Bentz: Die Flüchtlingsthematik „mit den Augen des Glaubens betrachten“

Zentrale Veranstaltung zum Weltfriedenstag des Bistums Mainz in Offenbach-St. Paul

Weltfriedenstag (c) Bistum Mainz / Blum
Datum:
So. 28. Jan. 2018
Von:
tob (MBN)
Offenbach. Der Mainzer Weihbischof, Dr. Udo Markus Bentz, hat dazu aufgerufen, in der Flüchtlingsthematik immer zuerst auf den einzelnen Menschen zu schauen. „Jeder hat eine unverbrüchliche Würde und ist ein Kind und Geschöpf Gottes und als solche sind wir Schwestern und Brüder“, sagte der Weihbischof in seiner Predigt am Sonntag, 28. Januar, in Offenbach-St. Paul.

Und weiter: „Es geht darum, den Menschen in den Blick zu nehmen - nicht den Flüchtling: Denn damit kategorisiere ich bereits und habe meine Schublade. Papst Franziskus spricht von einem betrachtenden Blick - mit den Augen des Glaubens: der im Anderen das Antlitz Jesu erkennt und nicht zuerst denjenigen sieht, der uns zur Last wird.“ Der Gottesdienst war Auftakt der zentralen Veranstaltung des Bistums Mainz zum diesjährigen Weltfriedenstag. Der Tag stand unter der Überschrift „Migranten und Flüchtlinge: Menschen auf der Suche nach Frieden“ - nach dem Leitwort des diesjährigen Weltfriedenstages von Papst Franziskus.

Wörtlich sagte Bentz: „Wer die Welt und die Menschen mit diesen Augen des Glaubens ansieht, ist kein Träumer und kein Utopist. Er sieht tiefer, sieht die inneren Zusammenhänge, spürt und erlebt, wie die Schöpfung das gemeinsame Haus der ganzen Menschheitsfamilie ist und daraus eine Verantwortung für ihn erwächst.“ Wenn es nicht gelinge, die eigentlichen Ursachen anzugehen, würden Flucht und Migration die Gesellschaft auch in den kommenden Jahrzehnten beschäftigen, sagte der Weihbischof. Es sei notwendig, „die damit verbundenen Ängste ernstnehmen - ob berechtigt oder unberechtigt sei einmal dahin gestellt“. Die vorhandenen Probleme dürfe man nicht übergehen, sagte Bentz, „aber man kann sie auch lösen“. Wichtig sei dabei, „gut zu unterschieden, nie zu pauschalisieren und sich stets zu fragen, was ich dazu leisten kann. Das steht uns Christen gut an.“

Frieden ist eine tägliche Aufgabe von Angesicht zu Angesicht

Bentz ging auch auf die Erfahrungen seiner Reise Anfang Januar in den Libanon und in das Heilige Land ein. „Wie ein roter Faden hat sich auf allen Seiten der Wunsch nach Frieden durch alle Begegnungen gezogen.“ Der Weihbischof betonte: „Frieden besitzt man nicht, Frieden ist kein ‚Zustand’. Frieden will täglich neu errungen und gelebt werden. Er ist eine tägliche Aufgabe für alle, die von Angesicht zu Angesicht gemeistert werden will.“ 

Bei seinen Gesprächen mit Christen im Gaza-Streifen sei auch deutlich geworden, dass besonders fehlende Zukunftsperspektiven Grund für das Verlassen der Heimat seien. „Keiner geht freiwillig und bei anderen Perspektiven, würden alle gerne in ihrer Heimat bleiben. Der Wunsch, eigentlich in der Heimat Zukunft zu haben, muss ernstgenommen werden und mit allen Mitteln unterstützt werden. Hier leisten die christlichen Kirchen schon viel. Wir können wir mithelfen, solche Zukunftsperspektiven zu entfalten.“

Im Anschluss an den Gottesdienst fand im Gemeindezentrum ein Empfang statt, in dessen Rahmen fünf Organisationen aus Offenbach ihre Arbeit für den Frieden vorstellten. Pastoralreferent Joaquim António Nunes von der Portugiesischen Gemeinde Offenbach warb dafür, Menschen mit Migrationshintergrund nicht nur als Problem für die Gesellschaft wahrzunehmen. „Man vergisst dabei, dass auch Migranten etwas für die Gesellschaft tun können.“ Nunes wies darauf hin, dass im Bistum Mainz bereits 24 Prozent der rund 740.000 Katholiken einen Migrationshintergrund haben.

Michael Preispräsentierte die Arbeit der internationalen katholischen Friedensbewegung „Pax Christi“ in Offenbach. Ziel sei „eine gerechtere Strukturen des Zusammenlebens und gewaltfreie Formen der Konfliktlösung zu fördern“. Er erinnerte daran, dass der frühere Pfarrer Kurt Sohns, die Idee der Pax Christi-Bewegung 1982 nach Offenbach gebracht habe. Feste Bestandteile seien Veranstaltungen zum Tag des Flüchtlings und zur Aktion Wanderfriedenskerze. Johannes Borst-Rachor stellte die Arbeit des Aktionsbündnisses „bunt statt braun“ der Naturfreunde Offenbach vor, dass sich 2012 nach dem Bekanntwerden der NSU-Morde gegründet hat. „Wir schreien immer auf, wenn das friedliche Zusammenleben in Gefahr ist.“ Das Bündnis betreibt unter anderem Aufklärungs- und Bildungsarbeit, stellt aber auch unter anderem sein Naturfreundehaus für Flüchtlinge zur Verfügung.Der Verein „Connection e.V.“ wurde vor 25 Jahren in Offenbach gegründet, „umKriegsdienstverweigerer und Deserteure zu unterstützen“, erzählte Franz Nadler. Ziel sei es, dass Kriegsdienstverweigerung und Desertation in Deutschland als Gründe für Asyl anerkannt werden, was bislang nicht der Fall sei. Günter Burkart von Attac Offenbach wies darauf hin, die seine Vereinigung nicht grundsätzlich gegen Globalisierung sei, sondern es ihnen „um eine Kritik der neoliberalen Globalisierung als vorherrschender Form der Globalisierung geht, bei der alle menschlichen Beziehungen und die Natur zur Ware gemacht werden“. Moderiert wurde der Empfang von Barbara Hoffmann-Neeb von Pax Christi Offenbach.

Konzelebranten des Gottesdienstes waren der Pfarrer von St. Paul, Monsignore Hans Blamm, der Pfarrer der Portugiesischen Gemeinde Offenbach, Carlos Figueiredo, Pfarrer Michael Baunacke, Mainz, Geistlicher Beirat der katholischen Friedensbewegung Pax Christi im Bistum Mainz, und der frühere Pfarrer von St. Paul, Kurt Sohns. Veranstalter waren die Pax Christi-Basisgruppe Offenbach und der Pax Christi Diözesanverband Mainz in Kooperation mit der Pfarrei St. Paul und der Portugiesischen Gemeinde Offenbach.