In der aktuellen Ausgabe mit einer Kunstinstallation vor dem Willigis-Portal des Mainzer Domes, der Eröffnung des Heiligen Jahres durch Bischof Kohlgraf, dem Friedenslicht aus Bethlehem im Bischöflichen Ordinariat, der Kollekte zum Afrikatag 2025 (12.1.), der Sternsingeraktion, der Ernennung von Tonke Dennebaum zum Professor und der Dokumentation der Predigten von Bischof Kohlgraf zur Christmette, dem ersten Weihnachtsfeiertag, der Eröffnung des Heiligen Jahres und zur Jahresschluss-Feier.
Heilig Jahr-Kerze und Kunstinstallation von Madeleine Dietz vor dem Willigis-Portal
Mainz. Mit einem festlichen Pontifikalamt am Sonntag, 29. Dezember, im Mainzer Dom hat der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf das Heilige Jahr 2025 für das Bistum Mainz eröffnet. „Das Heilige Jahr soll unseren Blick schärfen für das, was wir tun können. Und das darf nicht nur alle ,Jubeljahreʼ einmal Wirklichkeit werden, sondern christlicher Stil“, sagte Bischof Kohlgraf. Am Fest der heiligen Familie wird in allen Kathedralen der Weltkirche das Heilige Jahr eröffnet. Die offizielle Eröffnung des Heiligen Jahres durch Papst Franziskus erfolgte bereits am 24. Dezember mit der Öffnung der Heiligen Pforte in der Heiligen Nacht im Petersdom. Das Heilige Jahr 2025 steht unter dem Leitwort „Pilger der Hoffnung“.
Pilgern sei „eine zeitgemäße und beliebte Form der Suche nach einem Geistlichen Leben“, sagte Bischof Kohlgraf. Er erinnerte unter anderem an den kürzlich eröffneten Martinusweg sowie an den Bonifatius-Pilgerweg, der auch durch das Bistum Mainz führt. Am 31. August findet außerdem eine Familienwallfahrt des Bistums Mainz zum Jakobsberg bei Ockenheim statt.
Wörtlich sagte Bischof Kohlgraf: „Man muss sich nicht nach Rom aufmachen, um sich als Pilgerin oder Pilger in dieser Welt zu verstehen. Der Papst selbst macht auf Kennzeichen des Pilgerns aufmerksam: Pilger oder Pilgerin wird man durch das Suchen nach Stille und die Konzentration auf das Wesentliche. Auch Anstrengung gehört dazu. Wer pilgert, rechnet mit dem Unerwarteten, er braucht Gemeinschaft und wird damit rechnen müssen, Hilfe anderer Mitpilgernder in Anspruch zu nehmen. Das Heilige Jahr lädt uns also ein zu Stille und Gebet. Wir sind aufgerufen, unsere Beziehung zu Gott zu überdenken und neue Wege zu gehen – die Bibel nennt dies ,Umkehrʼ. Wir sind eingeladen, Gemeinschaft neu zu gestalten, das Miteinander und nicht das Gegeneinander zu leben, denn dann könnten wir den Weg nicht gehen.“
Das Heilige Jahr sei darüber hinaus auch mit der Aufforderung verbunden, die christliche Hoffnung im eigenen persönlichen Umfeld in die Welt zu tragen, betonte Kohlgraf: „Der Papst erinnert an die Jugend, die Senioren, die Einsamen, die Migranten, die Kranken und alle Menschen am Rande der Gesellschaft, die wir Arme nennen. Wir haben so viele Möglichkeiten, ihnen Hoffnung zu geben.“
Bischof Kohlgraf segnete zu Beginn des Gottesdienstes vor den Stufen des Altares die eigens angefertigte Heilig-Jahr-Kerze und lud die Mitfeiernden anschließend zu einer Erinnerung an ihre eigene Taufe (Tauferneuerung) ein. Daran schloss sich eine Lichterprozession durch den Kreuzgang des Domes an, die in die feierliche Bischofsmesse im Dom mündete. Bischof Kohlgraf feierte den Gottesdienst in Konzelebration mit dem Domkapitel. Die musikalische Gestaltung lag bei der Domkantorei St. Martin und den Dombläsern unter Leitung von Domkapellmeister Karsten Storck sowie Domorganist Daniel Beckmann.
Am Ende des Gottesdienstes wurde die Heilig Jahr-Kerze an ihren dauerhaften Standort vor dem 1.000 Jahre alten Willigis-Portal übertragen. Dort ist eine Installation der Künstlerin Madeleine Dietz aufgebaut, die eine zerstörte Mauer zeigt und die von Krieg und Zerfall geprägten Orte auf der Welt andeutet. Gleichzeitig spielt sie auf den „unbehausten Gott“ an, für den an Weihnachten kein Platz in der Herberge war.
Heiliges Jahr
Die Idee der Heiligen Jahre geht auf Papst Bonifaz VIII. zurück, der für das Jahr 1300 ein besonderes, zunächst nur für die Römer gedachtes Pilgerjahr ausrief. In der Einberufungsbulle, die den Beginn auf den 22. Februar 1300 datiert, sind allerdings noch nicht die Begriffe „Heiliges Jahr“ bzw. „Jubeljahr“ verwendet worden. Der Rhythmus der Heiligen Jahre war von Beginn an Schwankungen unterworfen. Bonifaz VIII. legte ihn auf alle 100 Jahre fest, schon bald folgten Änderungen auf einen Abstand von 50 und 33 Jahren. Papst Paul II. legte 1470 endgültig den Rhythmus auf 25 Jahre fest.
Grundlegende Elemente der Heiligen Jahre sind die Wallfahrt nach Rom und das Durchschreiten der Heiligen Pforten in den vier Patriarchalbasiliken (Petersdom, Santa Maria Maggiore, Sankt Paul vor den Mauern und Lateran). In der Via della Conciliazione 7 in Rom ist bereits ein Pilgerzentrum eingerichtet worden, in dem sich Interessierte über das Heilige Jahr informieren können.
Hinweise:
Nachricht voraus am 29.12.24 tob (MBN)
Pontifikalamt mit Bischof Peter Kohlgraf / Kunstinstallation vor dem Willigis-Portal
Mainz. Mit einem festlichen Pontifikalamt am Sonntag, 29. Dezember, um 10.00 Uhr im Mainzer Dom wird Bischof Peter Kohlgraf das Heilige Jahr 2025 für das Bistum Mainz eröffnen. An diesem Termin, dem Fest der heiligen Familie, wird in allen Kathedralen der Weltkirche das Heilige Jahr eröffnet. Die offizielle Eröffnung des Heiligen Jahres durch Papst Franziskus erfolgt bereits am 24. Dezember mit der Öffnung der Heiligen Pforte in der Heiligen Nacht im Petersdom. Das Heilige Jahr 2025 steht unter dem Leitwort „Pilger der Hoffnung“.
Im Mainzer Dom wird Bischof Kohlgraf zu Beginn des Gottesdienstes vor den Stufen des Altares die eigens angefertigte Heilig-Jahr-Kerze segnen und die Mitfeiernden zu einer Erinnerung an ihre eigene Taufe (Tauferneuerung) einladen. Daran schließt sich eine Lichterprozession durch den Kreuzgang des Domes an, die in die feierliche Bischofsmesse im Dom mündet. Bischof Kohlgraf feiert den Gottesdienst in Konzelebration mit dem Domkapitel. Die musikalische Gestaltung liegt bei der Domkantorei St. Martin und den Dombläsern unter Leitung von Domkapellmeister Karsten Storck sowie Domorganist Daniel Beckmann.
