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Mainz. "Wir haben ein Jahr geschuftet für diesen Tag und hoffen, dass das, was uns begeistert hat, auf Sie überspringt", rief Diözesan-Frauenreferentin Anita Pieroth bei der Begrüßung zum 3. Diözesanen Frauentreffen im Bistum Mainz im Theresianum in Mainz am Samstag, 19. Mai, den mehr als 400 Frauen aus allen Teilen des Bistums zu. Sie erläuterte das Leitwort dieses Tages "Wer wird den Stein wegrollen?" An diesem Tag gehe es darum, in der Spannung von Leid- und Auferstehungserfahrungen das Symbol des Steins in seiner Vielfältigkeit zu bedenken. Veranstaltet wurde das 3. Diözesane Frauentreffen von der Diözesanstelle Frauenseelsorge und den Diözesanverbänden der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd), des Katholischen Deutschen Frauenbundes (KDFB), des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), des Caritasverbandes (CV) und des Kolpingwerks.
Vorbilder für die Aktivitäten, das Nachdenken und das Miteinander Sprechen bei diesem Diözesantag waren die Frauen, die am Ostermorgen das Grab Jesu besuchten, es leer fanden, und der Stein schon weggewälzt war. Ein Engel sagte ihnen: "Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden; er ist nicht hier." ( Mk 16,6) In einer Fülle von Bildern und Texten, in Musik und Tanz ging es darum, sich der Steine bewusst zu werden, die Frauen in allen Lebensbereichen in den Weg gelegt werden oder als kleine oder große und manchmal ausweglos scheinende Probleme auf ihnen lasten. So stand der Auftakt des Diözesantreffens unter dem Motto "Steine, so bunt wie die Welt".
Fünf Frauen stellten "Frauen-Leben in fünf Varianten" vor, in denen sich die meisten Teilnehmerinnen mehr oder weniger treffend wieder erkannten. Das Spektrum reichte von einer Großmutter, die sich um ihre Enkel kümmert, aber von ihrer Tochter Undank erfährt, über eine erfolgreiche junge Sportlerin zu einer Karrierefrau, deren Liebe am sportlichen bzw. beruflichen Erfolg zu scheitern droht, hin zu einer alleinerziehenden Mutter, die sich ausgenutzt und überfordert fühlt, und zu einer alten Frau, deren auf ihr lastender Stein die Einsamkeit ist: "Ich könnte sterben, keiner würde es merken", klagt sie.
Wie diese fünf Frauen, erklärte Pieroth, könnte jede der Teilnehmerinnen ihr Leben in anderen Varianten erzählen. Keine bleibe von "Steinen" verschont. Es wurde aber auch deutlich, dass Steine in ihrer langen Geschichte verwittern oder abgeschliffen werde. Auch Frauen verändern sich durch ihre unterschiedlichen Lebenserfahrungen. Dies wurde in Musik- und Tanzdarbietungen sowie Diaprojektionen reflektiert und anschaulich gemacht. Dabei wirkten das Frauenpercussionsensemble SiKaBeSi aus Burgschwalbach unter Leitung von Bettina Schweer, und das Tanz- und Bewegungstheater "Die Ausdrücklichen", Hünfeld, unter Leitung von Margareta Eichhorn mit.
Nach dem Mittagessen, für das das Binger Arbeitslosenprojekt BAP der Caritas gesorgt hatte, gingen die Frauen in mehr als 30 Gruppen auf drei verschiedenen Wegen zum Dom, um auf der Grundlage des jetzt Gesehenen und Gehörten unterschiedliche Probleme zu diskutieren z.B. "Wege aus der Trauer", "Leben mit Krankheit", "Erfahrungen des Scheiterns", "Frauen in verschiedenen Kulturen", "Frauen in der Kirche", oder "Frauen in Beruf und Familie" wie auch die Probleme von Sexualität, Partnerschaft und Schwangerschaft.
Zum Abschluss feierten die Frauen im Dom einen Wortgottesdienst mit dem Leitwort "Seht, der Stein ist weggerückt". Höhepunkt dieses Gottesdienstes vielfacher Ermutigungen war eine Prozession der rund 500 Teilnehmer zum Westchor des Domes. Dort stand ein großer Stein aus Palästina, von der Kölner Dombauhütte zu einem runden Stein behauen und mit dem Leitwort "Wer wird den Stein wegrollen?" versehen. Unter diesem Motto wandert der Stein von Ostern 2000 bis Ostern 2001 im Auftrag der Bundesarbeitsgemeinschaft Frauenseelsorge von Diözese zu Diözese. Er kam jetzt von Trier nach Mainz und von Mainz aus wird er nach Hamburg gebracht und beim dortigen Katholikentag aufgestellt. Nach Ostern 2001 wird der rund 800 Kilo schwere Koloss einen festen Platz im Zisterzienserinnenkloster Helfta (Bistum Magdeburg) erhalten. Prof. Dr. Irene Willig erläuterte in einer Ansprache den Osterbericht von Markus 16, der Frauen in den "Tiefen der Nacht" und Situationen, die ihre Seele beschweren, Hoffnung geben könne. Die Frauen am Grab erlebten, dass eine Kraft am Werk war, die sie nicht erwarten konnten. "Das Leben hat das letzte Wort, nicht der Tod". So heiße die Osterbotschaft, die auch heute Frauen in ihren Bedrängnissen stärken könnten.
Die Kollekte des Gottesdienstes war für ein Versöhnungs- und Friedensprojekt der Verständigung von Israelinnen und Palästinenserinnen bestimmt. Der Deutsche Verein vom Heiligen Land hatte den Stein aus Israel zur Verfügung gestellt. In dem Projekt werden christliche, jüdische und muslimische Frauen in Seminaren und Workshops zusammen kommen, um sich gegenseitig besser kennen zu lernen, zu verstehen und Gemeinsamkeiten zu entdecken, wie Diözesan-Frauenreferentin Ellen Ullrich im Gottesdienst unterstrich. Gegen Spenden wurden kleine Tauben aus Perlmutt zum Anstecken ausgegeben. Für die Frauen, die diese Taube anstecken, ist es ein "Symbol des gemeinsamen Ringens um Frieden und Gerechtigkeit und für eine eigenständige Lebensgestaltung von Frauen".
Symbole des Aufbruchs und des Neuanfangs und des Miteinanders waren für die Frauen an diesem Tag auch Rosen und Rosenöl. Am Schluss des Gottesdienstes konnten sie sich selbst oder gegenseitig mit dem Öl die Stirne, den Mund und die Hände salben. Diese symbolische Handlung erinnerte daran, dass die Frauen den Leichnam Jesu salben wollten, dieser aber als Auferstandener das Öl nicht mehr brauchte. Die Salbung der Stirn sollte Mut machen, Widerständen die Stirn zu bieten, die Salbung des Mundes, die Kraft geben, sich auch in schwierigen Situationen zu Wort zu melden und die Salbung der Hände die Frauen stärken, Probleme tatkräftig anzugehen und Gutes zu tun. Die meisten Teilnehmerinnen schienen von diesem Frauentreffen begeistert. Vor allem aus der Steinsymbolik und dem Leitwort "Wer wird den Stein wegrollen" schöpften sie eine ungeahnte Fülle von neuen Einsichten, Anregungen und Impulse für Lebensänderungen, die sie alleine oder in Gemeinschaft angehen wollen.
