In der aktuellen Ausgabe unter anderem mit dem Beginn der zweiten Phase des Pastoralen Weges, der neuen Bevollmächtigten des Generalvikars, Stephanie Rieth, pastoralen Kriterien für die weitere Finanzplanung im Bistum, der Ankündigung für die "Woche für das Leben", und den Predigten von Bischof Peter Kohlgraf und Weihbischof Dr. Udo Markus Bentz an den Kar- und Ostertagen.
Zu Beginn der zweiten Phase des Pastoralen Weges werden 46 Pastoralräume errichtet
Mainz. Offizieller Auftakt für den Beginn der zweiten Phase des Pastoralen Weges im Bistum Mainz ist die Errichtung von 46 Pastoralräumen durch den Mainzer Bischof Peter Kohlgraf am Donnerstag, 28. April. Aus den neuen Pastoralräumen werden bis zum Jahr 2030 insgesamt 46 neue Pfarreien im Bistum hervorgehen. Bei einem Empfang am Donnerstagabend, 28. April, wird Bischof Kohlgraf zusammen mit der Geschäftsführenden Vorsitzenden der Diözesanversammlung im Bistum Mainz, Dr. Susanne Barner, Perspektiven für die zweite Phase des Pastoralen Weges vorstellen. Zu dem Empfang im Erbacher Hof in Mainz, der anstelle des coronabedingt abgesagten Neujahrsempfang stattfindet, sind neben rund 200 Vertretern aus dem gesamten Bistum auch die 46 Leitenden Pfarrer der Pastoralräume eingeladen. Am Sonntag, 12. Juni, wird in Mainz außerdem als diözesane Auftaktveranstaltung der zweiten Phase des Pastoralen Weges ein „Richtfest“ mit Bischof Kohlgraf begangen. Es steht unter dem Motto „Ich baue dir ein Haus“ (2 Sam 7,27).
Kohlgraf: Netzwerk von Gemeinden und Kirchorten
Die Gründung der Pastoralräume ist die Vorstufe zur Gründung von neuen Pfarreien. In dieser Übergangsphase sollen die bisherigen 134 Pfarrgruppen und Pfarreienverbünde im Bistum sowie die verschiedenen Kirchorte wie Caritas, Kindertagesstätten und Schulen zu einem lebendigen Netzwerk zusammenwachsen. Bischof Kohlgraf beschreibt den Netzwerk-Gedanken folgendermaßen: „Die Logik des Pastoralen Weges ist eine Logik von ‚unten nach oben‘. Das Leben in den Gemeinden vor Ort soll ja durch das Netzwerk von Gemeinden und anderen Kirchorten gefördert werden. Dabei können Schwerpunkte gesetzt werden. Nicht jede Gemeinde muss alles leisten, sondern in diesem Netzwerk von Gemeinden und Kirchorten können Schwerpunkte gesetzt werden, die es erlauben, auch die Charismen, die Gaben der Menschen vor Ort, besser zum Tragen zu bringen. Ich bin davon überzeugt, dass dort, wo es Leben gibt, auch in Zukunft lebendiges kirchliches Leben stattfinden wird. Wir werden in Zukunft noch mehr auf die Menschen vor Ort setzen und ihnen Anteil geben, auch an Leitungsverantwortung und an Gestaltungsmöglichkeiten.“
Die ersten Neugründungen von Pfarreien im Bistum wird es Anfang 2024 geben. Die Pastoralräume Ingelheim, Viernheim, Langen-Egelsbach und Einhausen-Lorsch werden wunschgemäß im Sommer 2022 in die „Phase II B“ aufgenommen mit dem Ziel der Pfarreigründung zum 1. Januar 2024. Der Pastoralraum Offenbach wird ebenfalls im Sommer 2022 in die „Phase II B“ aufgenommen; aufgrund der Größe und Komplexität dieses Pastoralraumes wird aber zunächst offengelassen, ob eine Pfarreigründung zum 1. Januar 2024 oder zum 1. Januar 2025 angestrebt wird. In der Übergangsphase wird es teilweise notwendig sein, dass manche Gremien der bisherigen Pfarreien und Gremien der neuen Pastoralräume nebeneinander bestehen. Die schrittweise Zusammenführung macht es erforderlich, die turnusgemäß für November 2023 vorgesehenen Pfarrgemeinderatswahlen im Bistum zu verschieben: Als Wahltermin wurden der 16. und 17. März 2024 festgelegt.
Organisationsstruktur im Pastoralraum
Ein wichtiges Gremium für die Gestaltung der Seelsorge in den neuen Strukturen wird die Pastoralraumkonferenz mit ihren verschiedenen Projektgruppen sein. Sie berät nicht nur über Vermögens-, Immobilien- und Verwaltungsfragen, sondern auch etwa über Formen, Zahl und Ort der Gottesdienste, die Katechese-Angebote zur Vorbereitung auf die Sakramente und unterstützende diakonische Hilfen im Pastoralraum.
Bereits im Januar 2022 hatte Bischof Kohlgraf die Leiter der 46 Pastoralräume ernannt. Der Leiter des Pastoralraums ist jedoch nicht Pfarrer für alle Pfarreien, die in einem Pastoralraum zusammengeschlossen sind. Seine besondere Aufgabe ist es, das Zusammenwachsen zu einer neuen Pfarrei im Auftrag des Bischofs im Team mit allen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Pastoralraum umzusetzen. Unterstützt wird der Leiter des Pastoralraums außerdem von einer Koordinatorin oder einem Koordinator. Mit der Pfarreigründung soll es für alle neuen Pfarreien eigene Verwaltungsleiterinnen oder Verwaltungsleiter geben.
Künftig vier Regionen
Mit der Errichtung der Pastoralräume ist zum 1. Juni die Auflösung der Dekanatsebene im Bistum verbunden, da eine Untergliederung von 46 Pfarreien in die bisherigen 20 Dekanate nicht sinnvoll ist. Ein Teil der Aufgaben der bisherigen Dekanate wird auf die neuen Pfarreien übergehen; einige Aufgaben auf die Bistumsebene. In vier Regionen soll als Zwischenebene, Austausch, Zusammenarbeit und fachliche Unterstützung auf regionaler Ebene erfolgen. Um die Zusammenarbeit in der Region zu initiieren und zu fördern, wird es in jeder Region Regionalreferentinnen oder Regionalreferenten geben.
Das Bistum gliedert sich künftig in folgende vier Regionen:
Der Pastorale Weg im Bistum Mainz
Der Pastorale Weg des Bistums Mainz ist ein Prozess der geistlichen und strukturellen Erneuerung der Kirche im Bistum Mainz. „Wir wollen eine Kirche des Teilens werden, in der nicht nur Leben und Glauben, sondern auch Ressourcen und Verantwortung geteilt werden“, hat Bischof Kohlgraf als Grundidee dieses Weges hervorgehoben.
Mit den strukturellen Veränderungen des Pastoralen Weges reagiert das Bistum Mainz auch auf die Entwicklungen der kommenden Jahre: Neben einem Rückgang der Katholikenzahlen geht das Bistum Mainz von einem Rückgang von Seelsorgerinnen und Seelsorgern und einem Rückgang des Kirchensteueraufkommens aus, wie Bischof Kohlgraf hervorhebt: „Die Zeit der Volkskirche, in der viele auch emotional groß geworden sind, geht dem Ende entgegen oder ist bereits an ein Ende gekommen. Deswegen geht es beim Pastoralen Weg im Bistum Mainz nicht nur um Strukturveränderungen. Wir haben uns von Anfang an dafür entschieden, den Weg als einen sogenannten geistlichen Weg zu gehen, das heißt uns gläubig und hoffnungsvoll der Wirklichkeit zu stellen. Dabei darf es nicht nur darum gehen, einer scheinbar guten goldenen Welt nachzutrauern, sondern die Wirklichkeit und das Hier und Heute, in dem wir leben, als den Ort zu verstehen, von dem Gott uns auf den Weg schickt, das Evangelium zu den Menschen zu bringen.“
Weiter betont Kohlgraf: „Wir können die Situation nicht so weiterlaufen lassen, weil wir in der bisherigen Logik der Versorgung durch Hauptamtliche und auch durch Geld nicht mehr die Möglichkeiten haben, einfach die traditionellen Strukturen am Laufen zu halten. Strukturveränderungen hat es in der Kirche immer gegeben und wir reagieren jetzt auf die Situation unserer Zeit und müssen schauen, dass die Strukturen so angepasst werden, dass sie unserem Auftrag und unseren Möglichkeiten entsprechen. An manchen Orten werden keineswegs jahrhundertealte Strukturen verlassen, sondern wir knüpfen an die Strukturen vor dem Zweiten Weltkrieg an. Das gilt vor allem für die Regionen, in denen die Katholiken eine Minderheit bilden.“
In der ersten Phase des Pastoralen Weges hatten ab 2019 die ehren- und hauptamtlichen Mitarbeitenden in den insgesamt 20 Dekanaten die Aufgabe, pastorale Konzepte für die neuen Strukturen zu entwickeln. Offizieller Auftakt des Pastoralen Weges war ein Workshoptag (1. Juni 2019) mit über 300 Teilnehmern in Mainz und ein Gottesdienst mit Bischof Kohlgraf an Pfingstsonntag 2019 im Mainzer Dom. Bei der Diözesanversammlung am 22. September 2018 hatte Bischof Kohlgraf die grundlegenden Konturen des Pastoralen Weges vorgestellt; zum 1. November 2018 war die Koordinationsstelle für den Pastoralen Weg eingerichtet worden.
