In der aktuellen Ausgabe unter anderem mit einer Standortbestimmung zur Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch im Bistum Mainz, dem Richtfest zum Auftakt des zweiten Teils des Pastoralen Weges, den Eckdaten kirchlichen Lebens, der Weihe von Thomas Ferdinand zum Ständigen Diakon und Angela Ruhr als neuer Leiterin der Behindertenseelsorge.
„Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch im Bistum Mainz. Eine Standortbestimmung“
Mainz. Die Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt in Kirche „geht nicht ohne Betroffene“. Das sagte der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf am Mittwochabend, 1. Juni, im Erbacher Hof in Mainz. Bei allen Maßnahmen in der Kirche gehe es darum, „eine glaubwürdige Gestalt von Verkündigung auch mit Blick auf Betroffene zu finden. Ich hoffe dabei auf die heilende Kraft des Evangeliums“, sagte Kohlgraf. Er äußerte sich bei der Akademieveranstaltung „Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch im Bistum Mainz. Eine Standortbestimmung“ im Gespräch mit Ordinariatsdirektorin Stephanie Rieth, Bevollmächtigte des Generalvikars, und dem Journalisten Klaus Hofmeister (Hessischer Rundfunk). Zu dem Abend im Ketteler-Saal des Erbacher Hofes hatten sich rund 100 Personen in Präsenz und rund 80 per Livestream angemeldet.
Bischof Kohlgraf machte deutlich, dass er in Gesprächen mit Betroffenen gelernt habe, „wie unterschiedlich die Bedarfe der Menschen sind, die zu einer Befriedung führen können: Einem genügt, dass ich ihm zuhöre und glaube, für einen anderen ist es die finanzielle Dimension und für wieder einen anderen war es der Hinweis auf den Gedenkgottesdienst für Betroffene, den wir im Bistum gefeiert haben.“ Kohlgraf betonte, dass das unabhängige Aufklärungsprojekt „Erfahren. Verstehen. Vorsorgen (EVV)“ des Regensburger Rechtsanwaltes Ulrich Weber für das Bistum Mainz „nur ein Baustein der Aufarbeitung im Bistum ist und die Aufarbeitung mit der Veröffentlichung der Studie auch nicht endet. Ich erwarte mir von der Studie Hinweise und Anregungen zur Prävention und für konkrete Menschen und Orte in unserem Bistum, wo diese Ereignisse noch lebendig sind.“ Und wenn ein Betroffener für seine persönliche Auseinandersetzung weitere Informationen zu seinem Einzelfall brauche, die etwa in der Studie nicht dargestellt werde, „dann werden wir den Zugang zu den Informationen im Nachgang ermöglichen“, sagte Kohlgraf.
Ordinariatsdirektorin Rieth, die als Bevollmächtigte des Generalvikars für die Bereiche Prävention, Intervention und Aufarbeitung zuständig ist, wies darauf hin, dass es im Bistum nach wie vor „irritierte Systeme“ in Pfarrgemeinden gebe, in denen ein Missbrauch stattgefunden habe, etwa weil sich „unterschiedliche Wahrheiten“ verfestigt hätten. „Die EVV-Studie kann uns dabei helfen, diese Fragen noch einmal neu in den Blick zu nehmen und das Thema in diesen Gemeinden und darüber hinaus aus der Tabu-Zone zu holen.“ Rieth machte deutlich, dass es ihr mit der Veranstaltung nicht in erster Linie darum gehe, die Maßnahmen des Bistums Mainz darzustellen: „Mir geht es vor allem darum, über dieses Thema ins Gespräch zu kommen. Das ist die wirksamste Prävention.“
Rieth hob hervor, dass die Betroffenen „ein Recht darauf haben, als Einzelne in ihrem Schicksal wahrgenommen zu werden. Und gleichzeitig gibt es den Ruf nach Standardisierung von Aufarbeitungsmaßnahmen. Diese Bedürfnisse von Betroffenen müssen mit den Standards zusammengebracht werden.“ Und weiter: „Als Kirche haben wir die Verpflichtung, den Boden zu bereiten, der wieder Vertrauen möglich macht. Missbrauchstaten haben vielen Betroffenen ihre Heimat genommen, deshalb haben wir eine Verpflichtung zu handeln.“ Neben „dem schonungslosen Blick von außen“ brauche es für alle Aufarbeitungsmaßnahmen in der Kirche auch „den Veränderungswillen von innen“. Die Begrüßung hatte der Direktor der Bistumsakademie, Professor Dr. Peter Reifenberg, übernommen.
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Nachricht voraus am 1.6.22 tob (MBN)
Konstituierung des Gemeinsamen Betroffenenbeirates erfolgt / Abschluss des EVV-Projektes für Spätherbst 2022 geplant / Groden-Kranich leitet Aufarbeitungskommission
Mainz. Aus Anlass der Akademieveranstaltung zum Thema „Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch im Bistum Mainz. Eine Standortbestimmung“ haben wir in diesem Text die verschiedenen Maßnahmen der Diözesen gegen sexualisierte Gewalt nochmals aktualisiert zusammengefasst. Bei dem von Klaus Hofmeister (Hessischer Rundfunk) moderierten Gespräch am 1. Juni 2022 haben der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf und Ordinariatsdirektorin Stephanie Rieth, Bevollmächtigte des Generalvikars, im Erbacher Hof die aktuelle Situation diskutiert.
Unabhängiges Aufklärungsprojekt EVVDas Bistum Mainz hat im Juni 2019 den Regensburger Rechtsanwalt Ulrich Weber beauftragt, ein unabhängiges Projekt zur Aufklärung der Missbrauchstaten im Bistum Mainz durchzuführen. Das Projekt „Erfahren. Verstehen. Vorsorgen“ (EVV) nimmt Taten sexuellen Missbrauchs und sexualisierter Gewalt seit 1945 in den Blick und fragt danach, wie im Bistum damit umgegangen wurde. Ein großes Anliegen ist es dabei, bislang verborgenes Wissen über Fälle sexueller Gewalt im Bistum ans Licht zu bringen. Bischof Peter Kohlgraf hat mehrfach dazu aufgerufen, dass Menschen, die Kenntnis haben von Taten sexueller Gewalt im Bistum Mainz, den Kontakt zu Rechtsanwalt Weber suchen. Am Ende des unabhängigen Aufklärungsprojektes wird Weber seine Ergebnisse in einem Untersuchungsbericht veröffentlichen.
EVV-Zwischenbericht
Bei der Vorstellung des EVV-Zwischenberichtes hat Rechtsanwalt Weber am Mittwoch, 7. Oktober 2020, die gute Zusammenarbeit mit dem Bistum Mainz hervorgehoben: „Bischof Peter Kohlgraf kann und will nach unserer Einschätzung alle Karten auf den Tisch legen“, betonte Weber vor Journalisten im Ketteler-Saal des Erbacher Hofes. Weber machte deutlich, dass seine Studie über den Bereich der MHG-Studie hinausgeht: Das Aufklärungsprojekt untersuche neben sexueller Gewalt auch sexualisierte Grenzüberschreitungen und zwar nicht nur in Bezug auf Geistliche. Außerdem liege der Fokus auch auf Abhängigkeitsverhältnissen im seelsorglichen Kontext, so dass als Betroffene nicht nur Minderjährige in den Blick kommen. Bislang hätten seine Nachforschungen für diesen erweiterten Bereich in der Zeit von 1945 bis 2019 insgesamt 422 Betroffene und 273 Beschuldigte ergeben. Wörtlich sagte er: „Die Schilderungen sexueller Gewalt erstrecken sich von der Ausnutzung der besonderen Schutz- und Vertrauenssituation der Beichte eines Erwachsenen für verbale sexuelle Belästigung bis hin zum schweren sexuellen Missbrauch eines Vorschulkindes.“ Weber betonte, dass erst im weiteren Verlauf des Projektes diese Beschuldigungen auf ihre Plausibilität hin geprüft und hinsichtlich ihrer juristischen Bedeutung eingeordnet werden. Grundlage für diesen Status quo des Zwischenberichtes seien neben der Prüfung kirchlicher Unterlagen bislang die Gespräche mit 50 Betroffenen und 75 Wissensträgern.
Zur Frage nach dem Umgang von Verantwortungsträgern im Bistum hat Rechtsanwalt Weber in seinem Zwischenbericht Folgendes mitgeteilt: „Bereits heute lässt sich mit Blick auf die zentrale Fragestellung der Studie zum Umgang mit Vorfällen sexualisierter Gewalt ein Fehlverhalten ausmachen“, sagte Weber. In der Vergangenheit sei in der Bistumsleitung auf einschlägige Meldungen oftmals nicht adäquat reagiert worden. Es habe keine funktionierenden Kontrollmechanismen gegen den weiteren Einsatz von Klerikern trotz Kenntnis früherer Taten gegeben. Eine häufige Reaktion auf Missbrauchsfälle sei einzig die Versetzung in eine andere Pfarrei gewesen. Selbst schwere Missbrauchsfälle hätten lediglich zu geringen Sanktionen seitens der Bistumsleitung geführt. Bei Bistumswechseln habe es vielfach keine Informationen über Vorfälle gegeben. Schweigegebote gegenüber Opfern, Meldern und Tätern sowie gezielte Aktenführung hätten zu einer systematischen Verschleierung beigetragen. Weber formulierte in der Zwischenbilanz allerdings nicht nur Vorwürfe gegen die dieses Fehlverhalten zu verantwortende Bistumsleitung: „Klare Indizien und Kenntnisse durch Mitarbeiter vor Ort wurden in den Pfarrgemeinden negiert, bagatellisiert und/oder für sich behalten.“ Melder und Betroffene seien - teils sogar durch Anwendung körperlicher Gewalt - unter Druck gesetzt, diskreditiert und isoliert worden“.
Weber hat als Termin für seinen Abschlussbericht mittlerweile Spätherbst 2022 in Aussicht gestellt. Coronabedingt hatte es hinsichtlich der Möglichkeit, Gespräche mit Betroffenen zu führen, Verzögerungen gegeben. Auch wurde große Sorgfalt auf das Verfahren der Akteneinsicht verwendet, was ebenfalls längere Zeit in Anspruch genommen hat.
Gemeinsamer Betroffenenbeirat der Diözesen Fulda, Limburg und Mainz
Der gemeinsame Betroffenenbeirat der Bistümer Fulda, Limburg und Mainz hat sich im September 2021 konstituiert. Im Januar 2022 hat sich das aus neun Mitgliedern bestehende Gremium eine Geschäftsordnung gegeben und einen Vorstand bestimmt. Als Vorstand wurden gewählt: Sebastian Dickhut, Jürgen Herold und Claudia Schmidt.
Die Deutsche Bischofskonferenz hatte im April 2020 verbindliche Kriterien und Standards für eine unabhängige Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche in Deutschland beschlossen. Sie sehen eine maßgebliche strukturelle Beteiligung von Betroffenen an den Aufarbeitungsprozessen vor, insbesondere durch Mitarbeit in den diözesanen Kommissionen. Ihre Aufgabe haben die Mitglieder des Betroffenenbeirates folgendermaßen formuliert: „Wir sind neun Frauen und Männer, die selbst sexuellen Missbrauch und/oder sexualisierte Gewalt im Bereich der katholischen Kirche an Leib und Seele erfahren haben. Trotz allem sind wir bereit, an der Aufarbeitung des geschehenen und von uns und vielen anderen erlittenen Unrechts mitzuarbeiten. Wir wollen versuchen, unsere Erfahrungen und Perspektiven mit eigener und deutlicher Stimme in die Prozesse einzubringen.“
Aufarbeitungskommission und Beraterstab seit 2019
Im Bistum ist bereits 2019 eine unabhängige Aufarbeitungskommission eingerichtet worden. Mit der Wahl von Ursula Groden-Kranich zur Vorsitzenden im März 2022 ist die unabhängige Aufarbeitungskommission des Bistums Mainz entsprechend der gemeinsamen Erklärung von Deutscher Bischofskonferenz und dem Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM) neu strukturiert und an die vereinbarten Vorgaben angepasst worden.
Die Aufarbeitungskommission hat elf stimmberechtigte Mitglieder, alle externe Fachleute, wie etwa eine Traumapsychologin und eine Kriminalkommissarin; von Seiten des Bistums ist lediglich die Bevollmächtigte des Generalvikars, Ordinariatsdirektorin Stephanie Rieth, stimmberechtigtes Mitglied. Sie verantwortet in enger Abstimmung mit der Bistumsleitung die Bereiche Aufarbeitung, Intervention und Prävention im Zusammenhang mit sexuellem Missbrauch. Zu den stimmberechtigten Mitgliedern gehören seit 2021 auch drei Mitglieder des Gemeinsamen Betroffenenbeirates der Bistümer Fulda, Limburg und Mainz sowie zwei Vertreterinnen der Landesregierungen von Rheinland-Pfalz und Hessen: Die frühere Präsidentin des Oberlandesgerichtes Koblenz, Marliese Dicke, ist vom Land Rheinland-Pfalz entsandt worden und die frühere Bundesfamilienministerin, Dr. Kristina Schröder, vom Land Hessen. Außerdem gehören zur Aufarbeitungskommission 13 ständige Gäste aus dem Bistum Mainz, zu denen auch der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf und der Mainzer Weihbischof und Generalvikar, Dr. Udo Markus Bentz, gehören und außerdem die Leiter der Koordinationsstellen Intervention und Aufarbeitung sowie Prävention. Des Weiteren gibt es auf Bistumsebene einen ständigen Beraterstab zum Thema.
Kooperation mit den Staatsanwaltschaften / Weitere Maßnahmen
Auch unabhängig vom EVV-Projekt unterzieht das Bistum Mainz den Umgang mit der Aufklärung von Missbrauchstaten in der Vergangenheit einer Prüfung. Die lückenlose Weitergabe aller bekannten Sachverhalte an die Generalstaatsanwaltschaften ist erfolgt und das Bistum hat gegenüber den Staatsanwaltschaften in Rheinland-Pfalz und Hessen seine vollumfängliche Kooperationsbereitschaft zum Ausdruck gebracht. Den Generalstaatsanwaltschaften werden durch das Bistum Mainz weiterhin zweimal pro Jahr aktualisierte Listen mit allen bekannten Sachverhalten übergeben. Überprüft wird darüber hinaus auf Bistumsebene, ob in kirchenrechtlicher Hinsicht alle notwendigen Schritte unternommen wurden, und ob gegebenenfalls kirchliche Verfahren nachgeholt werden müssen.
