Mainzer Bistumsnachrichten Nr. 42

7. Dezember 2000

Datum:
Do. 7. Dez. 2000
Von:
MBN

Bischöfliche Pressestelle Mainz, Leiter: Jürgen Strickstrock, Bischofsplatz 2, 55116 Mainz Postanschrift: Postfach 1560, 55005 Mainz, Tel. 06131/253-128 oder 129, Fax 06131/253-402. E-Mail: pressestelle@bistum-mainz.de

Berichte 

  • Vereinbarung: Land Rheinland-Pfalz fördert katholische Schwangerenberatungsstellen 
  • Übernahme: Zwei Krankenhäuser der Vorsehungsschwestern in neuer Trägerschaft 
  • Bischof Komarica: "Nicht das ganze serbische Volk verteufeln!" 
  • Ethik und Lehre: Austausch mit Wissenschaftlern Osteuropas weiter attraktiv 
  • Gefängnis: Strafvollzug zwischen Sicherheit und Resozialisierung 
  • Im Namen St. Urbans: 3449 Flaschen Wein für ältere Menschen gespendet 
  • Domorganist: Turbulente Stille samt CD vor Weihnachten 
  • Moderne Engel: Von der Kunst in die Werbung 
  • Domchöre: Letztes Domkonzert 2000 und erste CD der Mädchen 
  • Gospelworkshop: Glaubens- und Lebensfreude musikalisch ausgedrückt 
  • Zwischen Buchdeckeln: Außenansichten von Christentum und Kirche 
  • Demokratische Schulkultur: "Pflicht tun – und noch etwas mehr"
Berichte 

Land Rheinland-Pfalz fördert katholische Schwangerenberatungsstellen

Vereinbarung mit Bistümern Mainz, Speyer und Trier von Beck und Lehmann unterzeichnet 

Mainz/Speyer/Trier. Die katholischen Schwangerenberatungsstellen der Bistümer Mainz, Speyer und Trier, werden auch künftig, wenn auch unter veränderten Bedingungen, vom Land Rheinland-Pfalz gefördert. Dies ist Gegenstand einer Vereinbarung zwischen dem Land Rheinland-Pfalz und den Bistümern, die am Mittwoch, 6. Dezember, in Mainz durch Ministerpräsident Kurt Beck und Bischof Prof. Dr. Dr. Karl Lehmann im Namen der beteiligten Bistümer in der Mainzer Staatskanzlei unterzeichnet wurde.

Die Vereinbarung erfolgte, weil die Beratungsstellen in den Bistümern Mainz und Trier ab Januar 2001 keine Beratungsbescheinigungen mehr gemäß § 7 des Schwangerschaftskonfliktgesetzes ausstellen. Die Beratungsstellen im Bistum Speyer haben diesen Schritt bereits zum 1. April 2000 vollzogen. Damit sind gemäß Paragraph 7 Schwangerschaftskonfliktgesetz die Voraussetzungen der staatlichen Anerkennung als Schwangerschaftskonfliktberatungsstellen weggefallen. Die Beratungsstellen der drei Bistümer werden aber u.a. den Aufgabenkatalog nach Paragraph 2 des Schwangerschaftskonfliktgesetzes weiter wahrnehmen. Ministerpräsident Kurt Beck würdigte die Vereinbarung als weiteren Beleg für die gute Zusammenarbeit von katholischer Kirche und Landesregierung. Bischof Lehmann dankte für die mit der Vereinbarung gegebenen Klarstellungen und für die Unterstützung.

(Dokumentation seines Statements hier)

Nach der Vereinbarung erhalten die genannten Schwangerenberatungsstellen in den drei Bistümern für insgesamt 40 Personalvollzeitstellen eine Landesförderung. Sie erfolgt in Höhe von 25 Prozent der Kosten des Fachpersonals. Die Aufnahme der Beratungsstellen in die Förderung erfolgt frühestens zum 1. Januar 2001. Die entsprechenden Anträge sind beim Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung zu stellen.

Das Land Rheinland-Pfalz bittet zugleich die Kommunen, diese Beratungsstellen ebenfalls entsprechend zu fördern. Es wird die Förderung jedoch nicht von kommunalen Beteiligungen abhängig machen. Die Beratungsstellen, die eine Förderung gemäß dieser Vereinbarung erhalten, sind auch berechtigt, Anträge bei der Landesstiftung "Familie in Not – Rheinland-Pfalz" und bei der Bundesstiftung "Mutter und Kind – Schutz des ungeborenen Lebens" zu stellen. Die Vereinbarung gilt bis zum 31. Dezember 2002. Die Vertragspartner werden rechtzeitig vor Ablauf dieser Vereinbarung Verhandlungen über die Fortführung einer Förderung aufnehmen.

Paragraph 2 des "Gesetzes zur Vermeidung und Bewältigung von Schwangerschaftskonflikten" (Schwangerschaftskonfliktgesetz) beinhaltet u.a. das Recht, sich in allen eine Schwangerschaft unmittelbar oder mittelbar berührenden Fragen von einer hierfür vorgesehenen Beratungsstelle informieren und beraten zu lassen. Dieser Anspruch auf Beratung, den jede Frau und jeder Mann wahrnehmen kann, umfasst neben Sexualaufklärung und Familienplanung u.a. Informationen über familienfördernde Leistungen und Hilfen für Kinder und Familien, einschließlich der besonderen Rechte im Arbeitsleben. Informiert wird auch über soziale und wirtschaftliche Hilfen für Schwangere, insbesondere über finanzielle Leistungen sowie Hilfen bei der Suche nach Wohnung, Arbeits- oder Ausbildungsplätzen oder deren Erhalt. Die Beratungsstellen sollen auch auf Lösungsmöglichkeiten für psychosoziale Konflikte im Zusammenhang mit einer Schwangerschaft hinweisen

Lehmann: "Wir tragen den Auftrag des Staates zum Schutz des Lebens eindeutig mit" 

Bischof Lehmann dankte bei der Unterzeichnung dem Ministerpräsidenten und Familienministerin Dr. Rose Götte sowie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im zuständigen Ministerium und in der Staatskanzlei für den Abschluss der Vereinbarung auch im Namen der Bistümer Speyer und Trier. Diese waren durch den Justitiar des Bistums Speyer, Dr. Markus von Thannhausen und Diözesan-Caritasdirektorin Dr. Birgit Kugel, Trier, vertreten.

Ministerpräsident Beck erklärte er sei froh, dass nach langen Gesprächen ein Weg gesucht und gefunden wurde. Es gelte, die bisher geleistete herausragende Arbeit vor dem Hintergrund der verbliebenen Möglichkeiten auch in Zukunft nutzbringend zu gestalten und von Seiten des Landes zu unterstützen. Diese Vereinbarung sei Teil einer Gesamtlösung, für die sich die Landesregierung eingesetzt habe. Der Ministerpräsident dankte Bischof Lehmann und Staatsministerin Götte, die diese Vereinbarung ermöglicht hätten.

Bischof Lehmann unterstrich, das Land Rheinland-Pfalz habe die Schwangerenberatung seitens der katholischen Kirche und ihrer Träger stets hoch anerkannt. Dies sei vor allem ein Verdienst der Beraterinnen. Umso wichtiger sei es, dass diese Beratung ungewollt schwangerer Frauen nun auch außerhalb der Konfliktberatung im Sinne von Paragraph 7 im Rahmen des Schwangerschaftskonfliktgesetzes stattfinden könne und damit auch die professionelle Qualität der kirchlichen Beratung anerkannt werde und sich weiter bewähren könne. "In diesem Sinne ist es ein bedeutsames Zeichen, dass mit dieser Vereinbarung zwischen dem Land Rheinland-Pfalz und den Bistümern Speyer, Trier und Mainz die Gültigkeit von Paragraph 2 im Sinne einer Beratung von schwangeren Frauen in psychosozialen Konflikten – so der Gesetzeswortlaut – ausdrücklich festgehalten wird."