Hinweise:
Nachricht voraus am 21.2.22 tob (MBN)
Stephanie Rieth wird Bevollmächtigte des Generalvikars und Dezernentin
Mainz. Stephanie Rieth wird zum 15. April 2022 das neu geschaffene Amt der Bevollmächtigten des Generalvikars sowie als Ordinariatsdirektorin die Aufgabe der Dezernentin des Zentraldezernates im Bischöflichen Ordinariat Mainz antreten. Die Pastoralreferentin arbeitet seit Mai 2019 als Persönliche Referentin für die Belange des Generalvikars beim Mainzer Weihbischof und Generalvikar Dr. Udo Markus Bentz. „Mit der Einführung dieses neuen Amtes der Bevollmächtigten setzen wir ein deutliches Signal: Verantwortung teilen ist eine der Grundoptionen des Pastoralen Weges. Das gilt für alle Ebenen. Auch auf der oberen Leitungsebene des Bistums soll die Vision verwirklicht werden. Verantwortung teilen heißt, gemeinsam Verantwortung wahrzunehmen“, erläutert Weihbischof Bentz. Und weiter: „Es geht nicht nur darum, im Rahmen des Kirchenrechts Leitungsstrukturen zu verändern. Wir erleben, dass es einen Kulturwandel bei der Frage von Leitungsvollmacht braucht, damit die Kirche ihre Sendung in den derzeitigen Herausforderungen besser und vor allem glaubwürdiger erfüllen kann. Unsere Überlegungen gehen gut zusammen mit dem, was Papst Franziskus bei der Vorstellung seiner Kurienreform sagte: Eine solche Reform in der Leitungsstruktur hat ihren Zweck nicht in sich selbst, sondern dient der wirksameren Verkündigung des Evangeliums. Das sehe ich auch für uns so.“
Angesichts der vielen Umbrüche und Herausforderungen will sich Weihbischof Bentz künftig auf die Moderation der Dezernate und die Strategie- und Steuerungskompetenz im Bistum konzentrieren und dafür die Leitung des Zentraldezernates abgeben. Mit der Einführung des Amtes der Bevollmächtigten beteiligt Weihbischof Bentz diese an der Gesamtverantwortung des Generalvikars, die künftig also gemeinsam wahrgenommen wird. Eine Geschäftsverteilung zwischen Generalvikar und Bevollmächtigter, die vom Bischof genehmigt wird, regelt die Zuständigkeiten. Sie wird alle fünf Jahre evaluiert. Die Bevollmächtigte wird - ähnlich wie der Generalvikar - frei vom Bischof berufen.
Kohlgraf: „In unserer Kirche sollen nicht nur Bischöfe und Priester entscheiden“
„Ich bin Stephanie Rieth dankbar für ihre Bereitschaft, eine solche Leitungsverantwortung zu übernehmen“, sagt der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf. „In unserer Kirche sollen nicht nur Bischöfe und Priester entscheiden. Das hat auch Papst Franziskus in seiner Kurienreform betont. Das Zweite Vatikanische Konzil hat das Priestertum aller Gläubigen in besonderer Weise hervorgehoben: Nicht nur Geistliche, sondern alle Gläubigen sind ausgesandt, unsere Kirche und unsere Welt im Geist des Evangeliums zu gestalten. Leitung muss auch von denen mitbestimmt werden, über die sonst nur bestimmt wurde. Mir ist wichtig zu betonen, dass es künftig keinen doppelten Generalvikar im Bistum Mainz gibt: Die Einheit dieses Amtes bleibt erhalten, aber die vielfältigen Aufgaben werden auf mehrere Schultern verteilt.“
Amt der Bevollmächtigten ermöglicht die Vertretung des Generalvikars
Mit einem Dekret des Mainzer Bischofs, das im Amtsblatt des Bistums Mainz veröffentlicht wird, schafft der Bischof die rechtliche Grundlage für dieses neue Amt und verändert damit die Gesamtarchitektur der Bistumsleitung. Rieth wird als Bevollmächtigte des Generalvikars diesen nicht nur grundsätzlich in allen Belangen nach außen und innen vertreten können, sondern eigenverantwortlich Aufgaben des Generalvikars an dessen Stelle wahrnehmen. Diese Bevollmächtigung berührt nicht Aufgaben oder Tätigkeiten, die wegen ihres sakramentalen oder liturgischen Bezuges einem Kleriker vorbehalten sind.
Anders als das Amt des Generalvikars, das automatisch mit der Amtszeit seines Bischofs endet, ist im Bischöflichen Dekret festgelegt, dass die Bevollmächtigte oder der Bevollmächtigte bei einer Sedisvakanz im Bistum Mainz weiter im Amt bleibt. Die konkreten Verantwortungsbereiche bedürfen während der Sedisvakanz durch den Diözesanadministrator der Bestätigung. Mit einem neuen Generalvikar werden die Verantwortungsbereiche neu vereinbart.
Rieth: Neues Amt ist Pionierarbeit
„Ich bin mir bewusst, dass wir mit dem neuen Amt auch in gewisser Weise Pionierarbeit leisten. Das wird für viele ein Umdenken erfordern. Deshalb braucht es auch viel Kommunikation, um die ein oder andere anfängliche Unklarheit im konkreten Arbeitsalltag zu klären“, hebt Stephanie Rieth hervor. „Vieles von dem, was Weihbischof Bentz und ich in den vergangenen Jahren in der Zusammenarbeit entwickelt haben, bekommt durch die Errichtung dieses Amtes eine verlässliche Struktur. Auch in der Vergangenheit hat die kollegiale Beratung in wichtigen Fragestellungen schon dazu geführt, dass wir bei Entscheidungen Verantwortung gemeinsam getragen haben. Bei den Themen Missbrauch und Aufarbeitung habe ich für die Bistumsleitung schon längere Zeit in verantwortlicher Rolle Aufgaben übernommen. Deshalb werden etwa die Aufarbeitungskommission, der Beraterstab, die Stabsstelle Intervention und Prävention, aber auch die Kontakte zur Unabhängigen Kommission für Anerkennungsleistungen (UKA) in meine Erstzuständigkeit fallen. Angesichts der Fülle von Verantwortungsfeldern, die sich beim Generalvikar bündeln, wird es für ihn und für mich eine Herausforderung sein, die gemeinsame Verantwortung eigenständig und doch eng verzahnt und abgestimmt wahrnehmen zu können.“
Zum jetzigen Zentraldezernat gehören unter anderem die Bischöfliche Kanzlei, die Rechtsabteilung, die Medienabteilungen, die EDV-Abteilung, das Rechnungsprüfungsamt, das Dom- und Diözesanarchiv, das Institut für Mainzer Kirchengeschichte oder die Abteilung Stiftung. Der Generalvikar ist Vorgesetzter der Dezernenten. Zu seinem Verantwortungsbereich gehören zudem die Strategiestellen „Digitalisierung“ und „Prozessmanagement“, die Koordinationsstellen „Pastoraler Weg“, „Medien“ sowie „Prävention, Intervention und Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs“ sowie die Stabsstelle „Arbeitssicherheit, Gesundheitsschutz und Datenschutz“. Zum strategischen Bereich gehören auch die Bereiche „Leitung der Leitenden Pfarrer“, Ökumene, sowie Umwelt- und Klimaschutz. Die Zuordnung dieser jeweiligen Felder zu Generalvikar und Bevollmächtigter/Dezernentin wird in den kommenden Monaten über die Geschäftsverteilung neu organisiert werden.
Stephanie Rieth (geboren 30. März 1975) ist nach ihrem Theologiestudium und dem darauffolgenden Pastoralkurs im Jahr 2002 als Pastoralreferentin im Bistum Mainz gesendet worden. Zunächst war sie Religionslehrerin und Schulseelsorgerin in Offenbach. Nach der Elternzeit arbeitete sie in der Gemeinde St. Rochus in Mainz-Kastel und -Amöneburg. Im Jahr 2011 wurde sie Referentin in der Diözesanstelle „Berufe der Kirche“ und beim Päpstlichen Werk für geistliche Berufe (PWB). Rieth wechselte im Januar 2016 als Ausbildungsreferentin zum Pastoral- und Ausbildungsseminar für Kapläne und Pastoralassistentinnen und -assistenten im Bistum Mainz. Im Mai 2019 wurde sie Persönliche Referentin von Weihbischof und Generalvikar Bentz. Rieth ist außerdem seit 2003 regelmäßige Autorin für Verkündigungssendungen in den Hörfunkprogrammen des Hessischen Rundfunks (HR). Sie ist verheiratet und hat mit ihrem Mann drei Kinder.
Stichwort: Generalvikar
Der Generalvikar ist Stellvertreter eines Diözesanbischofs für alle Verwaltungsaufgaben. In diesem Bereich handelt er mit den gleichen Vollmachten wie der Bischof selbst. Deshalb wird er häufig als „Alter Ego“ (anderes Ich) des Bischofs bezeichnet. Der Generalvikar leitet die Bistumsverwaltung, die - wie im Bistum Mainz - als Ordinariat oder auch als Generalvikariat bezeichnet wird. Nach den Bestimmungen des Kirchenrechts kann der Bischof seinen Generalvikar frei ernennen und abberufen. Als Mindestalter sind 30 Jahre vorgeschrieben. Das Amt des Generalvikars endet automatisch mit der Amtszeit seines Bischofs.
Das Amt des Generalvikars hat sich im 13./14. Jahrhundert zunächst in größeren Diözesen in Frankreich und Deutschland entwickelt. Während der Bischof die Gesetzgebungsgewalt in seinem Bistum ausschließlich selbst ausübt, setzte es sich durch, die Verwaltung einem Generalvikar und die Rechtsprechung einem Offizial zu übertragen.
Nachricht voraus am 12.4.2022 tob (MBN)
Sondersitzung des Diözesan-Pastoralrates zur Pastoralen Schwerpunktsetzung
Mainz. Der Diözesan-Pastoralrat des Bistums Mainz hat in einer Sondersitzung am Samstag, 9. April, damit begonnen, pastorale Kriterien für die weitere Finanzplanung im Bistum Mainz zu erarbeiten. Der Diözesan-Pastoralrat mit seinen rund 40 Mitgliedern ist als Hauptausschuss der Diözesanversammlung ein wichtiges Beratungsgremium der Bistumsleitung. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hob in seiner Begrüßung hervor, „dass es wichtig ist, die Ressourcenplanung für das Bistum auf Grundlage einer guten pastoralen Planung anzugehen“. Ähnliche Prozesse würden derzeit in allen deutschen Diözesen laufen. Kohlgraf dankte den Mitgliedern des Diözesan-Pastoralrates für ihre Bereitschaft, die Bistumsleitung in dieser wichtigen Frage zu unterstützen.
Der Mainzer Weihbischof und Generalvikar, Dr. Udo Markus Bentz, betonte die große Bedeutung einer Pastoralen Schwerpunktsetzung für die erforderliche Finanzplanung des Bistums: „Jede unserer Finanzentscheidungen braucht eine vorrangige pastorale Entscheidung“, sagte Bentz, der auch Ökonom des Bistums Mainz ist. Durch den Rückgang der finanziellen Mittel sei „ein Sparen allein durch gleichmäßiges Abschmelzen aller Bereiche künftig nicht mehr möglich“.
Die als gemeinsamer Workshop gestaltete Sondersitzung im Ketteler-Saal des Erbacher Hofes in Mainz wurde von Annette Reithmeier-Schmitt von der Fortbildungsabteilung zusammen mit Dominique Wirl von der Firma cidpartners moderiert. Geleitet wurde die Sitzung von Dr. Susanne Barner, der Geschäftsführenden Vorsitzenden der Diözesanversammlung im Bistum Mainz. Die Ergebnisse des Tages werden von der Vorbereitungsgruppe der Sondersitzung analysiert und dann wieder in den Diözesan-Pastoralrat eingebracht.
