben vor Augen geführt werden. Vor dem Hintergrund der Unterschiede unter Frauen will die Ausstellung ermutigen, "die eigene Suche nach sinnvollen und erfülltem Leben zu akzeptieren und als Aufgabe zu begreifen, Verantwortung für heute zu übernehmen".
In der Reihe der Mittagsmeditationen (täglich von 12.30 – 13.00 Uhr) stellen Vertreterinnen aus dem ökumenischen Frauenkreis – unter ihnen Christiane Drewello-Merkel, Irmela Teuffel, Helga Gerber, Christine Schardt, Marianne Riedel, Maria Grittner-Wittig und Isa Mann – die einzelnen Frauengestalten vor.
Hinweis: Geöffnet ist die Ausstellung von Montag bis Samstag, von 10.00 – 16.00 Uhr, donnerstags von 10.00 – 20.00 Uhr und sonntags von 13.00 – 16.00 Uhr, mit Ausnahme Samstag/Sonntag, 17./18. November. Führungen sind jeweils am Donnerstag um 18.00 Uhr. Der Eintritt ist frei. Der Katalog "Frauen gestalten Frauengestalten" ist zum Preis von DM 10.00 in der Ausstellung erhältlich.
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Nackenheim. Die besondere Verbundenheit der Regionalen Schule Janusz-Korczak-Schule Nackenheim mit der ruandischen Partnerschule in Mahundo/Ruanda wurde bei der Einweihung des Erweiterungsbaues, am Freitag, 9. November, deutlich. Bei der kirchlichen Segnung des Neubaues segnete der Pfarrer von Nackenheim, Reinhold Ricker, auch die 15 in Ruanda geschnitzten Holzkreuze, die für die neuen Klassenräume bestimmt sind. Bereits bei der Einweihung des Schulneubaues im Jahre 1988 hatten sich Verbandsbürgermeister Gerhard Krämer und der damalige Schulleiter, Rektor Herbert Engel, für ruandische Kreuze als Zeichen der Solidarität und Verbundenheit mit den Menschen in dem afrikanischen Partnerland eingesetzt und eine für die damaligen Klassenräume ausreichende Anzahl erworben.
Der jetzige Rektor Helmut Grimm betonte anlässlich der Einweihungsfeier, es sei für ihn eine Selbstverständlichkeit, dass die ruandischen Kreuze in den Klassenzimmern ihren Platz haben und behalten sollen. Die evangelische Pfarrerin Dagmar Diehl, Bodenheim/Nackenheim, verwies in ihrer Ansprache auf den Brauch der Sternsinger, mit Kreide an die Haustür die drei Buchstaben "C+M+B" zu schreiben, die Abkürzung für "Christus, mansionem, benedicat" (Christus segne dieses Haus). Was für die Wohnhäuser Sinn mache, gelte natürlich auch für die Schule. Auch dieses Haus und alle, die darin ein- und ausgehen, sollten unter Gottes Segen stehen. Gott solle sie begleiten und beschützen. Sein guter Geist solle im Miteinander spürbar sein, erklärte Diehl.
Die Kreuze aus dem Partnerland Ruanda seien ein ähnliches Segenszeichen, "Kreuze, die an diesen Segen Gottes, an die Begleitung Gottes in Jesus Christus erinnern und daran, dass wir Menschen nicht nur vom Brot des Lernens, Wissens, Denkens und Verstehens leben, sondern auch von Gottes Wort, das uns Wegweisung und Hilfe geben will". Deshalb dankte die Pfarrerin im Namen der beiden Kirchengemeinden dafür dass Verbandsgemeinde und Schule dies "durch die Kreuze sichtbar – und im wahrsten Sinne des Wortes – begreifbar, fassbar werden lassen". Denn, dass ein solches Zeichen des Glaubens "in Schulen nicht selbstverständlich ist, wissen wir ja spätestens seit dem Kruzifixstreit vor einigen Jahren", unterstrich die Pfarrerin.
Diese Kreuze erinnerten Dank ihrer besonderen Herkunft aber auch an die Verantwortung, "die wir weltweit füreinander haben", fügte sie hinzu. Es sei eine Verantwortung, der sich kein Land und keine Generation entziehen könne, "wenn sie zukunftsfähig sein will". Die Ereignisse vom 11. September haben dies nach ihren Worten "noch einmal klar vor Augen geführt". Pfarrerin Diehl schloss ihre Ansprache mit einer Segensbitte "Möge der Segen Gottes auf diesem Gebäude ruhen und auf denen, die in ihm ein- und ausgehen, damit hier Raum sei zum Guten, zur Gemeinschaft, zum Miteinander, zum Frieden, zum Glauben, Raum für das, was wir zum Leben brauchen".
Die Janusz-Korczak-Schule war zunächst als zweizügige Hauptschule geplant und wurde 1998 in eine dreizügige Regionale Schule umgewandelt. Dazu wurden bereits 1999 drei Klassenzimmer durch Umwandlung von Pausenräumen neu geschaffen. Der jetzige Neubau umfasst fünf Klassenräume und vier Fachräume, darunter Räume für den Musik- und Chemieunterricht und zwei klimatisierte Computerlabors. Bürgermeister Krämer betonte in seiner Ansprache, dass die Verbandsgemeinde Bodenheim auch zur "Kunst am Bau" stehe. Er kündigte an, dass am 7. Dezember 2001 die in Auftrag gegebene Bronzeplastik der Mainzer Künstlerin Inge Blum enthüllt wird. Sie werde an Janusz Korczak und sein Wirken erinnern. Rektor Grimm dankte seinerseits nochmals für die Segnung der Räume und der Kreuze aus Ruanda. Die Farben der Stützpfeiler für das Vordach haben, wie er anmerkte, eine "für uns zufällige Symbolik" mit den Farben Grün, Rot und Gelb erinnerten sie an die Landesfarben Ruandas und seien ein weiteres Zeichen der Verbundenheit. Am darauf folgenden "Tag der Offenen Tür", Samstag, 10. November, an dem der Neubau besichtigt werden konnte, wurden kunsthandwerkliche Gegenstände aus Ruanda verkauft. Sie wurden durch den Partnerschaftsausschuss des Landes Rheinland-Pfalz besorgt. Der Erlös, wie auch der Erlös aus einer reich bestückten Kuchentheke – insgesamt etwa DM 1.000 - ist für die ruandische Partnerschule in Mahundo bestimmt.
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