Weiterentwicklung der Präventionsmaßnahmen
Im Mai 2022 ist vom „Runden Tisch Prävention gegen sexualisierte Gewalt“ im Bistum Mainz eine Handreichung zur Umsetzung von institutionellen Schutzkonzepten fertiggestellt und an die Pfarreien und weitere Rechtsträger im Bistum versandt worden. Sie dient mit vielen Vorlagen, Ideen und Methoden als Unterstützung für Leitungsverantwortliche, auf deren Grundlage die Schutzkonzepte vor Ort erarbeitet werden. Die Umsetzung der Konzepte müssen die jeweiligen Rechtsträger gewährleisten.
Die Erstellung von institutionellen Schutzkonzepten, als Bündelung von Maßnahmen zur Prävention sexualisierter Gewalt, ist ein verbindlicher Qualitätsstandard der Präventionsarbeit im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz. Sie reduzieren das Risiko sexualisierter Gewalt in der Einrichtung oder Organisation und tragen dazu bei, dass Handlungssicherheit vor Ort entsteht. Gemeinsam mit dem Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM) der Bundesregierung werden Standards definiert, welche die Kirche in diesen Fragen mit allen Bereichen der Gesellschaft, wie zum Beispiel Schulen, Kindertagesstätten und Sport verbindet.
Wiederbesetzt worden ist im Bistum Mainz die Stelle der Präventionsbeauftragten; neu eingerichtet wurde 2020 der Runde Tisch Prävention als Netzwerk von Zuständigen aus zahlreichen Arbeitsbereichen. Neu eingerichtet wurde im Jahr 2020 auch die Stelle eines Interventions- und Aufarbeitungsbeauftragten, für die aktuell ein Wiederbesetzungsverfahren läuft.
Ansprechpersonen für Betroffene
Ute Leonhardt und Volker Braun stehen im Bistum Mainz als unabhängige Ansprechpersonen des Bistums Mainz für Betroffene von sexualisierter Gewalt zur Verfügung. Die beiden Ansprechpersonen sind im Bistum Mainz unabhängig von der Bistumsleitung. Sie sind für die Aufnahme und Weitergabe von Meldungen sexuellem Missbrauchs im Bistum Mainz zuständig. Für Betroffene oder Angehörige, die ein seelsorgliches Gespräch wünschen, stehen Mitarbeiter des Instituts für Geistliche Begleitung zur Verfügung.
Bisher geleistete Entschädigungszahlungen
Das Bistum Mainz begrüßt die Anfang 2021 in Kraft getretene, neue Ordnung des Verfahrens zur Anerkennung des Leids, mit dem alle 27 Bistümer in Deutschland einen wichtigen Schritt zur Weiterentwicklung gehen. Das einheitliche Verfahren, das auf der Herbstvollversammlung 2020 in Fulda beschlossen wurde, garantiert ein transparentes und unabhängiges Verfahren.
Im Bistum Mainz sind nach dem alten Verfahren bislang (Stand: 30. Mai 2022) 74 Anträge auf Anerkennungszahlung für Opfer von sexuellem Missbrauch gestellt worden. Von diesen 74 Anträgen gingen 6 Anträge Ende 2020 ein und wurden vom Bistum Mainz Anfang 2021 direkt an die Unabhängige Kommission für Anerkennungsleistungen (UKA) im Zuge des neuen Verfahrens weitergeleitet. Vier Anträge wurden durch die Zentrale Koordinierungsstelle beim Büro für „Fragen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger im kirchlichen Bereich“ abgelehnt. Insgesamt ist eine Summe von 432.000 Euro für die oben genannten 74 Anträge bezahlt worden. Der niedrigste Betrag lag bei 1.000 Euro; der höchste Betrag lag bei 20.000 Euro.
Nach der neuen Ordnung für das Verfahren zur Anerkennung des Leids in Fällen sexualisierter Gewalt (ab 1. Januar 2021) sind bislang 24 Folgeanträge eingegangen sowie 18 neue Anträge, also insgesamt 42 Anträge nach dem neuem Verfahren. Die UKA hat bisher vier Folgeanträge mit insgesamt 120.000 Euro beschieden, darunter einen Antrag, mit Zustimmung des Bistums, nach der Härtefallentscheidung mit 80.000 Euro. Bei den Erstanträgen hat die UKA zwei der Anträge nach dem neuen Verfahren mit insgesamt 25.000 Euro beschieden. Für Therapien hat das Bistum Mainz bislang 276.410 Euro aufgewendet. (alle Angaben Stand: 30. Mai 2022).
Keine Kirchensteuermittel für Anerkennungszahlungen
Mit der Neuorganisation der Aufarbeitung und Aufklärung im Bistum Mainz im Jahr 2018 wurde ein eigenes Konto für Anerkennungszahlungen eingerichtet, das nicht mehr über Kirchensteuermittel finanziert wird. Für die Leistung der Anerkennungszahlungen werden seitdem Zinserträge des Bistums Mainz verwendet. Darüber hinaus fordert das Bistum von noch lebenden Tätern die Übernahme subsidiär geleisteter Anerkennungszahlungen. Über die Entschädigungszahlungen hinaus wurden zusätzlich für einzelne Betroffene Therapiekosten und Kosten für Paartherapien übernommen, teilweise auch für notwendige Folgetherapien.
Hinweise:
Volker Braun
Telefon: 0176 / 12 53 90 21
E-Mail: volker.braun@missbrauch-melden-mainz.de
und
Ute Leonhardt
Telefon: 0176 / 12 53 91 67
E-Mail: ute.leonhardt@missbrauch-melden-mainz.de
Nachricht voraus am 1.6.22 tob (MBN)
Richtfest zum Auftakt der zweiten Phase des Pastoralen Wegs im Bistum Mainz
Mainz. Mit einem Richtfest auf dem Mainzer Liebfrauenplatz ist am Sonntagnachmittag, 12. Juni, der Auftakt zur zweiten Phase des Pastoralen Wegs im Bistum Mainz begangen worden. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf dankte allen Beteiligten für die geleistete Arbeit und das große Engagement auf dem Pastoralen Weg in den vergangen drei Jahren; gleichzeitig stimmte er auf die anstehenden Aufgaben in der Umsetzungsphase bis zum Jahr 2030 an. Wörtlich sagte er bei seiner Begrüßung: „Darin sehe ich neben vielen anstehenden zu lösenden Fragen die eigentlich geistliche Übung. Zu sehen, wo es Veränderung braucht, um die alte Botschaft neu zu sagen, zu erkennen, wo es Verlässlichkeit und Beständigkeit braucht, um nicht heimatlos zu werden. Heute halten wir inne und danken für das Haus aus lebendigen Steinen, das wir gestalten dürfen, mit dem Wind des Geistes im Rücken und der verlässlichen Gegenwart des Auferstandenen in Wort und Sakrament sowie in der Gemeinschaft der Glaubenden.“ Der Tag mit rund 600 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem ganzen Bistum stand unter dem Motto „Ich baue dir ein Haus“ (2 Sam 7,27).
Sich der Realität anpassen, nicht das Ende herbeireden
In seiner Ansprache beim abschließendem Abendlob im Mainzer Dom bezeichnete Kohlgraf das Richtfest „als wichtigen Punkt auf dem Pastoralen Weg“. Und weiter: „Das Haus ist noch nicht fertig, aber die Grundmauern stehen und Fortschritte sind erkennbar. Herausforderungen kommen auf uns zu, deren Tragweite wir nur erahnen. Ich stimme denen nicht zu, die das Ende der Kirche herbeireden. Ja, die Gestalt verändert sich, wir werden sicher weniger, die Räume müssen sich der Realität anpassen. Aber es werden lebendige und lichtvolle Räume sein, einladend und dann mit Ausstrahlung.“ Der Bischof machte deutlich, dass das Bistum Mainz in einer lebendigen Tradition stehe, die für heute zum engagierten Weiterbauen ermutige. Weiter sagte er: „Jesus ruft zur Nachfolge. Aber Kirche ist Instrument auf diesem Weg, nicht Selbstzweck. Wir sind heute gerufen, eine Kirche mit Gottes Hilfe mitzugestalten, die vielen Menschen eine offene Tür und Räume anbietet, die sie brauchen für ihr Glaubensleben in der Suche nach der Freundschaft Jesu. So gestalten wir das Haus aus lebendigen Steinen.“
Bühnenprogramm auf dem Liebfrauenplatz
Das gut zweieinhalbstündige Bühnenprogramm auf dem Liebfrauenplatz mit Musik und Gesprächsrunden wurde von Sascha Becker (SWR) moderiert. Zu Beginn hatte er die Besucher aufgefordert, einen Segenswunsch oder eine Fürbitte auf bunte Bänder zu schreiben, die auf den Tischen auslagen. Diese wurden dann an der großen Richtkrone befestigt, die von Katrin Sauer, der Gärtnerin der Mainzer Dombauhütte, gemacht worden war. Ausgewählte Fürbitten wurden bei den Fürbitten des Abschlussgottesdienstes verwendet. Ein weiterer Programmpunkt war der Film „Wegmarken“ von Andrea Emmel und Ann-Christin-Rittau von der Abteilung Katholische Rundfunkarbeit im Bischöflichen Ordinariat. Sie hatten an verschiedenen Stationen im Bistum Erfahrungen mit dem Pastoralen Weg eingefangen. Die Vorsitzende der Diözesanversammlung in Mainz, Dr. Susanne Barner, sagte in ihrer Begrüßung auf dem Liebfrauenplatz, dass es nun darum gehe „tatkräftig und mutig den Weg der Erneuerung zu gehen, um eine Kirche des Teilens zu werden“.
Zwei Talkrunden
Auf dem Programm standen außerdem zwei Talkrunden. Der Mainzer Weihbischof und Generalvikar, Dr. Udo Markus Bentz, ging dabei auch auf die Bedeutung des Kita-Zweckverbandes Unikathe für die Weiterentwicklung der Kindertagesstätten im Bistum Mainz ein: Ziel des Zweckverbandes sei es, im Verband „schlagkräftiger zu werden, um besser für die Zukunft aufgestellt zu sein“. In der zweiten Phase des Pastoralen Weges sei deutlich, dass die einzelnen Pastoralräume mit verschiedenen Geschwindigkeiten unterwegs seien. Grundlegend bleibe stets, „dass Kirche am Ort lebt und das wird auch bei den Kitas in unserem Zweckverband Unikathe so sein“.
Weitere Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner auf der Bühne waren: Antonino Blanda aus dem Dekanatsprojektteam in Rüsselsheim; Dekanatsratsvorsitzende Christine Breser aus Rüsselsheim; Christian Dubb, Dekanatsratsvorsitzender in Offenbach; Daniela Muntetschiniger, Dekanatsjugendreferentin und Koordinatorin aus Bad Nauheim; Erika Ochs von der Altenseelsorge in Darmstadt; Holger Senft von der Caritas Offenbach; Dr. Jan Turinski vom Bildungswerk Bergstraße/Odenwald; Leitender Pfarrer Alexander Vogl aus Dieburg; Koordinatorin Christine Wüst-Rocktäschel aus Ingelheim.
Martinsfigur für alle Pastoralräume
Am Ende des Festes auf dem Liebfrauenplatz erhielten Vertreterinnen und Vertreter der 46 neuen Pastoralräume im Bistum Mainz eine Martinsfigur. Der heilige Martin solle für die Pastoralräume Inspiration sein auf dem Weg in die Zukunft, sagte Weihbischof Bentz. Es handelt sich dabei um eine verkleinerte, originalgetreue Nachbildung der Martinsfigur auf dem Mainzer Dom, die auf einer Schieferplatte angebracht ist, wie sie auch am Dom verwendet wird. Der heilige Martin ist nicht nur Patron des Bistums und des Mainzer Domes, sondern auch Leitfigur für den Pastoralen Weg im Bistum Mainz.
Das Abendlob im Mainzer Dom mit Bischof Peter Kohlgraf bildete den Abschluss des Richtfestes. Dazu wurde die Richtkrone von Mitarbeitern der Dombauhütte in den Dom gebracht. Am Ende der Feier erhielten die Vertreterinnen und Vertreter der 46 Pastoralräume jeweils ein Bäumchen; die Leitenden Pfarrer sowie die Koordinatorinnen und Koordinatoren der Pastoralräume erhielten aus den Händen von Bischof Kohlgraf und Weihbischof Bentz außerdem ihre Ernennungsurkunden.
Das Richtfest
In ihrem gemeinsamen Vorwort zum Programmheft des Tages erläutern Bischof Kohlgraf und Weihbischof und Generalvikar Bentz die Idee hinter dem Richtfest: „Ein Richtfest feiert man, wenn der Dachstuhl fertig ist. Der Rohbau und die tragenden Bauteile stehen. Eine wichtige Zäsur beim Hausbau. Was folgt, ist der Ausbau bis zur Fertigstellung.“ Und weiter: „Mit unserem heutigen Richtfest auf dem Pastoralen Weg soll dankbar Rückschau auf das bisher Geleistete gehalten werden. Als Bischof und Generalvikar des Bistums wollen wir die von Ihnen allen geleistete Arbeit auf dem Pastoralen Weg ausdrücklich würdigen. Bei einem Richtfest schaut man auch nach vorn. Obwohl schon erkennbar ist, wie das Haus einmal aussehen wird, birgt der Weg bis zur Fertigstellung noch viele Herausforderungen und Überraschungen und wird weiterhin viel Kraft und vor allem Ausdauer kosten.“ Eingeladen zum Richtfest waren die Mitglieder der Dekanatsprojektteams, die Mitglieder der Teilprojektteams und der Räte, die Leitenden Pfarrer und sowie die Koordinatorinnen und Koordinatoren der neuen Pastoralräume sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Bischöflichen Ordinariat.
Musikalische Vielfalt aus dem Bistum
Die musikalische Gestaltung des Richtfestes haben verschiedene Musikgruppen und Chöre aus dem Bistum übernommen: der Kirchenmusikverein Osthofen unter Leitung von Andreas Knorpp, der Kinder- und Jugendchor der Singschule Bensheim unter Leitung von Regionalkantor Gregor Knop; die Gruppe LaCappella 2.0 aus Heilig Kreuz in Friedrichsdorf-Burgholzhausen unter Leitung von Veronika Bauer, die Mainzer Domkantorei St. Martin sowie die Männerstimmen des Mainzer Domchors unter Leitung von Domkapellmeister Karsten Storck, die Gordi-Singers, der Kinderchor aus Bad Kreuznach-Planig unter Leitung von Benedikt Stumpf sowie an der Domorgel Diözesankirchenmusikdirektor Lutz Brenner und Domkantorin Jutta Hörl.