Stichwort: Diözesanversammlung
Die Diözesanversammlung des Bistums Mainz tritt in der Regel einmal im Jahr zusammen. Das Gremium ist mit seinen rund 125 Mitgliedern die „kleine Synode des Bistums“. Es setzt sich unter dem Vorsitz des Bischofs aus den diözesanen Räten (Priesterrat, Katholikenrat und Konferenz der Dekane) und den Vertretern der Bistumsleitung zusammen. Hinzu kommen Vertreter der Ordensfrauen, der Ständigen Diakone, der Pastoralreferentinnen und -referenten, der Gemeindereferentinnen und -referenten sowie des Diözesan-Caritasverbandes. Außerdem können bis zu sieben Persönlichkeiten hinzugewählt werden. Die Organe der Diözesanversammlung sind der Vorstand mit dem Bischof als Vorsitzendem, der Diözesan-Pastoralrat ist eine Art Hauptausschuss der Diözesanversammlung und neun Sachausschüsse, die bei der konstituierenden Sitzung gebildet wurden.
tob (MBN)
Predigt von Bischof Peter Kohlgraf bei traditioneller Missa Chrismatis im Mainzer Dom
Mainz. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat die Seelsorgerinnen und Seelsorger im Bistum Mainz dazu aufgerufen, Menschen, die aus der Kirche ausgetreten sind, „nicht abzuschreiben und Gesprächsangebote zu machen“. Und weiter: „Ich habe die Hoffnung, dass wir mit manchem im Gespräch bleiben können, der die Gemeinschaft verlässt, aber sich weiter Christus verbunden fühlt“, sagte Kohlgraf am Montagabend, 11. April, in seiner Predigt in der traditionellen Missa Chrismatis im Mainzer Dom.
Wörtlich sagte Bischof Kohlgraf: „Ich halte es nicht für unangemessen, auch den ‚Ausgetretenen‘ zu sagen: ‚Sie sind Priester, König und Prophet, mit einem unauslöschlichen Prägemal gekennzeichnet, Sie gehören zu Christus, sind sein Bruder oder seine Schwester, Christus hat sich unwiderruflich an Sie gebunden. Und Sie sind weiterhin willkommen. So wie Christus für Sie da sein will. Vergessen Sie ihn nicht, weil er Sie nicht vergisst. Auch ich habe ihn nicht als Besitz, ich verwalte ihn nicht. Wie können wir im Kontakt bleiben? Gerne würden wir von Ihren Erfahrungen lernen.‘“
Und weiter heißt es in der Predigt: „Ich kann mich zwar von der Gemeinschaft distanzieren, aber das unauslöschliche Prägemal der Taufe bleibt. Christus nimmt seine Treue nicht zurück, er schaut ins Herz der Menschen, er allein kann ihre ‚Freuden und Hoffnungen, Trauer und Ängste‘, wie es in der Pastoralkonstitution Gaudium et Spes heißt, wirklich beurteilen. Mir als Bischof und uns als Gemeinschaft der Kirche kommt dies nicht zu. Und dennoch trifft und beschädigt es uns als Gemeinschaft, und damit meine ich nicht primär den finanziellen Aspekt. Jeder Austritt trifft die Gemeinschaft aller ins Mark. Denn: so wichtig die persönliche Beziehung zu Gott und Christus sein mag, von Anfang an vollzieht sich Nachfolge in einer Gemeinschaft, nicht alleine. Glaubensgemeinschaft als Beziehung auf einem gemeinsamen Weg gehört wesentlich zum Christsein. Daher ist die Kirche nicht verzichtbar für den Glaubensweg. Was müssen wir als Kirche tun, um Menschen besser Heimat zu geben, um sie in ihrer Berufung zu stärken?“
Kohlgraf machte in seiner Predigt deutlich, dass „das Nachdenken über die eigene Berufung und das Christsein in dieser Zeit, dieser Kirche und auch dieser Welt und die Frage der Bindung an einen lebendigen Gott“ ganz wesentlich bleibe: „In den Suchbewegungen der Kirche gibt es für mich kein aktuelleres Thema als das Thema von Taufe und Berufung. Heute am Tag der Weihe des Katechumenen- und Chrisamöls lade ich dazu ein, die eigene Freude an der Taufe, an der Bindung an Christus lebendig zu halten oder neu zu verlebendigen.“
Weihe der Heiligen Öle
Im Rahmen der Missa Chrismatis weihte Kohlgraf das Katechumenenöl (mit dem der Taufbewerber gesalbt wird), das Krankenöl (zur Spendung der Krankensalbung) und das Chrisam (das bei der Spendung der Taufe, des Firmsakramentes und der Priesterweihe Verwendung findet). Am Ende des Gottesdienstes nahmen die Dekane die Heiligen Öle in Empfang, um sie in die Pfarrgemeinden ihres Dekanates mitzunehmen. Bei dem Gottesdienst hatten die anwesenden Priester außerdem ihre Bereitschaftserklärung zum priesterlichen Dienst erneuert. Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst von Domorganist Professor Daniel Beckmann, dem Mädchenchor am Dom und St. Quintin unter Leitung von Domkantor Michael Kaltenbach sowie Kantor Dr. Markus Krieg. Zum Auftakt des Begegnungstages für Priester und Diakone, der zur Missa Chrismatis stattfindet, hatte Dr. Kathrin Brockmüller, Direktorin des Bibelwerks in Stuttgart, im Dom einen Geistlichen Vortrag gehalten.
Nachricht voraus am 11.4.2022 tob (MBN)
Bischof Kohlgraf lädt alle Silber-, Gold- und Diamanthochzeitspaare ein
Mainz. Am Samstag, 24. September, und am Sonntag, 25. September, findet jeweils ab 14.00 Uhr ein „Tag der Ehejubilare“ mit Bischof Peter Kohlgraf im Mainzer Dom statt. Eingeladen sind die Silber-, Gold- und Diamanthochzeitspaare des Jahres 2022 aus dem Bistum Manz. Nach dem Gottesdienst findet eine Segnung der einzelnen Paare statt sowie ein anschließender Sektempfang und die Begegnung mit Bischof Kohlgraf. Für die Teilnahme ist eine Anmeldung bei der Erwachsenenseelsorge des Bistums Mainz erforderlich. Dazu wurden unter anderem Einladungskarten an die Pfarreien im Bistum Mainz verteilt. Die Erwachsenenseelsorge wird den angemeldeten Teilnehmern Einlasskarten für die Gottesdienste zusenden.
Hinweis: Referat Erwachsenenseelsorge, Bischofsplatz 2, 5516 Mainz, Telefon: 06131 / 253-251, E-Mail: ews-anmeldung@bistum-mainz.de
Nachricht voraus am 24.3.22 tob (MBN)
Neuerscheinung der Gesellschaft für Mittelrheinische Kirchengeschichte
Mainz/Münster. Zum 75. Geburtstag des Bundeslandes Rheinland-Pfalz, der in diesem Jahr begangen wird, ist im Aschendorff-Verlag das Buch „Katholisch in 75 Jahren Rheinland-Pfalz. Personen, Orte, Ereignisse, Ideen“ erschienen. 60 Autoren lassen in 75 Beiträgen „die jüngste Geschichte bis in die Gegenwart in Schlaglichtern Revue passieren“, schreibt Herausgeber Professor Dr. Ulli Roth (Koblenz) in seinem Vorwort. Zu dem Gemeinschaftsprojekt haben sich Autorinnen und Autoren aus den Theologischen Fakultäten und Instituten, den Diözesanarchiven, geschichtlichen Forschungsstellen und historischen Vereinen sowie viele weitere Akteure der fünf rheinland-pfälzischen Diözesen (Köln, Limburg, Mainz, Speyer und Trier) zusammengefunden.
Der Band biete keine „enge Binnenperspektive“, wie Herausgeber Roth betont, sondern öffne sich in seiner thematischen Vielfalt „für das ganze Spektrum eines Bundeslandes mit Blick auf Recht, Kultur, Konfession und Religion, Kunst, Soziales, Feste und Feiern“ und gehe auch „sperrigen und deprimierenden Themen nicht aus dem Weg“. Gewidmet ist das Buch dem langjährigen Herausgeber der „Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte“, Professor Dr. Joachim Schmiedl (1958-2021). Seit März hat der Frankfurter Kirchenhistoriker, Professor Dr. Christoph Nebgen, die Herausgeberschaft der „Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte“ übernommen.
Grußwort von Ministerpräsidentin Malu Dreyer
Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer schreibt in ihrem Vorwort: „Katholiken und Katholikinnen haben die Geschichte unseres Landes maßgeblich mitgeformt. Das katholische Leben und Wirken gehört zur reichen Tradition und Kultur in Rheinland-Pfalz. Ich freue mich über die gewachsene und inzwischen selbstverständlich gewordene ökumenische Zusammenarbeit in den Gemeinden, in der Seelsorge, in Schulen, Universitäten, Verbänden, kirchlichen Einrichtungen und auf der Ebene der Kirchenleitungen. Zusammen mit ihren Schwesterkirchen stärkt die katholische Kirche das gute Miteinander in unserem Land. In der Corona-Pandemie und insbesondere in der schrecklichen Flutkatastrophe an der Ahr und in der Eifel hat sich einmal mehr gezeigt, wie sehr Menschen in ihrem Glauben und durch die Kirchen Trost und Hilfe erfahren. Kirchliche Träger unterstützen das Land auch verlässlich bei der Erfüllung öffentlicher Aufgaben, vor allem in den Bereichen von Bildung und Gesundheit. Dadurch und mit ihren vielfältigen Beratungs- und Unterstützungsangeboten tragen katholische und andere kirchliche Einrichtungen wesentlich zur Angebotsvielfalt in unserem Land bei.“
Aus dem Bereich des Bistums Mainz enthält die Neuerscheinung unter anderem folgende Beiträge: „Der Mäusetöter im Katholischen Jugendwerk“ (Manfred Göbel); „Die Wiederbegründung der Universität Mainz 1946 - eine katholische Initiative“ (Matthias Pulte); „Christlicher Aufbruch nach dem Zweiten Weltkrieg. Der Mainzer Katholikentag 1948“ (Martin Belz); „Bischof Hermann Volk beim Zweiten Vaticanum“ (Dominik Heringer); „Immer bei den Anfängen dabei sein, Neues wagen, Risiko nicht scheuen. Das Leben von Ruth Baron 1921-2008“ (Peter Frey); „Hanna-Renate Laurien - Christliche Politikerin mit Heimatrecht in der Kirche“ (Regina Heyder); „Anton Philipp Brück 1913-1984: Historiker - Archivar - Bibliothekar“ (Thomas Berger); „Akademisierung der Ausbildung von Gemeindereferentinnen und -referenten“ (Eleonore Reuter); „Christlich leben und glauben im Geiste Edith Steins“ (Tonke Dennebaum); „Abschied von Karl Kardinal Lehmann als kirchliches und gesellschaftliches Ereignis“ (Christoph Nebgen); „Maria 2.0 - Die Gruppe der Pfarrei Nieder-Olm als Beispiel“ (Andrea Keber); „Heilig Kreuz in Mainz und der moderne Kirchenbau in Rheinland-Pfalz“ (Birgit Kita); „Von der Volkskirche zur Volkskirche (Christoph Rüdesheim).
