MBN: Wie wird der Gottesdienst „Spurensuche" ablaufen?
Hubertus Brantzen: Kernstück des „Spurensuche"-Gottesdienstes ist ein Schrifttext, über den ein Gespräch mit Kardinal Karl Lehmann stattfinden wird. In diesem Gespräch geht es wie bei allen „Spurensuche"-Gottesdiensten um die Frage, wie wir Gott in unserem Alltag suchen, ahnen und finden können. Nach dem Gespräch werden alle Gottesdienstbesucher eingeladen, ihre Gedanken dazu jeweils mit ihrer Nachbarin und ihrem Nachbar auszutauschen. Fürbitten und Vater unser bilden den Abschluss. Musikalisch wird Andreas Stafenhagen den Gottesdienst mit seiner Querflöte mitgestalten.
MBN: Der Gottesdienst trägt die Überschrift „Gott in allen Dingen finden". Was ist damit gemeint?
Brantzen: Wir haben gelernt, Politik, gesellschaftliche Fragen und Religion zu unterscheiden und auseinander zu halten. Wir merken aber, dass unser freiheitlicher Staat von Voraussetzungen lebt, die er nicht selbst garantieren kann. Das zeigt sich besonders in Diskussionen um die unbedingte Achtung der Menschenwürde, des Lebens und der Freiheit. Wie zerbrechlich diese Grundwerte sind, davon zeugen Unfriede, Gewalt, Terror im Großen wie im Kleinen. Der „Spurensuche"-Gottesdienst sucht Berührungspunkte zwischen Welt und Gott, sucht Begegnung mit Gott in den Menschen, Dingen und Ereignissen unseres Lebens. Er will eine Brücke schlagen zwischen dem konkreten Lebensalltag und dem Glauben, dass Gott diesem Leben Sinn und Halt gibt.
MBN: Was ist der Anlass für diese eher ungewöhnliche Art eines Gottesdienstes? Gibt es Vorbilder dafür?
Brantzen: Es ist der sechste Gottesdienst dieser Art in St. Stephan, zu dem Prominente aus Politik, Gesellschaft, Wirtschaft, Sport oder Kultur eingeladen werden. St. Stephan wurde vom heiligen Willigis (975-1011) als Gebetsstätte des deutschen Reiches begründet. Als Erzbischof und Erzkanzler des Reiches wünschte er, dass die Stiftsherren hier für Frieden und Gerechtigkeit beten. So eignet sich diese Kirche in besonderer Weise für die „Spurensuche"-Gottesdienste. Solche Gottesdienste werden seit einiger Zeit als Mittagsgebete auf den Katholikentagen gehalten. Auf dem Katholikentag in Osnabrück im Mai dieses Jahres werden Prof. Dr. Hans-Gert Pöttering, der Präsident des Europaparlamentes, und Kardinal Lehmann teilnehmen. Die Gottesdienste in St. Stephan sind eine Initiative der Pfarregemeinde St. Stephan und der Schönstattbewegung im Bistum Mainz.