Mainzer Bistumsnachrichten Nr. 12 / 2024

John Rutter (c) alexmacnaughton.com
John Rutter
Datum:
Mi. 28. Aug. 2024
Von:
hoff (MBN)

In der aktuellen Ausgabe mit Bischof Peter Kohlgraf zu Gast beim 80. Jahrestag des Massakers von Maillé (Frankreich), Komponist John Rutter in Mainz (5.9. & 7.9.), und einem Fazit der Romwallfahrt der Ministrant*innen.                            

80. Jahrestag des Massakers von Maillé (Dokumentation)

Ansprache von Bischof Peter Kohlgraf bei Gedenkveranstaltung

 

Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf, Präsident deutschen Sektion der Friedensbewegung Pax Christi, hat bei der Gedenkveranstaltung am Samstag, 25. August, zum 80. Jahrestag des Massakers von Maillé in Frankreich eine Ansprache gehalten. Seit einigen Jahren organisieren deutsche Gruppierungen einen ständigen Besuch in Maillé organisiert und haben im Laufe der Jahre freundschaftliche Beziehungen mit Überlebenden und ihren Familien aufbauen können. Dazu gehören Delegierte des Vereins „Gegen Vergessen – Für Demokratie“, Pax Christi, deutsche Sektion, und Alpha e.V. Wuppertal sowie die Deutsch-Französische Gesellschaft Cluny, Hamburg. Bischof Kohlgraf feierte den Gottesdienst gemeinsam mit Erzbischof Vincent Jordy aus Tours und segnete einen Versöhnungsbaum. Das Massaker der Waffen-SS in Maille ist weder in Frankreich noch in Deutschland bekannt geworden, weil es genau auf den Tag der Befreiung von Paris fiel. Im Folgenden dokumentieren wir den Text der Ansprache von Bischof Kohlgraf:

 

Liebe Mitglieder der Gemeinde von Maillé, liebe Überlebende, liebe Familien der Überlebenden.

Bitte entschuldigen Sie, dass ich nicht in Ihrer wunderschönen Sprache zu Ihnen sprechen kann. Ich habe leider nie Französisch gelernt und ein gebrochenes Französisch möchte ich Ihnen nicht zumuten.

Als ich im vergangenen Jahr durch Friedhelm Boll und Horst-Peter Rauguth zum ersten Mal von Maillé hörte, war ich über alle Maßen bestürzt. Selbstverständlich sind mir viele der menschenverachtenden Verbrechen des nationalsozialistischen Deutschlands bekannt. Dass jedoch ein solches Massaker in Mittelfrankreich stattgefunden hat, ohne dass wir in Deutschland davon Kenntnis genommen haben, war mir vollkommen neu. Für mich war es selbstverständlich, meinen Terminkalender umzustellen und bei der nächsten Gelegenheit nach Maillé zu kommen. Meinem Mitbruder im Bischofsamt, Mgr Vincent Jordy, danke ich von Herzen, dass wir hier zusammen sind.

Wer einmal das Buch von Abbé André Payon, dem Pfarrer von Maillé, in die Hand nimmt, wird erschrocken sein von der Tatsache, dass es sich nicht nur um eine einzelne Tat, ein Massaker, sondern um 124 einzelne Mordaktionen handelte, die am Vormittag des 25. August 1944 Ihre Gemeinde heimsuchten. Man muss sich fragen, was dies für ein Blutrausch war, in dem Deutsche (SS-Männer) einen ganzen Vormittag lang einen Mord nach dem anderen verübten. Da war dieser SS-Mann, der das Baby Danielle Martin im Arm hielt und ihm mit einem Schuss die Schädeldecke wegschoss, während das Baby ihn anlächelte; da war Roger Confolent, der sich totstellen konnte und anschließend erleben musste, wie die Mörder jedes einzelne Mitglied seiner 8-köpfigen Familie erschossen, um sich anschließend in der Küche seines Hauses zu einem gemütlichen Essen zusammenzusetzen. Diese ungeheuer schrecklichen Ereignisse lassen sich sehr lange fortsetzen.

