Dr. Hans-Jürgen Kotzur verabschiedet

Langjähriger Domkonservator und Direktor des Dom- und Diözesanmuseums

GROSSE--LEHMANN--GIEBELMANN--EBLING--KOTZUR (c) Bistum Mainz / Blum (Ersteller: Bistum Mainz / Blum)
Datum:
Di. 25. Okt. 2011
Von:
tob (MBN)
Mainz. Der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, hat Dom- und Diözesankonservator Dr. Hans-Jürgen Kotzur, der in Personalunion auch Direktor des Bischöflichen Dom- und Diözesanmuseums war, bei einer Feierstunde am Montagabend, 24. Oktober, in den Ruhestand verabschiedet.

Er erinnerte an die zahlreichen Sonderausstellungen des Dommuseums in den vergangenen Jahren. Die gerade zu Ende gegangene Schau „Der verschwundene Dom sei „zu einem krönenden Abschluss" von Kotzurs Wirken geworden, sagte Lehmann. Im Hinblick auf seine Tätigkeit als Diözesankonservator würdigte der Kardinal besonders „die große Sorge, Kompetenz und Geschicklichkeit", mit der Kotzur die Restaurierung und Gestaltung zahlreicher Kirchen im Bistum begleitet habe.

„Du hast bleibende Spuren im Dom, im Museum und in der Diözese hinterlassen", sagte Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen aus Würzburg. Lenssen ist Vorsitzender der Internationalen Arbeitsgemeinschaft Kirchlicher Museen und Schatzkammern im deutschsprachigen Raum. Besonders hob er die Ausstellung über die Kreuzzüge aus dem Jahr 2004 hervor. Bei Kotzurs Arbeit sei immer das Bemühen erkennbar gewesen, „sich nicht nur auf das vordergründig Wahrnehmbare zu beschränken". Darüber hinaus würdigte Lenssen Kotzurs „großes Engagement zu Gunsten einer Belebung und Effizienz der Arbeitsgemeinschaft kirchlicher Museen und Schatzkammern", bei der er noch bis 2013 im Vorstand wirkt.

Kotzur habe sich durch seine Arbeit um die Stadt Mainz und das Land Rheinland-Pfalz verdient gemacht, sagte Michael Ebling, Staatssekretär im Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur des Landes Rheinland-Pfalz. Er sei „ein herausragender Vertreter der kirchlichen Denkmalpflege, dessen Verdienste weit über den kirchlichen Bereich hinausgehen". Das Mainzer Dom- und Diözesanmuseum gehöre „zu den herausragenden Museen unseres Landes", sagte Ebling. Der Mainzer Generalvikar, Prälat Dietmar Giebelmann, hatte die rund 120 Gäste im Ketteler-Saal des Erbacher Hofes begrüßt und Kotzur für sein Wirken gedankt. Von Seiten der Stadt Mainz nahm Marianne Grosse, Dezernentin für Bauen, Denkmalpflege und Kultur, an der Feier teil. Musikalisch gestaltet wurde der Abend von Regionalkantorin Mechthild Bitsch-Molitor am Flügel.

Hans-Jürgen Kotzur wurde am 13. Oktober 1946 in Sonneberg/Thüringen geboren. Aufgewachsen ist er in Pirmasens. Nach dem Abitur und einem längeren Australien-Aufenthalt studierte er Kunstgeschichte, Soziologie und Archäologie in Mainz, Basel und Heidelberg. 1977 promovierte er mit einer Arbeit über Leben und Werk des bayrischen Architekten August von Voit (1801-1870). Zunächst war er als wissenschaftlicher Assistent von Professor Friedhelm Fischer am Kunsthistorischen Institut der Universität Mainz beschäftigt.

1978 wurde er kirchlicher Denkmalpfleger am Bischöflichen Konservatorenamt in Trier. Von 1979 bis 1988 arbeitete er als kirchlicher Konservator und Leiter der Abteilung Denkmalpflege und Kunst im Baudezernat des Bistums Limburg. Er wirkte federführend an zahlreichen Kirchenrenovierungen mit, unter anderem am Wetzlarer Dom (1982-1988) und an bedeutenden Kirchen im Rheingau und im Frankfurter Raum. Außerdem baute er das Diözesanmuseum Limburg (1984) und später das Dommuseum in Frankfurt (1987) auf.

Anfang April 1988 wechselte Kotzur als Diözesankonservator und Direktor des Bischöflichen Dom- und Diözesanmuseums nach Mainz. Als Denkmalpfleger entwickelte er die Restaurierung und Gestaltungskonzepte von zahlreichen Kirchen im Bistum. Zusätzlich hat er das Dom- und Diözesanmuseum systematisch ausgebaut und die Ausstellungsfläche durch verschiedene Erweiterungen verdoppelt. Seit 1990 konnte er durch Ankäufe, Dauerleihgaben und Erbschaften über 1.000 Neuzugänge für das Museum verzeichnen. Insgesamt 18 Sonderausstellungen hat Kotzur verwirklicht, angefangen von „1.000 Jahre St. Stephan Mainz" (1990) bis zur gerade beendeten Ausstellung „Der verschwundene Dom". Höhepunkte seiner Arbeit im Dom- und Diözesanmuseum waren die Sonderausstellungen über Hildegard von Bingen (1998) mit rund 100.000 Besuchern und über die Kreuzzüge (2004) mit 130.000 Besuchern. Im Jahr 2000 wurde er zum Domkonservator ernannt.

Kotzur ist Vorstandsmitglied des Internationalen Arbeitskreises Kirchlicher Museen und Schatzkammern im deutschsprachigen Raum, der Dombauvereine Mainz und Worms, der Mainzer Adolf-Gerhard-Stiftung und des Kuratoriums Regionalmuseum Bingen. Außerdem ist er Mitglied des Denkmalrates Rheinland-Pfalz und der Internationalen Vereinigung der Dombaumeister. Für seine Arbeiten wurde Kotzur mehrfach mit Denkmalpreisen ausgezeichnet. Im August 2011 verlieh ihm der Mainzer Oberbürgermeister für seine „vielfältigen Verdienste um die Denkmalpflege, Geschichte und Kunstgeschichte der Landeshauptstadt Mainz" das nur selten verliehene Kaisermedaillon „Mogontiacum" der Stadt Mainz.