Mainzer Bistumsnachrichten Nr. 39

28. Oktober 1997

Datum:
Di. 28. Okt. 1997
Von:
MBN

Bischöfliche Pressestelle Mainz, Leiter: Jürgen Strickstrock, Bischofsplatz 2, 55116 Mainz (Postanschrift: Postfach 1560, 55005 Mainz), Tel. 06131/253-128 oder 129, Fax 06131/253-402.

Berichte 

  • „Das Land fing an zu blühen": Bistumswallfahrt auf den Spuren des heiligen Martin 
  • Moderne Martins-Skulptur als „Zeitzeichen" 
  • Konferenz der deutschprachigen Pastoraltheologen: Knobloch und Heidenreich in Beirat wiedergewählt 
  • Katholische Kroatische Gemeinde Mainz: „Ein Stück Heimat" in der Fremde 
  • Horst Schneider (Bild!) neuer Regens im Priesterseminar: Ein frohes und lebendiges Priesterbild weitergeben

Vorschau 

  • Gedenken an den 1600. Todestag des hl. Martin von Tours (Bild!) 
  • 10. Nauroder Ärztetag: „Mehr Medizin - mehr Leben? 
  • Wechsel im Domkapitel
Berichte 

Das Land fing an zu blühen": Bistumswallfahrt auf den Spuren des heiligen Martin 

Tours/Mainz. „Auf den Spuren des hl. Martin" bewegten sich die rund 100 Teilnehmer/innen der Mainzer Bistumswallfahrt nach Tours vom 21. bis 25. Oktober. Die Pilgerreise bildete den Auftakt der verschiedenen Gedenkveranstaltungen zum 1600. Todestag des Mainzer Bistumspatrons und stand unter der geistlichen Leitung von Generalvikar Dr. Werner Guballa. „Es war eine wirkliche Pilgerfahrt", betonte Guballa nach der Rückkehr aus Frankreich, die viele spirituelle Impulse und Anstöße zur Glaubenserneuerung und zum diakonischen Handeln gegeben habe. Die Pilger aus allen Regionen des Bistums - Rheinhessen, Südhessen, Oberhessen - starteten nach einer Eucharistiefeier in der Ostkrypta des Mainzer Doms am Schrein der Mainzer Heiligen, zu denen auch St. Martin gehört. Konzelebranten waren mit Generalvikar Guballa zwei Pfarrer aus der relativ großen Zahl von St. Martins-Gemeinden im Bistum Mainz, Werner Fey, Gau-Bickelheim, und Karl-Heinz Fuhr, Ober-Olm, weiterhin Pfarrer Franz Knapp, Klinikseelsorger im Darmstädter Marienhospital, Pfarrer i.R. Dr. Bernhard Falck, Lich, Pfarrer i.R. Edmund Freiherr Gedult von Jungenfeld und Pfarrer Bardo Stumpf, Worms-St. Amandus.

Gottesdienst am Grab des heiligen Martin 

Den ersten Gottesdienst in Frankreich feierten die Pilger am Grab des hl. Martin in der Krypta der Kirche Saint Martin in Tours. Dort wurden sie vom Generalvikar der Erzdiözese Torus empfangen. Im Gewölbebogen über dem Zelebrationsaltar konnten die Wallfahrer das Wappen des Mainzer Domstiftes erkennen - ein Zeugnis, daß die Diözese schon früher zu ihrem Bistumspatron pilgerte. Die Wappentafel wurde vom früheren Mainzer Generalvikar Ludwig Haenlein angebracht und trägt die Widmung: „O Martine, fide et meritis egregie, succurre dioecese moguntinae nunc et ante deum. Torus, 15.4.1972" (O Martin, hervorragend durch Glaube und Verdienste, komm’ zur Hilfe dem Bistum Mainz auch jetzt vor dem Throne Gottes). Generalvikar Guballa freute sich darüber, daß er in dem Meßgewand zelebrieren durfte, das Papst Johannes Paul II. bei seinem letzten Besuch in Tours getragen hat. Pfarrer Fuhr zeichnete in seiner Predigt den hl. Martin als Heiligen der Caritas, der bei der berühmten Mantelteilung als Soldat vor den Toren von Amiens „hergab, was ihm gehörte". Martin habe danach einen völlig entäußerten Lebensstil gewählt und radikale Armut gelebt. In dieser Perspektive sei er auch heute noch ein „ansteckender" Heiliger, der Gottesliebe und Nächstenliebe in bewundernswerter Weise miteinander verbunden hat.

