Bischöfliche Pressestelle Mainz, Leiter: Jürgen Strickstrock, Bischofsplatz 2, 55116 Mainz Postanschrift: Postfach 1560, 55005 Mainz, Tel. 06131/253-128 oder 129, Fax 06131/253-402. (Internetversion der MBN: Öffentlichkeitsarbeit Dr. Barbara Nichtweiß und Birgit Wieczorek)
Weiterstadt. Mit einem ökumenischen Gottesdienst mit dem Bischof von Mainz, Dr. Karl Lehmann, und dem Kirchenpräsidenten der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Dr. Peter Steinacker, wurde am Freitag, 3. September, das neue Kirchenzentrum der Justizvollzugsanstalt (JVA) Weiterstadt eröffnet und gesegnet. Bei seiner Begrüßung dankte Lehmann dafür, dass die zuständigen hessischen Ministerien für das Kirchengebäude nicht nur viel Raum zur Verfügung gestellt, sondern auch mitten in der JVA eine Stätte der Besinnung und des Gebetes zugelassen haben. Diese bringe ein „alternatives Element" im Vergleich zum sonstigen Aufenthalt in der JVA ins Spiel. Damit begründe der Bauherr, „dass die vielfältige Ausübung des Glaubens auch in einem solchen Haus sein eigenes Recht hat und dass dies gerade bei der Religionsfreiheit zu einem humanen Strafvollzug gehört".
Es sei aber auch ein Bedürfnis der Seelsorge in einer solchen Vollzugsanstalt zunächst unter den normalen Bedingungen seelsorglich den Insassen zur Verfügung zu stehen und miteinander Gottesdienste zu feiern, dies aber auf eine Weise ausüben zu können „die sich von der alltäglichen Welt einer solchen Vollzugsanstalt unterscheidet". Dies solle den Blick der Gefangenen hinauslenken und ihren Horizont erweitern, erklärte Lehmann. Zugleich solle dadurch erfahrbar werden, „dass Gott auf allen Wegen des Menschen zu finden, und dass er uns durch die Kirche auch bis in alle menschlichen Aufenthalte hinein begleitet". Dieses „Anderssein mitten in der Welt einer solchen Anstalt" solle ein Beitrag für eine gelungene Resozialisierung sein und zu einem Vorgeschmack künftiger Freiheit und eines neuen Zusammenlebens in der Menschenwelt werden, bekräftigte er.
Bischof Lehmann dankte sehr herzlich den Architekten Prof. Frank Dierks und Dipl.-Ing. Jörg Blume, Darmstadt, dem Künstler Karl-Martin Hartmann, Wiesbaden, wie auch den Mitarbeitern des Staatsbauamtes Darmstadt „für die Findigkeit und den Einfallsreichtum, die fruchtbaren Ideen und die gute Zusammenarbeit". Den hessischen Ministerien dankte der Bischof besonders dafür, dass das Land Hessen in Zeiten unumgänglicher und einschneidender Sparmaßnahmen den Mut habe, die Justizvollzugsanstalt durch ein eigenes Kirchengebäude, das einfach viel mehr besage als bloße Mehrzweckräume, den Gefangenen zur Verfügung stelle.
Kirchenpräsident Steinacker erklärte in seiner Predigt, mit der Übergabe des Christuslichts (der Osterkerze) und der Bibel an die beiden hauptamtlichen Seelsorger in der JVA Weiterstadt - den katholischen Pastoralreferenten Karl Hinsberger und den evangelischen Pfarrer Winfried Gerlitz - sei deutlich geworden, daß Gottes Wort und Gottes Sakrament in diesen Raum eintreten und hier bleiben sollen. Die Kapelle solle Zeichen dafür sein, daß die Grunddienste der Kirche für die Menschen auch in der JVA Weiterstadt präsent seien.
Ausgehend vom Text des Evangeliums bekannte sich Steinacker nachdrücklich zur Resozialisierung von Häftlingen als Aufgabe der Kirche. Das für diesen Tag ausgewählte Evangelium erzählte die Geschichte des Zöllners Zachäus, bei dem Jesus Gast sein wollte, obwohl er ein Dieb und Räuber war. Es sei Aufgabe der Kirche im Strafvollzug, darauf hinzuweisen, daß „Vergebung Vorrang hat vor Vergeltung", betonte Steinacker. Vergebung setze die Anerkennung von Schuld und die Umkehr voraus. Wenn Vergebung vor Vergeltung stehe, dann liege die Resozialisierung als oberstes Ziel des Strafvollzugs auf der Hand, bekräftigte er. Der Kirchenpräsident beklagte, dass die Überbelegung der Gefängnisse der Resozialisierung im Wege stehe. Der Bau neuer Vollzugsanstalten allein bedeute jedoch noch keine Lösung. Wenn die Integration der Ausländer nicht gelinge und der Drogenmißbrauch nicht eingedämmt werde, würden nach seinen Worten auch neue Gefängnisse bald überbelegt sein. Zu Beginn hatte der Direktor der JVA Weiterstadt, Ekkehard Hoffmann, die zahlreichen Teilnehmer des Gottesdienstes begrüßt, unter ihnen Seelsorgeamtsleiter Domkapitular Heinz Heckwolf und Ordinariatsrat Hans-Jürgen Dörr, beide Mainz, sowie Oberkirchenrat Volker Läpple, Darmstadt, Landtagsabgeordnete, haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter/innen der Weiterstadter Kirchengemeinden und nicht zuletzt Insassen und Vollzugsbeamte der JVA.
Nach dem Gottesdienst dankte Herbert Landau, Staatssekretär im Hessischen Justizministerium, im Namen der Landesregierung den evangelischen Landeskirchen und den katholischen Bistümern, namentlich Steinacker und Lehmann, für ihr Engagement für die Seelsorge in den Justizvollzugsanstalten. Es sei ein Zeichen der gegenseitigen Wertschätzung und guten Zusammenarbeit zwischen den Kirchen und dem Land Hessen. Die lange und quälende Diskussion, ob in der JVA Weiterstadt ein eigener Kirchenbereich erforderlich und vertretbar ist, sei nun zu einem guten Ende gekommen. Nachdrücklich betonte Landau, daß die Seelsorge im Justizvollzug einen hohen Stellenwert hat. Sie sei unverzichtbar und gehöre zur Grundausstattung. Die Vollstrecker von Strafen wie auch die, an denen sie vollstreckt werden, seien auf den „Herrn des Lebens" angewiesen.
Landau verwies auf die besonderen Vereinbarungen des Landes Hessen mit den Landeskirchen und Bistümern. Auf diesem geregelten Verhältnis gründe die gute Zusammenarbeit. Die haupt- und nebenamtlichen Seelsorger im Justizvollzug seien keine Landesbediensteten, sondern stünden im Dienst der Kirchen. Wie Steinacker ging auch Landau auf die Problematik der Überbelegung der Haftanstalten ein. In Hessen seien sie zur Zeit um zwölf Prozent, in manchen Bereichen bis zu 25 Prozent überbelegt. Sorgen bereite auch die Zunahme der Ausländer unter den Inhaftierten auf 50 Prozent. In der JVA Weiterstadt seien sogar 80 Prozent der Insassen Ausländer. Zusätzliche Konflikte entstünden dann, wenn Vertreter verfeindeter Volksgruppen hier aufeinandertreffen. Viele Häftlinge seien drogenabhängig und psychisch auffällig. Hinzu komme eine zunehmende Gewaltbereitschaft.
Das Ziel der Resozialisierung werde im gegenwärtigen Strafvollzug immer weniger erreicht, bedauerte Landau. Er verwies darauf, daß deshalb Justizminister Dr. Christean Wagner eine Korrektur und ein neues Konzept für die Vollzugspraxis in die Wege leiten werde und dafür auch die Reform des Strafvollzugsgesetzes in zwei wesentlichen Punkten für erforderlich halte. Der geschlossene Vollzug müsse wieder Regelvollzug werden, und das Sicherheitsbedürfnis bzw. der Schutz der Allgemeinheit bei Vollzugslockerungen müsse genauso hoch gewichtet werden wie das Ziel der Resozialisierung. Der Staatssekretär kündigte an, dass im Entwurf des Landeshaushalts 2000 Mittel für 200 neue Haftplätze und 30 zusätzliche Personalstellen für die JVA Weiterstadt vorgesehen seien, darüber hinaus auch Mittel für eine privat zu bauende neue Haftanstalt.
Mainz. Um die Beziehungen zwischen Deutschen und Polen zu fördern, bedarf es in erster Linie der persönlichen Begegnung der Menschen untereinander. Die Möglichkeiten der Politik in diesem Bereich seien begrenzt, sagte der ehemalige polnische Außenminister, Wladyslaw Bartoszewski, am Donnerstag, 2. September, in einer Ansprache zum Gedenken an den 60. Jahrestag des Beginns des Zweiten Weltkrieges im Mainzer Landtag. Nur auf der Ebene der „Alltagsgeschichte" könne die notwendige Normalität in der Beziehung der beiden Länder erreicht werden.
