MBN: Pater Max, warum ist der Rosenkranz wieder in?
Pater Maximiliano Cappabianca: Gutes ist oft so nah: Und das gilt auch für den Rosenkranz. Nach vielen Jahren, in denen man Spiritualität in Fernost oder in komplizierten Meditationstechniken gesucht hat, entdecken viele, dass wir in unserer eigenen Tradition ein so einfaches und doch wirksames Gebet haben. Ich denke, dass sich mancher noch an seine Oma und Uroma erinnert, wie sie zu Hause den Rosenkranz gebetet hat, und sich dann sagt: „Das kann so falsch nicht gewesen sein." Ein bisschen ist es auch die Neugier und die generell positivere Grundstimmung gegenüber allem Katholischen. Schön ist es zudem, dass auch Jugendlichen meist klar ist: Der Rosenkranz ist eben kein Modeaccessoire, sondern ein Gebetsinstrument. Ich als Dominikaner bin natürlich froh darum, denn unser Orden bemüht sich seit 500 Jahren um die Förderung dieser Gebetsform. Ich bin sicher: Wir sind noch lange nicht fertig mit dem Rosenkranz.
MBN: Was finden Sie am Rosenkranz faszinierend?
Pater Max: Ich finde zuallererst die Einfachheit faszinierend. Wenn man einmal weiß, wofür die Perlen stehen, kann man kaum etwas „falsch" machen. Dann ist er überall einsetzbar - auch zwischendurch. Wie oft hat man im Laufe eines Tages Leerlaufzeiten! Viele ärgern sich darüber, beispielsweise, wenn ihr Bus Verspätung hat. Wer einen Rosenkranz dabei hat, kann ihn jederzeit und überall einsetzen. Und dann ist der Inhalt wunderbar: Mit den Augen Marias schaut man auf die vielen „Geheimnisse" des Lebens Jesu. Also auf das, was er erlebt hat: sein Leben, Sterben und Auferstehen. Eben das, was ihn ausmacht - auch noch heute und für mich. Ich habe mit dem Rosenkranz die Erfahrung gemacht, dass ich Jesus Christus beim Rosenkranzbeten einfach nahe bin.
MBN: Wie ist Ihr Buch aufgebaut?
Pater Max: Das Buch ist nicht dick, es hat nur knapp 50 Seiten. Darin findet sich alles, was man braucht, wenn man den Rosenkranz noch nicht beten kann: Texte, Anleitungen etc. Dann haben unsere Novizen aus dem Dominikanerkloster Worms kurze Betrachtungen zu den Rosenkranzzyklen geschrieben. Das soll eine Hilfe sein, in die Atmosphäre der jeweiligen Geheimnisse zu kommen. Außerdem gibt es einen Beitrag zu den Schwierigkeiten mit dem Rosenkranzgebet, denn die Erfahrung zeigt: Auch alte Hasen tun sich manchmal schwer mit dem Gebet. Zudem haben wir Auszüge eines Briefs unseres Ordensmeisters P. Carlos Azpiroz Costa OP in Rom abgedruckt. Unser Generaloberer hat nämlich ein Rosenkranzjahr ausgerufen, damit sich die Schwestern, Brüder und Laienmitglieder des Ordens wieder intensiver mit dem Rosenkranz beschäftigen. Dieses dominikanische Rosenkranzjahr war schließlich auch der Anlass, das Hörbuch herauszugeben.
Aber ehrlich gesagt: Pater Cletus und ich träumten schon lange von diesem Projekt. Pater Cletus ist in unserm Orden als „Promotor" für den Rosenkranz zuständig. Es war ein glücklicher Umstand, dass die sechs Novizen, die derzeit in Worms sind, sofort mitgemacht haben. Dann hat unser Organist Christian Bonath zugesagt, kurze Orgelmeditationen beizusteuern. Sehr wichtig sind auch die beigefügten CDs, die das eigentlich Wichtige sind. Hier finden sich alle vier Rosenkranzzyklen komplett gebetet. Eigenartigerweise gab es das in dieser Form noch nicht. Wir hoffen vor allem, dass die Leute die CDs zur Hand nehmen und mit uns den Rosenkranz beten. Wir haben jedenfalls bei der Aufnahme in der Pauluskirche in Worms - es war in der Pfingstoktav 2008 - fest an die Menschen gedacht, die durch die CD-Aufnahme gemeinsam mit uns den Rosenkranz beten werden: alte und junge, einsame und kranke, aber auch neugierige und suchende Menschen. Wir haben uns diesen Menschen verbunden gefühlt. Das war irgendwie auch eine Glaubenshaltung, die uns sehr wichtig war.
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