Mainz. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf würdigt den langjährigen Direktor der Bistumsakademie Erbacher Hof anlässlich seines Eintritts in den Ruhestand: „Seit über 30 Jahren, davon 21 Jahre lang als Direktor, hat Peter Reifenberg das Leben und die Arbeit der Bistumsakademie Erbacher Hof durch seinen vielfältigen Einsatz geprägt. Mit ihm verabschieden wir einen profilierten und bundesweit anerkannten Akademieleiter in den Ruhestand. Für sein Engagement gebührt ihm großer Dank.“
Reifenberg wird zum 1. September 2022 in den Ruhestand treten. Seine letzte Veranstaltung ist eine Akademiesoirée am Mittwoch, 31. August, zum Wormser Domorganisten und Domkapellmeister Gregor Lehr (1906-1986).
Kohlgraf hebt hervor, „dass das beharrliche Bemühen um die Gottesfrage und die Frage nach dem Menschen gleichsam als Herzstück kirchlicher Akademiearbeit den Mittelpunkt seiner Tätigkeit gebildet hat. Aufgrund seiner tiefen kirchlichen Bindung wie auch seiner ausgewiesenen theologischen und philosophischen Bildung vermochte er die Akademie als eine Stätte der Begegnung zwischen Kirche, Gesellschaft und Wissenschaft zu profilieren und ihr zu hoher Anerkennung im Bistum wie auch weit darüber hinaus zu verhelfen.“ Immer wieder sei es ihm gelungen, renommierte Fachvertreter verschiedener Disziplinen als Referenten für den Erbacher Hof zu gewinnen und „damit durchgehend ein hohes wissenschaftliches Niveau der vielfältigen Veranstaltungen zu garantieren“.
Der Bischof erinnert etwa an die Symposien im Zusammenhang mit der 50-Jahr-Feier des Zweiten Vatikanischen Konzils oder das Gedenken an große Mainzer Bischöfe, in jüngerer Zeit auch an Veranstaltungen im Kontext des Pastoralen Wegs im Bistum Mainz oder des Synodalen Wegs der Kirche in Deutschland. Bischof Kohlgraf: „Die thematische Breite der Veranstaltungen wurde nicht zuletzt durch zahlreiche Kooperationen mit anderen kirchlichen und außerkirchlichen Einrichtungen, Hochschulen und Akademien erreicht. Aus der jüngsten Zeit ist in diesem Zusammenhang insbesondere die Vereinbarung einer engen Kooperation mit dem Bundeskriminalamt Wiesbaden zu nennen, welche die inhaltliche Ausrichtung der Akademiearbeit nochmals weiter zu akzentuieren vermag.“
Zusätzlich zu dem reichen Veranstaltungsprogramm habe Reifenberg als Herausgeber zahlreiche Publikationen der Akademie initiiert und vielfach auch als Autor an diesen mitgewirkt. Unter vielen anderen Themen galt dabei sein besonderes Interesse dem bedeutenden katholischen Philosophen Maurice Blondel (1861-1949), dem er intensive wissenschaftliche Studien gewidmet hat, wie auch dem katholischen Religionsphilosophen und Theologen Romano Guardini (1885-1968), der im Bistum Mainz seine Priesterweihe empfangen und hier auch einige Zeit als Seelsorger gewirkt hat.
Weiter hebt der Bischof hervor: „Neben seiner wissenschaftlich-theologischen Qualifikation hat Reifenberg aufgrund seiner besonderen musischen Begabung - seine besondere Liebe gilt der Orgel - wichtige Akzente in der künstlerischen Arbeit des Erbacher Hofs gesetzt. In Kooperation mit verschiedenen kulturellen Einrichtungen des Rhein-Main-Gebietes konnte er zahlreiche Ausstellungen und Konzerte im Erbacher Hof veranstalten, ebenso auch Studien- und Kunstreisen in das In- und Ausland durchführen.“ Außerdem falle in seine Amtszeit die umfangreiche Sanierung des Erbacher Hofes, die er begleitet und für die künstlerische Ausstattung der Räumlichkeiten und der Kapelle des Erbacher Hofs Sorge getragen habe. Nicht zuletzt ist seiner Initiative die Ausstattung der Kapelle mit der historischen Henry-Jones-Orgel (1898) zu verdanken. Bischof Kohlgraf wünscht Reifenberg für seinen weiteren Lebensweg Gottes reichen Segen und ein herzliches Vergelt‘s Gott.
Peter Reifenberg wurde am 6. Dezember 1956 in Worms geboren. Nach einem Studium der Theologie, Philosophie, Romanistik und Pädagogik in Mainz, Dijon und Paris war er von 1982 bis 1990 als Studienrat am Gauß-Gymnasium in Worms tätig. Ab 1990 war er Studienleiter des Erbacher Hofes. Im Jahr 1998 wurde er dort stellvertretender Direktor. Seit August 2001 leitet er die Bistumsakademie und das Tagungshaus als Direktor.
Reifenberg wurde 1991 an der Universität Mainz bei Professor Dr. Johannes Reiter mit der Dissertation „Situationsethik aus dem Glauben? Leben und Denken Ernst Michels (1889-1964)“ promoviert. Im Jahr 2001 habilitierte er sich an der Theologischen Fakultät der Albert Ludwigs-Universität Freiburg mit einer Arbeit zum Thema „Verantwortung aus der Letztbestimmung. Maurice Blondels Ansatz zu einer Logik des sittlichen Handelns“ im Fach Moraltheologie bei Professor Dr. Eberhard Schockenhoff.
2005 ist Reifenberg zum außerplanmäßigen Professor an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Albert Ludwigs-Universität Freiburg ernannt worden, mit dem Auftrag am Theologischen Institut der Universität Mannheim Moraltheologie und Systematische Theologie zu lehren. Seit Schließung des Institutes in Mannheim übt er seine Lehrtätigkeit im Fach Theologische Ethik an der Universität Freiburg im Breisgau aus. Reifenberg war außerdem von 2006 bis 2009 Vorsitzender des Leiterkreises der Katholischen Akademien in Deutschland. Er ist verheiratet und hat mit seiner Frau zwei Söhne.