Bentz: „Wir müssen unsere Wege so gehen, dass wir beieinander bleiben“

Podium zur Adveniat-Aktion „Global Synodal - und die Kirche bewegt sich doch“

Frankfurt, 2. Dezember 2022: Weihbischof Bentz beim Adveniat-Podium im Frankfurter Haus am Dom. (c) Bistum Mainz / Blum
Datum:
Fr. 2. Dez. 2022
Von:
tob (MBN)

Frankfurt. Im Ringen um Synodalität in der Kirche hat der Mainzer Weihbischof und Generalvikar, Dr. Udo Markus Bentz, die Bedeutung eines beständigen Dialogs hervorgehoben. „Wir müssen unsere Wege so gehen, dass wir beieinander bleiben“, betonte der Weihbischof am Freitagabend, 2. Dezember, bei einem Podiumsgespräch im Frankfurter Haus am Dom. 

Frankfurt, 2. Dezember 2022: Im Haus am Dom diskutierten (v.l.n.r.): Bischof Eugenio Coter, Irme Stetter-Karp, Weihbischof Udo Markus Bentz, Schwester Maria Goetzens MMS und Michael Schrom. (c) Bistum Mainz / Blum

Auf der einen Seite sei bei den unterschiedlichen Sichtweisen, die beim Ad limina-Besuch der deutschen Bischöfe sichtbar wurden, „Defizite beim Vermitteln“ deutlich geworden, aber auch „Defizite beim Zuhören“. Dies zu erfahren sei „Teil des Ringens und Teil eines Weges“ gewesen. Das Podium im Rahmen der diesjährigen Weihnachtsaktion des Lateinamerika-Hilfswerkes Adveniat, stand unter der Überschrift „Global Synodal - und die Kirche bewegt sich doch“.

Die Art und Weise wie beim Ad limina-Besuch kontrovers diskutiert wurde, sei „klar, offen und ehrlich“ gewesen, sagte Bentz. Die Vertreter der verschiedenen Dikasterien im Vatikan „haben dabei auch unser Ringen wahrgenommen“. Und weiter: „Die Erfahrung des Ad limina-Besuches verändert etwas bei uns. Das Ergebnis heißt aber nicht: Stopp, sondern wir gehen gemeinsam weiter.“ Es sei ganz im Sinne von Papst Franziskus, das Gespräch nicht abbrechen zu lassen. Eine entscheidende Frage sei, „wie wir die weltweite Ungleichzeitigkeit bei der Synodalität aushalten“, sagte Bentz.

Bischof Eugenio Coter aus Bolivien erläuterte den bisherigen Verlauf der Amazonas-Synode. Aktuell begleite ein postsynodales Team die Umsetzung der Themen. Neben Fragen der Inkulturation seien unter anderem die Rolle der Frau, neue Ämter in der Kirche, die Ausbildung in den Priesterseminaren, die Diakonats der Frau und ein Amazonas-Ritus wichtige Themen. Papst Franziskus unterstütze diesen Prozess, betonte Coter. Er machte deutlich, dass es am Amazonas einen besonders großen Mangel an Sakramenten gebe. Dort gebe es Gemeinden, in denen seit zehn Jahren keine Eucharistiefeier mehr stattgefunden habe.

Coter stammt ursprünglich aus Italien. Er ging 1991 als Priester nach Bolivien, bevor er 2013 als Bischof ins bolivianische Amazonasgebiet berufen wurde. Eine der großen Herausforderungen in seiner Region stellt die gesundheitliche Situation der Menschen dar. Im Apostolischen Vikariat Pando hat Bischof Coter eine Gesundheitspastoral aufgebaut, die sich mit verschiedenen Programmen und Aktivitäten um die Verbesserung der Gesundheit der Menschen kümmert. Mit Unterstützung von Adveniat habe etwa ein Arzt-Boot angeschafft werden können für Gegenenden, in denen es keine Straßen gebe, sagte Coter. Es sei eine besonders wichtige und wertvolle Erfahrung, dass sich die Menschen durch die Gesundheitshilfe ernst und wichtig genommen fühlten. Bischof Coter ist derzeit Adveniat-Gast im Bistum Mainz.

Frankfurt, 2. Dezember 2022: Adveniat-Gast Bischof Eugenio Coter aus Bolivien. (c) Bistum Mainz / Blum

Dr. Irme Stetter-Karp, Präsidentin des Synodalen Wegs, betonte, dass der Synodale Weg „kein deutscher Sonderweg“ sei, sondern der „unbedingte Wille konsequente Schlüsse aus der Aufarbeitung des Missbrauchs zu ziehen“. Ein wichtiges Zeichen dieses Weges sei neben dem Hören der Grundsatz „Gemeinsam beraten und entscheiden“. Laien hätten von Anfang an verantwortlich mitgestaltet: Diese Synodalität sei ein Zeichen der Zeit für die heutige Welt. „Diese neue Kultur des Miteinanders wollen wir gemeinsam erarbeiten und leben.“ Die Verstetigung von Synodalität solle ab 2026 im so genannten Synodalen Rat erfolgen.

„Ich glaube, dass wir den Weg noch nicht weit genug gegangen sind“, konstatierte Schwester Dr. Maria Goetzens MMS, Leiterin der Elisabeth-Straßenambulanz des Caritasverbandes in Frankfurt. Auf allen Seiten gebe es kreative Ansätze, aber trotzdem habe man den Eindruck „Wir haben uns verfahren.“ Und weiter: „Wir müssen uns noch verstehen lerne, denn wir sind noch nicht in der Lage, uns in der Tiefe zu treffen.“ Im Synodalen Weg liege gerade die Chance, dass diese Potenziale offenbar werden. „Ich gebe die Hoffnung nicht auf, das wir uns weiter aufeinander zubewegen.“ Die Moderation hatte Michael Schrom, Ressortleiter Kirchen und Religion bei Publik Forum, übernommen.

Adveniat-Aktion „Gesundheit fördern“

Unter dem Motto „Gesundsein fördern“ ruft das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat in der diesjährigen Weihnachtsaktion der Katholischen Kirche in Deutschland zu Spenden auf. Das Hilfswerk will gemeinsam mit seinen Partnerinnen und Partnern vor Ort die Spirale von mangelnder Gesundheitsversorgung, Hunger und Armut zu durchbrechen. Schwerpunktländer sind Guatemala und Bolivien. Die Weihnachtskollekte am 24. und 25. Dezember in allen katholischen Kirchen Deutschlands ist für Adveniat und die Hilfe für die Menschen in Lateinamerika und der Karibik bestimmt.