Der Pastorale Weg im Bistum Mainz
Ende April 2022 hatte Bischof Kohlgraf 46 Pastoralräume errichtet, aus denen bis zum Jahr 2030 insgesamt 46 neue Pfarreien im Bistum hervorgehen werden. Die Gründung der Pastoralräume ist die Vorstufe zur Gründung von neuen Pfarreien. In dieser Übergangsphase sollen die bisherigen 134 Pfarrgruppen und Pfarreienverbünde im Bistum sowie die verschiedenen Kirchorte wie Caritas, Kindertagesstätten und Schulen zu einem lebendigen Netzwerk zusammenwachsen. Mit der Errichtung der Pastoralräume wird Ende Juli die Auflösung der Dekanatsebene im Bistum verbunden sein, da eine Untergliederung von 46 Pfarreien in die bisherigen 20 Dekanate nicht sinnvoll ist. Ein Teil der Aufgaben der bisherigen Dekanate wird auf die neuen Pfarreien übergehen; einige Aufgaben auf die Bistumsebene. In vier Regionen (Oberhessen, Mainlinie, Rheinhessen und Südhessen) soll Austausch, Zusammenarbeit und fachliche Unterstützung auf regionaler Ebene erfolgen.
Der Pastorale Weg des Bistums Mainz ist ein Prozess der geistlichen und strukturellen Erneuerung der Kirche im Bistum Mainz. „Wir wollen eine Kirche des Teilens werden, in der nicht nur Leben und Glauben, sondern auch Ressourcen und Verantwortung geteilt werden“, hat Bischof Kohlgraf als Grundidee dieses Weges hervorgehoben. In der ersten Phase des Pastoralen Weges hatten ab 2019 die ehren- und hauptamtlichen Mitarbeitenden in den insgesamt 20 Dekanaten die Aufgabe, pastorale Konzepte für die neuen Strukturen zu entwickeln.
Hinweis: www.pastoraler-weg.de
Fotos unter www.bistummainz.de/presse
Nachricht voraus am 12.6.2022 tob (MBN)
Bühnenprogramm auf dem Liebfrauenplatz / Abendlob mit Bischof Kohlgraf im Dom
Mainz. Mit einem Richtfest wird der Auftakt der zweiten Phase des Pastoralen Wegs im Bistum Mainz unter dem Motto „Ich baue dir ein Haus“ (2 Sam 7,27) begangen. Zu dem Fest am Sonntag, 12. Juni, werden ab 15.00 Uhr rund 600 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem ganzen Bistum in Mainz erwartet. Das Bühnenprogramm auf dem Liebfrauenplatz mit Musik, dem Film „Wegmarken“ und Talkrunden wird von Sascha Becker (SWR) moderiert. Gegen 17.00 Uhr erhalten Vertreterinnen und Vertreter der 46 neuen Pastoralräume im Bistum Mainz eine Martinsfigur. Es handelt sich dabei um eine Nachbildung der Martinsfigur auf dem Mainzer Dom. Der heilige Martin ist nicht nur Patron des Bistums und des Mainzer Domes, sondern auch Leitfigur für den Pastoralen Weg im Bistum Mainz. Um 18.00 Uhr wird das Richtfest im Rahmen eines Abendlobes im Mainzer Dom mit Bischof Peter Kohlgraf ausklingen.
Ende April hatte Bischof Kohlgraf 46 Pastoralräumen errichtet, aus denen bis zum Jahr 2030 insgesamt 46 neue Pfarreien im Bistum hervorgehen werden. Die Gründung der Pastoralräume ist die Vorstufe zur Gründung von neuen Pfarreien. In dieser Übergangsphase sollen die bisherigen 134 Pfarrgruppen und Pfarreienverbünde im Bistum sowie die verschiedenen Kirchorte wie Caritas, Kindertagesstätten und Schulen zu einem lebendigen Netzwerk zusammenwachsen. Mit der Errichtung der Pastoralräume wird Ende Juli die Auflösung der Dekanatsebene im Bistum verbunden sein, da eine Untergliederung von 46 Pfarreien in die bisherigen 20 Dekanate nicht sinnvoll ist. Ein Teil der Aufgaben der bisherigen Dekanate wird auf die neuen Pfarreien übergehen; einige Aufgaben auf die Bistumsebene. In vier Regionen (Oberhessen, Mainlinie, Rheinhessen und Südhessen) soll Austausch, Zusammenarbeit und fachliche Unterstützung auf regionaler Ebene erfolgen.
Der Pastorale Weg des Bistums Mainz ist ein Prozess der geistlichen und strukturellen Erneuerung der Kirche im Bistum Mainz. „Wir wollen eine Kirche des Teilens werden, in der nicht nur Leben und Glauben, sondern auch Ressourcen und Verantwortung geteilt werden“, hat Bischof Kohlgraf als Grundidee dieses Weges hervorgehoben. In der ersten Phase des Pastoralen Weges hatten ab 2019 die ehren- und hauptamtlichen Mitarbeitenden in den insgesamt 20 Dekanaten die Aufgabe, pastorale Konzepte für die neuen Strukturen zu entwickeln.
Hinweis: www.pastoraler-weg.de
Nachricht voraus am 7.6.2022 tob (MBN)
Eckdaten des kirchlichen Lebens für das Bistum Mainz im Jahr 2021 veröffentlicht
Mainz. Bereits zum elften Mal veröffentlichen die deutschen Diözesen die so genannten „Eckdaten des kirchlichen Lebens“ an einem einheitlichen Termin. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf bewertet in seiner Stellungnahme die statistischen Zahlen für das Jahr 2021 im Bistum Mainz:
„Ich freue mich darüber, dass bereits im vergangenen Jahr wieder mehr Erstkommunionfeiern, Firmungen und auch Trauungen stattfinden konnten, auch wenn das kirchliche Leben durch die Pandemie natürlich stellenweise noch stark eingeschränkt war. Es ist schön, dass die Sakramente wichtige Wendepunkte der Menschen prägen und sie so dem Glauben als tragenden Grund für ihr Leben Ausdruck verleihen. Gerade die Feste zu Erstkommunion und Firmung sind nicht nur schöne Familienfeste, sondern immer auch Feste für die ganze Pfarrei.
Glaube braucht Gemeinschaft, denn niemand kann für sich alleine Christ sein. Deshalb bin ich all denen in besonderer Weise dankbar, die bleiben und unsere Gemeinden mit Leben erfüllen und ihren Glauben gemeinsam leben. In der Seelsorge, den Kindertagesstätten und Schulen, in dem vielfältigen Engagement der Caritas oder im ehrenamtlichen Engagement in den Pfarreien machen die Katholikinnen und Katholiken in unserem Bistum deutlich, dass die Kirche für die Menschen da ist.
Trotzdem gibt es viele, die unsere Kirche verlassen. Die Austrittszahlen sind in vergangenen Jahr erneut auf ein Rekordhoch gestiegen. Mir sagen Menschen öfters, dass die Kirche im Großen schwierig ist, aber die Seelsorgerinnen und Seelsorger, die kirchlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die zahlreichen Ehrenamtlichen im Kleinen überzeugend sind. Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass trotz vieler Fehler in unserer Kirche die Strahlkraft dieses gelebten Christseins auch weiterhin in unsere Gesellschaft wirkt. Mehr als früher wird Christ sein und Christ werden künftig damit zu tun haben, dass einer dem anderen von seinem Glauben erzählt, von der Hoffnung, die ihn trägt, und der Freude, die ihn erfüllt.
Den dunklen Seiten der Kirche, wie dem Umgang mit Fällen von sexueller Gewalt, stellen wir uns seit Jahren mit großer Offenheit. Anfang Juni haben wir die vielfältigen Maßnahmen in diesem Bereich noch einmal öffentlich dargestellt. Die Vorstellung des Abschlussberichtes des unabhängigen Aufklärungsprojektes ‚Erfahren. Verstehen. Vorsorgen.’ des Regensburger Rechtsanwalts Ulrich Weber Ende des Jahres wird eine wichtige Etappe auf diesem Weg sein.
Die Gestalt der Kirche verändert sich in unserem Land sehr stark: Wir werden sicher weniger und mit dem Pastoralen Weg passen wir gerade die Räume dieser Realität an. Und beim Synodalen Weg suchen wir auf Bundesebene Antworten auf die berechtigten Anfragen an die Kirche. Wir werden eine Kirche bleiben, die verkündet in Tat und Wort, die den Glauben feiert und Menschen seelsorglich begleitet, die Nächstenliebe als ihren Wesenskern beschreibt und lebt. Wir stehen im Bistum in einer langen, lebendigen Glaubenstradition, die uns ermutigt, Antworten auf die Fragen unserer Zeit zu geben. Immer wieder wurde das Haus aus lebendigen Steinen im Bistum Mainz erneuert und weitergebaut. Vor dieser Aufgabe stehen wir auch heute: Bewährtes stärken, Neues entdecken und gestalten.“
Die Eckdaten für das Bistum Mainz in der Übersicht:
|
2021 |
2020 |
Katholiken |
666.620 |
686.705 |
Gottesdienstteilnehmer |
23.276 (3,5 %) |
34.769 (5,1 %) |
Eintritte |
63 |
75 |
Wiederaufnahmen |
160 |
168 |
Austritte |
12.649 |
8.461 |
Taufen |
3.387 |
2.049 |
Erstkommunion |
4.403 |
3.920 |
Firmungen |
3.893 |
1.697 |
Trauungen |
591 |
289 |
Bestattungen |
7.282 |
7.131 |
Hinweis: Ausführliches Zahlenmaterial zu den Eckdaten des kirchlichen Lebens steht auf der Seite der Deutschen Bischofskonferenz im Internet unter www.dbk.de zur Verfügung.
Nachricht voraus am 27.6.22 tob (MBN)
Kirchenmusikalische Werkwoche des Instituts für Kirchenmusik des Bistums Mainz
Worms. Nach zwei Jahren Corona-Pause findet die kirchenmusikalische Werkwoche in diesem Jahr vom 28. August bis 3. September erstmals in der Stadt Worms statt. Neben Gottesdiensten, Chorsingen und Stimmbildung werden in diesem Jahr zu folgenden Themen Arbeitskreise angeboten: Kammerchor, Dirigieren, Kinderchorleitung, Groove im Gottesdienst, Psalmen aller Art, Basiswissen Kirchenmusik, Orgelimprovisation und Orgelliteraturspiel.
Am Dienstag, 30. August, führen die Sopranistin Susanne Bohn und Christian Schmitt, Kantor an der Lutherkirche Worms, den Liederzyklus „Das Marienleben“ von Paul Hindemith nach Gedichten von Reiner Maria Rilke auf. Zum weiteren Programm der Werkwoche gehören unter anderem ein Ausflug nach Heidelberg mit Besichtigung der Orgeln in der Jesuitenkirche und der traditionelle Nachtgottesdienst. Zum Abschluss der Werkwoche feiert am Freitag, 2. September, Domkapitular Hans-Jürgen Eberhardt mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern den Abschlussgottesdienst im Wormser Dom.
Hinweis: Eine Anmeldung wird erbeten bis spätestens 28. Juni unter www.kirchenmusik.bistummainz.de. Es sind noch wenige Plätze frei.
hoff (MBN)
Künftig neun Jugendbüros und drei Jugendpastorale Zentren
Mainz. Im Rahmen des Pastoralen Weges stellt sich die katholische Jugendarbeit im Bistum Mainz neu auf. Es werden an neun Orten katholische Jugendbüros sowie drei Jugendpastorale Zentren entstehen, die die Jugendarbeit in den neuen 46 Pastoralräumen unterstützen und durch qualifizierte jugendpastorale Angebote ergänzen. Die Zusammenarbeit mit den haupt- und ehrenamtlichen Jugendverantwortlichen der Pastoralräume und künftigen Pfarreien wird somit neu geordnet. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf betont: „Mir ist wichtig, dass die Kirche nah bei den Lebensthemen der Menschen ist. Mit der Neuaufstellung der Jugendpastoral passen wir uns daher den Bedürfnissen von jungen Menschen an und sind zielgerichtet mit Seelsorgerinnen und Seelsorgern, und mit Pädagoginnen und Pädagogen als Servicestelle für Jugendfragen ansprechbar.“
Das Bischöfliche Jugendamt (BJA) als Fachstelle für Jugendpastoral des Bistums war bislang mit 16 Außenstellen in den bisherigen 20 Dekanaten (Katholische Jugendzentralen) in den vier Regionen vertreten. Die Teams an den neuen Standorten sind mit Theologinnen und Theologen, Pädagoginnen und Pädagogen, sowie Sozialwissenschaftlerinnen und Sozialwissenschaftlern multiprofessionell aufgestellt, um Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene zu begleiten, zu fördern und ihre Stimme in Kirche und Gesellschaft zu stärken.
Bischof Peter Kohlgraf erklärt: „Kinder und Jugendliche in unserem Bistum brauchen ein auf allen Ebenen ausdifferenziertes Netzwerk an Orten und Akteuren im Ehren- und Hauptamt. Die Reorganisation des Bischöflichen Jugendamtes in den vier Regionen soll Kompetenzen und Ressourcen bündeln und durch starke Teams die Jugendarbeit der Pfarreien unterstützen. In die Regionen hinein werden Schwerpunkte entwickelt, die jungen Menschen Anknüpfungspunkte bieten für ihre Lebens- und Glaubensthemen.“
Die zukünftigen Standorte der neuen katholischen Jugendbüros in den Regionen sind:
An den Standorten Mainz, Offenbach und Dieburg werden zukünftig neben den Jugendbüros Jugendpastorale Zentren etabliert, die niedrigschwellige und vertiefende pastorale und spirituelle Formate für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene anbieten. Mit den Jugendpastoralen Zentren investiert das Bistum in attraktive Jugendkirchorte mit besonderem Profil. Zum Beispiel mit einem sozialmusikalischen Schwerpunkt im Jugendzentrum St. Konrad in Offenbach, wo auch ein Musiker des Institutes für Kirchenmusik zum Team gehören soll, oder mit dem ökumenischen Projekt eines Jugendklosters in Dieburg. In Mainz wird das Jugendhaus Don Bosco zum Jugendpastoralen Zentrum für die Region Rheinhessen. Regionaljugendseelsorgerinnen und Regionaljugendseelsorger gehören künftig zu den Teams mit besonderen Aufgaben in den Bereichen Jugendspiritualität und in der Jugendseelsorge.