Sk (MBN)
Mainz. Die Debatte um den Verbleib in der gesetzlichen Schwangerschaftskonfliktberatung hat den Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) in Mainz unverhältnismäßig viel Kraft und Energie gekostet, erklärte die Vorsitzende des SkF-Ortsverbandes Mainz, Inge Schilling, bei der Vorstellung des Jahresberichtes 1999 am Donnerstag, 18. Mai, in Mainz. Das besondere Anliegen des SkF für die Zukunft werde sein, die Beratungs- und Hilfeangebote für schwangere Frauen zu verstärken, fügte sie hinzu, auch wenn der SkF aus der staatlichen Schwangerenkonfliktberatung zum 1. Januar 2001 ausscheidet.
Zugleich wies Schilling darauf hin, dass über diesem Engagement die übrigen, ebenfalls sehr wichtigen Tätigkeitsfelder des SkF in der Öffentlichkeit fast aus dem Blick geraten seien. Wie Schilling, die Stellvertretende Vorsitzende des SkF Mainz, Gisela Heck, und die Frauenhausbeauftragte Gabriele Hufen weiter vor der Presse darlegten, engagiert sich der SkF Mainz seit über 40 Jahren für Frauen, Kinder und Familien in schwierigen Lebenslagen. Heute arbeiten nach ihren Angaben 22 hauptamtliche und 46 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im SkF Mainz. Dies ermögliche ein breit gefächertes Angebot frauenspezifischer Hilfen. Dazu gehören allgemeine Lebensberatung für Frauen in Notsituationen, Schwangeren- und Schwangerschaftskonfliktberatung, Beratung für straffällig gewordene Frauen, eine Lern- und Spielstube für Schulkinder, das Frauenhaus Mainz mit Beratungsstelle, Sprachunterricht für Ausländerinnen sowie Kleiderkammer und Baby-Korb.
"Als Frauen- und Fachverband der freien Wohlfahrtspflege haben wir eine große Nähe zu den existenziellen Problemen und Nöten von Frauen in unserer Zeit. Auch wenn die Bedingungen sich verändern, leisten wir weiterhin nach unserem Auftrag anwaltliche Hilfe für Frauen und ihre Familien", bekräftigte das Führungsteam des SkF Mainz. Jede schwangere Frau habe ein gesetzlich verbrieftes Anrecht auf Beratung, unterstrich Schilling. Dieses werde der SkF weiterhin und noch verstärkt einlösen. Viele Frauen kämen wegen finanzieller Sorgen oder wegen Partnerschaftsproblemen in die Beratung.
Der SkF Mainz unterhält in der Landeshauptstadt zwei Einrichtungen: das Frauenhaus als Zufluchtsstätte für Frauen sowie eine Lern- und Spielstube für Kinder aus sozial benachteiligten Familien. Im vergangenen Jahr suchten insgesamt 78 Frauen und 87 Kinder, die sich bedroht fühlten, oder körperlich und seelisch misshandelt wurden, die Stellen auf. Wie die Frauenhausbeauftragte weiter berichtete, bietet das Mainzer Frauenhaus Wohnmöglichkeiten für acht Frauen mit zwölf Kindern. 1999 betrug die durchschnittliche Belegung 100,5 Prozent. Von den insgesamt 87 Bewohnerinnen kamen im letzten Jahr 52 Frauen mit Kindern sowie 35 Frauen ohne Kinder. Im Vergleich zum Vorjahr sei der Anteil der Bewohnerinnen, die mit Kindern ins Frauenhaus kamen, von 47,9 auf 59,8 Prozent erheblich gestiegen. Damit treffe der bundesweit zu beobachtende Trend, dass zunehmend mehr Frauen ohne Kinder in Frauenhäusern Schutz suchten, im vergangenen Jahr für das Frauenhaus Mainz nicht zu.
Weitere wichtige Aktivitäten des SkF Mainz sind die Präventionsarbeit mit Jugendlichen und die Beratung für straffällig gewordene Frauen. Mit den meisten Haupt- und Realschulen sowie Gymnasien in Mainz steht der SkF in Kontakt und bietet Unterrichtseinheiten und Gruppenarbeit zu den Themen Liebe, Sexualität, Verhütung und Schwangerschaft an. Aus ihrem besonderen Engagement für notleidende und benachteiligte Frauen ist der SkF Mainz auch in der Justizvollzugsanstalt Mainz tätig. Er bietet Frauen Beratung in persönlichen Schwierigkeiten und die Vorbereitung auf die Entlassung an. Neben der Begleitung und Beratung inhaftierter Frauen leistet der SkF auch eine nachgehende Beratung für Haftentlassene. Da die Inhaftierung eine erhebliche psychische Belastung bedeute und mit Einschnitten in verschiedenen Lebensbereichen verbunden sei, z.B. Verlust der Wohnung und des Arbeitsplatzes, sei dieses Beratungsangebot eine Ergänzung und Fortführung der Arbeit in der JVA. Im Bereich der Straffälligenhilfe arbeitet eine Diplom-Sozialarbeiterin mit zehn Stunden in der Frauenabteilung der JVA Mainz. Sie bot 1999 einmal wöchentlich Gruppengespräche und bei Bedarf und nach richterlicher Genehmigung Einzelgespräche an.
Sk (MBN)
Mainz. Wie weit trägt das Friedensgebot der Religionen zum inneren Frieden der Gesellschaft in Deutschland bei? Mit dieser Fragestellung befasste sich eine Studientagung am Montag/Dienstag, 22./23. Mai, in der Katholischen Akademie Erbacher Hof in Mainz. Veranstalter waren die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK), die Ökumenische Centrale Frankfurt und der Erbacher Hof. In grundlegenden Positionen wurden Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede zwischen Christen, Juden und Muslimen deutlich. Den "Friedensauftrag der Religionen" erläuterten in einleitenden Referaten der frühere Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen, Dr. Philip Potter, Frankfurt, für das Christentum, der Vorsitzende des Zentralrates der Muslime in Deutschland, Dr. Nadeem Elyas, Köln, für den Islam und Prof. Dr. Micha Brumlik, Frankfurt/Heidelberg, für das Judentum.