Anschließend bewunderten die Wallfahrer die Kathedrale von Tours, Saint Gatien, mit großartigen Glasfenstern aus dem Mittelalter, von denen eines die Lebensstationen des hl. Martin zeigt. Am Nachmittag besuchte die Gruppe das Kloster Marmutier auf der anderen Seite der Loire. Hier hatte sich Martin in die Einöde zurückgezogen und in einer Höhle versteckt, um dem Bischofsamt zu entgehen. Er wollte als Mönch in Armut leben, ließ sich dann aber umstimmen und versuchte das Bischofsamt mit monastischem Leben in Einklang zu bringen. Heute befindet sich in Marmutier eine katholische Schule mit rund 1.500 Schülern. In der Kathedrale Saint Gatien feierten die Pilger am nächsten Tag einen Gottesdienst, bei dem Pfarrer Falck das Leben des großen Heiligen aufgrund der verschiedenen Martinuslegenden beleuchtete.

Ligugé, „Urzelle des abendländischen Mönchtums" 

Von Tours aus fuhr die Gruppe auch in das 100 Kilometer entfernte Poitiers. Hier beeindruckte die Kirche „Notre Dame la Grande", ein romanisches Gotteshaus mit einer figurenreichen Fassade. In der Nähe hatte Martin in Ligugé 361 das erste Kloster des Abendlandes gegründet und dafür eine verlassene römische Siedlung genutzt. Hier wollte er seinem großen Meister und Vorbild, dem Kirchenlehrer Hilarius nah sein, der von 350 bis zu seinem Tod 367 Bischof von Poitiers war. Die Klostergemeinschaft Martins hatte etwa 60 Mitglieder. Sie gilt als Urzelle des abendländischen Mönchtums, deren Tradition von den Benediktinern weitergeführt wurde. Heute besteht in Ligugé ein Benediktinerkloster mit 35 Mönchen. Ausgrabungen unter der Klosterkiche haben Gebäudereste aus dem 4. Jahrhundert freigelegt und lassen Mönchszellen und eine kleine Kapelle erkennen.

Der vorletzte Tag der Wallfahrt führte die Pilger in das 60 Kilometer von Tours entfernte Candes, wo Martin bei einer Pastoralreise starb. Candes gilt als einer der schönsten Orte in Frankreich. Hier feierten die Pilger in der gotischen Hallenkirche den abschließenden Gottesdienst. Generalvikar Guballa stellte ihn in die Perspektive von Tod und Auferstehung. Aus der Lebensbeschreibung Martins von Sulpicius Severus berichtete Guballa, bei der Überführung des Leichnams nach Tours seien Tausende von Menschen zusammengeströmt und „das Land fing an zu blühen". Dieses im österlichen Licht der Auferstehung blühende Land war für Guballa zugleich Leitmotiv der gesamten Pilgerfahrt, von der er sich „durch den hl. Martin angesteckt", auch ein Aufblühen des religiösen Lebens im Bistum Mainz als Frucht dieses Jubiläums erhofft.

Abbé Stock - ein „St. Martin des 20. Jahrhunderts" 

Zum weiteren Programm der Pilgerfahrt gehörte auch eine Fahrt durch das Tal der Loire mit dem Ziel Amboise, einem der berühmten Loire-Schlösser. Hier wirkte Leonardo da Vinci in der Phase seiner technischen Erfindungen und starb auch hier. Auf der Rückreise gab es zwei weitere wichtige Stationen: die Kathedralen von Chartres und Reims. Pfarrer von Jungenfeld erinnerte in Chartres an Abbé Franz Stock, der hier begraben ist. Jugenfeld hatte den Regens des Seminars für kriegsgefangene deutsche Theologen persönlich kennengelernt. Die französichen Militärbehörden hatten Stock als Regens eingesetzt, da er sich große Verdienste um französische Gefangene in Paris während der deutschen Besetzung erworben hatte. Von Jungenfeld bezeichnet Abbé Stock als „Sankt Martin des 20. Jahrhunderts", der mit ganzer Hingabe die Gefangenen gestärkt und Kontakte zu deren Angehörigen geknüpft habe. Fast 2000 zum Tode Verurteilten habe Stock beigestanden. Nuntius Giuseppe Roncalli, der spätere Papst Johannes XXIII., sagte beim Begräbnis Stocks 1948: „Abbé Stock: das ist nicht nur ein Name, das ist ein Programm."