Die Entwicklungen der jüngsten Vergangenheit seit dem Ende des Kalten Krieges bezeichnete Bartoszewski als „Zeichen einer neuen Qualität" in den deutsch-polnischen Beziehungen. Er verwies darauf, dass Deutschland und Polen zum ersten Mal in der Geschichte auch militärische Verbündete seien. Zu Beginn seiner Ansprache war er auf die Ausnahmestellung des Zweiten Weltkrieges eingegangen. Denn es habe sich nicht mehr um einen Krieg gehandelt, bei dem sich Armeen auf dem Schlachtfeld gegenübergestanden hätten, sondern es war „ein Krieg gegen die Menschheit und gegen die Würde und das Wesen jedes Menschen", sagte Bartoszewski. Er verdeutlichte dies mit Zitaten Hitlers, in denen drastisch zum Ausdruck kam, dass es Hitler bei Beginn des Krieges allein um die Vernichtung Polens gegangen war.
Ministerpräsident Kurt Beck hatte in seiner Ansprache gesagt, dass Partnerschaften, so wie sie zwischen Rheinland-Pfalz und der Wojwodschaft Oppeln bestünden, „regionale Bausteine für den Frieden" seien. Durch sie würden Begegnungen ermöglicht, an denen sich zeige, „dass eine noch so schuldbeladene Situation aufbereitet werden kann und in eine von Menschlichkeit geprägte Zukunft hineingeführt werden könne". Beck würdigte Wladyslaw Bartoszewski als „lebendiges Zeichen für diese Versöhnungsbereitschaft". Daneben sei das Land Rheinland-Pfalz auch in der Ausgestaltung erzieherischer Arbeit gefordert, sich gegen „Entwicklungen der Unfreiheit" zu wenden. Es sei wichtig, jungen Menschen abzuverlangen, sich auch an den Erfahrungen der Eltern- und Großelterngeneration zu orientieren und nicht nur an Gegenwart und Zukunft.
Eröffnet worden war die Gedenkveranstaltung durch Christoph Grimm, den Präsidenten des rheinland-pfälzischen Landtages. Er bezeichnet Bartoszewski als „leidenschaftlichen Wegbereiter für die deutsch-polnische Aussöhnung und engagierten Brückenbauer für die Einigung Europas". Denn vor allem die „mutigen und vielfältigen Kontakte" polnischer Oppositioneller, wie Bartoszewski zu Deutschen seien der entscheidende Grund für die rasche Entwicklung gutnachbarlicher Beziehungen nach 1989 gewesen.
Den musikalischen Rahmen gestaltete ein Streichtrio der Villa Musica mit Miriam Fried, Paul Biss und Frank-Michael Guthmann. Sie boten ein erst 1993 ediertes Trio des Komponisten Gideon Klein, der 1945 von der SS ermordet worden war. Veranstalter des Abends war der Landtag von Rheinland-Pfalz.
BL (MBN)
Mainz. Vor rund 400 geladenen Gästen aus Kirche, Politik und freier Wohlfahrtspflege hat Bischof Dr. Karl Lehmann am Mittwochabend, 1. September, den Leiter des Dezernates Caritas- und Sozialarbeit und Vorsitzenden des Caritasverbandes der Diözese Mainz, Domkapitular Prälat Günter Emig, in den Ruhestand verabschiedet. Der Bischof würdigte Emig, der am 24. Juni dieses Jahres 70 Jahre alt wurde und die Hälfte seines Lebens - 35 Jahre - im Dienst der Caritas stand, als einen „Vater der Armen". In seiner Sorge um bedrängte Menschen habe er der Kirche in einer schwierigen Zeit immer wieder zu hohem Ansehen und größerer Glaubwürdigkeit verholfen.
Zugleich führte Lehmann den bisherigen Darmstädter Hochschulpfarrer Ordinariatsdirektor Msgr. Hans-Jürgen Eberhardt als seinen Nachfolger ein. Dieser Wechsel sei ein wichtiger Einschnitt in der Geschichte der kirchlichen Caritas des Bistums Mainz, aber auch ein unübersehbares Zeichen der Kontinuität dieses Auftrags, betonte er. Zu den Gästen, die Generalvikar Dr. Werner Guballa zu Beginn der Feierstunde namentlich begrüßte, gehörten u.a. die Hessische Sozialministerin Marlies Mosiek-Urbahn, der Staatssekretär im rheinland-pfälzischen Sozialministerium, Dr. Richard Auernheimer, der Präsident des Deutschen Caritasverbandes, Prälat Hellmut Puschmann, Freiburg, der Mainzer Diözesan-Caritasdirektor Mario Junglas, sowie die Caritasdirektoren der Nachbardiözesen Limburg, Hejo Manderscheid, und Speyer, Alfons Henrich.
In seiner Laudatio betonte Bischof Lehmann, dass Prälat Emig eine hohe Sensibilität für die Eigengesetzlichkeit, nicht zuletzt auch für die professionelle Spezifizierung der Caritasarbeit hatte, die er aber nie von der grundlegenden Sendung der Kirche abtrennte. „So war er in den Wohlfahrtsverbänden, bei Fachtagungen, in Ministerien und Behörden wegen seiner Kompetenz überaus geschätzt, aber er war nie ein Sozial-Manager, sondern blieb durch und durch Seelsorger", unterstrich Lehmann. Emig sei es immer wieder gelungen, Caritas und Pastoral eng miteinander zu verzahnen und habe so in hervorragender Weise eine der wichtigsten heutigen Aufgaben der Kirche gefördert, eine größere innere Nähe zwischen den einzelnen Grundfunktionen kirchlicher Tätigkeit zu erreichen, zwischen Glaubensverkündigung, Gottesdienst und Diakonie.
Als besondere Leistung Emigs stellte Lehmann die Errichtung der ersten Sozialstation in der Bundesrepublik Deutschland im Jahre 1970 in Worms heraus, an der Emig maßgeblich beteiligt war. Daneben verwies er auf die Einrichtung von Pflegevorschulen an Krankenhäusern, die Förderung spät ausgesiedelter Kinder und Jugendlicher und die Gründung der Fachschule für Altenpflege und der Fachschule für Erzieherinnen in Mainz. Zu den vielen Feldern, auf denen Günter Emig tätig war, zählte Bischof Lehmann auch das Referat Familienhilfe, das schon früh durch die Schwangerenkonfliktberatung ergänzt wurde, die Referate Ausländerarbeit, sowie die Behinderten- und Gefährdetenhilfe. Zugleich würdigte der Bischof die segensreiche Mitarbeit Emigs in der Liga der Spitzenverbände der freien Wohlfahrtspflege Rheinland-Pfalz, in der Arbeitsgemeinschaft der katholischen Krankenhäuser, in der Gemeinnützigen Gesellschaft zur Förderung von Wissenschaft und Bildung als Trägergesellschaft der Katholischen Fachhochschule Mainz und des Instituts zur Lehrerfort- und -weiterbildung, das auch der Weiterbildung der Erzieherinnen dient, außerdem die Mitarbeit im Zentralrat und Zentralvorstand des Deutschen Caritasverbandes. Immer wieder sei Emig auch innovativ tätig gewesen, z.B. bei der Gründung der Datenverarbeitungs GmbH, der Caritas-Druckerei in Mainz-Mombach als Arbeitslosenprojekt und ganz besonders der Trägergesellschaft für Alten- und Altenpflegeheime Caritaswerk St. Martin.
Eine besondere Sorge Emigs galt auch den Kinder- und Jugendheimen, hier vor allem dem Jugendhilfezentrum St. Josephshaus in Klein-Zimmern, einer Lieblingsgründung von Bischof Ketteler, wie Lehmann hervorhob. Aber gerade hier musste Emig, wie Lehmann bedauerte, „von verschiedener Seite immer wieder auch schmerzliche Enttäuschungen und unverdiente Schläge hinnehmen, die ihn freilich nicht verbitterten". Zu den schmerzlichen Erfahrungen habe auch die Auflösung verschiedener Einrichtungen in der Trägerschaft des Diözesan-Caritasverbandes gehört z.B. der Kinderheilstätte St. Joseph, des Hedwig- und des KettelerSanatoriums in Bad Nauheim, des Jugendwerks St. Gottfried in Ilbenstadt, des Altenheims Caritashaus in Mainz sowie des Kinderkurheims Allerheiligen im Schwarzwald. Bei diesen schmerzlichen Entscheidungen und Operationen habe Emig größtmögliche Rücksicht auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter walten lassen. Für all dies sprach der Bischof dem scheidenden Dezernenten und Caritas-Vorsitzenden ein herzliches Vergelt’s Gott im Namen des Bistums aus.
Im Willkommen für Pfarrer Eberhardt hob der Bischof dessen Tätigkeit als Vorsitzender des Bezirks-Caritasverbandes Darmstadt hervor wie auch seine Mitgliedschaft im Priesterrat des Bistums Mainz. Durch seine Tätigkeit im Vorstand habe er engen Kontakt mit den anderen diözesanen Räten gehabt.