Potter erklärte, das Wichtigste im Gespräch und in der Begegnung zwischen Juden, Christen und Muslimen sei, dass sie eine "gemeinsame Treue" gegenüber Gott dem Schöpfer haben, und sich auch seinem Gericht stellten. "Wir haben Abraham als gemeinsamen Bezugspunkt", stellte er fest. Daraus erwachse der Auftrag, den Frieden zu wahren und miteinander zu reden. Nachdrücklich verwies er darauf, dass für die Christen wie für die Juden Recht und Gerechtigkeit Schlüssel zum Frieden sind. "Der Gerechtigkeit Frucht wird Frieden sein", zitierte er aus dem Propheten Jesaja und erläuterte, dass Gerechtigkeit die richtigen Beziehungen zu Gott, zum Mitmenschen und zur Schöpfung zum Inhalt habe. Aus Gerechtigkeit und Frieden wachsen dann auch Sicherheit, Ruhe und Vertrauen für jeden einzelnen.
Die Friedensbotschaft Jesu war, wie Potter weiter erklärte, Frohe Botschaft für die Armen, die Gefangenen, die Entrechteten. Jesus sei als gefährlich eingestuft worden und am Kreuz geendet. Er habe auch von seinen Jüngern verlangt, sich ganz für den Frieden einzusetzen, "egal was er kostet", betonte Potter. Im Blick auf die Geschichte des Christentums legte Potter dar, dass die Friedensbotschaft Jesu im Kontrast zum "Römischen Frieden" (Pax Romana) stand, der imperial, unterdrückend und intolerant gewesen sei. Der wahre Friede Jesu sei dagegen gewaltlos. Kritisch legte Potter dar, dass es den Christen nicht gelungen sei, einen umfassenden Frieden herbeizuführen. Er verwies auf die Kreuzzüge, den hundertjährigen und den dreißigjährigen Krieg, die Entdeckung und Kolonisierung Amerikas wie auch weiter Teile Afrikas und Asiens. Immer wieder seien Christen in Gewalt, Ausbeutung und Unterdrückung involviert gewesen. Das 20. Jahrhundert habe jedoch nicht nur unvorstellbare Grausamkeiten gebracht, sondern auch den Ökumenischen Rat der Kirchen mit seinem Einsatz für Gerechtigkeit und Frieden.
Der Vorsitzende des Zentralrates der Muslime in Deutschland, Nadeem Elyas, bekräftigte, dass der Friedensauftrag der Religionen eine Selbstverständlichkeit und Aufgabe aller Propheten gewesen sei. So stehe auch der Name Islam, der Unterwerfung oder Frieden bedeute, für Befreiung von gegenseitiger Bevormundung und Vernichtung. Im richtigen Erkennen der Beziehung zwischen Gott und Mensch finden die Menschen nach seinen Worten den Frieden. Zu den Maßstäben Gottes gehöre es, Gerechtigkeit walten zu lassen unter allen Menschen, die untereinander Brüder und Schwestern seien, von Gott mit Würde ausgestattet. Der Islam habe die Voraussetzung für die gegenseitige Achtung von Muslimen, Juden und Christen. Darin liege auch das Bekenntnis zur Religionsfreiheit. Niemand werde gezwungen, Muslim zu werden. Gott habe Unterdrückung und Vernichtung nicht gewollt. Deshalb sei für den gläubigen Muslim ein Krieg nur heilig und erlaubt als Verteidigung gegen Gewalt und als Befreiung von Unterdrückung. Ganz wichtig sei für ihn, dass die Vermittlung der islamischen Lehre mit ihrer Verpflichtung zum Frieden auch in einem islamischen Religionsunterricht in Deutschland möglich wäre. Ebenso wichtig sei die Darstellung des wirklichen Islam nach außen. Dazu gehöre auch die Bereitschaft zur Zusammenarbeit z.B. im sozialen Bereich und in multikulturellen und interreligiösen Projekten.
Als Vertreter des Judentums betonte Brumlik, er sei der festen Überzeugung, dass Friede immer auch ein politischer Begriff ist. In der Bibel reiche der Friedensbegriff von der politischen Unterwerfung einer Stadt bis zur Weisung, Witwen und Waisen nicht zu bedrängen und sogar die Feinde zu lieben. Brumlik verwies auf die prophetischen Friedensvisionen bei Jesaja und Micha. Dieser Friede habe zwei Voraussetzungen: das Bekenntnis der Völker zum Gott Israels und die Unterwerfung unter den Richterspruch Gottes. Das Judentum sei nicht im engeren Sinn eine pazifistische Religion, wie dies Teile des Christentums für sich reklamierten. Für das Judentum gebe es keinen Frieden um jeden Preis. Er setze Recht und Gerechtigkeit voraus und verlange, jüdisches Leben zu schützen.
Neben der Darstellung der grundsätzlichen Positionen berichteten Vertreter jüdischer, christlicher und muslimischer Glaubensgemeinschaften über ihre Erfahrungen im Nebeneinander und Miteinander zu den anderen Religionen: aus jüdischer Sicht Dr. Peter Fischer, Berlin, aus christlicher Sicht Schwester Dr. Brigitta Lehmann MMS, Limburg, und aus muslimischer Sicht Nigar Yardim, Duisburg. Diese Berichte zeigten, wie Pfarrerin Bärbel Wartenberg-Potter, die im Wechsel mit Dr. Athanasios Basdekis – beide Mitarbeiter der Ökumenischen Centrale in Frankfurt – die Tagung moderierte, wie wichtig das multikulturelle Programm "Lade Deine Nachbarn ein" sei.
In einer zusammenfassenden Reflexion der Studientagung erklärte Prof. Dr. Doron Kiesel, Frankfurt/Erfurt, im interreligiösen Gespräch sei es notwendig, den eigenen Grenzen Rechnung zu tragen. Er warnte vor zu idealistisch-harmonisierenden Versöhnungsbemühungen zwischen den Religionen. Dies sei auch eine Schwäche dieser ansonsten sehr informativen, spannenden und guten Tagung gewesen. Aber man dürfe sich nicht mit jemandem versöhnen wollen, der dazu nicht oder noch nicht bereit sei. Allerdings könne es ein Friedensangebot geben, das nicht von Einheit und Gemeinsamkeit spreche, sondern von Trennung. Dazu führte er als Modell die Einigung von Abraham und Lot an, die sich territorial voneinander trennten um des Friedens willen. Es sei das Beispiel eines pragmatischen Friedens in einer unvollkommenen Welt. So sollten gerade die Christen sich und andere in ihren Friedensbemühungen nicht überfordern. Im kirchlichen Kontext werde unter dem Friedensbegriff vielfach Liebe und Verschmelzung postuliert, ohne zu sehen, dass diese Verschmelzung nicht möglich ist, betonte Kiesel. Dies gelte z.B. für das Verhältnis zwischen Deutschen und Israelis und zwischen Juden und Christen. Er sage dies aus seinen Erfahrungen als in Deutschland lebender Jude, der in Israel aufgewachsen sei und eine doppelte Staatsangehörigkeit – deutsch und israelisch – habe.
