In der aktuellen Ausgabe mit einem Pontifikalamt und Impuls zu Aschermittwoch, einem Gedenkgottesdienst zur Bombardierung von Mainz im Kloster der Klarissen-Kapuzinerinnen, der Zulassungsfeier zur Taufe mit Bischof Kohlgraf, dem Gottesdienst mit den Garden an Fastnachtssonntag im Mainzer Dom, sowie der Dokumentation des Hirtenwortes zur Österlichen Bußzeit von Bischof Kohlgraf.
Aschermittwoch: Pontifikalamt und Impuls zu „Anthropozän – Mensch und Mitwelt“
Mainz. Den Zusammenhang zwischen Gottesglauben und der Verantwortung für die Schöpfung in der biblischen Schöpfungserzählung im Buch Genesis hat der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf betont. Bei einem Gottesdienst an Aschermittwoch, 5. März, im Mainzer Dom sagte er: „Denn der Glaube daran, selbst Geschöpf zu sein und nicht Gott, setzt den Menschen in den rechten Zusammenhang zu seinen Mitgeschöpfen und der gesamten Umwelt. Es ist nicht gleichgültig, wie er handelt und mit den Ressourcen umgeht. Es ist Ausdruck der gottgeschenkten Menschenwürde, die Welt mit Gottes Augen zu sehen und sie entsprechend zu behandeln und zu gestalten.“ Und weiter: „Das Handeln des Menschen soll lebensstiftend, nicht zerstörend sein.“
Der Bischof verwies darauf, „dass ein bestimmter Umgang mit dem Abfall tatsächlich die Schöpfung zerstören und damit bereits diese Welt zur Hölle machen kann“. Wörtlich sagte er: „Dieser Gedanke steht am Anfang der Fastenzeit. Müll und Abfallprodukte wird niemand von uns verhindern können. Aber immer wieder sollten wir unser alltägliches Verhalten kritisch bedenken. Unser Konsumverhalten, unser Umgang mit endlichen Ressourcen ist durchaus ein Kernthema christlichen Lebens. Jeder und jede trägt dazu bei, ob die Erde himmlischer oder höllischer wird.“
Außerdem warnte Kohlgraf vor „verbalem Müll: Umweltzerstörung durch Gedanken und Worte“. Halbwahrheiten, Lügen, Beleidigungen seien nicht nur in der Weltpolitik salonfähig geworden, sagte der Bischof. Und weiter: „Für immer mehr Menschen ist die eigene Sicht auf die Wirklichkeit die einzig gültige Realität. Informationen werden insofern gesucht, als sie die eigene Meinung bestätigen. So kann auf Dauer Gemeinschaft nicht gelingen.“
Weiter sagte Kohlgraf in seiner Predigt: „Wir stehen am Beginn der Fastenzeit. Vielleicht wäre es ein Vorsatz, die Qualität des eigenen Denkens und Redens zu überprüfen. Wo keine andere Meinung mehr gilt, besteht die Gefahr, dass mein eigens Sprechen am Ende verbaler Müll wird. Überlege, ob deine Rede für andere nützlich, gut und wahr ist, überliefert eine Erzählung über den Philosophen Sokrates.“ Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst vom Mainzer Domchor unter der Leitung von Domkapellmeister Professor Karsten Storck sowie Domorganist Professor Daniel Beckmann an der Orgel.
Impuls in der Reihe „Anthropozän - Mensch und Mitwelt“ im Erbacher Hof
Anschließend fand im Erbacher Hof ein Impuls zum Aschermittwoch in der Reihe „Anthropozän - Mensch und Mitwelt“ statt. In seinem Vortrag sprach Professor Oliver Schlaudt von der Hochschule für Gesellschaftsgestaltung Koblenz zum Thema „Wie wollen wir mit unserem Müll leben?“. Schlaudt plädierte dafür, beim Thema Müll „zuerst der Wirklichkeit ins Auge zu blicken, um dann zu überlegen, was man tun kann“. Er machte darauf aufmerksam, dass der gesamte Hausmüll, der nicht recycelt werden kann, verbrannt wird: „In der Müllverbrennungsanlage geschieht eine Volumenreduktion, aber der Müll ist gefährlicher geworden. Aus vielem harmlosen Müll, hat man weniger, aber giftigen Müll gemacht. Alles, was wir wegwerfen, verschwindet nicht. Es bleibt an anderer Form erhalten“, sagte Schlaudt. Derzeit sei besonders Mikroplastik als „eine große Unbekannte“ in der Diskussion. Mikroplastik lasse sich mittlerweile fast überall nachweisen und noch wisse niemand, „was Mikroplastik mit uns anrichtet“.
