Der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, hatte bei einem Vortrag im Jahr 2006 Stohr vor allem mit Blick auf seine Haltung in der Zeit des Nationalsozialismus gewürdigt. Unter der Überschrift „Bischof Albert Stohr - Hirte in schwieriger Zeit" sagte er, dass Stohr damals „zu den mutigeren und sehr entschiedenen Bischöfen" gezählt habe. Und weiter: „Es gibt jedenfalls bei Bischof Stohr ein klares Profil in der Abgrenzung gegenüber Staat und Partei und für den Versuch, die Deutsche Bischofskonferenz in Richtung einer besser abgestimmten, offensiveren und besser kommunizierten Haltung fort zu entwickeln."
Darüber hinaus habe Stohr nach dem Zweiten Weltkrieg „eine außerordentliche Aktivität beim Wiederaufbau der Kirche und auch des Landes an den Tag gelegt". Vor allem durch die Flüchtlingsströme sei die Katholikenzahl im Bistum Mainz stark angewachsen. Dadurch habe die Zahl der Seelsorgebezirke um 100 zugenommen und es seien während seiner Amtszeit rund 100 Kirchen und Kapellen gebaut und eingeweiht worden. Wörtlich sagte der Kardinal: „So hat Bischof Stohr auch ein großes Verdienst bei der Integration der Heimatvertriebenen, eine historische Leistung von außerordentlichem Ausmaß, die noch längst nicht genügend gewürdigt worden ist."
Im Jahr 2012 ist das umfangreiche „Neue Jahrbuch für das Bistum Mainz" über Bischof Stohr erschienen. Anlass war eine Tagung der Bistumsakademie Erbacher Hof anlässlich des 50. Todestages von Stohr im Jahr 2011. Das 472-seitige Buch, das mit zahlreichen Abbildungen versehen ist, hat das bischöfliche Leitwort Stohrs als Titel: Dominus Fortitudo - Der Herr ist meine Stärke. Es ist die bisher intensivste Darstellung von Bischof Albert Stohr und seiner Zeit. Erschienen ist der Band bei der Abteilung Publikationen des Bistums Mainz (Leitung: Dr. Barbara Nichtweiß) in Kooperation mit dem Echter Verlag, Würzburg.
Albert Stohr wurde am 13. November 1890 in Friedberg geboren. Nach seinem Theologiestudium wurde er am 19. Oktober 1913 von Bischof Georg Heinrich Kirstein in Mainz zum Priester geweiht. Nach verschiedenen Stationen in der Seelsorge habilitierte er sich 1924 in Freiburg bei Martin Grabmann im Fach Dogmatik mit einer Arbeit über die Trinitätslehre Ulrichs von Straßburg. Im gleichen Jahr nahm er seine Lehrtätigkeit am Mainzer Priesterseminar auf, zunächst als Dozent für Kirchengeschichte und Homiletik. 1926 wurde er Professor für Dogmatik am Mainzer Priesterseminar. Seit 1925 hatte er auch einen Lehrauftrag am Pädagogischen Institut in Mainz. Von 1931 bis 1933 war Stohr Zentrumsabgeordneter im Hessischen Landtag. Nach dem Tod von Bischof Ludwig Maria Hugo wurde Stohr am 10. Juni 1935 vom Domkapitel zu dessen Nachfolger gewählt. Am 24. August 1935 wurde er im Mainzer Dom zum Bischof geweiht. Stohr starb am 3. Juni 1961 während einer Firmreise in Seligenstadt.
Hinweis: Karl Kardinal Lehmann (Hrsg.): Dominus Fortitudo. Bischof Albert Stohr (1890-1961). Erschienen in der Reihe: Neues Jahrbuch für das Bistum Mainz. Beiträge zur Zeit- und Kulturgeschichte der Diözese. Band 2011 (herausgegeben von Barbara Nichtweiß). 472 Seiten mit zahlreichen Abbildungen. Abteilung Publikationen im Bistum Mainz in Kooperation mit dem Echter Verlag. 19,80 Euro. ISBN 978-3-934450-55-4 (Bistum Mainz), ISBN 978-3-429-03555-6 (Echter Verlag). Der Band ist auch als e-book erhältlich: ISBN 978-3-429-04672-9.