Für die Gruppe der 100 Pilger war es besonders beeindruckend, den hl. Martin als europäischen Heiligen zu erleben, der Völker miteinander verbunden hat und weiter verbindet. Wichtig war ihnen auch, wie sie nach der Reise berichteten, daß sie ihn auf seinen Spuren nicht nur als Heiligen der Nächstenliebe, der seinen Mantel hergab, und als „ersten Kriegsdienstverweigerer" kennenlernten, sondern auch als einen Mönch von tiefer Frömmigkeit und Spiritualität, der Gottes Wirken in dieser Welt anschaulich machte und glaubwürdig bezeugte.

 

Moderne Martins-Skulptur als „Zeitzeichen" 

Metallplastik von Albert Sous wird am 12. November durch Bischof Lehmann eingeweiht 

Mainz. Der hl. Martin von Tours gehört zu den meist dargestellten Heiligen in der europäischen Kunstgeschichte. Anläßlich des 1600. Todestages des großen Heiligen der Nächstenliebe (8. November 1997), hat der Goldschmied und Metallbildhauer Albert Sous, Würselen bei Aachen, das Wagnis einer modernen St. Martins-Skulptur auf sich genommen. Im Auftrag des Bistums Mainz schuf er für die Martinus-Grund- und Hauptschule in der Mainzer Altstadt eine Großplastik, die zu 90 Prozent aus Altmetall - rostfreiem Edelstahl - und zu ca. zehn Prozent aus patinierter Bronze besteht. In einer Feierstunde wird Bischof Lehmann am Mittwoch, 12. November (11.00 Uhr), das Kunstwerk einweihen.

Der Auftrag ergab sich aus den rheinland-pfälzischen Richtlinien von 1988 zur „Kunst am Bau" welche bei öffentlichen Gebäuden, wie z.B. Schulen, die mit staatlichen Mitteln gefördert werden, die Miteinbeziehung von Kunst in das Bauensemble zur Auflage machen. Das Bistum Mainz wurde damit, unabhängig von der aktuellen Spardiskussion, einer Auflage gerecht, der sie sich nicht entziehen konnte und auch nicht entziehen wollte. Das Kunstwerk selbst ist ja auch, wenn man so will, ein Sparappell. Es wurde aus Recyclingmaterial hergestellt und hat als Thema das Teilen der Lebenschancen in der heutigen Zeit. Schon bei der Gestaltung seines Modells setzte sich Sous sehr intensiv mit der Problematik auseinander: „Das Thema Teilen ist das eigentliche Thema unserer Zeit. Mir geht es darum, diesen Zeitbezug deutlich zu machen", erklärt er. Im Blick auf die beschränkten Resourcen hat er schon länger mit Recyclingmaterial gearbeitet. Zu seinen bekanntesten Kunstwerken gehören der Aachener Kugelbrunnen von 1977 und der 25 Meter hohe Turm von Aurich in Ostfriesland. Dieser Turm besteht aus mit Plexiglas verkleidetem Stahlrohr. Es sind Abfälle aus dem Atomforschungszentrum Jülich. Aufsehen erregte auch sein „Schmucktresor" in Würselen von 1984, ein surrealistisch anmutendes rundes Gebäude aus Recyclingmaterial mit einer lichtdurchlässigen Kuppel aus Weinflaschen, Wohnhaus und Atelier zugleich, in dem er Skulpturen und Schmuckarbeiten zeigt.