Mit dieser wichtigen Klärung werde deutlich, dass die Bistümer mit dem Verzicht auf die Ausstellung eines Beratungsnachweises, den Rahmen des Schwangerschaftskonfliktgesetzes "nicht schlechthin verlassen, dass wir auf unsere Weise den Auftrag des Staates zum Schutz des Lebens des ungeborenen Kindes eindeutig mittragen und dass wir uns wie bisher Frauen in Not zuwenden wollen, wobei wir die Beratung selbst intensivieren und erweitern wollen." Es sei also keine Rede davon, "dass wir das staatliche Beratungssystem einfach verlassen". Abschließend richtete der Bischof die Bitte an den Staat, "dass auch er seine ganze Kraft zur Erfüllung des Verfassungsauftrages einsetzt, das Leben des ungeborenen Kindes durch die Ermutigung der Mutter und das Bereitstellen von Hilfe zu schützen und zu retten". 

Sk (MBN)

 

Übernahme: Zwei Krankenhäuser der Vorsehungsschwestern in neuer Trägerschaft 

Caritas-Werk St. Martin übernimmt Hildegardis- und Ketteler-Krankenhaus 

Mainz/Offenbach. Zwei von den Schwestern von der Göttlichen Vorsehung in Mainz, Provinz St. Martin, getragene Krankenhäuser werden ab 1. Januar 2001 unter anderer Trägerschaft geführt. Neuer Träger des St. Hildegardis-Krankenhauses in Mainz und des Ketteler-Krankenhauses in Offenbach/Main wird das Caritas-Werk St. Martin GmbH, Mainz.

Über die Entscheidung, die in monatelangen Verhandlungen gründlich vorbereitet worden war, wurden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der beiden katholischen Krankenhäuser in Mitarbeiterversammlungen am Dienstag (Offenbach) und Mittwoch (Mainz), 5./6. Dezember, durch die jeweilige Leitung der Krankenhäuser und die Geschäftsführung des Caritas-Werkes St. Martin informiert. Hauptziel des Trägerwechsels ist es, so wurde betont, die Zukunft der Einrichtungen zu sichern und die kirchliche Präsenz im Dienst am kranken Menschen auf Dauer zu gewährleisten. Die rund 1200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (Voll- und Teilzeitkräfte) – ca. 800 in Mainz und ca.400 in Offenbach -werden übernommen und behalten ihre Arbeitsplätze.

Die Schwestern der von Bischof Wilhelm Emmanuel von Ketteler gegründeten Ordensgemeinschaft hatten sich aus Gründen des Nachwuchsmangels zu diesem Schritt entschlossen. Sie werden wie bisher unter Führung ihrer Hausoberinnen, Schwester Jutta Mendgen, Mainz, und Schwester Edelburga Wilhelm, Offenbach, in den Krankenhäusern weiter arbeiten. Der Konvent der Vorsehungsschwestern im Hildegardis-Krankenhaus umfasst zurzeit 13 Schwestern. Zum Konvent des Ketteler-Krankenhauses gehören insgesamt 17 Schwestern, darunter fünf aus Korea und zwei aus Peru. Die Schwestern erhalten Sitz und Stimme im Aufsichtsrat des Caritas-Werkes St. Martin.

Von Seiten des Caritas-Werkes St. Martin GmbH wurde die Entscheidung, die Trägerschaft der beiden Häuser zu übernehmen, durch die Gesellschafterversammlung unter Vorsitz von Ehrendomkapitular Hans-Jürgen Eberhardt herbeigeführt. Alleiniger Gesellschafter ist der Caritasverband für die Diözese Mainz. Die Einigung der Vertragspartner wurde durch die Bistumsleitung, namentlich Bischof Dr. Karl Lehmann und Generalvikar Dr. Werner Guballa, nachhaltig unterstützt. Dem Aufsichtsrat des Caritas-Werkes St. Martin, dem Eberhardt ebenfalls vorsteht, gehören künftig Vertreter des Bistums, des Diözesan-Caritasverbandes und des Ordens an. Unter der neuen Trägerschaft sollen Austausch und Kooperation der im Caritas-Werk zusammengeschlossenen Krankenhäuser und Pflegeheime im Bereich des Bistums Mainz in Hessen und Rheinland-Pfalz verbessert werden. Ebenfalls intensiviert werden soll die Zusammenarbeit des St. Hildegardis-Krankenhauses mit dem zweiten katholischen Krankenhaus in Mainz, dem St. Vincenz- und Elisabeth-Hospital.

Wie der Geschäftsführer des Caritas-Werkes St. Martin, Bernhard Franzreb, erklärte, wird mit der Arbeit der katholischen Krankenhäuser und Pflegeheime der gelebte christliche Glaube nachhaltig bezeugt, "Die Dienste der Caritas sind Wesensäußerung der katholischen Kirche", unterstrich er. Die Krankenhäuser seien in ein umfassendes Netz sozialer Dienste eingebunden. Durch das Selbstverständnis jeder Einrichtung, Teil des gesamten kirchlichen Sozialsystems zu sein, werde das kirchliche Gemeinwesen insbesondere auch in den Gemeinden des jeweiligen Standortes gestärkt und weiterentwickelt.

Zum Konzept des Caritas-Werkes gehört es auch, dass sich für jede einzelne Einrichtung durch die Mitgliedschaft im größeren Verbund auch die regionale Bedeutung erhöht. Die Stärkung der Identität der einzelnen Einrichtung bedeute zugleich Förderung der Integration und Motivation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Dies schließe eine gesunde Konkurrenz innerhalb des Verbundes Caritas-Werk St. Martin nicht aus, da die Einrichtungen ihre starke Selbständigkeit behalten sollen. Zentralisierung werde nur da angestrebt, wo sie sinnvoll und notwendig sei.

Das Hildegardis-Krankenhaus wurde von den Ordensschwestern 1911 erbaut. Durch Neu- und Erweiterungsbauten in den Jahren 1962 bis 1972 erhielt die Klinik ihre heutige Gestalt. Das Ketteler-Krankenhaus in Offenbach wurde im Jahr 1958 fertiggestellt und seither mehrfach baulich erweitert. Es ist der Nachfolgebau des früheren Krankenhauses "Josefsheim" der Vorsehungsschwestern aus dem Jahre 1905. 

Sk (MBN)

 

Bischof Komarica: "Nicht das ganze serbische Volk verteufeln!" 

Diakon Valjan und Bernd Krämer besuchten den Bischof von Banja Luka 

Gießen/Mainz. Der Leiter der Ausländerseelsorge Im Bistum Mainz, Ordinariatsrat Bernd Krämer und Diakon Mato Valjan, Seelsorger der Kroatischen Katholischen Gemeinde Gießen, haben im November den Bischof von Banja Luka, Dr. Franjo Komarica, besucht. Wie Bischof Komarica gegenüber den Besuchern aus dem Bistum Mainz betonte, sei es trotz der "ethnischen Säuberung", die Serben in Banja Luka und auf dem ganzen Gebiet der Republik Srpska an Kroaten verübt haben, trotz der vielen Massaker und Zerstörungen ungerecht, deswegen das ganze serbische Volk zu verteufeln. In diesen Ereignissen, habe der Bischof erklärt, sei eine "Explosion des Bösen" geschehen, ein "Mysterium des Bösen". Er sehe als Bischof seine Aufgabe darin, mit den wenigen verbliebenen Katholiken für die Versöhnung einzustehen und wolle das Mysterium des Bösen in das Mysterium der Liebe umwandeln. Dazu diene unter anderem auch die Caritaseinrichtung der Diözese Banja Luka, deren Hilfe sehr stark von den orthodoxen Serben in Anspruch genommen werde.