Am Ende des Gottesdienstes wird die Heilig-Jahr-Kerze an ihren dauerhaften Standort vor dem 1.000 Jahre alten Willigis-Portal übertragen. Dort ist eine Installation der Künstlerin Madeleine Dietz aufgebaut, die eine zerstörte Mauer zeigt und die von Krieg und Zerfall geprägten Orte auf der Welt andeutet. Gleichzeitig spielt sie auf den „unbehausten Gott“ an, für den an Weihnachten kein Platz in der Herberge war.
Heiliges Jahr
Die Idee der Heiligen Jahre geht auf Papst Bonifaz VIII. zurück, der für das Jahr 1300 ein besonderes, zunächst nur für die Römer gedachtes Pilgerjahr ausrief. In der Einberufungsbulle, die den Beginn auf den 22. Februar 1300 datiert, sind allerdings noch nicht die Begriffe „Heiliges Jahr“ bzw. „Jubeljahr“ verwendet worden. Der Rhythmus der Heiligen Jahre war von Beginn an Schwankungen unterworfen. Bonifaz VIII. legte ihn auf alle 100 Jahre fest, schon bald folgten Änderungen auf einen Abstand von 50 und 33 Jahren. Papst Paul II. legte 1470 endgültig den Rhythmus auf 25 Jahre fest.
Grundlegende Elemente der Heiligen Jahre sind die Wallfahrt nach Rom und das Durchschreiten der Heiligen Pforten in den vier Patriarchalbasiliken (Petersdom, Santa Maria Maggiore, Sankt Paul vor den Mauern und Lateran). In der Via della Conciliazione 7 in Rom ist bereits ein Pilgerzentrum eingerichtet worden, in dem sich Interessierte über das Heilige Jahr informieren können.
Hinweise:
Nachricht voraus am 19.12.24 tob/SDBK (MBN)
Pfadfinderinnen und Pfadfinder brachten Friedenssymbol zur Bistumsleitung
Mainz. Pfadfinderinnen und Pfadfinder aus dem Bistum haben das Friedenslicht aus Bethlehem am Montag, 16. Dezember, ins Bischöfliche Ordinariat Mainz gebracht. Generalvikar Dr. Sebastian Lang und die Bevollmächtigte des Generalvikars, Ordinariatsdirektorin Stephanie Rieth, würdigten das Engagement der Pfadfinderinnen und Pfadfindern und dankten ihnen für ihren Einsatz um den Frieden. Begleitet wurde die Gruppe unter anderem von DPSG-Diözesankurat Johannes Blüm. Das Motto der Aktion lautet in diesem Jahr: „Vielfalt leben, Zukunft gestalten“. Im Anschluss an den Besuch bei im Ordinariat brachte die Gruppe das Friedenslicht zum rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Alexander Schweitzer in der Mainzer Staatskanzlei.
Am dritten Adventssonntag hatte der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf mit Pfadfinderinnen und Pfadfindern aus dem Bistum Mainz die Aussendungsfeier des Friedenslichtes im Mainzer Dom gefeiert. Das Friedenslicht wird seit 1986 verteilt. Seit 1994 tragen auch die deutschen Pfadfinderverbände im Advent das Licht aus der Geburtsgrotte in Bethlehem als Zeichen des Friedens in Gemeinden, Familien und zu Prominenten. Getragen wird die Aktion Friedenslicht unter anderem von der DPSG, der PSG und dem BDKJ.
Hinweis: Weitere Informationen: www.friedenslicht.de und unter www.dpsg-mainz.de
Foto unter www.bistummainz.de/presse tob (MBN)
Missio-Kollekte auch im Bistum Mainz
Mainz. „Damit sie das Leben haben!“ (Joh 10, 10) – unter diesem Leitspruch aus dem Johannesevangelium bittet missio Aachen im Januar um Spenden für die Kirche in Afrika. Im Mittelpunkt des Afrikatags 2025 stehen mutige Ordensfrauen in Tansania. Am Sonntag, 12. Januar 2025, sammelt missio Spenden in allen katholischen Gottesdiensten im Bistum Mainz.
Im Mittelpunkt der diesjährigen Aktion zum Afrikatag stehen die Schwestern Unserer Lieben Frau vom Kilimandscharo. Die Ordensfrauen arbeiten im ländlichen Norden Tansanias an der Grenze zu Kenia. Politisch stabil und wirtschaftlich auf Wachstumskurs gehört Tansania nach wie vor zu den ärmsten Ländern der Welt. Die Ordensfrauen setzen auf Hilfe zur Selbsthilfe und haben dafür das Tumaini Center aufgebaut. In dem Sozialzentrum stehen sie Hilfesuchenden mit Rat und Tat zur Seite, sie schulen Freiwillige und stärken so ein Netzwerk, das sich gegenseitig unterstützt. „Tumaini heißt auf Suaheli Hoffnung. Und das sind wir: ein Ort, wo Menschen Hoffnung bekommen“, erklärt Schwester Adelbera, erfahrene Projektleiterin und großes Vorbild für die jungen Novizinnen im Orden.
Stichwort: Afrikatag
Der Afrikatag wurde 1891 von Papst Leo XIII. eingeführt und ist die älteste gesamtkirchliche Kollekte der Welt. Sie wurde ins Leben gerufen, um Spenden für den Kampf gegen die Sklaverei zu sammeln. Heute steht die Afrikakollekte für Hilfe zur Selbsthilfe. Die Einnahmen ermöglichen es, vor Ort Frauen und Männer auszubilden, die den Menschen als Ordensfrauen und Priester zur Seite stehen. Der Afrikatag wird traditionell rund um den 6. Januar gefeiert, der Tag der Erscheinung des Herrn. In vielen Ländern weltweit wird der Afrikatag bis heute als Epiphaniekollekte gehalten. Dort, wo heute kein Feiertag (mehr) ist, wird jeweils ein Sonntag im Umfeld jährlich festgelegt - diesmal für Mainz der 12. Januar 2025.
Hinweis: Weitere Informationen unter www.missio-hilft.de
Foto unter www.bistummainz.de/presse
Nachricht voraus am 7.1.25 PM (MBN)
Sternsinger aus dem Bistum Mainz zu Gast in Kanzleramt und Staatskanzleien
Aachen. „Erhebt Eure Stimme! Sternsingen für Kinderrechte“ heißt das Leitwort der kommenden Aktion Dreikönigssingen, bei der die Sternsinger deutlich machen werden, wie wichtig die Kinderrechte für Mädchen und Jungen in aller Welt sind. Rund um den Jahreswechsel machen sich Kinder und Jugendliche königlich verkleidet auf den Weg zu den Menschen, um Spenden für benachteiligte Kinder weltweit zu sammeln und den Segen an die Haus- und Wohnungstüren zu schreiben. Sternsinger*innen aus dem Bistum Mainz werden das Kanzleramt in Berlin besuchen, die Staatskanzleien in Hessen und Rheinland-Pfalz, und den hessischen Landtag. Rund 1.500 Sternsingerinnen und Sternsinger werden zur bundesweiten Eröffnung der Aktion am Samstag, 28. Dezember, in Paderborn erwartet. Dort wird Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz mit ihnen die Heilige Messe feiern.