Staatsministerin Mosiek-Urbahn würdigte in ihrem Grußwort, dass Emig in den 35 Jahren seines Wirkens in der Caritas viele sozialpolitische Entwicklungen in Rheinland-Pfalz und Hessen mit angestoßen habe. In seiner Arbeit mit Behinderten, Kranken, Jugendlichen und in der Familienpolitik sei Emig ein Knotenpunkt der Sozialgeschichte der letzten Jahrzehnte gewesen. Besonders freue sie sich, dass Emig immer wieder die zentrale Rolle der Familie in den Mittelpunkt gerückt und sich für Hilfen für Mütter eingesetzt habe. In seinem lebensnahen Sinn für Gerechtigkeit habe seine Sorge vor allem den Armen gegolten. Um ihnen Hilfe leisten zu können, müsse immer wieder öffentliches Interesse geweckt werden, unterstrich sie. Die Ministerin stellte besonders heraus, daß Rheinland-Pfalz unter Mitwirkung Emigs bewundernswerte Lösungen entwickelt habe wie das Landespflegegeldgesetz und die Sozialstationen. In seinem Einsatz habe Emig der sozialen Arbeit eine Richtung gegeben, die auch in Zukunft tragfähig sei.
Diözesan-Caritasdirektor Junglas, der im Namen aller haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Diözesan-Caritasverbandes und der Bezirks-Caritasverbände den Dank an den scheidenden Vorsitzenden aussprach, betonte, dass Domkapitular Emig das Ineinander von menschlicher Begegnung und Gottesbegegnung über Jahrzehnte beispielhaft vorgelebt habe. Junglas überreichte Emig als Zeichen des Dankes eine Schrift mit dem Titel „Über den Tag hinaus". In der Schrift, die ca. 30 Beiträge von Caritasmitarbeiter/inn/en enthält, werde versucht, Perspektiven in die Zukunft zu öffnen, denn es sei nicht einfach, sich von Vertrautem in einer Zeit zu lösen, in der Orientierung nicht immer leicht falle. Ein besonderes Dankeswort richtete Junglas auch an die langjährigen engen Mitarbeiterinnen Emigs, Eva-Maria Grimme und Eva Priske. Die Vorsitzende der Mitarbeitervertretung, Luzie Heer, erklärte, mit dem Abschied Emigs gehe eine Ära zu Ende, in der er sich 35 Jahre lang für die Menschen eingesetzt habe, die Fürsorge und Anwaltschaft brauchten, wie auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Diözesan-Caritasverbandes. Er habe deren Freude geteilt und deren Sorgen mitgetragen. Es sei ihm immer wieder gelungen, bei unterschiedlichen Auffassungen als Mann des Ausgleichs und der Toleranz die Gemeinsamkeit des Weges zu sichern.
In seinem Dankeswort erklärte Emig, er freue sich über die hohe Anerkennung, die bei der Feierstunde für die Arbeit des Diözesan-Caritasverbandes zum Ausdruck kam. Er teile diese Freude mit denen, die im Bistum der Caritas „Tag für Tag ein Gesicht geben" und sich z.B. in den Kindertagesstätten, in den Sozialstationen, den Einrichtungen der Jugendhilfe, der Altenhilfe und der Beratungsstellen für andere einsetzen. Manches sei gelungen, anderes sei misslungen, aber es sei immer sein Bestreben gewesen, die Menschenfreundlichkeit Gottes sichtbar und erfahrbar zu machen. Sehr herzlich und nachdrücklich dankte Emig allen, die ihm ihr Vertrauen geschenkt und ihn auf seinem Weg begleitet haben, auch den Vertretern der Länder und der Liga der Freien Wohlfahrtsverbände für die gute Zusammenarbeit.
Die Feierstunde wurde musikalisch umrahmt von Darbietungen des Vokalensembles Darmstadt unter Leitung von Regionalkantor Andreas Boltz sowie am Klavier von Diözesankirchenmusikdirektor Thomas Drescher, Mainz, und Regionalkantor Thomas Gabriel, Seligenstadt. Zur Aufführung kamen eine Psalmenvertonung und eine Vertonung der Pfingstsequenz von Gabriel für vierstimmigen Chor, Klavier und Solo sowie vierhändige Klavierwerke von Max Reger.
Zu den Personen
Günter Emig wurde am 24. Juni 1929 in Weinheim/Bergstr. geboren. Nach Abschluss seines Theologiestudiums wurde er am 26. Juli 1959 durch Bischof Dr. Albert Stohr in Mainz zum Priester geweiht. Zunächst wirkte er als Kaplan in Bad Nauheim. 1964 wurde er Caritas-Rektor in Mainz und 1968 Diözesanseelsorger für Blinde und Gehörlose. Im Jahr 1976 berief Kardinal Hermann Volk Emig zum Diözesan-Caritasdirektor und zehn Jahre später (1986) Bischof Lehmann zum Dezernenten für Caritas und Sozialarbeit, in das Domkapitel und in den Geistlichen Rat des Bistums. Nach seiner Entpflichtung als Diözesan-Caritasdirektor ernannte ihn der Bischof 1992 zum Vorsitzenden des Caritasverbandes für die Diözese Mainz. Für seine Verdienste wurde Emig mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit den Päpstlichen Ehrentiteln Monsignore (1982) und Ehrenprälat (1990) sowie mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande (1987).
Hans-Jürgen Eberhardt wurde am 15. August 1958 in Worms geboren. Nach Abschluss seines Theologiestudiums wurde er am 9. Juli 1988 im Mainzer Dom durch Bischof Karl Lehmann zum Priester geweiht. Zunächst wirkte er als Kaplan in Reinheim und Groß-Bieberau (Dekanat Dieburg). Seit 1990 leitet er als Hochschulpfarrer die Hochschulgemeinde Darmstadt, zu der Studierende der Technischen Universität, der drei Fachhochschulen und des Studienkollegs gehören. Während der Vakanzzeit verwaltete er 1996 zusätzlich für ein halbes Jahr (April bis Oktober) als Pfarradministrator die Pfarrei Darmstadt-St. Ludwig. Der Caritasarbeit im Dekanat Darmstadt hat Eberhardt als Vorsitzender des dortigen Bezirks-Caritasverbandes viele neue Impulse gegeben.
Bad Nauheim. Beim 100-jährigen Jubiläum der Pfarrgemeinde St. Bonifatius in Bad Nauheim, hat Bischof Dr. Karl Lehmann am Sonntag, 5. September, die Gläubigen dazu aufgerufen, Hoffnung und Zuversicht zu vermitteln. In seiner Predigt beim Festgottesdienst erklärte er, Christen könnten auch heute noch anregend und ansteckend auf die Mitwelt wirken.
Zur Dynamik des christlichen Lebens gehöre es, daß der Christ sein Herz und seine Hand den Mitmenschen öffne. Nach dem Beispiel Jesu sei es auch heute erforderlich, zur „Karriere nach unten" bereit zu sein und auf all jene zuzugehen, die Zuwendung brauchten. Dabei sollten die Christen jedoch nicht die „schlechten Zeiten" bejammern und klagen, sondern ein Zeugnis der Hoffnung geben.
Die Pfarrgemeinde St. Bonifatius wurde vor 100 Jahren, am 1. September 1899 durch Mitteilung im damaligen Kirchlichen Amtsblatt errichtet. Bei dem Jubiläumsgottesdienst mit Bischof Lehmann wirkte eine große Zahl von Priestern als Konzelebranten mit, die entweder aus der Pfarrei stammen oder hier einmal tätig waren, unter ihnen Pfarrer i.R. Franz Knapp, der von 1978 bis 1987 Pfarrer von St. Bonifatius und Liebfrauen war und die früheren Kapläne Msgr. Dr. Günter Duffrer, Domkapitular Günter Emig und Militärgeneralvikar Jürgen Nabbefeld, Prälat Nikolaus Reinhardt, außerdem der derzeitige Pfarrer Richard Neumann, Kaplan Michael Bartmann und Schulpfarrer Thomas Korfmann sowie Dekan Mucker aus der Partnergemeinde Bad Langensalza. Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst vom Kirchenchor der Pfarrei und Instrumentalisten unter der Gesamtleitung von Regionalkantorin Eva-Maria Anton-Sokoli. Die Orgel in der mehrstimmigen lateinischen Messe, der sogenannten „Orgelmesse" von Wolfgang Amadeus Mozart, spielte Diözesan-Kirchenmusikdirektor Thomas Drescher.
Vor dem Schlusssegen wurden verschiedene Grußworte gesprochen. Die Glückwünsche des Kreises überbrachte die Kreisbeigeordnete Annemarie Nickel. Sie dankte dafür, dass die Politik Hilfe und Unterstützung durch die christlichen Gemeinden finde, wenn es darum gehe, soziale Probleme zu lösen, Kinder und Jugendliche zu betreuen, Alten und Kranken Hilfe zuteil werden zu lassen. Nachdrücklich bekannte sie sich zum Erhalt des Sonntags. Es gelte, ihn von allem Handel und Tätigkeiten frei zu halten, die nicht notwendig seien und die Erholungsmöglichkeiten dieses Tages zu sichern. Der Bad Nauheimer erste Stadtrat, Dr. Flach, dankte der Pfarrgemeinde für ihr vielfältiges Mitwirken bei der Gestaltung des sozialen und caritativen Lebens in Bad Nauheim und ihren reichen Beitrag zum Kulturleben in der Stadt.