Bischof Komarica habe seine Enttäuschung nicht verhehlt, dass mehrere Jahre nach Kriegsende und nach dem Friedensabkommen nach Dayton die Rückkehr der Kroaten noch kaum begonnen habe. Von mehr als 55.000 vertriebenen Kroaten seiner Diözese seien bis heute nur etwa 1.500 zurückgekehrt, ein Drittel von ihnen, ca. 535 Personen, nach Banja Luka selbst. Der Bischof stehe noch in tiefer Trauer, weil beim letzten Krieg (1992-1995) seine Diözese sechs Diözesanpriester, fünf Franziskanerpatres und eine Ordensschwester verloren habe. Am Todestag eines der getöteten Priester hielt er dort Gottesdienst, um tatkräftig für die Versöhnung einzutreten. Krämer und Diakon Valjan steuerten auch das Kloster der Franziskanerschwestern im Klostar Ivanic an. Dorthin überbrachten sie als Geschenk drei gebrauchte PC-s.

Sk (MBN)

 

Ethik und Lehre:  Austausch mit Wissenschaftlern Osteuropas weiter attraktiv 

Bischöfe und Theologen diskutierten beim 23. "Mainzer Gespräch" die Ethiklehrerausbildung 

Mainz. Der wissenschaftliche Austausch der deutschsprachigen Theologie mit Theologen aus Ost- und Südosteuropa hat auch zehn Jahre nach der politischen Wende nichts von seiner Attraktivität für beide Seiten verloren. Dies wurde beim 23. "Mainzer Gespräch" zwischen Bischöfen und Theologen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz am, Freitag, 1. Dezember, in Mainz deutlich. Aus den Berichten der Sprecher der 14 theologischen Arbeitsgemeinschaften über ihre Fachtagungen ging hervor, dass regelmäßig auch Vertreter der jeweiligen theologischen Disziplinen aus den Ländern des ehemaligen Ostblocks zum Beispiel bei den Bibelwissenschaftlern, Pastoraltheologen, Dogmatikern und Fundamentaltheologen, den Liturgiewissenschaftlern, Sozialwissenschaftlern und Religionswissenschaftlern mitarbeiten. Ihre Teilnahme wird finanziell durch Zuschüsse der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und des Solidaritätswerkes RENOVABIS ermöglicht.

Wie der Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der Arbeitsgemeinschaften der Theologischen Disziplinen, Prof. Dr. Ludwig Mödl, München, der das Gespräch zusammen mit dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Karl Lehmann, Mainz, moderierte, hervorhob, haben sich die Fachtagungen in der Perspektive wachsender Globalisierung neben fachbezogenen Spezialthemen in hohem Maß auch mit ecclesiologischen und anthropologischen Grundfragen befasst. Die Fachtagungen finden in der Regel alle ein bis zwei Jahre statt. Die Berichte darüber nahmen diesmal einen breiteren Raum ein als bei den früheren "Mainzer Gesprächen".

Weitere Themen des Meinungsaustauschs waren die Erklärung "Dominus Jesus" der vatikanischen Glaubenskongregation, das Dialogdokument "Communio Sanctorum – Die Kirche als Gemeinschaft der Heiligen", das die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands (VELKDF) und die Deutsche Bischofskonferenz veröffentlicht haben, und die Schwangerschaftskonfliktberatung durch den Verein "Donum vitae". In der Frage der Ethiklehrerbildung bestand Einigkeit darin, dass der durch das Grundgesetz und einige Landesverfassungen garantierte Religionsunterricht gegenüber dem Ethikunterricht vorrangig bleiben muss. Es wurde bekräftigt, dass "Ethik Ersatzunterricht ist und kein Fach für alle". Über die Möglichkeit und konkrete Form der Mitwirkung der Katholisch-Theologischen Fakultäten an der Ethiklehrerausbildung, für die die Philosophischen Fakultäten federführend sind, soll noch weiter diskutiert werden. Dazu haben der Evangelisch-Theologische, der Katholisch-Theologische und der Philosophische Fakultätentag ein gemeinsames Votum an die Landesregierungen der Bundesrepublik Deutschland und an die Hochschulen gerichtet.

Zu den Teilnehmern des Gesprächs gehörten u.a. die Bischöfe Dr. Kurt Koch, Solothurn/Schweiz, und Dr. Heinrich Mussinghoff, Aachen, die Vorsitzende des Katholisch-Theologischen Fakultätentags, Prof. Dr. Ilona Riedel-Spangenberger, Mainz, und der Vorsitzende der Dekanekonferenz der Katholisch-Theologischen Fakultäten Österreichs, Prof. Dr. Friedrich Schleinzer, Salzburg. In der Frage der kirchlichen Zulassung von Theologieprofessorinnen und –professoren bei der Neubesetzung von Lehrstühlen ("Nihil obstat") hat sich so viel Konfliktstoff angesammelt, dass dieser Fragenkomplex beim nächsten "Mainzer Gespräch" im Mai des kommenden Jahres ausführlich behandelt werden soll. 

Sk (MBN)

 

Gefängnis:  Strafvollzug zwischen Sicherheit und Resozialisierung 

Anerkennung für den schwierigen Dienst der Mitarbeiter/innen in den Gefängnissen 

Mainz. Im Strafvollzug ist es nach Auffassung des Bischofs von Mainz, Dr. Karl Lehmann, notwendig, den fast unvermeidlich gegebenen Zielkonflikt zwischen Gewährleistung der Sicherheit und Resozialisierung zu entschärfen. Bei einem Vortrag anlässlich des "Tags des Strafvollzugs in Rheinland-Pfalz" erklärte Lehmann beim Forum Strafvollzug, zu dem Justizminister Herbert Mertin eingeladen hatte, am Dienstag, 5. Dezember, in Mainz, der schlimmste Feind der Reform im Strafvollzug sei mangelnder Realitätssinn und fehlende Nüchternheit. Man dürfe nicht übersehen, dass es auch die sichere Verwahrung in der Justizvollzugsanstalt geben muss. Es sei nicht immer leicht, diese Erkenntnis mit der Aufgabe zusammen zu bringen, den Gefangenen wieder in die Freiheit zu entlassen.

In seinem Vortrag "Von der Begleitung des Gefangenen in eine neue Freiheit. Der Versuch eines Ausgleichs zwischen Sicherheit und Resozialisierung" stellte Lehmann fest, der Strafvollzug habe auf jeden Fall den Sinn, dem verurteilten Straftäter nach Verbüßung der Strafe eine Chance zur Integration zu geben. Freiheitseinschränkungen, gerade wenn sie zum Schutz anderer notwendig seien, sollten nach seinen Worten immer auch die Besserung und die Chance auf ein späteres Leben in Freiheit im Auge behalten.