In den Berichten unserer deutschen Delegation, die an der jährlichen Gedenkveranstaltung kontinuierlich teilnehmen, konnte ich nachlesen, wie schrecklich die Erinnerungen für die Überlebenden waren, und die Beispiele sind einfach unerträglich. Wir können nur hoffen, dass unsere Besuche in Maillié für manche der Überlebenden eine Stütze ist, besser mit den grausamen Erinnerungen umzugehen.

Dass ich als deutscher Bischof heute hier sein darf und vor Ihnen sprechen kann, erfüllt mich mit großem Dank. Auch möchte ich als Bischof von Mainz und Präsident von pax christi meine Erschütterung und meine tiefe Trauer zum Ausdruck bringen über die unfassbaren Verbrechen, die in Ihrer Gemeinde von Deutschen begangen wurden. Dass später viele Mörder straflos blieben und schwerste Verbrechen nicht gesühnt wurden, erfüllt mich mit Scham. Als Bischof schließe ich mich hiermit dem deutschen Bundespräsidenten an, der in Oradour sur Glane davon gesprochen hat, dass Deutschland damit eine zweite Schuld auf sich geladen hat.

Wie Sie wohl wissen gehöre ich einer Bewegung des Friedens und der Versöhnung an, die bereits unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg in Frankreich gegründet wurde. Zur Gründung dieser Bewegung Pax Christi kam der Bischof von Lourdes und Tarbes Pierre-Marie Théas 1948 nach Deutschland und brachte eine äußerst mutige, oft wiederholte Botschaft mit. Diese Botschaft möchte ich hier wörtlich wiederholen.

Bischof Théas sagte: „Ich bringe euch den Bruderkuss des christlichen Frankreichs, einen Kuss, der Verzeihung gewährt und solche sucht, das heißt den Kuss der Versöhnung.“

So biete ich Ihnen, den Überlebenden und der ganzen Gemeinde von Maillé, meine Hand und bitte um Versöhnung. Ich bin mir der Schuld bewusst, die Deutschland zur Zeit des Nationalsozialismus auf sich geladen hat.  Zur Versöhnung gehört auch das Versprechen, dass wir uns den Verbrechen stellen und sie nicht dem Vergessen anheimgeben. Als Bischof und Christ ist es für mich daher von unschätzbarer Bedeutung, dieses Leid konkret an Ort und Stelle kennenzulernen und es dort, wo ich es kann, auch ein wenig mitzutragen.

Ich bin den vielen Überlebenden hier in Maillé überaus dankbar, dass sie den unterschiedlichen Delegationen seit einigen Jahren von ihrem schrecklichen Leid erzählen. Dass Sie diese Erinnerungen immer wieder wachgerufen haben und weiterhin wachrufen, ist dabei alles andere als selbstverständlich. Vielleicht war und ist es für Sie eine Genugtuung zu erfahren, dass es in Deutschland Menschen gibt, die dieses Leid hören wollen und es in Deutschland immer wieder weitergeben.

Abschließend möchte ich Herrn Bürgermeister Jean-Jaques Roy meinen herzlichen Dank aussprechen. Seit dem Herbst letzten Jahres haben wir mit ihm beraten, welche Art von Geschenk wir der Gemeinde Maillé anlässlich dieses Gedenktages machen können. Rasch einigten wir uns auf einen Ginkgo-Baum, der seit Hiroshima als Friedensbaum gilt, weil er dort die Grausamkeit des Atombombenabwurfs überlebt hat. Da es im Sommer zu heiß ist, einen solchen Baum zu pflanzen, haben sich Jean-Jacque Roy und Xavier Bernard darum gekümmert. Ganz herzlichen Dank dafür. Es bedeutet mir viel, diesen Baum segnen zu dürfen. Lassen Sie mich noch einen Wunsch anfügen: Es wäre sehr schön, wenn die seit 2017 hier gepflegten Beziehungen noch lange erhalten blieben und schließlich durch jüngere Hände weitergetragen würden.

 

(MBN)

 

 

 

Bekannter Komponist John Rutter in Mainz (5.9. & 7.9.)