Vor der Öffnung der Diskussion ins Publikum wurden anschließend weitere Aspekte des Themas durch drei Überraschungsgäste eingebracht: der evangelische Theologe, Professor Ruben Zimmermann aus Mainz, die Politikwissenschaftlerin Dr. Cornelia Frings aus Mainz sowie der Geschäftsführer der Meinhardt Städtereinigung GmbH & Co. KG, Dr.-Ing. Torben Kraffczyk. Außerdem wurden von Schlaudt im Rahmen des Abends Bilder und eine Videoarbeit der Künstlerin Swaantje Güntzel aus Hamburg präsentiert. Die Begrüßung und Moderation des Abends übernahmen der Direktor der Akademie, Dr. Andreas Linsenmann, und die Direktorin der Akademie, Privatdozentin Dr. Marita Liebermann.
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Nachricht voraus am 5.3.25 tob (MBN)
Gedenkgottesdienst zum 80. Jahrestag der Bombardierung von Mainz
Mainz. „Am heutigen Gedenktag denken wir an die Schrecken der Vergangenheit, wir erinnern aber auch an den starken Glauben Vieler, und die Bereitschaft zur Versöhnung in den Jahrzehnten nach der Zerstörung. Für heute können die vielen Menschen ein gutes Beispiel und eine gute Motivation sein, selbst zu Botinnen und Boten des Friedens zu werden.“ Das sagte der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf am Donnerstag, 27. Februar, bei einem Gedenkgottesdienst anlässlich des 80. Jahrestages der Bombardierung der Stadt Mainz im Kloster der Klarissen-Kapuzinerinnen von der Ewigen Anbetung. Und weiter: „Es fängt bei jeder Zeugin und jedem Zeugen des Friedens an. Im Kleinen und Privaten, und es möge sich im Großen bewähren.“
Bei dem Luftangriff auf Mainz starben 1.200 Menschen. Auch das Kloster der Mainzer Klarissen-Kapuzinerinnen war vor 80 Jahren zerstört worden. Damals kamen 41 Klarissen-Kapuzinerinnen ums Leben. Bischof Kohlgraf zelebrierte in einem Gewand des Mainzer Dom-Ornates, das an die Zerstörung von Mainz durch den Luftangriff vom 27. Februar erinnert. Auf der Vorderseite ist das Mainzer Rad als Hauptmotiv von einem roten Flammen-Ornament durchbrochen. In seiner Begrüßung hatte Kohlgraf das Kloster der Ewigen Anbetung gewürdigt: „Ich bin dankbar, dass es dieses Kloster in Mainz gibt. Es ist ein lebendiger Glaubensort mitten in der Stadt.“
Wörtlich sagte Bischof Kohlgraf in seiner Predigt: „Wenn wir heute der Bombardierung von Mainz erinnern und der Toten gedenken, können wir nicht übersehen, dass Krieg und Gewalt auch heute Menschen in unserer Welt überziehen, in den bekannten und großen Kriegsherden in der Ukraine und im Heiligen Land, aber darüber hinaus in vielen Ländern, die wir oft gar nicht mehr wahrnehmen. Menschen tun einander Gewalt an, es geht um Macht, um Geld, um die Gier, Land und Schätze anderer besitzen zu wollen. Das Leben von Menschen zählt nicht. Die Brutalität und die Schrecken der Kriege lassen sich nur schwer in Worte fassen.“ Weiter sagte er: „Misstrauen und Angst sind die Atmosphäre, die neuen Krieg auslöst und Konflikte anheizt. Sicherheit in dieser Welt wird es nicht durch Abschreckung und Aufrüstung geben, das gilt im Persönlichen und Privaten wie auch in der großen Politik.“