St. Martin, der Heilige des Teilens 

Das Pferd als künstlerisches Motiv hat Sous schon immer gereizt. Von ihm gibt es zahlreiche Pferdeplastiken. Über seine Auseinandersetzung mit dem Thema St. Martin bekannte der Künstler: "Ich muß gestehen, daß ich in der gut einjährigen Planungszeit der Ablehnung eines solchen Themas näher stand als der Zustimmung zum Bau eines Modells." Bei den anfänglichen Modellen habe ihn vordergründig der Bau des großen Pferdes gereizt. „Ich mußte aber schon bald einsehen, daß das Pferd zurücktreten muß und nur als Träger der Martins-Figur dienen kann, um die Begegnung der beiden Menschen - Martin mit dem Bettler - in den Vordergrund zu stellen." Bei der gedanklichen und zeichnerischen Beschäftigung mit dem Motiv und seiner Geschichte fühlte sich Sous besonders durch die Martins-Darstellung des sog. Bassenheimer Reiters angesprochen. Es ist eine Arbeit des unbekannten „Naumburger Meisters", ein Teil des Westlettners des Mainzer Domes, der vor rund 300 Jahren in die Pfarrkirche nach Bassenheim bei Koblenz gelangte. Außerdem habe ihn die Darstellung des Bamberger Reiters besonders angesprochen. „An diesen beiden Skulpturen habe ich meine Arbeit messen wollen", unterstreicht Sous. Im Laufe der Arbeit sei ihm klar geworden, wie zeitnah das Thema Teilen ist. So wolle er mit dieser Skulptur auch einen aktuellen politischen Beitrag leisten. „Mit der Darstellung des teilenden Reiters Martin in dem modernen Material Stahl möchte ich nicht nur den Kindern dieser Schule ein Zeitzeichen setzen", bekräftigt er.

Die Martinsskulptur, die am 10. November mit einem Tieflader von Würselen nach Mainz transportiert und hier auf einem öffentlich zugänglichen Platz an der Schule errichtet wird, hat eine Höhe von 3,40 Metern, eine Länge von ebenfalls 3,40 Metern und eine Tiefe von 2 Metern. Die patinierte Bronze diente insbesondere zur Gestaltung des Mantelwurfs. Die Großplastik wiegt insgesamt 2.000 Kilogramm. Albert Sous fertigte das Kunstwerk unter Mitarbeit seines Sohnes Milos, der ihm insbesondere bei den Schweißarbeiten geholfen hat.

 

Konferenz der deutschprachigen Pastoraltheologen: Knobloch und Heidenreich in Beirat wiedergewählt 

Freising/Mainz. Dr. Stefan Knobloch (60), Professor für Pastoraltheologie an der Mainzer Universität, ist erneut zum Geschäftsführer der Konferenz der deutschsprachigen Pastoraltheologen gewählt worden. Er ist damit auch Mitglied im Beirat und Vorstand des Verbandes. Auch der Direktor der Bildungswerks der Diözese Mainz, Hartmut Heidenreich, wurde von der Mitgliederversammlung während des Pastoraltheologenkongresses in Freising in den Beirat und als Redakteur der Fachzeitschrift „Pastoraltheologische Informationen" wiedergewählt.

Die Mitglieder bestätigten auch den Vorsitzenden der Konferenz, Prof. Dr. Leo Karrer, Fribourg, in seinem Amt. Neuer stellvertretender Vorsitzender ist Prof. Dr. Walter Fürst, Bonn. Die Konferenz ist der Zusammenschluß und die Fachvertretung der Pastoraltheologen im deutschen Sprachraum. Als Ausdruck der vielfältigen Verbindungen zu osteuropäischen Theologen wurde erstmals auch ein ungarischer Pastoraltheologe in den Beirat gewählt. Der Beirat organisiert die alle zwei Jahre stattfindenden Kongresse sowie Fachsymposien und gibt die „Pastoraltheologischen Informationen" heraus. Der Kongreß in Freising vom 22. bis 25. September tagte zum Thema „Praktische Theologie - Wissenschaft im Kontext".

 

Katholische Kroatische Gemeinde Mainz: „Ein Stück Heimat" in der Fremde 

Mainz. In der Person des Mainzer Bischofs Dr. Karl Lehmann habe die Katholische Kroatische Gemeinde Mainz „einen wahren Freund gefunden". Dies erklärte Pfarrer Petar Vucemilo beim Festgottesdienst zum 30jährigen Bestehen der kroatischen Gemeinde am Sonntag, 26. Oktober, in der Bonifatiuskirche in Mainz. Besonders während des Krieges auf dem Balkan habe der Bischof seine enge Bindung zu den Kroaten bewiesen.

