Bei Mobbing frühzeitig eingreifen

Diözesantag für Personal- und Betriebsräte sowie Mitarbeitervertretungen

COWEN (c) Bistum Mainz / Blum (Ersteller: Bistum Mainz / Blum)
Datum:
Mi. 15. Sept. 2010
Von:
tob (MBN)
Mainz. „Wir hatten in diesem Jahr mehr als doppelt so viele Anmeldungen wie sonst. Das zeigt, dass das Thema Mobbing in den Betrieben längst Alltag geworden ist“, sagte Betriebsseelsorger Richard Kunkel aus Bad Nauheim in seiner Begrüßung zum Diözesan-tag für Personal- und Betriebsräte sowie Mitarbeitervertretungen. Das Treffen mit rund 150 Teilnehmern stand in diesem Jahr unter der Überschrift „Tabuthema Mobbing - Der Schikane keine Chance!“.
HECKWOLF (c) Bistum Mainz / Blum (Ersteller: Bistum Mainz / Blum)

Veranstalter des Tages war das Referat Berufs- und Arbeitswelt im Bistum Mainz mit seinen fünf Regionalstellen für Arbeitnehmer- und Betriebsseelsorge gewesen.

Die Betriebsseelsorgerin für Rüsselsheim und die Bergstraße, Ingrid Reidt, machte die Zielrichtung der Veranstaltung deutlich. „Wir wollen der Prävention vor Mobbing mit unseren Gästen und Gesprächspartnern ein Gesicht geben und zu einer Sensibilisierung für dieses Thema beitragen." Konflikte gebe es überall, sagte Reidt, „aber wir als Kirche wollen auch Wege aus solchen Konflikten aufzeigen, ohne dass es zu einer Eskalation kommt".

In seinem Einstiegsreferat „Tabuthema Mobbing?" machte der Diplom-Psychologe John Cowan aus Offenbach deutlich, wie wichtig es sei, wenn Außenstehende möglichst früh einschreiten, sobald sie Mobbing am Arbeitsplatz bemerken. „Mobbing hat in der Regel eine Dynamik und es wird mit der Zeit immer schwerer, das Mobbing zu stoppen, weil der Konflikt oft die Sachebene verlässt und irrational wird." Um eingreifen zu können, müsse ein Betriebsrat vorher bereits eine Haltung zu Mobbing entwickelt haben, sagte Cowan, der Mitbegründer der „Mobbing-Hotline Frankfurt" ist. Dafür sei es hilfreich, das Thema im Betrieb bekannt zu machen und Ansprechpartner zu benennen. Am besten sei es, wenn die Möglichkeit bestehe, eine Betriebsdienstvereinbarung zum Thema Mobbing zu vereinbaren und so die Sensibilität dafür in der gelebten Kultur des Unternehmens zu verankern.

Der englische Begriff „to mob" bedeute „über jemand lärmend herfallen, anpöbeln" erläuterte Cowan. Am häufigsten wenden sich ein Vorgesetzter oder eine Gruppe von Kollegen gegen einen unterlegenen Kollegen. Mobbing sei „ein verdeckter Konflikt im Gegensatz zu einem offenen Konflikt, bei dem in der Kommunikation noch eine gemeinsame Lösung gesucht wird". Ein weiteres Kennzeichen sei, dass die Angriffe und Schikanen systematisch und über einen längeren Zeitraum stattfinden, sagte Cowan. Mobbing könne zu Erkrankungen und sozialer Isolation sowie Ausgrenzung am Arbeitsplatz führen, bis hin zur Selbsttötung. Das Phänomen beschränke sich in der Regel auch nicht auf den Arbeitsplatz, sondern werde in die Familie des Betroffenen getragen. „Vor allem der ungebremste Verlauf des Mobbings macht es für die Betroffenen so schwer, weil sie empfinden, dass sie ins Leere fallen und niemand sie auffängt", sagte Cowan.

Grußwort von Domdekan Heckwolf

Der Mainzer Domdekan, Prälat Heinz Heckwolf, hatte in seiner Begrüßung die Bedeutung der Arbeit von Personal- und Betriebsräten sowie der Mitarbeitervertretungen hervorgehoben. Es gehe dabei um wichtige Themen wie den Erhalt von Arbeitsplätzen, gerechten Lohn oder die Arbeitszeiten. „Im Grunde geht es aber immer um den Menschen", sagte Heckwolf, der auch Leiter des Seelsorgeamtes im Bischöflichen Ordinariat ist. „Dieses Treffen soll auch deutlich machen, dass die Arbeit der Betriebs- und Personalräte wichtig ist. Wir unterstützen Ihre Arbeit um der Menschen willen."

Im Laufe des Tages wurden verschiedene Aspekte des Themas Mobbing besprochen und mit Experten diskutiert. Am Nachmittag standen außerdem vier Workshops für die Teilnehmer auf dem Programm. Die Moderation des Tages übernahmen die Leiter der Regionalstellen für Arbeitnehmer- und Betriebsseelsorge im Bistum Mainz: Maria-Theresia Gresch (Offenbach), Richard Kunkel (Oberhessen), Hans-Georg Orthlauf-Blooß (Mainz/Rheinhessen), Ingrid Reidt (Rüsselsheim/Bergstraße) und Bruno Schumacher (Darmstadt).

Hinweis: http://www.arbeitswelt-bistum-mainz.de/