Für die evangelischen Gemeinden Bad Nauheims erklärte Pfarrer Dr. Becke, es gehöre zu den Errungenschaften der heutigen Ökumene, dass die Kirchen auf dem Weg zur Einheit aufeinander hören und voneinander lernen und dabei auch Unterschiede nicht nur erkennen, sondern auch anerkennen. Die katholische Kirche habe, frei von der Bindung von Thron und Altar, zur Entfaltung von Freiheit und Menschenwürde viel beigetragen, wenngleich sie auch mit Fehlern und Versagen belastet gewesen sei. Als Gastgeschenk überbrachte Merkel eine Kerze aus dem französichen Wallfahrtsort Saint Marie sur Mer. Im Sinne des Reformators Martin Luther regte er an, diese Kerze so brennen zu lassen, dass sie ein Bild für die Sehnsucht der Christen nach Einheit der Kirchen sein könne. Dekan Mucke dankte den Seelsorgern und den Gremien und Gruppen in der Pfarrei für die vielfältigen Zeugnisse geschwisterlicher Verbundenheit zwischen Hessen und Thüringen. Die Leiterin der St. Liobaschule, Gisela Opp, bekräftigte die intensiven lebendigen Verbindungen zwischen Schule und Pfarrei. Im Anschluss an den Gottesdienst fand ein großes Pfarrfest auf dem Kirchengelände statt, in dessen Rahmen das vielfältige Leben der Pfarrei zum Ausdruck kam. Neben Essen und Trinken gab es ein reichhaltiges buntes Programm sowie Informationsstände der verschiedenen Einrichtungen und Gruppen der Pfarrgemeinde.
PF (MBN)
Mainz. Über ihre Arbeit in den Flüchtlingslagern Banlozi, Putovici und dem Dorf Begov Han nahe der bosnischen Stadt Zenica haben zwei führende Vertreter der Internationalen katholischen Friedensbewegung Pax Christi am Dienstag, 7. September, bei einem Pressegespräch im Bischöflichen Ordinariat berichtet. Zeljko Cumbo, Logistik-Koordinator von Pax Christi in Zenica und Bramko Tomecic, Pax Christi Mitarbeiter im Lager Putovici, warben besonders für Geldspenden, um einem 21jährigen Serben eine Nierentransplantation zu ermöglichen und baten um gebrauchte Musikinstrumente für eine Musikschule in Zenica. Aus den drei von Pax Christi betreuten Flüchtlingslagern bei Zenica war Alois Bauer, Diözesanreferent für Gerechtigkeit und Frieden im Bischöflichen Ordinariat Mainz, erst vor kurzem von dem inzwischen fünften Einsatz mit Zivildienstleistenden aus den Diözesen Limburg, Mainz, Speyer und Trier zurückgekehrt.
In Fall des 21jährigen Serben benötige man einen Betrag von etwa DM 30.000 bis 40.000 um die Nierentransplantation in Deutschland durchführen zu können, da in Bosnien selbst das Risiko einer solchen Operation zu hoch sei, sagte Zeljko Cumbo. Die Mutter des jungen Mannes habe sich bereit erklärt, ihrem Sohn eine Niere zu spenden. Derzeit müsse der Serbe etwa alle drei Tage zur Dialyse. Für eine Musikschule in Zenica sucht Pax Christi jede Art gebrauchter Musikinstrumente. Es handelt sich um eine multiethnische Schule, deren Bestand an Musikinstrumenten mittlerweile weitgehend veraltet ist.
Derzeit errichtet Pax Christi in Zenica mit einem Betrag von DM 1,6 Millionen, von der Stadt Köln, dem Land Nordrhein-Westfalen und der Caritas Köln insgesamt 58 Wohnungen und acht Häuser für die Flüchtlinge. Außerdem werden mit dem Geld etwa 25 sogenannte „einkommensfördernde Kredite" vergeben. Von dem Geld habe sich beispielsweise ein Mann mit einer Hühnerfarm selbständig gemacht. Es besteht für die Schuldner die Möglichkeit, ihre Kreditsumme in Naturalien an Hilfsorganisationen abzugleichen. Langfristiges Ziel der Arbeit von Pax Christi bleibe jedoch die Versöhnungsarbeit unter den ehemaligen Nachbarn im Gebiet um Zenica. Für die Zukunft plane man, Bildungsseminare und Informationsmaterial zur Konfliktverarbeitung anzubieten, erläuterte Cumbo. Als großes Problem bei der Arbeit vor Ort beschrieb er die weitgehend verloren gegangene Selbständigkeit bei der Bevölkerung. Durch die lange Jahre erfolgte humanitäre Hilfe von Hilfsorganisationen aus dem Ausland, habe sich in der Bevölkerung eine gewisse Anspruchshaltung breit gemacht. Vielfach müsse diese Eigenverantwortlichkeit bei den Menschen erst wiedergeweckt werden, sagte Cumbo.
Hinweis: Ansprechpartner für Geld- und Sachspenden ist Alois Bauer, Diözesanreferent für Gerechtigkeit und Frieden des Bistums Mainz. Telefon: 06131 / 253 263, Telefax: 06131 / 253 586.
BL (MBN)
Mainz. Die Familienbildungsstätte Mainz wird in Zukunft eng mit dem Gemeindezentrum St. Elisabeth in Mainz-Kastel zusammenarbeiten. Für ein solches Kooperationsprojekt gebe es bisher im kirchlichen Bereich kein Vergleichsprojekt, sagte Pastoralreferent Winfried Reinheimer, der Leiter des Gemeindezentrums am 27. August bei der Vorstellung des Projektes in einem Pressegespräch. Die Zusammenarbeit ermögliche die Verstärkung eines Schwerpunktes, der sich bereits seit der Einweihung des Gemeindezentrums abzeichnete. Denn in den ehemaligen Mainzer Vororten Amöneburg, Kastel und Kostheim (AKK) sind junge Familien überdurchschnittlich vertreten. „Ihnen gerecht zu werden, erkennen wir als wichtiges Ziel", erklärte Reininger.
Gemeinsam mit dem Allgemeinen Sozialdienst der Stadt Wiesbaden entstanden im Gemeindezentrum St. Elisabeth sehr rasch sechs Spiel- und Krabbelkreise. Den Ausschlag für die Kooperation habe das große Interesse der Familien gegeben, betonte Ulrike Lehr, Leiterin der Familienbildungsstätte: „Da haben sich Leute zusammengefunden, die Gemeinschaft suchen und ein soziales Netz." Die Interessen der Spielkreisteilnehmer sind es auch, die die Themen einer Reihe von Familienbildungsveranstaltungen bestimmen. Vielfach waren es Erziehungsfragen, die im Vordergrund standen. Den pastoralen Mitarbeitern des Gemeindezentrums habe es dabei jedoch nicht nur an Zeit, sondern auch an den entsprechenden Qualifikationen gefehlt, sagte Reininger. Dies war ein Bedarf, den die Verantwortlichen gerne decken wollten. Zumal das Zentrum die Gemeinden im Pfarrverband verbindet und sich daher für ein Familienbildungsprogramm angeboten haben. Ziel der Begleitung von Familien durch die qualifizierten Fachkräfte der Familienbildungsstätte sei es, die Selbstkompetenz der Familien zu stärken. Patentrezepte für die Erziehung könne man jedoch nicht liefern, sagte Ulrike Lehr.
Hartmut Heidenreich, Leiter des Bildungswerkes der Diözese Mainz, sagte: „Integrative Projekte wie dieses sind förderungswürdig. Wir haben die Idee gern aufgegriffen." Diese Wertschätzung hat sich auch finanziell niedergeschlagen. So hat das Bistum Mainz für die Anschubfinanzierung einen zusätzlichen Betrag zur Verfügung gestellt. Denn durch die Kooperation ergebe sich ein erhöhter Bedarf an Honorarkräften, erläuterte Ulrike Lehr. In der Mainzer Familienbildungsstätte stehen lediglich eine halbe Stelle für die Leitung und eine halbe Stelle für eine festangestellte Sozialpädagogin zur Verfügung. Die Kosten bestreitet zu 70 Prozent das Bistum, das Land Rheinland-Pfalz trägt mit Zuschüssen neun Prozent bei. „Immerhin 21 Prozent der Kosten erwirtschaftet die Einrichtung über die Teilnehmerbeiträge", sagte Heidenreich. Doch sei dieser Anteil nicht beliebig steigerungsfähig.