John Rutter (c) alexmacnaughton.com
John Rutter

Ausgebuchter Chortag im Mainzer Dom & Gesprächsabend im Erbacher Hof

 

Mainz. Einer der international bekanntesten und beliebtesten Komponisten wird Anfang September zu Gast in Mainz sein: John Rutter. Viele seiner Kompositionen gehören zu den Standardwerken von Chören. Seine Chorwerke werden auf der ganzen Welt aufgeführt. Seine Musik war bei einer Reihe von britischen königlichen Anlassen zu hören, einschließlich der beiden jüngsten königlichen Hochzeiten. Der britische Komponist leitet die Proben beim Chortag des Bistums Mainz am Samstag, 7. September, im Mainzer Dom und wird auch das Abendlob dieses Tages dirigieren. Die Veranstaltung war bereits nach fünf Tagen mit 1.400 Anmeldungen restlos ausgebucht. Aus organisatorischen Gründen können an diesem Tag nur angemeldete Teilnehmer in den Mainzer Dom. Veranstalter sind das Institut für Kirchenmusik im Bistum Mainz gemeinsam mit der Mainzer Dommusik und der Bistumsakademie Erbacher Hof.

 

Zu erleben ist John Rutter in Mainz außerdem noch am Donnerstag, 5. September, um 19.00 Uhr bei einem Gesprächsabend im Ketteler-Saal des Erbacher Hofes in Mainz. Unter der Überschrift „Komponieren für Kinder, Könige und Kirche – im Gespräch mit John Rutter“ bietet der Abend die Chance, John Rutter im Gespräch zu erleben. Judith Kunz (Domchordirektorin Limburg), Walter Hirt (Diözesanmusikdirektor Rottenburg-Stuttgart a. D.) Prof. Dr. Meinrad Walter (Kirchenmusikreferent Erzdiözese Freiburg), Lutz Brenner (Diözesanmusikdirektor Bistum Mainz) und Dr. Andreas Linsenmann von der Akademie des Bistums beleuchten im Gespräch mit John Rutter seine Klangsprache und ihre Potenziale für die aktuelle Musik.

 

Hinweis: Für die Teilnahme am Gesprächsabend mit John Rutter (5.9. um 19.00 Uhr) im Erbacher Hof wird um Anmeldung gebeten bei der Bistumsakademie Erbacher Hof an unter Telefon: 06131/257-555 oder E-Mail: ebh.akademie@bistum-mainz.de, Internet: www.ebh-mainz.de

 

Nachricht voraus am 19.8.24                                                                                tob (MBN)

 

 

„Müde, erfüllt und glücklich“

Gruppenbild der Ministrantinnen und Ministranten aus dem Bistum Mainz 2024 in Rom (c) Bistum Mainz/Matthias Makowski
Gruppenbild der Ministrantinnen und Ministranten aus dem Bistum Mainz 2024 in Rom

Positives Fazit der Romwallfahrt der Ministrant*innen


Rom.
In Rom ist heute die 13. Internationale Ministrant*innen-Wallfahrt zu Ende gegangen. Unter dem Motto „mit dir“ hatten sich 50.000 Ministrantinnen und Ministranten aus 18 europäischen Ländern in Rom getroffen, um sich zu begegnen, ihren Glauben zu feiern, und Papst Franziskus zu besuchen. Etwas mehr als 1.000 Teilnehmende waren aus dem Bistum Mainz dabei. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat die Wallfahrt begleitet. Zum Abschluss feierten die „Minis“ einen Gottesdienst am Strand.

 

Bischof Kohlgraf: „Mit dem Nachmittag am Strand von Ostia ist die Wallfahrt der Ministrantinnen und Ministranten nach Rom zu Ende gegangen. Müde, aber erfüllt und glücklich schaue ich dankbar auf großartige Erfahrungen, Gottesdienste, Begegnungen und Gespräche zurück. Viele Menschen haben zum Gelingen dieser Wallfahrt beigetragen. Ihnen allen bin ich als Bischof sehr dankbar. Ich bin davon überzeugt, dass die Jugendlichen durch diese Tage verändert, in den Alltag gehen können, um Salz der Erde und Licht der Welt zu sein, wie es im heutigen Evangelium Jesus seinen Jüngerinnen und Jüngern zutraut. Für morgen wünsche ich allen eine glückliche Heimkehr und Gottes Segen auf der Reise“, schreibt Bischof Kohlgraf in einem Facebook-Post.