Und weiter: „Auch in unserem Land müssen wir daran arbeiten, den inneren Frieden zu erhalten. Das ist auch ein Thema für unsere Kirche, dass wir bei allen unterschiedlichen Meinungen und Auffassungen nicht vergessen, dass wir unsere Kraft nur entfalten, wenn wir das Gebet für Frieden und Gerechtigkeit ernst nehmen und gleichzeitig den Frieden untereinander leben. Es bleibt kirchlicher Auftrag, die Würde eines jeden Menschen in Erinnerung zu halten.“
„Die Welt braucht Handwerker des Friedens“
Bischof Kohlgraf erinnerte daran, dass die Klarissen-Kapuzinerinnen zur Familie des hl. Franz von Assisi gehören, auf den der Satz von Papst Franziskus, „die Welt braucht Handwerker des Friedens“ gut passe. Franz von Assisi habe „das aberwitzige Unternehmen“ gestartet, in der Zeit der Kreuzzüge mit dem Sultan zu sprechen: „Er drang nicht durch mit seiner neuen Idee: ein Kreuzzug ohne Waffen. Aber sein Beispiel bewegt bis heute Menschen, sich für einen neuen Stil des Umgangs miteinander einzusetzen, für Toleranz und Offenheit und für ein klares Bekenntnis zu Christus, dem Gewaltlosen und Friedensstifter. Und natürlich steht dieser Heilige bis heute für die Sorge um das gemeinsame Haus der Erde, das wir mit allen gemeinsam bewohnen.“
Nach der Begrüßung der Gottesdienstbesucher fand eine Prozession in den Keller des Klosters statt, wo ein Bericht von Prälat Dr. August Schuchert über das Sterben der Schwestern vorgelesen wurde. Zu Beginn heißt es dort: „Als um 16.30 Uhr der schwere Luftangriff auf Mainz begann, trug die Oberin, wie es für solche Fälle besonders erlaubt war, das Allerheiligste in den Keller und Luftschutzraum des Klosters, wo ein Altar mit einem Tabernakel errichtet war ... In diesem wankenden Kellerraum, der vom Lärm des Krieges erfüllt wurde, um ihre das Allerheiligste haltende Oberin geschart, im Schein einiger Kerzen, hielt der Konvent seine letzte Anbetungsstunde auf Erden.“ Feuer und Rauch machten es unmöglich, dass sich irgendjemand dem brennenden Kloster nähern konnte. Der Spiritual der Schwestern und eine Überlebende der Klarissen-Kapuzinerinnen fanden die toten Schwestern am nächsten Morgen gegen 9.00 Uhr. Schuchert schreibt in seinem bereits 1945 niedergeschriebenen Bericht: „Sie fanden die Oberin und ihre vierzig Schwestern tot, die meisten noch in kniender Stellung mit im Gebet ausgespannten Armen aneinandergelehnt und zusammengesunken. Eine Kerze brannte noch auf dem Taufleuchter.“ Außer den Schwestern befanden sich auch der Küster mit seiner Frau, die beiden Pförtnerinnen des Klosters, eine Mutter mit ihrem Kind und ein 17-jähriges Mädchen unter den Toten.
Mit Genehmigung der Behörden durften die Opfer des Klosters im Klostergarten begraben werden. Am 6. März 1945 fand die Beisetzung der Schwestern statt. In einem feierlichen Requiem in der Kapuzinerkirche habe Bischof Dr. Albert Stohr die Schwestern als „die Schutzengel für die Stadt und das Bistum Mainz“ bezeichnet, überliefert Schuchert.