Als Grundlage für die schnelle Etablierung des Gemeindezentrums betrachtet Pfarrer Jörg Swiatek die Tatsache, dass wir auf die Bedürfnisse der Menschen eingegangen sind". Das integrierte Konzept sei zukunftsweisend: „Das Bündeln von Kräften wird zunehmend wichtiger", sagte Swiatek. So geschehen auch bei der Einrichtung einer Babysittervermittlung, mit deren Hilfe Eltern geschulte Betreuerinnen finden. In Zusammenarbeit mit der Sozialpädagogin Petra Schorr-Medler vom Caritasverband Mainz wurden 14- bis 18-jährige Mädchen in Kinderbetreuung ausgebildet. Der Kurs fand großes Interesse und wird bald noch einmal angeboten.
mw (MBN)
Heppenheim. Die langjährige Geschäftsführerin des „Haus am Maiberg, Akademie für politische und soziale Bildung" im Bistum Mainz, in Heppenheim/Bergstraße, Dipl. Volkswirtin Barbara Balke, scheidet jetzt nach 30-jähriger Tätigkeit zum Monatsende aus dieser Tätigkeit aus. Wenige Tage nach ihrem 56. Geburtstag wird sie am 10. September im Haus am Maiberg offiziell verabschiedet.
Barbara Balke hat die Arbeit und das Leben im Haus am Maiberg über Jahrzehnte maßgeblich mitgeprägt. Als engste Mitarbeiterin ihres Mannes, der (seit 1959 Referent) das Haus von 1966 bis zu seinem Tod im Jahre 1987 als Direktor leitete, war sie das Herz und die Seele dieser seit 1955 bestehenden Bildungseinrichtung. Aber sie unterstützte nicht nur die Arbeit und die Initiativen ihres Mannes, sondern setzte auch eigene Akzente. Nach ihrer Heirat im Mai 1969 übernahm sie die Geschäftsführung des Haus am Maiberg zum 1. Juli desselben Jahres. Neben Geschäftsführung, Organisations- und Belegungsplanung gab die Diplomvolkswirtin auch selbst Kurse in politischer und sozialer Bildung, insbesondere in den Bereichen Verbraucherpolitik und Frauenpolitik und hielt hierzu im Rahmen des Bildungswerkes der Diözese Mainz auch viele Vorträge an anderen Orten.
Ende der 70er Jahre begann Frau Balke damit, Mädchen und junge Frauen zu Hauswirtschafterinnen auszubilden. Dazu legte sie im Jahre 1980 die Meisterprüfung in Hauswirtschaft ab. Seit diesem Jahr gehört sie auch dem Prüfungsausschuss für Hauswirtschafterinnen an und seit 1981 auch - bis heute - dem Meisterprüfungsausschuss für Hessen. Als ihr Mann im Jahre 1983 schwer erkrankte, musste sie in zunehmendem Maße auch die Aufgaben der Hausleitung wahrnehmen, mit der sie nach dem Tod ihres Mannes auch offiziell für drei Jahre (bis 1990) kommissarisch beauftragt wurde.
Das Haus am Maiberg war immer stark in das Leben des Bistums Mainz eingebunden, aber es gab auch viele überregionale Veranstaltungsangebote im Rahmen der Arbeitsgemeinschaft Katholischer Sozialer Bildungseinrichtungen (AKSB), wobei das Haus lange Jahre im Verbund eng mit der Frankfurter Sozialschule kooperierte. Die soziale und politische Bildung stand immer im Zentrum des Programms. So war es nur folgerichtig, daß die Pionierarbeit in diesen Bereichen, die vom Haus am Maiberg über Jahre geleistet wurde, schließlich 1998 auch im Titel „Akademie für politische und soziale Bildung" zum Ausdruck kam.
Für Barbara Balke war und ist es wichtig, daß in dieser Arbeit der Mensch in seiner individuellen Prägung und seinen unterschiedlichen Bedürfnissen im Mittelpunkt steht. Hier waren über viele Jahre Männer und Frauen unterschiedlicher Bildung miteinander im Gespräch. Deshalb hat die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung hier seit langem ein besonderes Heimatrecht. Es gab Kurse für Arbeitslose und zahlreiche Veranstaltungen der Frauenseelsorge wie auch der Familienseelsorge, an denen Barbara Balke aktiv beteiligt war. Untrennbar mit dem Haus am Maiberg und damit auch mit ihr verknüpft sind ständig wiederkehrende Veranstaltungen, wie die Heppenheimer Soziallehretagung und die Lehrerwochen, die vom Schuldezernat des Bistums veranstaltet werden. Zu nennen sind auch Veranstaltungen des Caritasverbandes, des Seelsorgeamtes und des Bildungswerkes der Diözese. Am Herzen lagen Frau Balke auch die italienischen Familienwochenenden, die Sonntagmorgengespräche und die Clubabende. In Ergänzung der politisch-sozialen Bildung legte sie Wert darauf, daß im Sinn ganzheitlicher Bildung auch die Bildende Kunst und die Literatur im Haus am Maiberg präsent waren. So gab es seit 1971 insgesamt über 50 Kunstausstellungen, in denen insbesondere junge Künstler vorgestellt und gefördert wurden. Ausstellungsflächen waren die Flure des Hauses. Beteiligt waren auch Künstler aus den Heppenheimer Partnerstädten Kaltern in Oberitalien und Le Chesnay bei Versailles.
Die nun ausscheidende Geschäftsführerin arbeitete nicht nur im Haus am Maiberg, sondern wohnte auch hier bis zum Umbau des Haus am Maiberg. 1994 zog sie in ihr eigenes Haus. Die beiden Töchter, 1971 und 1975 geboren, fühlten sich als Kinder im Haus am Maiberg mit all den vielen unterschiedlichen Gästen, den vielen Tagungen und Veranstaltungen und all dem pulsierenden Leben sehr wohl, denn es war ihr Zuhause. Für Barbara und Wilhelm Balke gab es über viele Jahre keine strikte Trennung von Familie und Beruf, was gewiss viele Belastungen mit sich brachte, aber der Familie auch einen weiten Raum und viele menschlich bereichernde Begegnungen schenkte.
Barbara Balke wurde am 27. August 1943 in Paderborn geboren. Sie wuchs im westfälischen Gladbeck auf. Ihr Vater war Polizeibeamter. Die kirchliche Verbundenheit wurde ihr nicht nur durch die Familie mitgegeben, sondern auch durch die Ursulinenschwestern in Dorsten, deren Gymnasium sie besuchte. Als Schülerin hatte sie als Lieblingsfach Mathematik und wählte deshalb das Studium der Volkswirtschaft, weil dies auch viel mit Zahlen und logischem Denken zu tun hatte. Nach dem Abitur (1963) studierte sie in Köln, Kiel und Hamburg und fand nach dem Examen in Köln bei der Deutschen Krankenversicherung (DKV) ihre erste Anstellung. Neben ihrem Beruf war Frau Balke immer auch das ehrenamtliche Engagement wichtig z.B. in den Elternbeiräten im Kindergarten und in der Schule. Vor einigen Jahren fand sie endlich auch Zeit im Pfarrgemeinderat (PGR) und im Verwaltungsrat mitzuarbeiten und wurde Bildungsbeauftragte im PGR von Heppenheim-St. Peter.
Bonn/Mainz. Dem schwedischen Autor Henning Mankell wird in diesem Jahr der von der Deutschen Bischofskonferenz gestiftete Katholische Kinder- und Jugendbuchpreis zuerkannt. Er erhält den Preis für seinen Jugendroman „Das Geheimnis des Feuers". Das Buch wurde von einer Jury unter Vorsitz des Bamberger Weihbischofs Werner Radspieler unter 327 eingereichten Büchern ausgewählt. Einem breiteren Publikum dürfte Mankell jedoch durch seine Kriminalromane bekannt geworden sein. Derzeit ist er in den Bestsellerlisten von Spiegel und Focus gleich zweifach vertreten.
Das Buch erzählt die Geschichte des Mädchens Sofia, das im Bürgerkriegsland Mosambik großes Leid erlebt, doch am Ende neuen Lebensmut und eine Perspektive für die Zukunft gewinnt. In der Entscheidung der Jury heißt es, der Überlebenskampf Sofias sei „überzeugend dargestellt und berührend wiedergegeben". Henning Mankell ist mit den Verhältnissen in Mosambik gut vertraut, da er die meiste Zeit des Jahres dort lebt. Vor allem die tragfähigen religiösen Motive des Romans, die auch im christlichen Sinn konkretisiert werden könnten und seine literarische Qualität zeichneten das Werk aus.
Die Preisverleihung wird am 27. Oktober von Erzbischof Dr. Johannes Joachim Degenhardt im Liborianum in Paderborn vorgenommen. Die Preissumme in Höhe von DM 15.000 wird mit DM 10.000 dem Autor und mit DM 5.000 der Übersetzerin Angelika Kutsch zuerkannt.
