Auf der Suche nach der eigenen Berufung

Journalistenführung im Bischöflichen Priesterseminar in Mainz

BUGERT--KRETSCH--HEIL (c) Bistum Mainz / Blum (Ersteller: Bistum Mainz / Blum)
Datum:
Do. 12. Juli 2012
Von:
tob (MBN)
Mainz. „Im Priesterseminar ist es unsere Aufgabe Menschen, die auf der Suche nach ihrer Berufung sind, zu helfen, zu einer Entscheidung zu kommen.“ Das sagte der Regens und Ökonom des Bischöflichen Priesterseminars St. Bonifatius in Mainz, Dr. Udo Bentz, am Donnerstag, 12. Juli, bei einer Journalistenführung in der Einrichtung.
KRETSCH (c) Bistum Mainz / Blum (Ersteller: Bistum Mainz / Blum)

Weiter sagte er: „Dabei kommt es uns nicht darauf an, große Zahlen vorzuweisen. Wir sind uns in der Regentenkonferenz einig, dass wir uns nicht dem Diktat der Zahlen unterwerfen." Er schicke auch manchen Kandidaten weg, wenn er das Aufnahmeverfahren nicht bestehe. Gemeinsam mit den beiden Priesteramtskandidaten Tobias Heil und Daniel Kretsch sowie der Kollegiatin Anne-Kathrin Bugert vom Dr. Maria Reinartz-Haus für Gemeindereferenten und der Leiterin der Einrichtung, Gemeindereferentin Anette Schaefer, erläuterte Bentz das Selbstverständnis und das Leben in diesem „Haus der kirchlichen Berufe".

Im vergangenen Oktober hat der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, nach einer umfassenden Renovierung die neu gestalteten Räume des Bischöflichen Priesterseminars in Mainz eingeweiht. Seit einigen Jahren sind in dem Haus in der Mainzer Altstadt auch die Ausbildung der Ständigen Diakone, der Pastoralkurs, den die angehenden Pastoralreferenten absolvieren, das Maria Reinartz-Haus für Gemeindereferenten, die Diözesanstelle „Berufe der Kirche" und das Institut für geistliche Begleitung beheimatet.

Die Seminaristen Tobias Heil (25) und Daniel Kretsch (26) gaben offen Einblicke in ihren Alltag und die regelmäßigen Abläufe im Seminar, in dem derzeit 17 Mainzer Priesteramtskandidaten und drei aus dem Bistum Speyer sind. „Es ist gut geregelt, dass das geistliche Leben teilweise auch auf Freiwilligkeit beruht, da jeder ja auch mit anderen Voraussetzungen in das Haus kommt", sagte Heil. Etwa drei Stunden am Tag seien festgelegt, insofern sei wahrscheinlich „ein Wohnheim mit Programm" eine gute Bezeichnung für das Haus. „Wir sind alle hier, um unserer Berufung nachzugehen, ohne noch genau zu wissen, welche das ist", sagte Heil. Diese offene Grundhaltung, auch Zeichen in eine andere Richtung wahrzunehmen, präge das Haus. „Aber irgendwann braucht es dann natürlich auch eine Entscheidung", machte Kretsch deutlich, der im neunten Semester studiert.

Im Gespräch mit Journalisten nach dem Rundgang äußerte sich Regens Bentz unter anderem zur ehelosen Lebensform der Priester, dem Zölibat. „Der Zölibat ist für die Kirche eine wertvolle Lebensform, die heute jedoch gesellschaftlich schwerer zu vermitteln ist als früher." Vielfach werde der Zölibat auf den Verzicht auf Sexualität reduziert, dabei sei er vielmehr auch „Verzicht für etwas Anderes, nämlich die geistliche Beziehung zu Jesus so leben, dass sie an die Stelle des Verzichts tritt". Er habe den Endruck, dass in der Gesellschaft das Interesse nachlässt, wirklich nachzufragen, was jemand sucht, der diese Lebensform wählt. So wie etwa auch ein Sportler wegen seiner größeren Leidenschaft für den Sport auf etwas verzichtet, „so ist beim Priester diese größere Leidenschaft eben die Leidenschaft für Gott". Die beste Werbung für den Priesterberuf seien nach wie vor „Priester, die diesem Beruf und dieser Botschaft ein Gesicht geben", sagte Bentz.

Dr. Maria Reinartz-Haus

Anette Schaefer erläuterte, dass es das Dr. Maria Reinartz-Haus für Gemeindereferenten, das im alten Angestelltenhaus untergebracht ist, seit neun Jahren gibt. Der Name sei in Erinnerung an die erste Leiterin des Seelsorgehelferinnen-Seminars im Bistum Mainz gewählt. Maria Reinartz (1912-1992) leitete die Einrichtung, die zunächst noch in Ilbenstadt war, von 1943 bis 1972. Aus dem Beruf der Seelsorgehelferin hat sich dann das Berufsbild Gemeindereferent entwickelt. Derzeit leben elf Kollegiaten für ein Jahr während ihrer Ausbildung an der Katholischen Hochschule in Mainz in dem Haus. Nach der Schließung der Fachakademie für Gemeindereferenten in Mainz, wo die Studenten drei Jahre lang „in einer christlichen Wohngemeinschaft" zusammengewohnt haben, sollte die gute Erfahrung damit im Dr. Maria Reinartz-Haus weitergeführt werden, sagte Schaefer. Deshalb ist es für Studenten der Bistümer Mainz, Limburg und Speyer verpflichtend, dass sie für ein Jahr im Haus wohnen. „Besonders am Anfang des Studiums war es angenehm, schon jemand zu kennen", sagte Anne-Kathrin Bugert. „Wir haben hier eine richtige Gemeinschaft", sagte die 19-Jährige, die durch die Räumlichkeiten führte.

BENTZ (c) Bistums Mainz / Blum (Ersteller: Bistums Mainz / Blum)
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