Sternsinger aus Herbstein vertreten das Bistum Mainz in der Hauptstadt
Vier Kinder aus der katholischen Pfarrgemeinde St. Jakobus in Herbstein vertreten Anfang Januar das Bistum Mainz beim Sternsinger-Empfang im Bundeskanzleramt in Berlin. Die Mädchen und Jungen aus Herbstein hatten sich im Vorfeld der 67. Aktion Dreikönigssingen für die Teilnahme beworben und bei der Ziehung der Gewinner das nötige Losglück. Am Dienstag, 7. Januar, um 14.00 Uhr wird eine Sternsinger-Gruppe aus der Pfarrei St. Wendelinus in Mainhausen, Zellhausen, von Landtagspräsidentin Astrid Wallmann im Hessischen Landtag empfangen. Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Alexander Schweitzer wird am Mittwoch, 8. Januar, um 15.00 Uhr eine Sternsinger-Gruppe aus St. Martin Mainz-Finthen in Kooperation mit der evangelischen Gemeinde in Mainz-Finthen in der Staatskanzlei in Mainz empfangen. In der hessischen Staatskanzlei in Wiesbaden werden am Montag, 20. Januar, um 11.00 Uhr Sternsingerinnen und Sternsinger aus dem Pastoralraum Bensheim-Zwingenberg von Ministerpräsident Boris Rhein empfangen.
Oberhessischer Sternsingertag
Der Oberhessische Sternsingertag wird am Samstag, 28. Dezember, von 10.00 Uhr bis 15.00 Uhr in der katholischen Kirche St. Martin in Pohlheim stattfinden. Zu dem Tag mit Workshops und einem Gottesdienst um 13.30 Uhr wird der Mainzer Generalvikar Dr. Sebastian Lang erwartet, sowie Pfarrer Daniel Kretsch, Diözesanjugendseelsorger und Diözesanpräses des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), und Anna Mersch, Referentin für Religiöse Bildung im Bischöflichen Jugendamt Mainz. Nach einem warmen Mittagessen und dem Gottesdienst haben die Teilnehmenden die Möglichkeit, gemeinsam Sternsingerlieder zu singen und die Materialien (wie die Kreide) segnen zu lassen. Für weitere Informationen und Rückfragen zu diesem Tag bitte eine E-Mail an kjb-oberhessen@bistum-mainz.de.
Rund 1,36 Milliarden Euro seit dem Aktionsstart 1959
Seit dem Start der Aktion 1959 kamen beim Dreikönigssingen insgesamt rund 1,36 Milliarden Euro zusammen, mit denen Projekte für benachteiligte und Not leidende Kinder in Afrika, Lateinamerika, Asien, Ozeanien und Osteuropa gefördert wurden. Mit den Mitteln aus der Solidaritätsaktion von Kindern für Kinder werden Projekte in den Bereichen Bildung, Ernährung, Gesundheit, Kinderschutz, Nothilfe, pastorale Aufgaben und soziale Integration unterstützt. Bundesweite Träger sind das Kindermissionswerk ‚Die Sternsinger‘ und der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ).
Hinweis: Weitere Informationen unter www.sternsinger.de, Ansprechpartnerin im Bistum Mainz: Anna Mersch, E-Mail: sternsinger@bistum-mainz.de
Foto unter www.bistummainz.de/pressestelle
Nachricht voraus am 18.12.24 hoff (MBN)
Universitätsspräsident Georg Krausch überreichte Ernennungsurkunde
Mainz. Auf Antrag der Katholisch-Theologischen Fakultät hat der Senat der Johannes Gutenberg-Universität der Verleihung des Titels „außerplanmäßiger Professor“ an Privatdozent Dr. Tonke Dennebaum zugestimmt. Die Ernennung erfolgte am Mittwoch, 18. Dezember, mit der Überreichung der Urkunde durch den Präsidenten der Johannes Gutenberg-Universität, Universitätsprofessor Dr. Georg Krausch. Fakultätsdekan Professor Dr. Konrad Huber gratulierte Dennebaum im Namen der Katholisch-Theologischen Fakultät.
Tonke Dennebaum wurde am 7. August 1974 in Mainz geboren. Nach dem Theologiestudium in Mainz, Münster und Rom war er bis 2004 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Seminar für Fundamentaltheologie und Religionswissenschaften im Fachbereich Katholische Theologie an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz tätig. Er wurde am 9. Juli 2005 von Kardinal Lehmann zum Priester geweiht. Ebenfalls im Juli 2005 legte er an der Universität Mainz seine theologische Doktorarbeit „Kein Raum mehr für Gott? Wissenschaftlicher Naturalismus und christlicher Schöpfungsglaube“ vor. Die Promotion wurde mit dem Preis der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ausgezeichnet. Seine erste Kaplansstelle trat Dennebaum in Langen St. Albertus Magnus und Liebfrauen an. Ab November 2006 war er zusätzlich Dekanatsjugendseelsorger im Dekanat Dreieich. Im August 2008 wurde er Geistlicher Leiter der Katholischen Jungen Gemeinde (KJG) im Bistum Mainz und mit halber Stelle zur Habilitation freigestellt. Von 2009 bis 2011 war er Bischöflicher Sekretär von Kardinal Karl Lehmann.
Anschließend schloss er an der Universität Mainz bei Professor Dr. Alexander Loichinger seine Habilitation über Edith Stein ab. Die Arbeit trägt den Titel „Freiheit, Glaube, Gemeinschaft. Theologische Leitlinien der Christlichen Philosophie Edith Steins“. Während der Habilitation war er an der Mainzer Fakultät als Lehrbeauftragter tätig und außerdem in die Seelsorge der Pfarrgruppe Zaybachtal in Mainz eingebunden. Zum 1. Oktober 2017 wurde Dennebaum Regens des Mainzer Priesterseminars und Leiter des Pastoral- und Ausbildungsseminars des Bistums Mainz. Das Priesterseminar ist als Haus der kirchlichen Berufe das zentrale Ausbildungshaus des Bistums Mainz. Von April 2023 bis März 2024 hatte Dennebaum an der RWTH Aachen University die Vertretung für die Professur für Systematische Theologie übernommen. Am 1. September 2023 wurde er Leiter des Kommissariats der Bischöfe im Lande Hessen. Das Kommissariat der Katholischen Bischöfe im Lande Hessen vertritt die Belange der hessischen Diözesen bei der Landesregierung, dem Landtag und den politischen Parteien sowie bei den gesellschaftlichen Gruppen und Verbänden auf Landesebene. Darüber hinaus ist Dennebaum Vizepräsident der Edith Stein-Gesellschaft Deutschland und Mitglied des Kuratoriums der Edith Stein-Stiftung in Köln.
Foto unter www.bistummainz.de/presse
tob (MBN)
Predigt von Bischof Peter Kohlgraf in der Jahresschluss-Feier im Mainzer Dom
Mainz. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat am Dienstag, 31. Dezember, die Predigt in der Jahresschlussmesse im Mainzer Dom gehalten. Im Folgenden dokumentieren wir den Wortlaut seiner Predigt:
„Lobpreiset all zu dieser Zeit, wo Sonn‘ und Jahr sich wendet“, heißt es in einem Lied zum Jahreswechsel (GL 258). Wie in manchen Texten und Liedern, die wir auch heute Abend beten und singen, wird ausgedrückt, dass Zeit mehr ist als das Ticken der Uhr, oder das Zählen der Tage.