Die interkulturelle Arbeit, der er sich verschrieben habe – Kiesel lehrt an der Fachhochschule in Erfurt interkulturelle Pädagogik – gehe von eigenen Perspektiven aus, die auch trennen, aber auch einen Prozess der allmählichen Annäherung ermöglichten. Die Position von Elyas bezeichnete Kiesel als Minderheitenposition eines aufgeklärten Islam, die im pluralen Staat Zukunft haben könne. In der Diskussion war wiederholt auf die Diskrepanz der Islam-Darstellung von Elyas und der friedensfeindlichen Praxis in den meisten islamischen Ländern und seine willkürlich scheinende Auslegung des Korans hingewiesen worden. Nachdrücklich stellte er fest, im interreligiösen Gespräch brauche es auch den Mut zu kontroversen Auseinandersetzungen und eine Kultur des Streitens.
Sk (MBN)
Mainz. Die Überlebensfähigkeit des deutschen Sozialstaates wird nach Auffassung des Bischofs von Mainz, Dr. Karl Lehmann, in einem hohen Maß davon abhängen, in welchem Maß es gelinge, angesichts der Globalisierung und der rasanten wissenschaftlichen, technischen und wirtschaftlichen Veränderungen in der Welt den inneren Zusammenhalt der Gesellschaft zu sichern. Dabei werden, wie er bei einem Vortrag beim Unternehmertag 2000 der Landesvereinigung Rheinland-Pfälzischer Unternehmerverbände zum Thema "Globalisierung und soziale Marktwirtschaft" am Dienstag, 23. Mai, in Mainz erklärte, die gemeinsamen Überzeugungen im Sinne der Grundwerte ebenso eine Rolle spielen wie die Frage nach dem künftigen Ort der Familie und nicht zuletzt eine grundlegende Erneuerung von Erziehung und Bildung.
In diesem Zusammenhang kritisierte Lehmann Vorstöße aus der Wirtschaft, in der Berufsschule den Sport- und den Religionsunterricht abzuschaffen. Diese Forderung komme immer wieder, aber er halte sie angesichts der Wandlungen in der Gesellschaft für falsch. "Je mehr unser spezifisches Berufswissen in kurzer Zeit verfällt, um so mehr kommt es auf das Lernen und Einüben grundlegender menschlicher, körperlicher und geistig-spiritueller Verhaltensweisen und Fähigkeiten an", betonte Lehmann. Menschsein heiße immer auch über den Tellerrand der nächsten Zukunft hinauszuschauen. Der wahre Sport mit seinen Tugenden und ein guter Religionsunterricht, der sich vor allem um das Lebenswissen und die Lebenskrisen kümmere, könnten hier mehr Zukunft und Hoffnung stützen, als viele meinten.
Sk (MBN)
Mainz. Den Fortbestand des Religions- und des Sportunterrichts an Berufsbildenden Schulen in Rheinland-Pfalz hat der Landesverband des Kolpingwerks gefordert. Der Verband reagiere damit auf Kritik der Handwerksorganisationen an diesen Schulfächern, erklärte Kolping jetzt in einer Pressemitteilung. Der Unterricht in diesen Fächern sei eine ethische Notwendigkeit.
Im Schulfach Religion würden nicht nur unmittelbare Fragen der Religionsgemeinschaften, sondern auch ethische und moralische Aspekte besprochen. Der Unterricht sei die letzte Möglichkeit vor dem Eintritt in die Berufsgesellschaft, um solche Fragen zu besprechen, heißt es in der Erklärung weiter. Er gebe den Auszubildenden eine an Grundwerten ausgerichtete Orientierung. Besonders im Religionsunterricht zeigten Schüler auch ihre persönlichen Probleme auf.
Ähnliches gelte für den Sportunterricht: er fördere Fairness, Teamgeist, Gesundheit und eine positive Einstellung zu erbrachten Leistungen. Das Kolpingwerk setzt sich ferner dafür ein, Schulen und Lehrern mehr Eigenverantwortung und größere finanzielle Spielräume zu geben. Die Ausstattung mit Computersystemen und die entsprechende Qualifizierung des Lehrpersonals sei dringend erforderlich, um die besonders in den Handwerksberufen notwendige Praxisorientierung zu erreichen.
Bns (MBN)
Ober-Hilbersheim. Seit 1996 haben in der Kirche St. Josef in Ober-Hilbersheim die Handwerker den Ton angegeben. Jetzt hat die Renovierung mit der Weihe des neuen Altars durch Generalvikar Dr. Werner Guballa einen vorläufigen Abschluss erfahren. Die kleine Dorfkirche sei zu einem "Kleinod der besonderen Art" geworden, sagte Guballa. Bei der Altarweihe werde nicht "einfach ein Kunstwerk eingeweiht". Vielmehr mache sie die tiefe Bedeutung des Altars deutlich.
Ausführlich ging der Generalvikar auf die Weihezeremonie ein. Der Chrisam sei Ausdruck für das Heil Gottes und die Kerzen seien Zeichen des Lichts, das die Dunkelheit verdrängt. Ein Zeichen, dass der Glaube in die Tradition der Vorfahren eingebettet ist, sei das Reliquiar. Die Raunheimer Steinmetzin Christiane Neuhaus, die den schlichten Sandsteinaltar hergestellt hatte, setzte es in dem festlichen Weihegottesdienst ein. Nach umfangreichen Maler- und Schreinerarbeiten, der Erneuerung des Bodenbelags und der Renovierung der Orgel war zuletzt der neue, schlichte Sandsteinaltar entstanden. Dazu kamen Ambo, Sedilien und ein Osterleuchter, die einer einfachen, klassischen Formgebung folgen.
Nach dem "Einheitsgrau" vieler Jahre habe das Gotteshaus wieder seine ursprüngliche Farbigkeit erhalten, betonte Pfarrmoderator Dr. Heribert Hallermann. "Noch sind einige unserer Heiligen unterwegs", verwies er auf noch ausstehende Arbeiten. Dazu gehört auch die Renovierung des Hochaltars und der Seitenaltäre. Zum Abschluss der bisherigen Renovierung wies Hallermann darauf hin, dass viele Menschen am Gelingen beteiligt waren. So dankte er den beteiligten Firmen und zahlreichen Gemeindemitgliedern, die im Lauf des Projekts "mit Hand angelegt" hatten. Ein besonderer Dank galt den Mitgliedern des Verwaltungsrats. Ebenso würdigte er die gute Zusammenarbeit mit Diözesankonservator Dr. Hans-Jürgen Kotzur und Bautechniker Thilo Moschall vom Diözesanbauamt sowie die Mitwirkung der Gemeindereferentin Gabriele Werner und ihrer Vorgängerin Marlis Schuhmacher.
mw (MBN)
Oppeln/Mainz. Zur Erinnerung und als Dank für die Unterstützung durch das Bistum Mainz läutet im Turm der Seminar- und Universitätskirche im oberschlesischen Oppeln künftig eine Martinus-Glocke. Eine der fünf Bronzeglocken des Geläuts ist damit dem Schutzpatron des Bistums, des Doms und der Stadt Mainz gewidmet. Beide Bistümer sind durch eine langjährige Partnerschaft eng miteinander verbunden. Das moderne Gotteshaus für das Priesterseminar und die Universität der Oderstadt wurde am Montag, 8. Mai, vom Bischof von Oppeln, Erzbischof Dr. Alfons Nossol, in Anwesenheit des Mainzer Bischofsvikars, Apostolischer Protonotar Martin Luley, feierlich eingeweiht. Luley kehrte soeben von seiner Pastoralreise durch das südliche Polen zurück.
