„Die digitale Revolution lässt sich nicht aufhalten. Aber wir können und müssen sie vom Menschen her denken und entwickeln: Zu einem Fortschritt, der dem Menschen dient, und in dem nicht Vergötterung der Technik und Gewinn, sondern der Mensch an erster Stelle steht." Das sagte der Diözesanadministrator des Bistums Mainz, Prälat Dietmar Giebelmann, beim traditionellen Diözesantag für Personal- und Betriebsräte und Mitarbeitervertretungen im Bistum Mainz am Mittwoch, 28. September. Zu der Veranstaltung, die unter der Überschrift „Mensch 4.0? Arbeit und Mitbestimmung in der digitalen Revolution" stand, waren rund 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in den Erbacher Hof in Mainz gekommen. Veranstaltet wurde der Tag vom Referat Berufs- und Arbeitswelt im Bistum Mainz.
In ihrem Impulsreferat „Mensch 4.0? – Arbeit und Mitbestimmung in der digitalen Revolution" sprach Professorin Dr. Anja Liebrich über die Herausforderungen und Chancen angesichts der zunehmenden Digitalisierung der Arbeitswelt. Liebrich ist Arbeits- und Organisationspsychologin beim Institut für Arbeitsfähigkeit, Mainz. Sie wies darauf hin, dass Digitalisierung für Unternehmen und Beschäftigte ein „Erfolgsprogramm" werden könne, „wenn die Beteiligung von Beschäftigten und Betriebsräten erhöht wird". „Betriebsvereinbarungen vereinfachen Mitbestimmungsverfahren, indem verbindliche Grundsätze und Verfahrensweisen festgeschrieben werden", sagte sie. Als zukünftige Herausforderungen nannte sie unter anderem die „Sicherung der Teilhabe an Arbeit", den „Einklang von Erwerbsarbeit und individuellem Lebensrhythmus", den „Erhalt guter Arbeit im Wandel" bzw. eine „gute Unternehmenskultur und demokratische Teilhabe". Nach einer Aussprache in Tischgruppen und mit der Referentin fanden am Nachmittag fünf Workshops zum Thema des Tages statt.
Bereits in seiner Begrüßung hatte Betriebsseelsorger Richard Kunkel, Bad Nauheim, darauf hingewiesen, „dass sich reale und digitale Welt immer mehr vermischen". „Doch das, was wir bislang als Digitalisierung verstehen, ist nur eine kleine Vorahnung dessen, was unter dem Stichwort Industrie 4.0/Arbeit 4.0 auf uns zukommen wird. Dieser Prozess wird die Arbeitswelt radikal in einem Ausmaß verändern, das wir heute noch gar nicht kennen und nicht einmal erahnen können. Berufsbilder, Anforderungsprofile werden sich verändern, vertraute Tätigkeiten, Berufe, Qualifikationen bald nicht existieren", sagte er.
Die Digitalisierung von Arbeitswelt und Gesellschaft sei ein „Fakt", sagte Betriebsseelsorgerin Ingrid Reidt, Rüsselsheim, in ihrer „Sozialethischen Bewertung" am Ende der Veranstaltung. Technik und Fortschritt seien „per se nie schlecht", allerdings würden die Menschen der Versuchung unterliegen, „sich selbst zu überhöhen und den Blick für das Ganze und für die soziale Verantwortung zu verlieren". Die christlich-jüdische Tradition wisse um die Versuchung der „Verzweckung und Entfremdung des eigentlich Menschlichen": „Aber diese Tradition betont auch die Stärken und vor allem die Zusage, die uns als Menschen von Gott gegeben ist: Die unantastbare Würde eines jeden Einzelnen, den Wert der Person als soziales Wesen jenseits von Leistung und Ökonomie und den Vorrang der Menschen vor dem Kapital."
Hinweis: www.arbeitswelt-bistum-mainz.de