Zeit empfinden wir in manchen Augenblicken als gefüllte Zeit, die uns zum Nachdenken anregt, zu Veränderungen, zur Dankbarkeit, zum Rückblick und zur Vorausschau. Wir haben den Jahresrückblick gehört, und vielleicht haben Sie auch persönliche Rückschau gehalten, nachgedacht über persönliche Erlebnisse, Veränderungen, Chancen und verpasste Gelegenheiten, schöne Erfahrungen sowie Themen für die Zukunft. Gerade der Jahreswechsel ist mehr als eine rein kalendarische Veränderung. Wort des Jahres 2022 war der Begriff „Zeitenwende“. Bundeskanzler Olaf Scholz gebrauchte ihn nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine. Er sagte in seiner Rede am 24. Februar 2022: „Der 24. Februar 2022 markiert eine Zeitenwende in der Geschichte unseres Kontinents. (…) Wir erleben eine Zeitenwende. Und das bedeutet: Die Welt danach ist nicht mehr dieselbe wir die Welt davor.“
Daraus ergaben sich für die Bundesregierung fünf konkrete Aufträge: Die Unterstützung der Ukraine, das Bemühen, Putin vom Kriegskurs abzubringen, zu verhindern, dass der Krieg auf andere Länder Europas übergreift, die Sicherstellung der eigenen Verteidigungsfähigkeit sowie eine Zäsur in der Außenpolitik. Konkret wurden 100 Milliarden Euro zugesagt für das Erreichen dieser Ziele. Zeitenwende kann man hier beschreiben als das Ende einer vermeintlich friedlichen Ära, der Beginn einer neuen Zeit, in der man aus Verteidigungsgründen hochrüstet, weil die früheren Ideen einer gerechten Welt- und Friedensordnung nicht mehr tragen, bzw. sich als Illusion herausgestellt haben.
Die Zeitenwende beinhaltet im Wesentlichen, Menschen wieder kriegs- und verteidigungsfähig zu machen. Diese Debatten haben uns gesellschaftlich bewegt, und sie werden uns mit ihren Konsequenzen weiterbewegen. Ich bestreite nicht, dass es Aufgabe einer Regierung ist, hier nach ihrer Übernahme von Verantwortung zu fragen. Heute Abend will ich thematisieren, dass die Regierung einen eigentlich theologisch-christlich-biblischen Begriff besetzt, der inhaltlich völlig anders gefüllt ist.
Jenseits der konkreten politischen Fragen werden wir in ein neues Jahr gehen, 2025 nach Christi Geburt. Seine Geburt ist die eigentliche Zeitenwende. Hat das eigentlich noch eine Bedeutung für uns als zunehmend säkulare Gesellschaft, dass wir unsere Jahre „nach Christus“ zählen? Es ändert ja nichts, einfach das „nach Christus“ auszuwechseln durch „nach unserer Zeitrechnung.“ Zwar wird der Bezug auf die christliche Religion vermieden, aber spätestens nach einer Nachfrage muss jemand erklären, was oder wer denn die Zeitrechnung verändert hat.
Die Geburt Christi bringt eine neue Zeit, ein neues Verständnis der Zeit, in der wir leben. Im Neuen Testament ist die neue Zeit nach Christus eine Zeit des Heils, in der Gott uns Menschen eine neue Freundschaft anbietet, in der wir leben dürfen. In manchen neutestamentlichen Schriften wird dieser Gedanke vertieft. Besonders markant im Galaterbrief (4,4f.): „Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau und dem Gesetz unterstellt, damit er die freikaufe, die unter dem Gesetz stehen, und damit wir die Sohnschaft (Gotteskindschaft, P.K.) erlangen.“
In der Fülle der Zeit wird Gott in seinem Sohn Mensch, damit wir in eine neue Beziehung zu Gott als seine Kinder eintreten können. Die eigentliche Zeitenwende ist das Angebot des Friedens, das Gott den Menschen macht, Frieden mit ihm und Frieden untereinander. Es ist tragisch aktuell, wenn der Epheserbrief die Zeitenwende als Grundlage für den Frieden zwischen dem Judentum und den Andersglaubenden nennt. Wir sind derzeit anscheinend weit von diesem Ideal entfernt.
Zwei Konzepte von Zeitenwende stoßen derzeit aufeinander, die Frage ist, wer die Deutungshoheit über diesen Begriff haben soll. Zumindest bekommen wir alle den Auftrag mit, dass wir uns nicht damit abfinden, dass am Ende die Waffen und der Unfriede, die Spaltung und der Krieg die Zeitenwende markieren, sondern dass die Zeitenwende in der Geburt Jesu, dem Friedensfürsten, bereits da ist, und es in unserem Auftrag ist, sie zu gestalten und zu leben.
Es scheint mir wichtig zu sein, auf die religiöse Dimension politischer Sprache aufmerksam zu machen. Zeit ist biblisch mehr als das Ticken der Uhr, das Zählen von Tagen, Stunden und Minuten. Die Bibel nennt Zeit immer wieder einen „Kairos“, das heißt einen Zeitpunkt, dessen Chance nicht verpasst werden darf. Zeit ist immer auch der Anspruch, zu erkennen, was jetzt getan werden muss, und es kann sein, dass eine bestimmte Chance nicht wiederkommt. Im Evangelium ist von den Zeichen der Zeit die Rede, die es zu erkennen gilt. Wenn wir sie erkennen, drängen sie zum Handeln.
Die Missbrauchsfälle haben zum Handeln gezwungen und sind weiter Thema, sie müssen uns zwingen zu einer neuen Kultur in der Kirche. Der sogenannte synodale Weg in Deutschland, der sich den systemischen Ursachen stellt, geht weiter. Die Suche nach synodalen Formen in der Kirche ist ein Zeichen der Zeit. Die Weltsynode hat uns entsprechende Hausaufgaben gestellt, die uns zeigen, dass wir nicht über deutsche Themen reden. Die Frage von Kirchenbindung, Weitergabe des Glaubens und die Zukunft von Kirche und unseren Gemeinden beschäftigen uns und mich.
Es kann auch geschehen, dass ein Kairos verpasst wird; das kann heute auch den Kirchen passieren. Die Kirchen haben in einer Welt, in der Bindungsbereitschaft nachlässt, den Wert der Gemeinschaft zu leben, so dass andere glauben können. Einsamkeit scheint mir ein Zeichen der Zeit zu sein, auf das wir als Kirchen reagieren müssen. Wir nehmen die neue Versuchung des Nationalismus wahr, nachdem wir in Europa jahrelang nach Einheit gesucht haben und sie auch leben konnten. Leider sind auch die Kriege ein Zeichen der Zeit. Und jede und jeder hat in seinem Leben derartige Punkte eines Kairos, die es zu erkennen und dann zu handeln gilt. Immer ruft Gott auch zur Umkehr, zu einem neuen Denken, im eigenen Leben, in Kirche und Gesellschaft. Wir werden weiter nach guten Wegen in die Zukunft suchen, die kein „Weiter-So“ ausdrücken dürfen.
Zeit ist mehr als das Ticken der Uhr. Es geht darum, das Reich Gottes nach der Zeitenwende der Menschwerdung Jesu zu leben, es geht darum, den Kairos, den rechten Zeitpunkt zum Handeln und zur Umkehr zu erkennen. Ich bin dankbar für die Zeitenwende, die uns eine Perspektive und eine Vision zum Frieden vorlegt, die sich nicht mit der Kriegsfähigkeit abfindet. Ich bin dankbar für den Kairos dieser Tage, der uns die Chance gibt, zu gestalten und in die Zukunft zu gehen. Dazu möge uns Gott segnen, an diesem Tag, der uns hinüberführt zu einem neuen Jahr, nach Christi Geburt.