Hinweis: Ulli Roth (Hg.), „Katholisch in 75 Jahren Rheinland-Pfalz. Personen, Orte, Ereignisse, Ideen“. (Band 145 der Reihe „Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte“). Münster 2022. Aschendorff-Verlag. 391 Seiten, 29,80 Euro. ISBN
978-3-402-26636-6.
tob (MBN)
Reihe der Bistumsakademie wird in Präsenz- oder Videokonferenz-Teilnahme angeboten
Mainz. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf und der Präsident der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Professor Dr. Georg Krausch, treffen sich am Dienstagabend, 26. April, um 19.00 Uhr im Erbacher Hof in Mainz zum Austausch. In der Reihe „Gespräch mit dem Bischof“ der Bistumsakademie Erbacher Hof wird von Moderatorin Heike Schmoll von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) unter anderem das Miteinander von christlicher Theologe an staatlichen Universitäten thematisiert. Möglich ist eine Präsenz-Teilnahme oder eine Teilnahme per Videokonferenz. Eine Anmeldung ist erforderlich unter ebh.akademie@bistum-mainz.de oder Telefon: 06131/257-523. Die Teilnahme ist kostenfrei.
Nachricht voraus am 19.4.22 tob (MBN)
Bistumsplattform sammelt Informationen und Veranstaltungen zum Thema
Mainz/Leipzig. Die ökumenische „Woche für das Leben“ widmet sich in diesem Jahr dem Thema „Mittendrin. Leben mit Demenz“. Den zentralen Auftakt bildet die bundesweite Eröffnung am Samstag, 30. April, in der Leipziger Nikolaikirche durch den stellvertretenden Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Franz-Josef Bode, und die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Präses Dr. h. c. Annette Kurschus. Veranstaltungen und Informationen aus dem Bistum Mainz zum Jahresthema sind auf der Bistumsplattform unter bistummainz.de/demenz verfügbar. Kooperationspartner im Bistum sind der Malteser Hilfsdienst und der Caritasverband für die Diözese Mainz.
In seinem Grußwort zur diesjährigen „Woche für das Leben“ schreibt der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf: „Ich hoffe, dass über die ‚Woche für das Leben‘ hinaus davon Impulse für eine demenzsensible Seelsorge ausgehen, die die Wünsche und Bedürfnisse von Menschen mit Demenz und ihren Familien aufgreift. Viele der Menschen, die heute an Demenz erkrankt sind, haben ihr Leben lang gebetet, Gottesdienste gefeiert, manche sind auch in ihren Gemeinden beheimatet. Ich glaube, dass gerade die vertrauten, eingeübten Formen von Gebet und Gottesdienst tief im Gedächtnis, in Herz und Seele verwurzelt sind und auch dann Halt geben können, wenn anderes vergessen ist. Daher ist mir wichtig, dass wir Formen von demenzsensiblen Gottesdiensten finden, die Menschen genau diesen Halt zu geben vermögen. Allen, die sich darum bemühen, dass sich Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen in unseren Gemeinden und Kirchorten willkommen und aufgehoben fühlen, gilt mein aufrichtiger Dank.“
Die Woche für das Leben findet zum 27. Mal statt. Seit 1994 ist sie die ökumenische Initiative der katholischen und der evangelischen Kirche in Deutschland zur Anerkennung der Schutzwürdigkeit und Schutzbedürftigkeit des menschlichen Lebens in all seinen Phasen. Die Aktion, die immer zwei Wochen nach Karsamstag beginnt und eine Woche dauert, will jedes Jahr Menschen in Kirche und Gesellschaft für die Würde des menschlichen Lebens sensibilisieren.
Hinweis: bistummainz.de/demenz und woche-fuer-das-leben.de
Nachricht voraus am 25.4.2022 tob (MBN)
Pontifikalamt am Ostersonntag mit Bischof Peter Kohlgraf und dem Domkapitel
Mainz. Die Kar- und Ostertage werden im Mainzer Dom wieder in Präsenz gefeiert. Es besteht Maskenpflicht in allen Gottesdiensten, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Der Gottesdienst am Ostersonntag wird auch im Internet übertragen. Mit der Karwoche („Woche der Trauer“) vom 10. bis 16. April endet in der katholischen Kirche die österliche Bußzeit. Ihr schließt sich das Osterfest (17. und 18. April) an, das als Höhepunkt des Kirchenjahres gilt und das ritenreichste aller christlichen Feste ist. Im Folgenden geben wir einen Überblick über die Gottesdienste im Mainzer Dom in der Karwoche und an Ostern.
Erster Tag der Karwoche ist der Palmsonntag, an dem an den Einzug Jesu in Jerusalem erinnert wird. An Palmsonntag, 10. April, feiert Domdekan Geistlicher Rat Henning Priesel unter Teilnahme des Domstiftes um 10.00 Uhr einen Gottesdienst mit Palmweihe im Kreuzgang des Domes und einer Prozession durch den Dom. Musikalisch wird die Heilige Messe durch den Mädchenchor am Dom und St. Quintin unter der Leitung von Domkantor Michael Kaltenbach gestaltet. Die Orgel spielt Domorganist Professor Daniel Beckmann.
Am Montag, 11. April, feiert Bischof Peter Kohlgraf um 17.00 Uhr die Missa Chrismatis („Ölweihmesse“). Im Rahmen dieser Heiligen Messe weiht Bischof Kohlgraf das Katechumenenöl (mit dem Taufbewerber gesalbt werden), das Krankenöl (zur Spendung der Krankensalbung) und das Chrisam (das unter anderem bei der Spendung der Taufe, des Firmsakramentes und der Priesterweihe Verwendung findet). Konzelebranten des Gottesdienstes sind Priester aus dem Bistum Mainz. An dem Gottesdienst nimmt auch der Mainzer Weihbischof und Generalvikar, Dr. Udo Markus Bentz, teil. Die musikalische Gestaltung übernehmen der Mädchenchor am Dom und St. Quintin unter der Leitung von Domkantor Kaltenbach und Domorganist Beckmann an der Domorgel.
Am Mittwoch der Karwoche (13. April) feiern Bischof Kohlgraf und das Domstift um 19.00 Uhr die Matutin. Musikalisch wird der Gottesdienst durch ein Ensemble der Domkantorei St. Martin unter Leitung von Domkapellmeister Professor Karsten Storck gestaltet. Die Domorgel wird Professor Daniel Beckmann spielen.
Dem Leiden und Sterben Jesu gedenken die Christen an Gründonnerstag und Karfreitag. Bischof Kohlgraf wird unter Teilnahme des Mainzer Domstiftes am Gründonnerstag, 14. April, um 19.00 Uhr im Mainzer Dom ein Abendmahlsamt mit Predigt feiern. Die Feier wird durch die Domkantorei St. Martin unter Leitung von Domkapellmeister Storck und mit Professor Beckmann an der Orgel musikalisch gestaltet. Am Karfreitag, 15. April, steht Bischof Kohlgraf um 15.00 Uhr der Feier der Karfreitagsliturgie vor, an der auch die Mitglieder des Domstiftes teilnehmen. Dieser Gottesdienst wird als Wortgottesdienst mit Kreuzverehrung und Kommunionausteilung begangen; Orgel und Glocken schweigen an diesem Tag. Die Domkantorei St. Martin unter der Leitung von Domkapellmeister Storck gestaltet die Karfreitagsliturgie musikalisch. An Karsamstag, 16. April, findet um 8.30 Uhr eine Statio (kurzes Gebet) am Heiligen Grab in der Nassauer Kapelle, sowie eine weitere Matutin zum Tag der Grabesruhe mit besinnlichem Charakter mit Bischof Peter Kohlgraf und dem Domstift statt. Kantoren gestalten die Mette musikalisch.
An Ostern feiern die Christen die Auferstehung Christi. Hauptzelebrant der Osternachtsfeier am Karsamstag um 21.30 Uhr im Mainzer Dom ist Weihbischof Dr. Udo Markus Bentz (Generalvikar des Bistums Mainz). An der Feier nehmen auch Bischof Kohlgraf und die Mitglieder des Domstiftes teil. Die musikalische Gestaltung der Osternacht übernimmt der Mädchenchor am Dom und St. Quintin unter der Leitung von Domkantor Michael Kaltenbach. Domorganist Beckmann wird die Orgel spielen.
Am Ostersonntag, 17. April, feiert der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf um 10.00 Uhr ein Pontifikalamt, an dem auch Mitglieder des Domstiftes teilnehmen. Dieser Gottesdienst wird live im Internet übertragen. Musikalisch gestaltet wird das Pontifikalamt vom Mainzer Domchor, den Mainzer Dombläsern, dem Mainzer Domorchester und Solisten unter der Leitung von Domkapellmeister Professor Karsten Storck, sowie von Domorganist Professor Daniel Beckmann an der Orgel. Um 15.00 Uhr wird eine Pontifikalvesper mit Sakramentalem Segen mit Bischof Kohlgraf und dem Domstift gefeiert. Die musikalische Gestaltung übernimmt der Mainzer Domchor unter Leitung von Domkapellmeister Professor Karsten Storck. Domorganist Professor Daniel Beckmann wird die Orgel spielen.
Am Ostermontag, 18. April, feiert Domdekan Geistlicher Rat Henning Priesel um 10.00 Uhr das Stiftsamt im Mainzer Dom. Die musikalische Gestaltung dieses Gottesdienstes übernimmt die Domkantorei St. Martin unter Leitung von Domkapellmeister Storck. Die Orgel spielt Domorganist Beckmann.
Hinweis:
Nachricht voraus am 4.4.22 hoff (MBN)
Glückwünsche des Mainzer Bischofs Peter Kohlgraf
Mainz/Budenheim. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat Hannelore Hage anlässlich ihres 95. Geburtstages am Mittwoch, 2. März, in Namen des Bistums Mainz zum Geburtstag gratuliert. In seinem Glückwunschschreiben würdigte Kohlgraf ihr langjähriges Engagement in den Pastoralen Räten des Bistums Mainz. Hage war viele Jahre Geschäftsführende Vorsitzende der Mainzer Diözesanversammlung und des Diözesan-Pastoralrates im Bistum Mainz. Für ihr jahrelanges Engagement wurde sie im Jahr 2003 mit dem Päpstlichen St. Gregorius-Orden geehrt.