In seiner Predigt betonte Bischof Lehmann, es dürfe in der Kirche keine Ausländer geben, „weil wir alle gleich geliebt werden von Jesus Christus". Das Anliegen seines Vorgängers, Kardinal Hermann Volk, vor 30 Jahren sei gewesen, den Kroaten im Bistum Mainz „ein Stück Heimat" zu bieten. Natürlich bleibe diese neue Heimat immer ein wenig fremd. „Aber es war und ist wichtig, daß Sie hier ein Zuhause haben", unterstrich Lehmann. Im August 1967 beauftragte Kardinal Volk Franziskanerpater Stephan Pavic mit dem Aufbau einer Mission für die Kroaten in Mainz und Umgebung. Heute hat die Mission Mainz, welche die Gebiete um Bingen, Alzey und Mainz umfaßt, über 3000 Katholiken. Zu den Gästen des Jubiläumsgottesdienstes gehörten der kroatische Botschafter in Deutschland, Dr. Zoran Jasic, Bonn, der kroatische Generalkonsul in Frankfurt, Zdenko Karakas, sowie der Ehrenkonsul und ehemalige Mainzer Oberbürgermeister Jockel Fuchs.

Seit ihrer Gründung sei die kroatische Gemeinde in Mainz immer sehr lebendig gewesen, unterstrich Vucemilo, der seit drei Jahren der Mission Mainz vorsteht. Rund 700 Teilnehmer am Jubiläumsgottesdienst bewiesen dies. Lehmann leitete die Feier in Konzelebration u.a. mit dem Beauftragten der kroatischen und bosnisch-herzegowinischen Bischofskonferenz für die Seelsorge der Kroaten im Ausland, Nationaldirektor Vladimir Stankovic, dem Dezernenten für die Ausländerseelsorge im Bistum Mainz, Domkapitular Heinz Heckwolf, und dem Pfarrer von St. Bonifatius, Pater Cletus Wingen.

 

Horst Schneider neuer Regens im Priesterseminar: Ein frohes und lebendiges Priesterbild weitergeben

Mainz. Beim Semestereröffnungsgottesdienst des Priesterseminars am Sonntag abend, 26. Oktober, in der Seminarkirche in Mainz, hat Bischof Dr. Karl Lehmann den neuen Regens Horst Schneider (55) offiziell in sein Amt eingeführt.

Der Bischof dankte den zahlreich erschienenen Teilnehmern für dieses Zeichen der Verbundenheit mit dem Regens und dem Priesterseminar. Namentlich begrüßte er Domdekan Weihbischof Wolfgang Rolly und Weihbischof Dr. Franziskus Eisenbach, derzeit auch Spiritual des Priesterseminars, sowie die Professoren der Theologischen Fakultät der Mainzer Universität und der Katholischen Fachhochschule Mainz, die Repräsentanten der übrigen pastoralen Berufe, vor allem auch die vielen Gäste aus der Pfarrei St. Bonifatius in Gießen, wo Horst Schneider seit 1986 elf Jahre als Pfarrer gewirkt hat, vor allem aber die Alumnen des Priesterseminars.

In seiner Predigt unterstrich Bischof Lehmann die Aufgabe des Regens und eines jeden Seelsorgers, zu orientieren, aufzurichten und zu helfen. Der Priester habe den Auftrag, die Anliegen der Menschen vor Gott zu tragen und sich die eigene Schwachheit bewußt zu machen, um so sensibler für die Sorgen der Menschen zu werden. Dazu sei es notwendig, die Menschen zum Sprechen zu ermutigen, betonte Lehmann an das Tagesevangelium von der Heilung des blinden Bettlers Bartimäus anknüpfend. Für einen Regens sei es notwendig, für den einzelnen Priesteramtskandidaten Zeit und Sensibilität zu haben, denn jeder bringe seine eigene Lebensgeschichte, seine Hoffnungen und seine Enttäuschungen mit. Es sei nicht nur für die Leitung eines Priesterseminars wichtig, sich korrigieren zu lassen, sondern eine „goldene Regel" für jede Seelsorge, die Wege der Menschen mitzugehen und nach dem Beispiel Jesu Bartimäus gegenüber zu fragen: „Was ist es, was ich dir tun soll?" Bei Jesus dürfen die Menschen nach den Worten Lehmanns „alles sagen, auch schreien, unverstellt, unverkürzt und unzensiert". Um, wie der Apostel Paulus, „allen Alles zu werden", müßten Seelsorger „gut sehen können". Menschen seien heute besonders empfindlich, mahnte der Bischof, wenn Seelsorger nicht richtig zuhörten und den Eindruck erweckten, sie wüßten von vorne herein, was für die jeweiligen Menschen gut sei. An Regens Schneider gewandt sagte er: „Ich wünsche Ihnen Mut und Kraft, die Menschen im Priesterseminar zu begleiten." Seine Fähigkeit dafür habe er schon in seinen bisherigen Aufgaben als Religionslehrer, Rektor des Ketteler-Internates und Pfarrer in Gießen unter Beweis gestellt.

