„Christsein im Geiste Mariens ist selten etwas Spektakuläres“

Gottesdienst mit Bischof Kohlgraf beim Seminarfeiertag im Mainzer Priesterseminar

Mainz, 8. Dezember 2023: Bischof Peter Kohlgraf beim Gottesdienst zum Seminarfeiertag in der Augustinerkirche. (c) Bistum Mainz / Blum
Datum:
Fr. 8. Dez. 2023
Von:
tob (MBN)

Mainz. „Christsein im Geiste Mariens ist selten etwas Spektakuläres, sondern etwas Alltägliches. Aber ich muss aufhören, Glaube als etwas Privates zu betrachten, der den anderen nichts angeht. Ich muss aufhören, Glaube als etwas Weltfernes zu betrachten, der peinlich ist.“ 

Das sagte der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf in der Eucharistiefeier zum Auftakt des Seminarfeiertages des Bischöflichen Priesterseminars Mainz am Freitag, 8. Dezember. Und weiter: „Es gibt tatsächlich für einen Glaubenden Menschen vielleicht nichts Schöneres als zu erleben, dass ich jemand anderem helfen konnte, ein froherer, zufriedenerer Mensch zu werden, indem er Christus und sein Angebot des Lebens kennen lernt, ohne Aufdringlichkeit, Überheblichkeit und Anmaßung, sondern in Bescheidenheit und Nähe.“ Der Seminarfeiertag findet traditionell am Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria statt.

Wörtlich sagte Bischof in seiner Predigt: „Glaube überträgt sich in der Regel nicht durch noch so schlaue Bücher. Sondern er überträgt sich durch Zeuginnen und Zeugen, diejenigen, die Christus lieben, der sie zu anderen trägt. Und dann etwas von der Freude des Glaubens, von der Erfahrung weitergeben zu können, dass Gott eine lebendige, liebende Wirklichkeit ist, darin besteht der Dienst Mariens. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Glaube überträgt sich durch Beziehung zum Glaubenden. Glaube steckt dort an, wo jemand selbst Christus als den Schatz seines Lebens entdeckt hat. Wo deutlich wird, dass der Glaube für mich nicht nur eine Last ist, sondern der Lebensinhalt, der mich reich macht, der mir leben hilft. Wo ich Christus berührbar mache, weil ich meine alltägliche Arbeit mit Liebe mache, nicht nur aus Pflicht.“

Kohlgraf würdigte die Arbeit des Seminars, das als Haus der kirchlichen Berufe die seelsorglichen Berufe und auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Christlichen Orientierungsjahres (COJ) zusammenbringt: „Sie alle sind Zeuginnen und Zeugen der Vielfalt in der Nachfolge und Suche nach den Wegen des Lebens. Auch in diesen Zeiten stehen wir dafür, für das Leben in Fülle zu werben, das sich in Freud und Leid, in Tat und Wort verwirklichen will. Liebe Schwestern und Brüder, ich danke Ihnen für Ihr Dasein in diesem Haus und in unserem Bistum. Sie können das freudige und offene Gesicht unserer Kirche sein oder werden. Das geht nicht in der Verdrängung der Wirklichkeit, sondern in der Annahme und der Verwandlung.“

Die sich anschließende Akademische Feier in der Aula des Seminars stand unter der Überschrift „Helfen ohne Gott? Glaubensüberzeugung und soziales Engagement“. Pastoralreferentin Sara-Marie Hüser sprach mit Marie von Manteuffel die beim International Refugee Assistance Projekt (IRAP) arbeitet und im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) engagiert ist. Aufgrund des Bahnstreiks hatte Manteuffel keine Möglichkeit gehabt, wie geplant nach Mainz anzureisen. Daher war sie online zugeschaltet. Von Manteuffel gab Einblicke in ihre Arbeit bei IRAP, wo sie die individuelle Vertretung von Flüchtlingen im Familiennachzugsprozess nach Deutschland koordiniert. Moderatorin Sara-Marie Hüser ist im Haus der Kirchlichen Berufe für die Studienbegleitung der Bewerberinnen und Bewerber für den Beruf der Pastoralreferentinnen und Pastoralreferenten zuständig.

Zur vollständigen Predigt von Bischof Kohlgraf