Mainz. Im Rahmen des Aufarbeitungsprozesses sexualisierter Gewalt im Bistum Mainz sind am Donnerstag, 20. November, Abdeckungen von Raumnamen und Abbildungen im Innenhof des Tagungszentrums Erbacher Hof vorgenommen worden. Betroffen sind Schilder mit Raumbezeichnungen, Wappen oder Büsten, die auf Persönlichkeiten der Mainzer Kirchengeschichte hinweisen. Ziel ist es, den Reflexionsprozess im Tagungshaus und im Bistum über die eigene Vergangenheit sichtbar werden zu lassen. Ziel ist es, darüber Gesprächsanlässe zu schaffen und zum Nachdenken, über das Geschehene anzuregen.
Die vom Bistum Mainz beauftragte Aufarbeitungsstudie EVV hat gezeigt, dass einige der Personen, die Namensgeber von Räumen und Sälen sind, ihrer Verantwortung im Umgang mit sexuellem Missbrauch nicht gerecht wurden. Eine Arbeitsgruppe, zu der auch Betroffene gehören, ist eingesetzt, nun für den Erbacher Hof eine Neukonzeption zu erstellen, die das christliche Profil des Hauses angemessen zum Ausdruck bringt und sich zugleich der jüngeren Bistumsgeschichte stellt.
Die Abdeckungen der Raumbezeichnungen tragen den Namen „Interim“. In den kommenden Monaten soll eine Neugestaltung vorgenommen werden, die das Geschehene nicht verschweigt, aber einen angemessenen Umgang mit der Bistumsgeschichte findet. Das Projekt ist Teil des übergeordneten Engagements des Bistums Mainz für Transparenz, Verantwortung und Prävention. Mit der Aufarbeitung im Tagungszentrum Erbacher Hof geht das Bistum einen wichtigen Schritt in Richtung einer offenen und verantwortungsbewussten Zukunft.
„Mir geht es darum, dieses Thema aus der Tabuzone zu holen und darüber ins Gespräch zu kommen. Das ist die wirksamste Prävention. Gleichzeitig muss unser Handeln im Umgang mit sexualisierter Gewalt eindeutig sein, hierfür tragen wir die Verantwortung – Betroffenen gegenüber, aber auch der Kirche gegenüber“ betont die Bevollmächtigte des Generalvikars, Ordinariatsdirektorin Stephanie Rieth.
„Wir stellen uns als Tagungshaus sehr offensiv unserer Vergangenheit. Wir sehen darin keinen Verlust, sondern einen Gewinn. Wir wollen dadurch auch zum Ausdruck bringen, dass wir unseren Gästen umfassend gerecht werden wollen. Der bisherige Reflexionsprozess war bereits ein wichtiger Impuls für die Kultur des Tagungshauses. Diesen Gedanken der Achtsamkeit und Menschenfreundlichkeit wollen wir weiter mit Nachdruck verfolgen“, erläutert Armin Bierkandt, Geschäftsführer der Trägergesellschaft Bilden&Tagen des Bistums Mainz.