Worms. „Ein neues Bewusstsein für dieses feine Gewebe der inneren Zusammenhänge“ vom Einklang des Menschen mit der Schöpfung hat der Mainzer Weihbischof und Generalvikar, Dr. Udo Markus Bentz, in seiner Predigt beim Ökumenischen Schöpfungsgottesdienst am Sonntagnachmittag, 13. September, in Worms-Liebfrauen gefordert.
Und weiter erinnerte er an die Umweltenzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus: „Wir leben in dem einen Haus. Und so muss es die gemeinsame Sorge sein, diesen Einklang mit der Schöpfung in all seinen Dimensionen wiederzufinden: Der ‚Schrei der Natur’ ist nicht zu trennen vom Schrei der Armen, der Ausgegrenzten, der Entrechteten. Es braucht das Engagement von uns Christen für eine ‚ganzheitliche Ökologie’.“
Bentz hatte die Liturgie des Gottesdienstes zusammen mit dem Kirchenpräsidenten der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Dr. Volker Jung, gestaltet. Veranstaltet wurde die Feier unter dem Motto „(W)Einklang“ von der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) Hessen-Rheinhessen. Der Ökumenische Schöpfungsgottesdienst will für den Einsatz zur Bewahrung der Schöpfung mit Verstand und Herz sensibilisieren. Der Gottesdienst ist vom Offenen Kanal Worms auf Facebook und Youtube live übertragen worden.
Bentz erinnerte daran, dass vor über 100 Jahren der Wein des Liebfrauen-Weinbergs weltweit gefragt war. Die Wormser Liebfrauenmilch zählte damals zu den teuersten Weinen überhaupt. Wörtlich sagte er: „Und wo der Mensch dem Geld und Gewinnmaximierung verfällt, da ist er oft genug bereit, Grenzen zu missachten: immer mehr Wein, längst nicht mehr aus diesem Weinberg - der auch Kirchenstück genannt wird - wurde als Liebfrauenmilch produziert, gemacht, aber eben nicht mehr kultiviert! Die Qualität ging verloren. Der half man nach. Mehrmals gab es Wein-Pansch-Skandale, die auch das Image der Liebfrauenmilch ins Bodenlose sinken ließ. Heute erleben wir eine unglaubliche Renaissance - eine Neubesinnung auf die Kultur des Weins - die mit großer Achtsamkeit und mit neuem Wissen gerade im Weinberg den Einklang von Schöpfung und der Schöpfungsverantwortung des Menschen sucht. Darüber dürfen wir dankbar sein!“
Wein sei die Frucht der Natur und zugleich den Fähigkeiten des Menschen, erinnerte der Weihbischof. Wörtlich sagte er: „Wir können vieles ‚machen’ - verlieren aber immer wieder den Bezug zu den Grenzen der Machbarkeit. Dann meinen wir, wir hätten wir alles selbst in der Hand. Wir greifen so grundlegend in die Schöpfung ein, dass wir die Risiken nicht mehr abschätzen können. Manche fühlen sich selbst ‚wie der Schöpfer’, weil sie keinen Schöpfer mehr über sich anerkennen. Überall da geraten die Dinge aus den Fugen. Der Einklang mit der Schöpfung geht verloren.“ Der Oberbürgermeister von Worms Adolf Kessel und die Vorsitzende der ACK Hessen-Rheinhessen, Ökumenereferentin Brigitte Görgen-Grether vom Bistum Limburg, hatten den Gottesdienst mit Grußworten eröffnet.
Predigt von Kirchenpräsident Jung
In seiner Predigt über den Propheten Amos fragte Kirchenpräsident Jung danach, was Menschen zur Bewahrung der Schöpfung ausrichten können. Neben dem Vertrauen auf Gott, der die Schöpfung nicht fallen lasse, sieht Jung Christinnen und Christen auch in der Verantwortung: „Wir können uns nicht zurücklehnen und sagen: Gott wird es schon machen. Nein, diese Hoffnung zeigt, dass es darum geht, sich hineinzubegeben in das, was Gott tut. Es geht darum, mit Gott zu bebauen und zu pflanzen und zu sorgen, dass alle Menschen gut leben können.“
In den Fürbitten betonten Ulrich Oelschläger, Präses der Synode der EKHN, und Brigitte Görgen-Grether die Gaben der Dankbarkeit, Verantwortung und Weisheit. Musikalisch wurde der Gottesdienst von Kantor Christian Schmitt und einer Gesangsgruppe des Chors der Evangelischen Lutherkirche Worms begleitet.
Bentz übernimmt Schirmherrschaft für Wormser Liebfrauen-Stiftung
Vor dem Schöpfungsgottesdienst hatte Weihbischof Bentz die Schirmherrschaft für die Wormser Liebfrauenstiftung übernommen. Die Stiftung engagiert sich bereits seit 2006 für den Erhalt und die Restaurierung der Wormser Liebfrauenkirche. Mit dieser Aufgabe tritt er die Nachfolge von Weihbischof Dr. Werner Guballa an, der ebenfalls Schirmherr der Stiftung war. Zugleich hat er bei dem Pressetermin vor dem Gottesdienst eine Rebstock-Patenschaft auf dem Liebfrauenstift Kirchenstück übernommen. Weitere Schirmherren der Liebfrauen Stiftung sind Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner, sowie der aktuelle Oberbürgermeister von Worms, Adolf Kessel, und sein Vorgänger, Michael Kissel.
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