Hannelore Hage wurde am 2. März 1927 in Neuwied/Rhein geboren und arbeitete von 1959 bis zu ihrer Pensionierung an der Grundschule in Budenheim. Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil war sie jahrelang Vorsitzende des Pfarrgemeinderates von Budenheim. Von 1984 bis 2000 gehörte Hage dem Katholikenrat des Bistums Mainz an, 1988 wurde sie zur Geschäftsführenden Vorsitzenden der Diözesanversammlung und des Diözesan-Pastoralrates gewählt (Wiederwahlen 1992 und 1996). Außerdem war sie im Vorstand des Katholikenrates; im Jahr 2000 legte sie ihre Ämter nieder.
Über die Bistumsgrenzen hinaus arbeitete Hage insbesondere in der Landesarbeitsgemeinschaft der Katholikenräte Rheinland-Pfalz mit, gehörte als Delegierte der Mainzer Räte von 1996 bis 2000 zum Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) und nahm als Gastdelegierte an Veranstaltungen der evangelischen Landeskirche teil. Besondere Anliegen waren ihr vor allem die Weitergabe des Glaubens an die kommende Generation, das gleichberechtigte Miteinander von Frauen und Männern in Kirche und Gesellschaft und die Pflege der Beziehungen zur Partnerdiözese Erfurt schon zu DDR-Zeiten wie auch nach der Wende. Zudem arbeitete sie in Leitungsgremien des 93. Deutschen Katholikentages 1998 in Mainz mit und war beim Beratungsprozess „Damit Gemeinde lebt..." im Bistum Mainz (1996-1999) engagiert.
Hinweis: Aufgrund eines Versehens wird diese Meldung, die eigentlich bereits für die vergangene Ausgabe der MBN vorgesehen war, erst in den MBN 4 nachgereicht.
tob (MBN)
Langjähriger Regens des Mainzer Priesterseminars und Priester-Referent
Mainz. Der emeritierte Mainzer Domkapitular Horst Schneider vollendet am Mittwoch, 11. Mai, sein 80. Lebensjahr. Schneider hatte zehn Jahre lang (1997 bis 2007) als Regens das Mainzer Priesterseminar geleitet. Im Jahr 2007 hatte er in der Personalabteilung die Aufgabe als Referent für die Priester übernommen. Im September 2017 erfolgte seine altersbedingte Emeritierung als Domkapitular.
Horst Schneider wurde am 11. Mai 1942 in Lauterwasser/Riesengebirge (im heutigen Tschechien) geboren und wuchs in Bad König im Odenwald auf. Nach dem Abitur in Michelstadt trat er 1962 ins Mainzer Priesterseminar ein und studierte Theologie und Phi-losophie in Mainz und Freiburg. Am 30. Juli 1967 weihte ihn Bischof Dr. Hermann Volk zum Priester. Nach Kaplansjahren in Darmstadt-St. Ludwig und Bad Nauheim - hier war er von 1971 bis 1977 auch Dekanatsjugendseelsorger - wurde Schneider 1972 Religionslehrer am St. Lioba-Gymnasium in Bad Nauheim und an zwei weiteren Schulen - zuletzt mit dem Titel Oberstudienrat. 1977 übernahm Schneider als Rektor die Leitung des Ketteler-Internates in Mainz und zusätzlich seit 1982 auch das Amt des Studentenpfarrers an den Fachhochschulen in Mainz. 1986 wurde ihm die Leitung der Pfarrei St. Bonifatius in Gie-ßen übertragen. Seit 1989 war er stellvertretender Dekan des Dekanates Gießen, 1996 wurde er zum Geistlichen Rat ernannt. Vom 1. August 1997 bis 31. August 2007 leitete er als Regens das Mainzer Priesterseminar. Seit dem 1. September 2007 ist er als Referent für die Priester des Bistums tätig. Anfang 2005 wurde er von Kardinal Lehmann zum Dom-kapitular ernannt. Papst Johannes Paul II. würdigte ihn mit dem Ehrentitel „Kaplan seiner Heiligkeit“ (Monsignore) im Jahr 1998.
tob (MBN)
Nun auch Ferienappartements für Einzelgäste verfügbar
Mainz. Wenn Anfang April das Jugendbildungszentrum Brebbia am Lago Maggiore für die neue Saison öffnen wird, werden fünf Stand-Up-Paddles das Freizeitangebot bereichern. Sie sind eine Spende des Fördervereins des Jugendwerkes Brebbia. Dr. Manfred Göbel, der Vorsitzende des Fördervereins, übergab sie an Diözesanjugendseelsorger Mathias Berger, zu dessen Aufgabenbereich das Jugendwerk Brebbia gehört.
Das Jugendwerk Brebbia ist ein Bildungs- und Tagungshaus des Bistums Mainz. Es liegt am Südostufer des Lago Maggiore und bietet in dem Bungalowdorf Platz für 60 Personen. Mit Beginn der diesjährigen Saison werden auch fünf Ferienappartements zur Verfügung stehen, so dass auch einzelne Familien dort Urlaub machen können, ohne Teil einer Gruppenfahrt zu sein. Die Appartements können flexibel als „Übernachtung mit Frühstück“ bis „Vollpension“ gebucht werden.
Das Jugendbildungszentrum wird von Anfang April bis Ende Oktober geöffnet sein. Neben der Belegung der Ferienappartements stehen auch noch einige Wochentermine für Gruppenfahrten zur Verfügung. Interessierte wenden sich bitte an die Geschäftsstelle im Bischöflichen Jugendamt unter der E-Mail-Adresse jugendwerk@brebbia-lagomaggiore.de.
Hinwes: Infos unter brebbia-lagomaggiore.de
Foto unter www.bistummainz.de/presse
Nachricht voraus am 30.3.22 PM (MBN)
Predigt von Bischof Peter Kohlgraf im Mainzer Dom an Ostersonntag
Mainz. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat an Ostersonntag, 17. April, im Mainzer Dom das Pontifikalamt am Hochfest der Auferstehung des Herrn gefeiert. Im Folgenden dokumentieren wir den Wortlaut seiner Predigt:
Das kirchliche Christentum in unserer Gesellschaft geht zurück – nimmt damit auch die Möglichkeit ab, Trost zu erfahren? Dieser Frage ging vor wenigen Tagen eine Buchbesprechung in einer Tageszeitung nach. Das wäre in der Tat eine besorgniserregende Entwicklung. Haben wir noch Worte des Trostes, Erfahrungen der Tröstung in diesen Zeiten, in der es so viele Verwundungen und Verwundete gibt? An Ostern will ich auch danach fragen: Welchen Trost und welche Hoffnungsperspektive kann uns dieses Fest und der Glaube an Auferweckung im Tod schenken? Wenn es die Osterbotschaft nicht schafft, uns Licht und Hoffnung zu geben, dann ist unser Glaube tatsächlich sinnlos. Denn der Glaube an einen Gott, der den Tod überwindet, der gegen jede Trostlosigkeit Leben schaffen kann, ist der Kern unseres christlichen Glaubens.
Ich freue mich in diesem Jahr besonders über dieses Fest und seine Texte. Der Theologe und Neutestamentler Thomes Söding schreibt: „Weil sie die Ängste nicht verdrängen, machen die Osterevangelien Mut. Weil sie die Zweifel nicht verschweigen, stärken sie den Glauben. Sie machen dort Hoffnung, wo alles dafür spricht, sie fahren zu lassen. Sie verkünden den Sieg über den Tod dann, wenn er definitiv der Sieger geworden zu sein scheint.“ (Thomas Söding, Anzeiger für die Seelsorge 4/2022, 5). Niemand kann übersehen: Menschen haben in diesen Zeiten Angst. Es gibt die berechtigte Angst vor Krankheit, Leiden und Tod, die durch die Pandemie sehr nahegekommen sind. Viele haben Angst, welche Folgen der brutale Krieg in der Ukraine haben wird, welche persönlichen Folgen, welche wirtschaftliche Konsequenzen. Die Bilder der zerstörten Städte und der ermordeten Menschen verfolgen nicht wenige bis in die Nacht hinein. Und vielleicht haben Menschen auch eine Ur-Angst vor dem Verschwinden und der Sinnlosigkeit.
Vor diesem Hintergrund höre ich die biblischen Texte der Kar- und Ostertage. Die Jüngerinnen und Jünger Jesu sind tatsächlich keine strahlenden Helden. Sie laufen weg, sie schließen sich ein, sie wissen nicht weiter nach dem brutalen Tod ihres Freundes und Meisters. Und sie fürchten natürlich auch um ihr eigenes Leben. Es macht die Evangelien umso glaubwürdiger, als sie kein Heldenepos erzählen, sondern die nackte Angst der Menschen damals benennen. Auch der österliche Mensch darf, ja muss sich seinen Ängsten stellen. Gott verlangt nicht, dass wir zu Helden werden. Wir erleben in den Texten aber auch, wie diese ängstlichen Menschen von außen angesprochen werden. Der Auferstandene zeigt sich ihnen, er spricht mit ihnen, er öffnet Türen und Mauern.
Immer wieder berichten die Texte davon, dass diese Jüngerinnen und Jünger in den ersten Gemeinden sich zum Gebet versammeln. Zu diesen Gebeten gehörten ganz sicher die biblischen Psalmen. In ihnen wird das ganze Leben ausgesprochen. Dazu gehören Lob und Dank für das Leben und die Erfahrungen von Rettung. Zu ihnen gehören aber auch die Klage und der Schrei, die Frage, wie es weitergehen könne. Dazu gehören die Fragen, warum in der Welt die Gewalttätigen so mächtig sind, während Gott weit weg zu sein scheint. Zu ihnen gehört aber auch die Erfahrung des Vertrauens, das nicht enttäuscht wird, weil Gott treu ist. Und in unübertroffener Weise ist die Auferweckung Jesu durch seinen Vater der beste Beweis für seine Treue und seine alle Angst überwindende Macht.
Wenn wir Ostern feiern und beten, dann können wir alle diese Themen mitnehmen. Österlich werden die Klagegebete und die Bitten, das Eingestehen von Angst und Hilfslosigkeit auch dadurch, dass wir sicher sein dürfen, einen liebenden Gesprächspartner zu haben, der uns und die Welt durch diese Gebete verändern will und kann. Wenn sie allein bewirken, dass wir uns nicht mutlos vergraben, sondern Sicherheit gewinnen, mit Gottes Hilfe etwas zum Guten verändern zu können, dann haben sich auch für uns die Türen zu neuem Leben aufgetan. Das ist für mich eine unverzichtbare Zukunftsperspektive und ein echter Trost gerade in diesen Zeiten.