Nachricht voraus am 23.6.2022 hoff (MBN)
Erste Konferenz der Leiter der Pastoralräume im Bistum Mainz
Mainz. Am Mittwoch, 1. Juni, hat im Erbacher Hof in Mainz erstmals die Konferenz der Leiter der 46 Pastoralräume im Bistum Mainz getagt. In seiner Einführung unterstrich der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf, dass sich mit der zweiten Phase des Pastoralen Wegs die Strukturen des Bistums Mainz „substantiell verändern“. „Sich verändernde Strukturen sind auch Zeichen einer sich verändernden Kirche“, sagte Kohlgraf. „Danke, dass Sie bereit sind, diese Veränderungen mitzugestalten.“
Weihbischof Dr. Udo Markus Bentz hob hervor, dass das neue Gremium zum einen ein „Führungs- und Steuerungsgremium“, zum anderen aber auch ein „Ort der Kommunikation“ sei. Die Konferenz solle ein gegenseitiger Resonanzraum für die Bistumsleitung und für die Anliegen aus der Fläche des Bistums sein, sagte er. Auch sei es wichtig, dass die Konferenz gut mit den anderen Gremien des Bistums vernetzt sei. Mitglieder des Gremiums sind die Leiter der 46 Pastoralräume bzw. der ab 2024 neu gegründeten Pfarreien im Bistum Mainz. Vorsitzender der Konferenz ist Bischof Peter Kohlgraf; zum Sprecher der Konferenz wurde Pfarrer Ulrich Neff aus Langen gewählt, der gemeinsam mit Pfarrer Michael Leja, Ober-Olm, und Erik Wehner, Gießen, den Vorstand des Gremiums bildet.
Darüber hinaus tauschten sich die Teilnehmer über das Selbstverständnis und die Arbeitsweise der Konferenz aus; weitere Themen waren unter anderem „Sinkende Taufzahlen und steigende Austrittszahlen“, „Aufarbeitung, Intervention und Prävention von sexuellem Missbrauch im Bistum Mainz“, sowie „Pastorale Schwerpunktsetzung und mittelfristige Finanzplanung im Bistum Mainz“.
Letzte Sitzung der Dekanekonferenz
Am Vortrag, Dienstag, 31. Mai, fand die letzte Sitzung der Konferenz der Dekane statt. „Die Auflösung der Dekanate und die Neuordnung in den Pastoralräumen markiert eine Zäsur – nicht nur im Pastoralen Weg. Es geht eine gut 200-jährige Geschichte der Organisation des Bistums in Dekanate zu Ende“, schreibt Ehrendomkapitular Tobias Schäfer, Worms, Mitglied des Sprecherteams der Dekanekonferenz, in seiner Einladung zu der Sitzung. Nachfolgegremium der Dekanekonferenz ist die Konferenz der Leiter der Pastoralräume, da die 20 Dekanate des Bistums Mainz zum 31. Juli dieses Jahres aufgelöst werden.
Bischof Kohlgraf dankte den anwesenden Dekanen für ihren „guten und treuen Dienst“, für das „gute Miteinander“ und das „offene Wort“. „Ich danke Ihnen für Ihre Loyalität in den vergangenen Jahren. Ich habe hier stets ein konstruktives Miteinander gespürt“, sagte Kohlgraf.
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Bischof Peter Kohlgraf weihte Thomas Ferdinand zum Ständigen Diakon
Mainz. Durch Handauflegung und Gebet hat der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf am Samstag, 4. Juni, Thomas Ferdinand aus der Gemeinde Verklärung Christi in Roßdorf bei einem Gottesdienst im Mainzer Dom zum Ständigen Diakon weiht. Ferdinand wird künftig als Ständiger Diakon in der Pfarrgruppe Darmstadt Ost tätig sein. In seiner Predigt würdigte Bischof Kohlgraf das Lebenszeugnis der bisherigen Ständigen Diakone im Bistum Mainz, die es seit nunmehr 50 Jahren gibt: „Viele Diakone haben in den 50 Jahren Christus als dienenden Herrn dargestellt, in Verkündigung, Liturgie und Caritas, aber nicht zuletzt durch ihr Lebenszeugnis. Sie haben damit einen Gesichtspunkt lebendig werden lassen, der zum Wesen der Kirche gehört.“ Bischof Kohlgraf machte außerdem deutlich, dass er das Anliegen nach Einführung des Frauendiakonates auf Ebene der Weltkirche einbringen werde: „Der Ruf nach Einführung dieser Weihestufe für Frauen scheint mir nicht so absurd zu sein, wie manche behaupten.“
In seiner Predigt sagte der Bischof: „Nachfolge ist nicht das Hinterherlaufen, wie ein Hund seinem Besitzer folgt. Es geht um die Übernahme der Eigenschaften Jesu in das eigene Leben, mit den eigenen Fähigkeiten, den eigenen Gaben, und ebenso mit den eigenen Begrenzungen. Niemand wird ein zweiter Christus als 3D-Kopie, sondern in der Vielfalt der eigenen Möglichkeiten. Jeder und jede, der Christus nachfolgt, steht vor der Aufgabe, aufmerksam zu sein für die Herausforderungen und Begegnungen, in die er oder sie heute gestellt ist.“ Und weiter: „Sie, lieber Herr Ferdinand, werden dem dienenden Christus auf Ihre Art und Weise ein Gesicht, Hand und Fuß geben. Ich lege Ihnen heute den heiligen Martinus von Tours ans Herz, sein Lebensbeispiel. Lassen Sie sich motivieren von seiner Freundlichkeit, seiner Fähigkeit zur Beziehung, seiner Bescheidenheit und Friedensliebe in Tat und Wort. Begegnen Sie den Menschen nicht in Herablassung! Schauen Sie Ihnen in die Augen! Das Evangelium nennt dies ‚Nachfolge‘, die Lesung ‚Liebe‘. Der Diakon ist nicht eine Sonderexistenz in der Kirche, sondern stellt dar, was alle in der Kirche leben sollen. Denn diese Nachfolge und diese Liebe ist kein Auftrag für Spezialisten: Es ist ein Auftrag für alle.“
Bischof Kohlgraf würdigte das Engagement der Ehefrauen der Ständigen Diakone und ging auch auf die Frage nach dem Frauendiakonat ein. Wörtlich sagte er: „In den 50 Jahren hatten und haben wir Diakone, die bewusst ehelos leben, aber in den meisten Fällen sehen wir auf das gemeinsame Lebenszeugnis der Paare und auch der Familien. Die Ehefrauen haben sich gemeinsam mit dem Diakon in die Nachfolge begeben, mit allen Freuden, aber auch den Herausforderungen. Dafür will ich ihnen ein herzliches danke sagen, auch den Kindern und den Familien insgesamt. Auch Ihnen, Frau Ferdinand ist heute Danke zu sagen und Gottes Segen zu wünschen. Die Aufgabe, Christus ähnlich zu werden, ist eine Aufgabe beider Partner, und die Glaubwürdigkeit des Zeugnisses wird von beiden getragen. Nicht selten trägt die Frau den diakonischen Dienst praktisch wesentlich mit, und der Ruf, diese Weihestufe für Frauen in der Kirche zu öffnen, scheint mir eine Perspektive zu sein, die nicht aus der Not entsteht. Denn wir machen die Erfahrung: Frauen gestalten ohnehin diesen Dienst der Christusähnlichkeit Tag für Tag mit, ob als Ehefrauen der Diakone oder auch in vielen anderen Aufgaben in Kirche und Welt. Dienend Christus ähnlich zu werden in Verkündigung, Liturgie und Caritas, in Nachfolge und Nächstenliebe, ist zwar nicht an das Amt gebunden, aber wird sakramental durch das Amt in der Kirche verlässlich verwirklicht. Und andere werden dadurch zur eigenen Nachfolge befähigt. Vielleicht ist ein 50-jähriges Jubiläum Anlass genug, hier neu zu denken. Nach dem Zweiten Vatikanum haben viele den Ständigen Diakonat auch für unmöglich gehalten. Es gab und gibt Veränderung, wenn auch nicht so schnell und weitreichend, wie manche wünschen. Gerne werde ich diese Realität - dass Frauen diesen Dienst der Christusähnlichkeit mitgestalten - als Ermutigung für weitere Überlegungen in die Weltkirche geben. Das Thema hat Papst Franziskus selbst auf die Agenda zur Prüfung gesetzt. Es mag so sein, dass wir heute in diesem Sinne Botinnen und Boten einer neuen Zeit in der dienenden Christusähnlichkeit brauchen.“ Die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes hatten Domorganist Professor Daniel Beckmann an der Domorgel sowie eine Diakonenschola übernommen.
Jubiläum „50 Jahre Ständige Diakone im Bistum Mainz“
Am Nachmittag fand im Erbacher Hof eine Festveranstaltung zum Jubiläum „50 Jahre Ständige Diakone im Bistum Mainz“ statt. Die Festrede hielt der Mainzer Weihbischof und Generalvikar, Dr. Udo Markus Bentz. Weitere Ansprachen kamen von Pfarrer Markus Warsberg, dem Bischöflichen Beauftragten für die Ständigen Diakone, sowie von Diakon Wolfgang Ludwig, dem Diözesansprecher der Ständigen Diakone. Die Begrüßung hatte der Personaldezernent des Bistums Mainz, Domkapitular Prälat Hans-Jürgen Eberhardt, übernommen. Musikalisch gestaltet wurde die Feier von der Band „Christi-fidel“ aus Heilig Kreuz in Schöneck-Büdesheim unter Leitung von Diakon Bernhard Dörr.
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Nachricht voraus am 4.6.2022 tob (MBN)
Ein Tag mit Bands, Theater und Workshops rund um den Mainzer Dom
Mainz. Am Samstag, 9. Juli, lädt der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf zum Großevent „granDIOS“ für junge Menschen rund um den Mainzer Dom ein. Die Veranstaltung wird organisiert vom Bischöflichen Jugendamt in Zusammenarbeit mit dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ). Das Programm lockt mit Bands wie den „O'Bros“, „Flo&Chris“ und „FINKBASS“, sowie dem Improvisationstheater „Die Affirmative“ auf der Hauptbühne, außerdem mit Diskussionsforen und Workshops. Der Tag beginnt um 11.30 Uhr mit einem „Start and Pray“ mit Bischof Kohlgraf.
Die Veranstalter bieten neben dem Bühnenprogramm inhaltliche Workshops an, in denen sich die Teilnehmenden mit gesellschaftsrelevanten Themen auseinandersetzen können. Zudem gibt es handwerkliche Workshops, Diskussionsforen mit Personen des öffentlichen Lebens, und einen „Park der Verbände“, in dem sich christliche Jugendverbände wie der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), die Katholische Landjugendbewegung (KLJB) oder die Deutsche Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG) präsentieren. Im „granDIOS-Camp“ stellen sich weitere Jugendgruppen mit Café und Cocktails vor, wie etwa die Ministrantinnen und Ministranten.
Wer sich bis zum 17. Juni anmeldet, erhält ein kostenloses Mittagessen, Verzehrbons für die Foodtrucks und die Gelegenheit für einen Schlafplatz in Mainz. Auch Gruppenanmeldungen sind möglich. „Wendet euch hierfür an eure Pfarrei oder euren Verband“, heißt es in der Ankündigung. Kurzentschlossene können auch ohne Anmeldung vorbeikommen. Ein Schlafplatz kann dann leider nicht mehr zur Verfügung gestellt werden.
Hinweise:
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Nachricht voraus am 9.6.2022 hoff (MBN)
Gottesdienst an Fronleichnam wieder mit Prozession durch die Mainzer Altstadt
Mainz. „Wir sollten vor Neuem keine Angst haben. Wir Christen sollten Vielfalt in unserer Welt und in unserer Kirche schätzen lernen. Immer aber wird uns Christus zusammenführen, in der Verkündigung, der Liturgie, besonders der Eucharistie und in der Caritas.“ Das sagte der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf bei seiner Predigt im Fronleichnamsgottesdienst am Donnerstag, 16. Juni, im Mainzer Dom. Zur Vielfalt der Kirche werde hoffentlich zunehmend gehören, „dass sich neue Formen von kirchlichem Leben bilden. Die traditionellen Gemeinden allein werden nicht mehr alle mitnehmen.“ Kohlgraf feierte die Messe in Konzelebration mit dem Domstift, den Pfarrern der Mainzer Innenstadt und den Pfarrern der Gemeinden von Katholiken anderer Muttersprache in Mainz. In den vergangenen zwei Jahren war pandemiebedingt keine Prozession an Fronleichnam möglich gewesen.
Wörtlich sagte Kohlgraf: „Christsein muss lebendig bleiben, Christsein muss immer bereit sein, neue Wege mit dem Herrn zu beschreiten. Kirche war nie nur ein Traditionsverein, Christen waren sogar am Anfang die Progressiven der Gesellschaft, sie stellten religiöse und kulturelle Traditionen immer auch in Frage, denn Christus ist nicht die Gewohnheit, sondern die Wahrheit, wie der frühchristliche Theologe Tertullian formuliert. Neue Wege konnten immer dann beschritten werden, wenn klar war: Es waren die Wege, die Christus die Kirche führen will. Deswegen waren Christen bemüht, die Zeichen der Zeit zu sehen und zu verstehen. Wenn wir heute durch unsere Straßen ziehen, geben wir ein Zeugnis dafür, dass wir unsere Wege mit Christus gehen. Dass wir keine Angst vor der Zukunft haben, dass wir uns begleitet und geführt wissen. So wichtig es derzeit ist, Vergangenheit zu bewältigen, so wichtig ist es, neue Wege in die Zukunft zu gehen, ohne Angst, aber mit großer Aufmerksamkeit für das, was unsere Welt braucht. Das eucharistische Brot ist Christus selbst, der uns nicht verlässt, wenn wir ihn in unsere Mitte holen.“
Und weiter sagte der Bischof: „Einheit in Christus kann nie Gleichmacherei bedeuten, sondern Wertschätzung unterschiedlicher Wege und Traditionen, die Ausdruck der Vielfalt menschlichen Lebens und Glaubens sind. Vielfalt ist immer dann sinnvoll, wenn sie aus der Mitte des Glaubens kommt, wenn sie wirklich Ausdruck der Liebe zu Christus ist, und wenn sie zu einer stärkeren Liebe zu Christus hinführt. Ich glaube: Wir setzen heute ein gutes Zeichen, denn wir feiern heute als die eine Kirche Christus, den Herrn, der uns Einheit schenkt, und uns schon jetzt so tief eint, wie es Menschen allein nie schaffen könnten. Denn wir sind wirklich Leib Christi.“
Die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes hatten der Mainzer Domchor, der Mädchenchor am Dom und St. Quintin und die Dombläser unter Leitung von Domkapellmeister Karsten Storck übernommen. An der Domorgel spielte Domorganist Professor Daniel Beckmann. Für Kinder fand vor der Prozession ein eigener Gottesdienst in der nahegelegenen Kirche St. Quintin statt.