Pfarrer Schneider erklärte in seinem Dankeswort am Schluß des Gottesdienstes, er danke allen, die ihn auf seinem bisherigen Lebensweg begleitet haben. Besonders viel verdanke er seinem vor etwa vier Jahren verstorbenen Heimatpfarrer Anton Heinrich, der von 1946 bis zu seinem Ruhestand 1981 in Bad König wirkte und dem ebenfalls verstorbenen Weihbischof Josef Maria Reuß, der ihm als Regens im Priesterseminar wertvolle Botschaften auf seinen Weg als Priester mitgegeben habe. Durch beide sei ihm ein frohes und lebendiges Priesterbild vermittelt worden, das er nun versuche, an andere weiterzugeben. Seine Entscheidung, das Amt des Regens zu übernehmen, sei mit von der Überlegung bestimmt worden, daß er nach 30 Jahren priesterlichen Dienst, den Weg des Priesterberufs heute noch einmal gehen würde.

Als Konzelebranten wirkten in dem Gottesdienst neben Bischof Lehmann mit: Weihbischof Eisenbach, Regens Schneider und Subregens Michael Schapfel. Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst durch den Kirchenchor von Gießen-St. Bonifatius unter Leitung von Regina Werner.

Horst Schneider wurde am 11. Mai 1942 in Lauterwasser/CSSR geboren und nach Abschluß seines Theologiestudiums am 30. Juli 1967 durch Bischof Hermann Volk zum Priester geweiht. Nach Kaplansjahren in Darmstadt-St. Ludwig und Bad Nauheim wurde er 1972 Religionslehrer (zuletzt Oberstudienrat) in Bad Nauheim. In dieser Zeit hatte er zusätzlich die Aufgabe des Dekanatsjugendseelsorgers für die Dekanate Friedberg/Bad Vilbel. 1977 übernahm Schneider die Aufgabe als Rektor des Ketteler-Internates in Mainz und war seit 1982 zugleich Studentenpfarrer an den Fachhochschulen in Mainz. Die Pfarrgemeinde Gießen-St. Bonifatius leitete er seit 1986 bis zu seiner Berufung als Regens nach Mainz. In Gießen war er Stellvertretender Dekan des Dekanates Gießen.

 

Vorschau 

Gedenken an den 1600. Todestag des hl. Martin von Tours 

Patron des Bistums Mainz und des Mainzer Domes seit dem 6. Jahrhundert 

Mainz. Zum Lob Gottes, aber auch zum ehrenden Gedenken an den Patron des Mainzer Domes und des Bistums Mainz, den heiligen Martin von Tours, werden am Samstag, 8. November, mehr als 1500 Kirchenmusiker zum ersten großen Diözesan-Kirchenmusiktag in Mainz zusammenkommen. An diesem Tag feiert das Bistum den 1600. Todestag des hl. Martin, der am 8. November 397 bei einer Pastoralreise in Candes, 60 Kilometer südwestlich von Tours starb, und zugleich ein kleines Jubiläum, das 50jährige Bestehen des Bischöflichen Instituts für Kirchenmusik in Mainz, das 1947 im Auftrag von Bischof Dr. Albert Stohr durch Heinrich Rohr gegründet wurde. Abschluß und Höhepunkt des Jubiläumstages ist ein festlicher Gottesdienst mit Bischof Dr. Karl Lehmann um 18.00 Uhr im St. Martins-Dom, den Kirchenchöre und Bläserchöre aus allen Teilen des Bistums mitgestalten werden.

Zur Feier des St. Martin-Jubiläums im Bistum Mainz gehören zwei weitere herausragende Ereignisse: Vom 21. bis 25. Oktober führte eine Bistumswallfahrt mit dem Leitwort „Auf den Spuren des heiligen Martin" nach Tours in Frankreich (siehe Bericht Seite 3-4). Eine bleibende Erinnerung an das Jubiläum wird eine neue St. Martin-Skulptur sein, die der Bildhauer Albert Sous, Würselen, für die Martinus-Grund- und Hauptschule in der Mainzer Altstadt geschaffen hat. Das Kunstwerk aus Edelstahl wird am Mittwoch, 12. November, 11.00 Uhr, in einer Feierstunde durch Bischof Lehmann eingeweiht.