Gegründet wurde das Mainzer Kloster der Klarissen-Kapuzinerinnen von der Ewigen Anbetung im Jahr 1860 von dem Kapuzinerpater Bonifatius Söngen. Der kontemplative Orden lebt nach der Regel der hl. Klara von Assisi. Die Gemeinschaft bezeugt den Glauben an die eucharistische Gegenwart Jesu Christi durch ihr abwechselndes Gebet vor dem ausgesetzten Allerheiligsten. Stellvertretend für die Menschen in Mainz und der ganzen Welt bringen sie Lob, Dank und Bitten vor Gott. Die Kapelle der Gemeinschaft steht täglich allen Gläubigen zur stillen Anbetung offen.
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Nachricht voraus am 27.2.25 tob (MBN)
Zulassungsfeier zur Taufe mit Bischof Kohlgraf in der Ostkrypta des Mainzer Doms
Mainz. Neun Taufbewerberinnen und Taufbewerber aus dem Bistum Mainz sind am Samstagnachmittag, 8. März, bei einem Wortgottesdienst in der Ostkrypta des Mainzer Domes von Bischof Peter Kohlgraf zur Taufe zugelassen worden. Kohlgraf legte jedem einzelnen Taufbewerber als Zeichen des Segens und der Zuwendung die Hände auf. Die sieben Frauen und zwei Männer stammen aus Gemeinden des Bistums Mainz und wurden von ihren Pfarrern und Seelsorgern sowie Paten, Familien und Freunden begleitet. Der Gottesdienst im Mainzer Dom als zentrale Zulassungsfeier für die Katechumenen aus dem gesamten Bistum fand erstmals im Jahr 2000 statt.
Kohlgraf erinnerte in seiner Predigt daran, „dass Glaube ohne Gemeinschaft meistens eine Selbsttäuschung ist“. In der Gemeinschaft der Glaubenden gebe es vielfältige Möglichkeiten, Begleitung, Unterstützung und Motivation zu erfahren, betonte Bischof Kohlgraf. Und weiter: „Es ist wichtig, auf diese Weise auch verschiedene Zugänge zum Glauben kennenzulernen. Ich wünsche Ihnen, dass Sie im Glauben erfahren dürfen: Ich bin getragen und begleitet in den Höhen und Tiefen meines Lebens.“
Der Bischof dankte den Taufbewerbern für ihr Glaubenszeugnis: „Durch ihre bewusste Entscheidung für die Taufe sind Sie eine Botschaft an alle bereits Getauften und Gefirmten: Denk doch einmal darüber nach, wie Du Deine eigene Entscheidung im Glauben verwirklicht hast! Ich ermutige das ganze Bistum, für den Glaubensweg unserer Taufbewerberinnen und Taufbewerber zu beten.“
Alle Taufbewerberinnen und Taufbewerber hatten bei dem Gottesdienst kurz über ihre Motivation zur Taufe berichtet. Die musikalische Gestaltung des Wortgottesdienstes hatte der Mainzer Domorganist, Professor Daniel Beckmann, übernommen. Nach der Feier hatten sich die Teilnehmer noch mit Bischof Kohlgraf zum Austausch bei Kaffee und Kuchen im Erbacher Hof getroffen.
Die Bewerber befinden sich derzeit im so genannten Katechumenat, der Vorbereitungszeit für Jugendliche und Erwachsene, die Christen werden wollen. Höhepunkt des Katechumenats ist die Spendung der Sakramente Taufe, Firmung und Eucharistie. Die Feier dieser so genannten Einführungssakramente wird in den jeweiligen Heimatgemeinden in der Regel in der Osternacht begangen. Mit dem Sakrament der Taufe wird der Mensch in die Kirche aufgenommen. Die Taufe erfolgt durch die Worte: „Ich taufe Dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ Dabei wird dem Täufling Wasser über den Kopf gegossen. In verschiedenen Riten wird die Taufe anschließend gedeutet, unter anderem durch die Salbung mit Chrisam-Öl. Dabei wird deutlich, dass der Getaufte durch die Taufe zu Christus gehört.
