Mainz. Erstmals nach der Corona-Pandemie konnte der traditionelle „Tag des geweihten Lebens“ am Donnerstag, 2. Februar, wieder als zentrale Veranstaltung im Bistum stattfinden. Rund 100 Ordensleute, Mitglieder aus Säkular-Instituten und geweihte Jungfrauen waren zu dem Treffen ins Mainzer Priesterseminar gekommen, zu dem der Ordensrat des Bistums Mainz eingeladen hatte.
Den Vortrag hielt Pater Dr. Michael Plattig O.Carm zum Thema „Was willst du hier Elija (1 Kön 19,14). Was wollen wir Ordensleute (noch) hier? Der Prophet Elija und das Ordensleben heute - Gedanken“. Plattig sprach sich gegen eine Verzweckung von Religion aus. „In der Kirche sind wir in der Gefahr, den funktionalen Religionsbegriff der Soziologie zu übernehmen.“ Dann werde Religion zu einem Unternehmen auf dem Markt der Sinnstiftung. Die persönliche Beziehung zu Gott werde nicht mehr so wichtig genommen, sagte Plattig.
Und weiter „Als Ordensleute könnten wir deutlicher demonstrieren, dass eine Leistungsbeziehung grundsätzlich zu hinterfragen ist. Der Mensch verdankt seine Würde nicht seiner Nützlichkeit.“ Weiter sagte er: „Es gibt keinen Zweck des Ordenslebens, aber es gibt Früchte des Ordenslebens in der Beziehung zu Gott. Ziel ist das Leben in Beziehung zu Gott.“
Plattig warb für eine Klagekultur in der Kirche, gerade auch mit Blick auf die Zukunft der Orden. „Die Klage führt in den Dialog mit Gott. In der Diskussion um die Orden kommt mir dieser Aspekt zu kurz. Das Gebet um Nachwuchs bräuchte zuerst die Klage über das Ausbleiben des Nachwuchses.“ Weiter sagte er: „Tut eure Arbeit, haltet Ausschau nach Nachfolgern, nicht unbedingt nach Nachwuchs. Es steht nicht geschrieben, dass das Novizen sein müssen. Es können auch Menschen guten Willens sein.“
Wichtig für die Orden sei eine Wertschätzung des Alltages. Plattig: „Heute wird der Alltag eher abgewertet, gegenüber dem Festtag oder Event. Dabei ist die meiste Zeit Alltag. Beides muss aufeinander bezogen bleiben.“
Krisen seien „keine Betriebsunfälle des geistlichen Lebens“, betonte Plattig. „Ohne Krise keine Veränderung. Ich glaube allerdings, dass wir uns noch gar nicht auf die Krise eingelassen haben.“ Notwendig sei eine Überwindung des Klerikalismus in der Kirche, wenn also kirchliche Autoritäten ihre Macht missbrauchten. „Ich bin davon überzeugt, dass es eine Rückbesinnung auf das braucht, was Kirche ausmacht: Die Gemeinschaft der Getauften, deren Ziel das Leben in der Nachfolge zum Heil der Menschen ist.“
Moderiert wurde die Veranstaltung, an der auch Domkapitular Hans-Jürgen Eberhardt, Personaldezernent des Bistums Mainz, teilnahm, von den beiden Vorsitzenden des Ordensrates Schwester Mary Helena Hop RSM und Pater Frano Prcela OP. Zum Abschluss des Tages fand nach der Kerzenweihe mit Prozession sowie eine Eucharistiefeier mit abschließendem Blasius-Segen statt.