BL (MBN)
Mainz. Eine Handreichung für Pfarrsekretärinnen und Pfarrsekretäre hat das Bischöfliche Ordinariat Mainz herausgegeben. Bei einem kleinen Empfang für die Autorinnen und Autoren der Loseblatt-Sammlung übergab die Leiterin des Referates Fortbildung für nichtpastorale Mitarbeiter/innen, Arbeitsorganisation und Qualifizierung von Führungskräften, Dr. Beate Höfling, am Donnerstag, 2. September, Generalvikar Dr. Werner Guballa das erste Exemplar. Der Generalvikar erklärte dazu, er stelle das neue Werk mit Dankbarkeit vor, denn in ihm komme die Vielgestaltigkeit der Arbeit einer Pfarrsekretärin zum Ausdruck. Die Handreichung sei sowohl für Pfarrsekretärinnen, die neu in den Beruf einsteigen, wie auch für den Alltag im Pfarrbüro eine große Hilfe. Der Personaldezernent des Bistums, Domkapitular Dietmar Giebelmann, betonte, in der Handreichung komme die hohe Wertschätzung für den Beruf der Pfarrsekretärin zum Ausdruck. Das in zweijähriger mühevoller Arbeit entstandene Werk zeige auch, wie sehr die Pfarrsekretärinnen als Mitarbeiterinnen wahrgenommen und anerkannt werden. Zusammen mit dem Generalvikar dankte er allen sehr herzlich, die zum Zustandekommen beigetragen haben.
Frau Höfling erklärte, es sei für sie eine Genugtuung, dass die Handreichung nun trotz aller Bedenken vorgelegt werden konnte und wohl auch inhaltlich gelungen sei. Sie hoffe, dass die Diskussion darüber, ob die Pfarrsekretärin eine ehrenamtliche Schreibhilfe sein sollte oder die Vertreterin eines Berufs damit zum Ende gekommen sei. Durch die Handreichung solle neben der Einstiegshilfe für Berufsanfängerinnen vor allem die Qualitätssicherung und Optimierung der Sekretariatsarbeit im Pfarrbüro gewährleistet werden. Durch das nun vorliegende Werk gebe es nun für alle trotz sehr unterschiedlicher Situationen in den einzelnen Pfarrgemeinden und Pfarrbüros verlässliche Standards und ein einheitliches Arbeiten. Dadurch werde auch die Effizienz der Arbeit gefördert.
Entstanden ist die Handreichung für Pfarrsekretärinnen aus den vor zehn Jahren begonnenen Einführungs- und Weiterbildungskursen für Pfarrsekretärinnen. Die Referentinnen und Referenten dieser Kurse haben auch als Autorinnen und Autoren an der Handreichung mitgewirkt. Einen besonderen Dank richtete Frau Höfling an Diakon Michael Weyers vom Bischöflichen Offizialat, Bernhard Chudzinski vom Gesamtverband des Dekanates Mainz und Pfarrer Winfried Hommel, Offenbach-St. Peter, die das Kapitel „Kirchenbücher führen" bearbeitet haben. Von Pfarrer Hommel sei auch vor zwei Jahren der entscheidende Anstoß zur Erarbeitung der Handreichung gekommen. Weitere Themen der Handreichung sind Registratur und Archiv, Datenschutz, Zentrales Meldewesen, Finanzwesen, Bücherei- und Öffentlichkeitsarbeit.
Die Handreichung enthält darüber hinaus viele Adressen und Ansprechpartner, die für Pfarrsekretärinnen wichtig sind, ein Stichwortverzeichnis zum rascheren Auffinden der jeweiligen Sachgebiete, eine Kurzinformation über Sekten vom Sekten- und Weltanschauungsbeauftragten des Bistums Mainz, Dipl. Theol. Eckhard Türk, und „Pastorale Anregungen" von Pfarrer Winfried Hommel. Zwei Pfarrsekretärinnen aus Rüsselsheim-Haßloch, Heide Ingenbleck und Sigrid Jäth, stellten einen Erfahrungsbericht zur Verfügung „Eine Neue kommt ins Pfarrbüro". Vorgestellt wird in der Handreichung auch der Berufsverband der Pfarrsekretärinnen im Bistum Mainz, der 1995 gegründet wurde. Er hat, wie die Vorstandsmitglieder Ingrid Landner, Ober-Erlenbach, und Margarethe Schäfer, Frankfurt-Harheim, bei dem Empfang berichteten, zurzeit 80 Mitglieder. Insgesamt gibt es ca. 250 Pfarrsekretärinnen und -sekretäre, die vom Bistum besoldet werden. Die übrigen Pfarreien verfügen über Sekretärinnen mit geringer Stundenzahl, die von der Pfarrei direkt bezahlt werden. Wie der Berufsverband in der Handreichung erklärt, verstehen sich die Mitglieder dieser Berufsgruppe als wichtige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Pfarrbüros zur Entlastung in Verwaltungsaufgaben. Häufig sei aber auch ihre pastorale Inanspruchnahme unübersehbar und steige in dem Maße, in dem die Dienstgeber abwesend bzw. mit mehreren Pfarreien und Aufgaben belastet seien. Die Pfarrsekretärinnen und Pfarrsekretäre seien oft die ersten Ansprechpartner in den Pfarrbüros.
Mainz. Eine Broschüre mit vier Modellen für Kirchenführungen hat die Katholische Fernseharbeit beim ZDF herausgegeben. Das Heft mit dem Titel „Wenn Steine sprechen" soll den Zugang zur Spiritualität von Kirchenbauten und deren Raumkonzeption erschließen. Themen der einzelnen Führungen sind der geschichtliche Hintergrund des Bauwerkes, eine Führung für Kinder, eine musikalische Führung und eine Führung entlang der liturgischen Orte der Kirche.
Bei der geschichtlichen Führung wird ein Gerüst über die verschiedenen Zeitepochen geboten, welches dann durch lokale Daten ergänzt werden soll. Daneben werden Vorschläge für den Aufbau einer Führung unterbreitet. Die Kinderführung enthält Textvorschläge zur Erklärung verschiedener liturgischer Orte und Symbole wie Altar und Osterkerze. Außerdem wird eine Checkliste zur Vorbereitung einer Führung geboten. Die musikalische Kirchenführung dokumentiert eine Führung durch die Mainzer Augustinerkirche aus dem Advent 1998. Der letzte Teil ist den liturgischen Orten des Kirchenraums gewidmet. Die Modellführung bezieht sich auf die Kirche St. Michael in Bürstadt. Für einen gemeinsamen Rundgang werden Erklärungen der einzelnen Orte geboten. Anschließend wird ein persönlicher Rundgang durch das Kirchengebäude vorgeschlagen.
Zu den Modellführungen werden auch qualifizierte Schulungen angeboten. Erster Termin sind die Wochenenden vom 15.-17. September und vom 4.-6. Oktober. Veranstaltungsort ist die Philosophisch-Theologische Hochschule St. Georgen in Frankfurt. Der Kursbeitrag beträgt DM 50.- pro Kurstag bzw. DM 15.- für Studenten zuzüglich Verpflegung und Unterkunft. Die Veranstaltungen werden jedoch auch auf Anfrage durchgeführt. Nach der Schulung besteht die Möglichkeit, sich in eine Referentenliste für Kirchenführungen aufnehmen zu lassen.
Hinweis: Katholische Fernseharbeit beim ZDF, Postfach 2627, 55016 Mainz. Telefax: (06131) 2875730, E-Mail: kfa@tap.de. Die Broschüre „Wenn Steine sprechen" kostet bis zehn Exemplare jeweils DM 5.-, bis 49 Exemplare DM 3.-, bis 99 Exemplare DM 2,50 und ab 100 Exemplare DM 2.-.
BL (MBN)
Mainz. Rund 9000 Frauen und 970 Kinder haben 1997 in Rheinland-Pfalz Zuflucht in Frauenhäusern gesucht, erklärte die Sozialdezernentin der Stadt Mainz, Malu Dreyer, am Donnerstag, 2. September, im Mainzer Rathaus. Sie betonte anlässlich der Veranstaltung "Frauen, Männer, Kinder – und Gewalt", dass allein 96 Frauen und 90 Kinder im Frauenhaus Mainz untergebracht waren. Eingeladen hatte zur Veranstaltung sowie zur anschließenden Eröffnung der Ausstellung "Kinder und Jugendliche im Frauenhaus" das Frauenhaus Mainz in freier Trägerschaft des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) Mainz e.V. mit Unterstützung des Zonta-Clubs Mainz und des Inner Wheel Clubs Mainz.
Immer wieder sei festzustellen, dass es nicht ausreichend Zufluchtmöglichkeiten für missbrauchte Frauen und Kinder gebe und das Ausmaß der Gewalt sich nicht verringert habe, bekräftigte Dreyer. Eine Verhaltensveränderung stehe an. Dabei sei ein gesellschaftlicher Konsens von Bedeutung, öffentliche und häusliche Gewalt als kriminell zu ächten. Froh sei sie, dass der Landtag Rheinland-Pfalz seit letzter Woche die Bekämpfung von häuslicher Gewalt als eine öffentliche Aufgabe sehe, betonte Dreyer. Sie kündete zwei Modellprojekte an, die in Rheinland-Pfalz in Zusammenarbeit mit dem städtischen Arbeitskreis "Gewalt gegen Frauen und Kinder" entstehen sollen.
