Mainz. Bereits zum zehnten Mal veröffentlichen die deutschen Diözesen die so genannten „Eckdaten des kirchlichen Lebens“ an einem einheitlichen Termin. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf bewertet in seiner Stellungnahme die statistischen Zahlen für das Jahr 2020 im Bistum Mainz:
„Aufgrund der Corona-Pandemie haben die nun vorliegenden Eckdaten des kirchlichen Lebens natürlich nicht die gleiche Aussagekraft wie in früheren Jahren. Im vergangenen Jahr mussten wir über viele Wochen die Kirchen geschlossen halten und bis heute feiern wir unsere Gottesdienste mit großen Einschränkungen gerade bei der Zahl der Teilnehmer. Das schlägt sich dann natürlich auch in den Eckdaten nieder. Zu bedenken ist allerdings auch, dass es gerade im Bereich der digitalen Gottesdienstangebote im vergangenen Jahr eine große Kreativität mit einem vielfältigen Angebot gegeben hat, dessen Nutzung in den vorliegenden Zahlen überhaupt nicht erfasst ist.
Auffällig sind ebenso die zahlenmäßigen Rückgänge bei Taufen, Erstkommunionfeiern, Firmungen und Eheschließungen: Diese Sakramente sind nicht nur Zeichen der Nähe Gottes zu den Menschen, sondern eben auch Anlass für Familienfeste. Corona hat hier zu unzähligen Absagen und Verschiebungen geführt, die sich natürlich in den Zahlen niederschlagen. Was die Austritte in unserem Bistum angeht, bin ich froh, dass wir einen leichten Rückgang verzeichnen können. Gleichwohl wird die Kirche auch in den kommenden Jahren kleiner werden. Ich hatte bereits in der Karwoche zum Ausdruck gebracht, „dass eine uns geläufige Gestalt von Kirche stirbt und eine neue Gestalt, die tragfähig ist, noch nicht Gestalt angenommen hat‘. Die Eckdaten des kirchlichen Lebens belegen dies auch in diesem Jahr trotz ihrer eingeschränkten Aussagekraft.
Dennoch lehne ich es ab, den Tod der Kirche zu prognostizieren. Der Blick in die Geschichte macht gelassen, denn der Kirche wurde bereits öfter der Tod vorhergesagt. Ich bin schließlich nicht Bischof, um die Kirche abzuwickeln, sondern ich bin Bischof, um an den lebendigen Gott zu erinnern, der auch heute in der Kirche lebt und wirkt. Deswegen arbeiten wir im Rahmen des Pastoralen Weges im Bistum Mainz an zeitgemäßen Formen für den Wandel unserer Kirche. Und wir machen das im Wissen darum, dass Gott treu ist und diesen Weg mit uns geht, auch wenn wir jetzt noch nicht wissen, welche Form Kirche in Zukunft haben wird.
Ist es wirklich ein Verlust, dass sich Menschen heute eben entscheiden müssen, für oder gegen die Kirche, dass es nicht mehr so ist, dass man automatisch zu einer Kirche gehört? Ist es wirklich ein Verlust, dass die Kirche heute ihre Positionen auch vor der Vernunft begründen und dafür werben muss? Ich glaube, dass wir an Quantität verlieren, dies aber eine Einladung sein kann und muss, an der Qualität zu arbeiten: der Qualität der Verkündigung, der Lehre, der Caritas, der Theologie und der Seelsorge. Trotz vieler Anfragen und Fehler in unserer Kirche ist das vielfältige und den Menschen zugewandte Engagement in unseren Gemeinden ein Segen für Viele. Und auch den dunklen Seiten der Kirche, wie dem Umgang mit Fällen von sexueller Gewalt, stellen wir uns seit Jahren mit großer Offenheit: Die Vorstellung des Abschlussberichtes des unabhängigen Aufklärungsprojektes ‚Erfahren. Verstehen. Vorsorgen.’ des Regensburger Rechtsanwalts Ulrich Weber im kommenden Jahr wird eine wichtige Etappe auf diesem Weg sein.“
Die Eckdaten für das Bistum Mainz in der Übersicht:
|
2020 |
2019 |
Katholiken |
686.705 |
702.439 |
Gottesdienstteilnehmer |
34.769 (5,1 %) |
58.809 (8,4 %) |
Eintritte |
75 |
101 |
Wiederaufnahmen |
168 |
206 |
Austritte |
8.461 |
9.936 |
Taufen |
2.049 |
4.477 |
Erstkommunion |
3.920 |
4.850 |
Firmungen |
1.697 |
3.720 |
Trauungen |
289 |
1.072 |
Bestattungen |
7.131 |
7.183 |
Hinweis: Ausführliches Zahlenmaterial zu den Eckdaten des kirchlichen Lebens steht auf der Seite der Deutschen Bischofskonferenz im Internet unter www.dbk.de zur Verfügung.