Die neue Kirche dient sowohl der 1994 neugegründeten Universität als auch dem 1997 errichteten gemeinsamen Priesterseminar für die Diözesen Oppeln und Gleiwitz. Nach Worten Luleys ist der Neubau vor allem dem engagierten Einsatz von Bischof Nossol zu verdanken, der schon die Gründung der Universität gegen einige Widerstände in Warschau vorangetrieben habe. Die Theologische Hochschule wurde der Universität als Katholische Fakultät eingegliedert. Dem Oberschlesier sei ebenso wichtig gewesen, dass eine Universität in einer stark katholisch geprägten Region auch eine Universitätskirche besitzt. Ebenso benötigte das Priesterseminar eine eigene Kapelle. Die Ausbildungsstätte für Priesterkandidaten wurde vor drei Jahren von Neiße in die jetzige Bischofsstadt Oppeln verlegt und in einer ehemaligen preußischen Kaserne untergebracht, die keine eigene Kapelle hatte. In der Diözese Oppeln leben rund 1,2 Millionen Katholiken.
Die Seminar- und Universitätskirche, ein moderner, ocker- und rotfarbener Bau mit großen Glasflächen, wurde vom polnischen Staat, der Region Oppeln und der katholischen Kirche finanziert. Unterstützt wurde das Projekt aber auch aus dem Ausland. So waren die Deutsch-Polnische Gesellschaft, das katholische Hilfswerk für Osteuropa RENOVABIS und das Bistum Mainz beteiligt. Über der Kirche befindet sich eine große Aula. Zur Kirchenweihe betonte Luley vor dem Bischof, Vertretern der Universität, der Region und der Stadt Oppeln die Notwendigkeit zum Austausch zwischen den verschiedenen Wissenschaftsbereichen. Die neue Aula biete dazu ein hervorragendes Forum. "Alle Disziplinen haben die Möglichkeit, aber auch die Aufgabe, sich auszutauschen, zu informieren und manchmal auch zu korrigieren." Auch für die Theologie gelte es, neue wissenschaftlich gesicherte Erkenntnisse aus anderen Disziplinen vorurteilsfrei aufzunehmen.
Seit nunmehr 25 Jahren unternimmt Luley Pastoralreisen nach Polen, besonders in die schlesische Region. Seit 1975 hat er dadurch viele Kontakte zu kirchlichen und nichtkirchlichen Stellen geknüpft. Anfangs sei es noch sehr schwer gewesen, sich in dem kommunistischen Staat zu bewegen. Aber auch viele Geistliche begegneten ihm damals mit großer Skepsis. "Immerhin waren viele Bischöfe und Priester im KZ", erklärt Luley. "Da war ein deutscher Priester nicht gerade beliebt." Das habe sich geändert. Heute kenne er "so gut wie alle" dort. Eines sei ihm allerdings erst bei dieser Reise aufgefallen: die besondere pastorale Struktur in Schlesien. "Die polnischen Seelsorge ist stark nach Verbänden und Vereinen ausgerichtet. So gebe es einen eigenen Priester für die Feuerwehrleute ebenso wie für die Taubenzüchter.
Neben Oppeln besuchte der Bischofsvikar während seiner zehntägigen Reise u.a. auch die traditionsreiche Wallfahrtsstätte auf dem Annaberg, das Grabmal der heiligen Hedwig (Schutzpatronin Schlesiens) in Trebnitz und die Bildungsstätte der Diözese Oppeln in Groß-Stein.
Bns (MBN)
Mainz. Trotz vieler Spannungen, Gegensätze und Brüche darf das Gespräch zwischen Kirche und Kunst nie abreißen, sondern muss im Sinn eines fruchtbaren Dialogs immer neu gesucht werden. Dazu haben sich bei einem Gesprächsabend zum Verhältnis von Kirche und Kunst der Musiker Professor Julius Berger, Mainz, und der Bildhauer, Professor Thomas Duttenhoefer, Darmstadt/Trier, bei einem Gesprächsabend zum Verhältnis von Kirche und Kunst im Erbacher Hof in Mainz bekannt. Berger und Duttenhoefer berichteten am Mittwoch, 17. Mai, auf Einladung des Forums Kultur Rhein-Main über ihre Erfahrungen bei der Heiligjahrfeier der Künstler im Vatikan.
Am 18. Februar 2000 hatten sich rund 4000 Maler, Bildhauer, Architekten und Musiker in Rom versammelt. Sie feierten mit Papst Johannes Paul II. einen festliche Gottesdienst im Petersdom, besuchten die Vatikanischen Museen und nahmen abends an einem Symposion zum Thema "Kirche und Kunst auf dem Pilgerweg zu Gott" teil. Für ihn sei die wichtigste Botschaft dieses Tages, dass die Kunst Türen aufstoßen könne und Kirche und Kunst heilbringend zusammen wirken können, betonte Berger.
Beide berichteten von der eindrucksvollen Begegnung mit dem Papst, der zunächst sehr hinfällig gewirkt, dann aber kraftvoll, wach und einfühlsam gesprochen habe, auch in den Einzelaudienzen. Es habe ihnen gut getan, wie positiv sich Johannes Paul II., Kardinal Roger Etchegarey oder auch der Kölner Weihbischof Dr. Friedrich Hofmann über die Künstler und das Verhältnis von Kirche und Kunst geäußert haben. Er erinnerte daran, dass die Kirche die Kunst lange als Mittel der Evangelisierung eingesetzt habe. Heute sei es wichtig, eine Theologie der audiovisuellen Kommunikation zu entwickeln und wahrzunehmen, wie der Kunst die Verbindung von Ethik und Metaphysik gelingen könne. Er bekräftigte die Einsicht, dass Kunst nicht das Sichtbare wiedergibt, sondern Unsichtbares sichtbar und hörbar macht. "Welche Verarmung wäre es für die Kunst, wenn der Strom des Evangeliums versiegen würde", meinte Duttenhoefer. Dem Fortschritts- und Machbarkeitswahn stehe die Sehnsucht des Menschen nach Liebe gegenüber.
Berger bekräftigte, dass die gegenseitige Würdigung von Kirche und Kunst Voraussetzung für ein fruchtbares Gespräch sei. Man müsse spüren, dass im Künstler "ein Feuer brennt", und er "eine Botschaft hat", betonte Berger. Im Gespräch unterstrichen der Direktor der Katholischen Akademie Erbacher Hof, Prälat Walter Seidel, und sein Stellvertreter, Dr. Peter Reifenberg, der den Abend moderierte, die Autonomie der Kunst und traten dafür ein, dass die Kirche sich immer wieder von Außen anstoßen, ja provozieren lassen müsse, auch vom Hässlichen, um eine fragwürdige Ästhetisierung des Lebens zu vermeiden, wie Duttenhoefer ergänzte. Domkapellmeister Mathias Breitschaft stellte die Frage, wie es komme, dass große Künstler der Gegenwart in ihrer Mehrheit "einen Bogen um die Kirche machen". Er habe den Eindruck, dass sich die Kirche gegenwärtig der Moderne stärker verschließe als früher.