Gedenkfeier und Studientag 

Zur äußeren Feier des Festes des hl. Martin (11. November) zelebriert Bischof Lehmann mit dem Domkapitel am Sonntag, 9. November, 10.00 Uhr, im Dom ein Pontifikalamt, bei dem wiederum der Patron des Domes als herausragender Zeuge der Christusbotschaft im Mittelpunkt steht. Ebenfalls im Dom findet am Donnerstag, 6. November, 19.30 Uhr, eine Gedenkfeier aus Anlaß des 1600. Todestages des hl. Martin statt. Nach einer Einführung durch Generalvikar Dr. Werner Guballa hält Prof. Dr. Friedrich Prinz, München, die Gedenkrede zum Thema „ Martin von Tours: Mönchsvater, Bischof, fränkischer Reichsheiliger und Mainzer Bistumspatron. Vorbild christlicher Barmherzigkeit". Am Freitag und Samstag, 7./8. November, setzt sich ein Studientag im Erbacher Hof in Mainz mit Leben und Werk des großen Heiligen auseinander. Zu den Referenten gehören u.a. der Leiter des Instituts für Mainzer Kirchengeschichte, Prof. Dr. Friedhelm Jürgensmeier, Mainz/Osnabrück, und die Professoren Dr. Wilhelm Geerlings, Bochum („Heidnische Vorbilder - christliche Heilige"), Dr. Arnold Angenendt, Münster i. W. („Wunder und Tugend"), Dr. Karl Suso Frank, Freiburg i. Br. („Hilarius von Poitiers und Martin von Tours), und Dr. Ralf Sauer, Osnabrück („Der geteilte Mantel - Symbol des Daseins für andere"). Der Studientag wird vom Bildungszentrum Erbacher Hof zusammen mit dem Institut für Mainzer Kirchengeschichte veranstaltet und beginnt am Freitag abend um 17.00 Uhr.

Dem geistlichen Erbe Martins verpflichtet 

Das Bistum Mainz fühlt sich dem geistlichen Erbe des hl. Martin von Tours immer neu verpflichtet. So war der diesjährige Lehrertag der Mainzer Martinus-Schulen der Frage gewidmet, welche Bedeutung der volkstümliche Heilige für die Gegenwart hat und wie seine Gestalt den Schülern nahegebracht werden kann. Dazu gibt auch das vom Dezernat Schulen und Hochschulen im Bischöflichen Ordinariat herausgegebene Heft „Religionsunterricht heute" (Nr. 1-2/1997) mit dem Hauptthema „Martin von Tours - vor 1600 Jahren gestorben" eine Fülle von Anregungen. Die meisten Mainzer Bischöfe gehörten zu den großen Verehrern des heiligen Martin, wie durch die zahlreichen Martins-Skulpturen im Dom, viele davon auf den Grabdenkmälern, sichtbar wird. Die älteste Darstellung (um 1200) ist auf dem Tympanon des Leichhofportals zu sehen. Besonders eindrucksvoll sind auch die Darstellungen auf dem Baldachin des Erzbischofsthrones im Chorgestühl, wo Martin von zwei Bettlern flankiert wird, und ein Relief auf dem Taufbecken des Domes aus dem Jahr 1328, das ursprünglich in der benachbarten Liebfrauenkirche stand.

Der große Sozial- und Reformbischof Wilhelm Emmanuel von Ketteler trug in der Krümme seines Bischofsstabes („Martinsstab") eine Skulptur des Dompatrons und Heiligen des Teilens. Ebenso verehrte ihn Bischof Dr. Albert Stohr, dem zu seinem Silbernen Bischofsjubiläum (1961) vom Erzbistum Tours eine Reliquie des Heiligen geschenkt wurde.

Sie wird im Schrein der Mainzer Heiligen in der Ostkrypta des Domes aufbewahrt. Kardinal Hermann Volk gründete im Jubiläumsjahr „1000 Jahre Mainzer Dom" 1975 in Ingelheim ein Heim für schwerstbehinderte Kinder und gab ihm den Namen „Haus St. Martin".