(MBN)
Predigt von Bischof Peter Kohlgraf zur Eröffnung des Heiligen Jahres im Mainzer Dom
Mainz. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat am Sonntag, 29. Dezember, mit einem festlichen Gottesdienst das Heilige Jahr für das Bistum Mainz im Mainzer Dom eröffnet. Im Folgenden dokumentieren wir den Wortlaut seiner Predigt:
„Das geschieht nur alle Jubeljahre“ – viele derartige Sprichwörter sind der Heiligen Schrift entnommen. Das Buch Levitikus (25,10) fordert alle 50 Jahre ein besonderes Jahr, in dem aus Not verschuldetes Eigentum wiedergegeben wird und Schuldsklaven entlassen werden, also Menschen, die aus materieller Not in die Sklaverei gekommen sind.
Die katholische Kirche übernimmt diesen Auftrag ausdrücklich ab dem Jahr 1300, das als „Jubeljahr“ gefeiert wurde. Ich könnte hier viel über die alttestamentlichen Grundlagen sagen, aber notwendig ist der soziale Gedanke. Eigentum zu besitzen ist immer mit sozialer Verantwortung verbunden, es dient nie allein dem eigenen Nutzen. Das „Jobeljahr“ – „Jubeljahr“ erinnert nicht nur daran, es lässt bei den Gläubigen diesen Gedanken konkret werden. Natürlich stand immer auch das Nachdenken über die Beziehung zu Gott und der daraus abgeleiteten Verantwortung des Menschen für den Nächsten und die Schöpfung hinter der geübten Praxis. Aus dem 50-Jahresabstand wurde im Laufe der Kirchengeschichte ein Abstand von 25 Jahren. So hat Papst Franziskus am Heiligen Abend 2024 mit der Öffnung der sogenannten Heiligen Pforte in Rom das Heilige Jahr 2025 symbolisch eröffnet.
Papst Franziskus stellt zwei Themen über dieses Jahr: das Pilgern und die Hoffnung. Er hat allen Diözesen der Weltkirche aufgetragen, diese Motive in diesem Jahr zu gestalten: wir sollen „Pilger der Hoffnung“ sein, vielleicht sogar erst zu solchen werden. In seiner Ankündigung zum Heiligen Jahr macht sich der Papst zunächst Gedanken über das Pilgern. Zunächst denkt er natürlich über die Pilgerinnen und Pilger nach, die demnächst nach Rom kommen werden. Darüber hinaus geht es aber um mehr. Pilgern ist nicht erst seit Hape Kerkelings Buch „Ich bin dann mal weg“ über seine Erfahrungen auf dem Jakobsweg eine zeitgemäße und beliebte Form der Suche nach einem Geistlichen Leben: „Das Pilgern ist in den vergangenen Jahren ein vielbeachtetes Phänomen – sei es in Büchern, die es bis auf die Bestsellerlisten schaffen, in Filmen, Ausstellungen oder einschlägigen wissenschaftlichen Studien. Das Interesse am Jakobspilgerweg ist weiterhin ungebrochen, die Pilgerzahlen gehen nach der Corona-Unterbrechung wieder deutlich nach oben, und die Pilger werden immer internationaler. Neben die alten treten neue Pilgerwege, die auch das Interesse von nichtkirchlichen Anbietern auf sich ziehen.“ So fasst es eine Arbeitshilfe der Deutschen Bischöfe aus dem Jahr 2024 zusammen. Vor Monaten haben wir zusammen mit der Diözese Rottenburg-Stuttgart den Martinusweg als Pilgerweg eröffnet, zudem gibt es in unserem Bistum den Bonifatius-Pilgerweg. Und weiter heißt es im Text der Bischöfe: „Dabei ist Sinn- und Identitätssuche eines der Motive, warum sich Menschen auf einen Pilgerweg begeben. „Wo stehe ich, und wo will ich hin?“, sind Fragen, die viele auf ihrem Pilgerweg begleiten.“[1]
Das Heilige Jahr unter dem Motiv des Pilgerns lädt ein, sich diesen Themen zu stellen. Man muss sich nicht nach Rom aufmachen, um sich als Pilgerin oder Pilger in dieser Welt zu verstehen. Der Papst selbst macht auf Kennzeichen des Pilgerns aufmerksam: Pilger oder Pilgerin wird man durch das Suchen nach Stille und die Konzentration auf das Wesentliche. Auch Anstrengung gehört dazu. Wer pilgert, rechnet mit dem Unerwarteten, er braucht Gemeinschaft und wird damit rechnen müssen, Hilfe anderer Mitpilgernder in Anspruch zu nehmen. Das Heilige Jahr lädt uns also ein zu Stille und Gebet. Wir sind aufgerufen, unsere Beziehung zu Gott zu überdenken und neue Wege zu gehen – die Bibel nennt dies „Umkehr“. Wir sind eingeladen, Gemeinschaft neu zu gestalten, das Miteinander und nicht das Gegeneinander zu leben, denn dann könnten wir den Weg nicht gehen.
Auf unserem Pastoralen Weg im Bistum sind wir derzeit viel mit Strukturfragen befasst, sie lassen sich nicht umgehen. Ich hoffe aber auf die Impulse des Heiligen Jahres, dass wir die Veränderungen in einer geistlichen Weise angehen. Die Frage nach dem, was für uns wesentlich ist, müssen wir gemeinsam bearbeiten, und zu Recht betont der Papst, dass derartige Pilgerthemen anstrengend sind. Ich wünsche mir für unsere gemeinsamen Pilgerwege das Vertrauen, dass wir begleitet sind, dass wir offen bleiben für Unerwartetes, dass wir Gemeinschaft fördern. Das gilt für alle Ebenen unseres Bistums wie auch für unsere Beziehung zur Weltkirche.
In den derzeitigen „Synodalen Prozessen“ lernen wir, dass gemeinsames Pilgern anstrengend ist, Zeit braucht, und dass Entscheidungen, die gemeinsam getroffen werden, neue Haltungen des Miteinanders erfordern und nicht Konkurrenz oder ein Gegeneinander, das auch in der Kirche oft stilbildend war und ist. Auf dem Weg brauchen wir einander, die Lebens- und Glaubenserfahrungen der anderen. Vor Jahren schon hat Papst Franziskus die Tatsache beschrieben, dass Menschen eher Sicherheit suchen als das gemeinsame Aufbrechen und Unterwegssein. Von Seiten der Heiligen Schrift und unserem kirchlichen Selbstverständnis bleibt uns der Aufbruch und die Pilgerschaft nicht erspart; dies jedoch unter dem Motiv der Hoffnung. Der Papst sieht den wohl wichtigsten Auftrag der Gläubigen, Hoffnung zu leben und weiterzugeben. Dazu gibt er uns einige Hinweise. Zunächst müssen wir selbst lernen, manche Hoffnungslosigkeit, Traurigkeit und Verzagtheit angesichts der Situation in der Welt und in der Kirche Gott anzuvertrauen. Mit Gott haben Menschen immer Zukunft, das ist der Grund unserer Hoffnung. Christinnen und Christen sollen Menschen sein, die sich nicht von Angst und Verzweiflung leiten lassen. Wenn Greta Thunberg vor Jahren ihre Motivation zur Rettung der Umwelt beschrieb mit: „Ich will, dass ihr Angst habt“, dann müsste ich als Christ dagegensetzen: „Ich will und kann etwas verändern, weil ich Hoffnung habe“. Ich glaube, etwas bewirken zu können, weil ich die Schöpfung und die Menschen liebe, nicht aus Angst und Verzweiflung. Ich empfinde den Ansatz der Hoffnung als wesentlich zielführender als den Aspekt der Angst oder der Panik angesichts der Weltentwicklung. Papst Franziskus spricht von einer „begeisterten Lebenseinstellung“ der Glaubenden. Sie wollen Leben weitergeben in der Vielzahl der Möglichkeiten.
