„Die Kirche muss sich selbst evangelisieren lassen“

Sendungsgottesdienst für drei neue Pastoralreferenten mit Bischof Peter Kohlgraf

Mainz, 7.9.2019: Strahlende Gesichter: Andreas Baaden, Bischof Peter Kohlgraf, Anna-Katharina Poppe und Dr. Stefanie Priester. (c) Bistum Mainz / Matschak
Datum:
Sa. 7. Sep. 2019
Von:
am (MBN)

Mainz. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat am Samstag, 7. September, zwei Pastoralreferentinnen und einen Pastoralreferent in den Dienst des Bistums Mainz gesandt.

Mainz, 7.9.2019: Bischof Peter Kohlgraf spricht ein Segensgebet für die Gesendeten. (c) Bistum Mainz / Matschak

Im Rahmen des Gottesdienstes im Mainzer Dom erhielten Anna-Katharina Poppe, Dr. Stefanie Priester und Andreas Baaden die kirchliche Sendung für ihren Dienst im Bistum Mainz. Dazu sprach Kohlgraf ein Segensgebet und übergab den Kandidaten als Zeichen ihrer Sendung eine Bibel. Die Sendungsfeier stand unter dem biblischen Leitwort: ‚Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.‘ (Mt 28,20).

Mittelpunkt seiner Predigt war das Thema Evangelisierung. Kohlgraf betonte, dass die Kirche, bevor sie zu den Menschen gesandt werde, „sich selbst evangelisieren lassen muss“. „Sie muss nach glaubwürdigen Lebensvollzügen, nach glaubwürdigem Miteinander suchen. Die Kirche ist selbst der Reinigung bedürftig, bevor sie meint, andere belehren zu sollen. In dieser Idee von Evangelisierung setzt sich die Kirche einem Gespräch mit der Welt und ihren Themen aus, ohne alles für gut zu befinden, aber sie bringt die Offenheit dafür mit, dass Christus schon bei den Menschen sein kann, bevor sie als Missionarin kommt. Evangelisierung geht nicht ohne das Hören auf Gottes Wort und ohne den Blick in die Lebenswelt der Menschen“, sagte der Mainzer Bischof. Evangelisierung sei nicht allein das Kennenlernen christlicher Glaubensinhalte, sondern das „Tun des Evangeliums“. „In diesem Konzept von Evangelisierung sind alle Akteure, niemand bleibt passiv. Es gibt nicht klar definierte Sender und Empfänger, sondern Menschen auf gemeinsamen Wegen. Daher können die Wege in die Zukunft nur synodal sein, in glaubender Gemeinschaft und gemeinsamer Suche, im Beten und im Hören aufeinander gegangen werden“, sagte Kohlgraf.

Auch beim Pastoralen Weg des Bistums Mainz sehe er „den Primat der Evangelisierung“: „Erste Rückmeldungen zeigen Unterschiedliches: Es gibt viele Strukturdebatten, aber ich nehme auch wahr, dass Menschen sich den geistlichen Fragen zuwenden. Menschen gehen der Frage nach, was uns motiviert, für welche Botschaft und für welchen Herrn wir unterwegs sind. Sie fragen nach den Menschen, denen wir uns als Gesprächspartner anbieten. Es wird gebetet und nach den Fundamenten gesucht. In dieser Suche will ich alle unterstützen. Werden Sie kreativ, geistliche Schritte zu gehen. In diesen Bemühungen werden wir, da bin ich sicher, dem Auferstandenen auf die Spur kommen“, sagte er.

Kohlgraf zum Synodalen Weg der Bischofskonferenz

Mainz, 7.9.2019: Als Zeichen ihrer Sendung überreicht Bischof Peter Kohlgraf Stefanie Priester eine Heilige Schrift. (c) Bistum Mainz / Matschak

Kohlgraf ging in seiner Predigt auch auf den Synodalen Weg ein, den die Deutsche Bischofskonferenz gemeinsam mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken begonnen hat. Er sehe „viele Fronten verhärtet“, sagte Kohlgraf. „Dennoch sind, so meine ich, nicht die Gespräche an sich spalterisch, sondern die Meinung, man könne Gespräche unterbinden. Das wird nicht mehr funktionieren. Spaltung haben in die Kirche nicht Gespräche gebracht, sondern die Verbrechen, die Vertuschung, unmögliches Machtgebaren und der mangelnde Wille, sich der eigenen Realität zu stellen, und die Meinung, man wisse schon immer, was für andere gut und richtig sei“, betonte der Mainzer Bischof.