Hinweis: Informationen zum Katechumenat geben alle Seelsorgerinnen und Seelsorger in den Pfarreien sowie Aaron Torner vom Referat Katechese - Evangelisierung, Glaubenskommunikation und Verkündigung im Bischöflichen Ordinariat: Telefon: 06131/253-241 oder E-Mail: aaron.torner@bistum-mainz.de
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Nachricht voraus am 8.3.25 tob (MBN)
Mainzer Domdekan Priesel feierte den traditionellen Gottesdienst mit den Garden
Mainz. Der Mainzer Domdekan Henning Priesel hat am Sonntag, 2. März, den traditionellen Fastnachtsgottesdienst für die Garden und Korporationen der Mainzer Fastnacht im voll besetzten Mainzer Dom gefeiert. Priesel ging in seiner gereimten Predigt im vollbesetzten Dom auf das Mainzer Rad im Wappen der Mainzer Bischöfe und der Stadt Mainz ein, das der Sage nach bereits Erzbischof Willigis eingeführt haben soll: „So lehrt das Rad, das als sein Zeichen / Willigis uns hinterlassen hat / aus Gottes Geist mehr zu erreichen / in Kirche, Bistum, Land und Stadt. / Es will uns zueinander führen / wo so viel feststeckt, auseinanderbricht / statt zu zu schlagen unsre Türen / sie aufzumachen, das schafft Licht! / Der Bogen, den das Rad uns schlägt / zwischen kirchlicher und weltlicher Autorität / zeigt die gemeinsame Verantwortung auf /
für die Gesellschaft in ihrem Lauf.“
Und weiter: „Wo das gelingt, kann Hoffnung sein / fällt Licht in unsere Welt hinein / Denn Christus ist Weg, Wahrheit und Leben. / Die Hoffnung hat er uns gegeben / zu tragen sie in unsre Welt / weil Menschenhand allein sie nur entstellt. / Drum lasst uns teilen Freude und auch Leid / denn so hat Zukunft Mensch und Wirklichkeit. / Was wund ist, beginnt dann zu heilen / und wir, die Zuversicht zu teilen / dass nichts verloren ist, auch nicht in dieser Zeit / weil Gottes Licht, das durch uns alle leuchten will / dann neu erstrahlt, und es erzählt von Ewigkeit. Amen.“ Der Gottesdienst für die Garden und Korporationen der Mainzer Fastnacht im Mainzer Dom fand erstmals 1996 im Mainzer Dom statt. Der Gottesdienst war im Livestream auf der Internetseite des Bistums übertragen worden.
In seiner Predigt ging Priesel auf die Symbolkraft der einzelnen Elemente des Mainzer Rades ein: „Das Mainzer Doppelrad, verbunden und nicht einfach so / vielmehr mit einem Kreuz - zeigt Halt, Gemeinschaft / und den Grund, auf dem wir stehen sowieso. / Ein Rad ist rund und niemals eckig / weil sonst es nicht für die Bewegung taugt / mahnt uns zur Wahrheit; drum erschreck ich / wenn Lug und Trug heut‘ anderes behaupt‘.“ Weiter sagte der Domdekan: „Bewegung, Fortschritt, Aufeinander zu, ja, dafür steht ein Rad / darum es für die ganze Menschheit grundlegende Bedeutung hat. / Gemahnt uns, aufeinander zu zu gehen / und für einander einzustehen. / Der Schutz der Schwachen, derer, die in Not / ist Menschenrecht und gerade darum Gottes goldenes Gebot. / Und wird ein Weg zu steil, zu schwer / hilft doch ein Rad, ihn dennoch anzugehn / und nicht die Hoffnung aufzugeben / vielmehr gemeinsam schwere Wege zu bestehn.“
Die Nabe des Rades aber sei Christus, betonte Priesel: „Die Nabe lehrt uns, unser Leben auszurichten / und auf Belangloses ganz einfach zu verzichten. / So festgemacht in Gott / finden wir Kraft in vieler Not. / Solange wir um dieses Zentrum drehen /
kann keiner selbst verloren gehen. / Vielmehr sich Gottes Geist entfalten /
um seine Schöpfung zu erhalten.“
Der Mainzer Generalvikar, Dr. Sebastian Lang, gehörte zu den Konzelebranten des Gottesdienstes. Auch der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf nahm am Gottesdienst teil und spendete den Schulsssegen. Zu Beginn des Gottesdienstes segnete Domdekan Priesel neue Fahnen von Mainzer Garden. Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst vom Wonnegauer Blasorchester Osthofen (Regimentsorchester der Prinzengarde) unter Leitung von Samir Müller, dem Mainzer Domorganisten, Professor Daniel Beckmann, an der Domorgel sowie den Kantoren Jörg Albers, Johannes Both, Axel Döhr, Theresa Victor-Siepchen und Stefan Wink.
