Den gemeinsamen Auftrag entdecken

Schlusskonferenz der Visitation im Dekanat Alsfeld mit Bischof Kohlgraf

Alsfeld, 7. Juni 2019: Bischof Peter Kohlgraf bei der Schlusskonferenz im Dekanat Alsfeld. (c) Bistum Mainz / Blum
Datum:
Fr. 7. Juni 2019
Von:
tob (MBN)

Alsfeld. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat „für eine neue Kultur des Miteinanders anstelle von Konkurrenzdenken“ geworben. Bei der Schlusskonferenz der Visitation des Dekanates Alsfeld am Freitagabend, 7. Juni, sagte er: „Konkurrenzdenken zwischen Haupt- und Ehrenamt, zwischen Gemeinden und Verbänden verhindert die Verkündigung des Evangeliums. Stattdessen sollten wir zunehmend mehr auch die Gemeinsamkeit und den gemeinsamen Auftrag entdecken.“

Deswegen sei es notwendig, den pastoralen Raum im Dekanat Alsfeld nicht allein mit Blick auf ein Nebeneinander von territorialen Gemeinden, Verbänden, Caritas, Jugend oder Kitas zu gestalten. Vielmehr müsse „gemeinsam überlegt werden, was unser Auftrag im gesamten pastoralen Raum sein könnte und was jede und jeder einzelne spezifisch dazu beitragen kann“. Das Treffen fand in der Gemeinde Christ-König in Alsfeld statt. Daran nahmen die hauptamtlichen sowie Vertreter der ehrenamtlichen Mitarbeiter aus dem Dekanat teil. Der Bischof hatte das Dekanat seit dem 27. Februar visitiert und zahlreiche Gespräche mit haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern geführt.

Beim Pastoralen Weg solle überlegt werden, „wie wir in Zukunft Kirche sein wollen, welche Angebote wir in Zukunft machen wollen, wo unsere Stärken und Schwächen liegen“, betonte Kohlgraf. Weiter sagte er: „Es soll wirklich auch ein geistlicher Weg sein: Was ist unsere Motivation, unser Glaube, was sind unsere Grundhaltungen in unserem kirchlichen Auftrag? Was brauchen die Menschen um uns herum von Kirche? Wie können wir von Kirche begeistern und zur Mitarbeit gewinnen?“

Der Bischof wies darauf hin, dass beim Workshoptag am 1. Juni in Mainz das Thema „Verantwortung teilen“ als größte Herausforderung gesehen worden sei: „Das Bild des Priesters, des Pfarrers als Einzelkämpfer ist meines Erachtens nicht mehr zeitgemäß, und es war eigentlich nie zeitgemäß. Wir brauchen ein Verständnis von Leitung, das gemeinsame Leitung einschließt, wo Leitungsverantwortung abgegeben werden kann, gegebenenfalls. auch an Nichtgeweihte, auch an Nichthauptamtliche - es muss gut überlegt werden, wie dies konkret vor Ort aussehen kann.“ Die Pfarrleitung der Pfarrei werde ein Pfarrer übernehmen. Aber welche Leitungsverantwortung in Gemeinden wahrgenommen werde, das könne sehr unterschiedlich sein. „Wir werden vor Ort über unterschiedliche Modelle nachdenken müssen“, sagte Kohlgraf.

Einen besonderen Dank richtete er an die ehrenamtlich engagierten im Dekanat. Wörtlich sagte er: „Man muss sich auch als Hauptamtlicher eingestehen, dass Ehrenamtliche in unseren Gemeinden sind, die in den Feldern, in denen sie sich einbringen, weitaus kompetenter sein können, als die Hauptamtlichen. Beispielsweise engagieren sich Menschen in der Schwangerenberatung und erwerben auf diesem Gebiet deutlich mehr Kenntnisse, als ein Priester sie haben kann. Insofern kann es sein, dass Hauptamtliche durch die Kompetenz von Ehrenamtlichen ihren Profit ziehen, und ich möchte es auch nicht einfach bei dem klassischen Begriff des Ehrenamts lassen. Wir haben viele Ehrenamtliche, die das mit einer hohen Verbindlichkeit machen. Zusätzlich zum Ehrenamt geht es darum zu entdecken, welche Charismen Menschen haben und einbringen, und wenn es der Besuch bei der kranken Nachbarin ist. Das ist dann kein Ehrenamt, sondern einfach ein Dienst aus einer christlichen Haltung heraus, Verwirklichung christlicher Nächstenliebe. Dazu brauche ich als Getaufter keine Urkunde und dazu brauche ich keinen bischöflichen Auftrag, sondern ich tue es einfach aus meiner christlichen Glaubenshaltung heraus.“ Es sei sicher Aufgabe des Ordinariates, das Ehrenamt zu unterstützen und zu qualifizieren. „Aber das Ehrenamt zu entdecken und Charismen zu fördern, das muss vor Ort geschehen“, sagte Kohlgraf.

Der Bischof warb dafür, auf dem Pastoralen Weg „das Dekanat als Gesprächseinheit noch einmal neu zu entdecken“. In Alsfeld im sei das Dekanatsbüro im Haus der katholischen Kirche, aber auch die Caritas und die Katholische Jugendzentrale (KJZ), die ihre Räumlichkeiten dort haben, „wichtige Ansprechpartner und eine Stelle gelingender Kooperation“. Dekan Winfried Disser hatte die Begrüßung übernommen. Das anschließende Gespräch moderierte Dekanatsreferentin Hedwig Kluth. Vor der Schlusskonferenz hatte Kohlgraf mit Firmlingen einen Jugendgottesdienst gefeiert.