Eine solche Einstellung, räumte der Bischof ein, sei bei vielen Bediensteten des Strafvollzugs nur schwer zu realisieren. Denn sie seien täglich mit vielen Erfahrungen des Misslingens und des Scheiterns konfrontiert. Sie müssten jedoch so ausgebildet und durch Fortbildung und Weiterbildung unterstützt werden, dass sie trotz menschlicher Enttäuschungen solchen Frustrationen gewachsen seien. Sie brauchten in einem hohen Maß die Möglichkeit der Beratung und auch der Supervision, forderte der Bischof. Nachdrücklich unterstrich er, dass die Vollzugsbeamten auch Anerkennung für den schwierigen und wichtigen Dienst brauchten, den sie für die Gesellschaft leisten.

Mit dieser Feststellung griff Bischof Lehmann das Kernanliegen des Tags des Strafvollzuges auf. Es geht darum, die Bedeutung des Strafvollzugs für die Gesellschaft in der Öffentlichkeit sichtbar zu machen. Viele seien erstaunt, erklärte Mertin, wenn sie sehen, welche Arbeit an straffällig gewordenen Menschen hinter den Mauern der Justizvollzugsanstalten geleistet wird. Der Antrieb dazu sei nicht Milde gegenüber den Straftätern, sondern das Bemühen um Sicherheit der Gesellschaft vor weiteren Straftaten durch Menschen, die bereits gegen Gesetze verstoßen haben.

Nach den Angaben des Justizministers wendet Rheinland-Pfalz pro Jahr rund DM 170 Millionen für den Strafvollzug auf. Mit dem Geld unterhält das Land zurzeit elf Justizvollzugsanstalten mit insgesamt 3.500 Haftplätzen. Die Gefangenen werden von 1825 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Landes betreut, unter ihnen ca. 1500 Uniformierte im Vollzugsdienst. Der Justizminister bedauerte es, dass der frühere Anwärterzuschlag für Auszubildende im Strafvollzug weggefallen ist. Deshalb sei es nicht leicht, immer eine ausreichende Zahl von qualifizierten Anwärtern zu finden. Da die Vollzugsanstalten ständig überbelegt seien, habe das Land umfangreiche Neubau- und Erweiterungsmaßnahmen in die Wege geleitet. Die Jugendstrafanstalten in Wittlich und Schifferstadt sollen erweitert und die JVA Diez ebenfalls um 60 Plätze vergrößert werden. In Rohrbach bei Wöllstein solle der Neubau der Justizvollzugsanstalt im Jahre 2002 fertiggestellt sein. Die bisherigen Haftanstalten in Mainz und Kaiserslautern werden dann aufgelöst.

Mertin wandte sich dagegen, den Strafvollzug in der Perspektive spektakulärer Ausbrüche von Häftlingen zu sehen. Solche Vorkommnisse verstellten vielfach den Blick auf die in den Vollzugsanstalten wirklich geleistete Arbeit. Bischof Lehmann erklärte dazu in seinem Vortrag, es sei offenkundig, dass sich die Öffentlichkeit, nicht zuletzt durch die Medien, im Verständnis von Strafe und Strafvollzug neu orientieren müsse. Die Forderungen an den Strafvollzug schwankten zwischen den Extremen von mehr Härte und stärkerer Liberalisierung. Mit diesem Spannungsfeld befasste sich auch die anschließende Podiumsdiskussion mit Praktikern des Strafvollzugs. Sie stellten sich der Frage: "Was tun mit Strafgefangenen? Nur wegsperren oder resozialisieren?" Der Leitende Oberstaatsanwalt, Dr. Horst Hund, Bad Kreuznach, stellte fest, aus Sicht der Staatsanwaltschaft als Vollstreckungsbehörde vollziehe sich eine negative Auslese. In den Haftanstalten landeten meistens Menschen mit massiven Schäden. Man müsse sehen, dass nur wenige Prozent der Straftäter überhaupt in Haft kommen.

Der Leiter der JVA Diez, Dr. Dieter Bandell, kritisierte ein zu großes Sicherheitsdenken in allen Lebensbereichen. Es müsse vorbeugend auf die Zeit nach der Haftentlassung hingearbeitet werden. Dafür setzte sich nachdrücklich auch der Geschäftsführer des Berufsfortbildungswerkes des DGB (bfw), Volker Schuler, Saarbrücken, ein. Es gebe durch die Haftanstalten genügend Angebote für jeden Gefangenen, der motiviert sei, einen Beruf zu erlernen. Für sie seien die Chancen nach der Entlassung, einen Arbeitsplatz zu finden, relativ gut. Schuler unterstrich, dass für die Mehrheit der Gefangenen der Beruf der beste Weg zur Resozialisierung sei. Über die Möglichkeiten der Behandlung über den Regelvollzug hinaus, informierte die Leiterin der Sozialtherapeutischen Anstalt in Ludwigshafen, Dipl. Psych. Dr. Ingrid Michelitsch-Träger. Sie hob hervor, wie wichtig es sei, Gefangene an ein sinnvolles Freizeitverhalten heranzuführen. Der frühere Präsident des 1. FC Kaiserslautern, Norbert Thinnes, erläuterte als ehrenamtlicher Vollzugshelfer, wie Strafentlassene in ein Leben in Freiheit erfolgreich begleitet werden können.

Dr. Michael Bock, Professor für Kriminologie, Strafrecht und Strafvollzug an der Mainzer Universität erklärte, der Strafvollzug könne nicht Reparaturbetrieb einer verfehlten Ausländer- und Sozialpolitik sein. Das Wegschließen der Gefangenen helfe nur für eine gewisse Zeit. Deshalb verstärke das Wegschließen die Gefährdung der Gesellschaft. Der Strafvollzug sei jedoch unverzichtbar, weil er alternative Strafen wie z.B. Geldstrafen oder Täter-Opfer-Ausgleich ermögliche. Im Strafvollzug zeige sich, was eine Gesellschaft von der Menschenwürde hält, betonte er. Justizminister Mertin schloss das von Rechtsanwalt Stefan Spreter, SWR-Mainz, geleitete Podium mit dem Dank an alle ehrenamtlichen Helfer, die unschätzbare und unbezahlbare Hilfe im Strafvollzug leisteten.

Vor dem Forum Strafvollzug im Festsaal der Industrie- und Handelskammer Mainz, hatten Minister Mertin und Bischof Lehmann die JVA Mainz besucht und mit den Vollzugsbeamten über ihre Probleme gesprochen und sich anschließend Fragen von Journalisten gestellt. Lehmann, der vom Diözesanreferenten für die Gefängnisseelsorge, Hans Jürgen Dörr, begleitet wurde, würdigte die seit Jahrzehnten gegebene vertrauensvolle Zusammenarbeit der Kirchen mit dem Land in der Seelsorge an den Justizvollzugsanstalten. Er betrachte die JVA als wichtigen Ort der Präsenz der Kirche, betonte er und erinnerte an das Wort Jesu: "Ich war im Gefängnis und ihr habt mich nicht besucht."

Sk (MBN)

 

Im Namen St. Urbans:  3449 Flaschen Wein für ältere Menschen gespendet 

Ehrendomkapitular Eberhardt nahm St. Urbanspende für das Bistum Mainz entgegen 

Hallgarten/Rheingau. Anlässlich des diesjährigen Erntedankfestes haben die Rheingauer Winzer ihre traditionelle St. Urbanspende dem Bistum Mainz übergeben. Der Vorsitzende des Diözesan-Caritasverbandes, Ehrendomkapitular Msgr. Hans-Jürgen Eberhardt, nahm die Weinspende im Rahmen eines ökumenischen Gottesdienstes in der Basilika des ehemaligen Klosters Eberbach am Sonntagnachmittag, 3. Dezember, entgegen. Der Präsident des Rheingauer Weinbauverbandes, Richard Nägler, überreichte ihm die St. Urbanspende in Form einer Urkunde.