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Hirtenwort von Bischof Peter Kohlgraf zur Österlichen Bußzeit 2025
Das Hirtenwort des Mainzer Bischofs Peter Kohlgraf zur Österlichen Bußzeit steht in diesem Jahr unter der Überschrift „Wer bist du, Jesus?“. Der Text wurde in den Pfarreien am ersten Fastensonntag (Samstag, 8., und Sonntag, 9. März) verlesen. Im Folgenden dokumentieren wir das Hirtenwort:
Wer bist du, Jesus? Die Antwort auf diese Frage ist nicht so einfach, wie sie manchen erscheinen mag. Es gibt mindestens zwei Ebenen, die von dieser Frage für den gläubigen Menschen berührt werden. Die persönliche Antwort, die jemand als an Christus glaubender Mensch geben muss, ist eine davon. Diese Antwort kann unendlich vielfältig sein und sich im Laufe des Lebens je nach Lebenssituation oder Glaubenserfahrung ändern. Manches am biblischen Jesus fasziniert mich, manches bleibt mir fremd. Ich lade Sie dazu ein, im lebenslangen Gespräch mit Jesus zu bleiben, Fremdheit auszuhalten und immer wieder neu seine Nähe zu suchen. Ich spreche von Jesus nicht nur als einer historischen Person, sondern als dem Auferstandenen, an den ich glaube, an meiner Seite, an unserer Seite, von dessen lebendiger Gegenwart ich überzeugt bin.
Die andere Ebene betrifft die Antwort, die eine Glaubensgemeinschaft wie die Kirche sich selbst gibt und die eine Einheit im Grundverständnis herstellt, was uns bei aller Verschiedenheit der Zugänge im Glauben an den einen Herrn verbindet. Gerade in der Frage „Wer bist du, Jesus?“ zeigt sich die Möglichkeit einer großen Vielfalt und einer tiefen Einheit im Glauben. Christsein meint nie Vielfalt ohne Einheit, aber auch ebenso wenig Einheit ohne eine notwendige Vielfalt. Gerade in einer Zeit, in der wir in der Kirche um Synodalität ringen, scheint mir die Besinnung auf den Glauben an Jesus Christus die wichtigste Grundlage für das Wesen des Christentums zu sein.
Die unendlich vielfältigen Zugänge zu Jesus, dem Sohn Gottes
Die wichtigsten Quellen für unser Reden über Jesus als Erlöser und Sohn Gottes sind die neutestamentlichen Schriften. Das Neue Testament ist nicht ein einziges Buch, sondern es besteht aus 27 verschiedenen Büchern von verschiedenen Autoren, die ihren Zugang zu Jesus angesichts der unterschiedlichen Fragestellungen ihrer Gemeinden anbieten. Es ist ein Bekenntnis, dass es im Neuen Testament nicht nur ein Evangelium gibt, sondern vier Evangelien mit jeweils unterschiedlichen Zugängen zu Jesus. Es gibt Briefe verschiedener Autoren, eine Apostelgeschichte, die das Lukasevangelium fortschreibt, und eine „Offenbarung des Johannes“, die eine Weltdeutung anbietet, die uns in eine fremde Welt entführt, in der Christus das Lamm Gottes sowie zugleich Herr der Zeit und Richter der Menschen ist. In den verschiedenen Schriften begegnet uns Jesus in aller Menschlichkeit, von der Geburt bis zum Tod; er begegnet uns als Herr, Richter, Erlöser, Auferstandener und als derjenige, der zur rechten Seite Gottes sitzt.
