Brot und Wein als Zeichen der bleibenden Liebe und Hingabe

Kohlgraf feierte Gottesdienst an Fronleichnam mit Prozession durch Mainzer Altstadt

Mainz, 19. Juni 2025: Bischof Peter Kohlgraf beim sakramentalen Segen zum Abschluss der Fronleichnamsprozession auf dem Liebfrauenplatz. (c) Bistum Mainz / Blum
Datum:
Do. 19. Juni 2025
Von:
tob (MBN)

Mainz. „Wenn ich hinter Jesus her bin, lerne ich, dass der Sinn meines Lebens darin besteht, für andere und mit anderen zu sein.“ Das sagte der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf bei seiner Predigt im Fronleichnamsgottesdienst am Donnerstag, 19. Juni, im Mainzer Dom. Kohlgraf bekannte, dass er Jesus folge, „weil dieser Jesus für mich alles getan hat, bis zum Letzten“.

Mainz, 19. Juni 2025: Auf dem Maqrktplatz führte die Fronleichnamsprozession an den Ständen des Johannisfestes vorbei. (c) Bistum Mainz / Blum

Und weiter: „Er hat den Menschen gedient, hat sich klein gemacht, er ist für die Wahrheit Gottes eingestanden bis zum Letzten, er ist nicht weggelaufen. Er hat sich buchstäblich für andere hingegeben. Damit zeigt Jesus, was er einmal so formuliert hat: Wer sein Leben um jeden Preis retten will, wird es verlieren.“ Kohlgraf feierte die Messe in Konzelebration mit dem Domstift, den Pfarrern der Mainzer Innenstadt und den Pfarrern der Gemeinden von Katholiken anderer Muttersprache in Mainz.

Weiter sagte Bischof Kohlgraf: „Heute am Fronleichnamsfest folgen wir dem Höchsten bis auf die Straßen unserer Städte und Dörfer. Und wir zeigen, dass er uns groß macht, dass Dienen und Folgen nicht demütigt, sondern uns aufrecht gehen und handeln lässt. Auch Jesus wollte allein dem Höchsten dienen. Für ihn hängt der Dienst an den Menschen damit eng zusammen. Er gibt sich hin, wofür am Ende das Brot und der Wein stehen, Zeichen der bleibenden Liebe und Hingabe.“

 

Mainz, 19. Juni 2025: Auch die Chöre am Dom reihten sich in die Fronleichnamsprozession ein. (c) Bistum Mainz / Blum

Wörtlich sagte der Bischof: „Der gekreuzigte Jesus zeigt mir, dass ich geliebt und wertvoll bin, nicht nur wenn ich stark, gesund und erfolgreich bin. Der Gekreuzigte und Auferstandene in der Gestalt des Brotes stellt somit unsere normale Werteordnung auf den Kopf. Wer gibt denn in unserer Gesellschaft das Tempo an? Sicher nicht die Kranken, Alten und Armen. Aber sie machen einen Großteil unserer Gesellschaft aus, und jeder von ihnen ist ein großer Reichtum. Wenn ich Jesus folge, kann ich diese Menschen nicht mehr ignorieren. Und ich weiß um meinen Wert und meine Würde, sollte ich einmal schwach und krank sein.“

Und weiter: „Warum sollte ich Jesus folgen? Weil auch heute das Herz wichtiger ist als die Ellebogen. Nicht der findet sein Glück, der sich um jeden Preis durchsetzt. Auch dafür steht der gekreuzigte, der leidende Christus, dem ich folgen möchte. Mein Wert besteht nicht in meiner Stärke, die ich nutze, um mich nach vorne zu bringen.“

Mainz, 19. Juni 2025: Vor dem Bruder Konrad-Stift fand eine kurze Statio statt. Bischof Kohlgraf spendete den Bewohnern den Segen mit der Monstranz. (c) Bistum Mainz / Blum

Die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes hatten der Mainzer Domchor, der Mädchenchor am Dom und St. Quintin und die Dombläser unter Leitung von Domkapellmeister Karsten Storck übernommen. An der Domorgel spielte Domorganist Professor Daniel Beckmann. Für Kinder fand vor der Prozession ein eigener Gottesdienst in der nahegelegenen Kirche St. Quintin statt.