Die Winzer haben damit 3449 Flaschen Rheingauer Wein für alte und kranke Bürger als Zeichen des Dankes für die eingebrachte Ernte zur Verfügung gestellt. Sie sind für Altenwohn- und -pflegeheime im Bistum Mainz bestimmt. Der ökumenische Gottesdienst wurde von den Pfarrern Bernd Wienzierz und Klaus Schmitt geleitet. Musikalisch wurde er vom evangelischen Posaunenchor Bornig und dem Männergesangverein Freundesbund Erbach gestaltet.

Eberhardt, Dezernent für Caritas- und Sozialarbeit im Bistum Mainz, betonte in seinem Dankeswort, der schöne Brauch, in guten Zeiten alten und bedürftigen Menschen etwas aus der Fülle der Gaben der Natur und der menschlichen Arbeit zukommen zu lassen, sei ein für sich sprechendes Zeichen Rheingauer Kultur. Er verwies darauf, dass das Leben und Arbeiten der Menschen im Weinbau der Region auf wertvolle Weise auch mit religiösen Traditionen verbunden ist. "Denn aus der jahrhundertelangen Erfahrung von leidvollen Missernten, aber auch in der Dankbarkeit fruchtbarer Jahre wissen wir, dass trotz des mühsamen Einsatzes und aller guten Handwerkskunst der Lohn der Arbeit nicht allein in unseren Händen liegt", erklärte der Vorsitzende des Diözesan-Caritasverbandes.

Deshalb gebe es in der Landwirtschaft seit vielen Generationen ein hohes Maß an Solidarität und Zusammenstehen in schweren Zeiten. Das Bistum Mainz, zu dem der Rheingau bis zum Jahr 1821 gehörte, und das sich heute in den Grenzen des ehemaligen Großherzogtums Hessen erstreckt, freue sich ganz besonders, in diesem Jahr die St. Urbanspende in Empfang nehmen zu können, unterstrich Eberhardt. Sie kommen den Bewohnerinnen und Bewohnern der in der Trägerschaft des Mainzer Diözesan-Caritasverbandes und seiner korporativen Mitglieder stehenden 20 Altenwohn- und Altenpflegeheime zugute. "Von den Winzern lernen wir, dass den Wein nicht unbedingt die Menge, sondern die Qualität und der rechte Umgang mit ihm ausmacht", stellte Eberhardt fest. Auch deshalb sei er an einer guten Kultur des Weines interessiert, die den Menschen mit seinen Sorgen nicht am Rande stehen lässt, sondern ihn einlädt mitzufeiern, sich auszutauschen und in einem guten Geist verbunden zu sein.

Das Erntedankfest der Rheingauer Winzer fand in diesem Jahr zum 21. Mal im Kloster Eberbach statt. Seit 1960 danken die Winzer in einem ökumenischen Gottesdienst ihrem Schutzpatron, dem heiligen Urban, für die Ernte. Jedes Jahr kommt die St. Urbanspende einem sozialen Zweck zugute. An den Gottesdienst in der Eberbacher Kloster-Basilika schloss sich eine weltliche Feier im Laiendormitorium des ehemaligen Klosters an. Im Rahmen der Feier hielt die Leiterin des Gutenberg-Museums Mainz, Dr. Eva Hanebutt-Benz, einen Festvortrag zum Thema "Gutenberg und der Wein".

Sk (MBN)

 

Dom:Turbulente Stille rings um die Domorgel 

Für Domorganist Albert Schönberger bedeuten die Weihnachtstage viel Stress 

Mainz. Weihnachten, die "Stille Zeit"? Der mächtige Vollbart von Albert Schönberger hebt sich zu einem amüsierten Lächeln. Nein, das große Fest und das nahe Jahresende lassen dem Mainzer Domorganisten kaum Raum zu Besinnung und Ruhe: die vielen Gottesdienste musikalisch vorbereiten, Proben, Konzerte, Vespern. Während der Festtage kommt Schönberger kaum vom Orgelspieltisch im Dom weg. Seine Familie sieht er dann eigentlich nur zum Essen.

Wenn die eigentliche Weihnachtszeit beginnt, hat Schönberger zudem schon zahllose Adventsfeiern und Orgelabende absolviert. "Alles zusammen geht schon an die Leistungsgrenzen. Es ist Stress", überlegt der Domorganist. Positiver Stress allerdings, weil an Weihnachten viele Menschen in den Dom strömen, die sonst nicht kommen. "Selbst bei Kirchenfernen kommt da die religiöse Seele durch", ist Schönberger überzeugt und schwärmt: "Diese Gemeinschaft, diese Stimmung – das macht an". Und es inspiriert ihn. Ganz eigene Klangbilder entstehen in seinem Kopf und fließen direkt in die flinken Finger. Da wird spontan ein stimmungsvolles Glockenspiel in die Musikstücke eingebaut oder mit dem Zimbelstern improvisiert. "Diese Orgelfunktionen wurden schon im Barock verwendet und zu Weihnachten nutze ich sie auch." Am Heiligen Abend steht das Weihnachtsevangelium im Mittelpunkt. Feierlich-Ernstes kommt dann über die 113 Orgelregister. Den Krippenbesuch der Gläubigen nach dem Gottesdienst untermalt Schönberger wiederum mit ganz vertrauten Klängen. Hier wollen die Menschen Bekanntes hören.

Festlich und schlicht, modern und traditionell, prachtvoll und andächtig: Zwischen den verschiedenen Erwartungen der Besuchermassen muss Schönberger eine Balance finden. "Traditionen aktualisieren" nennt er diesen Mittelweg. "Wir wollen im Gottesdienst ja alle integrieren." Absolutes Muss in jedem Jahr: "Die Leute wollen mitsingen". Und zwar die "Evergreens". "Es ist ein Ros entsprungen" und "Stille Nacht, heilige Nacht" gehören zum festen Repertoire, obwohl die Heile-Welt-Sehnsucht in "Stille Nacht" liturgisch allerdings umstritten sei, erklärt der Kirchenmusiker. "Das Lied wird deshalb oft erst am Ende des Gottesdienstes gesungen."

Auch für den Orgelkünstler, der seit 1981 die Pfeifen im Dom "dirigiert", zählen die beiden Lieder zu seinen persönlichen Favoriten. "Sie vermitteln vor allem das Geheimnisvolle und Nicht-Fassbare der Weihnachtsgeschichte", beschreibt der Kirchenmusiker seine Empfindungen. Die Melodien erinnern ihn auch an die romantischen alpenländischen Weihnachtsfeiern in seiner Kindheit. Schnee, hohe Tannen und der weite Weg zur Kirche in der Kälte und Dunkelheit gehen dem Domorganisten da durch den Kopf. Bayern eben. Dorthin zieht es ihn meist nach den turbulenten Festtagen in Mainz. Ab dem Dreikönigstag kann Schönberger endlich durchatmen und in seiner Heimat nahe Passau die Verwandten besuchen. Wenn für andere der Alltag wiederkehrt, beginnt für den Herrscher der 8000 Orgelpfeifen seine persönliche Stille Zeit.