Patron des Mainzer Domes wurde St. Martin wahrscheinlich in der Mitte des 6. Jahrhunderts unter Bischof Sidonius, der um 580 starb. Hinweise darauf finden sich in den Gedichten des italo-romanischen Wanderdichters Venantius Fortunatus (gest. 606), der sich zeitweise in Poitiers niederließ und von Metz aus auch Mainz besuchte. Er beglückwünschte Mainz, daß es nicht mehr verwaist sei, sondern in Sidonius wieder einen „Vater und guten Hirten" habe, der neue Kirchen erbaute, wahrscheinlich auch eine St. Martins-Kathedrale. Urkundlich bezeugt ist das Martins-Patrozinium für Mainz allerdings erst in den Jahren 745, 752 und 819. Für das frühere Datum im 6. Jahrhundert spricht, daß Bischof Hilarius von Poitiers (gest. 367) der Lehrmeister und das große Vorbild Martins ebenfalls im 6. Jahrhundert in Mainz verehrt wurde. St. Martin wurde fränkischer Nationalheiliger. Seine Verehrung war auch durch die Benediktiner stark gefördert worden. Der hl. Benedikt (480-547) hatte die erste Kirche seiner Klostergemeinschaft dem hl. Martin geweiht. Im Bistum Mainz gibt es St. Martin geweihte Kirchen in Bingen, Dietzenbach, Gau-Bickelheim, Gensingen, Mainz, Ober-Olm, Ober-Erlenbach, Offstein, Pohlheim, Worms und Vendersheim, sowie Filialkirchen in Aspisheim, Bermersheim, Mommenheim, Offenheim, Siefersheim, Uffhofen, Wendelsheim, Wolfsheim und Zotzenheim.

(Jürgen Strickstrock)

 

10. Nauroder Ärztetag: „Mehr Medizin - mehr Leben? 

Wiesbaden/Mainz. Unter dem Leitgedanken „Mehr Medizin - mehr Leben?" steht der 10. Nauroder Ärztetag der Katholischen Akademie Rabanus Maurus am Samstag, 29. November, im Wilhelm-Kempf-Haus in Wiesbaden-Naurod. Die Jubiläumstagung soll Anlaß zu einer (selbst-)kritischen Vergewisserung über ärztliches Handeln sein. Unterschiedliche Generationen sollen über das jeweils prägende Selbstverständnis des Berufs referieren.

Der Limburger Bischof Dr. Franz Kamphaus eröffnet um 10.00 Uhr den Ärztetag mit einer Einführung in das Tagungsthema. Anschließend beleuchten Prof. Dr. Wolfgang Hiddemann, Göttingen, Prof. em. Dr. Fritz Kümmerle, Mainz, Dr. Gregor Hartmann, Erlangen und Dr. Susanne Schmidt, Stans/Schweiz, ihr Berufsethos. Ab 14.00 Uhr behandelt Dr. Ulrich Niemann SJ, Frankfurt, die „Ethisch-Theologischen Aspekte" des Themas. Moderator des Ärztetages ist Wolfgang Bürgstein, Studienleiter der Akademie.

 

Wechsel im Domkapitel 

Einführung der neuen Mitglieder durch Bischof Lehmann an Allerheiligen (1.11.) 

Mainz. In der Pontifikalvesper am Fest Allerheiligen, 1. November, 15.00 Uhr, im Mainzer Dom, werden die neuen Mitglieder des Domkapitels von Bischof Dr. Karl Lehmann in ihre Ämter eingeführt. Das Domkapitel ist das Beratungsgremium des Bischofs und umfaßt sieben Mitglieder. Vorsitzender ist Domdekan Weihbischof Wolfgang Rolly.

Der Personaldezernent des Bistums Mainz, Ordinariatsdirektor Dietmar Giebelmann (51) wird als residierender Domkapitular an der Mainzer Kathedrale in das Domkapitel aufgenommen. Er nimmt den Platz von Engelbert Prieß (52) ein, der neuer Propst am Wormser Dom wird und auf sein Kanonikat verzichtete. Lehmann ernannte Prieß zum Ehrendomkapitular, ebenso den Vorsitzenden des Diözesangerichts, Offizial Dr. Peter Hilger (43). Die Ehrendomkapitulare nehmen an den Sitzungen des Domkapitels teil, haben jedoch kein Stimmrecht. In der liturgischen Einführung werden die neuen Mitglieder des Domkapitels das Glaubensbekenntnis ablegen und den Amtseid gegenüber Bischof Lehmann leisten. Danach erhalten Giebelmann und Hilger aus der Hand des Bischofs das Brustkreuz der Domkapitulare.