Die Ostertexte verschweigen den Zweifel nicht. Am kommenden Sonntag hören wir vom Zweifler Thomas, und auch andere brauchen Zeit, anfanghaft zu erfassen, was da an diesem ersten Tag der Woche geschehen ist. Nicht erst die Bilder dieser Tage, sondern die vielen Todeserfahrungen auch in meinem Leben, lassen meinen Glauben nicht unberührt. Ich kann dem Zweifel nachgeben und endgültig beschließen: Es gibt keinen Gott. Aber was wäre, wenn es doch stimmt? Thomas erinnert manchen Atheisten daran, dass es gut sein kann, die Tür der Hoffnung offen zu lassen. Setze nicht zu schnell dein Urteil als Maßstab. Der Autor Tomas Halik hat einmal geschrieben, wie nahe er sich als Priester oft den Atheisten fühlt: Gott ist oft so fern, Gott schweigt, der Tod scheint zu siegen. Und diese Erfahrung bedrängt auch den glaubenden Christen. Was den Priester Halik von Atheisten unterscheidet, so sagt er selbst, ist die Geduld und die Hoffnung. Er ist nicht fertig mit dem Geheimnis Gottes, er trägt das Geheimnis Gottes mit sich. Wenn Gott beweisbar wäre, wäre er nicht Gott, dann wäre er menschliches Konstrukt. Der bewusste Atheist aber hat sich endgültig entschieden. Habe Geduld, die Frage offen zu halten. Wenn es Gott gibt, wenn Christus auferstanden ist, dann ist es doch auch für dich eine wunderbare Perspektive. Und was verlierst du, wenn du das Geheimnis offenlässt und nicht vorschnell beantwortest?
Thomas ist auch für die glaubenden Menschen wichtig. Es gibt eine Form von Katholizismus, der mir eher Angst als Freude bereitet. Ich begegne manchmal Menschen, denen ist alles klar. Die wissen genau, was Gott will. Die wissen genau, wie es im Himmel aussieht. Sie haben ganz klare Urteile in den entscheidenden Fragen des Lebens. Sie wissen genau, wer ein schwerer Sünder ist. Manchmal wünschte ich ihnen die Erfahrung des Thomas. Dass der Zweifel auch bedeuten kann, seine eigenen Sicherheiten einmal in Frage zu stellen. Der Zweifel, so schmerzlich er ist, er ist möglicherweise ein wichtiger Schritt zu einem österlichen Glauben. Denn wer so sicher ist, verliert oft jedes Mitgefühl für die Suche des anderen. Das kann nicht der Glaube sein, den Jesus mitgibt als Hoffnung, als Leben in Fülle.
Die Ostertexte stehen für eine Hoffnung gegen alle Hoffnung. Der Tod ist endgültig. Das Evangelium ist hier ebenfalls ganz eindeutig: ein großer, schwerer Stein Stein verschließt das Grab, Jesus soll einbalsamiert werden. Die frühesten Glaubensbekenntnisse betonen eigens: Jesus ist gestorben, begraben. Gerade der Evangelist Matthäus verstärkt dies noch. Da stehen Wächter vor dem Grab: der Tote soll im Grab bleiben, das Grab endgültig. Man hat diesen Jesus getötet, und damit hat es sich. Endgültiger, hoffnungsloser geht es nicht mehr.
Die Frauen finden das Grab aber leer. Alle Versuche, Jesus und seine frohe Botschaft einzuschließen und zu beenden, funktionieren nicht. Zunächst löst dies bei den Frauen Staunen, Fragen, Zweifel und Tränen aus: Das leere Grab allein beweist noch nichts. Und dennoch taucht eine erste Ahnung auf. Das Grab ist nicht mehr der Ort, an dem jede Hoffnung stirbt.
Es gibt Situationen im Leben, wo in denen sich zunächst keine Zukunft auftat. Trauer, Ratlosigkeit, Fragen, gehören auch zum Leben als glaubender Mensch. Und dann schickt uns das Evangelium auf einen Weg: Bleibt nicht am Grab stehen. Die Jüngerinnen und Jünger Jesu werden losgeschickt. Das Grab wird zum Ort der Hoffnung und zum Ort der Sendung.
Ängste überwinden, Zweifel nicht verschweigen, Hoffen gegen jede Hoffnung – das ist Ostern. Ich kann nicht beurteilen, ob unsere Gesellschaft immer mutloser wird. Christinnen und Christen sollten jedoch die Menschen sein, die so leben, dass andere sie nach ihrer Hoffnung fragen.
(MBN)
Predigt von Weihbischof Bentz in der Osternacht im Mainzer Dom
Mainz. In der Osternacht, 16. April, hat der Mainzer Weihbischof, Dr. Udo Markus Bentz, Generalvikar des Bistums Mainz im Mainzer Dom die Predigt gehalten. Im Folgenden dokumentieren wir den Wortlaut der Predigt:
Schwestern und Brüder,
zwei leere Zeitungsseiten - lediglich ein Satzanfang in schwarzen Lettern: „Was unvorstellbar ist…“ Das war kurz nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine eine Initiative der Wochenzeitung ZEIT. Die Leser waren eingeladen, diese leeren Seiten zu füllen und den Satzanfang zu ergänzen. „Was unvorstellbar ist…“ - „…dass es keine Hoffnung mehr gibt.“ Eine der Antworten, die eindrücklichste. Unvorstellbar, dass es keine Hoffnung mehr gibt! Unvorstellbar allein um der Menschen willen in den zerstörten Städten der Ukraine, der Kinder willen, der Menschen willen, die auf der Flucht sein, der Verletzten, der Toten willen… unvorstellbar, dass es keine Hoffnung mehr gibt, obwohl doch alles derzeit so hoffnungslos erscheint: ein Aggressor, der sich nicht bremsen lässt - eine neue, anscheinend für die nächsten Tage bevorstehende, noch viel massivere Offensive auf die Ukraine, die sich wohl nicht aufhalten lässt. Sehenden Auges eine weitere Eskalation - noch mehr Hoffnungslosigkeit…
Unvorstellbar, dass es keine Hoffnung gibt? Auf Golgotha war es unvorstellbar, dass es überhaupt noch Hoffnung gibt. Auf Golgotha heute - der Ukraine, in den Gesichtern geflüchteter Menschen, auf den Bildern, die uns erreichen von Butcha, Mariupol, Charkiw scheint geschrieben zu stehen: „Es gibt keine Hoffnung mehr…“ Der Mensch gerät in Situationen, in denen es sehr wohl vorstellbar ist: Es gibt keine Hoffnung mehr. Nicht nur im Blick auf diesen sinnlosen Krieg. Auch in unzähligen persönlichen Schicksalen um uns herum. Es sind finstere Wolken über unserem Himmel. Nichts ist zu verharmlosen - wir erleben eine düstere Zäsur.
„Die Hoffnung stirbt zuletzt…“ Ist es tatsächlich eine im Wesen des Menschen verankerte Überlebensstrategie „unbändig und trotz allem zu hoffen“? Gibt es dieses „Prinzip Hoffnung“, von dem Ernst Bloch geschrieben hat? Der Mensch ist so angelegt, dass er die Hoffnung so leicht nicht aufgibt. Das ist für mich aber kein Prinzip Hoffnung, auch keine evolutionsbiologisch angelegte Überlebensstrategie. Vielmehr: Ich erkenne darin, dass wir auf etwas Größeres hin geschaffen sind. Der Mensch hofft trotz aller Zumutungen, dass es besser wird. Das zeigt mir: Der Mensch ist nicht auf Endlichkeit und Zerstörung hin geschaffen, sondern auf etwas - besser: auf jemand - der größer und stärker und mächtiger ist als alle lebenszerstörenden Mächte! Ich glaube nicht an ein Prinzip Hoffnung! Ich glaube an einen Gott, er Leben schafft und Leben möglich macht und Leben erhält! Der Grund dieses Glaubens ist Ostern! Der Grund ist der auferstandene Jesus, angesichts dessen toten Leibes am Kreuz alle Zeichen auf Tod, Ende, Zerstörung und Sieg der Gewalt standen. Angesichts der grenzenlosen Gewalt an ihm war es unvorstellbar, dass es überhaupt noch Hoffnung gibt. Und doch: Was für eine Wende! Gott hat ihn auferweckt und neues, unzerstörbares, österliches Leben geschenkt!
Die einen sagen: „Wer von der Hoffnung lebt, stirbt an Enttäuschung“ - zu hoffen „trotz allem“ sei utopisch oder naiv oder blinder und grundloser Optimismus. Das war angesichts des leeren Grabes damals so. Das ist heute so. Die Botschaft des Engels am Grab „Er ist nicht hier, er lebt!“ hatte es schwer: das erschrockene Gesicht der Frauen, das Kopfschütteln der Jünger, der Zweifel des Thomas, die Blindheit der Emaus-Jünger. Die Evangelien beschönigen nichts. Und doch geschieht etwas in den Jüngern, das die hoffnungslose Depression überwindet. Die Begegnung mit dem Auferstandenen reißt die Mauer der hoffnungslosen Aussichtslosigkeit ein. „Er lebt!“ Eine Mischung aus Erstaunen, Ungläubigkeit, Überwältigung, Freude und Hoffnung - diese eigentümliche Melange macht die Glaubwürdigkeit des Osterzeugnisses der Jünger aus. Mehr und mehr wird es für die Zeugen der Auferstehung zu Gewissheit: „Es unvorstellbar wird, dass es keine Hoffnung gibt!“
Diese eigentümliche Melange von Ungläubigkeit und Hoffnung kenne ich auch von mir selbst. Wenn wir in diesen düsteren Wochen wieder neu und dennoch Ostern feiern, dann tun wir das, um uns neu zu vergewissern, worauf unser Glaube baut. All die österlichen Zeichen, die Texte, die Musik - die ganze Liturgie hilft uns, unsrer Hoffnung in uns wieder neuen Raum zu geben. Wir feiern Ostern, um uns zu vergewissern, was das Fundament ist: glauben, lieben und vor allem gerade jetzt auch hoffen zu können!
Als ich die letzten Tage in meiner persönlichen Betrachtung den Weg des Leidens Jesu meditiert habe, konnte ich so viele Verbindungslinien ziehen zwischen der Dynamik der Gewalt der Mächtigen damals zu dem, was heute geschieht. Das hat meine Solidarität und meine geistliche Verbundenheit mit den leidenden Menschen der Ukraine, aber auch mit den geplagten Menschen in meinem Umfeld gestärkt. Jetzt gehen wir einen Schritt weiter: Es ist Ostern! Ich will die Erzählungen von den Begegnungen mit dem Auferstandenen neu verinnerlichen, damit meine Hoffnung nicht erlahmt.