Neue Schönberger-CD "Ein Haus voll Glorie schauet" erschienen 

Die neue CD von Domorganist Albert Schönberger, "Ein Haus voll Glorie schauet", ist soeben erschienen. Er spielt darauf Werke von Johann Sebastian Bach, Charles-Marie Widor, Leon Boëllmann, Joseph Gabriel Rheinberger, Nicolas Jacques Lemmens und freie Improvisationen. Die CD (organo phone 90116) ist im Info-laden des Bistums Mainz, in der Dominformation "Nr. 10- Kirche am Markt" und im Fachhandel erhältlich. Preis: 29,90 DM.

Bns

 

Moderne Engel: Von der Kunst in die Werbung 

Vorgrimler: Engel verdeutlichen die Botschaft Gottes – Ausstellung von Heinz Soell 

Mainz. Der Dogmatiker Prof. Dr. Herbert Vorgrimler, Münster, hat sich kritisch zum derzeitigen "Engelsboom" in der Gesellschaft geäußert. In einem theologischen Vortrag zum Thema "Nachdenken über Engel. Was kann man wissen – Was soll man glauben?" verwies Vorgrimler am Samstag, 2. Dezember, in Mainz darauf, dass viele Menschen das Thema Engel hochinteressant finden, auch wenn sie sich gar nicht kirchlich gebunden fühlen. Wenn man Meinungsumfragen traue, dann glaubten in Deutschland mehr Menschen an die Existenz von Engeln als an die Existenz Gottes, merkte er vorsichtig an. Einen Schlüssel zum Verständnis liefere z.B. "jene Literatur, die auf der einen Seite an die heutige Esoterik, auf der anderen Seite an die christliche Spiritualität grenzt und die man mit einem kurzen Wort als Lebenshilfe bezeichnen könnte".

Geradezu inflationär ist das Vorkommen der Engel in Bildern oder Metaphern. Von den Engeln in der Kunst führe der Weg über die Putten des Barock in "gerader Linie" zu den Engeln in der heutigen Werbung. In allen möglichen und unmöglichen Zusammenhängen seien zum Beispiel die beiden Engelchen vom unteren Rand des Bildes der Sixtinischen Madonna Raffaels zu finden, kritisierte Vorgrimler. Metaphorisch würden "Engel" auch für den Umweltschutz oder die Straßenwacht verwendet.

Diesem fast beliebigen Gebrauch oder Missbrauch des Begriffs Engel stellte der prominente Schüler Karl Rahners das Engelbild der Bibel entgegen. Er legte dar, dass in allen Vorstellungen der nichtjüdischen und nichtchristlichen Umwelt des alten Orients die Geister zu den Göttern gehörten. In der Bibel dagegen gibt es nur einen einzigen Gott. Engel gehören prinzipiell zu den Geschöpfen und sind in ihrem Dasein völlig vom Willen Gottes abhängig. Nachdrücklich stellte Vorgrimler klar, dass Engel nicht Gegenstand des Glaubens und der Verehrung sind. "Es gehört nicht zu den Heilswahrheiten, dass die Engel existieren. Sie sind nirgendwo Thema einer eigentlichen Offenbarung Gottes. Sie sind nicht zu unserem Heil und zu unserem ewigen Leben notwendig", stellte Vorgrimler klar. Vielmehr seien sie von der Bibel eingesetzt als Illustrationen, um Gottes Wahrheiten deutlich hervor zu heben.

"Man kann nicht an Engel glauben. Man kann sie wahrnehmen oder auch nicht", betonte Vorgrimler. Der Dienst der Engel bedeute, alle Aufmerksamkeit auf Gott und seinen heiligen Willen zu lenken. Der Weg des christlichen Glaubens bestehe darin, es ernst zu nehmen, dass Gott sich um jeden einzelnen Menschen kümmert und ihn liebevoll, notfalls auch mahnend anzureden versucht. In diesem Sinne könnten auch Menschen für andere Menschen Boten Gottes, also Engel sein.

Der Theologe Dr. Stephan Dückers, Brüggen/Aachen, knüpfte ebenfalls an die gesellschaftliche Bedeutung der Engel außerhalb der Kirchen an. Dazu zitierte er ein Wort des Religionsphilosophen Romano Guardini aus dem Jahre 1938. Damals hatte Guardini beklagt, dass die Engel in ihrer Gestalt immer menschenhafter würden. An die Stelle des Glaubens trete die Legende oder gar ein von niemandem mehr ernst genommenes Märchen. Das Bild der Engel werde sentimental und spielerisch. Die Engel verlören für das christliche Leben alle Bedeutung. Ähnliches gelte, erklärte Dückers, für das unvermindert anhaltende heutige Interesse an den Engeln. Die Engelliteratur sei nicht in der Theologie, sondern mehr in "Esoterik/New Age" zu finden. Guardini scheine also mit seiner Skepsis recht behalten zu haben.

Im Kontrast hierzu stehe die Sicht der Engel wie sie der Theologe Erik Peterson (1890-1960) in seinem Buch über die Engel dargestellt hat. Peterson, der 1930 zur katholischen Kirche konvertierte, habe einseitig einen Aspekt bei seiner Beschäftigung mit den Engeln in den Vordergrund gestellt: Es sei Aufgabe der Engel, die Transzendenz Gottes, seine Erhabenheit zu wahren. Für ihn haben sie eine archetypische und exemplarische Bedeutung für Sein und Wesen der mystischen Erkenntnis. Für Peterson war gemäß der Tradition der frühen Kirche die irdische Liturgie mit der himmlischen verbunden: Sie ist Teilnahme am Lobpreis der Engel, und gleichzeitig nehmen die Engel an den Gottesdiensten der Kirche teil. "Ihr Gesang, ihr ´Heilig, Heilig, Heilig` wird im Kult der Kirche niemals fehlen."

Die Engel bezeugen die Erhabenheit des Weltenherrschers, unterstrich Dückers und stellte fest: "Damit sind sie alles andere als kitschige Goldengelchen, wozu die Weihnachtsindustrie sie entstellt und entehrt hat." Sie stehen vor Gott, aber sie sind nicht Ziel religiöser Verehrung, die allein Gott gilt. In diesen Punkten sei Petersons Liturgie noch genauso aktuell wie zu seiner Zeit. Am Abend eröffnete Dückers in der Pfarrkirche St. Bernhard in Mainz-Bretzenheim eine dreiteilige Predigtreihe zum Thema "Die Engel verkünden die Menschwerdung Gottes". Die nächsten Termine sind der 2. Dezember (Dr. Barbara Nichtweiß) und der 16. Dezember (Bischöflicher Kaplan Pfarrer Udo Bentz), Beginn jeweils 18.00 Uhr.

Integraler Bestandteil des Studientags war eine Ausstellung von Engelsdarstellungen des 1918 in Mainz geborenen Bensheimer Malers Heinz Soell, die Barbara Nichtweiß ausgerichtet hatte. Dazu leitete ein Lichtbildervortrag von Dr. Felicitas Janson, Mainz, über. Sie erläuterte frühchristliche und mittelalterliche Engelsdarstellungen.

Heinz Soell führte selbst in die Ausstellung ein. Seine meist in Mischtechnik gestalteten Bilder verdeutlichen, dass die Engel den Menschen wichtige Botschaften mitzuteilen haben. Sie haben keine vollständigen Gesichter und oft nur ein Auge. Hier beginnt nach dem Verständnis Soells, der keiner Kunstrichtung und keiner speziellen Maltechnik verpflichtet ist, die Aufgabe des Betrachters, das Bild in seinem Innern zu vollenden, sich die von den Engeln vermittelte Botschaft Gottes zu eigen zu machen. Sie sind Engel "der Hoffnung", "der Gelassenheit", "der Treue", "der Erwartung", "des Lebens" und nicht zuletzt "der Freude"." Zweimal nimmt ein "Engel des Mondes" Gestalt an. Für Soell ist der Mond Symbol der Ordnung, der Regelmäßigkeit, der Verlässlichkeit. Deshalb ist das Mond-Symbol auf vielen seiner Engelsbilder zu sehen.