Fürbitten in verschiedenen Sprachen vorgetragen

Mainz, 19. Juni 2025: Der Mainzer Domdekan Henning Priesel trug die Monstranz auf dem zweiten Teil des Prozessionsweges, hier vor den Ständen des Johannisfestes auf dem Leichhof. (c) Bistum Mainz / Blum

An den Gottesdienst schloss sich die Fronleichnams-Prozession durch die Mainzer Altstadt mit feierlichem Segen an. Begleitet wurde die Prozession unter anderem von Fahnenabordnungen zahlreicher katholischer Verbände und Studentenverbindungen sowie von den Rittern vom Heiligen Grab zu Jerusalem und den Familiaren des Deutschen Ordens. In diesem Jahr fand der Abschluss nicht wie zuletzt auf dem Marktplatz statt, sondern wegen des Aufbaus für das Mainzer Johannisfest auf dem Liebfrauenplatz. Dort wurde für den Abschluss die bereits aufgebaute Rockland Radio-Bühne genutzt. Der im vergangenen Jahr leicht geänderte Prozessionsweg wurde beibehalten:  Statt über die Rheinallee führte er durch Scharngasse, Heugasse, Gallusgasse und Schlossergasse zur Holztraße und dann über Augustinerstraße und Leichhof zurück zum Liebfrauenplatz. Vor dem Bruder Konrad-Stift fand eine kurze Statio mit den Bewohnerinnen und –bewohnern statt, die in der Hausgemeinschaft Eucharistie gefeiert hatten. Bischof Kohlgraf spendete ihnen den Segen mit der Monstranz.

Beim Abschluss auf dem Liebfrauenplatz wurden die Fürbitten in feierlicher Form auch in den Sprachen der Gemeinden von Katholiken anderer Muttersprache vorgetragen, so dass unter anderem auch Fürbitten in Kroatisch, Polnisch, Portugiesisch und Italienisch gebetet wurden. Im Anschluss war Gelegenheit zum gemeinsamen Mittagessen in der Domstraße.

Vesper mit „Mainzer Segen“ am Nachmittag

Mainz, 19. Juni 2025: Bei der Fronleichnamsprozession reihten sich die Ritter vom Heiligen Grab zu Jerusalem und die Familiaren des Deutschen Ordens hinter den Domschweizern ein. (c) Bistum Mainz / Blum

Am Nachmittag feierte der Mainzer Generalvikar Dr. Sebastian Lang im Westchor des Domes die Vesper mit „Mainzer Segen“. Dieser Segen ist eine besondere Form der eucharistischen Frömmigkeit, die für Mainz lange überliefert ist. Beim „Mainzer Segen“ wird bereits zu Beginn der Vesper der Segen mit der Monstranz gespendet und zum Abschluss ein weiteres Mal. Im Mainzer Dom wird diese Form des Segens nur einmal im Jahr praktiziert.

Stichwort: Fronleichnam

Mainz, 19. Juni 2025: Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf bei seiner Predigt an Fronleichnam im Mainzer Dom. (c) Bistum Mainz / Blum

Zehn Tage nach Pfingsten feiern katholische Christen das Fronleichnamsfest, das „Hochfest des Leibes und Blutes Christi“. Im Mittelpunkt dieses Festes steht das eucharistische Brot, das für die Katholiken ein Realsymbol für die Gegenwart Christi ist. Diese Gegenwart wird an Fronleichnam in besonderer Weise gefeiert, indem das eucharistische Brot - eine in einem Gottesdienst konsekrierte Hostie - in einer so genannten Monstranz durch die Straßen getragen wird.

Das Wort Fronleichnam stammt aus dem Mittelhochdeutschen: „fron“ bedeutet „Herr“, „lichnam“ meint den lebendigen Leib. Die Einführung des Festes geht auf eine Vision der Augustinernonne Juliane von Lüttich (um 1191 bis 1258) zurück. Im Traum sah sie den Mond, der einen sichtbaren dunklen Fleck aufwies. Sie deutete dies als Zeichen dafür, dass der Kirche (symbolisiert durch den Mond) ein Fest zu Ehren der Eucharistie fehle. Bischof Robert von Lüttich führte das Fest für sein Bistum im Jahr 1246 ein. Im Jahr 1264 legte Papst Urban IV. fest, Fronleichnam am zweiten Donnerstag nach Pfingsten zu feiern. Die ersten Prozessionen fanden damals in Köln-St. Gereon statt. Fronleichnam ist heute in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, im Saarland sowie teilweise in Sachsen und Thüringen gesetzlicher Feiertag.

Mainz, 19. Juni 2025: Die musikalische Leitung der Chöre und Dombläser lag bei Domkapellmeister Professor Karsten Storck. (c) Bistum Mainz / Blum

Die Feier des Fronleichnamsfestes besteht aus einer feierlichen Messe mit anschließender Prozession. Dabei werden entlang des Prozessionsweges Straßen und Häuser festlich geschmückt, in manchen Dörfern kennt man die Tradition großer Blumenteppiche. Während der Prozession wird die Hostie in einer Monstranz vom Priester unter einem so genannten „Himmel“ getragen, ein über vier Stäbe gespanntes, reich besticktes Tuch. Die Prozession macht Station an ebenfalls reich geschmückten Altären. Hier wird aus den Evangelien vorgelesen, Fürbitte gehalten und mit dem eucharistischen Brot der Segen erteilt.