An den Gottesdienst schloss sich die Fronleichnams-Prozession durch die Mainzer Altstadt mit feierlichem Segen auf dem Liebfrauenplatz an. Dabei wurden die Fürbitten in feierlicher Form auch in den Sprachen der Gemeinden von Katholiken anderer Muttersprache vorgetragen, so dass unter anderem auch Fürbitten in Kroatisch, Polnisch, Portugiesisch und Italienisch gebetet wurden. Der Gottesdienst endete im Dom. Danach war Gelegenheit zum gemeinsamen Mittagessen in der Domstraße.
Vesper mit „Mainzer Segen“ am Nachmittag
Am Nachmittag um 15.00 Uhr feierten Domdekan Henning Priesel, Bischof Kohlgraf und das Domkapitel im Westchor des Domes die Vesper mit „Mainzer Segen“. Dieser Segen ist eine besondere Form der eucharistischen Frömmigkeit, die für Mainz lange überliefert ist. Beim „Mainzer Segen“ wird bereits zu Beginn der Vesper der Segen mit der Monstranz gespendet und zum Abschluss ein weiteres Mal. Im Mainzer Dom wird diese Form des Segens nur einmal im Jahr praktiziert. Die musikalische Gestaltung übernahm der Mädchenchor am Dom und St. Quintin und die Männerstimmen des Mainzer Domchores unter Leitung von Domkapellmeister Karsten Storck sowie mit Domorganist Beckmann an der Orgel.
Stichwort: Fronleichnam
Zehn Tage nach Pfingsten feiern katholische Christen das Fronleichnamsfest, das „Hochfest des Leibes und Blutes Christi“. Im Mittelpunkt dieses Festes steht das eucharistische Brot, das für die Katholiken ein Realsymbol für die Gegenwart Christi ist. Diese Gegenwart wird an Fronleichnam in besonderer Weise gefeiert, indem das eucharistische Brot - eine in einem Gottesdienst konsekrierte Hostie - in einer so genannten Monstranz durch die Straßen getragen wird.
Das Wort Fronleichnam stammt aus dem Mittelhochdeutschen: „fron“ bedeutet „Herr“, „lichnam“ meint den lebendigen Leib. Die Einführung des Festes geht auf eine Vision der Augustinernonne Juliane von Lüttich (um 1191 bis 1258) zurück. Im Traum sah sie den Mond, der einen sichtbaren dunklen Fleck aufwies. Sie deutete dies als Zeichen dafür, dass der Kirche (symbolisiert durch den Mond) ein Fest zu Ehren der Eucharistie fehle. Bischof Robert von Lüttich führte das Fest für sein Bistum im Jahr 1246 ein. Im Jahr 1264 legte Papst Urban IV. fest, Fronleichnam am zweiten Donnerstag nach Pfingsten zu feiern. Fronleichnam ist heute in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, im Saarland sowie teilweise in Sachsen und Thüringen gesetzlicher Feiertag.
Die Feier des Fronleichnamsfestes besteht aus einer feierlichen Messe mit anschließender Prozession. Dabei werden entlang des Prozessionsweges Straßen und Häuser festlich geschmückt, in manchen Dörfern kennt man die Tradition großer Blumenteppiche. Während der Prozession wird die Hostie in einer Monstranz vom Priester unter einem so genannten „Himmel“ getragen, ein über vier Stäbe gespanntes, reich besticktes Tuch. Die Prozession macht Station an ebenfalls reich geschmückten Altären. Hier wird aus den Evangelien vorgelesen, Fürbitte gehalten und mit dem eucharistischen Brot der Segen erteilt. Die Prozessionen entstanden in Deutschland; 1277 gilt als das Jahr der ersten Fronleichnamsprozession, die in Köln stattfand.
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Nachricht voraus am 16.6.2022 tob (MBN)
Umweltbeauftragter nutzt für Dienstfahrten Carsharing-Elektrofahrzeuge von UrStrom
Mainz/Bingen. Das Bistum Mainz weitet die Nutzung von Elektrofahrzeugen für die Dienstwagenflotte aus. Künftig wird der Umweltbeauftragte des Bistums Mainz, Marcus Grünewald, für seine Dienstfahrten Elektrofahrzeuge des genossenschaftlichen Carsharing-Anbieters „UrStromMobil“ nutzen. Grünewald präsentierte seinen neuen Dienstwagen im Hof des Bischöflichen Ordinariates Mainz am Donnerstag, 2. Juni, gemeinsam mit der Bevollmächtigten des Generalvikars, Ordinariatsdirektorin Stephanie Rieth, Dr. Philipp Veit und Dr. Gerhard Breuel, beide aus dem Vorstand der UrStrom BürgerEnergieGenossenschaft Mainz eG, die das e-Carsharing „UrStromMobil“ seit 2018 betreibt. Die Genossenschaft bietet spezielle Tarife für Unternehmen an.
„Ich bin dankbar für jeden Beitrag, mit dem wir unserem Ziel näherkommen, die CO2-Emissionen des Bistums Mainz zu reduzieren“, betonte Rieth. Sie wies darauf hin, dass das Bistum Mainz sich im Klimaschutzkonzept 2019 das Ziel gesetzt hat, bis zum Jahr 2050 im Vergleich zum Basisjahr 2017 eine Reduzierung um 85 Prozent zu erreichen. „Wir wollen mit diesem Modellprojekt Erfahrungen sammeln und so die Vielfalt konkreter Maßnahmen im Klimaschutz erweitern.“, sagte Rieth.
Umweltbeauftragter Grünewald bezeichnete die Zusammenarbeit mit der UrStrom eG als „einen weiteren Baustein, mit dem wir deutlich machen, dass das Thema Nachhaltigkeit für uns eine besondere Priorität hat“. Neben der Reduzierung von CO2-Emissionen spare das Bistum mit der Nutzung des Carsharing-Modells auch die Leasing-Kosten für einen Dienstwagen. Langfristig sollen im Bistum alle Dienstwagen auf E-Mobilität umgestellt werden, sagte Grünewald. Bereits im vergangenen Jahr hatte das Bistum zwei Dienstfahrzeuge mit Verbrennungsmotoren durch E-Autos ersetzt.
Dr. Veit von der UrStrom eG: „Wir freuen uns sehr, dass das Bistum und die Genossenschaft jetzt gemeinsam einen Beitrag zum Klimaschutz und damit zur Bewahrung der Schöpfung leisten können, indem Herr Grünewald das e-Carsharing für seine Dienstfahrten nutzt. Die Elektroautos werden mit 100 Prozent Ökostrom aufgeladen und wenn sie geteilt werden, müssen nicht so viele Rohstoffe für neue Fahrzeuge verwendet werden. Das Teilen und die Gemeinschaft haben ja auch sowohl in der Genossenschaft, als auch im Bistum eine große Bedeutung.“
Hinweis: www.urstrom-mobil.de
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Nachricht voraus am 2.6.22 tob (MBN)
50 Jahre Berufsgemeinschaft der Pfarrhaushälterinnen im Bistum Mainz
Mainz. „Was Sie als Pfarrhaushälterinnen tun, ist ein ganz wichtiger Dienst für unsere Kirche und ebenso ein wichtiger Dienst für die Glaubwürdigkeit des priesterlichen Zeugnisses.“ Das sagte der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf im Gottesdienst zum Jubiläum „50 Jahre Berufsgemeinschaft der Pfarrhaushälterinnen im Bistum Mainz“. Weiter sagte: „Mir sagen Menschen öfters: ‚Die Kirche im Großen ist schwierig, aber die Seelsorger vor Ort im Kleinen überzeugen uns.‘ Das ist auch Ihr Verdienst als Haushälterinnen, wenn Menschen diesen Eindruck aus einem Pfarrhaus mitnehmen. Wir können alle daran arbeiten, dass die Kirche auch in den anstehenden Veränderungen nicht unpersönlich ist, sondern nah bei den Menschen.“ Die Eucharistiefeier am Mittwoch, 8. Juni, in der Mainzer Augustinerkirche war Auftakt eines Jubiläumsfestes im Mainzer Priesterseminar. Der Tag stand unter der Überschrift „Die Freude am Herrn ist unsere Kraft“. Im Bistum Mainz gibt es aktuell 68 Pfarrhaushälterinnen, die im Berufsverband organisiert sind; 25 von ihnen sind noch in einem Pfarrhaushalt tätig.
Kohlgraf erzählte von einem Kölner Pfarrhaus, das für ihn prägend war: „In diesem Pfarrhaus gab es eine wirkliche Willkommenskultur und die Haushälterin war das Herz des Hauses.“ Das Haus sei mit Freundlichkeit erfüllt gewesen „und es war auch eine geistliche Gemeinschaft. Insofern habe ich das Pfarrhaus als Ort erlebt mit Glauben, Freude, Kultur, Willkommen und Herz“, sagte Kohlgraf. Oft sei die Haushälterin auch das einzige Korrektiv für einen Priester. Und weiter: „Wer diese Berufung als Haushälterin ausübt, macht mehr als einen Job. Es ist Ihre Art, die eigene Berufung zu leben. Ich möchte Sie stärken in Ihrer Berufung, eigene Glaubenszeuginnen zu sein.“
Beim anschließenden Empfang in der Aula des Priesterseminars würdigte Domkapitular Prälat Hans-Jürgen Eberhardt das Engagement der Pfarrhaushälterinnen: „Modern würde man sagen, dass Sie für eine gute Unternehmenskultur im Pfarrhaus verantwortlich sind.“ Als besondere Charismen der Haushälterin nannte Eberhardt den „Dienst an den Tischen“(Diakonat) und den „Dienst an den Türen“ (Ostiarier). Als Personaldezernent sei es ihm wichtig, den Haushälterinnen für diesen Dienst „das entsprechende Rüstzeug“ bereit zu stellen. Neben praktischen Qualifizierungsmaßnahmen seien die auch spirituelle Angebote.
Die Vorsitzende des Bundesverbandes der Pfarrhaushälterinnen, Petra Leigers, dankte in ihrem Grußwort den Verantwortlichen für das große Engagement im Mainzer Berufsverband. Sie blicke zuversichtlich in die Zukunft, auch wenn die Berufsgemeinschaft immer kleiner werde. „Oft heißt es, mit dem Berufsverband gehe es zu Ende, wie ich jetzt beim Katholikentag wieder gehört habe. Nein, es geht nicht zu Ende. Ich will nicht glauben, dass es vorbei ist. Wir brauchen mutige Menschen, die uns unterstützen, neue Wege zu gehen.“
Verein für Pfarrhausangestellte bereits 1922 gegründet
Die Begrüßung hatte Hildegard Prieß übernommen, die einen Rückblick zur Geschickte des Diözesanverbandes gab. Sie wies darauf hin, dass im Bistum Mainz bereits am 27. März 1922 ein Verein für Pfarrhausangestellte gegründet worden war. Die Gründung des Berufsverbandes der Pfarrhaushälterinnen erfolgte dann mit einem ersten Treffen am 18. April 1972, an dem rund 80 Haushälterinnen teilnahmen. Neben sozialen Fragen sei es damals um die Aufwertung des Berufsbildes, Aus- und Weiterbildung sowie Besoldungsfragen gegangen. Mit dem ersten Diözesantag der Pfarrhaushälterinnen im Jahr übernahm Pfarrer Wilhelm Heininger die Aufgabe des Geistlichen Beirates, die er bis 2013 inne hatte. Langjährige Vorsitzende war von 1981 bis Ende 2020 Irene Bege.
Aktuell besteht das Leitungsteam des Berufsverbandes aus Irene Bege, die bereits seit Gründung 1972 im Vorstand aktiv ist, Hildegard Prieß (seit 1982 im Vorstand), Brigitte Münch (seit 1995 im Vorstand) sowie dem Geistlichen Beirat, Pfarrer Gerold Reinbott (seit 2013 im Amt), und Janina Adler, die als Referentin für Frauenpastoral im Seelsorgedezernat Ansprechpartnerin für den Berufsverband der Pfarrhaushälterinnen im Bistum Mainz ist. Adler, die die Feierstunde moderierte, würdigte am Ende der Feier die Mitglieder des Leitungsteams für ihren langjährigen Einsatz. Musikalisch gestaltet wurde die Feier von Regionalkantorin Mechthild Bitsch-Molitor (Klavier) und Cédric Froidevaux (Querflöte).
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Nachricht voraus am 8.6.2022 tob (MBN)
Traditionelles Treffen mit Bischof Kohlgraf und den Ausbildungsverantwortlichen
Mainz/Ockenheim. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat mit Theologie-Studierenden und deren Ausbildungsverantwortlichen am Mittwoch, 8. Juni, eine Pilgerwanderung zum Benediktinerkloster auf dem Jakobsberg bei Ockenheim unternommen. Der traditionelle „Theo-Tag“ findet einmal im Jahr statt, alle zwei Jahre wird er mit einem Ausflug verbunden. Etwa 45 Teilnehmende pilgerten bei Regenwetter von Gau-Algesheim aus zum Kloster Jakobsberg.
Die Gruppe traf sich am Mainzer Hauptbahnhof und fuhr gemeinsam mit dem Zug nach Gau-Algesheim. Die erste Station war die Pfarrkirche St. Cosmas und St. Damian. Dort wurden die Pilger von dem Ständigen Diakon Stefan Faust begrüßt, der im Zivilberuf Architekt ist und ihnen einen Einblick in die Geschichte der Kirche gab. Nachdem Bischof Peter Kohlgraf den Reisesegen gespendet hatte, machten sich die Teilnehmenden auf den Weg. Nach einer weiteren Station in den Weinbergen lief die Gruppe durch den Regen weiter zum Kloster, wo sie Prior Pater Timotheus Bosch OSB begrüßte. Bosch erläuterte die Geschichte des Klosters, die Missionsgeschichte und beantwortete Studierenden Fragen zum Leben im Konvent. Nach einem gemeinsamen Abendessen und einem Gottesdienst machten sich die Pilger wieder auf den Heimweg. Bei der Veranstaltung standen das gegenseitige Kennenlernen und der Austausch im Vordergrund.
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Nachricht voraus am 9.6.2022 hoff (MBN)
Mode-Studierende stellen Kreationen zu historischen Messgewändern vor
Mainz. Am Freitag, 24. Juni, eröffnet das Mainzer Dom- und Diözesanmuseum die Sonderausstellung „Der goldene Faden. Die Akademie Mode & Design Wiesbaden zu Gast im Dommuseum Mainz“. Die Ausstellung wird bis Sonntag, 2. Oktober, zu sehen sein, und ist das Ergebnis einer spannungsreichen und interaktiven Kooperation. Studierende haben sich mit historischen liturgischen Gewändern auseinandergesetzt und sie in aktuelle Modesprache übersetzt.