Soells Bilder sind von formaler Strenge, aber intensiver Farbigkeit gekennzeichnet. Sie sind nicht gefällig im Sinn landläufiger Schönheit. Aber dennoch ziehen sie den Betrachter in ihren Bann, scheinen die Tiefenschichten der Seele anzurühren. Der Künstler macht keine Zugeständnisse an den Zeitgeschmack. Aber seine Bilder kommen beim Publikum an, was u.a. auch daran sichtbar wird, dass viele seiner Bilder rasch verkauft sind. So musste er für die Ausstellung im Laufe der letzten Monate einige Bilder nachmalen. Andere sind nur noch in großformatigen Fotoreproduktionen von Dr. Barbara Nichtweiß in der Ausstellung zu bewundern.

Hinweis: Die Ausstellung "Engel" von Heinz Soell ist noch bis einschließlich Freitag, 15. Dezember, im Erbacher Hof in Mainz (Foyer zum Ketteler-Saal) zu sehen. Täglich von 9.00 bis 18.00 Uhr (sonntags von 9.00 bis 13.00 Uhr) geöffnet. Der Eintritt ist frei.

Kartenmotive von Heinz Soell zu Weihnachten und zum ganzen Jahr gibt es hier.

Sk (MBN)

 

Letztes Domkonzert dieses Jahres mit Werken von J.S. Bach 

Erste CD des Mädchenchores am Dom – "Gutenberg"- Oratorium von Loewe auf CD 

Mainz. Am dritten Adventssonntag, 17. Dezember, findet im Dom St. Martin in Mainz das letzte Mainzer Domkonzert dieses Jahres statt. Ausführende sind der Mainzer Domchor und das Mainzer Domorchester unter Leitung von Domkapellmeister Mathias Breitschaft. Als Solisten treten auf Miyuko Matsumoto (Sopran), Alexandra Giesler (Alt), Fred Hoffmann (Tenor) und Markus Lemke (Bass). Wie Breitschaft zu dem Konzert erklärt, soll es in erster Linie eine "Verneigung vor dem großen Verkündiger Johann Sebastian Bach sein, der es wie kein zweiter versteht, theologische Inhalte transparent zu machen und seinem Leitsatz ‚Soli Deo Gloria‘ (Gott allein die Ehre) triumphalen Glanz zu verleihen".

Breitschaft weist zugleich auf zwei CD-Neuerscheinungen der Musica Sacra am Hohen Dom zu Mainz hin, die in der Geschäftsstelle der Musica Sacra in Mainz, Leichhof 26, erhältlich sind:

  • Das "Gutenberg"-Oratorium von Carl Loewe als Konzertmitschnitt vom 18. Juni 2000.
  • "Praise to the Lord" Chorporträt und erste CD-Veröffentlichung des Mädchenchores am Dom und St. Quintin Mainz.

Hinweis: Mainzer Domchor, Leichhof 26 in 55116 Mainz, Telefon: 06131/253 371, Fax: 06131/253 370.

Sk (MBN)

 

Gospelworkshop: Glaubens- und Lebensfreude musikalisch ausgedrückt 

Zweiter Mainzer Gospelworkshop des Instituts für Kirchenmusik war ein Riesenerfolg 

Mainz. Der zweite "Mainzer Gospelworkshop" des vom Bistum getragenen Instituts für Kirchenmusik war nicht nur von der Teilnehmerzahl sondern auch vom Programm her ein Riesenerfolg. Wie die Organisatoren Susanne und Wolfgang Schnörr berichteten, sollte die Teilnehmerzahl ursprünglich auf 130 begrenzt werden. Als aber Wochen vor dem Workshop bereits über 200 Anmeldungen vorlagen, wurde das Konzept geändert und der Chor in zwei Gruppen geteilt. Eine Gruppe arbeitete in der Maria Ward-Schule, eine zweite im Jugendhaus Don Bosco.

Ein erster öffentlicher Höhepunkt des Workshops (24.-26.11.) war die Gospelmesse am Samstagabend in der Liebfrauenkirche in der Mainzer Neustadt mit Dekanatsjugendseelsorger Pfarrer Stefan Schäfer und dem Pfarrer von Liebfrauen, Gregor Nagel. Zweiter Höhepunkt war das Abschlusskonzert am Sonntagnachmittag. In der ebenfalls gut besuchten Kirche St. Petrus Canisius in Mainz-Gonsenheim boten die Sängerinnen und Sänger das Programm dar, das sie in den drei Tagen in vielen Proben erarbeitet hatten. Glanzpunkte des Konzertes waren die Darbietungen der Gospelsingerin Inez Haynes und von Kirklin Hall, Leiter der Black Gospel Singers, beide aus North Carolina-USA. Sie strahlten so viel Lebensfreude und Glaubensfreude aus, berichtete eine Teilnehmerin, dass deutlich wurde, was es heißt, "good news", die "frohe Botschaft" Jesu zu verkünden. Ihnen gelang es auch, das Publikum zu begeistern und zum Mitmachen zu bewegen. Es wurden u.a. die Gospels "Poor man Lazarus", "This little light of mine", "Halleluja, salvation an glory" und "Total praise" gesungen. Regionalkantor Thomas Gabriel, Seligenstadt, begeisterte wie im vergangenen Jahr durch seine Probenarbeit und sein virtuoses Klavierspiel. Zu den Dozenten, die den Teilnehmern/innen Inhalte und Wesen der Gospelmusik nahe brachten gehörte auch Prof. Dr. Hubert Minkenberg, Professor für Musikpädagogik an der Fachhochschule Düsseldorf. der mit den Teilnehmenden Rhythmusübungen absolvierte und anspruchsvolle Chorwerke einstudierte.

Sch/Sk (MBN)

 

Außenansicht von Christentum und Kirche zwischen Buchdeckeln 

Ott, Ruh und Raffelt stellten Bücher von "Gottsuchern und Lebensdeutern" vor 

Mainz. Die Außenansicht von Christentum und Kirche von originellen Querdenkern gab dem diesjährigen Bücherabend der Akademie des Bistums, Mainz Erbacher Hof, mit Neuerscheinungen aus Theologie und Philosophie seine besondere Würze. Der Mainzer Religionspädagoge Prof. Dr. Rudi Ott, der Chefredakteur der Monatsschrift "Herder-Korrespondenz", Dr. Ulrich Ruh, Freiburg, und der Stellvertretende Leiter der Freiburger Universitätsbibliothek, Prof. Dr. Albert Raffelt, stellten am Donnerstag, 28. November, unter dem Titel "Gottsucher und Lebensdeuter" Neuerscheinungen vor.

