Das sagte der Mainzer Domdekan, Prälat Heinz Heckwolf, in seiner Predigt beim diesjährigen Gottesdienst für die Garden und Korporationen der Mainzer Fastnacht im vollbesetzen Mainzer Dom.
Heckwolf predigte am Sonntag, 26. Februar, bei einer Eucharistiefeier mit den Mitgliedern der Mainzer Fastnachtskorporationen und -vereine im vollbesetzten Mainzer Dom. Aufgänger für seine Predigt war das diesjährige Motto der Fastnachtskampagne „De Dom gehört zu Meenz am Rhoi, wie Fassenacht, Weck, Worscht und Woi!“. Der traditionelle Gottesdienst, den Domdekan Heckwolf seit 1995 im Mainzer Dom gestaltet, fand in diesem Jahr zum 23. Mal statt.
Aus dem Mainzer Dom spreche „eine unerhörte Ruhe und eine innere Kraft“, sagte der Domdekan. „Was immer die Menschen, die ihn erbaut haben, damals gedacht haben, wie klein ihre Welt im Vergleich zu unserer gewesen sein mag: Es war eine Welt mit Maßen. Die Menschen kannten ihren eigenen Ort zwischen Himmel und Erde. Der Dom inmitten der Stadt, Ort der Besinnung und des Gebetes, Ort der Verkündigung des Wortes Gottes, erscheint wie der Mittelpunkt einer in Gott geordneten Welt als ‚Haus Gottes unter den Menschen’.“
Der Dom erinnere mit seiner monumentalen Gestalt „an die unveränderlichen Maßstäbe unseres vergänglichen, menschlichen Daseins, die die Bibel, das Wort Gottes enthält“, sagte der Domdekan. „Zu diesen unveränderlichen Maßstäben gehört die Würde des Menschen. Jeder Menschen hat eine unzerstörbare Würde, nicht einen bestimmten Wert.“ Und weiter: „Diese Würde kommt nicht im Laufe der Zeit, aufgrund besonderer Fähigkeiten oder Ausbildungen. Sie hängt nicht an Gesundheit und Stärke. Die unzerstörbare Würde ist dem Menschen gegeben, weil er ein Mensch, ein Geschöpf Gottes ist. Dafür steht der Dom.“
Zu den unveränderlichen Maßstäben gehöre auch die Wahrhaftigkeit, betonte Heckwolf. „In einer Zeit, in der mit alternativen Fakten, also mit Lügen, versucht wird, Menschen zu überzeugen, in der Behauptungen aufgestellt werden, die jeder Grundlage entbehren, in der Populisten hierzulande und überall jedes Mittel recht ist, um Angst zu schüren, in der mit ‚fake news’ die Ehre von Menschen angegriffen wird, in dieser Zeit widerspricht der Dom mit seinem mächtigen Geläute und erinnert mit Worten der Bibel an die Verpflichtung zur Wahrheit: ‚Ein Mund, der die Wahrheit sagt, hat immer Bestand, eine lügnerische Zunge nur einen Augenblick (Ps12,19)’“ Schließlich stehe der Dom auch für Freiheit, sagte Heckwolf: „Zu dieser Freiheit gehört die Freiheit der Kunst, das freie Wort, auch in der Bütt, auch wenn das manchem nicht gefällt. Niemand darf sich den Mund verbieten lassen von den Feinden der Freiheit.“
So wie der Dom „eine ständige Baustelle“ sei, müssten auch die unveränderlichen Maßstäbe des menschlichen Zusammenlebens bewahrt und gepflegt werden, sagte Heckwolf: „Die Freiheit muss verteidigt, die Wahrheit ausgesprochen, die Würde des Menschen beachtet werden. Von einem jeden von uns. Immer wieder. Geschieht das nicht, dann verkommt unser Zusammenleben.“
In den Fürbitten wurde unter anderem für alle Beteiligten und Besucher des Mainzer Rosenmontagszuges gebetet. Am Ende des Gottesdienstes dankte Domdekan Heckwolf allen Beteiligten. Unter anderen hatten Mitglieder der Garden die Aufgaben der Ministranten übernommen. Weiter sagte der Domdekan: „Ich bin gespannt, wann der bekannteste Obermessdiener Deutschlands zum Gottesdienst für die Garden und Korporationen kommt.“ Man sehe ihn auf Werbeplakaten und im Fernsehen, aber nicht im Dom. Und weiter: „Die Voraussetzungen sind gut: Der Mittelgang jedenfalls ist breit genug“, sagte Heckwolf. Die musikalische Gestaltung hatten das Wonnegauer Blasorchester aus Osthofen unter Leitung von Samir Benahmed sowie Domorganist Daniel Beckmann an der Domorgel übernommen.