Er erinnert an die sieben Werke der Barmherzigkeit, die Hoffnung in die Welt bringen. Zunächst an die leiblichen Werke: Hungrige speisen, Durstigen zu trinken geben, Fremde beherbergen, Nackte kleiden, Kranke pflegen, Gefangene besuchen, Tote bestatten; und an die geistlichen Werke: Unwissende lehren, Zweifelnde beraten, Trauernde trösten, Sünder zurechtweisen, Beleidigern verzeihen, Lästige geduldig ertragen, für Lebende und Verstorbene beten. Darin liegen so viele Möglichkeiten, auch im kleinen persönlichen Umfeld Hoffnung zu geben in einem Heiligen Jahr und darüber hinaus. Der Papst erinnert an die Jugend, die Senioren, die Einsamen, die Migranten, die Kranken und alle Menschen am Rande der Gesellschaft, die wir Arme nennen. Wir haben so viele Möglichkeiten, ihnen Hoffnung zu geben. Es gibt für den Papst zwei Motivationen, so zu leben. Die erste ist der Glaube an den lebensspendenden und menschenfreundlichen Gott, die zweite der Blick auf die Wirklichkeit, wie viele Menschen täglich dieses Gute leben oder es wenigstens versuchen. Er lädt ein zu einem positiven Blick auf das viele Gute in dieser Welt.
Für alle diese Gedanken steht symbolisch die offene Tür. Sie steht für Aufbruch und Wagemut, sie steht für das offene Herz anderen Menschen gegenüber. Das Heilige Jahr soll unseren Blick schärfen für das, was wir tun können. Und das darf nicht nur alle „Jubeljahre“ einmal Wirklichkeit werden, sondern christlicher Stil.
Immer wieder ist auch vom Ablass die Rede, für viele ein schwieriger Gedanke. Ich will es für mich kurz so verstehen: Das Tun des Guten ist eine Antwort auf meinen Glauben an den barmherzigen Gott. Er will das Leben, nicht den Tod. Ich verdiene mein ewiges Leben nicht durch gute Werke, aber ich will auf seine Liebe antworten durch das, was ich an Gutem tun darf und kann. Dann wird er auch nicht strafen, sondern mich und alle mir verbundenen Menschen mit offenen Armen empfangen. Zum Heiligen Jahr gehört so die Umkehr, die Neuorientierung.
Möge dieses Jahr neue Gemeinschaft ermöglichen, zwischen Gott und zwischen Menschen. Möge es Türen öffnen, einladen zum Aufbruch und zur Gastfreundschaft. Ein Heiliges Jahr ist dann ein gesegnetes Jahr. (MBN)
[1] Du zeigst mir den Weg ins Weite Zur Zukunft des Pilgerns und Wallfahrens (Arbeitshilfen 343) S.6f.
Predigt von Bischof Peter Kohlgraf am ersten Weihnachtsfeiertag im Mainzer Dom
Mainz. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat am ersten Weihnachtsfeiertag, 25. Dezember, den Weihnachtsgottesdienst im Mainzer Dom gefeiert. Im Folgenden dokumentieren wir den Wortlaut seiner Predigt:
„Weihnachten 2024 ist kein Fest der Fröhlichkeit“ – so hat es die Oberbürgermeisterin von Magdeburg auf den Punkt gebracht. Was in Magdeburg geschehen ist, hätte überall passieren können, auch in Mainz oder anderen Städten und Orten unseres Bistums. Heute können wir nicht Gottesdienst feiern, ohne das Leid der Menschen in unser Gebet mitzunehmen, der Menschen in Magdeburg, in der Ukraine, in Gaza und in vielen Orten dieser Erde. Die Gewaltbereitschaft von Menschen macht uns sprachlos, und auch ich spüre bei der Vorbereitung dieser Predigt ein großes Maß an Ohnmacht und Sprachlosigkeit.
Ich gebe aber zu, dass ich mich immer schwer damit getan habe, Weihnachten nur mit Fröhlichkeit in Verbindung zu bringen. Ich erinnere mich an meine Kaplanszeit in Euskirchen. Vor Weihnachten 1944 wurde die Stadt durch Bombenangriffe zerstört, auch die Herz-Jesu-Kirche, in der ich Kaplan sein durfte. Dabei kamen Menschen zu Tode, die gerade mit dem Aufbau der Krippe beschäftigt waren. Um ihrer zu gedenken, hatte der damalige Pfarrer 1994 ein großes Kreuz in die Krippe stellen lassen. Er wollte zeigen, dass die Menschwerdung Jesu nicht zu trennen ist von seiner Lebenshingabe am Kreuz. In beiden Ereignissen zeigt sich dieselbe Liebe zum Menschen, gerade auch zu den Leidenden, den Kleinen und Armen. Damals gab es in der Gemeinde heftige Proteste, ich erinnere mich noch mit einer gewissen Irritation an sie. Der Pfarrer hat damit die Weihnachtsfreude empfindlich gestört. Ist Weihnachten auch für unsere Gläubigen nicht mehr als ein gutes Gefühl und Seligkeit?
Auch Weihnachten kann keine einfache Antwort geben auf den Anschlag in Magdeburg, auf die Situation in der Ukraine oder im Heiligen Land. Aber Weihnachten und seine Botschaft muss doch in der Lage sein, mit den Fragen ins Gespräch zu gehen, die sich aus der aktuellen Situation ergeben. Das Johannesevangelium steht am 1. Weihnachtstag nicht für ein ausschließlich gutes Weihnachtsgefühl. Da ist vom Streit zwischen Licht und Finsternis die Rede, von der Ablehnung des Sohnes Gottes, davon, dass die Menschen ihn und seine Botschaft nicht annehmen. Und doch gibt Jesus, der Sohn Gottes seine Bemühungen nicht auf, Menschen für die Botschaft des Lichtes zu gewinnen, für das Leben gegen den Tod, für den Frieden gegen den Hass, für den Unglauben und die Hoffnungslosigkeit gegen den Glauben und das Vertrauen auf Gott, der in Christus das Gute anbietet. Im wohl ältesten christlichen Hymnus werden die Menschwerdung Jesu und seine Hingabe am Kreuz zusammengebracht, Paulus überliefert ihn im Brief an die Gemeinde in Philippi (Phil 2,5-11). Christus ist Mensch geworden, heißt es dort, er hat sich erniedrigt, er wollte nicht an seiner Macht festhalten. Sein Leben war das eines Menschen. Er lebte die Liebe und Gewaltlosigkeit bis zum Tod am Kreuz. Es gibt einen roten Faden von seiner Geburt bis zu seinem Tod. Er lebte ganz für die Menschen, für ihr Heil und ihren Segen.
