Mainz. „Christen können einen Beitrag leisten gegen eine verbreitete Schwarzmalerei und Negativsicht auf die Dinge. Wer aus einer Grundhaltung der Hoffnung heraus lebt, dem fällt es insgesamt leichter, Freude am Leben zu finden und diese mit anderen zu teilen.“ Das sagte der Trierer Bischof Stephan Ackermann beim traditionellen St. Martinsempfang am Donnerstagabend, 21. November, im Erbacher Hof in Mainz.
Der Beitrag der Kirche als Gemeinschaft und Institution bestehe vor allem darin, „Hoffnungsorte in der Gesellschaft zu eröffnen und offenzuhalten“. Sein Vortrag stand unter der Überschrift „Was lässt uns hoffen? Überlegungen zu einer existenziellen Grundhaltung“.
„Wer ein grundsätzlich hoffnungsvoller Mensch ist, der kann nicht nur leichter Sachverhalte entdecken, die zuversichtlich stimmen, sondern ist selbst mehr in der Lage und bereit, Zeichen der Hoffnung im Miteinander zu setzen“, sagte Ackermann - etwa durch eine konkrete Hilfeleistung oder durch ehrenamtliches Engagement. Und weiter: „Christlicher Hoffnung entspringen Gelassenheit und Geduld, Eigenschaften, die heutzutage nicht besonders verbreitet sind, obwohl die komplexen Fragestellungen, mit denen wir Tag um Tag konfrontiert sind, eigentlich Schnellschüsse verbieten.“
Wörtlich sagte Bischof Ackermann: „Christliche Hoffnung verspricht nicht, dass alles, was Christinnen und Christen im Geiste des Evangeliums anpacken, gut ausgeht. Es ist nicht einmal versprochen, dass alle Bitten, die gläubige Menschen aussprechen, eins zu eins erhört werden. Was ihnen versprochen ist, das ist die Tatsache, dass ihr Leben, ja das Leben aller Menschen nicht mehr aus dem durch Jesus Christus eröffneten Sinnhorizont herausfallen können, biblisch gesprochen: aus ,Gottes Handʼ.“
Der rheinland-pfälzische Staatsminister Michael Ebling sprach in Vertretung von Ministerpräsident Alexander Schweitzer das Grußwort der Landesregierung. Er würdigte die Kirche „als verlässliche Partnerin bei der Bereitstellung gesellschaftlicher Strukturen“. Die Kirche fördere den Dialog in der Gesellschaft und schaffe die Möglichkeit, aktiv in der Gesellschaft zu handeln: „Das ist von unschätzbarem Wert“, sagte Ebling. In seinem Schlusswort dankte der Speyrer Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann allen Beteiligten für das Gelingen des Martinsempfangs.
Zu der traditionellen Begegnung hatte der Leiter des Katholischen Büros Mainz, Ordinariatsdirektor Dieter Skala, zahlreiche Gäste aus Politik, Kirche und Verwaltung im Ketteler-Saal des Erbacher Hofes begrüßt. Neben Staatsminister Ebling waren unter anderen die Staatssekretärinnen Bettina Brück und Nicole Steingaß sowie Staatssekretär Prof. Dr. Jürgen Hardeck und der Präsident des Verfassungsgerichtshofs, Dr. Lars Brocker, gekommen. Und aus dem Landtag: Landtagspräsident Hendrik Hering, die Fraktionsvorsitzende Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) sowie die kirchenpolitischen Sprecher Johannes Zehfuß (CDU) und Josef Winkler (Bündnis 90/Die Grünen) sowie für die Landtagsgruppe der Freien Wähler deren Vorsitzender Helge Schwab.
Aus den rheinland-pfälzischen Bistümern waren neben Bischof Ackermann und Bischof Wiesemann unter anderen der Bischof von Limburg, Georg Bätzing, und der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf sowie die Weihbischöfe Robert Brahm und Jörg Peters aus Trier und Otto Georgens aus Speyer gekommen; außerdem die Generalvikare Domkapitular Dr. Ulrich Graf von Plettenberg aus Trier, Domdekan Dr. Wolfgang Pax aus Limburg sowie Domkapitular Dr. Sebastian Lang gemeinsam mit der Bevollmächtigten des Generalvikars, Ordinariatsdirektorin Stephanie Rieth, aus Mainz. Musikalisch gestaltet wurde der Abend von der Chorklasse 6 der Alfred Delp-Schule in Hargesheim unter Leitung von Tanja Schulz-Walther.