Ein Sprichwort sagt: „Willenskraft haben die Starken, die Schwachen haben Hoffnung.“ Nein! Es ist gerade umgekehrt: Von uns selbst her können wir gar nicht so viel Willenskraft aufbringen, wie es bräuchte. Deshalb haben die Unheilspropheten so sehr Hochkonjunktur - in der Gesellschaft, aber auch in unsrer Kirche. Die „Unken“ unter den Zeitgenossen haben es jetzt leicht, Pessimismus zu verbreiten. Das ist wenig österlich, auch wenn es das Etikett „kirchlich“ trägt…
Der österliche Mensch hat keinen Grund „zu unken“, es gäbe nur düstere Zukunft - in unsrer Kirche nicht und auch in der Gesellschaft nicht. Die Hoffnung macht den Menschen stark, weckt in ihm ungeahnte Kräfte. „Hoffnung öffnet die Tür zur Veränderung“, sie lässt nicht resignieren sondern stellt sich den Herausforderungen: „Es gibt immer Menschen, die ihre Schulter unter die zusammenbrechende Welt stemmen“, so wurde der Ausschwitz-Überlebende und Literaturnobelpreisträger Imre Kertez dieser Tage zitiert. Solche gibt es in unsrer Kirche. Solche gibt es in der Gesellschaft. Dafür bin ich dankbar!
Ich sehe nüchtern die Schwierigkeiten und Herausforderungen, die auf uns warten und welche Kraftanstrengung das kosten wird: im Bistum, damit der Pastorale Weg nicht auf die schiefe Bahn gerät, in unsrer Kirche, um neues Vertrauen zu gewinnen und beieinander bleiben zu können. Ich erahne, was es von uns als Gesellschaft abverlangt werden wird, die Krisen politisch und ökonomisch zu bewältigen und beieinander zu bleiben… Ich bin kein blinder Optimist. Dazu holt mich meine tägliche Aufgabe und Pflicht immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Ich hoffe, dass ich nicht verzage angesichts all dessen.
Aber gerade deshalb feiern wir Ostern: Jesu Leiden und seine Auferstehung sind die Quelle einer nüchternen, aber kraftvollen Hoffnung! Also kein Prinzip Hoffnung, sondern eine Person und darin ein Gott, auf den ich meine Hoffnung setze. Das ist mir in der Taufe geschenkt. Die Taufe nimmt uns in einer geheimnisvollen Weise hinein in das österliche Leben Jesu. Es liegt an mir, wie sehr ich dieser geistlichen Wirklichkeit in mir tatsächlich auch in meinem Alltag Raum gebe, damit sie wirken kann. Wir wurden getauft, damit wir „in der Wirklichkeit des neuen Lebens wandeln“ - so sagt es Paulus. Jetzt gleich werden wir die Tauferneuerung feiern. Vertrauen wir uns dieser geistlichen Wirklichkeit in uns von neuem an. Mit unsrer österlichen Hoffnung finden wir die Kraft denjenigen beizustehen, deren Hoffnung geschwunden ist. Das ist unsere Berufung als Christen in dieser Zeit: Die Hoffnung um uns herum stark zu machen! Es ist wirklich unvorstellbar, dass es keine Hoffnung gibt, wenn ich glauben kann, dass Christus von den Toten auferstanden ist!
(MBN)
Predigt von Bischof Peter Kohlgraf im Mainzer Dom in der Karfreitagsliturgie
Mainz. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat an Karfreitag, dem 15. April, im Mainzer Dom die Feier vom Leiden und Sterben Christi („Karfreitagsliturgie“) geleitet. Im Folgenden dokumentieren wir den Wortlaut seiner Predigt:
Tatsächlich ist die Leidensgeschichte Jesu, die wir in jedem Jahr hören, auch eine Studie über den Menschen. Pilatus lässt den geschundenen und als König kostümierten Jesus herausführen. Verächtlicher kann man einen Menschen nicht machen. Die Szene zeigt aber auch die grundsätzliche Menschenverachtung des Herrschenden. Selbst angesichts des Todes macht er sein Opfer zum Objekt seines Spotts. Wer das Evangelium genau hört, spürt dennoch, wer dort eigentlich der souveräne Herrscher ist. Gegenüber dem Verhalten Jesu wirkt Pilatus geradezu lächerlich schwach: Er sucht allein den eigenen Machterhalt; Jesus hingegen ist überzeugt: Gott, sein Vater, wird am Ende Sieger sein. Ostern wird sein Vertrauen bestätigen, auf eine nicht zu erwartende Art und Weise. Geschichtsschreibung ist in der Regel eine Geschichte der Sieger und Starken, nicht der Geschändeten, Gefolterten, Ermordeten und Gescheiterten. Das ist in den Evangelien anders. Sie entlarven die lächerliche Fassade menschlicher Macht angesichts göttlicher Macht. Göttliche Macht verhindert das Leid nicht, sie verwandelt das Leid in Leben.
Die Passionsgeschichte – auch eine Studie über die Menschen. Das Evangelium richtet den Blick auf den geschundenen Jesus, der gewaltsam sterben muss. Jesus selbst hat sein Leben und Sterben wohl nicht betrachtet als ein vom Schicksal anderer Menschen isoliertes Geschehen. Er hat es gedeutet als ein Dasein und Sterben für andere und mit anderen. Während die Herrscher spotten und versuchen, dem Leidenden die Würde zu nehmen, macht Jesus die Opfer groß. Die lächerlichen Figuren sind die Herrschenden, die sich aufblasen. Ja, sie haben Macht über Leben und Tod. Aber am Ende werden sie selbst Rechenschaft geben müssen über den Gebrauch ihrer Macht. Dann steht auch der König nackt und bloß da, seine prächtigen Kleider entpuppen sich als Illusion. Er selbst ist eine lächerliche Figur.
„Seht, den Menschen“. In diesen Tagen schauen wir erneut auf die vielen geschundenen Menschen, im Krieg, auf der Flucht, auf die Trauernden, die Toten. Wir erleben, wie der Tod scheinbar den Sieg erringt. Groß sind die, die Macht haben, die das Geld beherrschen, die andere erniedrigen, die lügen, um eigene Macht zu beweisen. Sie werden am Ende in der Bewertung der Geschichte nackt dastehen. Das gilt für weltliche und auch die kirchlichen Fürsten, die sich auf die Seite der Unterdrücker und Despoten schlagen.
Die Passionsgeschichte – auch eine Studie über den Menschen. Die Mächtigen, auch zur Zeit Jesu, leben von den Schmeichlern, den Feigen und denen, die in Abhängigkeit um ihre eigene Macht die Römer fürchten. Herodes ist ein klassisches Beispiel. Er ist Machthaber von Roms Gnaden. Sicher käme er nicht auf die Idee, Pilatus zu kritisieren, denn natürlich geht es um sein Ansehen. Da macht der ein oder andere Tote kein Problem. Despoten bis in unsere Zeit leben von ihrem Umfeld, das sie bestätigt und ihnen schmeichelt. Auch das ist der Mensch. Er entblößt sich, indem er sich im Glanz anderer sonnt, und keine eigene Position bezieht. Das Gewissen wird entweder ignoriert, oder es ist so verkommen, dass es sich nicht mehr meldet.
Wir sehen die Menge der Menschen, die das Schicksal Jesu als Schauspiel genießt oder längst zur verfügbaren Masse der gewissenlos Herrschenden geworden ist. Ich denke an Bilder aus der nationalsozialistischen Zeit, in der Menschen mit Hitlergruß am Straßenrand standen, ich denke an andere Diktaturen, in denen die Mächtigen die Menschen „gleichschalten“ konnten. Der einzelne zählt nicht mehr, er wird zum „Stimmvieh“, zur Nummer, austauschbar, am Ende verzichtbar. Ich hoffe, dass wir Christinnen und Christen in dieser Gesellschaft Selbstdenkende bleiben. Diese unterscheiden sich allerdings deutlich von „Querdenkenden“. Denn sie orientieren ihr Gewissen am Wort Gottes und an der Liebe zu Gott und dem Nächsten, nicht am eigenen Ego und an selbstkonstruierten Weltbildern.
In der Studie über den Menschen begegnen uns die Entmutigten und Mutlosen. Die Jünger sind längst weggelaufen. Der Einsatz für Jesus ist ihnen peinlich. Judas verrät Jesus, wohl deshalb, weil er seinem Bild und seinen Erwartungen nicht mehr entspricht. Petrus schämt sich für seine Freundschaft mit Jesus. Von anderen ist nichts mehr zu hören, aber durch besonderen Mut zeichnen sie sich nun auch nicht aus. Wunden lecken, abtauchen, ohne Verantwortung zu übernehmen, keine Farbe bekennen, wenn es um die Rechte anderer geht, nicht auffallen wollen, eigene Nachteile vermeiden, Ruhe haben, die eigene Existenz sichern – auch das ist menschlich.
Wir begegnen in dieser Studie der Menschlichkeit den vielen Gesichtern derer, die Böses tun, Gutes unterlassen, auch denen, die einfach Durchschnitt sind und nicht auffallen wollen – wie Menschen eben sind. Nach der Zeit des Nationalsozialismus wurde viel darüber geschrieben, wie das sein konnte. Wohl genau deswegen, weil die Menschen genau so sind wie zur Zeit Jesu, und sie sind heute ebenfalls so. Hannah Arendt hat von der „Banalität des Bösen“ gesprochen. In den vielen Zusammenhängen der Geschichte, auch im Hinblick auf die Despoten und Mitläufer reden wir nicht über Monster. Wir reden über Menschen, in deren Geheimnis wir nicht hineinschauen. Schnell wird gefragt, ob die Brutalität von Folterknechten und Diktatoren krankhaft war oder ist. Vermutlich ist sie es nicht. Diese Menschen sind eher böse, gleichgültig, ängstlich, feige, um sich selbst besorgt; so banal kann das Böse sein. So ist der Mensch.