Der Mainzer Künstler Guido Ludes erklärte hierzu, dass aus Missverständnissen Ängste und Vorurteile entstehen, die man allerdings abbauen könne. Ihm selbst sei es gelungen, Berührungsängste, die aus negativen Erfahrungen stammten, zu überwinden. Nun sei er wieder zum Dialog bereit und froh, dass es dafür einen Rahmen wie das Forum Kultur Rhein-Main gebe. Bischof Dr. Karl Lehmann warnte davor, die Fragestellung auf das Verhältnis von Kirche und Kunst einzuengen. Es gehe um die größere Fragestellung von Religion und Kunst, um menschliche Grundfragen und eine religiöse Wirklichkeit, die in Kunst, Literatur und Musik immer wieder, vielfach unerwartet und überraschend, thematisiert und anschaulich gemacht werde. Die Kirche bleibe dabei unscheinbar, aber die Sache fördernd, im Hintergrund. Berger betonte, er sei optimistisch, dass auch in der gegenwärtigen Zeit des Wandelns die Anziehungskraft des Glaubens auch von vielen Künstlern wieder entdeckt werde. Dr. Peter Hanser-Strecker vom Verlag Schott Musik International verwies darauf, dass die Kirchenmusik vielfach ein Schattendasein führe. Die Sprache der modernen Musik werde in der Kirche nicht gesprochen und auch nicht verstanden. Allerdings müsse man auch sehen, dass viele Künstler den Menschen vergessen hätten.
Im zweiten Teil des Abends stellte die Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit im Bischöflichen Ordinariat, Dr. Barbara Nichtweiß, die geplanten Aktivitäten des Bistums Mainz beim 94. Deutschen Katholikentag in Hamburg (31. Mai – 4. Juni 2000) und beim Rheinland-Pfalz-Tag in Mainz (4.-6. August 2000) vor. Sie verwies im Blick auf den Katholikentag auf den Stand des Bistums Mainz und auf eine Vielzahl liturgischer, theologischer und pastoraler Beiträge von haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus dem Bistum Mainz, an der Spitze Bischof Dr. Karl Lehmann und Weihbischof Dr. Franziskus Eisenbach.
Der Leiter des Mainzer Figuralchores, Stefan Weiler, ergänzte dies mit einem Hinweis auf das Werk "Für Stimmen...Missa est" von Dieter Schnebel für mehrere Chorgruppen und Orgel, das der Chor am Samstag, 3. Juni, in der Hauptkirche St. Nikolai in Hamburg darbieten wird und am Sonntag, 4. Juni, in der Mainzer Pfarrkirche St. Peter. Regionalkantor Thomas Gabriel, Seligenstadt, der ebenfalls beim Hamburger Katholikentag mitwirken wird, erklärte, ihn habe es immer fasziniert, verschiedene Stile in der Musik miteinander zu verbinden, z.B. Bach und Jazz oder Gregorianik und Jazz. Der Vorsitzende des Mainzer Dombauvereins und frühere Vorsitzende des Ortsvereins des Mainzer Katholikentages, Bankdirektor Anton Issel, stellte ein Modell der Ansgar-Figur von Karl-Heinz Oswald vor, die das Bistum Mainz dem gastgebenden Erzbistum Hamburg als Geschenk überreichen wird.
Schließlich berichtete Domkapellmeister Breitschaft über die vielfältigen Aktivitäten der Chöre am Mainzer Dom im Heiligen Jahr 2000. Neben dem bereits aufgeführten modernen Werk von Michael Tippett "A child of our time" seien weitere Höhepunkte die "Missa Solemnis" von Beethoven als Benefizkonzert zugunsten des Mainzer Dombauvereins und Verdis "Requiem" wie auch am 18. Juni im Auftrag der Stadt die Aufführung des Oratoriums "Gutenberg" von Carl Loewe unter Mitwirkung des Figuralchores Mainz, des Chores des Peter-Cornelius-Konservatoriums der Stadt Mainz und des Philharmonischen Orchesters des Staatstheaters Mainz.
Den musikalischen Rahmen des Abends, an dem u.a. auch Generalvikar Dr. Werner Guballa teilnahm, boten Julius Berger (Violoncello) und Connie Shih (Flügel). Sie begeisterten mit schwungvoll und gefühlsbeladen dargebotenen Stücken von Franz Schubert und Robert Schumann.
Sk (MBN)
Mainz. Die zentrale Bedeutung des Bekenntnisses zum dreieinigen Gott für den christlichen Glauben hat der evangelische Theologe Prof. Dr. Wolfhart Pannenberg, München, bei einem Vortrag im Mainzer Dom herausgestellt. Der Hochschullehrer für systematische Theologie sprach am Donnerstagabend, 18. Mai, zum Thema "Die Erneuerung der Trinitätslehre in der evangelischen Theologie des 20.Jahrhunderts". Pannenberg sprach im Rahmen der Vortragsreihe "Der Glaube an den Dreieinen Gott – zum Geheimnis der Trinität".
Bei der Trinitätslehre geht es nach seinen Worten "nicht nur um eine jenseitige Gotteswirklichkeit, sondern um Gottes Wirklichkeit und Wirksamkeit in dieser unserer Welt, zunächst in der Geschichte Jesu in seinem Verhältnis zum Vater, in das dann jedoch auch die Glaubenden durch das Wirken Jesu und durch seinen Geist hineingezogen werden". Der schlichte Glaube der Christen an Gott, den Vater, sei schon im Felde der trinitarischen Beziehungen verankert, betonte er. "Denn das angemessene Verhältnis zu Gott als dem Vater finden wir nur, indem wir am Verhältnis des Sohnes zum Vater teilnehmen. Durch Glaube und Taufe nehmen wir an der Sohnesbeziehung Jesu zum Vater und damit am inneren Leben der Trinität teil. Bei der Trinitätslehre gehe es um das Lebenszentrum christlicher Spiritualität, bekräftigte er.
Pannenberg plädierte dafür, die Dreiheit von Vater, Sohn und Geist als Gemeinschaft real unterschiedener Personen zu verstehen, die durch die sie verbindende Göttliche Liebe nur ein Gott sind. Er würdigte die Verdienste von Karl Barth um die Erneuerung der Trinitätslehre in der evangelischen Theologie. Seine Leistung bestehe darin, dass er durch das Offenbarungsthema die Trinität mit dem Gedanken der Souveränität Gottes gegenüber seiner Schöpfung verbunden habe. Darüber hinaus berief Pannenberg sich auf die Theologen Jürgen Moltmann und Eberhard Jüngel. Beide seien auch von dem Gedanken Karl Rahners beeinflusst worden, dass das trinitarische Leben Gottes in seiner Ewigkeit und seine Offenbarung in der Zeit zusammen gehören, "ja eins sind".
