Mainz. „Als Christen können wir nur dann geistlich fruchtbar leben, wenn wir nicht an der Wirklichkeit vorbei leben. Die Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit ist bereits geistliches Tun, nicht die Flucht unter Gleichgesinnte oder in Wohlfühl-Zirkel. Wir müssen vielmehr inmitten der Wirklichkeit Ausschau halten, wo heute für uns als Kirche Anknüpfungsmöglichkeiten zur Gesellschaft bestehen.“ Das sagte der Mainzer Weihbischof und Generalvikar, Dr. Udo Markus Bentz, am Samstagvormittag, 2. Dezember, beim Geistlichen Tag der Ständigen Diakone im Mainzer Priesterseminar.
Ausgangspunkt für seine Ausführungen waren die kürzlich veröffentlichten Ergebnisse der sechsten Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung (KMU) der Evangelischen Kirche in Deutschland. An der religionssoziologischen Langzeitstudie war die katholische Kirche in diesem Jahr erstmals beteiligt.
Die Untersuchung habe deutlich gemacht, dass die Menschen in den Gemeinden vor Ort „der entscheidende Weg sind, wie Menschen einen Weg zu Gott finden“, betonte der Weihbischof. „Dort wird richtig gute Arbeit geleistet. Aber das wird natürlich die Säkularisierung und die schwindende Kirchenbindung nicht aufhalten.“ Weiter sagte Bentz: „Wir müssen jetzt besonders die lokale Präsenz der Kirche vor Ort wieder in den Blick nehmen. Und die kann sicherlich nicht mehr nur über Hauptamtliche geschehen.“
Weihbischof Bentz hob hervor, dass alle derzeitigen Reformbemühungen – sowohl im Pastoralen Weg auf Bistumsebene als auch im Synodalen Weg auf Bundesebene – notwendig seien. „Aber sie helfen uns nicht, wenn wir meinen, damit wieder zu alter Stärke zurückzukehren. Von dieser Vorstellung müssen wir uns lösen. Niemand kann mehr davor die Augen verschließen“, sagte Bentz. Er ging in seiner Ansprache auch auf das neue Leitbild des Bistums Mainz ein. Der Weihbischof warb bei den Ständigen Diakonen dafür, das Leitbild untereinander zu diskutieren, um sich bewusst zu machen, was es für die je eigenen Bereiche bedeute.
Das anschließende Gespräch mit den Ständigen Diakonen moderierte Pfarrer Winfried Hommel, der nun nach 16 Jahren das Amt als Spiritual des Diakonatskreises abgibt. Zuständig war er für die Kandidaten in der Pastoralen Ausbildung und zur Vorbereitung der Weihe. Neben seiner Tätigkeit als Leiter des Instituts für Geistliche Begleitung war er Hommel außerdem Dozent für Spiritualität, hat die Weiheexerzitien gehalten und viele Diakone persönlich begleitet. Die Begrüßung hatte der Personaldezernent des Bistums Mainz, Domkapitular Prälat Hans-Jürgen Eberhardt, übernommen. Der Bischöfliche Beauftragte für den Ständigen Diakonat, Pfarrer Markus Warsberg, hatte den Tag mit dem gemeinsamen Morgenlob eröffnet.
In der anschließenden Eucharistiefeier in der Seminarkirche erhielt Markus Günther (54) aus Urberach die Institutio, also die Beauftragung als Lektor und Akolyth. Günther strebt die Diakonenweihe im Jahr 2025 an. 2024 wird es keine Weihe eines Ständigen Diakons geben. In der Eucharistiefeier wurde der verstorbenen Diakone gedacht, darunter Diakon Herbert Paul (87, Bad Vilbel) und der Jubilare. Diakon Gerald Jaksche (85, Michelstadt) konnte am 10. November sein Goldenes Weihejubiläum feiern. Dia Diakone Gerhard Landendinger (64, Regensburg), Michael Lück (70, Ober-Modau) und Wolfgang Ludwig (62, Mainz) wurden vor 25 Jahren geweiht.
Am Nachmittag fand die Jahresvollversammlung der Ständigen Diakone statt. Wolfgang Ludwig leitete sie zum letzten Mal als Sprecher der 127 Ständigen Diakone, da er das Amt des Sprechers nach zwölf Jahren abgibt. Von den 127 Ständigen Diakonen sind 26 im Hauptberuf, 35 mit Zivilberuf. 19 Diakone zwischen 65 und 75 sind „Diakone mit Pastoralauftrag“.