In ihrer Begrüßung dankte die Vorsitzende des SkF Mainz, Inge Schilling, besonders den Mitarbeitern des städtischen Sozialamtes wie auch des Ministeriums für Kultur, Jugend, Familie und Frauen des Landes Rheinland-Pfalz für die notwendige Unterstützung und gute Zusammenarbeit mit dem Frauenhaus. Für den Fachverband für Jugendhilfe, Frauen und Familien in Not, der in Mainz seit 40 Jahren bestehe, sei es eine der orginären Aufgaben, Frauen und Kinder in Not Beratung und Zuflucht zu bieten. In der Bundesrepublik gebe es mittlerweile 55 Frauenhäuser in katholischer Trägerschaft, informierte Schilling. Grußworte sprachen die Präsidentin des Zonta-Clubs Mainz, Rita Pinnekamp, und die Präsidentin des Inner Wheel Club Mainz, Madeleine Hardt. Beide Frauenclubs unterstützen soziale Projekte, die insbesondere Frauen zugute kommen, so u.a. das Frauenhaus Mainz.
Anliegen der Veranstaltung sei es, die Diskussion zu erweitern und das Thema Gewalt von unterschiedlichen Seiten zu beleuchten, erläuterte die Frauenhausbeauftragte des SkF Mainz, Gabriele Hufen. Nach 20-jähriger Erfahrung sei das Frauenhaus froh, dass die Erkenntnisse nun endlich politisch umgesetzt werden. "Gewalt gegen Frauen betrifft alle, auch die häusliche", sagte Hufen nachdrücklich. Unter dem Titel "Der verfehlte Dialog" schilderte die freie Schriftstellerin Ingrid Wiltmann, Mainz, ihre persönlichen Gedanken zu Gewalt. Dabei stellte sie die alltägliche Gewalt, die Gewalt in Beziehungen, die Ebene der Opfer und Täter und den verfehlten Dialog zwischen den Beteiligten in den Vordergrund.
Gewalttätige Männer übernähmen keinerlei Verantwortung für ihr Tun, erklärte der Diplom-Sozialpädagoge und Psychologe Hans Schmidt von der Männerberatungsstelle Jedermann e.V. in Heidelberg. Solange dies nicht geschehe, müssten Verträge geschlossen werden. Darin verpflichten sich die gewalttätigen Männer, für ihre Familie weiterhin Sorge zu tragen und bei erneuter Gewaltanwendung unmittelbar die Wohnung zu verlassen. Männer suchten die Beratungsstelle zumeist nur auf Druck der Staatsanwaltschaft auf. Zudem brauche es den Verlust der Frau, der Freiheit und die Befürchtung, das Gesicht zu verlieren, dass Männer Hilfsangebote von Beratungsstellen wahrnehmen.
Alleingelassen, ungewollt, zerrissen, orientierungs- und haltlos fühlten sich Kinder und Jugendliche, die ins Frauenhaus kommen, unterstrich die Erzieherin im Kinderbereich des Frauenhauses Mainz, Jutta Gebhardt. Das Beobachten von Gewalt gegen die Mutter sowie das Spüren am eigenen Körper lasse Kinder und Jugendliche unempfindlicher, abgestumpfter werden. Überlebensstrategien seien für die Kinder meist die völlige Anpassung oder extreme Verhaltensauffälligkeiten, berichtete Gebhardt.
Im Anschluss wurde die Ausstellung "Kinder und Jugendliche im Frauenhaus" in der Lobby des Rathauses eröffnet, die vom Frauenhaus Bad Schwalbach und Wiesbaden, dem Förderverein des Frauenhauses Mainz und vom Wiesbadener Haus für Frauen in Not des Diakonischen Werkes zusammengestellt worden ist. Ziel der Ausstellung ist es, auf die Situation der von Gewalt betroffenen Kinder aufmerksam zu machen und die Bedeutung ihrer sozialpädagogischen Betreuung zu betonen. Infotafeln klären noch bis Ende September über die mittelbare und unmittelbare Gewalt gegen Kinder, die Folgen sowie die Schwerpunkte der Arbeit im Frauenhaus auf. Zudem werden Bilder von Kindern und Fotos der Einrichtung des Kinder- und Jugendbereichs gezeigt. Musikalisch wurde die Veranstaltung von Achim Heidenreich (Gitarre), Mainz, gestaltet.
Geu (MBN)
Mainz. Für sein mehr als 15-jähriges ehrenamtliches Engagement in den Gremien des Bistums Mainz, hat Bischof Dr. Karl Lehmann, dem Sprecher des Katholikenrates, Manfred Römermann, gedankt. Bei einem Empfang anlässlich des 65. Geburtstages (2. Juli 1999) des Vorsitzenden des höchsten Laiengremiums der Diözese erklärte Lehmann am Freitagabend, 3. September, im Erbacher Hof in Mainz vor den Mitgliedern des Diözesanpastoralrates und Gästen, der Dipolm-Mathematiker habe durch seine Nüchternheit und Offenheit maßgeblich dazu beigetragen, Blockaden im kirchlichen Gespräch zu überwinden. Er gehe als Bischof deshalb gerne in die diözesanen Gremien, weil er dort Schwestern und Brüder treffe, „die freimütig ihr Wort sagen". Nachdrücklich dankte er Römermann für das Vertrauen, das er ihm als Bischof entgegen gebracht habe.
Als Katholik aus dem Diaspora-Bistum Hildesheim habe Römermann eine starke Selbständigkeit entwickelt, einen eigenen Weg gefunden. Damit verbunden sei eine tiefe Loyalität zur konkreten Kirche, „die man einfach liebt", unterstrich der Bischof. Er dankte dem Sprecher des Katholikenrates auch für seine engagierte Mitarbeit im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) und die Zusammenarbeit mit den Katholikenräten der Nachbardiözesen. Als sehr positiv würdigte Lehmann die Verwurzelung Römermanns in der Pfarrgemeinde Heilig Geist in Mainz-Mombach. Ein Wort des Dankes richtete er auch an Frau Römermann, daß Sie das ehrenamtliche Engagement ihres Mannes über so viele Jahre mitgetragen habe und dafür manche Entbehrungen auf sich nehmen mußte.
Im Namen des Vorstandes des Katholikenrates dankte Kurt Janssen, Vorsitzender des Familienbundes der deutschen Katholiken im Bistum Mainz, Römermann für die jahrelange gute Zusammenarbeit. Der Jubilar betonte in seinem Dankeswort, es sei ihm immer darum gegangen, gemeinsam mit anderen Kirche glaubwürdig mitzugestalten.
Mainz. An der Interkulturellen Woche der Stadt Mainz beteiligt sich die Katholische Kirche in diesem Jahr mit insgesamt sechs Veranstaltungen. Die Woche findet vom 17. September bis zum 2. Oktober statt. Am Sonntag, 19. September, lädt das Katholische Dekanat Mainz Stadt zu einem Gottesdienst mit Weihbischof Dr. Franziskus Eisenbach in den Mainzer Dom ein. Die Messe beginnt um 11.30 Uhr und wird von den Katholischen Gemeinden anderer Muttersprache in Mainz gestaltet. Bereits ab 10.00 Uhr richtet der Ausländerbeirat der Stadt Mainz ein Interkulturelles Fest auf den Domplätzen aus. Dort wird neben Informationen, internationaler Folklore und internationaler Küche auch Gelegenheit zur interkulturellen Begegnung geboten. Um 12.00 Uhr öffnet das „Cafe International" des Mainzer Caritasverbandes in den Räumen des Begegnungs- und Informationszentrum „Nr.10 - Kirche am Markt" am Domplatz. Bis 17.30 Uhr kann man sich dort mit Essen und Trinken versorgen. Für den Nachwuchs steht eine Kinderecke zur Verfügung. Ebenfalls am 19. September beginnt um 13.00 Uhr das Internationale Kinderfest auf dem Domplatz. Bis 17.00 Uhr gestalten dort Vertreter des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) und der Katholischen Jugendzentrale Mainz das Programm.
Am Donnerstag, 23. September, veranstaltet der Caritasverband Mainz in „Nr.10 - Kirche am Markt" ein Forum zum Thema „Vor-Urteile" - Religion und Toleranz - ein Widerspruch? Gäste auf dem Podium sind Tamim Hakimi, M.A. Orientalistik, Sr. Angelika Lutter von den Johannes-Schwestern, Pfarrer Gregor Nagel von der Liebfrauen Gemeinde und der Spanischen Gemeinde in Mainz und der Islamexperte Abdulhadi Shoufan. Die Moderation des Abends übernimmt Heike Zahn vom Südwestrundfunk.
Für Sonntag, 26. September, hat der Caritasverband Mainz eine literarisch-musikalische Matinée organisiert. Unter dem Titel „Einheitssoße? Über die Vielfalt unseres kleinen Kontinents" treten Patrick Braun und Johanna Bronkalla von der Theaterwerkstatt Mainz als Sprecher in Aktion. Die Musik steuern Claudia und Albert Peter sowie Stefanie Pandhya bei. Die Veranstaltung beginnt um 11.00 Uhr in „Nr.10 - Kirche am Markt".
