700 Jahre Kartäuserkloster Mainz

Dr. Gerhard Kölsch, Kurator der Ausstellung (links), und Dr. Winfried Wilhelmy, Direktor des Dom- und Diözesanmuseums (c) Bistum Mainz/Hoffmann
Datum:
Di. 5. Sept. 2023
Von:
hoff (MBN)

In einer Sonderausstellung präsentiert das Bischöfliche Dom- und Diözesanmuseum Mainz zum ersten Mal Bedeutung und Pracht der ältesten deutschen Kartause. „Die unvergleichliche kostbare Carthaus - Die älteste deutsche Kartause: 700 Jahre Kartäuserkloster Mainz“ heißt die Ausstellung. Am Beispiel ausgewählter kunst- und kulturhistorischer Objekte, die teilweise noch nie in der Öffentlichkeit zu sehen waren, gibt die Ausstellung Einblicke in Kunst und Geschichte eines der bedeutendsten Klöster der „schweigenden Mönche“. Die Ausstellung wird am Freitag, 8. September, um 10.30 Uhr von Weihbischof und Generalvikar, Dr. Udo Markus Bentz, eröffnet. Sie wird bis zum 10. März 2024 zu sehen sein.

Teil des Chorgestühls aus der Mainzer Kartause (c) Bistum Mainz/Hoffmann

Als „unvergleichliche kostbare Carthaus“ priesen Reiseberichte aus dem 18. Jahrhundert das Mainzer Kartäuserkloster, dessen Besichtigung damals zu den Höhepunkten einer jeden Rheinreise gehörte. Doch 1781 wurde die seit 1323 vor den Toren von Mainz beheimatete Kartause säkularisiert und damit dem Abriss preisgegeben. In der Sonderausstellung lebt der einstige Glanz dieses untergegangenen Klosters wieder auf. Bei einer Journalistenführung am Dienstag, 5. September, wies der Direktor des Dom- und Diözesanmuseums, Dr. Winfried Wilhelmy, darauf hin, dass die Ausstellung eigentlich bereits für das Jahr 2020 geplant war, aufgrund der Corona-Pandemie allerdings auf das Jahr 2023 verschoben werden musste. Wilhelmy führte die Journalisten gemeinsam mit dem Kurator der Ausstellung, Dr. Gerhard Kölsch, durch die Museumsräume.

Bereits 1320 wird erstmals ein Kartäuserkloster erwähnt. Der Mainzer Erzbischof Peter von Aspelt stiftete damals ein Stück Land auf der rechtsrheinischen Seite, in der Nähe von Eltville. Das Kloster finanzierte sich über Stifter, für deren Seelenheil die Mönche beteten. Die „Nachbarn“ des Klosters waren den neuen Siedlern nicht freundlich gesonnen, Konkurrenz könnte eine Rolle gespielt haben. Daher siedelten die Mönche bereits drei Jahre später auf die Mainzer Rheinseite über und bauten ein Kloster etwas südlich von Mainz. Dort, wo sich heute das Favorite Parkhotel befindet, wurde damals das Kloster für insgesamt 24 Mönche errichtet, in Nachbarschaft zum damaligen kurfürstlichen Lustschloss. Die „Gemeinschaft von Einsiedlern“ lebte nach strengen Ordensregeln: „Sie galten als strengster Orden überhaupt“, erklärte Kölsch. „Demut, Armut und Schweigen waren ihre Grundsätze. Das Schweigen war religiös motiviert, denn wer schweigt, kann Gott besser hören“, erläuterte er die Denkweise der Mönche. Jeder Mönch lebte einzeln in seiner Klosterzelle, zwei Mal am Tag bekamen sie etwas zu Essen gereicht, und drei Mal am Tag verließen sie ihre Zelle, um in der Klosterkirche und im Kreuzgang gemeinsam zu beten und Gottesdienst zu feiern.

Die barocke Klosterkirche bildete einen starken Kontrast zu den einfach eingerichteten Klosterzellen. Von dieser Pracht sind in der Ausstellung einige Beispiele zu sehen. So etwa ein Teil des 1723/26 entstandenen Chorgestühls, das aufgrund seiner Einlegearbeiten als „Wunderwerk der Schreinerkunst“ gilt und im Ganzen im Dom zu Trier verortet ist. Hochaltäre aus Marmor und Holz sind als visuelle Abbildungen in der Ausstellung zu sehen, ebenso ein im Original erhaltener Schrank aus dem Chorgestühl, sowie eine Monstranz und weitere Kirchenschätze. Zudem werden in der Ausstellung Handschriften der Mönche gezeigt, die einen großen Teil ihrer Arbeitszeit damit verbrachten, Schriften zu kopieren.

Nicht nur die Kirche beherbergte zahlreiche barocke Kunstschätze, auch im Kreuzgang der Mönche waren Kunstwerke zu sehen. Dort hingen insgesamt 80 großformatige Gemälde des Mainzer Malers Georg Joseph Melbert, von denen 21 Bilder bis heute erhalten sind. Drei der Gemälde wurden von Sr. Johanna Stüer im Kloster Engelthal restauriert und sind in der Ausstellung zu sehen. Das Werk gilt als größter Mainzer Barockzyklus, in der Ausstellung werden Spenden gesammelt für die Restaurierung weiterer Bilder.

Sein Reichtum wurde dem Kloster schließlich zum Verhängnis: 1781 ließ Erzbischof Friedrich Karl von Erthal das Kloster mit päpstlicher Erlaubnis auflösen, weil er Geld für die Mainzer Universität brauchte. Das Kloster wurde aufgelöst und sämtliche Kunstschätze verkauft. Die erhaltenen Kunstwerke sind heute an ganz unterschiedlichen Orten wie Eichsfeld oder Trier zu finden. Weil die Buchbestände der Mainzer Universität übereignet wurden, sind in der Mainzer Stadtbibliothek bis heute noch 624 Handschriften der Kartause erhalten.   

Hinweise:

  • Begleitpublikation: Gerhard Kölsch / Christoph Winterer (Hg.): Die Kartause von Mainz. Kunst und Geschichte des ältesten Kartäuserklosters in Deutschland, Oppenheim: Nünnerich-Asmus Verlag & Media GmbH, ISBN 978-3-96176-160-9, Preis: 20 Euro
  • Führungen und Anmeldungen unter info@dommuseum-mainz.de oder unter Telefon 06131-253 344.
  • Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag von 10–17 Uhr, Samstag und Sonntag von 11–18 Uhr, montags und vom 24.12.2023 bis 8.1.2024 sowie vom 10.2. bis 13.2.2024 (Fastnacht) geschlossen.
  • Eintrittspreise (inkl. Dauerausstellung): Regulär: 5 Euro, Ermäßigt: 3 Euro, Familienkarten erhältlich, freier Eintritt am Namenstag.
  • Weitere Informationen finden Sie auf der Homepage www.dommuseum-mainz.de