Einsatz in der Hochschul-, Jugend- und Schulseelsorge

Mainz, 7.9.2019: Weihbischof Dr. Udo Markus Bentz überreicht den Neugesendeten die bischöflichen Dekrete für ihre künftigen Einsatzstellen. (c) Bistum Mainz / Matschak

Konzelebranten des Gottesdienstes waren der Mainzer Weihbischof und Generalvikar Dr. Udo Markus Bentz, der Personaldezernent der Diözese, Domkapitular Prälat Hans-Jürgen Eberhardt, und der Ausbildungsleiter, Regens Dr. Tonke Dennebaum. Für die musikalische Gestaltung waren Domorganist Professor Daniel Beckmann und eine Gesangsschola aus Studierenden und Auszubildenden unter der Leitung von Mechthild Bitsch-Molitor, Leiterin der kirchenmusikalischen Ausbildung im Bistum Mainz, verantwortlich.

Bentz überreichte den Neugesendeten am Ende des Gottesdienstes das bischöfliche Dekret für ihren jeweiligen künftigen Einsatz im Dienst des Bistums. Eingesetzt werden die Neuen als Referentin für Ministrantinnen und Ministranten sowie Religiöse Bildung im Bischöflichen Jugendamt (Anna-Katharina Poppe), als Schulseelsorgerin und im Religionsunterricht an der Marienschule in Offenbach (Dr. Stefanie Priester) sowie als Hochschulseelsorger in Worms und in der Berufungspastoral im Bistum Mainz (Andreas Baaden).

Biografien der neu Gesendeten

Mainz, 7.9.2019: Carola Daniel (r.) stellt die Kandiaten dem Bischof vor. (c) Bistum Mainz / Matschak

Andreas Baaden ist 32 Jahre alt und wuchs in Worms-Herrnsheim auf. Nach dem Abitur studierte Andreas Baaden zunächst Lehramt in den Fächern Katholische Theologie, Deutsch und Sport an der Pädagogischen Hochschule in Heidelberg. Nach dem Staatsexamen wechselte er zum Zweitstudium der Katholischen Theologie an die Johannes Gutenberg-Universität in Mainz. Während seiner pastoralen Ausbildung war Baaden zunächst als Pastoralassistent im Praktikum in der Pfarrei St. Maria Magdalena in Gernsheim eingesetzt. Anschließend arbeitete er zwei Jahre als Pastoralassistent in der Pfarrgruppe Fürth/Lindenfels in der Gemeindeseelsorge und als Dekanatsjugendseelsorger im Dekanat Bergstraße-Ost.

Anna-Katharina Poppe ist 30 Jahre alt und wuchs im Vogelsbergkreis auf. Nach dem Abitur in Alsfeld absolvierte Poppe ein Freiwilliges Soziales Jahr: zunächst in der Behindertenseelsorge in Mainz und anschließend in einem Kinderhort in Portugal. Danach studierte sie Katholische Theologie an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz und in Wien. Während der pastoralen Ausbildung war Poppe zunächst als Pastoralassistentin im Praktikum in der Pfarrei Don Bosco in Mainz eingesetzt. Anschließend arbeitete sie in der Gemeindeseelsorge in der Pfarrgruppe Heusenstamm.

Dr. Stefanie Priester, geborene Völkl, ist 35 Jahre alt und wuchs in Radheim im Odenwald auf. Nach dem Abitur in Groß-Umstadt kam Priester zum Studium an die Johannes Gutenberg-Universität nach Mainz, wo sie sowohl Katholische Theologie mit dem Abschluss als Diplom-Theologin studierte als auch die Studienfächer Germanistik und Philosophie mit dem Staatsexamen abschloss. Während eines Auslandsjahres studierte sie in Paris am Institut Catholique. Für ihre Dissertation erhielt sie den Disserationspreis für die beste Doktorarbeit an der Theologischen Fakultät an der Universität Luzern für das Jahr 2015. Während der Arbeit an der Promotion arbeitete sie in Mainz als Religionslehrerin und später als Missio-Referentin im Bischöflichen Ordinariat. In der Zeit ihrer Ausbildung war sie zunächst als Pastoralassistentin im Praktikum in der Pfarrei St. Josef in Offenbach eingesetzt. Anschließend wirkte sie als Pastoralassistentin in der Gemeindeseelsorge im Pfarreienverbund „Am Limes“ mit dem Schwerpunkt in der Pfarrei St. Martin in Pohlheim und im Religionsunterricht an der Landgraf Ludwig-Gymnasium in Gießen.

