Abschluss der Caritas-Aktion „Eine Million Sterne“ in Mainz

Kardinal Lehmann: Beim Domjubiläum darf die Hilfe für arme Kinder nicht fehlen

DOM--MAINZ (c) Bistum Mainz / Blum (Ersteller: Bistum Mainz / Blum)
Datum:
So. 15. Nov. 2009
Von:
tob (MBN)
Mainz. Mit einer Lichteraktion vor dem Mainzer Dom als Zeichen für solidarisches Handeln mit armen Kindern und ihren Familien ist am Samstagabend, 14. November, die Caritas-Aktion „Eine Million Sterne – damit Kinder leben“ zu Ende gegangen. Um die Heunensäule auf dem Marktplatz waren rund 4.500 Kerzen aufgestellt worden, als Zeichen dafür, dass in Mainz etwa 4.500 Kinder und ihre Familien von Hartz IV leben.
DREYER--LEHMANN--MÜLLER (c) Bistum Mainz / Blum (Ersteller: Bistum Mainz / Blum)

Die Kerzen waren in der Form des Flammenkreuzes der Caritas aufgestellt. Die Aktion „Eine Million Sterne", die am 2. Juni dieses Jahres begann, ist eine Solidaritätsaktion der Caritasverbände im Bistum Mainz unter der Schirmherrschaft des Mainzer Bischofs, Kardinal Karl Lehmann. Die Aktion im Rahmen des diesjährigen Jubiläums „1.000 Jahre Mainzer Willigis-Dom" will auf Kinderarmut in Deutschland und Brasilien aufmerksam machen.

25.000 Streichholzbriefe verteilt

Für die Aktion wurden seit Juni rund 25.000 Streichholzbriefe in Postkartengröße für eine Spende von drei Euro ausgegeben. Mit der Spende wurden zum einen Lichteraktionen, die vom 12. bis 14. November in der Diözese und in der Stadt Mainz stattfanden, unterstützt. Zum anderen fließt je ein Euro in diözesane Projekte zur Armutsbekämpfung sowie in ein Projekt für brasilianische Straßenkinder von Caritas International. Bei den  dezentralen Lichteraktionen, die an den zwei Tagen zuvor in Bad Nauheim, Bensheim, Bingen, Gernsheim, Gießen, Offenbach und Worms stattfanden, wurde insgesamt rund 15.000 Kerzen aufgestellt.

Gesprächsrunde mit Kardinal Lehmann und Malu Dreyer

„Wenn wir Domjubiläum feiern, darf die Hilfe für arme Kinder und Jugendliche nicht fehlen", sagte Kardinal Lehmann bei einer Gesprächsrunde auf der Bühne vor dem Mainzer Dom. Armut bedeute mehr als nur materielle Not. Den Kindern fehle oft die Teilhabe an vielen Gütern wie etwa Sportaktivitäten, Musikunterricht oder Ausflüge mit den Mitschülern. „Die Armut, durch die Kinder ausgegrenzt werden, ist oft verborgen", sagte Lehmann. Der Kardinal rief dazu auf, im eigenen Umfeld auf Anzeichen von Not zu achten. „Es sind viele kleine Dinge, mit denen wir die Atmosphäre verbessern können", sagte er. „Die Kirche ist dazu da, uns allen die Augen zu öffnen, damit wir fremdes Leid, das eigentlich gar nicht fremd ist, auch erkennen."

Armut bei Kindern und Jugendlichen sei oft bei Alleinerziehenden oder Familien mit Migrationshintergrund festzustellen sagte Malu Dreyer, Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Familie und Frauen in Rheinland-Pfalz. Es sei wichtig, Strukturen zu schaffen, um die Ursachen von Armut zu beheben. Sie verwies darauf, dass Bildung in Rheinland-Pfalz als einzigem Bundesland „beitragsfrei ist, vom Kindergarten bis zur Universität". Nach Angaben von Dr. Oliver Müller von Caritas International in Freiburg findet die Caritas-Aktion „Eine Million Sterne" auch in anderen europäischen Ländern statt, „weil Solidarität keine Grenzen kennt". Er wies darauf hin, dass die Armutssituation in Brasilien „viel schwieriger" sei. Dort gehe es in der Caritasarbeit darum, „die individuelle Not zu lindern und strukturell etwas zu ändern". Caritas International ist weltweit in 160 Ländern vertreten.

In einer zweiten Gesprächsrunde betonte der Mainzer Dekan Markus Kölzer, dass die Armut von Kindern in der Stadt Mainz oft kaum sichtbar sei. Es gebe zahlreiche Konzepte in den Gemeinden wie etwa Brotkörbe oder Frühstücksangebote für Kinder und Jugendliche. Der Mainzer Caritasdirektor Wolfgang Schnörr forderte zur Armutsbekämpfung in der Stadt Mainz ein Gesamtkonzept. Familien, die Hilfe bräuchten, würden vor allem durch „Angebote vor Ort" erreicht, sagte Schnörr. Es sei besonders wichtig, darauf zu achten, dass sich Menschen in Not durch die Annahme von Hilfe nicht stigmatisiert fühlten, sagte die Bundestagsabgeordnete Ute Granold (CDU). Sie rief dazu auf, besonders in Kindergarten und Schule sensibel zu sein.

Der Mainzer Diözesancaritasdirektor Thomas Domnick hatte zu Beginn des Abends die Aktion vorgestellt und darauf hingewiesen, dass in Deutschland rund 1,74 Millionen Kinder und Jugendliche von Hartz IV leben. „Es kann nicht sein, dass wir in einem so hochindustrialisierten Land die Armutsquote von Kindern derart hoch ist", sagte Domnick. Moderiert wurde der Abend und die Gesprächsrunden von der ZDF-Journalistin Susanne Conrad. Für Unterhaltung sorgten der Kabarettist Tobias Mann, die Hechtsheimer Jugendband und der Rapper Aycan. Außerdem wurden Fotos der dezentralen Lichteraktionen im Bistum gezeigt. Kardinal Lehmann spendete am Abschluss der Veranstaltung seinen Segen.