Emotional ist der menschliche Jesus sicherlich vielen Menschen sehr nahe. Kein Wunder, dass gerade an Weihnachten das kleine Kind in der Krippe, in dem sich die Liebe Gottes so verletzlich zeigt, die meisten Menschen berührt. Andere Menschen spricht Jesus besonders an, wenn er Kranke heilt und in seiner barmherzigen Zuwendung zu den Schwachen und den schuldigen Menschen das Reich Gottes erfahrbar macht. Die Friedensbotschaft Jesu spaltet angesichts aktueller Konflikte: Ist sie naiv oder gerade heute lebensnotwendig? Im Gekreuzigten finden sich zu allen Zeiten Menschen in ihrem Leiden wieder. Die Ostererzählungen geben bis heute vielen Menschen Hoffnung, weil sie den Zeuginnen und Zeugen glauben, dass Jesus lebt. Auch die Briefe des Neuen Testaments geben vielfältige Jesuserfahrungen wieder. Ein zentraler Satz findet sich für mich am Ende des Johannesevangeliums (Joh 21,24f.): „Dies ist der Jünger, der all das bezeugt und der es aufgeschrieben hat; und wir wissen, dass sein Zeugnis wahr ist. Es gibt aber noch vieles andere, was Jesus getan hat. Wenn man alles einzeln aufschreiben wollte, so könnte, wie ich glaube, die ganze Welt die dann geschriebenen Bücher nicht fassen.“
In seiner letzten Enzyklika „Dilexit nos“ (Er hat uns geliebt) aus dem Jahr 2024 vertieft Papst Franziskus die traditionelle Herz-Jesu-Frömmigkeit und bietet sie uns als Quelle des Zugangs zu Christus an. Etwas pathetisch möchte ich hinzufügen: Es gibt legitimerweise so viele Zugänge zu Jesus, wie Menschen sich ihm mit Herz und Verstand öffnen. Es gehört zum kirchlichen Alltag, anderen Menschen einen persönlichen Zugang nahezubringen, denn wovon das Herz voll ist, davon redet der Mund. Das Bekenntnis zu Christus braucht immer das persönliche, individuelle Glaubenszeugnis.
Das macht den Reichtum kirchlichen Glaubens und kirchlicher Gemeinschaft aus. Und das ist auch die Grundlage der heute viel beschworenen Synodalität: die Glaubenszugänge der anderen Glaubenden ernst zu nehmen und als Bereicherung wertzuschätzen. Niemand kann Christus für sich alleine erfassen. Erst in den vielen Glaubenserfahrungen zeichnet er sich wie in einem Mosaik ab und bleibt doch nicht in Gänze begreifbar. Ich lade Sie herzlich ein, in diesen Wochen darüber nachzudenken, wie Sie für sich folgende Fragen beantworten können: Wer bist du, Jesus – für mich? Wo kann ich in diesem Heiligen Jahr der Hoffnung mein Zeugnis ablegen, meine Fragen stellen, meine Hoffnungen ausdrücken?
Das einheitliche Bekenntnis der Kirche zu Jesus Christus, dem Sohn Gottes
Im Jahr 325 fand in Nizäa das erste sogenannte Ökumenische Konzil statt. Im Jahr 2025 feiern wir das 1700-jährige Jubiläum dieser zentralen Versammlung, die eine lange Vorgeschichte aufweisen kann. Es hat in der Kirche einige Spaltungen gegeben, die sich an unterschiedlichen Fragen entzündet haben. Wer meint, dass es heute in der Kirche besonders unruhig zugeht, sollte einen Blick ins 4. Jahrhundert werfen. Glaubens- und Strukturfragen gehörten schon immer zusammen. Auf Initiative von Kaiser Konstantin, der aus Angst vor Machtverlust durch eine drohende Kirchenspaltung das Konzil einberufen hatte, versammelten sich etwa 250 Bischöfe in Nizäa. Im Wesentlichen ging es dann bei den hitzigen Debatten um die Ausgangsfrage, ob der Sohn ein Geschöpf des Vaters sei und ob dieser nur „gott-ähnlich“ oder tatsächlich „gott-gleich“ sei. Arius hatte diesen Streit ausgelöst, der Gläubige und Bischöfe auseinandertrieb.