Auf Initiative der Studiendekanin für Mode & Design, Professorin Ilona Kötter, haben Studierende der Akademie Mode & Design (AMD) Wiesbaden im vergangenen Jahr das Dommuseum Mainz für einen Studientag mit der stellvertretenden Direktorin des Dommuseums, Dr. Anja Lempges, besucht. Sie haben kostbare historische Gewänder der Sammlung analysiert und gezeichnet, deren Funktion und Bedeutung kennengelernt, sowie einige jüngere liturgische Gewänder probeweise getragen. Diese ungewöhnlichen und bis zu 1.000 Jahre alten Kostbarkeiten dienten den Studierenden als Inspiration, um eigene freie Kollektionen zu kreieren.
„In einer respektvollen und fruchtbaren Auseinandersetzung sind neue Outfits zu unterschiedlichsten Themen entstanden: Die starken Frauen der Bibel sind ebenso neu eingekleidet wie die apokalyptischen Reiter. Die Kollektionen machen aber auch Themen wie die Rolle der Frau in Kirche und Gesellschaft oder das Verhältnis von Glaube und Fundamentalismus stofflich fassbar“, heißt es in der Ankündigung. Studierende der Akademie Mode & Design haben die Kreationen in einem professionellen Mode-Shooting in den Räumen des Dommuseums in Szene gesetzt. Die Bilder sind in einem hochwertigen „Lookbook“ zu sehen, das zusammen mit dem Ausstellungskatalog erscheint.
Auf den ersten Blick sei es ein spannungsreiches Verhältnis zwischen Mode und Museum, sagte Dr. Anja Lempges vor Journalisten am Donnerstag, 23. Juni. „Im Museum geht es darum, zu bewahren, was ist. In der Modewelt wollen die Schaffenden etwas Neues kreieren.“ Doch was zunächst nur schwer miteinander vereinbar scheine, habe auch Gemeinsamkeiten. Die Emotionalität sei etwas Verbindendes zwischen liturgischen Gewändern und Mode. Ebenso die Faszination für Textilien insgesamt. Professorin Ilona Kötter formuliert es so: „Liturgische Gewänder sind emotional sehr aufgeladen. Wie können wir das weiterentwickeln, und in die Jetzt-Zeit holen?“ Die Themen der Ausstellung sind dabei am Puls der Zeit: Die Kreationen setzen sich auseinander mit Macht, Missbrauch, Tod und Vergänglichkeit, Geschlechterrollen und Nachhaltigkeit.
Die Sonderausstellung „Der goldene Faden“ zeigt integriert in die Schausammlung des Museums die Arbeiten von 13 Studierenden. Historische Sammlungsstücke und neue Outfits treten dabei miteinander in Dialog. In der Sonderausstellung sind außerdem Fotografien, Zeichnungen, Collagen und Drapagen zu sehen, die den Design-Prozess von der ersten Idee bis zur fertigen Kollektion anschaulich machen. Ein „Making-of“ zeigt darüber hinaus das studentische Projekt vom Studientag bis zur fertigen Ausstellung.
Das Projekt wurde von folgenden Dozentinnen und Dozenten betreut: Professorin Ilona Kötter, Professorin Paula Knorr, Diplom-Designerin Jenny Wagner, Dominik Schäfer (Freischaffender Künstler). Bei der Eröffnung am Freitag, 24. Juni um 11.00 Uhr sprechen Domdekan Henning Priesel, Studiendekanin Ilona Kötter und Dr. Anja Lempges.
Hinweis: Druckfähige Pressebilder stehen auf der Homepage unter www.dommuseum-mainz.de/presse-und-mediathek zur Verfügung.
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Nachricht voraus am 23.6.22 hoff (MBN)
Bischof Kohlgraf nimmt teil an Diskussionsrunde in Benediktinerinnenabtei (29.6.)
Altenstadt. Am Mittwoch, 29. Juni, um 18.30 Uhr wird der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf am siebten „Engelthaler Gespräch“ in der Klosterkirche der Benediktinerinnenabtei Kloster Engelthal in der Nähe von Altenstadt teilnehmen. Die Podiumsdiskussion steht unter dem Motto „Zeit der Umbrüche und Aufbrüche – Krise und Chance für Kirche und Gesellschaft“ und wird sowohl in Präsenz, als auch digital via „Zoom“ stattfinden. Moderiert wird der Abend von Alexander Kähler, Phoenix TV. Die frühere Parlamentarische Staatssekretärin Christa Nickels von Bündnis 90/Die Grünen, wird ebenfalls am Gespräch teilnehmen.
Stichwort: Stiftung Kloster Engelthal
Mit der Reihe der Engelthaler Gespräche widmet sich die Stiftung Abtei Kloster Engelthal in der Tradition der Klöster als Stätte der Bildung und Kultur aktuellen Fragestellungen unserer Zeit aus den Bereichen Politik, Gesellschaft, Kultur und Kirche. Die Stiftung unterstützt seit ihrer Gründung im Jahre 2004 die Erhaltung der Benediktinerinnenabtei Kloster Engelthal mit dem Ziel, auch künftigen Generationen Engelthal als Ort geistlicher Prägung lebendig zu erhalten. Sie fördert das klösterliche Leben, die Pflege und den Erhalt der Kunst- und Kulturgüter des Klosters sowie religiöse Zwecke, besonders auch die Ökumene.
Hinweis: Eine digitale Teilnahme via Zoom ist möglich. Die Plätze für die Teilnahme in Präsenz sind bereits ausgebucht. Link zur Anmeldung: https://bistummainz.de/dekanat/worms/aktuell/engelthaler-gespraeche/index.html
Foto unter www.bistummainz.de/presse
Nachricht voraus am 24.6.2022 hoff (MBN)
Bischof Kohlgraf feierte Pontifikalamt zum Bonifatiusfest im Mainzer Priesterseminar
Mainz. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat am Donnerstag, 2. Juni, mit einem Pontifikalamt in der Mainzer Augustinerkirche das Bonifatiusfest des Mainzer Priesterseminars eröffnet. „Es geht nicht mehr um den Erhalt von Gemeinden, sondern um den suchenden Menschen in unseren Dörfern und Städten. Es geht nicht mehr um Traditionen, sondern um das Neue des Glaubens“, sagte Bischof Kohlgraf in seiner Predigt. Am Ende des Gottesdienstes ernannte er Dorothea Ennemoser-Bohrer zur neuen Fachleiterin Religionspädagogik am Pastoralseminar des Priesterseminars.
In seiner Predigt ging Bischof Peter Kohlgraf ein auf das Apostolische Schreiben „Evangelii Gaudium“ von Papst Franziskus. „Liest man den Text des Papstes, so geht es jedenfalls mir, erfasst einen eine eigenartige Unruhe“, sagte Kohlgraf, und stellte eine Verbindung her zum Prozess des Pastoralen Weges, dessen zweite Phase begonnen hat. „Wir können es uns nicht mehr leisten, uns permanent selbst zu bespiegeln. Papst Franziskus ruft uns weg von unseren scheinbar so wichtigen kircheninternen Themen und ruft, die Menschen in den Blick zu nehmen, die das Evangelium nicht kennen. Strukturen sind nicht gleichgültig, sie müssen Ausdruck des Glaubens sein“, betonte er. Er machte klar: „Die Zeiten sind vorbei, in denen jemand sagen konnte, für die und die Aufgabe gibt es allein Zuständige. Für die Verkündigung des Glaubens ist der Pfarrer oder die Gemeindereferentin zuständig. Nein! Jeder kennt Menschen, denen das Evangelium noch unbekannt ist. Ist unser Glaube dann Thema?“ Den Glauben zu teilen gehe wiederum nicht, ohne das Leben zu teilen. Deshalb lud er die Anwesenden dazu ein, „Glauben und Leben teilende Menschen zu sein und zu bleiben, denn für sich allein kann niemand glauben“.
Neuer Band über Arnsburger Hof erschienen
Beim anschließenden Fest mit Musik im Arnsburger Hof überreichte der Regens des Mainzer Priesterseminars, Dr. Tonke Dennebaum, gemeinsam mit Barbara Nichtweiß, der Leiterin der Abteilung Publikationen im Bischöflichen Ordinariat Mainz, sowie weiteren Autoren, dem Mainzer Bischof Peter Kohlgraf den neuen Band „Der Arnsburger Hof und seine Kapelle: ein wiederentdecktes Baudenkmal in Mainz“. Der Band ist in der Reihe „Mainzer Perspektiven. Aus der Geschichte des Bistums 9“ erschienen.
Zur Person: Dorothea Ennemoser-Bohrer
Dorothea Ennemoser-Bohrer hat von 1983 bis 1989 Theologie und Volkswirtschaft in Mainz studiert. Ihr Studienschwerpunkt war Pastoralpsychologie. Sie hat mit ihrem Mann, der ebenfalls Diplomtheologe ist, zwei erwachsene Kinder. Von 1989 bis 1991 wurde sie im Bistum Speyer zur Pastoralreferentin ausgebildet. Anschließend arbeitete sie zehn Jahre in der Gemeindepastoral, in der Grundschule und in der Gefängnisseelsorge. Im Jahr 2000 wechselte sie in den Berufsschuldienst und entwickelte gemeinsam mit ihren Schülerinnen und Schülern einen religionspädagogischen Hashtag im Netz (#Leben360grad). Ab August 2021 leitete sie das Referat Berufsbildende Schule und Realschule Plus in der Abteilung Religionsunterricht im Bistum Speyer. Die studierte Pastoralreferentin war zudem weiterhin als Lehrerin für katholische Religion an einer berufsbildenden Schule in Frankenthal tätig. „Diesen Horizont möchte ich nun in die Ausbildung der künftigen Seelsorger*innen im Bistum Mainz einbringen. Es ist mitten in der Krise eine Schlüsselaufgabe. Vielleicht lassen sich ja mit den jungen Theologinnen und Theologen gemeinsame neue Formate entwickeln. Ich würde mich jedenfalls sehr über gemeinsames religionspädagogisches Weitersuchen freuen“, sagte sie bei ihrer Einführung. Ennemoser-Bohrer folgt auf Dr. Johannes Heger, der die Stelle seit 2020 innehatte und zum 1. April 2022 auf die Professur für Religionspädagogik an der Universität Würzburg berufen wurde.
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Nachricht voraus am 3.6.2022 hoff (MBN)
Nachfolge von Pfarrer Bellinger / Pfarrer Konrad übernimmt priesterliche Dienste
Mainz. Angela Ruhr ist an Pfingstmontag, 6. Juni, im Rahmen eines Begegnungsfestes in Mainz-St. Petrus Canisius in ihr Amt als Leiterin der Behindertenseelsorge im Bistum Mainz eingeführt worden. Der zuständige Abteilungsleiter des Seelsorgeamtes, Ordinariatsrat Dr. David Hüser, führte Ruhr in ihre neue Aufgabe ein. Sie tritt die Nachfolge von Monsignore Helmut Bellinger an, der zum Jahresende 2021 als Leiter der Behindertenseelsorge in Ruhestand gegangen ist. Pfarrvikar Markus W. Konrad aus Mainz-Gonsenheim ist bei dem Termin in seine Aufgabe für die priesterlichen Dienste in der Behindertenseelsorge eingeführt worden. Im Sommer wird im Rahmen der Einführung der vier Bistumsregionen auch eine Neuausrichtung der Behindertenseelsorge erfolgen.
Angela Ruhr (Jahrgang 1980) ist Diplom-Theologin und hat in Mainz und Frankfurt studiert. Acht Jahre war sie in der Behindertenseelsorge im Bistum Limburg tätig. Dort lagen ihre Schwerpunkte in der Arbeit mit psychisch kranken Menschen im außerklinischen Bereich und der Arbeit mit Menschen mit Körperbehinderung. Die damals neu geschaffene Stelle wurde von Ruhr konzipiert mit dem Grundanliegen Seelsorge, „nicht nur“ als Gottesdienst und Gebet zu verstehen, sondern vielmehr als Netzwerkarbeit, diakonisches Handeln und Lobbyarbeit für Betroffene. Ihr Fokus lag dabei nicht nur auf der Arbeit mit Betroffenen, sondern auch bei Angeboten für Angehörige und Einrichtungen sowie deren Mitarbeitenden. Auch auf Bundesebene, in der Arbeit mit Selbsthilfegruppen und der Inklusionsdebatte konnte sie in dieser Zeit vielfältige Erfahrungen sammeln. Angela Ruhr ist verheiratet.
Hinweis: Seelsorge Menschen mit Behinderung, Alfred-Delp-Straße 64, 55122 Mainz-Gonsenheim, E-Mail: behindertenseelsorge@bistum-mainz.de, Telefon: 06131/2409020, Internet: www.behindertenseelsorge-bistummainz.de
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Nachricht voraus am 7.6.2022 tob (MBN)
Neuer Band zu einem wiederentdeckten Baudenkmal in Mainz
Mainz. Beim diesjährigen Bonifatiusfest im Mainzer Priesterseminar am Donnerstag, 2. Juni, hat der Regens des Mainzer Priesterseminars, Dr. Tonke Dennebaum, gemeinsam mit Barbara Nichtweiß, der Leiterin der Abteilung Publikationen im Bischöflichen Ordinariat Mainz, sowie weiteren Autoren, dem Mainzer Bischof Peter Kohlgraf den neuen Band „Der Arnsburger Hof und seine Kapelle: ein wiederentdecktes Baudenkmal in Mainz“ überreicht. Der Band ist in der Reihe „Mainzer Perspektiven. Aus der Geschichte des Bistums 9“ erschienen.
Die Anlage des Arnsburger Hofes liegt nur wenige Meter entfernt vom Mainzer Dom in der Grebenstraße in der Mainzer Altstadt. Im Mittelalter nutzten ihn die Ordensleute des Zisterzienserklosters Arnsburg in der Wetterau als Stadthof, später wechselte das Gebäude mehrmals Besitzer und Nutzung. Heute liegt der Hof zwischen der Martinusbibliothek, der Wissenschaftlichen Diözesanbibliothek des Bistums Mainz, und dem Mainzer Priesterseminar. Dort bereiten sich junge Menschen auf kirchliche Berufe vor, unterstützt vom Bücherreichtum der Martinus-Bibliothek. Das Herzstück des Ensembles, die kleine Kapelle aus dem 13. Jahrhundert, ist Andachtsstätte einer franziskanischen Schwesterngemeinschaft.