So ist der Mensch auch – und er kann anders sein. Da sind die wenigen, die ausharren, die beim Kreuz stehen, nicht zuletzt Johannes und Maria. Es gibt die Menschen, die nicht wegschauen, die nicht weglaufen und dem Leid anderer nicht ausweichen. Vielleicht sind sie keine Helden, aber sie sind keine Nummer in der Masse anderer. Auch sie gibt es in der Passionsgeschichte Jesu. Sie tragen das Leid anderer Menschen mit, sie laufen nicht davon. Sie helfen, wo sie helfen können, aber sie halten auch die Ohnmacht aus. Diese Menschen sind es bis heute, die unsere Welt menschlich machen. Sie sind ganz nah an Jesus und seinem Lebensbeispiel. Ich glaube, dass diese Menschen bis heute in der Mehrzahl sind. Daher bleibt unsere Welt liebenswert. Und daher habe ich Hoffnung, weil sie das Reich Gottes leben, oft ohne große Worte. In ihnen zeigt sich Gottes Stärke. Es kommt nicht von ungefähr, dass die Despoten dieser Welt vor diesen Menschen Angst haben. Es ist doch lächerlich, dass Menschen in Russland in eine mehrjährige Haftstrafe gehen, weil sie sich zum Frieden bekennen. Es war ebenso lächerlich, dass eine Sophie und ein Hans Scholl hingerichtet wurden, weil sie Flugblätter verteilten. Wenn daran an „tausendjähriges Reich“ scheitern könnte, zeigt das die Lächerlichkeit menschlicher Machtansprüche.
„Ecce Homo – seht, da ist der Mensch“. Zu welchen Menschentypen wollen wir gehören? Wie schreiben wir persönlich Menschheits- und Zeitgeschichte? Die Passion zeigt, dass dies keine theoretische Frage ist. Und sie zeigt, dass wir uns nicht wegducken können. Wenn andere auf uns schauen, welchen Menschen sehen sie?
(MBN)
Predigt von Bischof Peter Kohlgraf im Mainzer Dom an Gründonnerstag
Mainz. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat an Gründonnerstag, dem 14. April, im Mainzer Dom das Abendmahlsamt gefeiert. Im Folgenden dokumentieren wir den Wortlaut seiner Predigt:
Heute lädt uns Jesus in den geschützten Raum des Abendmahlssaales ein. Wir sollten dies dankbar annehmen. Ich tue das auf jeden Fall.
In diesen Zeiten weht uns als Kirche ein heftiger Sturm entgegen, und ein Ende ist nicht absehbar. Es ist kein Sturm allein von außen: Wir haben die Erschütterung teilweise selbst ausgelöst. Es weht zudem ein Sturm der Gewalt, nicht nur in der Ukraine, die Ereignisse erschüttern Menschen weltweit. Es ist kein Verschließen der Augen vor den Problemen, wenn wir uns an den kommenden Tagen wie in einer Familie unserer Herkunft und unserer Zusammengehörigkeit versichern. Wir wollen das feiern, was unsere Lebensquelle ist, wir dürfen uns um neue Glaubensfreude und Glaubensstärkung bemühen. Heute Abend am Gründonnerstag ist es die Glaubensfreude aus der Erfahrung der Eucharistie, die Erfahrung der innigen Nähe zu ihm, morgen am Karfreitag die Stärkung aus der Nähe des Gekreuzigten, an Ostern die Freude aus der Hoffnung auf neues und ewiges Leben. Das Thema der Gemeinschaft mit Christus, die Suche nach unseren Quellen, soll wie ein roter Faden die Gottesdienste der kommenden Tage prägen.
Jesus wusste sicher am Gründonnerstagabend um die kommenden Ereignisse. Es bleibt nicht bei einer schönen Familienfeier. Er weiß um das Versagen seiner Jünger, den Verrat, die Verleugnung, die Schwäche und die Angst seiner kleinen Gemeinde. Wenn er sagt: Dieses Brot wird für euch hingegeben, nimmt er wohl das alles in dieses Teilen des Brotes und des Weines hinein. Er will Tod in Leben wandeln. Und dies geschieht in diesen unscheinbaren Zeichen des Brotes und des Weines.
Die Feier der Eucharistie führt uns mit Christus an einen Tisch, aber sie hält die Welt nicht draußen. Insofern stimmt die Rede vom geschützten Raum nicht ganz. Das ist in diesen Tagen besonders wichtig und auch tröstlich. In jeder Eucharistiefeier legen wir das Brot auf den Altar, und wir stellen den Wein bereit, Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit. Wir legen unsere Welt auf den Altar. Und wir beten nicht nur um die Wandlung des Brotes und des Weines in Leib und Blut Christi. Wir beten um die Wandlung unserer Herzen, und groß gedacht, immer auch um die Wandlung der Welt. Wir trauen dies Gott zu, dass er die Menschen ergreift und verändert. Zunächst einmal rechnen wir hoffentlich mit unserer je eigenen persönlichen Wandlung. Er will verwandeln: unseren mutlosen Glauben, unsere Lieblosigkeit, unsere Gleichgültigkeit, unsere Angst, unsere fehlende Liebe zu anderen. Wenn wir dann ihn empfangen, nehmen wir das Risiko an, genau seine Lebenshaltungen für uns zu übernehmen. Denn er will uns verwandeln.
Ich frage mich in diesen Tagen immer wieder: Wie können Menschen, die Gottes Nähe feiern und ihn in sich aufnehmen, dann im Krieg aufeinander losschlagen? Die Realität des Krieges und die Bilder davon sind unerträglich. Es erschließt sich mir nicht, wie Bischöfe anderer Konfessionen einen derartigen Mord und Terror mit dem Evangelium rechtfertigen können. Was „bringen“ das Gebet und diese Feier angesichts der Weltsituation und der kirchlichen Realität? Diese Frage wurde mir in einigen Interviews gestellt. Zunächst brauche ich, brauchen wir die Hoffnung auf die Durchsetzungskraft der Liebe und des Lebens. Das ist Thema der Eucharistie und des Gebets. Wir brauchen die Stärke und das Vertrauen, das uns im gemeinsamen Gebet und in der gemeinsamen Feier geschenkt werden kann. Wir legen das Leid Christus in die Hände. Am Ende der Eucharistie werden wir gesendet, selbst den Frieden weiter zu geben, der uns hier geschenkt wird. Immer wieder ist die Eucharistie dann doch keine gemütliche Familienfeier, sondern die Bereitschaftserklärung, sich verändern zu lassen und die Welt in Gottes Hände zu geben, selbst aber nicht die Hände in den Schoß zu legen.
Wir reden in der Kirche über kontroverse Themen, über Reform und Veränderung. Das ist gut und notwendig. Die rechten Wege können nur daraus erfolgen, dass wir an Christus Maß nehmen. Er ist das Fundament. Ein Pfarrer sagte kürzlich: Wir reden in der Kirche oft von „der Basis“, und meinen damit die Menschen, die als Mehrheit das Maß der Veränderungen sein wollen. Im Neuen Testament ist von einer Basis nie die Rede, wohl von einem „Fundament“. Daher ist es unverzichtbar, dass die „Basis“ sich ihres Fundaments vergewissert. Und das Fundament kann niemand anderes als Christus selbst sein. Ohne den Bezug zur Eucharistie im Abendmahlssaal geht das nicht. Der Gründonnerstag ist der Tag der Freundschaftserneuerung mit Christus. Wenn Glaube nichts mehr von dieser persönlichen Ergriffenheit hat, wenn wir nicht mehr gerne mit Christus zusammen sind, dann wird es Zeit, uns in den Abendmahlssaal zurückzuziehen und darüber nachzudenken: Was hält uns denn noch bei Christus? Im letzten kann es nur sein Angebot in der Eucharistie sein, immer bei uns sein zu wollen. Christus bietet uns heute auf unnachahmliche Weise seine Freundschaft neu an. Eine größere Freundschaft hat niemand, nur wer sein Leben für die Freunde gibt, ist wirklich der Freund der Menschen. Die wichtigste Quelle des Christseins ist dieser Wunsch Christi, ganz bei uns zu sein. Ich meine, dass dieser Gedanke auch unseren Umgangsstil innerhalb der Kirche prägen und gegebenenfalls verändern müsste.
Menschen erschrecken über menschliches Versagen in der Kirche. Ja, auch das ist Thema des Abendmahlssaales. Verrat, Feigheit, Egoismus, all das ist da versammelt. Die Jünger Jesu sind noch keine Versammlung von Engeln und Heiligen. Damals wie heute sitzen da 100% Sünder, aber auch 100% Leute, die sich dennoch zu den Freunden Jesu zählen. Wir beginnen nicht umsonst jede Eucharistiefeier mit dem Schuldbekenntnis. Und das ist mehr als ein unverbindliches Ritual. Es ist christliche Tugend, bei sich selbst immer zuerst kritisch hinzuschauen. Christus wäscht seinen Jüngern die Füße, nicht den Kopf, um im Bild zu sprechen. Christen sind Menschen, die um ihre Schuld und Erlösungsbedürftigkeit wissen, aber auch um die große Barmherzigkeit ihres Gottes. Das soll jetzt nicht danach klingen: Alles halb so schlimm. Nein, gerade der Gründonnerstag zeigt: Es ist schlimm. Die Schuld treibt diesen liebenden Freund bis ans Kreuz, auch meine Schuld. Nichts wird schöngeredet. Aber diese Liebe, die bis zum letzten geht, kann auch Schuld verwandeln, nimmt mich an in meiner Schwäche. Deswegen kann ich diesem Freund mein Versagen immer wieder eingestehen. Und wenn wir heute im Sturm stehen, erwarten wir die Kraft zur Veränderung nicht allein aus unseren Fähigkeiten. Sicher: wir, besonders diejenigen in Verantwortung, müssen alles erdenklich Mögliche tun zur Erneuerung und Veränderung. Aber wir merken auch: Wir kommen an unsere Grenzen. Diese Grenzen aufbrechen, die Kraft dazu geben – das kann nur Christus allein. Denn wir brauchen Hoffnung, wir brauchen die Ermutigung: Wir sind nicht alleine unterwegs.
Ein letztes zeigt der Abendmahlssaal: Christsein geht nie allein. Jesus versammelt da nicht einzelne um sich, sondern die Zwölf stehen für die Kirche. Ohne Kirche keine Eucharistie, ohne Eucharistie keine Feier der Gemeinschaft mit dem Herrn. Lassen wir uns auch die Freude an der Gemeinschaft der Kirche nicht zerstören.
Wenn mich jemand fragen würde: Warum bist du gerne Christ, Priester und dann auch Bischof? Ich würde ihm sagen: Ich glaube, dass Christus mein Freund ist, der sich hingibt für mich und für alle Menschen. Dies zeigt sich besonders in der Eucharistie. Und ich freue mich seiner Gemeinschaft und der Gemeinschaft der Schwestern und Brüder. Ich bin dankbar für die Möglichkeit, diese Welt ihm in die Hände zu geben. Ohne ihn kann ich, können wir nicht leben. Und ich hoffe auf seine Kraft der Wandlung: Wandlung der Welt, Wandlung der Kirche, und nicht zuletzt auch Wandlung meines Lebens.
(MBN)