Mainz. In der Mainzer Martinus-Bibliothek wird die Handschrift eines jiddischen Purim-Spiels aus Frankfurt aufbewahrt, die der Mainzer Judaist Professor Dr. Andreas Lehnardt jetzt im Harrassowitz-Verlag veröffentlicht hat. Die Neuerscheinung wurde am Dienstag, 8. Juni, in der Mainzer Martinus-Bibliothek vor Journalisten vorgestellt.
Das Manuskript aus dem Jahr 1751 mit dem Titel „Le-Haman“ („Über Haman“) überliefert ein Ahashwerosh-Spiel, also eine dramatische Wiedergabe des biblischen Buches Ester. Purim-Spiele wurden vor dem gleichnamigen jüdischen Fest zur Unterhaltung und Belehrung aufgeführt. Mit der Edition wird zum einen eine wichtige Quelle für die Kenntnis des Judentums in Frankfurt Mitte des 18. Jahrhunderts zugänglich gemacht und zum anderen bietet der Band neben seiner Bedeutung als Quelle für die Kenntnis des Jiddischen Einblicke in die volkstümliche jüdische Festkultur.
Professor Lehnardt wies darauf hin, dass eine im Jahr 1932 beabsichtigte Veröffentlichung „dieses bemerkenswerten Zeugnisses jüdischer Theaterkultur“ aufgrund der politischen Umstände nicht durchgeführt werden konnte. Das Stück sei in der Frankfurter Judengasse aufgeführt worden und wurde kurz darauf vom Rat der Stadt verboten. Die Gründe dafür seien nicht ganz klar, wohl aber eher auf innerjüdische Konflikte zurückzuführen. Jedenfalls sei die Handschrift des Stückes damals teilweise mit einer deutschen Übersetzung für den Magistrat der Stadt angefertigt worden.
Die Handschrift kam über die Bibliothek des Goethe-Vertrauten Fritz Schlosser in die Martinus-Bibliothek in Mainz. Der Direktor der Martinus-Bibliothek, Dr. Helmut Hinkel, hatte Professor Lehnardt im Jahr 2005 auf die Handschrift aufmerksam gemacht. Dr. Hinkel brachte die Hoffnung zum Ausdruck, dass die Edition eine „lebhafte wissenschaftliche Diskussion anstoßen“ möge, da es bislang nur wenige Übersetzungen von Purim-Spielen gibt.
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