„Der Arnsburger Hof zählt zu jenen Orten der Mainzer Altstadt, an denen bis heute die Geschichte vieler Epochen spürbar ist“, schreibt Regens Dennebaum in seinem Vorwort. „Auf engstem Raum finden sich Gebäude aus der Barockzeit, eine romanische Kapelle, Artefakte aus der Antike und dem Mittelalter, aber auch ein Bau aus den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts, der starke Akzente setzt und sich dennoch gut in das Gesamtgefüge einpasst“, fasst Dennebaum die historische Bedeutung zusammen.
Die Autoren sind: Herausgeber Regens Dr. Tonke Dennebaum, Dr. Joachim Glatz, Landeskonservator außer Dienst, Diana Ecker, Konservatorin für Kirchliche Denkmalpflege des Bistums Mainz, Lorenz Frank vom Büro „Fank & Mielke“, Büro für Historische Bauforschung Mainz, und Dr. Hedwig Suwelack, Leiterin der Martinus-Bibliothek, Wissenschaftliche Diözesanbibliothek. Die Edition hat Dr. Barbara Nichtweiß übernommen. Auf Grundlage neuester bauhistorischer Untersuchungen beschreiben die Autorinnen und Autoren die wechselvolle Geschichte dieses altehrwürdigen Mainzer Baudenkmals bis in die Gegenwart – mit interessanten Entdeckungen.
Hinweis: Der Band ist erhältlich ab Freitag, 3. Juni, für 9,50 Euro im und über den Infoladen des Bistums Mainz: Infoladen-Bistum-Mainz.de, Telefon 06131/253-888. Format 21x21 cm, 56 Seiten, ISBN 978-3-934450-82-0.
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Nachricht voraus am 3.6.2022 hoff (MBN)
Bischofsvikar für Räte und Weiterbildung / 1986 zum Domdekan gewählt
Mainz. Die Bischofsweihe des früheren Mainzer Weihbischof Wolfgang Rolly (1927-2008) jährt sich am Samstag, 2. Juli, zum 50. Mal. Rolly war von 1972 bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2003 Weihbischof im Bistum Mainz. Der Mainzer Bischof Dr. Hermann Volk hatte ihn vor 50 Jahren durch Handauflegung und Gebet zum Bischof geweiht. Zu dem Gottesdienst an einem Sonntagnachmittag im Mainzer Dom waren nach Angaben der Mainzer Kirchenzeitung „Glaube und Leben“ damals über 2.000 Menschen gekommen. Nach Weihbischof Josef Maria Reuß (1905-1986) war Wolfgang Rolly der zweite Weihbischof des Anfang des 19. Jahrhunderts neu gegründeten Bistums Mainz. Papst Paul VI. hatte ihn am 5. Juni 1972 zum Mainzer Weihbischof und Titularbischof von Taborenta ernannt. Rolly verstarb am 25. März 2008 im Alter von 80 Jahren und ist in der Bischofsgruft des Mainzer Domes beigesetzt.
Ansprache nach der Bischofsweihe
In seiner Ansprache nach der Bischofsweihe ging Rolly auf seinen Wahlspruch als Bischof ein („Cum Christo trans muros - Mit Christus über alles Trennende“) und machte deutlich, dass er es in seinem Amt als Aufgabe ansehe „sich Christus zur Verfügung zu stellen - für die Kirche, die Christen, für die Menschen“. Und weiter: „Diese authentische Sicht des Bischofsamtes scheint mir gerade heute wichtig zu sein, wo die einen den Bischof zum unbeweglichen, rückschrittlichen und überholten Establishment zählen, das man bekämpft, bis es verschwunden ist - und wo andere den Bischof so sehr in seiner Würde erheben, dass er in Isolation und wie unter einer Glasglocke in die Ferne und Höhe gerückt wird. Beide Positionen deuten zugleich ein Spannungsfeld an, das wir in der Kirche vorfinden. Mauern, Trennungslinien und Gräben entstehen in Kirche und Gesellschaft - so deutlich und erkennbar, dass man Mauern und Gräben zu den Charakteristika unserer Zeit zählen kann.“
Weiter heißt es in Rollys Manuskript: „Als Christen können wir uns aus diesen Situationen nicht herausmogeln - sind wir doch davon selbst betroffen. Was ein Paulus im Epheser-Brief schreibt: ‚Christus hat die Scheidewand niedergerissen‘ galt damals für die Scheidewand zwischen Juden und Heiden - warum sollte das nicht auch gelten für all jene Mauern und Scheidewände, die immer wieder entstehen, gebaut werden in Familie, Gemeinde, Kirche und Gesellschaft. Zu klagen und jammern, anzuklagen und den Schuldigen suchen, die schöne alte Zeit herbeiwünschen sind keine christlichen Antworten. Vielmehr ist uns aufgegeben, uns auf den mühsamen Weg zu machen, um solche Mauern abzubauen. Das geschieht nicht im Verharmlosen oder Totschweigen von Problemen und Fragen, nicht durch billiges Verkleistern von Gegensätzen und Widersprüchen, sondern durch ehrliches, offenes miteinander Suchen, aufeinander Hören, den anderen zu verstehen suchen, miteinander sprechen und durch Beten - durch ein Beten, in dem wir uns dem Willen Christi, dem Geist Christi, seinem Auftrag öffnen.“
Aufgaben im Bistum
Von Anfang an hatte sich Weihbischof Rolly für den Aufbau der diözesanen Pastoralen Räte wie auch für die Mitverantwortung der Laien in den Pfarrgemeinde- und Dekanatsräten eingesetzt. „Wenn wir heute sowohl auf der Pfarrgemeindeebene und in den Dekanaten als auch im diözesanen Bereich auf gut angelegte Fundamente zurückblicken und auf ihnen aufbauen konnten, so ist dies in ganz besonderer Weise das Verdienst von Weihbischof Wolfgang Rolly“, sagte Kardinal Karl Lehmann bei Rollys Emeritierung am Pfingstmontag 2003. Das Mainzer Modell einer Diözesanversammlung, in der Katholikenrat, Priesterrat und Konferenz der Dekane mit der Bistumsleitung zusammenarbeiten, wurde entscheidend von Rolly mitentwickelt.
Ein weiterer Schwerpunkt seiner Tätigkeit im Bistum Mainz war die Weiterbildung, für die er als Bischofsvikar zuständig war. Rolly setzte Akzente durch die Erweiterung des Bildungswerkes der Diözese Mainz in Form regionaler Bildungswerke. Durch den Ausbau des Erbacher Hofs in Mainz entstand unter Rollys Verantwortung eine zentrale Bildungsstätte im Bistum, an der auch die theologische Akademie des Bistums beheimatet ist.
Wolfgang Rolly wurde am 25. November 1927 als zweites von fünf Kindern einer Lehrerfamilie in Darmstadt geboren. Nach Abschluss seines Theologiestudiums an den Universitäten in Mainz und München und an der Hochschule St. Georgen in Frankfurt wurde er am 28. Februar 1953 im Mainzer Dom durch Bischof Dr. Albert Stohr zum Priester geweiht. Nach Kaplansjahren in Lampertheim-St. Andreas und Gießen-St. Bonifatius (1953-1959) wirkte Rolly von 1959 bis 1972 als Religionslehrer an der Maria Ward-Schule in Mainz. In dieser Zeit am Mädchengymnasium war Rolly von 1965 bis 1971 auch Bundeskaplan im „Heliand“-Bund der Katholischen Studierenden Jugend (KSJ). Im Januar 1972 war er zum Sekretär des Priesterrates im Bistum Mainz gewählt worden.
Als Bischofsvikar war er nach seiner Weihe für die Pastoralen Räte sowie für den Bereich Weiterbildung und Erwachsenenbildung zuständig. 1978 wurde er als Domkapitular Mitglied des Mainzer Domkapitels. Im Jahr 1986 wurde er zum Domdekan gewählt. Als Bischofsvikar für die Pastoralen Räte im Bistum Mainz wurde er 1991 entpflichtet.
Von 1972 bis 1975 nahm Rolly an der Gemeinsamen Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland teil. In der Deutschen Bischofskonferenz war er Mitglied der Pastoralkommission, wo er von 1979 bis 1986 als „Jugendbischof“ die Unterkommission „Jugend“ der Pastoralkommission leitete. Einen Tag nach dem Rücktritt von Kardinal Volk am 27. Dezember 1982 wählte das Mainzer Domkapitel Weihbischof Rolly zum Kapitularvikar. In dieser Funktion leitete er vorübergehend das Bistum Mainz bis zur Bischofsweihe von Karl Lehmann im Oktober 1983.
Ab 1988 war er Mitglied der Publizistischen Kommission. Außerdem war Weihbischof Rolly Mitglied und lange Jahre stellvertretender Vorsitzender der Kommission „Erziehung und Schule“ der Deutschen Bischofskonferenz. Zweimal (1977 und 1987) war er von der Deutschen Bischofskonferenz zur Teilnahme an der Weltbischofssynode nach Rom entsandt worden. Am 20. Februar 2003 wurde Rolly nach Erreichen der Altersgrenze von 75 Jahren als Weihbischof emeritiert und am 30. April 2003 als Domdekan und Bischofsvikar.
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Nachricht voraus am 24.6.2022 tob (MBN)
Festakt in der Elisabeth von Thüringen-Schule in Mainz gefeiert
Mainz. Die Fachschule für Sozialwesen Elisabeth von Thüringen in Mainz hat ihr 50-jähriges Jubiläum mit einem Festakt am Samstag, 25. Juni, gefeiert. Die Schule bildet gemeinsam mit der Wilhelm Emanuel von Ketteler-Schule die Katholische Berufsbildende Schule (KBS) Mainz. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf beglückwünschte die Schulgemeinschaft: „Gut ausgebildete Fachkräfte tragen die Arbeit in zahlreichen sozialpädagogischen Einrichtungen und sorgen dafür, dass Menschen die Förderung, Unterstützung und Hilfe finden, die sie benötigen. Die Fachschule für Sozialwesen hat sich in den Jahren ihres Bestehens einen ausgezeichneten Ruf erarbeitet und viele junge Menschen bestens auf anspruchsvolle Berufe vorbereitet“, sagte der Bischof in einem Grußwort.Kohlgraf wies darauf hin, dass eine katholische Schule wie jede andere „fachlich auf der Höhe“ sein müsse. Kohlgraf wörtlich: „Ihr besonderes Profil erhält sie aber durch ihre christliche Grundausrichtung und die Vermittlung christlicher Werthaltungen. Elisabeth von Thüringen und Wilhelm Emmanuel von Ketteler, mit deren Namen die Fachschule Sozialwesen verbunden ist, verkörpern jeweils die unbedingte Orientierung an der christlichen Nächstenliebe. Auch wenn sechs Jahrhunderte die thüringische Landgräfin und den Mainzer Sozialbischof trennen: Sie beide haben Jesus Christus ins Zentrum ihres Lebens gestellt, sie haben sich von den notleidenden Menschen in ihrer Zeit ansprechen lassen und sich aus ihrem Glauben heraus für sie eingesetzt. Darin können sie Vorbilder auch für heute sein.“
Ordinariatsdirektor Gereon Geißler, der Dezernent des Dezernates Bildung im Bistum Mainz, weist in seinem Grußwort besonders auf die Veränderungen hin, welche die Elisabeth von Thüringen-Schule in den letzten Jahren durchlaufen habe: „Die vordergründige und offensichtlichste Veränderung ist wohl das neue gemeinsame Dach der Katholischen Berufsbildenden Schule, vereint mit dem Standort Ketteler. Eine Fusion, die gut gestaltet wurde und über die Jahre Früchte trägt.“ Vor allem die Ausbildung habe sich stark verändert, aufgrund des Wandels im Anspruch, etwa durch Betreuungsangebote für Unter-Dreijährige. Ein wichtiges Fundament sei, „dass die Sorge um unseren Mitmenschen in der Tradition Elisabeths oberste Priorität hat“, sagte Geißler.
„Bei allem was sich in diesen 50 Jahren politisch, organisatorisch, rechtlich und pädagogisch verändert haben mag, bleibt die Erkenntnis: Auf die Menschen kommt es an. Im Zentrum aller unserer Bemühungen steht die Arbeit und Begegnung mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen“, schreibt Schulleiter Jürgen Weiler in der Festschrift. Und betont: „Das klingt so lapidar, aber manchmal muss man es noch einmal sagen und als kirchliche Schule hinzufügen: als Kinder Gottes.“
Bei dem Festakt hielt Dr. Anke König, Professorin für Allgemeine Pädagogik mit Schwerpunkt Frühpädagogik an der Universität Vechta, einen Vortrag mit dem Titel „Erzieher*innenausbildung im Höhenflug – Ein Blick zurück und nach vorn“. Sie skizzierte die gesellschaftliche Entwicklung des Berufsbildes Erzieherinnen und Erzieher, die wachsenden Anforderungen und den stärker werdenden Mangel an Fachkräften. Sie wies darauf hin, dass die Zukunftsfähigkeit des Berufes davon abhängen wird, „ob es gelingt, den als ‚Frauenberuf‘ stigmatisierten Beruf der Erzieherinnen und Erzieher aus seinen historisch und gesellschaftspolitisch bedingten, geschlechtlich konnotierten Zuschreibungen zu befreien und noch mehr zu einem attraktiven, sozialen Dienstleistungsberuf zu entwickeln.“
Stichwort: Elisabeth von Thüringen-Schule
Die Elisabeth von Thüringen-Schule wurde im Jahr 2016 nach über 40 Jahren erfolgreicher Selbstständigkeit mit der 1890 gegründeten Wilhelm Emmanuel von Ketteler-Schule zur Katholischen Berufsbildenden Schule Mainz verbunden. Die Elisabeth von Thüringen-Schule bietet als berufsbildende Schule in der Trägerschaft des Bistums Mainz die Ausbildung zur Erzieherin bzw. Erzieher in zwei Formen an: als Vollzeitausbildung mit zwei Jahren Schule und einem sich anschließenden Anerkennungsjahr in der Praxis, sowie in der Form als berufsbegleitende Ausbildung mit zwei Tagen Schule und drei Tagen praktischer Arbeit in Einrichtungen. Beide Formen führen nach drei Jahren zu einer staatlichen Anerkennung als Erzieherin oder Erzieher. Zurzeit besuchen 270 Schülerinnen und Schüler die Einrichtung.