Im heutigen Evangelium werden ähnliche Zugänge zur Menschwerdung Jesu angesprochen. Das Wort Gottes, so heißt es dort, leuchtete in der Finsternis, doch die Finsternis hat es nicht erfasst (Joh 1,5). Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf (Joh 1,11). Wenn ich derzeit diese Sätze höre, denke ich weniger an die Menschen unserer Zeit, die die Frage nach Gott nicht mehr stellen. Oft leben sie wie die Gläubigen Liebe und Respekt, fördern das Gemeinwohl, Gerechtigkeit und Frieden. Ich denke eher an die Menschen, die Hass säen, die im anderen nur den Feind sehen, die Gewalt als einzige Lösung gesellschaftlicher Probleme sehen, die andere ausgrenzen und Menschlichkeit zerstören. An Weihnachten geht es nicht nur um Fröhlichkeit, sondern um eine Positionierung. Stelle ich mich auf die Seite des Lichts, das mit Christus aufgestrahlt ist? Dann bin ich gefordert, auch im Alltag Schritte des Friedens, der Versöhnung und der Suche nach Barmherzigkeit und Gerechtigkeit zu gehen oder mich auf die Seite derer zu stellen, die andere Menschen verachten und ihrer Würde berauben - in Tat und Wort. Halte ich dann aus, dass sich an der Krippe bereits das Kreuz abzeichnet, die letzte Hingabe an diese Welt und an die Menschen auch und gerade in dem Dunkel dieser Welt? „Das Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein helles Licht“ – hieß es in der Lesung der Christmette (Jes 9,1). Weder die Propheten noch die Evangelien verbinden mit der Menschwerdung des Sohnes Gottes eine harmlose Gefühligkeit.
Wie gehen wir nun mit der aktuellen Situation dieser Welt um, mit der Ukraine, mit Gaza, mit Magdeburg und zahlreichen weiteren Beispielen. Einfache Antworten werden uns die Texte nicht geben. Das Böse in der Welt wird nicht gepudert und gezuckert. Es schadet aber nicht, wenn uns Weihnachten aus unseren alltäglichen Routinen im Reden oder Nachdenken über Gott herausreißt. Gott ist ja nicht einfach „lieb“. Er ist nicht harmlos. Auch die Welt ist nicht einfach nur gut, auch an Weihnachten nicht. Der Evangelist Johannes wusste dies sehr genau. Es bleibt ein Streit zwischen Gut und Böse, zwischen Licht und Dunkelheit. Wer diese Botschaft hört, muss sich täglich entscheiden. Glaube ist nicht einfach eine Quelle des Glücks und der Zufriedenheit, sondern eine Anfrage: Was willst du tun, wem willst du folgen, welche Lebenshaltung wird dich prägen? Ich erschrecke auch an Weihnachten über das Potential an Bösem, das in Menschen steckt. Ich will mich dadurch nicht lähmen lassen, ich will mich rufen lassen auf den Weg des Friedens und der Überwindung von Gewalt und von Hass. Heute können wir im Gottesdienst mancher Sprachlosigkeit eine Stimme geben. Ich glaube fest daran, dass Christus in alle Finsternis hinabsteigt und den Leidenden nahe ist. Er nimmt mich in die Pflicht, das zu ändern, was ich ändern kann, auch wenn es nur wenig ist. Am 29. Dezember werden wir hier im Dom um 10.00 Uhr das sogenannte Heilige Jahr eröffnen, das Papst Franziskus für die ganze Weltkirche ausgerufen hat. Pilgerinnen und Pilger der Hoffnung sollen wir sein. Hoffnung kann nicht bedeuten, die Probleme und Fragen klein zu reden. Aber in der Zuwendung zum anderen Perspektiven zu ermöglichen, nicht wegzuschauen, wo Menschen andere erniedrigen und verachten, wo Menschen Hilfe brauchen. Hoffnung bedeutet, jeden Tag bemüht zu sein, dem Licht mehr Raum zu geben als der Dunkelheit. Dann kann Christus auch in unserer Zeit Mensch werden, wenn er konkrete Aufnahme findet in denen, die ihm nachfolgen wollen. Wenn Glaube heute eine Bedeutung hat, dann darin, dass gläubige Menschen nicht resigniert die Hände in den Schoß legen, dass Wut und Verzweiflung nicht die Oberhand gewinnen, sondern dass Menschen dem Licht Raum geben und sich hineinnehmen lassen in die Hingabe Jesu, der zum Heil und zum Segen der Menschen gelebt hat. Weihnachten 2024 ist wohl kein Fest ausgelassener Fröhlichkeit, aber doch ein Fest der Hoffnung, des Miteinanders und des Friedens. Dazu mögen uns Krippe und Kreuz gleichermaßen ermutigen. Manche unserer Weihnachtslieder besingen gerade diesen ernsten Zusammenhang und Anspruch. „Ich lag in tiefster Todesnacht, du warst meine Sonne“ heißt es in einem Lied (GL 256,3). In einem anderen: „Dich will ich lieben sehr, in Freuden und in Schmerzen.“ (GL 239,3). Weihnachten könnte eine Art „Beziehungscheck“ sein, dass wir uns fragen, wo wir stehen, wenn er kommt und uns auf seinen Weg ruft. Wenn ich in diesen Tagen vor der Krippe stehe, will ich mich neu rufen lassen.
(MBN)
Predigt von Bischof Peter Kohlgraf in der Christmette im Mainzer Dom
Mainz. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat in der Christmette am Sonntag, 24. Dezember, im Mainzer Dom gepredigt. Im Folgenden dokumentieren wir den Wortlaut seiner Predigt.
In Bethlehem über der Krippe öffnet sich der Himmel, der ganze himmlische Hofstaat zeigt sich und singt vom Frieden. Derartige Szenen sind auch in der Bibel nur selten. Der Evangelist Lukas beschreibt die Einzigartigkeit dieser Geburt. Da wird nicht irgendein Kind geboren, sondern der Heiland, der Retter der Welt. Damit kann Kaiser Augustus nicht mithalten. Das Weihnachtsevangelium ist auch ein politisches Statement. Augustus ließ sich Gott nennen, Erlöser, Friedensstifter. Auch die Volkszählung war eine Machtdemonstration. Er war sich sicher, die Menschheit verwalten zu können. Unter diesem Kaiser, so sein Anspruch, sollte ein geradezu paradiesischer Friede Wirklichkeit werden. Dagegen steht nun diese völlig unspektakuläre Geburt des Kindes im Stall zu Bethlehem. Es muss sich keine Denkmäler setzen, es muss sich keine Tempel bauen lassen, es wird die Menschen nicht verwalten wollen. Zeichen der irdischen Macht werden ihm zu Lebzeiten immer unangemessen bleiben. Und doch künden die Engel davon, dass es der einzige Erlöser der Welt ist. Christus ist der Friedensstifter, ja der Friede selbst.
In einem Kommentar lese ich einen wichtigen Hinweis.[1] Die Wahrheit einer Geschichte wie unser Evangelium will nicht zuerst durch kluge Erklärungen wachgehalten werden, sondern durch Feiern, auch durch die Gottesdienste. Genau dies tun wir in dieser Nacht. Wir lassen uns von dieser Geschichte berühren, indem wir sie feiern. Viele Menschen sind hier in den Dom gekommen, und auch die anderen Kirchen unseres Bistums werden gut besucht sein. Manchmal wird beklagt, dass die Menschen nur zu Weihnachten kommen. Ich möchte ausdrücklich sagen: Egal, wie diese Menschen sonst zur Kirche und ihren Gottesdiensten stehen: Herzlich willkommen. Wenn wir Gottesdienst feiern, klammern wir gerade an Weihnachten die Not von Menschen nicht aus. Feiern heißt hier nicht oberflächliches Fröhlich-Sein. Im Feiern der Menschwerdung Gottes sind uns gerade die Menschen, die im Dunkel sind, sehr nahe: die Menschen im Krieg und heute Abend auch die Menschen in Magdeburg.