Ohne sich untereinander abzusprechen, hatten Ott und Ruh das Buch des Psychoanalytikers Lavoj Zizek mit dem Titel "Das fragile Absolute. Warum es sich lohnt, das christliche Erbe zu verteidigen", in ihre Auswahl aufgenommen. Ott betonte, Zizek betrachte die Bedeutung des Christentums hinsichtlich seiner verändernden Kraft. In der radikalen Redlichkeit, mit der er die politische Realität analysiere, vermag Zizek nach den Worten Otts "die Logik zu entdecken, die das Christentum in seinen geistigen Ursprüngen zu einer Zukunftsperspektive macht, die man nicht aufgeben sollte". Das Christentum bedeute für den Autor keine neue Moral, sondern es durchbreche die Alltagslogik, um, aufgezeigt am Kreuzestod Jesu, die "neue Schöpfung" entstehen zu lassen. Ott zitierte aus dem Buch die Gegenüberstellung von Papst Johannes Paul II. und dem Dalai-Lama. "Der Dalai-Lama vermittelt uns einen vagen, angenehmen Spiritualismus, ohne irgendwelche spezifischen Verpflichtungen. Jeder, selbst der dekadenteste Hollywood-Star, kann sich ihm anschließen und zugleich seinen ausschweifenden, promisken Lebensstil fortsetzen. Im Gegensatz hierzu erinnert der Papst daran, dass eine richtige ethische Einstellung ihren Preis hat."

Ott stellte auch zwei Bücher zur Spannung zwischen Theologie und Naturwissenschaft vor. Aus Andreas Benks "Moderne Physik und Theologie" und dem Dialogbuch des Physikers Arnold Benz und des Theologen Samuel Vollenweider "Würfelt Gott? Ein außerirdisches Gespräch zwischen Physik und Theologie" zieht Ott den Schluss: "Erst eine philosophisch gedeutete Physik lässt einen fruchtbaren Dialog zu. Denn es gehe nicht um die Verknüpfung von Einsichten, sondern um die jeweiligen Wirklichkeitsvorstellungen. Weitere Bücher aus anderen Bereichen, die ebenfalls Außensichten des Christentums vermitteln und zu unterschiedlichen Dialogen anregen, sind die von Ott vorgestellten Werke von Angelika Walser "Schuld und Schuldbewältigung in der Wendeliteratur. Ein Dialogversuch zwischen Theologie und Literatur" und Hans Kesslers Theodizeefrage nach dem Übel in der Welt "Leben durch Zerstörung? Über das Leid in der Schöpfung. Ein Gespräch der Wissenschaften" und "Gott und das Leid seiner Schöpfung. Nachdenkliches zur Theodizeefrage". In Kesslers Büchern wird deutlich, wie Ott hervorhob, dass Philosophie und Theologie die vermeintliche Exaktheit der Naturwissenschaften nicht ersetzt werden können, "weil menschliches Leben nicht in naturgesetzlichen Abläufen aufgeht, Wissenschaft aber prinzipiell zur Frage nach Sinn nichts beitragen kann".

Ulrich Ruh nannte seine Buchauswahl "Umstrittenes Christentum". Für ihn war dabei die wichtigste Frage die nach dem "unterscheidend Christlichen". Neben dem Buch von Jan Ross über Papst Johannes Paul II. "Drama und Geheimnis" und Kardinal Joseph Ratzingers "Gott und die Welt: Glaube und Leben in unserer Zeit" stellte er neben Zizek zwei weitere unkonventionelle Verteidiger des Christentums vor: Peter Strasser mit seinem Buch "Der Weg nach draußen. Skeptisches, metaphysisches und religiöses Denken" und als Klassiker geistreicher Apologetik Gilbert Keith Chestertons "Orthodoxie. Eine Handreichung für die Ungläubigen". In der selben Reihe des Eichborn-Verlags "Die andere Bibliothek" war zuletzt auch Chestertons "Ketzer"-Buch erschienen. Der Grazer Philosoph Strasser, erklärte Ruh, kämpfe gegen Grundströmungen, gegen die sich auch das Christentum wende. Er setzt sich dafür ein, dass das methaphysische ragen nicht aus dem modernen Bewusstsein verschwindet und so auch das religiöse Denken weiter in die Krise gerät. Unkonventionelle Zugänge zum Christentum eröffnen auch die autobiographischen Werke von Gerhard Kaiser, Freiburg, "Rede, dass ich dich sehe. Ein Germanist als Zeitzeuge" und das "Alphabet meines Lebens" von Albert vonSchirnding, München.

Albert Raffelt stellte ebenfalls verschiedene Bücher der Auseinandersetzung um den christlichen Glauben vor. Unter anderem das Buch des Münsteraner Fundamentaltheologen Jürgen Werbick "Den Glauben beantworten" und das neueste Buch des Mainzer Bischofs Karl Lehmann mit dem Titel "Es ist Zeit, an Gott zu denken. Ein Gespräch mit Jürgen Hoeren". Darüber hinaus zeigte er auf, wie hilfreich Lexika für die theologisch-philosophische Arbeit sind, wenn sie ausreichend Qualität bieten. Dazu stellte er als besonders positiv Herbert Vorgrimmlers Neuauflage seines "Neuen theologischen Wörterbuchs" vor. Schließlich betonte er, wie wichtig es ist, über alle Sekundärliteratur hinaus immer wieder auch zu den Quellen des geistigen Lebens zurück zu gehen. Dazu führte er beispielhaft das Psalmen-Buch von Erich Zenger im ökumenisch konzipierten Bibel-Kommentar des Herderverlags an. Darüber hinaus verwies er auf die "Die geistliche Lehre" des Kirchenvaters Dorotheus von Gaza aus dem fünften Jahrhundert.

Sk (MBN)

 

Demokratische Schulkultur: "Pflicht tun – und noch etwas mehr" 

Teilnehmer des Symposions für demokratische Schulkultur plädierten für mehr Gemeinsinn 

Mainz. Für mehr Gemeinsinn in der Gesellschaft haben die Teilnehmer eines Symposions "Menschenrechte leben - Menschenpflichten annehmen" plädiert, darunter der frühere Box-Weltmeister im Halbschwergewicht, Henry Maske, und der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Karl Lehmann. Zum Auftakt des am Samstag, 2. Dezember, vom rheinland-pfälzischen Bildungsministerium in der Johannes Gutenberg-Universität Mainz veranstalteten Symposions betonte Ministerpräsident Kurt Beck (SPD), alle müssten sich vornehmen, ihre Pflicht zu tun "und noch etwas mehr".

Der Hauptreferent des Symposions, "Zeit"-Mitherausgeber Theo Sommer, sagte, es komme darauf an, zwischen dem Imperativ der Freiheit und dem der Verantwortlichkeit des Einzelnen ein Gleichgewicht zu halten. Ex-Box-Champion Maske, Begründer und Vorsitzender eines nach ihm benannten Fonds zu Gunsten von Projekten für benachteiligte Jugendliche, warnte vor einer vorschnellen Kriminalisierung Jugendlicher. Niemand werde kriminell geboren. Er rief die Erwachsenen auf, Vertrauen in junge Leute zu setzen. Bischof Lehmann äußerte, er verstehe sehr gut, dass junge Leute Rechte einforderten. Dass man jetzt sehe, dass man seine individuelle Potenz auch sozial einbringen müsse, sei gut. Es gebe da aber auch schon seit langem viel Vorbildliches.

Weitere Teilnehmer an der Podiumsdiskussion waren der rheinland-pfälzische Bildungsminister Prof. Dr. Jürgen Zöllner, der brandenburgische Minister für Bildung, Jugend und Sport (beide SPD), sowie die Vorsitzende des Landeselternbeirats, Dr. Irmtraud Heym. Die Veranstaltung in Mainz sollte "Anregungen für eine demokratische Schulkultur in allen Schulstufen" geben, wie das Bildungsministerium erklärte. Die Schulen waren im Vorfeld aufgerufen, Projekte auszuarbeiten, wie die Schulgemeinschaft solidarischer gestaltet werden könnte.

Pdg/Bns (MBN)