Hinweis: kbs-mainz.de
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Nachricht voraus am 28.6.22 hoff (MBN)
Jahrzehntelang war er auch als Seelsorger in Gemeinden des Bistums Mainz tätig
Mainz. Einer der besten Kenner der Geschichte von Reformation und katholischer Reform beging am Mittwoch, 22. Juni, seinen 80. Geburtstag: Professor Rolf Decot, der fast drei Jahrzehnte am Institut für Europäische Geschichte in Mainz tätig war. Neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit war Decot jahrzehntelang als Seelsorger im Bistum Mainz tätig, zuletzt in der Pfarrei St. Hildegard (Lörzweiler, Gau-Bischofsheim, Harxheim und Mommenheim), die zum Pastoralraum Bodenheim gehört.
Rolf Decot wurde 1942 in Essen geboren. Nach dem Abitur am Bonner Collegium Josephinum trat er der Ordensgemeinschaft der Redemptoristen bei, studierte Katholische Theologie in Trier und Hennef und wurde 1970 zum Priester geweiht. Ein weiteres Studium der Geschichte und der Pädagogik führte ihn nach Mainz, wo er bei Anton Philipp Brück an der Katholisch-Theologischen Fakultät mit einer Arbeit über den „Mainzer Kurfürst und Erzbischof Sebastian von Heusenstamm 1545-1555“ promoviert wurde. Für seine Forschungsleistung erhielt er den Preis der Johannes Gutenberg-Universität. Im Anschluss habilitierte er sich im Fach Mittlere und Neuere Kirchengeschichte mit Studien über „Reform und Reichspolitik“ ebenfalls in Mainz.
Für fast dreißig Jahre, von 1980 bis 2007, war Decot am Institut für Europäische Geschichte in Mainz als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig, wo er zur Religions- und Reformationsgeschichte, zur Mainzer Diözesangeschichte und zur Ordensgeschichte in der Frühen Neuzeit und in der Zeit der Säkularisation forschte. Decot organisierte zu diesen Themenbereichen ein gutes Dutzend internationaler Forschungssymposien, deren Ergebnisse er in entsprechenden Sammelbänden vorlegte. Zugleich betreute er mehr als 250 Stipendiaten des Instituts (Doktoranden und Habilitanden) aus über 50 Nationen.
Decot war daneben stets auch in der akademischen Lehre tätig, zunächst von 1984 bis 1996 als Professor für Kirchengeschichte an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Hennef, im Anschluss an der Philosophisch-Theologischen Fakultät St. Augustin und zudem als außerplanmäßiger Professor an der Universität Mainz. Darüber hinaus ist Decot Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Vereinigungen und sitzt im wissenschaftlichen Beirat der an der Universität Er-furt herausgegebenen Zeitschrift „Theologie der Gegenwart“.
Zu Decots zentralen Veröffentlichungen zählen unter anderem die 1980 gedruckte Dissertation (Religionsfrieden und Kirchenreform. Der Mainzer Kurfürst Sebastian von Heusenstamm 1545-1555“, die „Kleine Geschichte der Reformation in Deutschland“ von 2005 sowie die erweiterte „Geschichte der Reformation in Deutschland“ von 2015. Zu seinem 65. Geburtstag im Jahr 2007 erschien der von Hans Josef Schmitz herausgegebene Sammelband mit Aufsätzen Decots unter dem Titel „Luthers Reformation zwischen Theologie und Reichspolitik“.
PM (MBN)
Predigt von Bischof Peter Kohlgraf am Hochfest Pfingsten im Mainzer Dom
Mainz. Am Hochfest Pfingsten, Sonntag, 5. Juni, hat der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf beim Pontifikalamt um 10.00 Uhr im Mainzer Dom die Predigt gehalten. Im Folgenden dokumentieren wir den Wortlaut der Predigt:
Jedes Jahr freue ich mich auf das Pfingstfest. Es ist ein Fest des Aufbruchs, ein Fest der Hoffnung, ein Fest der Gemeinschaft und des Lebens. Vor einigen Tagen fand in Stuttgart der Katholikentag statt. Diejenigen, die dort waren, haben Gemeinschaft erlebt, wenn auch bei kleineren Teilnehmerzahlen als in früheren Jahren. Wie steht es denn aber mit Hoffnung, mit Aufbruch, mit neuem Leben? Es gab solche Erfahrungen. Viele Menschen in der Kirche haben die Hoffnung auf die Kraft des Geistes nicht aufgegeben. Andere jedoch streichen die Segel, weil sie keine Erneuerung mehr erwarten. Ob sie sie woanders finden, wage ich allerdings zu fragen.
Eine Bewertung des Katholikentags in einer Zeitung (Annette Zoch in der Süddeutschen Zeitung vom 28.05.2022) hat mich beschäftigt. Dort wird resümiert: Die Kirche hat ihren Markenkern verloren, nämlich ihre Glaubwürdigkeit. Ja, es stimmt. Viele Menschen glauben der Verkündigung nicht mehr wegen so mancher, auf dem Tisch liegenden Erfahrungen, nicht zuletzt der Missbrauchsverbrechen, aber auch der Erfahrung eines mangelnden Willens zu erkennbaren Reformen. Und es gibt weitere individuelle Gründe.
Auch mir als Bischof helfen oberflächliche Durchhalteparolen nicht. Das Pfingstfest führt mich an die Quellen und Ursprünge der Kirche zurück. Was ist denn der Markenkern der Kirche? Es ist wohl nicht der Heldenmut und die Fehlerlosigkeit der damaligen und heutigen Zeuginnen und Zeugen. Petrus, der die große Pfingstpredigt hält, hat Jesus verleugnet. Er steht moralisch ziemlich nackt dar. Und dennoch kann er von der großen Heilsgeschichte Gottes reden. Und die Menschen verstehen ihn und lassen sich begeistern. Es ist nicht kleinzureden. Diejenigen, die in der Kirche Verantwortung tragen, sind in der Verantwortung, persönlich glaubwürdig zu leben und zu reden. Glaubwürdigkeit ist aber nicht nur den Verantwortungsträgern aufgegeben.
Aber ist das der Markenkern kirchlichen Lebens? Das Pfingstfest gibt eine andere Antwort. Der Markenkern ist die Kraft des Geistes, der der Kirche zu allen Zeiten geschenkt wird. Wir können den Geist auslöschen, durch fehlende Bereitschaft zur Veränderung, durch Mutlosigkeit, durch Selbstverherrlichung und andere Grundhaltungen, die dem Wirken des Geistes Gottes keine Chance geben. Daher ist unser aller Verhalten, sind unsere Haltungen nicht unbedeutend. Den Geist löschen auch Haltungen aus, die schon immer wissen, was sein Wille ist. Diese geisttötenden Haltungen und Einstellungen gibt es in allen kirchlichen Richtungen. Nicht nur die „konservativen“ Glaubensgeschwister, sondern auch die selbstbewussten Reformerinnen und Reformer sind in Gefahr zu meinen, den Geist für sich gepachtet zu haben.
Als Bischof suche ich mit ihnen allen Wege, die Kirche zu erneuern, ohne den Markenkern, die Kraft des Geistes auszulöschen. Ich gebe zu: Mein Misstrauen gegenüber zu einfachen Antworten auf komplexe Fragen nach den richtigen Wegen hat sich verstärkt. Austreten oder drinbleiben? – so fragen manche derzeit in persönlicher Betroffenheit. Ich erlebe beide Seiten. Menschen halten die Zerrissenheit zwischen ihren Glaubenssehnsüchten und der kirchlichen Realität nicht mehr aus, andere setzen den Schlusspunkt nach einer langen Entfremdungsgeschichte. Ich feiere heute am Pfingstfest: Glauben ohne Gemeinschaft hat keine Zukunft. Davon bin ich tatsächlich fest überzeugt. Auch wenn ich nicht Bischof wäre, würde ich in der Kirche bleiben. Denn sie ist die Gemeinschaft derer, die nach dem Willen des Geistes suchen, um ihn ringen, und aushalten müssen, dass sie auf andere Glaubende mit anderen Positionen treffen. In der Kirche begegne ich Christus in den Sakramenten, seinem Wort und den vielen glaubenden Menschen.
Liebe Schwestern und Brüder, vielleicht spüren Sie: Ich habe mehr Fragen als Lösungen. Diese Fragen gehe ich aber in großer Hoffnung an, weil uns der Geist zugesagt und geschenkt ist. Er ist der Markenkern der Kirche. Für mich ist die Kirche als Glaubensgemeinschaft nicht aus meinem Leben wegzudenken. Ich erlebe täglich die Schwächen dieser Gemeinschaft und trage sicher auf meine Weise auch zu ihnen bei. Dennoch erlebe ich täglich ebenso die vielen Menschen, die wahrnehmbar oder auch verborgen ihren Glauben leben, die für mich auf diese Art Zeuginnen und Zeugen des Heiligen Geistes sind. Es gibt auf den verschiedenen Seiten der kirchlichen Positionen die erklärte Sehnsucht nach einer perfekten Kirche. Die einen fordern eine Kirche derer, die klar in den Glaubenspositionen und der moralischen Lehre stehen. Für sie sind die Bischöfe zu lasch und zeitgeistig nichtssagend. Allerdings läuft eine in dieser Richtung konsequente Kirche immer Gefahr, Menschen zu verletzen und auszugrenzen, die dem Ideal nicht entsprechen. Es gibt schlimme Beispiele in der Geschichte, die zeigen: Diese Haltung ist nicht harmlos. Für die anderen sind die Bischöfe die Bremser jeden Fortschritts, dessen Schritte sie selbst definieren. Auch diese Gläubigen machen mir Sorgen, weil es am Ende möglicherweise kein Gespräch mehr geben wird. Ich fürchte, wir werden wie die frühe christliche Gemeinde derartige Spannungen weiterhin aushalten müssen.
Niemand hat den Heiligen Geist für sich gepachtet, und dennoch braucht es konkrete Schritte der Erneuerung und der Umkehr. Als das Zweite Vatikanum von der Kirche als einer immer zu erneuernden Gemeinschaft sprach, hatte es jedoch nicht nur die Bischöfe im Blick. Jeder und jede ist zur immer neuen Hinwendung zu Gott, zur Umkehr und Erneuerung im Glauben gerufen. Zu oft zeigen wir auf die anderen. Bischöfe fordern von anderen, die anderen fordern von den Bischöfen. Der Markenkern der Kirche ist der Geist Gottes. Und damit gehört zum Markenkern, das „Wir“ starkzumachen gegenüber einer Haltung, die nur von anderen fordert. Das heißt nicht, sich die Kritik gegebenenfalls zu ersparen oder Fragen stellen zu müssen. Aber ich erlebe als Bischof durchaus immer wieder: Ich bin derjenige, der mit allen Problemen der Kirche identifiziert wird. Ich entziehe mich nicht meiner Verantwortung, aber für die Glaubwürdigkeit der Kirche und des Evangeliums stehen wir im Letzten alle ein. Den Geist Gottes kann man nicht durch Druck fordern, sondern ihn nur erbitten und dann mit ihm zusammen an die Arbeit gehen.
Auch im Zusammenhang des Katholikentags war von neuem Druck auf die Bischöfe die Rede. Es ist keine Ausrede, wenn ich darauf hinweise: Manche Forderungen, die ich durchaus aufgreifen will, gehören nicht zur Entscheidungsebene eines Bischofs in Deutschland. Wer Druck ausübt, muss darauf achten, sich nicht im Besitz der sicheren Wahrheit zu wissen und den anderen als denjenigen zu betrachten, der auszuführen hat. Ich gebe zu: Dies entsprich nicht meinem Kirchenbild. Zu Recht stellen Menschen in der Kirche die Deutungshoheit der Amtsträger über ihr Leben infrage. Auch die Lehre der Kirche übte Druck aus, teils mit verheerenden Folgen für die betreffenden Menschen. Als Bischof sehe ich darin keinen gangbaren Weg. Wir werden weiter gemeinsam nach guten, geistvollen und durchaus visionären Wegen suchen müssen. Wer Druck ausübt, hat den Prozess der Suche nach der Unterscheidung der Geister für sich für beendet erklärt. Wenn der Papst zu einem synodalen Weg aufruft, und wir einen solchen in Deutschland gehen, dann dürfen wir uns diesen mühsamen Prozess des Ringens und der Unterscheidung nicht ersparen. Das gilt für Bischöfe, das gilt für Konservative und Reformer und auch für die Vielen, die vielleicht sogar eine Veränderung jeglicher Art befürchten, weil ihre scheinbar bequeme Glaubens- und Kirchenwelt infrage gestellt wird. Und eine Gruppe wird gerne vergessen: diejenigen in der Kirche, die von den dauerhaft geführten innerkirchlichen Diskussionen nichts halten, weil sie dies als eine unangemessene dauerhafte Selbstbespiegelung ansehen, die an den eigentlichen Themen dieser Welt vorbeigetn. Mit diesen verschiedenen Gruppen haben wir es in der Kirche zu tun. Wir werden einander aushalten müssen. Selbstredend darf dies kein Vorwand sein, sich vor Entscheidungen dauerhaft zu drücken. Aber niemand hat per se die volle Erkenntnis, diese finden wir nur gemeinsam im Hören auf das Wort Gottes und die Stimmen der anderen.
Kirche ist von Anfang an Vielfalt, die Pfingstgeschichte nennt die vielen Völker und Nationen, die Sprachen und Kulturen. Die Weltkirche in ihrer Vielfalt der Kulturen und Glaubenszugänge sieht die Apostelgeschichte als Reichtum, nicht als Bremse der Verkündigung. Viele Stimmen benennen eine andere Erfahrung. Ich will an diesem Tag die Weltkirche auch mit dem Papst als Symbol der Einheit als Schatz in Erinnerung rufen. Wieviel Reichtum bringen Priester und andere Gläubige der Weltkirche auch in unser Bistum ein. Aufgrund ihrer Erfahrung sehen sie vielleicht manche unserer Themen und Antworten kritisch, oder sie wären in manchen Fragen vielleicht erheblich radikaler als unsere oft gutbürgerlichen Gemeinden. Papst Franziskus hat immer wieder davon gesprochen, dass es kulturelle und religiöse Vielfalt als Ausdruck des Katholischen geben müsse, ohne dass die Einheit in Gefahr wäre. Mir scheint dies eine Frage zu sein, auf die auch der Papst noch konkrete Antworten schuldig bleibt. Dennoch bin ich für seine wichtigen Signale in diese Richtung dankbar.
Die Kirche hat den Markenkern verloren? Ja, wir müssen uns um Glaubwürdigkeit bemühen. Aber der Markenkern ist der Geist Gottes, ist die Gegenwart des Auferstandenen in unserer Mitte. Daher habe ich Hoffnung, Visionen, ich spüre Leben und Aufbrüche. Daher feiere ich gerade in diesen Zeiten gerne Pfingsten und bete: Sende aus deinen Geist, und das Angesicht der Erde und der Kirche wird neu.
(MBN)