Stichwort: Pastoralreferent/Pastoralreferentin

Mainz, 7.9.2019: Die neuen Pastoralreferenten des Bistums Mainz (v.l.): Andreas Baaden, Anna-Katharina Poppe und Dr. Stefanie Priester. (c) Bistum Mainz / Matschak

Pastoralreferenten sind Diplom-Theologen bzw. Theologen mit dem Abschluss „Magister Theologiae“ im pastoralen Dienst der Kirche. Der Beruf steht Männern und Frauen - verheiratet oder unverheiratet - gleichermaßen offen. Grundlage für den Beruf ist der Leitgedanke des Zweiten Vatikanischen Konzils über die Kirche als Volk Gottes in der dogmatischen Konstitution „Lumen Gentium“ vom 21. November 1964: „Das Apostolat der Laien ist Teilnahme an der Heilssendung der Kirche selbst. Zu diesem Apostolat wer-den alle vom Herrn selbst durch Taufe und Firmung bestellt.“ (Lumen Gentium 33)

Bei der Gemeinsamen Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland, der so genannten „Würzburger Synode“ von 1971 bis 1975, wurde dieser Ansatz weitergeführt, und so entstand dieser pastorale Beruf für Laien mit theologischem Hochschulabschluss. Pastoralreferenten ergänzen neben Gemeindereferenten den Dienst des kirchlichen Am-tes, also von Diakonen, Priestern und Bischöfen, mit eigener Kompetenz in bestimmten pastoralen Sachgebieten. Die Beauftragung für ihren Dienst erhalten Pastoralreferenten in einem Sendungsgottesdienst durch den Bischof.

Pastoralreferenten gibt es mittlerweile seit über 40 Jahren. Im Bistum Mainz gibt es den Beruf seit 1973. Im Rahmenstatut der Deutschen Bischofskonferenz für Pastoralreferenten/Pastoralreferentinnen aus dem Jahr 1987 heißt es über die Aufgaben der Berufsgruppe: „Spezifische Aufgabe der Pastoralreferenten ist es, mit den Gliedern der Gemeinden nach Wegen zu suchen, wie das Evangelium jeweils in Familie, Kirche und Gesellschaft gemäß den persönlichen und beruflichen Situationen gelebt und bezeugt werden kann. Durch die Begleitung von Einzelnen und die Arbeit mit Gruppen helfen sie, Kirche mit aufzubauen und Lebensbereiche der Gesellschaft mitzugestalten.“ (Kapitel 1, Beruf und kirchliche Stellung)

Im Bistum Mainz sind Pastoralreferenten vor allem in der kategorialen Seelsorge tätig. Einen wichtigen Schwerpunkt stellt dabei der Religionsunterricht an Gymnasien und Berufsschulen sowie die Schulseelsorge dar. Darüber hinaus sind Pastoralreferenten in der Krankenhaus-, Gefängnis-, Hochschul- und Betriebsseelsorge eingesetzt, ebenso wie in Cityseelsorge, Polizeiseelsorge, Telefonseelsorge und der geistlichen Begleitung. Ebenso sind sie als Referenten und leitende Mitarbeiter im Bischöflichen Ordinariat oder als Dekanatsreferenten tätig. Nur wenige Pastoralreferenten arbeiten im Bistum Mainz in der Gemeindeseelsorge. In den deutschen Bistümern sind die Arbeitsfelder für Pastoralreferenten sehr unterschiedlich. Zwar sehen die Rahmenstatuten der Deutschen Bischofskonferenz vor, dass die Gemeindeseelsorge nicht das primäre Einsatzgebiet der Berufsgruppe sein soll, doch hat sich in vielen deutschen Diözesen gerade dieser Bereich zu einem Schwerpunkt entwickelt.

Derzeit gibt es im Bistum Mainz 144 Pastoralreferenten bzw. -assistenten; als Pastoralassistenten werden diejenigen bezeichnet, die sich in der Ausbildung zum Pastoralreferent befinden. Bereits während des Theologiestudiums findet für die Interessenten am Beruf des Pastoralreferenten eine studienbegleitenden Ausbildung statt: vom ersten bis zum fünften als „Infokreis“ und ab dem sechsten Semester als „Bewerberkreis“.

Hinweis: Bischöfliche Beauftragte für Pastoralreferenten im Bistum Mainz ist Carola Daniel, Personaldezernat, Heringsbrunnengasse 4, 55116 Mainz, Tel.: 06131/253-185, Internet: www.bistummainz.de/pastoralreferenten