BL (MBN)
Seligenstadt. Auf eine zehnjährige Geschichte kann das „Netzwerk soziale Arbeit" in Seligenstadt zurückblicken. Gefeiert wird am 10. September ab 16.00 Uhr in der Konrad-Adenauer Schule am Steinweg in Seligenstadt. Dabei werden einzelne Mitglieder auf die zahlreichen Aktionen des Netzwerkes eingehen wie die Eröffnung des Kinderclubs 1991. Gegründet wurde das Netzwerk 1989 auf Empfehlung der evangelischen Gemeindeberatung. Im Netzwerk vertreten sind alle in Seligenstadt-Nord tätigen sozialen Dienste, darunter die Konrad-Adenauer Schule, der Kinderclub, die Erziehungs- und Familienberatungsstelle, die Allgemeine Lebensberatungsstelle, die betreuende Grundschule, die drei Kirchengemeinden, die Bürgerinitiative IG Niederfeld, das Sozialamt und die städtische Jugendpflege. Die Interessengemeinschaft engagiert sich in den Bereichen Kinder-, Jugend- und Familienhilfe, Wohnen, Verkehr, Stadtentwicklung und Koordination mit dem Präventionsrat. Derzeit aktuelles Thema des Netzwerkes sind das „Kommunikationszentrum" für Seligenstadt-Nord und eine neue Umgehungsstraße.
BL (MBN)
Mainz. Die Delegierten des Beirates von Katholiken anderer Muttersprache im Bistum Mainz treffen sich am Samtsag, 11. September, zu ihrer Herbstvollversammlung. Das Treffen beginnt um 9.00 Uhr im Erbacher Hof in Mainz. Hauptberatungspunkte sind die Pfarrgemeinderatswahlen am 6./7. November 1999 und der Diözesantag der ausländischen Gemeinden im kommenden Jahr. In diesem Jahr ist es erstmals gelungen, den Urnengang in den ca. 350 deutschen und den 25 ausländischen Gemeinden auf denselben Termin zu legen. Deshalb werden auch die Wahlergebnisse der Gemeinden von Katholiken anderer Muttersprache bereits am Wahlabend, 7. November, zentral erfasst und für die Presse aufbereitet vorliegen.
Anlass für den Diözesantag, der am 30. April 2000 erstmals veranstaltet wird, ist die Feier des Heiligen Jahres. Geplant sind bisher ein Gottesdienst mit Bischof Dr. Karl Lehmann im Dom und ein Fest der Begegnung mit einem bunten Programm auf den Domplätzen. Einzelheiten sollen jetzt von den Delegierten des Beirates besprochen werden. Die Vollversammlung endet um 12.30 Uhr.
BL (MBN)
Mainz. Mit der Studientagung „Die Person des Religionslehrers in seiner Identitätsproblematik" startet das dreiteilige Akademieprojekt „Religionsunterricht und Kommunikation" am Freitag/Samstag, 17./18. September, im Erbacher Hof in Mainz. Veranstalter ist die Akademie des Bistums Mainz, Erbacher Hof, in Kooperation mit dem Dezernat Schulen und Hochschulen des Bischöflichen Ordinariats Mainz. Thematisch befaßt sich die erste Tagung des Projektes mit der Identitäsproblematik von Religionslehrern, insofern sie selbst Teil gesellschaftlicher Umbrüche sind. Immer wieder werde in verschiedenen geistes- und theologiegeschichtlichen Analysen die Orientierungskrise des Glaubens als Identitätskrise des Christentums beschrieben, heißt es in der Einladung. Zudem verlaufe die Existenzkrise des heutigen Menschen synchron zu diesem glaubensgeschichtlichen Umbruch. Ein Durchbruch sei nur möglich, wenn das Christentum sich die Mitte seiner Identität neu vergegenwärtige.
Eröffnet wird die Tagung am Freitag durch praxisbezogene Anfragen der beiden Religionslehrern Alfred Schlotter, Seeheim-Jugenheim, und Christa Ellert, Frankfurt, zur Identität des Religionslehrer heute. An demselben Abend spricht um 19.30 Uhr die Kultusministerin des Landes Hessen, Karin Wolff, Darmstadt/Wiesbaden, „Zur Identität und Zeugenschaft aus der Sicht einer Kulturpolitikerin".
Praktische Orientierungshilfen für den Identitätsbildungsprozeß vergegenwärtigen am Samstagmorgen der Supervisor und Dozent für Psychologie und Pädagogik an der Fachakademie zur Ausbildung von Gemeindereferent/-innen, Dr. Alois Ewen, der Klinikpfarrer an den Universitätskliniken Mainz, Erhard Weiher, der Beauftragte für Lehrer/innen- und Akademikerseelsorger im Bischöflichen Ordinariat, Pfarrer Dr. Anton van Hooff, Darmstadt, sowie Ellert und Schlotter.
Hinweis: Rückfragen bzw. Anmeldungen (bis 10. September) sind zu richten an die Akademie des Bistums Mainz, Erbacher Hof, Grebenstraße 24-26 in 55116 Mainz, Telefon 06131 / 257-521 und -523, Fax 06131 / 257-525.
Geu (MBN)
Rüdesheim-Eibingen. Der Festgottesdienst mit Bischof Czeslaw Kozon, Kopenhagen, und die Reliquienfeier am Nachmittag sind Höhepunkte des diesjährigen Hildegardisfestes am Freitag, 17. September, in Rüdesheim-Eibingen. Das Festprogramm beginnt um 7.30 Uhr mit einem Choralamt in der Benediktinerinnenabtei St. Hildegard in Eibingen. Es folgt das Pontifikalamt um 10.00 Uhr auf dem Platz vor der Pfarr- und Wallfahrtskirche St. Hildegard in Eibingen.
Die Reliquienfeier, die seit 1857 alljährlich durchgeführt wird, findet um 15.00 Uhr in St. Hildegard statt. Die Festansprache hält der Pfarrer von Eibingen-St. Hildegard und Rüdesheim-St. Jakobus, Dr. Thomas Löhr. Im Anschluß zieht eine Prozession mit dem Reliquienschrein der heiligen Hildegard durch Eibingen. Musikalisch gestaltet wird die Reliquienfeier durch den Männergesangverein „Cäcilia" Eibingen. Mit der Hildegardis-Vesper schließt das Fest um 17.30 Uhr in der Abtei.
Hinweis: Nähere Informationen sind erhältlich beim katholischen Pfarramt St. Hildegard, Marienthaler Straße 3 in 65385 Rüdesheim-Eibingen, Telefon 06722 / 4520, Fax 06722 / 48629.
Geu (MBN)
Mainz. Das Mainzer Institut für Kirchenmusik veranstaltet den ersten Mainzer Gospelworkshop von Freitag bis Sonntag, 19. - 21. November, in der Maria-Ward-Schule in Mainz. Ziel ist es, traditionelle Gospelmusik kennenzulernen, ihre Besonderheiten und inhaltlichen Aussagen zu erfahren. Die musikalische Gesamtleitung liegt bei dem Beauftragten für neue geistliche Musik des Bistums Mainz, Regionalkantor Thomas Gabriel, Seligenstadt. Als Gastdozent wirkt der ehemalige Musikredakteur mit, Gründer verschiedener Laienchöre (u.a. des Jazzchores „Con Voice" der Wiesbadener Musikakademie) und Preisträger in Chorwettbewerben, mit Professur zur Zeit für Musikpädagogik und Neue Medien an der Fachhochschule Düsseldorf, Prof. Dr. Hubert Minkenberg. Zudem nimmt die in Oakland/Kalifornien gebürtige Gospelsängerin Maxine Howard, Mainz, teil, die durch ihre Konzerte in europäischen Ländern, Afrika, USA und Deutschland bekannt wurde. Für sie ist Gospel „keine Musik für Schwarze, sondern eine Musik für alle Menschen".
Gospelmusik habe eine „ausdrucksvolle und ansteckende Art, das Leben des Menschen religiös auszudrücken", heißt es in einer Mitteilung der Organisatoren. Sie spreche damit besonders jüngere Menschen an. Ihnen wollen die Verantwortlichen die Möglichkeit geben, die ursprüngliche Musik, ihre tiefen religiösen Wurzeln und Inhalte zu erleben. Neben Probearbeiten steht eine gemeinsame Gospelmesse mit der Sängerin Howard am Samstagabend in der Pfarrkirche St. Stephan, Mainz, auf dem Programm. Höhepunkt des Workshops ist das Abschlußkonzert unter Mitwirkung der Workshop-Teilnehmer am Sonntag, 21. November, um 18.00 in St. Stephan.
Hinweis: Rückfragen bzw. Anmeldungen (bis 30. September) sind zu richten an das Institut für Kirchenmusik, Adolf-Kolpingstraße 10 in 55116 Mainz, Telefon 06131 / 253-424 oder 234032, Fax 06131 / 236352. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt.
Geu (MBN)