Wir mögen diese Frage heute für spitzfindig halten, aber sie betrifft den Kern des christlichen Bekenntnisses. Wenn Jesus die Menschen erlösen wollte, musste er wahrer Gott sein, denn nur Gott kann Erlösung von Schuld und Tod schenken. Er, der für uns Menschen Fleisch geworden ist und für uns gelitten hat, musste wirklich Mensch sein, denn nach alter philosophischer Überzeugung kann nur erlöst werden, was Gott wirklich angenommen hat. Das Konzil verlief keineswegs friedlich, aber das nach vielen Diskussionen und auch unter dem Druck des Kaisers formulierte Glaubensbekenntnis wurde mehrheitlich angenommen. Einen „kaiserlich verfügten“ Schlussstrich unter die anhaltenden Streitigkeiten zog erst Kaiser Theodosius im Jahr 380 mit einem Dekret, in dem er das Bekenntnis von Nizäa für verbindlich erklärte. Das Konzil von Nizäa ist untrennbar mit dem Konzil von Konstantinopel verbunden, das im Jahr 381 stattfand und das Glaubensbekenntnis von Nizäa weitgehend rezipierte.
Die Tragweite dieser beiden Konzilien zeigt sich darin, dass wir dieses Glaubensbekenntnis bis heute als sog. Großes Glaubensbekenntnis unter der Nr. 122 des Gotteslobes kennen und beten. Christus ist „eines Wesens mit dem Vater, Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott“. Dabei ist er wirklich Mensch geworden in unserer Mitte. Das ist der Glaube, der bis heute alle christlichen Konfessionen verbindet. Bei allen persönlichen Zugängen zu Christus hat das Konzil von Nizäa ein gemeinsames Glaubensfundament formuliert. Bis heute ist das „Große Glaubensbekenntnis“ die gemeinsame Grundlage kirchlichen Glaubens und Lebens. In Nizäa hat es begonnen, nachfolgende Konzilien haben es weitergeschrieben. Es braucht Einheit in der Vielfalt der persönlichen Zugänge, denn der individuelle Zugang allein bildet immer nur einen Mosaikstein des Ganzen, und immer braucht es die persönliche Antwort auf die Frage, wer Jesus denn für mich ist.
Christinnen und Christen als Pilgerinnen und Pilger auf dem Weg der Hoffnung
Dieses Motto hat Papst Franziskus über das derzeitige Heilige Jahr gestellt. Das Heilige Jahr ist die Einladung, Jesus als Grund der persönlichen Hoffnung zu bedenken, im Gebet zu vertiefen und die eigene Antwort zu wagen. Jesus als Sohn Gottes öffnet den Blick auf die große Hoffnung auch über den Tod hinaus. Das gemeinsame Glaubensbekenntnis öffnet die Augen für den Wert der Gemeinschaft, denn nur gemeinsam nähern wir uns der großen und vielfältigen Wirklichkeit Jesu, unseres Herrn und Erlösers. Christsein ohne Gemeinschaft im Bekenntnis bleibt letztlich immer in der persönlichen Begrenzung. Ich brauche den und die andere in der Kirche, um mein Christusbild zu bereichern und zu ergänzen. Wir brauchen einander auf dem Weg der Hoffnung.
Möge dieses Jahr uns näher zusammenführen in der Gemeinschaft des Glaubens und im Mut, unsere persönliche Antwort zu geben auf die Frage „Wer bist du, Jesus – für mich?“ und dabei gleichzeitig den Wert des Glaubensbekenntnisses neu schätzen zu lernen.
Ihnen allen wünsche ich eine gesegnete Zeit bis Ostern sowie darüber hinaus im gesamten Heiligen Jahr. Es segne euch der allmächtige Gott, +der Vater, +und der Sohn, +und der Heilige Geist.
Ihr
+Peter Kohlgraf
Bischof von Mainz
Mainz, am 1. Fastensonntag 2025