Dieses Kind will die Menschen nicht verwalten, sondern willkommen heißen, es will ihnen Frieden und Erlösung schenken. Und viele Menschen feiern auf ihre Art Weihnachten, auch wenn sie ausdrücklich die Frage nach Gott, nach Erlösung und der Bedeutung Christi als Sohn Gottes nicht stellen. Sie freuen sich über das immer auch religiös geprägte Brauchtum, sie schauen auf die vielen Krippen, sie hören die oft auch religiös geprägten Lieder und die geistliche Musik und sind damit Teil des Geschehens von Bethlehem. Egal, ob unsere Krippen oder ein Großteil der geistlichen Weihnachtsmusik, die Menschen werden dadurch an die Krippe geholt, diese Geburt wird Teil ihrer Gegenwart. Nicht wenige Menschen stellen bewusst die Frage nach Gott nicht mehr, und sie vermissen ihn nicht. Aber es ist möglich, Gott in manchen Fragen und dem Handeln der Menschen zu sehen, ohne sie kirchlich zu vereinnahmen. Weihnachten und die vielen Ausdrücke der Sehnsucht nach Frieden, Glück und Heil sind nicht nur in der Kirche präsent. In der Suche nach dem Guten, dem Schönen, nach Gerechtigkeit, Frieden, nach Ruhe und Orientierung sind glaubende und nichtglaubende Menschen in einem Boot.[2] Auch wenn die ausdrücklich Glaubenden in den Kirchen weniger werden, sie sollten sich immer als Zeitgenossinnen und Zeitgenossen derer verstehen, die diese Welt gerechter, menschenfreundlicher, friedvoller machen wollen. Die Weihnachtsgeschichte nach Lukas ist eine politische Stellungnahme gegen jeden menschlichen Machtdünkel. Es ist eine gehörige Provokation, wenn eine kleine christliche Gemeinde ihren Herrn und Erlöser dem großen Augustus entgegenstellt, und zwar zu dem Augenblick, wo er in einem Stall geboren wird.
Kann ein solches Kind die Welt verändern? Diese Frage wird sich bis heute durch die Geschichte ziehen. In einem Interview wurde ich gefragt, ob etwa die Bergpredigt, die Rede von Frieden, Vergebung und Gewaltlosigkeit nicht eine sträflich naive sei angesichts der Weltlage. Kann man damit Politik machen? Vielleicht nicht, aber ich wage zu fragen, wer soll denn heute unsere Welt prägen? Ein Kaiser Augustus oder ein Jesus mit seiner Friedensbotschaft. Ich möchte mir keine Welt vorstellen, in der die Vision des Friedens nicht zumindest in Betracht gezogen wird. Damit lösen wir hier keinen Weltkonflikt. Aber ich will in meinen Möglichkeiten keine Welt gestalten, die nur von Gewalt und Gegengewalt geprägt ist, sondern die sieht, welches menschenfreundliche Potential in der Gewaltlosigkeit Jesu, des Kindes in der Krippe, liegt. Und dies muss im Kleinen beginnen. Es gibt wohl viele Menschen, die sich darum bemühen, deren Glauben Gott allein kennt. Aber sie sind diejenigen, die so handeln, wie es Jesus von der Krippe bis zum Kreuz vorgelebt hat. Unsere Welt wird besser durch solche Menschen, von denen es wahrscheinlich mehr gibt, als wir ahnen. Kann man damit Politik machen, wird damit fast zur zynischen Frage. Denn Politik und Alltag können nicht nur von der Rache, dem Hass, dem Willen zum Besiegen und der Stärke geprägt sein. Offenbar genügt das Feiern des Weihnachtsfestes und des Brauchtums noch nicht. Es geht auch um das Handeln, es geht darum, konkret werden zu lassen, was uns an Weihnachten berührt. Dafür sind gefühlsselige Angebote am Ende sicher zu wenig. Das Kind in der Krippe hat einen konkreten Anspruch. Im besten Fall lädt es ein zur Nachfolge, zum Glauben, zur Umkehr.
Im Mainzer Diözesan- und Dommuseum ist derzeit eine Ausstellung der Chorbücher des Mainzer Karmel aus dem 15. Jahrhundert. Unten auf einer Pergamentseite sieht man einen Affen, der in einen Spiegel schaut. Er steht für viele Menschen, besonders auch die Mächtigen dieser Welt, die sich bewundern und bewundert werden wollen. Das Bild verspottet sie. Sie sind eitle Affen, könnte man despektierlich sagen. Und doch sagt dieses kleine Bild auch etwas über die Versuchung eines jeden Menschen aus. Manchmal sehe ich nur mich, und ich denke darüber nach, wie ich es schaffe, bewundert zu werden. Diese Pergamentseite ist die Seite mit dem Introitus, dem Eingangslied zum Weihnachtsfest. Oben ist dort die Geburtsszene in Bethlehem kunstvoll gemalt. Das ist der Gegenentwurf zu dieser lächerlichen Eitelkeit und Machtgier des Menschen.
Wie will ich leben? – fragt dieses Bild. Wem will ich folgen? Das Evangelium nennt Jesus den Erlöser. Erlösung und die Sehnsucht danach dürfte den meisten Menschen heute ein Fremdwort sein, die Sehnsucht haben sie nicht. Vielleicht hilft aber das Nachdenken über das spätmittelalterliche Bild vom eitlen Affen. Erlösung beginnt dort, wo ich den Spiegel beiseitelege und beginne, auf andere zu achten; dort, wo das Motiv meines Handelns nicht die Eitelkeit, sondern Gerechtigkeit, Wahrheit und Liebe werden. Erlösung findet dort statt, wo ich meine Kraft nicht aus mir selbst allen habe, sondern wo ich sie als Geschenk annehmen kann. Erlösung findet dort statt, wo ich meine Schuld eingestehen kann und auch selbst beginne, vergeben zu können. Erlösung kann dort stattfinden, wo ich aufhöre, eitel in den Spiegel zu schauen und nur auf mich konzentriert zu sein. Wo ich den Blick weite auf diese Welt, die meinen Einsatz braucht und dann auch auf meinen Gott, dem ich mein Leben verdanke. Wir feiern Weihnachten, aber wir sollen es auch handeln, in den Alltag hinein. Damit entfaltet das Kind in der Krippe mehr Macht, als jeder Kaiser Augustus dieser Welt es je könnte. Dieses Kind will die Menschen nicht verwalten, sondern für ein Leben in seiner Nachfolge gewinnen. Diese Bewegung begann damals und sie setzt sich heute fort. Möge aus unserer Feier diese verwandelnde Kraft des Alltags entstehen und wachsen. So möge Weihnachten auch in diesem Jahr ein Fest der Freude und des Friedens werden.
(MBN)
[1] Marius Reiser, „Und er wurde vor ihren Augen verwandelt“. Fiktion und Wahrheit in neutestamentlichen Geschichtserzählungen, Freiburg, Basel, Wien 2021, 140.
[2] Vgl. Matthias Sellmann, Die Rede von Gott ist nicht tot, www.katholisch.de vom 17.12.2024.