Die Dreifaltigkeit Gottes bedeute ein reales Gegenüber von Personen, die dennoch im Gehorsam des Sohnes gegen den Vater und in der Liebe des Vaters zum Sohn und in seiner Verherrlichung durch den Geist eins sind, erläuterte Pannenberg. Vater, Sohn und Geist bildeten eine einzige, untrennbar zusammengehörige Einheit. Keine der drei Personen könne nach christlichem Gottesverständnis ohne die beiden anderen gedacht werden. Deshalb sei die Trinitätslehre keine Abweichung vom Monotheismus, vom Glauben an den einen Gott, wie Gegner des christlichen Bekenntnisses immer wieder kritisierten.. Der trinitarische Glaube der Kirche sei konkreter Monotheismus, da er den einen Gott nicht nur als ein abstraktes Jenseits zu dieser Welt vorstelle, sondern als durch seinen Sohn und durch seinen Geist in der Welt seiner Schöpfung gegenwärtig.
Sk (MBN)
Mainz. In manchen Diskussionsbeiträgen zur vorgeburtlichen Diagnostik und zur Sterbehilfe sieht der Präses der Mainzer Kolpingfamilie, Prälat Hubert Bittorf, gefährliche Gedankengänge in den westlichen Gesellschaften, die ihn in der Tendenz an faschistische Ideologien erinnerten. Bei einem Vortrag vor der Kolpingfamilie Mainz-Zentral sagte er am Montag, 22. Mai, auch im Nationalsozialismus wurden Kranke, Schwache und Gebrechliche ausgesondert. Heute umschreibe man ähnliche Entwicklungen mit anderen Worten. Kritiker würden jedoch schnell als Gegner von Selbstbestimmung, Modernität und Fortschrittlichkeit gelten.
Bittorf rief zu kritischer Wachsamkeit gegenüber Modeerscheinungen und Zeitgeistströmungen auf. "Nüchtern die Tatsachen sehen. Dann vergleichen, urteilen und handeln", forderte er bei seinem Vortrag "Wer sich mit dem Zeitgeist verheiratet, kann schnell Witwer sein" im Kolpinghaus in Mainz. Die Fähigkeit zur nüchternen Situationsanalyse fehle heute jedoch vielen. Schon oft hätten kurze Zeiterscheinungen Menschen fasziniert und fanatisiert. Etwa die Kriegsbegeisterung vor dem Ersten Weltkrieg oder die Reden Hitlers. Doch schnell sei dann die Ernüchterung gefolgt. "Wie sehr wurden wir betrogen", mussten viele nach den verlorenen Kriegen bitter feststellen.
Gegen den Zeitgeist sei niemand immun. "Doch heute scheint vieles immer mehr hochgestylt zu werden", kritisierte Bittorf. Dies sei gerade auch eine Folge der Massenmedien. Sie beeinflussten, was als populär gilt. In der Werbung habe man schon manchmal das Gefühl, "Ansehen und Selbstbewusstsein eines Mannes stecken eigentlich unter der Motorhaube", scherzte Bittorf überspitzt. "Die Massenmedien geben uns auch das Gefühl, mündige Bürger zu sein. Tatsächlich entmündigen sie uns". So bestimmten die Medien, was im Sinne der "Political correctness" gesagt werden dürfe und was nicht. Die Auswahlkriterien hierfür blieben oft aber unklar. Bittorf forderte die Zuhörer auf, langfristige Grundüberzeugungen nicht aufzugeben. "Sehen Sie den Zeitgeist doch lieber als einen Lebensabschnittsgefährten."
Bns (MBN)
Worms. An die gegenseitige Anerkennung des Sakraments der Taufe durch die christlichen Kirchen hat der Bischof von Mainz und Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Dr. Karl Lehmann, erinnert. In einer ökumenischen Taufgedächtnisfeier in der Wormser Liebfrauenkirche erklärte Lehmann am Montag, 22. Mai: "Wir vergessen zu oft, dass wir die Taufe wechselseitig anerkennen, denn wir sind in demselben Herrn in dieselbe Kirche getauft." Liturgen des Gottesdienstes waren neben ihm der griechisch-orthodoxe Metropolit Damaskinos Papandreou und der frühere Beauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland am Sitz der Bundesregierung, Bischof Hartmut Löwe, Bonn, sowie der Dekan des katholischen Dekanates Worms, Manfred Simon.
Anlass für die Feier war der 70. Geburtstag des emeritierten Professors für Dogmatik und Ökumenische Theologie an der Mainzer Universität, Prof. Dr. Theodor Schneider, Armsheim/Rheinhessen. Zur Teilnahme an dem Gottesdienst hieß Bischof Lehmann auch die Mitglieder des Arbeitskreises evangelischer und katholischer Theologen (Jäger-Stählin-Kreis) willkommen, dessen wissenschaftlicher Leiter von katholischer Seite Professor Schneider ist, und die Vertreter der Fachbereiche Katholische und Evangelische Theologie der Mainzer Universität sowie Mitarbeiter, Verwandte und Freunde des Jubilars.
In der Predigt legte Bischof Lehmann den Text aus dem Johannes-Evangelium über die Begegnung Jesu mit Nikodemus aus (Joh 3,1-13). An der Gestalt des Nikodemus, der die Schriftgelehrten und die "bessere Gesellschaft" repräsentiere, werde deutlich, dass zum theologischen Lehrer neben Intelligenz und Fachwissen auch das glaubende Verstehen gehöre. Ein solcher Lehrer sei Theodor Schneider, der die Gabe habe, verständlich zu reden, einfach und redlich, der auch das Geheimnis nicht preisgebe, das Schwere nicht billig mache und das Große nicht ins Banale schrumpfen lasse. Gegenüber denen, die mit Jesus von Nazareth "kurzen Prozess machen" halte er daran fest, dass Brot und Wein Zeichen der wirklichen Gegenwart Jesu seien und das Wasser der Taufe nicht nur ein liturgisches Spiel, sondern Zeichen für die tatsächliche Erlösung von Sünde und Tod.
Theodor Schneider wurde am 2. Mai 1930 in Essen geboren und 1956 in Köln zum Priester geweiht. Seit 1971 lehrte er Dogmatik und Ökumenische Theologie an der Mainzer Universität. Von 1989 bis 1996 leitete er die Deutsche Sektion der Europäischen Gesellschaft für katholische Theologie und seit 1989 war er auch wissenschaftlicher Leiter des Ökumenischen Arbeitskreises evangelischer und katholischer Theologen. Schneider ist Autor zahlreicher Publikationen und einer Vielzahl von Büchern, darunter "Was wir glauben. Eine Auslegung des Apostolischen Glaubensbekenntnisses" und "Zeichen der Nähe Gottes. Grundriss der Sakramententheologie".
