Zur vierten Vorlesung der Stiftungsprofessur des Mainzer Bischofs, Kardinal Karl Lehmann, waren wieder rund 1.200 Zuhörer in den voll besetzten Hörsaal RW 1 im Neubau Recht und Wirtschaft gekommen.
Professor Johann Maier ist emeritierter Professor für Judaistik der Universität Köln. Seine Vorlesung stand unter der Überschrift „Das Judentum. Eine Religion in Spannungsfeldern". Kardinal Lehmann hatte als Inhaber der diesjährigen Stiftungsprofessur die Vorlesungsreihe unter die Überschrift „Weltreligionen - Verstehen, Verständigung, Verantwortung" gestellt.
Maier präsentierte das Judentum anhand von insgesamt sieben innerjüdischen Spannungsfeldern, etwa zwischen „landgebundener Stammesreligion und monotheistischer Weltreligion" bis hin zu „Staatsreligion und Regierungspolitik Israels im Verhältnis zu Diaspora und zum modernen jüdischen Pluralismus". Grundanliegen der biblischen Tradition des Judentums sei die Durchsetzung der Gottesherrschaft von Recht und Gerechtigkeit, deren Inbegriff die Tora sei. Maier machte deutlich, dass etwa die Gründer des Staates Israel einen säkularen Staat gründen wollten, tatsächlich heute aber neben dem staatlichen Recht nach angelsächsischem Vorbild gerade im Personenstandsrecht das traditionelle rabbinische Recht Geltung habe und auch staatlich anerkannt sei.
Kardinal Lehmann hatte Professor Maier in seiner Einführung als „herausragenden Vertreter der Judaistik" begrüßt. Maier sei „einer der angesehensten Vertreter seines Faches", der die Judaistik „wie nur wenige geprägt hat", sagte der Kardinal. Zu Beginn hatte Lehmann besonders den in Mainz geborenen Rabbiner und Theologieprofessor Leo Trepp unter den Zuhörern begrüßt: „Es ist eine große Ehre, dass Sie heute bei uns sind."
Die nächste Gastvorlesung der Mainzer Stiftungsprofessur übernimmt am Dienstag, 26. Mai, Professor Dr. Drs. h.c. Eberhard Jüngel. Er ist Emeritus der Evangelisch-Theologischen Fakultät und des Philosophischen Seminars der Universität Tübingen. Jüngels Vorlesung steht unter der Überschrift „‚Wir sollen Menschen und nicht Gott sein. Das ist die summa.' Zum Wesen des Christentums". Der Vortrag mit anschließendem Kolloquium findet von 18.15 bis etwa 20.00 Uhr im Hörsaal RW 1 (Neubau Recht und Wirtschaft) auf dem Campus der Universität Mainz statt.