Bischof Peter Kohlgraf zu Gast bei Engelthaler Gespräch

Christa Nickels diskutierte mit Bischof Kohlgraf unter der Moderation von Alexander Krähler (c) Bistum Mainz/Hoffmann
Datum:
Fr. 1. Juli 2022
Von:
Julia Hoffmann

Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat am Mittwoch, 29. Juni, im Rahmen des „Engelthaler Gesprächs“ mit der früheren Parlamentarischen Staatssekretärin Christa Nickels  von Bündnis 90/Die Grünen, über kirchliche und gesellschaftliche Themen diskutiert. Die Podiumsdiskussion in der Klosterkirche der Benediktinerinnenabtei Kloster Engelthal in der Nähe von Altenstadt stand unter dem Motto „Zeit der Umbrüche und Aufbrüche - Krise und Chance für Kirche und Gesellschaft“ und wurde von Alexander Krähler, Phoenix TV, moderiert. Der Abend wurde veranstaltet von der Stiftung Abtei Kloster Engelthal, die sich für den Erhalt der Abtei einsetzt.

Zahlreiche Zuhörerinnen und Zuhörer waren dabei. Auch digital waren einige zugeschaltet. (c) Bistum Mainz/Hoffmann

Ein zentrales Gesprächsthema war die hohe Zahl der Kirchenaustritte. Dazu sagte Bischof Peter Kohlgraf: „Es ist zunächst einmal nicht meine Rolle, dies zu bewerten. Es sind sehr persönliche, bewusste Entscheidungen von Menschen, die teilweise Verletzungen durch die Kirche erlitten haben. Wir müssen aber als Kirche wahrnehmen, dass wir auch viele engagierte Menschen aus der Mitte verlieren. Das ist ein Unterschied zu früheren Jahrzehnten.“ Auf die Frage von Moderator Alexander Krähler, ob eine „Flucht aus der Institution“ der richtige Weg sei, antwortete Christa Nickels: „Was die Verantwortlichen schockiert ist der Umstand, dass Menschen aus der Herzkammer der Kirche diese verlassen. Es muss gelingen, die Kirche zu Verheutigen, also ihr eine Gestalt zu geben, die dem heutigen Leben der Menschen entspricht.“ Nickels erzählte von der Aufbruchsstimmung nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil, und sprach mit Blick auf den Synodalen Weg ihre Bewunderung aus für das Engagement von Bischöfen und Laien. Viele warteten nun auf die Antwort des Papstes im kommenden Jahr, als Reaktion auf den Synodalen Weg. „Wenn der Papst diesen Weg nicht unterstützt, werden noch mehr Menschen die Kirche verlassen“, prognostizierte sie.

Im Hinblick auf den Reformprozess „Synodaler Weg“ hob Bischof Kohlgraf die Entwicklung der Diskussions-Kultur hervor: „Vor zehn Jahren hätte ich mir nicht vorstellen können, dass Bischöfe, Priester und Laien in dieser Form miteinander diskutieren.“ Er stellte klar: „Viele träumen davon, dass sie durch den Reformprozess wieder in einer Pfarrfamilie leben können. Das wird nicht mehr kommen. Das ist eine Illusion. Es gilt, im Jetzt anzukommen.“ Das betreffe sowohl die Konservativen, als auch die Reformer: „Alle stricken sich ein Bild von einer Kirche, die es so nicht gegeben hat, und so auch nicht geben wird“, stellte er klar.

Zum Thema Priesterweihe von Frauen sagte Bischof Kohlgraf: „Ein legitimer Weg ist, das Thema zu weiten und in die Weltkirche einzubringen. Das soll nicht vertrösten, sondern es braucht fundierte theologische Beratung in dieser Frage.“ Auch hier wies er auf die Entwicklung hin. Heute könne er solche Überlegungen offen aussprechen, ohne, dass er seines Amtes enthoben würde, sagte Kohlgraf.

Im Hinblick auf den Zölibat sagte Kohlgraf, er könne sich vorstellen, dass der Papst in dieser Hinsicht regionale Unterschiede ermöglichen könne. „Es geht aber auch um die Frage, wie man Priestern heute ein zölibatäres Leben ermöglichen kann, das eingebunden ist in ein Netzwerk aus Freundschaft“, sagte Kohlgraf, der im Synodalen Weg in der Arbeitsgruppe „Priesterliche Existenz heute“ mitarbeitet.

Engelthaler Gespräch, von links nach rechts: Kuratoriumsvorsitzender Professor Dr. Andreas van der Broeck, die früheren Parlamentarischen Staatssekretärin Christa Nickels,  Äbtissin Elisabeth Kralemann OSB, Bischof Peter Kohlgraf, Alexander Krähler, Phoenix TV und Landrat Jan Weckler (c) Bistum Mainz/Hoffmann

Zum Stichwort Schulen und Bildungseinrichtungen im Bistum Mainz betonte Christa Nickels die Wichtigkeit von Schulen und Kitas als „Berührungspunkte für junge Menschen mit dem Glauben“. Bischof Kohlgraf betonte, das Bistum Mainz sei auch weiterhin ein Schulbistum, zudem gebe es auch an staatlichen Schulen Berührungspunkte mit dem Glauben, etwa durch den Religionsunterricht oder durch die Schulseelsorge. „Die Frage ist, wo können wir die größte Strahlkraft entfalten? Die Qualität muss vor Quantität gehen“, betonte Kohlgraf.

Begrüßung durch Äbtissin Kralemann

Äbtissin der Benediktinerinnenabtei Kloster Engelthal, Elisabeth Kralemann OSB begrüßte die anwesenden Gäste (c) Bistum Mainz/Hoffmann

Zu Beginn des Abends begrüßte die Äbtissin der Benediktinerinnenabtei Kloster Engelthal, Elisabeth Kralemann OSB, die anwesenden Gäste. Professor Dr. Andreas van der Brock richtete als Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung Abtei Kloster Engelthal das Wort an die Anwesenden, Jan Weckler, Landrat des Wetteraukreises, sprach ebenfalls ein Grußwort. Die musikalische Gestaltung übernahm Andrea Köhs, Kantor und Organist der Evangelisch-Lutherischen Dreikönigsgemeinde in Frankfurt am Main.

Stichwort: Stiftung Kloster Engelthal

Mit der Reihe der Engelthaler Gespräche widmet sich die Stiftung Abtei Kloster Engelthal in der Tradition der Klöster als Stätte der Bildung und Kultur aktuellen Fragestellungen unserer Zeit aus den Bereichen Politik, Gesellschaft, Kultur und Kirche. Die Stiftung unterstützt seit ihrer Gründung im Jahre 2004 die Erhaltung der Benediktinerinnenabtei Kloster Engelthal mit dem Ziel, auch künftigen Generationen Engelthal als Ort geistlicher Prägung lebendig zu erhalten. Sie fördert das klösterliche Leben, die Pflege und den Erhalt der Kunst- und Kulturgüter des Klosters sowie religiöse Zwecke, besonders auch die Ökumene.

Stiftung Abtei Kloster Engelthal