Sk (MBN)
Mainz. Mit einem Empfang zum 60. Geburtstag von Dr. Hans-Joachim Bartholomä hat das Mainzer St. Vincenz- und Elisabeth-Krankenhaus seinen Chefradiologen geehrt. Während der Feier am Dienstagabend, 23. Mai, in dem Hospital, sagte der Vorsitzende des Verwaltungsrats, Bischof Dr. Karl Lehmann, Bartholomä verkörpere für das katholische Krankenhaus die Fortschritte in der Diagnostik mit bildgebenden Instrumenten. Der Chefarzt sei maßgeblich an der Einführung der modernen Bildtechnik beteiligt gewesen. Alle Abteilungen seien auf die neuen Instrumente angewiesen: vom Ultraschall über die Einführung der Computertomographie (1991) bis zur Anschaffung eines Kernspin-Geräts im vergangenen Jahr. Bartholomä wurde am 24. April sechzig Jahre alt.
Ein wichtiger Abschnitt in Bartholomäs Biographie sei seine Zeit am Deutschen Hospital in Buenos Aires kurz nach dem Staatsexamen gewesen. Dort habe der junge Arzt auch mit Folteropfern und Folterern zu tun gehabt. "Es waren menschliche und medizinische Erfahrungen, die Sie stark geprägt haben", betonte der Bischof und bezeichnete ihn als einen Freund Lateinamerikas. In Argentinien habe Bartholomä auch seine Frau kennengelernt. "Leise, still, aber effektiv" habe der Radiologe in den letzten Jahren seine Abteilung entwickelt, lobte der Ärztliche Direktor Prof. Dr. Peter Kirschner den Jubilar. Bartholomäs Arbeit sei ein "entscheidender Faktor für den Erfolg des Hauses". Er habe immer den "richtigen Riecher" und die richtigen Argumente gehabt, um die sehr teuren Geräte für die radiologische Abteilung anschaffen zu können.
Bartholomä blickte in seiner Dankantwort in die Zukunft: "Das medizinische Umfeld bewegt sich." Dies bringe große Herausforderungen auch für die katholischen Krankenhäuser der Stadt mit sich: die "Ökonomisierung der Medizin" schreite voran. So habe die Universität Mainz bereits begonnen, Diagnose- und Therapiezentren einzurichten. Diese arbeiteten durch Computervernetzungen eng mit mehreren Privatpraxen und kleineren Hospitälern in der Umgebung zusammen. Und auch die Hochtechnologien entwickelten sich immer schneller. Die Medizin von morgen werde sich nicht mehr fragen müssen "Was kann die Wissenschaft leisten?", sondern "Was dürfen wir davon noch anwenden?"
Hans-Joachim Bartholomä wurde 1940 in Essen geboren und studierte in Köln und Düsseldorf Humanmedizin. Mit einem Stipendium der Universität Hamburg arbeitete er nach dem Staatsexamen in der Strahlentherapie und Gynäkologie am Hospital Alemàn in Buenos Aires. Vor seiner Facharztausbildung als Radiologe war er u.a. als Schiffsarzt tätig. 1974 wurde der Radiologe und Nuklearmediziner Oberarzt am katholischen Hildegardis-Krankenhaus in Mainz. 1980 wechselte er an das St. Vincenz- und Elisabeth-Krankenhaus, zunächst als Oberarzt, seit 1988 als Chefarzt. Bartholomä ist Mitglied der Nuklearkommission des Landes Rheinland-Pfalz und Facharztprüfer in der Bezirksärztekammer Rheinhessen.
Bns (MBN)
Mainz. In einer kleinen Feier ist der Leiter der Martinus-Grund- und Hauptschule in der Mainzer Altstadt (Weißliliengasse), Rektor Felix Taufenbach, anlässlich seines 40jährigen Dienstjubiläums geehrt worden. Regierungsschuldirektorin Karin Bärenwald von der staatlichen Schulaufsicht in Neustadt/Weinstraße, überreichte am Mittwoch, 17. Mai, vor dem Lehrerkollegium der Schule die Dankurkunde des Landes Rheinland-Pfalz. Für den Schulträger überbrachten die Dezernentin für Schulen und Hochschulen im Bischöflichen Ordinariat Mainz, Dr. Gertrud Pollak, und Oberschulrat Arnold Böhn als zuständiger Referent die Glückwünsche und den Dank von Bischof Dr. Karl Lehmann, der gesamten Bistumsleitung und der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Schulabteilung.
Frau Dr. Pollak würdigte die Verdienste Taufenbachs und dankte ihm für die gute Zusammenarbeit mit den staatlichen und kirchlichen Dienststellen. Sie verlas ein Glückwunschschreiben des Bischofs, in dem dieser das schulreformerische Engagement Taufenbachs hervorhebt: "Sie sind in Anbetracht der veränderten Situation der Schüler neue Wege in der Grund- und Hauptschulpädagogik gegangen." Durch Hospitationen in Reformschulen und schulinterne Fortbildungsveranstaltungen habe Taufenbach ein Proprium für eine zeitgemäße Martinus-Schule entwickelt. Darüber hinaus habe er als Vorsitzender des Gesamtrates der Martinus-Schulen und als Vorstandsmitglied in der Landesarbeitsgemeinschaft erheblich zur Weiterentwicklung des kirchlichen Schulwesens beigetragen.
Frau Bärenwald verwies wie Bischof Lehmann auf die Seltenheit dieses Dienstjubiläums. Eine so lange Berufszeit im Schuldienst werde heute nur noch sehr selten erreicht. Sie dankte ihm dafür, dass er so lange als Lehrer und als Erzieher gewirkt und Werte aus seiner persönlichen Haltung und nach dem christlichen Menschenbild grundgelegt habe. Taufenbach sei neue Wege gegangen und habe den gesellschaftlichen Veränderungen Rechnung getragen. In seinem Dienst habe er sich durch fachliche Kompetenz, Einfühlungsvermögen und kollegialen Führungsstil ausgezeichnet. Taufenbach ist seit 1973 Rektor der Martinusschule. Konrektor Grünewald dankte im Namen des Kollegiums dafür, dass Taufenbach ein kompetenter, innovativer und kompromissbereiter Schulleiter sei. Seit 40 Jahren sei er ein Erzieher im besten Sinn, der die Kunst beherrsche, den Kindern und Jugendlichen "entdecken zu helfen".
Felix Taufenbach wurde am 1. April 1938 in Niederlahnstein geboren. Er wuchs in Koblenz auf. Nach dem Abitur absolvierte er die Lehrerausbildung an der Pädagogischen Akademie in Koblenz. Seine Schullaufbahn begann er als Volksschullehrer in Höhr-Grenzhausen (1960) und Dernbach (1961-1968). 1968 wurde er zum Schulleiter der Volksschule in Gierod (Unterwesterwaldkreis) berufen. 1973 übernahm er die Leitung der vom Bistum Mainz getragenen Martinusschule.
Sk (MBN)