 

Auch die Teilnehmenden ziehen ein positives Fazit:

Gennaro, 12 Jahre alt, Pastoralraum Gießen-Stadt: „Ich bin mitgefahren, um meinen Glauben zu stärken. Mein absolutes Highlight war die Papstaudienz. Ich habe den Papst zum ersten Mal live gesehen, und das Kolosseum hat mich sehr beeindruckt. Und ich kann die Fahrt sehr empfehlen, weil man neue Leute kennenlernt, auch aus anderen Ländern, und neue Freunde findet.“

 

Lukas, 19 Jahre, Pastoralraum Alfred Delp, Südliches Ried: „Ich fand es sehr angenehm zu sehen, dass so viele junge Menschen hergekommen sind aus dem Bistum, und, dass es immer noch so viel Interesse an der katholischen Kirche gibt.“

 

Aaron, 14 Jahre alt, Nierstein: „Es war eine sehr schöne Erfahrung, mit Leuten aus meinem Pastoralraum etwas mehr Kontakt zu haben. Meine persönlichen Highlights waren auf jeden Fall die Besichtigung des Petersdoms und die Papst-Audienz. Man hatte persönlichen Bezug zu einer Person, die man sonst nur aus dem Fernsehen kennt.“

 

Auch Pfarrer Daniel Kretsch, Diözesanjugendseelsorger, BDKJ-Diözesanpräses (Bund der Deutschen Katholischen Jugend) und in der Leitung des bischöflichen Jugendamtes, zieht ein positives Fazit: „Im Rückblick auf die Tage hier in Rom mit so vielen tollen Messdienerinnen und Messdienern aus allen Teilen unseres Bistums und ganz Deutschland bin ich sehr dankbar für die vielen tollen Begegnungen und Gespräche mit alten und neuen Bekannten. Es hat mich unfassbar bewegt wie offen, freundlich und verbunden wir alle sind. Unser gemeinsamer Dienst am Altar, aber auch die Kraft der Gemeinschaft untereinander und im Glauben war deutlich spürbar.  Ich freue mich schon sehr auf die nächste Wallfahrt aber auch auf die Begegnungen bis dahin. Ich danke an dieser Stelle allen Gruppenleitungen, dem Miniteam, dem Bischof und natürlich allen Ministrantinnen und Ministranten, die diese Reise erst zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht haben!“

 

Höhepunkte aus dem Programm

Zu den Höhepunkten der Wallfahrt zählte eine Audienz mit Papst Franziskus am Dienstag, 30. Juli. Bereits am Sonntagabend (28.7.) hatten sich die Teilnehmenden aus dem Bistum Mainz mit einem Abendgebet mit dem Mainzer Bischof Peter Kohlgraf auf das Ereignis eingestimmt. Am Montag, 29. Juli, feierten sie einen Eröffnungsgottesdienst in Santa Maria in Aracoeli, und erkundeten die Stadt. Am Dienstag stand dann die Papstaudienz auf dem Programm, am Donnerstag feierten die „Minis“ einen Abschlussgottesdienst mit Bischof Kohlgraf am Strand von Lido die Castel Fusano. Am heutigen Freitag, 2. August, beginnt die Abreise, sodass die Teilnehmenden am Samstagmorgen zurück im Bistum Mainz erwartet werden.

 

Stichwort: Ministrantenwallfahrt

Die internationale Ministrantenwallfahrt findet in der Regel alle vier Jahre statt. Die rund 35.000 Ministrantinnen und Ministranten aus Deutschland wurden begleitet vom Vorsitzenden der Jugendkommission der Deutschen Bischofskonferenz, Weihbischof Johannes Wübbe (Osnabrück), sowie zahlreichen Mitgliedern der Deutschen Bischofskonferenz. Die internationale Wallfahrt der Ministranten stand in diesem Jahr unter dem Motto „mit dir“ (Jes 41,10).

 

Hinweise:

  • Bildergalerien und Eindrücke aus Rom unter https://bistummainz.de/jugend/ministranten/rom24/
  • Kontakt für Rückfragen: Bischöfliches Jugendamt (BJA), Referat Ministrant*innen, Martin Rudolf-Ceglarski, Am Fort Gonsenheim 54, 55122 Mainz, Telefon 06131/253666, E-Mail an ministranten@bistum-mainz.de

Fotos unter www.bistummainz.de/presse

 

Nachricht voraus am 2.8.24                                                                                    hoff (MBN)